Gordon Ross

Kanadischer Ingenieur und Unternehmer.

Für Gordon Ross ist das Internet mit seiner Fülle an Informationen so etwas wie der „zehnte Planet“, eine Welt ohne Grenzen. Doch nicht alle Inhalte sind für Kinder und Jugendliche geeignet. Das wurde Gordon Ross klar, als er im Fernsehen einen Bericht über einen Pädophilen sah, der sich in einem Chat-Room im Internet an Kinder heranmachte. Ross beschloß, etwas dagegen zu unternehmen und entwickelte eine Filtersoftware, die unter dem Namen „Net Nanny“ (Netz-Kindermädchen) im Januar 1995 von der gleichnamigen Firma als erstes Programm dieser Art auf den Markt gebracht wurde. „Net Nanny“ wird auf einem Rechner installiert und ermöglicht es festzulegen, daß beim Surfen im Internet bestimmte Seiten nicht aufgerufen werden können. Hierzu werden in einer Datenbank die entsprechenden Adressen gesammelt. Es ist aber auch möglich, bestimmte Wörter zu definieren, die maskiert werden sollen und zusätzlich kann ausgeschlossen werden, daß Daten von dem Computer in das Internet übertragen werden, etwa eine Kreditkartennummer zum Abruf kostenpflichtiger Seiten. Gordon Ross wurde am 30. Dezember 1942 in Vancouver, British Columbia, als Sohn eines Bergbauingenieurs geboren. Nach Abschluß der High-School ging er für drei Jahre zur Armee und war während dieser Zeit in Deutschland stationiert. Da er schon als Kind Interesse für Technik und Elektronik gezeigt hatte, studierte er an der California Polytechnic University, Pomona, in den Fächern Elektronik und Elektrotechnik. Er betrieb neun Jahre lang ein eigenes Tonstudio und arbeitete bei einem kanadischen Telekommunikationsunternehmen im Bereich der Netzwerktechnologie, bis er sich mit „Net Nanny“ selbständig machte. Für seine Arbeit wurde ihm 1999 der „Ethics in Action Award“ verliehen, und er bekam eine Auszeichnung der Cyberangels. Neben der Filtersoftware hat „Net Nanny“ auch das Programm „Bio Password“ auf den Markt gebracht, dies prüft anhand der Art der Anschläge auf der Tastatur bei Eingabe des Paßwortes oder Benutzernamens, die Identität von Personen. Der geschiedene Gordon Ross ist Vater von zwei Kindern und hat zwei Enkelkinder. Er lebt in Bellevue, Washington. Obwohl seine Firma sich mit der Filterung von Inhalten beschäftigt, setzt er sich in seinen zahlreichen Vorträgen zum Thema vehement für die Meinungsfreiheit im Internet ein.

John Romkey

Amerikanischer Softwarespezialist, entwickelte den Internet-Toaster.

Die Messe Interop findet seit 1986 regelmäßig in San Antonio in den USA statt. Interop ist die Kurzform für „Interoperability“, was die Fähigkeit von Software und Hardware unterschiedlicher Hersteller beschreibt, miteinander zu kommunizieren. Auf der Messe im Jahr 1989 wurde John Romkey vom Veranstalter Daniel Lynch gefragt, ob er für die Veranstaltung im kommenden Jahr einen Toaster mit dem Internet verbinden könnte, entsprechende Publizität sei ihm gewiß. Romkey entwickelte gemeinsam mit Simon Hackett die entsprechende Software und auf der Veranstaltung im Jahr 1990 wurde der über das Netz gesteuerte Toaster vorgeführt. Der Strom des Gerätes wurde ein- oder ausgeschaltet, dadurch der Bräunungsgrad der Brotscheiben bestimmt, die nach Abschalten des Stroms ausgeworfen wurden. Auf der Interop 1991 wurde eine verbesserte Version des Küchengerätes vorgestellt, bei der ein kleiner Roboterarm das Brot in den Toaster legte. John Romkey hatte sich seit 1982 mit dem Übertragungsprotokoll TCP/IP beschäftigt. Er gründete verschiedene Firmen, etwa 1986 das Unternehmen „FTP Software“, zur Entwicklung von TCP/IP-Software für MS-DOS und Windows sowie im Jahr 1992 „Elf Communications“, die „Wintalk“ entwickelte, die Übertragung eines UNIX-Protokolls für Windows. Auch war John Romnkey in der „IETF“, der „Internet Engineering Task Force“, die an Internet-Standards arbeitet. Er ist in einer gemeinnützigen Organisation beschäftigt, die sich mit der Informationsbeschaffung im Internet befaßt und lebt in Cambridge. Der „Internet-Toaster“ wurde 1996 wieder zum Leben erweckt, als die Firmen SUN und andere einfache Computer für den Netzzugang vorstellten, die von der Fachpresse mit diesem Begriff bezeichnet wurden.

