David Chaum

Amerikanischer Kryptologe, Erfinder des digitalen Geldes.

„Das aufregendste Produkt, das ich innerhalb der vergangenen 20 Jahre gesehen habe.“ Das sagte Nicholas Negroponte über das von David Chaum entwickelte digitale Geld „e cash“. Das Besondere daran ist, daß damit absolut anonym über das Internet bezahlt werden kann. Das Geld wird online von der Bank auf den Rechner des Kunden übertragen, dessen Konto zuvor mit dem gewünschten Betrag belastet worden ist. Er kann es dann zu einem beliebigen anderen Rechner übermitteln, um damit z.B. eine bestellte Ware zu bezahlen. Der Verkäufer kann das Geld dann wieder zur Bank übertragen, die den Betrag seinem Konto gutschreibt. Die digitalen Münzen werden beim Kunden mit Seriennummern versehen und bei der Bank durch eine Signatur gültig gemacht. Das von David Chaum entwickelte Verfahren der „blinden Signatur“ ermöglicht es, dabei absolute Anonymität zu bewahren. Chaum selbst hat es durch folgende Analogie beschrieben: Der Kunde legt einen Zettel mit einer Seriennummer in einen undurchsichtigen Umschlag. Über das Blatt wird ein Stück Kohlepapier gelegt. Der verschlossene Umschlag wird zur Bank geschickt, die ihn mit einem Stempel als Geld gültig macht. Durch das Kohlepapier überträgt sich der Stempel auf den Zettel, ohne daß die Bank die Seriennummer erfährt. Der Kunde kann das Papier, das durch die Seriennummer und den Abdruck des Stempels als Geld ausgewiesen ist, nun weitergeben. David Chaum entstammt einer wohlhabenden amerikanischen Familie. Schon in der Highshool interessierte er sich für Computer und Sicherheitssysteme, wie Schlösser oder Alarmanlagen. Als echter Hacker begann er natürlich mit dem Knacken von Paßwörtern. Während seiner Studienzeit entwickelte er zwei neuartige Systeme für Schlösser, die er auch beinahe an einen Hersteller verkaufen konnte. Er studierte in Berkley Informatik und im Nebenfach Business Administration. Bereits 1982 stellte der „Don Quichote in Birkenstocks“, wie er vom amerikanischen Magazin ßßß Wired genannt wurde, sein System der „blinden Signatur“ vor. Nach einer Tätigkeit als Dozent an zwei amerikanischen Hochschulen ging er Ende der 80-er Jahre nach Holland, wo er am ßßß CWI die „Cryptographic Research Group“ mitbegründete. Er entwickelte ein auf der von ihm erfundenen Technologie basierendes Mautsystem für die holländischen Autobahnen, das jedoch nicht eingeführt wurde. 1990 gründete er mit Geld seiner Familie die Firma „DigiCash“, um zu beweisen, daß seine Entwicklung in der Praxis funktioniert. David Chaum ist zwar ein genialer Mathematiker und Kryptologe, als Manager einer Firma versagte er jedoch. Vereinbarungen mit interessierten Unternehmen kamen nicht zustande, da Chaum entweder zuviel Geld forderte oder vermutete, daß an den Verträgen irgend etwas nicht stimmen könne. Seine Paranoia ging sogar so weit, daß er sich in Interviews weigerte, Auskunft über sein Alter zu geben. Aus einem Geschäft mit Bill Gates, der bereit war, das System für 100 Millionen Dollar in Windows 95 zu integrieren wurde nichts, da Chaum für jede verkaufte Kopie ein bis zwei Dollar forderte. Verträge mit Netscape oder Visa wurden von ihm in letzter Minute nicht unterschrieben. Er hatte immer wieder neue Ideen und schaute seinen Angestellten ständig über die Schulter, wie ein ehemaliger Mitarbeiter von DigiCash berichtet. Auch die Arbeitsbedingungen sollen nicht die besten gewesen sein und die Mitarbeiter blieben nur aus Idealismus und mit der Aussicht auf späteren Reichtum, den Chaum ihnen für die Zukunft versprach, bei der Firma. Ein ehemaliger Angestellter wird später mit den Worten „Wenn Du DigiCash überlebt hast, wirst Du auch mit allem anderen fertig werden, das Dir das Leben in den Weg stellt.“ zitiert. 1996 kam es zum Bruch mit den Mitarbeitern, David Chaum setzte zwei Geschäftsführer ein und zog sich in den Hintergrund zurück. Auch diese Leute waren nicht die richtigen. Zwar kam es zur Zusammenarbeit mit verschiednen Banken, die das Projekt allerdings nicht nachdrücklich genug verfolgten, und nach diversen Veränderungen in der Geschäftsleitung wurde DigiCash 1999 geschlossen, nachdem die Investoren nicht mehr bereit waren, weiters Kapital zur Verfügung zu stellen. Die von David Chaum entwickelte Technologie soll angeblich von einem Unternehmen namens eCash verwendet werden und David Chaum hat seit Ende 2000 wieder eine eigene Firma.

Beitragsbild: Screenshot von David Chaums Internetseite 1999