Amerikanischer Hackerstar.
Als Kevin Mitnick im Januar 2001 aus dem Gefängnis entlassen worden war, hatte er für einen Computerfreak bittere Jahre vor sich, denn seine Strafe sah unter anderem vor, daß er bis zum Jahr 2003 weder einen Computer noch ein Telefon benutzen durfte. Er war 1999 nach viereinhalbjähriger Untersuchungshaft neben einer Gefängnis- und einer geringen Geldstrafe auch zu dieser ungewöhnlichen Buße verurteilt worden. Schon im Jahr 1988 hieß es von ihm, daß er „verwahrt und von Computern ferngehalten werden müsse.“ Damals war er zum wiederholten Mal wegen Eindringens in fremde Computersysteme verurteilt worden. Dabei hatte er jedoch niemals finanziellen Gewinn aus den so gewonnenen Kenntnissen erzielt, sein Motiv war die „geistige Herausforderung“ und das „Verlangen nach Wissen“. Kevin Mitnick hatte eine eher triste Kindheit, seine Eltern, ein Schallplattenpromotor und eine 19-jährige Kellnerin, trennten sich, als Kevin drei Jahre alt war. Er wuchs einige Zeit bei seiner Großmutter auf, da seine Mutter den Lebensunterhalt für die Familie verdienen mußte. Bis zu seinem elften Lebensjahr mußte der Junge regelmäßig Beruhigungsmittel einnehmen, um seine Hyperaktivität zu zügeln. In der Schule schloß er sich einer Gruppe von „Phone Phreakern“ an, die dem legendären Captain Crunch nacheiferten, der die Telefongesellschaften mit Hilfe einer Trillerpfeife überlistete, um kostenlose Gespräche zu führen. Im Alter von 16 Jahren drang er das erste Mal unberechtigt in den Schulrechner ein. Wenig später gelangten Kevin und seine Freunde über das Arpanet in den Computer der amerikanischen Luftverteidigung. 1981 wurde er erstmals zu einer Haftstrafe verurteilt, da er und ein Freund bei der Telefongesellschaft „Pacific Bell“ eingebrochen waren, um Handbücher und Informationsmaterial zu stehlen. Schon bald nach Verbüßung der Strafe wurde Mitnick erneut bestraft, da er schon wieder ins Arpanet eingedrungen war. Danach lebte er einige Zeit unter falschem Namen in Nordkalifornien, da er bei einem früheren Arbeitgeber regelmäßig Telefon- und Scheckbetrug begangen hatte. 1985 begann Kevin Mitnick ein Studium am „Computer Learnig Center in Los Angeles“. Dort lernte er auch seine Freundin kennen, die er im Mai 1987 heiraten wollte, doch dazu kam es zunächst nicht, da er sich schon wieder als Hacker betätigt hatte. Zwar wurde er nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, aber es wurde für ihn zusehends schwieriger, eine Arbeit zu finden. Trotzdem konnte er nicht vom Hacken lassen und 1988 wurde er mit Hilfe eines Freundes, der sich vom FBI hatte anwerben lassen, auf frischer Tat ertappt. An die einjährige Gefängnisstrafe, zu der er nun verurteilt wurde, schloß sich ein Rehabilitationsprogramm für jüdische Ex-Kriminelle an, das ihn von seiner „Computersucht“ befreien sollte. 1991 erschien das Buch zweier Journalisten „Cyberpunk: Outlaws and Hackers on the Computer Frontier“, dessen erster Teil sich mit Kevin Mitnick beschäftigte und ihn auf einen Schlag berühmt machte. 1992 tauchte er unter, da er vom Büro seines Arbeitgebers in den Computer einer Bank eingedrungen war, was jedoch bemerkt wurde. Nachdem das FBI zunächst einen anderen Hacker auf Mitnick angesetzt hatte, der ihn zu ungesetzlichen Handlungen anstiften sollte – was mißlang – wurde Mitnick zum Sündenbock, dem man alle entsprechenden ungeklärten Fälle in die Schuhe schob. Am 4. Juli 1994 erschien in der New York Times eine Titelgeschichte über Mitnick (inzwischen gibt es neben Büchern sogar einen Film über ihn), da es ihm gelungen war, über die Telefonzentrale des FBI die Gespräche der Agenten abzuhören, die mit seinem Fall befaßt waren. Im Oktober 1994 wurde er aufgespürt, als er in das Telefonnetz von Seattle eingedrungen war, um kostenlos zu telefonieren, doch entging er knapp seiner Verhaftung.. Mitnick trieb weiterhin im Cyberspace sein Unwesen und wurde schließlich von dem Sicherheitsexperten ßßß Tsotumo Shimonura überführt, nachdem er in den Computer des San Diego Supercomouter Center (SDSC) eingedrungen war, für dessen Sicherheit Shimonura die Verantwortung trug. Shimonura entdeckte den Eindringling, es war ihm schließlich möglich, ihn ausfindig zu machen, und am 15. Februar 1995 wurde er verhaftet. Man beschuldigre Mitnick, einen Schaden in Höhe von 300 Millionen Dollar verursacht zu haben und wurde zu der oben geschilderten Strafe verurteilt. Er selbst betont, seine Erfolge beim „Hacken“ seien nicht so sehr auf überragende technische Fähigkeiten zurückzuführen. Er habe sich häufig des „Social Hacking“ bedient, also zum Beispiel Paßwörter direkt von den betreffenden Personen erhalten. Um seiner Tätigkeit als Sicherheitsberater und Kolumnist nachgehen zu können, soll seine Strafe inzwischen etwas gemildert worden sein, so daß er zum Schreiben einen Computer benutzen darf. Auch E-Mail kann er empfangen, die elektronische Post wird ihm allerdings nur ausgedruckt ausgehändigt und das World Wide Web kennt er bislang nur vom Zuschauen.
Beitragsbild: Von Luiz Eduardo – CC BY 2.0,