Lawrence (Larry) Roberts

Amerikanischer Ingenieur, wird als Vater des Internet bezeichnet.
(1937 – 2018)

Als die ARPA Mitte der 60-er Jahre die Idee des Timesharing, der gemeinsamen Nutzung von Rechnerkapazizäten, zu verfolgen begann, waren die beteiligten Organisationen zunächst nicht begeistert, denn die Kapazitäten waren knapp. Da die ARPA jedoch auch über die Vergabe von Forschungsgeldern entschied, konnte das Projekt dennoch durchgeführt werden. Leiter der Arbeitsgruppe zur Planung eines entsprechenden Netzwerkes war Lawrence Roberts. Er hatte am MIT einen Master und Bachelor erlangt und seine Doktorarbeit unter Wesley Clark gemacht. Er arbeitete am Lincoln Laboratory des MIT, als er 1965 von der IPTO, des „Information Processing Techniques Office“ der ARPA, den Auftrag zur Entwicklung eines Computernetzwerkes erhielt. Gemeinsam mit Tom Marill wurde eine erste Verbindung zwischen zwei Rechnern über die Telefonleitung im Oktober des selben Jahres realisiert. Ein Jahr später veröffentlichten Roberts und Marill ihre Erfahrungen in der Schrift „Toward A Cooperative Network Of Time Sharing Computers“. Ende 1966 kam Lawrence Roberts im Alter von 29 Jahren zur IPTO, um ein Netzwerk zu entwickeln. Ein erstes Konzept dazu wurde von ihm im April 1967 auf einem Treffen der beteiligten Forschungsgruppen vorgestellt. Dabei sollten die Rechner durch einen Zentralcomputer verbunden werden. Die Idee, den Zentralcomputer durch kleine Rechner, die IMPs, zu ersetzen, die den am Netz beteiligten Computern vorgeschaltet werden sollten, stammte von Wesley Clark. Im Oktober 1967 wurde das „Message Switching Proposal“ schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt und im Juni 1968 dem IPTO-Direktor vorgelegt. Der Plan beschrieb die Aufgabe des ARPANET und enthielt die technischen Spezifikationen. Damit war er der Grundstein zur Entwicklung des ARPANET, dessen erste Knoten 1969 die University of California at Los Angeles (UCLA), die Universität Utah und die University of California at Santa Barbara waren. Roberts übernahm die Leitung des IPTO im September 1970 von ßßß Robert Taylor, er behielt diese Position bis 1973. Danach gründete er „Telenet“, das erste Unternehmen, das die paketvermittelnde Datenübertragung anbot. 1979 wurde die Firma verkauft. Roberts hatte diverse Positionen in der Industrie inne und ist zur Zeit (2001) Präsident eines Unternehmens für Internet-Technologie. Für seine Arbeit wurden ihm verschiedene Auszeichnungen verliehen. Unter anderem 1981 der Erickson Award, der mit dem Nobelpreis gleichzusetzen ist. Privates ist von Lawrence Roberts kaum bekannt. Er wird als eher zurückhaltender Mensch beschrieben, der eine außergewöhliche Konzentrationsfähigkeit besitzen soll. Es wird berichtet, daß er mit einer Geschwindigkeit von 30.000 Wörtern in der Minute lesen kann und daß er es schaffte, sich innerhalb weniger Wochen so gut im Gebäude des Pentagon auszukennen, (es gilt als eines der weitläufigsten Bauwerke der Welt), daß er problemlos immer den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten fand. Inzwischen beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten der Verlängerung des menschlichen Lebens. Als ein Mittel hierfür empfiehlt er das Arzneimittel „Deprenyl“, das gewöhnlich zur Behandlung der Parkinsonschen Krankheit Verwendung findet.
Beitragsbild: Von Autor unbekanntCC BY-SA 4.0,

