Robert M. (Bob) Metcalfe

Amerikanischer Ingenieur und Journalist, entwickelte das Ethernet.

Auf der sechsten WWW-Konferenz, die im Jahr 1996 stattfand, konnten die Besucher einem ungewöhnlichem Schauspiel beiwohnen: Der Kolumnist des Computermagazins „Info World“, Bob Metcalfe, verzehrte vor dem versammelten Publikum ein mit etwas Wasser vermischtes Stück Zeitung. Er löste damit ein Versprechen ein, das er im Jahr zuvor gab, nachdem er in einer Kolumne den Zusammenbruch des Internet für 1996 vorausgesagt hatte. Zwar betonte er, daß im August 1996 die Router bei dem Provider AOL ihren Dienst versagt hatten, was ihn jedoch nicht von seiner ungewöhnlichen öffentlichen Mahlzeit bewahrte. Andere seiner Aussagen waren zutreffender, 1991 prangerte er als erster ßßß Microsofts monopolistisches Verhalten an und sagte richtig des Rückzug Bill Gates aus der Leitung der Firma voraus. Vor allem ist Metcalfe jedoch als Erfinder des Ethernet bekannt geworden, dem heutigen Standard für lokale Netzwerke. Schon als Kind hatte sich der 1946 in Brooklyn geborene Metcalfe mit der Elektrotechnik beschäftigt, damals allerdings eher zufällig: Als der zehnjährige Schüler sich anschicktein letzter Minute einen Schulaufsatz über ein Buch zu schreiben, welches er gelesen hatte, erwischte er im Regal seines Vaters, eines Raumfahrt-Technikers, ein Werk über Elektrotechnik, dessen Inhalt er in besagter Hausarbeit beschrieb. Zwar hatte er davon eigentlich nichts verstanden, doch um eine gute Note zu bekommen, formulierte er am Schluß seines Aufsatzes den Wunsch, später auch ein Elektroingenieur zu werden. Tatsächlich nahm er 1961 ein Studium am MIT auf und erlangte dort 1969 jeweils einen Abschluß als Elektroingenieur und im Fach Betriebswirtschaft. 1970 ging er nach Harvard, wo er Mathematik und Informatik studierte. Seine Doktorarbeit über das ARPANET wurde jedoch zunächst abgelehnt, 1973 promovierte er doch noch, mun aber mit einer Arbeit über ßßß Norman Abramsons ALOHANET. Schon während seiner Studienzeit begann Bob Metcalfe 1972 am „Palo Alto Research Center“, PARC, der Firma Xerox zu arbeiten. Dort entwickelte er gemeinsam mit D.R. Boggs das Ethernet, ein Netzwerk, das es erlaubt, Computer verschiedener Hersteller zu vernetzen. Als Datum der Erfindung wird der 22. Mai 1973 genannt, damals wurden erstmals mehrere Rechner mit einem Drucker verbunden. 1976 wurde die Entwicklung in dem Papier „Ethernet: Distributed Packet Switching For Local Computer Networks“ dokumentiert. Bei Xerox PARC arbeitete Metcalfe außerdem an der Entwicklung der Xerox Star Workstation, dem ersten mausgesteuerten Rechner mit einer grafischen Benutzeroberfläche. 1979 gründete Bob Metcalfe schließlich im Alleingang die Firma „3Com – computers, communication compatiblity“-, um die Verbreitung der von ihm entwickelten Netzwerktechnologie voranzutreiben. Das Unternehmen konnte, gemeinsam mit Intel, DEC und Xerox das Ethernet als Standard durchsetzen und brachte 1982 einen entsprechenden Netzwerkadapter für Intel-basierte Computer auf den Markt. „3com“ arbeitete mit IBM und Microsoft zusammen, wurde jedoch später vom Redmonter Software-Giganten über den Tisch gezogen. 1990 zog sich Metcalfe aus dem Unternehmen zurück. Nach einer Gastprofessur am Computerlabor der Universität Cambridge begann er als Journalist zu arbeiten. Er war zeitweise Herausgeber des Magazins „InfoWorld“, hält Vorträge und organisiert Konferenzen, wie die „Agenda 99“ oder die jährlich inzwischen auch in Europa stattfindende „Vortex“. Dabei nimmt er für sich in Anspruch, die Bezeichnung „Keynote Speech“ für einen 45-minütigen Vortrag zu einem bestimmten Thema geprägt zu haben. Außerdem ist nach ihm das „Metcalfsche Gesetz“ benannt, welches davon ausgeht, daß ein Netzwerk mit zunehmender Größe immer nützlicher und kostengünstiger wird. Bob Metcalfe, der mit seiner Familie, er ist verheiratet und hat zwei Kinder, lange im ßßß Silicon Valley lebte, hat sich nun in einer „frischen, lebendigen Gegend“ niedergelassen. Die Metcalfes haben in Maine eine Farm erworben, dort widmet sich seine Frau Robyn der Zucht seltener Haustierrassen, und er selbst erscheint zuweilen als „Farmer Bob“ auf den Titelseiten von Hochglanzmagazinen.

Beitragsbild: By Andreu Veà, WiWiW.org – Own work, CC BY-SA 3.0