Peter Deutsch

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler von Archie.

Die Tochter von Peter Deutsch was das erste Kind in Kanada, das Zugriff zum Internet hatte. Auf einem Foto ist das damals sechs Monate alte Mädchen an der Tastatur des Rechners von Peter Deutsch zu sehen, der 1987 die MacGill Universität in Montreal mit dem Internet verband. Peter Deutsch wurde am 26. Juli 1955 in Kalifornien als Sohn eines Amerikaners und seiner australischen Frau geboren. Die Familie zog 1969 nach Australien, wo er die High School abschloß. Bevor er in Kalifornien das College besuchte, reiste er durch Asien und Europa. In Europa lernte er auch seine spätere Frau, eine Franco-Kanadierin, kennen. 1975 übersiedelten sie nach Montreal, wo er 1981 sein Studium in den Fächern Mathematik und Informatik beendete. Seinen ersten Computer schaffte sich der technisch interessierte PeterDeutsch, der bereits während seiner Schulzeit an Radios gebastelt und sich in einer Theatergruppe mit Beleuchtungs- und Soundeffekten beschäftigt hatte, 1981 an. Der Rechner, ein TRS-80 mit 16 k Speicher, funktioniert heute noch, Peter Deutsch steuert damit seine Modelleisenbahn. Einen weiteren Abschluß in Informatik machte er 1991 an der McGill Universität. Dort war er seit 1987 auch als Systemadministrator tätig und leitete ein Team von sechs Mitarbeitern. Einer seiner mitarbeiter, ßßß Alan Emtage, durchsuchte das Internet in seinem Auftrag nach brauchbarer Software für die Universität. Dabei entwickelte er eine Datenbank, die es ihm erlaubte, die gefunden Quellen lokal zu durchsuchen. Eines Tages erhielt Peter Deutsch über eine Mailingliste eine Anfrage nach einem bestimmten Programm, die er dank der Datenbank von Alan Emtage, positiv beantworten konnte. Am nächsten Morgen war seine Mailbox voller Anfragen nach anderer Software. Ihm war klar, daß er nicht die Zeit haben würde, sich um alle Anfragen zu kümmern und er beauftragte sein Team, zu dem außer Alan Emtage auch Bill Heelan, Sandro Mazzucatto und Luc Boulianne gehörten, eine Möglichkeit zu entwickeln, auch von außerhalb auf die Datenbank zuzugreifen. So entstand „Archie“, als erste Suchmaschine des Internet. Als die Anfragen immer mehr zunahmen, gründeten Peter Deutsch und Alan Emtage die Firma Bunyip, aus der Peter Deutsch 1998 ausschied. Seitdem arbeitet er bei ßßß Cisco, wo er ein Team von 85 Ingenieuren leitet, die an einigen „wirklich netten Produkten“ arbeiten, wie Peter Deutsch es ausdrückt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Archie ist für ihn die erste Demonstration der Möglichkeiten, die das Internet als „Füllhorn der Informationen“ bietet.

Deja.com

Suchmaschine im Usenet.

Deja.com wurde im April 1995 von Steve Madere als Deja News gegründet. Er hatte ein System zum Durchsuchen großer Textbestände in Datenbanken entwickelt, was auch auf weniger leistungsfähigen Rechnern lief. Die Fähigkeiten des Systems werden deutlich, wenn man bedenkt, daß 450 Gigabyte Text innerhalb von zwei bis drei Sekunden durchsucht werden können. Madere begann, alle Nachrichten des Usenet seit 1995 zu archivieren und sie unter einer benutzerfreundlichen Oberfläche zugänglich zu machen. Von nun an war es möglich, das fast undurchdringliche Labyrinth der Newsgruppen, deren Inhalt von ernsthaften Diskussionen bis zum größten Schwachsinn reicht, auf einfache Weise zu durchsuchen. Das Archiv wuchs täglich um über 700.000 Nachrichten, was einer Datenmenge von etwa fünf Gigabyte entspricht. Leider bestanden bereits 1997 etwa zwei Drittel dieser Nachrichten aus „Spam“, mit Postwurfsendungen vergleichbarer unerwünschter Werbung. Doch Deja entwickelte ein System, derartige Botschaften von der Archivierung auszuschließen. 1999 entdeckte Madere den E-Commerce und aus Deja News wurde Deja.com. Eine „ratings area“ wurde in die Web-Seite integriert. Dort konnten die Nutzer diverse Ranglisten für Themen vom Hund bis zum Sportstar anlegen und Kaufempfehlungen für Produkte erstellen und einsehen. Auch die von diesem Zeitpunkt an archivierten Nachrichten blieben vom Kommerz nicht verschont: Sie wurden teilweise mit Verweisen zu entsprechenden Produkten innerhalb Deja versehen, was zu Protesten vieler Nutzer führte. Im Jahr 2000 wurde der kommerzielle Bereich von Deja.com an eBay verkauft und im Februar 2001 übernahm die Suchmaschine „Google“ das gesamte Archiv.