Jenni Ripley

404 Research Lab

Wohl jeder Surfer im World Wide Web hat sich schon über die toten Links geärgert, auf die man im Netz immer wieder stößt und die sich durch die Meldung „404 File Not Found“ zu erkennen geben. „Alles was 404 hat, bietet sie Dir an, wohl wissend, das Du sie dennoch verachtest und sie so schnell verläßt, wie Du gekommen bist. Aber 404 wird jeden Besucher so empfangen, unabhängig von Rasse, Religion oder Geschlecht.“ So singt Jenni Ripley aus Minneapolis, Minnesota, das Loblied auf die Fehlermeldung die jeder Web-Surfer zu sehen bekommt, sobald er eine Seite aufruft, die nicht mehr existiert oder er bei der Eingabe der Adresse einen Fehler gemacht hat. „404 File Not Found“ ist ein, 1992 vom W3 Konsortium festgelegter Status-Code, den ein Web-Server erzeugt und an den anfragenden Computer sendet. Im Regelfall wird der Code „200“ gesendet, den man jedoch nicht zu Gesicht bekommt, da normalerweise die gesuchte Seite sogleich folgt. Die 1973 geborene Jenni Ripley arbeitet als Webmaster bei einem Unternehmen des E-commerce. Auch sie war frustriert von den vielen Verweisen, deren Adresse nicht mehr exisitiert und die buchstäblich ins Nichts führen. Im Mai 1999 verband sie daher Beruf und Hobby und gründete in ihrer Freizeit das „404 Research Lab“. Dort findet man neben dem Loblied auf diese Fehlermeldungen auch Sammlungen der lustigsten, coolsten, informativsten und anderen Seiten, die mit der 404-Meldung erscheinen können. Jenni Ripley favorisiert übrigens die „404 File Not Found“ Seite des MIT. Das Research Lab gibt daneben auch Hinweise für Webmaster, die selbst eine entsprechende Seite einrichten möchten. Auch wird mit dem Mythos aufgeräumt, der behauptet, die Bezeichnung „404“ würde auf die Nummer eines Raumes des CERN zurückgehen, in dem Tim Berners Lee das World Wide Web erfunden haben soll. Dies ist unmöglich, denn die Numerierung im entsprechenden Gebäude beginnt mit 410. „404 öffnet ihre Seele für Dich. Sie überbringt Dir ihre Botschaft und verlangt nichts von Dir .Sie verlangt keinen „Login-Namen“, kein Passwort. Sie zeigt kein Banner und keine Mailingliste hält Dich über künftige Updates auf dem Laufenden…. Enstpanne Dich, 404 ist Deine Freundin.“ Fast könnte man meinen, die „404 File Not Found“-Seiten seien die besten im gesamten Netz.

Ricardo.de

Deutsches Auktionshaus im Internet.

