IUMA

Erstes kommerzielles Musikarchiv im Internet.

Als der Informatikstudent der Universität von Santa Cruz Jeff Patterson 1993 einen Song seiner Band „The Ugly Mugs“ im Internet veröffentlichte, war die Resonanz überwältigend. So kam er auf die Idee, das Konzept auszubauen und auch anderen unabhängigen Bands die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Musik über das Netz zu verbreiten. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Rob Lord und Jon Luini sowie der Unterstützung des Computerherstellers Silicon Graphics entstand so das „Internet Underground Music Archive“, IUMA. Hier finden Musiker aller Sparten die Möglichkeit, sich selbst auf Web-Seiten zu präsentieren und Musikstücke zum Download bereitzustellen, wofür sie eine relativ geringe Gebühr bezahlen müssen. Die Gründer hielten sich anfangs durch die Gestaltung von Web-Seiten über Wasser, wobei Firmen wie Duracell oder Warner Brothers zu ihren Kunden zählten. Das Musikarchiv entwickelte sich schnell zur beliebtesten Seite im Bereich der sogenannten „Indpendent“-Szene. Ende 1999 konnte IUMA sogar beginnen, den Musikern für jedes von einem Kunden heruntergeladene Musikstück eine kleine Gebühr zu zahlen. Die Aktivitäten IUMAs reichten von dem Plan, ein eigenes Platten-Label zu gründen (was verworfen wurde) bis zur Mithilfe bei der Realisierung des ersten Musikmagazins im Internet, mit dem Michael Goldberg 1994 unter der Bezeichung „Addicted To Noise“ online ging. Inzwischen gehört IUMA zu der 1998 gegründeten Firma „EMUSIC.com“. In die Schlagzeilen geriet das Musikarchiv im Sommer 2000 durch eine der „seltsamsten Werbekampagnen der Geschichte“, wie ein amerikanisches Magazin es ausdrückte. Bei der Aktion „Name your Baby IUMA“ wurden Eltern aufgefordert, ihrem neugeborenen Kind den Namen der Firma zu geben. Als Belohnung winkten ihnen 5000 $ oder die Möglichkeit, lebenslang das gesamte Angebot von IUMA, inklusive CDs und Konzertkarten, kostenlos nutzen zu können. Es fanden sich tatsächlich Eltern, die nicht darauf verzichten wollten, ihre kleinen „Iuma Dylan-Lucas“ oder „Iuma Rose“ in einem Heim „prall gefüllt mit der besten Musik des Planeten“ aufwachsen zu lassen.

Beitragsbild: Screenshot 1996

Intershop

Softwareunternehmen aus Jena.

Ursprünglich war „Intershop“ die Bezeichnung einer staatlichen Ladenkette der DDR zur Devisenbeschaffung, in deren Geschäften gegen harte Währung Produkte aus dem Westen verkauft wurden. Die DDR gibt es schon lange nicht mehr. Aber der „Intershop“ ist wiederauferstanden. 1992 gründete ßßß Stephan Schmabach gemeinsam mit Wilfried Beeck und Karsten Schneider die Firma „NetConsult“, um Computersysteme der Firma „NeXT“ zu verkaufen und entsprechende Software zu entwickeln. Karsten Schneider hatte 1984 sein Elektrotechnikstudium in Sofia mit Auszeichnung abgeschlossen, später als Entwicklungsingenieur bei Carl Zeiss gearbeitet und nach der „Wende“ gemeinsam mit Schambach bei einer Jenaer Computerfirma gearbeitet. Der aus Schleswig Holstein stammende Beeck hatte Informatik in Kiel studiert und den Deutschland-Vertrieb der „NeXt“ Computer übernommen. Bei einem Vortrag in Jena lernte er Schambach und Schneider kennen, denen er vorschlug , die NeXT-Systeme in Ostdeutschland zu verkaufen. Als die Produktion der Rechner im Jahr 1994 eingestellt wurde, kam Stephan Schambach auf die Idee, das Internet als Vertriebsweg für Waren zu nutzen. Auf der Messe „Cebit“ lernte Schambach den damals 25 jährigen Frank Gessner kennen. Gessner, der heute Chefentwickler bei „Intershop“ ist, erstellte die Software für einen entsprechenden Online-Shop, der im August 1995 als „intershop.de“ online ging. Der Name, eine Kombination aus „Internet“ und „Shop“, erinnert an den gleichnamigen Devisenbringer und wurde zum Aushängeschild für den möglichen Wirtschaftsaufschwung im Osten Deutschlands. Zunächst verkaufte „NetConsult“ das Sortiment eines Computergroßhändlers aus München. Als die Unternehmer aus Jena ihrem Geschäftspartner anboten, ihm ebenfalls einen Online-Shop einzurichten, winkte er ab. Über ein Zeitungsinserat fanden sie schließlich einen Geldgeber, der ihnen die Erweiterung des Geschäftes ermöglichte. Schambach ging in die USA und fand dort als ersten Kunden einen „Schlipshändler“ aus San Francisco. Inzwischen gehört Intershop, wie die Firma seit 1997 heißt, zu den führenden Softwareanbietern im Bereich E-Commerce, zu deren Kunden internationale Großkonzerne wie „Bosch“, „Motorola“ oder „Shell“ gehören. Die Hauptniederlassungen befinden sich in Jena, Hamburg und San Francisco, und das Unternehmen ist in 24 Ländern präsent. Obwohl der Umsatz von „Intershop“ in den ersten Jahren um das 77-Fache gestiegen war, macht das Unternehmen bislang (Mitte 2001) noch keinen Gewinn, doch „Wir arbeiten hart daran“, wird Schambach von einem deutschen Branchenblatt zitiert.