Donald Watts Davies

Englischer Ingenieur und Informatiker, (7.6.1924 – 28.05.2000)

Donald Davies ist der Mann, der den Begriff des „Packet Switching“ prägte und dieses Prinzip, unabhängig von Paul Baran, in England entwickelte. Beim „Packet Switching“ werden Informationen, die durch ein Netzwerk geschickt werden, in einzelne Blöcke, die Pakete, zerlegt. Diese werden wie kleine Frachtstücke durch das Netz geschickt, wobei sie sich den kürzesten Weg suchen und beim Empfänger wieder zusammengesetzt werden. Davies wählte den Begriff, da dieser seiner Meinung nach das Prinzip am besten beschreibt und das Wort „Paket“ in vielen Sprachen die gleiche Bedeutung hat. Interessant ist auch, daß er für die Größe der Blöcke die selbe Datenmenge wählte wie Paul Baran: Nämlich 1024 Bit. Donald Davies und seine Zwillingsschwester wurden 1924 geboren. Noch im selben Jahr starb ihr Vater, ein Verwaltungsangestellter einer Kohlenzeche. Die Mutter verdiente den Lebensunterhalt für die kleine Familie als Schalterbeamtin bei der Post. Davies interessierte sich schon als Kind für Technik und war ein begeisterter Radiobastler. So war es für ihn auch eine große Freude, als seine Mutter dem 13-Jährigen eines Tages ein Fachbuch über Telefonie mitbrachte, das ein Techniker im Postamt vergessen hatte. Dieses Buch bescherte ihm „Stunden faszinierender Lektüre“ wie er sich erinnerte. Der außergewöhnlich begabte Schüler konnte mit einem Stipendium an der Univerität London studieren. Bereits im Alter von 19 Jahren machte er seinen Abschluß in Physik und mit 23 beendete er ein Mathematikstudium. 1947 begann er am National Physical Laboratory (NPL) zu arbeiten, wo er unter anderem an der Entwicklung des digitalen Computers in England, dem Pilot ACE, beteiligt war. 1954 ermöglichte ihm eine Forschungsstipendium einen einjährigen Aufenthalt in den USA. Wieder nach England zurückgekehrt, arbeitete er weiter am NPL, wo er 1966 Leiter der Informatikabteilung wurde. Anfang der 60-er Jahre machte Donald Davies sich Gedanken über ein öffentliches Kommunikationsnetz, wobei ihm eine Kombination aus der digitalen und der Telefontechnik vorschwebte. Er kam zu dem Schluß, daß das Versenden einzelner Datenblöcke, der Pakete, die vorteilhafteste Lösung sei, Informationen über ein solches Netzwerk zu versenden. Da er voraussah, daß in einem öffentlichen Netzwerk die unterschiedlichsten Rechner miteinander kommunizieren müßten, beschäftigte er sich intensiv mit dem Aufbau der Datenblöcke. 1966 stellte er seine Überlegungen auf einem Vortrag einer größeren Öffentlichkeit vor und gab damit einen wesentlichen Impuls für das ARPANET, denn Larry Roberts erfuhr von seinen Ideen und griff sie auf. Davies erfuhr bei dieser Gelegenheit von Paul Baran, den er später auch persönlich kennenlernen konnte. Im Gegensatz zu Baran, der bei der amerikanischen Telefongesellschaft AT&T auf taube Ohren gestoßen war, wurde Davies von der British Telecom in seinem Vorhaben bestärkt. Am NPL wurde 1970 das erste Netzwerk eingerichtet, welches bis 1986 in Betrieb war. Donald Davies arbeitete am NPL an diversen Projekten, so beschäftigte er sich mit einem System zum Übersetzen der russichen Sprache ins Englische, mit Kryptographie und Datensicherheit im Netzwerk. Im Gegensatz zu vielen Internet-Pionieren hat der zurückhaltende Mann nie eine Firma gegründet, er war jemand, der Ideen entwickelte, die Ausführung anderen überließ, um sich dann neuen Herausforderungen zu stellen. Bis zu seiner Pensionierung 1984 blieb der Familienvater, er war verheiratet und hatte drei Kinder, beim NPL. Davis setzte sich jedoch nicht zur Ruhe, sondern war bis zu seinem Tod als Berater für Datensicherheit tätig und entwickelte zum Spaß eine PC-Simulation des ersten Computers, an dem er mitgearbeitet hatte.