Ein Freund fragte die Betreiber des Hamburger Verlages „Companions“ um Rat, was er wohl mit 1000 Fahrrädern anfangen könnte, die er billig aus Thailand bekommen hatte. Sie kamen auf die Idee, die Drahtesel im Internet zu versteigern. Über das Gelingen dieser Aktion, die 1997 stattfand, gibt es widersprüchliche Angaben, doch scheint sie erfolgreich gewesen zu sein, denn ein Jahr später gründeten die Verleger das Auktionshaus „Ricardo.de“ im Internet. Die Firmengründer heißen Stefan Glänzer, Christoph Linkwitz und Stafan Wiskemann. Die Drei, Jahrgang 1961/62 hatten Betriebswirtschaft studiert, promoviert und im Jahr 1991 in Hamburg eine Werbeagentur namens Companions gegründet. 1993 gaben sie ihr erstes Buch heraus, einen Partyplaner. Es folgten Ratgeberbücher zu verschiedenen Themen. Auch heute noch existiert der Verlag, dessen Sortiment inzwischen über mehr als 250 Ratgeber verfügt. Auch mit dem Internet hat sich die Firma frühzeitig beschäftigt, 1996 erschien die Internet-Programmzeitschrift „CU“ (lautmalerisch: „See you“), deren Erscheinen allerdings bereits nach wenigen Ausgaben wegen mangelndem Erfolg wieder eingestellt wurde. Erfolgreicher ist da schon das Auktionshaus Ricardo, das als erste Firma live Auktionen im Internet anbot. Dabei können bis zu 2000 Nutzer gleichzeitig an einer moderierten Versteigerung teilnehmen, wobei zur Imagepflege gern prominente Persönlichkeiten als Auktionator verpflichtet werden und auch Versteigerungen zugunsten wohltätiger Zwecke stattfinden. Die Bandbreite der angebotenen Dinge reicht von den Boxhandschuhen Dariusz Michalschewkis bis zur Schiffsbeteiligung mit einem Mindestgebot von 100.000 Mark. Daneben gibt es die Möglichkeit für Privatpersonen, Gegenstände zu verkaufen und eine „undercover Auktion“ verspricht Spannung. Dabei kann jeder Teilnehmer nur ein Gebot abgeben, wobei er nur das Mindesgebot kennt und nicht erfährt, wieviel seine Konkurrenten geboten haben. Der Meistbietende erhält den Zuschlag, muß aber nur den Preis des zweithöchsten Gebots zahlen. „Ricardo.de“ hat im Jahr 2000 mit dem englischen Unternehmen „QXL“ fusioniert und ist inzwischen Marktführer in Europa.

Beitragsbild: Screenshot der Seite 1999

Razorfish

Amerikanische Internetagentur.

Während des Rummels um die „New Economy“ war auch der Name der Firma Razorfish in aller Munde. In den einschlägigen Publikationen wurde das Unternehmen als „Digital Solutions Provider“ oder „e-Integrator“ bezeichnet. Die Firma selbst sieht sich als „Globaler Dienstleister für strategische digitale Kommunikation“ und der Mitbegründer von „Razorfish“, Jeffrey Dachis, bezeichnete das Unternehmen in einem Interview mit der „Computerwoche“ schlicht als „Unternehmensberatung“. „Razorfish“ entwickelt Strategien für Unternehmen, die im Internet tätig sein wollen, und beteiligt sich auch bei deren technischen und gestalterischen Umsetzung. Gegründet wurde die Firma 1995 von dem 1966 geborenen Jeffrey Dachis und Craig Kanarick. Dachis, der sechs Geschwister hat, die alle in unterschiedlichen Bereichen selbständig sind, zeigte sich schon in der High School vielseitig interessiert: Er machte eine Radiosendung, beteiligte sich am Schulfernsehen, wirkte in 30 Theateraufführungen mit und verkaufte gemeinsam mit seinen Geschwistern Gebrauchtwagen. Neben seinem Studium, er hat einen Bachelor-Abschluß in Tanz und Theaterliteratur und ein Examen aus dem Bereich „performing arts administration“, machte er sich mit der Werbeagentur „In Your Face“ selbständig. Nach seiner Ausbildung arbeitete er in einer Firma eines seiner Brüder, einem Geldtransfer-Service für Glücksspielunternhemen. 1994 lernte er bei Craig Kanarick das World Wide Web kennen. Kanarick war ein Schulfreund von Dachis, er hatte Informatik und Philosophie an der Universität von Pennsyslvania studiert und einen Abschluß in „visual studies“ am MIT gemacht. 1995 gründeten die Freunde „Razorfish“. Kanarick verstand es, das Image einer ausgeflippten Agentur aufzubauen, die sich um die „Digitalisierung der Welt“ kümmert, und das Unternehmen wurde bald zu den sogenannten „Fast Five“ gerechnet, einer Gruppe von Beratungsunternehmen, die frühzeitig den Internet-Boom erkannt hatten und davon profitierten. Zu den Kunden von „Razorfish“ gehörten Unternehmen wie „Ford“ oder „Giorgio Armani“. Die Agentur vergrößerte sich durch den Kauf anderer Firmen und expandierte unter anderem auch nach Deutschland. 1999 ging „Razorfish“ schließlich an die Börse. Das rasante Wachstum bekam dem Unternehmen jedoch nicht gut: Kunden beschwerten sich über schlechte Leistungen, und auch der abflauende Internet-Boom ging nicht spurlos an der Agentur vorbei. Das Unternehmen, das seit seiner Gründung steigende Gewinne gemacht hatte, rutschte Ende 2000 in die roten Zahlen und mußte 400 seiner weltweit 1900 Mitarbeiter entlassen. Anfang 2001 zogen sich Dachis und Kanarick schließlich aus der Geschäftsleitung zurück.