Beitragsbild: Screenshot der Intershop-Webseite 2000

Internet Mall

Amerikanisches Verzeichnis von E-Commerce-Anbieteren.

Auf der Web-Seite der „Interent-Mall“ finden sich inzwischen die Web-Adressen von 27.000 Internet-Shops, weshalb die Seite vom Magazin „Stern“ auch als „Yahoo der kommerziellen Dienste“ im Internet bezeichnet wurde. Die Anfänge der Internet Mall liegen im Jahr 1994. Dave Taylor, der damals für das amerikanische Magazin „Internet World“ tätig war, sollte einen Bericht über die Einkaufsmöglichkeiten, die das Internet bot, verfassen. Tylor veröffentlichte die Liste nicht nur in dem Magazin, sondern stellte sie im Stil einer FAQ (Frequently Asked Questions) im Usenet allen Nutzern des Internet zur Verfügung. Die Liste war wie ein Kaufhaus in einzelne Abschnitte, „Stockwerke“, eingeteilt. Dort gab es neben Medien oder Computerzubehör auch Artikel wie Parfüm oder Süßigkeiten. Allerdings waren die meisten Firmen nur mit einer E-Mail-Adresse vertreten, über die Kataloge angefordert werden konnten. Neben wenigen Einträgen aus dem World Wide Web waren auch die Dienste „Gopher“ oder „Telnet“ vertreten. Die erste Internet Mall, die im Februar 1994 veröffentlicht wurde, umfaßte 34 Einträge, wobei die Buchhändler den größten Teil stellten. Zu den ersten gehörte auch Lehmanns Fachbuchhandlung aus Berlin, die bereits seit 1993 mit einem Bücherkatalog im Netz vertreten war. Die Liste fand großen Anklang, weshalb Taylor sie nun regelmäßig erweiterte. Sie wuchs anfangs um bis zu 30 Internet-Shops am Tag und entwickelte sich zu einem veritablen Unternehmen. Später wurden auch Software für den Handel im Internet entwickelt und das Unternehmen schließlich an die Firma „Shopnow.com“ verkauft.

Internet-Kühlschrank

Küchengerät zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, mit Internetanschluß.

Nachdem der Toaster von ßßß John Romkey und Simon Hackett die erste Küchenmaschine war, die über das Internet gesteuert werden konnte, war es nur konsequent, ein Küchengerät zu entwickeln, das den Zugang zum Netz ermöglicht. Im Februar 1999 wurde auf der Domotechnika in Köln der „Screenfridge“ der Firma Electrolux vorgestellt. Der Kühlschrank ist mit einem Computer ausgestattet, der über einen in die Tür eingelassenen, berührungsempfindlichen Monitor gesteuert wird. Durch diesen Rechner soll aus der Küche eine „Kommunikationszentrale“ werden, so der Hersteller, und tatsächlich bietet er viele Funktionen: Ein Kochbuch stellt Rezepte zur Verfügung und gibt Tips zur richtigen Behandlung von Lebensmitteln. Eine elektronische Pinnwand bietet die Möglichkeit zum Nachrichtenaustausch mit anderen Hausbewohnern, natürlich kann man mit dem Gerät im Internet surfen und E-Mails verschicken, wobei eine eingebaute Videokamera auch die Übermittlung von Bildern erlaubt. Daneben ist es möglich das Radio- und Fernsehprogramm zu empfangen und der Monitor kann als Zentrale einer Videoüberwachungsanlage dienen. Im September 2000 wurde mit viel Brimborium der Beginn eines Praxistests dieses Kühlschranks angekündigt. 50 Haushalte in einem Vorort Kopenhagens konnten sechs Monate mit dem „Screenfridge“ verbringen. Eine besonders schnelle Verbindung sorgte für die Kommunikation mit dem Internet und es wurden spezielle kommunale Dienste, wie Fahrpläne, Angebote örtlicher Einzelhändler etc. angeboten. Auch war es möglich, Bestellungen per E-Mail aufzugeben. Über den Ausgang des Experiments ist nicht bekannt. Offenbar scheinen die Testpersonen nicht so begeistert gewesen zu sein, wie es die ursprüngliche Euphorie erwarten ließ. Die Deutsche Presseagentur zitiert eine Teilnehmerin während des Tests mit den Worten: „Naja, im Grunde ist das Ganze ja doch wohl eher ein Spaß“. Interessanter scheint da ein Projekt der Fachhochschule Fulda: Im Keller von Mehrfamilienhäusern könnten Gefriertruhen mit separaten Fächern für jeden Bewohner aufgestellt werden. Über den PC in der Wohnung könnten die Bewohner feststellen, welche Lebensmittel in der Truhe sind und Nachschub über das Internet bestellen. Ein Lieferservice würde dann die Fächer auffüllen.