Beitragsbild: Donald Watts Davies by unknown internethalloffame.org Fair use,

Andries van Dam

Amerikanischer Computerspezialist.

Als Andries van Dam 1964 als graduierter Student einen Film über das Konstruktionssystem „Sketchpad“ sah, wurde sein Interesse für die digitale Bildverarbeitung geweckt. Sketchpad war ein System, das es erlaubte, mit Hilfe eines Lichtgriffels Zeichnungen auf einem Monitor zu erzeugen und diese zu speichern. Noch heute ist van Dam, inzwischen Professor an der Brown Universität in Rhode Island, davon so begeistert, daß er den Film jedes Jahr seinen Studienanfängern zeigt. Wie jemand, der ständig von seiner schweren Kindheit berichtet und immer wieder erzählt „wie er als Kind zehn Meilen barfuß durch den Schnee zu Schule gehen mußte“, wie er es ausdrückt. Er studierte am Swartmore College Elektroingenieurwesen und promovierte 1966 an der Universität von Pensylvania über, wie könnte es anders sein: Digitale Bildvearbeitung. Bedeutung für die Geschichte des Internet erlangte er durch seine Beteiligung an der Entwicklung des ersten kommerziellen Hypertextsystem HES – Hypertext Editing System – an dem er 1967 an der Brown Universität gemeinsam mit Ted Nelson arbeitete. Dieses System lief auf einem IBM Rechner mit, heute unvorstellbaren, 128 k Speicher. Das HES wurde später zum Beispiel zur Dokumentation des Apollo Raumfahrt-Programms der NASA eingesetzt. Ein weiteres Hyxpertextsystem war FRESS – File Retrival and Editing SyStem -. Hier wurden die Links mit einem Lichtgriffel auf dem Monitor erzeugt, wobei es zwei Arten von Links gab: „Tags“ und „Jumps“. Die Tags zeigten zum Beispiel Fußnoten oder Anmerkungen. Dazu wurde mit dem Lichtgriffel auf das betreffende Wort gezeigt, und in einem zweiten Fenster erschien der diesem Wort zugeordnete Text. Die Jumps zeigten Links zwischen verschiedenen Dokumenten. Das System erlaubte bis zu sieben gleichzeitig geöffnete Fenster, hier waren die Links durch Pfade verbunden, die es ermöglichten, die Links zurückzuverfolgen. Bei seiner Arbeit an diesen Systemen war es Andries von Dam, der den Begriff „Elektronisches Buch“ prägte. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Arbeit im Bereich der Computergrafik. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu diesem Thema und ist Co-Autor des Standardwerkes „Fundamentals of Interactive Computergraphics“. Dieser Titel weist auch auf einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit hin, denn er beschäftigt sich unter anderem mit virtueller Realität und mit neuen Benutzerschnittstellen, die sich dieser Technik bedienen. Die Zukunft der Computer sieht der 1936 geborene Wissenschaftler in Geräten, die allgegenwärtig sind und über grafische, akustische und haptische Schnittstellen gesteuert werden. Immer wieder betont er die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, die es den Forschern ermöglicht, über ihren akademischen Horizont hinaus zu sehen. Er selbst ist seit 1964 als Berater tätig, unter andrem für Firmen wie General Motors, Microsoft oder SUN. 1969 gehörte er zu den Gründern der SIGGRAPH – „Association for Computing Machinery Special Interest Group on Computer Graphics“ – einer Organisation, welche jährlich die gleichnamige Konferenz organisiert.