Beitragsbild: Screenshot der WEbseite 1997

Eric Steven Raymond

Amerikanischer Computerspezialist, Vordenker der „Open Source Organisation“.

Der Aufsatz „Die Kathedrale und der Basar“ von Eric Raymond wird auch als Manifest der Open Source Initiative bezeichnet. Raymond beschreibt darin am Beispiel des Betriebssystems Linux die Entwicklung guter Software. Er stellt zwei Arbeitsstile zur Erstellung von Software nebeneinander: Einerseits die Kathedrale an der „sorgsam gemeißelt“ wird „von Druiden und kleinen Teams von Hohepriestern“, andererseits der Basar, der dadurch gekennzeichnet ist, daß jeder sich an der Softwareentwicklung beteiligen kann. Dazu ist es natürlich notwendig, daß der Quellcode der Software, der Source-Code, offen liegt und verändert werden darf, was bei kommerziellen Programmen bislang kaum der Fall ist. Open Source ermöglicht es, Softwarefehler schnell zu beheben, die Programme individuellen Bedürfnissen anzupassen und zu verbessern. Dabei werden die beteiligten Programmierer mit sozialem Status belohnt. Raymond legt das Verhalten der Hacker in einem weiteren Essay, mit dem Titel „Homesteading the Noosphere“ (unter „Noosphere“ versteht er „den Raum aller denkbaren Gedanken“) ausführlich dar und beschreibt das Hackermilieu als Geschenkkultur, in der der soziale Status durch den Wert der Geschenke definiert wird. Eine weitere bekannte Publikation Raymonds ist „The New Hackes Dictionary“. Die „Open Source Org.“ ist eine Abspaltung der Free Software Foundation Richard Stalmans, in der Raymond lange engagiert war. Unter anderem ist er an der Entwicklung des Editors EMACS beteiligt. Die „Open Source Organisation“ wurde von ihm ins Leben gerufen, nachdem Netscape, angeregt durch „Die Kathedrale und der Basar“, den Programmcode seines Browsers offengelegt hatte, was schließlich zum Mozilla-Projekt führte, der Entwicklung eines Browsers gemäß den Regeln der Open Source Organisation. Eric Raymond lehnt die kommerzielle Verwertung von Software keineswegs ab, die von ihm gegründete Organisation gibt sogar Hinweise auf Geschäftsmodelle, denen Offene Software zugrunde liegt. So kann etwa die individuelle Anpassung der Programme verkauft werden, die Bündelung mit Hardware ist möglich, aber auch Bücher und anderes zum Thema sind denkbar. Eric Raymond hat Philosophie und Mathematik an der University of Pennsylvania studiert und dann als Programmierer und Softwareberater gearbeitet. Er legt Wert auf die Feststellung, nie eine Informatikvorlesung oder einen Kurs über Softwaredesign besucht zu haben. 1993 war er Mitbegründer des Interent-Service-Provider „Chester County InterLink“ in West Chester, Pennsylvania. Bei dieser gemeinnützigen Firma, die Internetzugänge für die Bürger des Ortes zur Verfügung stellt, arbeitet er noch heute. Raymond ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Malven, Pennsylvania. Er ist ein begeisterter Freizeit-Musiker und hat bereits an zwei CDs einer Band mitgewirkt. Als Anhänger der Libertarian Party setzt er sich für die absolute Freiheit des Individuums ein (die Partei lehnt die Einkommensteuer ebenso ab wie die staatliche Sozialversicherung), wozu neben der freien Meinungsäußerung auch das Tragen von Waffen gehört. So stellt Raymond auf seiner Web-Seite auch stolz seine Schußwaffen vor.

Beitragsbild: Von Doc Searls – Flickr, CC BY-SA 2.0

Bob Rankin

Amerikanischer Informatiker, Mitherausgeber des Internet Tourbus.