Internationale Stadt Berlin

Deutsches Internetprojekt.

Im Jahr 1993 hatte eine Künstlergruppe, bestehend aus Barbara Aselmeier, Joachim Blank, Armin Haase, und Karl Heinz Jeron, das Netzkunstprojekt „Handshake“ verwirklicht. Da es zu dieser Zeit in Deutschland kaum Internetzugänge gab, wurde „Handshake“ als Installation präsentiert. Die Künstler bauten in Galerien und auf Ausstellungen ein „Internet-Café“ auf, über welches das Publikum Zugang zum eigentlichen Werk bekam. Als sich 1994 der Sponsor und Provider der Gruppe auflöste, beschlossen die Künstler, die Infrastruktur der Berliner Firma zu übernehmen und ein eigenes Internetprojekt zu starten. So gründete die Gruppe im Dezember 1994, gemeinsam mit drei weiteren Partnern, die „Internationale Stadt Berlin“. Die Gründungsmitglieder wollten einerseits selbst Inhalte im World Wide Web verbreiten, andererseits aber auch als Provider einen billigen Internetzugang und Speicherplatz anbieten. Der Grundgedanke war, der beginnenden Kommerzialisierung des Internet etwas entgegenzusetzen und ein selbstverwaltetes System zu schaffen, in dem die Nutzer Eigeninitiative entwickeln sollten. „Der Mensch steht als aktiver Beteiligter und nicht als Verbraucher im Zentrum. Neue zwischenmenschliche Beziehungen werden durch die Internationale Stadt initiiert und wirken auf den Alltag der realen Stadt“ heißt es zu Beginn des Projektes. Die Metapher der Stadt wurde gewählt, da dort die unterschiedlichsten Inhalte nebeneinander Platz finden, was auch für das Projekt geplant war und zu gegenseitiger Befruchtung führen sollte. Um die Eigeninitiative der Teilnehmer zu fördern, wurden neben einer übersichtlichen Startseite auch Werkzeuge, wie zum Beispiel ein online zu bedienender Html-Editor, zur Verfügung gestellt. Weiterhin war geplant, öffentliche Terminals aufzustellen, die den Zugang zum Internet auch für Menschen ohne eigenen Rechner ermöglichen sollte. Der Preis für den Internetzugang betrug für die damalige Zeit sensationelle 29 DM für einen ISDN-Anschluß. Finanziert wurde die Internationale Stadt hauptsächlich durch Arbeit der Gründer, die Dienstleistungen im Internet-Bereich anboten. Die Internationale Stadt Berlin scheiterte jedoch an der Passivität ihrer Teilnehmer „Als wir die Leute nicht mehr dazu aufgefordert haben, etwas zu machen, ist auch nichts mehr passiert“, wird der Geschäftsführer des Projektes Max Bareis zitiert. Hinzu kam, daß Teilnehmer, die interessante Inhalte entwickelt hatten, die Internationale Stadt häufig verließen, um einen eigenen Web-Server zu etablieren. Schließlich wurde das Projekt im Frühjahr 1998 eingestellt. Geblieben ist das „Individual Network Berlin“, ein Verein, der den günstigen Internetzugang für Vereine, Bildungseinrichtungen und Privatpersonen anbietet. Außerdem das „Radio Internationale Stadt“, ORANG, ein Archivsystem für Audiodateien, das von jedermann genutzt werden kann.

Infomatec

Deutsches Softwareunternehmen.