Beitragsbild: Andries van Dam 2008, Von Alan Levine from Strawberry, United States – Andy Van Dam Recalls, CC0

DEC

In der Forschungsabteilung dieser Firma wurde die Suchmaschine AltaVista entwickelt.
„Es gibt keinen Grund für irgend jemanden, einen Computer zu Hause zu haben“ Diese Fehleinschätzung des Firmenchefs Ken Olsen, aus dem Jahre 1977, beschreibt genau den Grund des Niedergangs der Digital Equipment Corporation in den 80-er Jahren. Der zeitweise nach IBM zweitgrößte Computerhersteller, der auch als „Microsoft der 70-er“ bezeichnet wird, hatte es versäumt, rechtzeitig auf das Geschäft mit dem Personalcomputer zu setzen und konnte 1998 schließlich von Compaq übernommen werden. DEC wurde 1957 von Ken Olsen und Harland G. Anderson gegründet. Während Olsen die Firma bis 1992 leitete, verließ Anderson das Unternehmen bereits nach neun Jahren und gründete ein Beratungsunternehmen. Der 1926 geborene Olsen war der Sohn eines norwegischen Einwanderers. Schon als Kind interessierte er sich für Elektronik und war ein leidenschaftlicher Radiobastler. Während des Zweiten Weltkrieges machte er bei der amerikanischen Marine eine Ausbildung als Elektroniker. Nach dem Krieg konnte er nach einer Begabtenprüfung am MIT studieren. Dort arbeitete er später unter anderem an der Entwicklung des legendären Whirlwind Computers mit. Am MIT lernte er auch Harland Anderson kennen. Anderson hatte 1951 sein Physikstudium beendet und einen Job am MIT angenommen. 1957 beschlossen die zwei Kollegen, eine eigene Computerfirma zu gründen. Die in geschäftlichen Angelegenheiten unerfahrenen Akademiker mieteten ein altes Mühlengebäude als Firmensitz und freuten sich über die geringe Miete von 40 Cents pro Quadratmeter. Später erfuhren sie, daß der Vermieter das Gebäude kurz zuvor für 15 Cents pro Quadratmeter gekauft hatte. Startkapital in Höhe von 70 000 Dollar erhielten sie von einer Risikokapital-Firma gegen eine Beteiligung von 70 Prozent an ihrem Unternehmen. Vom Kapitalgeber kam auch der Firmenname „Digital Equipment Corporation“, kurz: DEC. Anderson und Olsen hatten an „Digital Computer Corporation“ gedacht, aber die Zeit sollte für Computerunternehmen angeblich nicht günstig sein. DEC entwickelte den Arbeitsplatzrechner PDP1, den ersten Minicomputer, der 1960 zu einem Preis von etwa 120000 Dollar auf den Markt kam. Geradezu ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, daß Computer derzeit über eine Millionen Dollar kosteten. Die Firma war sehr erfolgreich, wuchs schnell und wurde zum zweitgrößten Computerhersteller mit über 100000 Angestellten. 1986 wurde Ken Olsen vom amerikanischen Magazin „Forbes“ zum „Unternehmer Amerikas“ gewählt. DEC war führend in der Netzwerktechnik und bei den Minicomputern. Auch wurde bei DEC das in Insiderkreisen geschätzte Betriebssystem VMS entwickelt. (Später entstand auf der Basis dieses Systems Windows NT von Microsoft). Auch war die Firma für ihre Forschungsabteilung berühmt, die jährlich mit mehr als 10 Prozent des Firmenumsatzes finanziert wurde. Den Siegeszug des Personalcomputers verschlief die Firma jedoch: Erst als IBM Computer mit PC-DOS, dem später als MS-DOS bekannt gewordenen Betriebssytem, auslieferte, bequemte man sich bei DEC zur Entwicklung eines eigenen Personal-Computers. Dabei war dieser Begriff innerhalb des Unternehmens verpönt: Die Rechner wurden „applications terminal and small system“ genannt. 1988 erschien mit SUN ein weiterer Konkurrent auf der Bildfläche, der UNIX als Standardbetriebssystem für Workstations etablieren konnte. Als sich der Markt Anfang der 90er Jahre endgültig zu Gunsten der Personalcomputer wandelte, mußte Ken Olsen 1992 die Firma verlassen. Seinen „Schwarzen Freitag“ erlebte DEC im April 1994, als ein Verlust von 183 Millionen Dollar bekanntgegeben werden mußte. Die Rettung der Firma gelang durch Enrico Pesatori, der unter anderem über die Hälfte der damals 126000 Angestellten der Firma entließ und DEC wieder in die Gewinnzone brachte bevor die Firma 1998 von Compaq übernommen wurde

Beitragsbild: DEC Firmenlogo