Amerikanischer Softwaregigant.
Fast sah es so aus, als hätte Microsoft den Boom des World Wide Web verschlafen, noch 1995 sagte der Firmenchef Bill Gates im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“: „Mit Medienangeboten wie Internet wird heute kein Geld verdient… Zehn Jahre wird es mindestens dauern, bis diese Medien breit akzeptiert sind.“ Allerdings hatte Microsoft zu diesem Zeitpunkt bereits von der Firma ßßß Spyglass die Lizenz der Mosaic-Technologie für Web-Browser erworben und arbeitete fieberhaft an der ersten Version des microsoft eigenen Anzeigeprogramms für Web-Seiten, dem Internet-Explorer. Als der Explorer 1995 schließlich auf den Markt kam, hatte der Browser ßßß Netscape bereits einen Marktanteil von über 70 Prozent. Microsoft begann, seinen Browser zu verschenken und es kam zum „Browserkrieg“, in dem beide Hersteller ständig neue Versionen der Programme auf den Markt brachten, um sich gegenseitig zu übertrumpfen. Dank seiner großen Finanzkraft konnte Microsoft diesen Krieg für sich entscheiden. Microsoft wurde 1975 von den Studenten Paul Allen und Bill Gates als Micro Soft in Albuquerque gegründet. Die zwei hatten die Programmiersprache BASIC auf den ersten Personalcomputer, den Altair 8800, implementiert. Nachdem zunächst Aufträge für Firmen, wie Apple, Commodore oder Tandy ausgeführt wurden, folgte 1980 der große Durchbruch, als Microsoft das Betriebssystem MS-DOS für die neuen Personalcomputer von IBM liefern konnte. Da IBM selbst nicht recht an den Erfolg des Computers glaubte, war es Microsoft möglich, das Betriebssystem auch an andere Computerhersteller zu lizenzieren und so bald eine marktbeherrschende Stellung zu erlangen. Daneben konzentrierte sich die Firma auf die Entwicklung von Anwendungen für den Bürobereich. Das Textverarbeitungsprogramm Word, die Tabellenkalkulation Excel, die Datenbank Access und das Präsentationsprogramm Power Point sind heute als „Office“-Paket der Marktführer in diesem Bereich. Die Firma, die 1980 in die Nähe von Seattle gezogen war, brachte 1985 das Betriebssystem „Windows“ mit einer grafischen Benutzeroberfläche auf den Markt. Für eine schlechte Kopie des Apple Systems gehalten, ging seine Entwicklung jedoch auch auf ein im Labor des Xerox PARC entwickeltes System zurück. Gleichzeitig mit der Einführung von Windows begann Microsoft mit IBM an dem Betriebssystem OS 2 zu arbeiten, das als multitasking-fähiges System mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen sollte. Die Zusammenarbeit wurde mit dem Erscheinen von Windows 3.0 im Jahre 1990 beendet. Mit Windows 3.0 hatte das inzwischen in Redmond bei Seattle ansässige Unternehmen ein System geschaffen, das dem von Apple fast ebenbürtig schien und damit seine heute marktbeherrschende Stellung begründet. Zur Einführung von Windows 95 startete Microsoft eine gigantische Werbekampgne während der eine Ausgabe der Times kostenlos verteilt wurde und das Unternehmen für 12 Millionen Dollar den Song der Rolling Stones „Start me up“ erwarb. Inzwischen hat Microsoft mit den Systemen Windows95, 98, NT und 2000 eine monopolartige Stellung im Bereich der Arbeitsplatzrechner erreicht. Dies gelang jedoch nicht durch überzeugende Qualität der Produkte, sondern durch teilweise auch dubiose Geschäftspraktiken, die darauf bauten, andere Firmen unter Druck zu setzen, wie etwa dem PC- Hersteller Compaq, dem damit gedroht wurde, ihn nicht mehr mit dem Betriebssystem Windows zu beliefern, wenn der Netscape Navigator wie geplant mit den Geräten der Firma ausgeliefert würde. Inzwischen kann Microft unliebsame Konkurrenten einfach aufkaufen. Das Quasi-Monopol wird Microsoft immer wieder vorgeworfen, doch hat die Firma dadurch einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verbreitung der Computer und zur Standardisierung in diesem Bereich geleistet. Auch beginnt das Monopol zu bröckeln, mit dem von ßßß Linus Torvalds entwickelten Betreibssystem LINUX scheint der Softwareriese einen ernsthaften Konkurrenten bekommen zu haben, der zumindest auf dem Markt der Webserver, in dem Microsoft einen Marktanteil von unter 40 Prozent hat, ein gewichtiges Wörtchen mitredet. Microsofts Marktmacht und Geschäftspraktiken führten immer wieder zu Gerichtsverfahren, die 1998 schließlich in einem Kartellrechtsverfahren kulminierten, das von 20 Bundesstaaten und diversen Konkurrenzunternehmen angestrengt wurde. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, aber bei Redaktionsschluß wurde eine Aufspaltung von Microsoft in zwei unabhängige Unternehmen erwartet. Wie ernst auch die Unternehmensführung das Verfahren nimmt, wird deutlich, wenn man hört, daß Steve Balmer und Bill Gates zeitweise planten das Unternehmen zu verlassen, um dem Verfahren eine günstige Wendung zu geben. Obwohl Microsoft oft als „Reich des Bösen“ bezeichnet wird, gehört die Firma zu den 100 Unternehmen mit den besten Arbeitsbedingungen in den USA, die von der Zeitschrift „Forbes“ ermittelt werden. Der Firmencampus liegt in einem parkähnlichen Gelände und ist mit zahlreichen Sportplätzen für die Mitarbeiter ausgestattet, alle Getränke in der Firma sind frei, und dank Aktienoptionen arbeiten in Redmond inzwischen über 2000 Millionäre. Microsoft erhält fast 2500 Bewerbungen wöchentlich und kann so unter den besten Kräften auswählen. Die Geschäftsbereiche des Unternehmens beschränken sich natürlich nicht mehr nur auf Software, die Firma betreibt einen eigenen onlinedienst und ist an zahlreichen anderen Unternehmen beteiligt, unter anderem ist geplant, mit Teledesic ein Netz von über 800 Satelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen, um die weltweite drahtlose Kommunikation zu ermöglichen. Mit der „Dotnet“ Initiative, an der sich verschiedene namhafte Unternehmen beteiligen, und die, im Gegensatz zur bisherigen Praxis, mit offenen Standards arbeitet, sollen Geräte vom PC über das Handy bis zum Kochherd internettauglich gemacht werden. Die „X-Box“ soll Microsoft außerdem auf dem Markt der Spielekonsolen etablieren und es wird spekuliert, daß damit auch der Internetzugang möglich sein soll.