Das einstige Augsburger Vorzeigeunternehmen geriet Ende 2000 in die Schlagzeilen. Die Firmengründer und Vorstände Alexander Häfele und Gerhard Harlos wurden verdächtigt, sogenannte Insidergeschäfte getätigt zu haben und traten von ihren Ämtern zurück. Die 1988 gegründete Softwareschmiede war ursprünglich sehr erfolgreich. In ihren besten Zeiten hatte „Infomatec“ weltweit 600 Angestellte. Harlos trat als Sponsor des Augsburger Fußballclubs auf, und die Gründer riefen den exklusiven „Capitol-Culture-Club“ ins Leben, zu dem nur wohlhabende Gäste Zutritt haben sollten. Nachdem „Infomatec“ zu Beginn der 90-er Jahre internetfähige Standardsoftware für verschiedene Branchen entwickelte, wurde 1999 der Cross TV Standard für Interaktives Fernsehen präsentiert. Eine „Set-Top-Box“ sollte den Internetzugang über den Fernsehapparat ermöglichen. Eine Technologie, der eine große Zukunft vorausgesagt wird. Nach Meinung des Marktforschungsinstituts Forrester Research sollen bis zum Jahr 2004 mehr als 250 Millionen entsprechende Geräte im Einsatz sein. „Infomatec“ hatte geplant, zunächst 100.000 dieser sogenannten „Surfstations“ an den Telekommunikationsanbieter „MobilCom“ zu verkaufen. Doch es wurden nur 14.000 Geräte abgenommen. Auch Vereinbarungen mit anderen Großkunden platzten, es heißt sogar, einer der genannten Interessenten habe nie existiert. Im Zuge dieser Geschehnisse stieg der zunächst gefallene Aktienkurs von „Infomatec“ zunächst an, brach wenig später jedoch wieder ein. Danach mußten Häfele und Harlos ihren Hut nehmen. Inzwischen hat „Infomatec“ ein Pilotprojekt mit dem internationalen Musikkanal MTV gestartet, bei dem die Cross TV Technologie eingesetzt wird. Die „Set-Top-Box“ ermöglicht die Verbindung des analogen Fernsehens mit dem Internet. Dadurch wird es möglich, daß die Zuschauer Zusatzinformationen zum Fernsehprogramm aufrufen, sich an Diskussionen und Abstimmungen beteiligen, programmspezifische Produkte bestellen oder entsprechende Internet-Seiten aufsuchen. Bei „Infomatec“ ist man zuversichtlich, damit einen Fuß in der Tür zu einem riesigen Zukunftsmarkt zu haben.

ICANN

Amerikanische Organisation.

Die „Verfassungsgebende Versammlung des Internet“ wie die New York Times die Internet Corporation for Numbers and Names, kurz Icann, nannte, wurde 1998 in den USA gegründet. Die Gründungsinitiative ging von der US-Regierung, aber auch von Persönlichkeiten wie ßßß John Postel aus, die damit die Verwaltung der immer größeren Menge von Internet-Domains vereinfachen wollten. Diese Organisation ist keine Internet-Regierung, wie immer wieder zu hören ist, sondern sie hat, seit September 2000, die Aufsicht über die IP-Adressen und Domain Namen. Eine Aufgabe, die zuvor von der Firma NetworkSolutions wahrgenommen wurde. Darunter fällt auch die Vergabe der „Top Level Domains“ also der Endungen der Web-Adressen mit den Kürzeln com, net oder org. Diese werden jedoch nicht von der Icann direkt vergeben, sondern von Unternehmen, die dafür von der Organistion lizensiert werden. Gemeinsam mit dem amerikanischen Wirtschaftsministerium hat die Icann auch die Kontrolle über den A-root Server, das „Herz“ des Internet. Dadurch wäre sie in der Lage, einzelne Web-Seiten einfach „abzuschalten“, was ihr, nach Ansicht vieler Kritiker, zu viel Macht verleiht. Die Icann wird von 19 Direktoren geleitet, welche von verschiedenen Organisationen ausgewählt werden. Ins Licht der Öffentlichkeit rückte ICANN als erstmals fünf der Direktoren durch die internationale Web-Gemeinschaft gewählt werden konnten. Dadurch gelangten mit Karl Auerbach von der Firma ßßß Cisco und ßßß Andy Müller-Maguhn vom Chaos Computer Club auch zwei Kritiker der Kommerzialisierung des Internet in den Vorstand. Die zwei wollten darauf hinwirken, „daß Icann nicht von denen kontrolliert und dominiert wird, die keine höheren Ziele damit verfolgen als Massen-Marketing.“, wie es Auerbach in einem Interview ausdrückte

Beitragsbild: Hauptquartier der ICANN von CoolcaesarEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link