„Warum Surfen, wenn Du den Bus nehmen kannst?“ Das ist das Motto der Herausgeber des Newsletter „The Internet Tourbus“ Bob Rankin und Patrick Crispen. Der E-Mail-Newsletter, eine Idee Rankins, erscheint seit 1995 zweimal wöchentlich und beschreibt das Internet in einer verständlichen Sprache. Der am 17. März 1962 in New Castle, Pennsylvania geborene Bob Rankin machte seine erste Bekanntschaft mit der Computertechnik mit einem programmierbaren Taschenrechner, dem er das „Bellen, Sitzen und Kniffelspielen“ beibrachte. Eine Verbindung der High-School, die er besuchte, mit einem Universitätsrechner tat ihr übriges, um ihn für diese Technologie zu begeistern. Nach einem Informatikstudium begann er bei IBM zu arbeiten. Dort lernte er das Internet kennen, als er 1993 über das Netz mit Hilfe eines Konferenzsystems mit Mitarbeitern der Firma in aller Welt kommunizierte. Von nun an ließ ihn das Internet nicht mehr los, und 1994 veröffentlichte er sein Buch „Accessing The Internet By E-Mail“. Darin beschreibt er, wie es möglich ist, nur mit Hilfe der elektronischen Post gezielten Zugriff auf verschiedene Dienste des Internet, darunter FTP oder das World Wide Web, zu erlangen. Da er das Buch kostenlos im Internet zur Verfügung stellte, fand es, in über 30 Sprachen übersetzt, eine enorme Verbreitung. Im Jahr 1995 startete er gemeinsam mit Patrick Crispen, der bereits Erfahrungen bei der Herausgabe eines Newsletters mit etwa 80.000 Lesern gemacht hatte, den „Internet Tourbus“ der, damals noch ein Novum, mit Werbung angereichert war. Zunächst wurde das Projekt nebenberuflich durchgeführt. Doch 1997 gab Bob Rankin seine Arbeit bei IBM auf und ist seitdem Unternehmer und Autor. Neben der Arbeit für den „Internet-Tourbus“ schreibt Dr. Bob, wie Rankin auch genannt wird, Bücher und gestaltet Web-Seiten. Als Hobby gibt er an, mit einem kleinen Plastikbus zu spielen der ein „cooles Geräusch“ macht, wenn er ihn über den Schreibtisch schiebt.

Dave Raggett

Englischer Physiker im „W3 Konsortium“.

Die rasante Entwicklung des World Wide Web ist ohne Standards für die Anzeige der Dokumente nicht vorstellbar. Das „World Wide Web (W3) Konsortium“ entwickelt und veröffentlicht die entsprechenden Standards. Doch die besten Vorschläge nützen nicht viel, wenn die Firmen, welche die Anzeigeprogramme für das World Wide Web, die Browser, herstellen, sich nicht darum kümmern. Dave Ragett gebührt der Verdienst, die beiden Konkurrenten Microsoftft und Netscape 1995 an einen Tisch geholt zu haben, wo sich die Firmen dann auf die gemeinsame Unterstützung zumindest grundlegender Standards einigten. Dave Raggett ist der Autor der Version der Auszeichnungssprache HTML+ und verantwortlich für die darauf folgenden Spezifikationen. Der am 30. Juni 1955 in Chippenham, England, geborene Dave Raggett studierte Physik und Astrophysik in Oxford. Schon während seines Studiums begann er sich mit Computern zu beschäftigen. 1985 bis 1994 arbeitete er bei der Firma „Hewlett-Packard“ in England an Hypertextsystemen zur Darstellung umfangreicher Verkaufsunterlagen auf VGA-Bildschirmen. 1992 suchte er über eine Newsgruppe Gleichgesinnte zum Aufbau eines globalen Hypertextsystems und bekam auch Hinweise auf die Arbeit von Tim Berners-Lee am CERN. Ragett nahm den Kontakt auf, und es kam zur Zusammenarbeit. Seit 1994 beschäftigt er sich nun intensiv mit dem World Wide Web. Ragett entwickelte den Browser „Arena“ zum Demonstrieren der HTML+ Spezifiaktion. Er förderte die Entwicklung von VRML, der Seitenbeschreibungssprache, welche die dreidimensionale Darstellung im Netz ermöglicht, wobei er es war, der den Begriff „VRML“ prägte. Außerdem arbeitet Raggett an Möglichkeiten zur Darstellung mathematischer Formeln im World Wide Web und entwickelte in diesem Zusammenhang den Editor „EzMath“. Weiterhin beschäftigt er sich mit Benutzerschnittstellen, die unabhängig von dem zugrundeliegenden Datenmodell sind und die Darstellung von Web-Inhalten auf unterschiedlichen Geräten, wie Mobiltelefonen, Fernsehgeräten oder Computern erlauben. Ein weiterer Bereich seiner Arbeit sind Systeme zum sprachgesteuerten Zugriff auf das World Wide Web. Dave Ragett ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kinder in Wiltshire, Westengland. Sein derzeitiger Arbeitgeber, ein Unternehmen, das Systeme für den mobilen Zugriff auf das Internet entwickelt, hat ihn für die Arbeit im „W3 Konsortium“ freigestellt.

RealNetworks

Amerikanisches Unternehmen, Pionier der Streaming Technologie.

RealNetworks wurde 1993 von den politisch engagierten Freunden ßßß Rob Glaser und David Halperin als „Progressive Networks“ in Seattle gegründet. Der Name war Programm, denn die Zwei hatten geplant, ein Projekt aufzuziehen, das Technik; Medien und soziale Belange verbinden sollte. Sie stellten sich vor, über einen „progressiven Kabelkanal“ fortschrittliche politische Inhalte zu verbreiten. Dazu kam es nicht und Halperin schied aus der Firma aus. Progressive Networks entwickelte eine Möglichkeit, Audio-Dateien in Echtzeit über das World Wide Web zu übertragen: Das sogenannte Streaming. Dabei werden die Dateien schon während der Übertragung abgespielt, was zum Beispiel die Verbreitung von Radiosendungen über das Netz ermöglicht. Für die erste Demo des Real Players wurde 1995 die Reportage eines Baseballspiels übertragen. Richtig populär wurde die Software ein Jahr später, als der unabhängige serbische Radiosender B92 vom damaligen autoritären jugoslawischen Staatschef Milosevic abgeschaltet wurde, das Radioprogramm jedoch dank der Software der Firma über das Internet verbreitet werden konnte. Gemeinsam mit 37 anderen Unternehmen, darunter Netscape, wurde das „Real Time Streaming Protoco1“, RTSP, entwickelt, das es erlaubt, einzelne oder mehrere zeitsynchronisierte Datenströme zu steuern. 1998 konnte mit der Technologie von „RealNetworks“ erstmals eine Fernsehsendung über das World Wide Web übertragen werden. Inzwischen gehören im World Wide Web abrufbare Radio- und Fernsehprogramme zum Alltag und die Technologie von RealNetworks kann mit einem Marktanteil von etwa 85 Prozent als Quasi-Standard angesehen werden. Allerdings hat ßßß Microsoft sich inzwischen zum ernsthaften Konkurrenten von RealNetworks entwickelt. Nachdem die beiden Firmen ursprünglich zusammengearbeitet hatten, ( Microsoft hatte sich sogar an der Firma seines ehemaligen Mitarbeiters Glaser beteiligt und die Technologie von RealNetworks lizenziert) kam es nach einer Senatsanhörung über die zweifelhaften Geschäftspraktiken von Microsoft zum Zerwürfnis zwischen den beiden Firmen. Rob Glaser hatte behauptet, der Softwaregigant aus Redmont würde seine Software sabotieren, ein Vorwurf, der durch ein unabhängiges Institut nicht bestätigt werden konnte. Microsoft entwickelte daraufhin eine eigene Technologie und RealNetworks kam nicht umhin, das Microsoft-Format durch seine Software zu unterstützen. Auch RealNetworks geriet wegen dubioser Praktiken in die Schlagzeilen: Die Software „RealJukebox“ übertrug Daten der Anwender nach Seattle. Kritiker vermuteten, daß dadurch die Musikvorlieben der Nutzer ermittelt werden sollten. Glaser hingegen beteuerte, es handele sich um eine Eigenschaft des Programms, die der besseren Fehlerbehebung diene.

Beitragsbild: Zentrale im Seattle Home Plate Center, SounderBruce – CC BY-SA 2.0