Angela Marquardt

Deutsche Politikerin, ihre Web-Seite wurde von Amts wegen gelöscht.

Für Angela Marquardt ist das Internet eine hervorragende Möglichkeit zur Stärkung der Demokratie. Diese Meinung wird jedoch nicht unbedingt von den deutschen Behörden geteilt. Die Internet-Seite welche die damalige stellvertretenden Parteivorsitzende der PDS bei dem Provider CompuServe eingerichtet hatte, wurde auf Geheiß der Staatsanwaltschaft im September 1996 gelöscht, denn Frau Marquardt hatte auf ihrer Seite einen Link zu der in Deutschland verbotenen Zeitschrift „Radikal“ eingerichtet, die unter anderem durch die Veröffentlichung des „Kleinen Leitfaden zur Behinderung von Bahntransporten aller Art“ aufgefallen war. Die am 03.08. 1971 in Ludwigslust geborene Angelika Marquardt hatte sich nach der „Wende“ in Greifswald für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum eingesetzt. Durch diese Arbeit kam sie auch in Kontakt mit der PDS, in deren Bundesvorstand sie 1991 gewählt wurde. Seit 1998 ist die Studentin der Politikwissenschaften Abgeordnete des Deutschen Bundestages, in dessen eher grauen Versammlung sie mit ihrer bunten Punk-Frisur immer wieder auffällt. Das Internet wurde ihr durch einen Mitarbeiter schmackhaft gemacht, der bereits eine eigene Homepage hatte. Angela Marquardt war fasziniert von den Möglichkeiten der „unzensierten und unkontrollierten weltweiten Information und Kommunikation“, die das Netzwerk bietet. Daher war es nur konsequent, daß ihre Homepage im Zuge der Diskussion um militante linke Politik auch einen Verweis zu der umstrittenen Zeitschrift enthielt. Allerdings fehlte der Hinweis nicht, daß Marquardt selbst Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung ablehnt. So kam es zu dem oben genannten, die Gemeinde der Internet-Nutzer empörenden Zwischenfall. Noch heute erhält Angelika Marquardt gelegentlich Anfragen von Menschen aus aller Welt, die sich mit diesem Fall der Zensur im Internet beschäftigen. Mit der Löschung ihrer Homepage war es jedoch nicht getan; Marquardt wurde wegen „Billigung von Straftaten“ angeklagt. Das Verfahren endete jedoch mit einem Freispruch, da der Link von Marquards Seite schon vor dem mißliebigen Artikel bestand und der Verweis nicht direkt zu der Publikation führte. Das Verfahren gegen die Politikerin war übrigens nicht die einzige Aktion, welche die Staatsanwaltschaft gegen die Web-Seiten von „Radikal“ durchführte. So sperrte unter anderem das DFN Anfang 1997 den Zugang zum niederländischen Provider „XS4ALL“, auf dessen Server sich die Seiten der umstrittenen Publikation befanden. Ein ziemlich sinnloses Unterfangen, denn durch Unterbringung der betreffenden Seiten auf anderen Rechnern im Internet blieb „Radikal“ erreichbar. Nur den kommerziellen Kunden von „XS4ALL“ bereitete diese Aktion Verdruß, denn sie waren zeitweise von Deutschland aus nicht erreichbar.

Dan Lynch

Amerikanischer Mathematiker, Gründer der Internet-Messe Interop.

Im Jahr 1986 fand in den USA eine von der Regierung finanzierte Konferenz statt, bei der sich alles um das Netzwerkprotokoll „TCP/IP“ (Transmission Control Protocol / Internet Protocol) drehte. Organisiert wurde die Veranstaltung, an der Ingenieure von 100 führenden Unternehmen der Computerbranche teilnahmen, von Daniel C. (Dan) Lynch. Die Konferenz war ein voller Erfolg, und sie findet seitdem regelmäßig als Messe zum Thema Netzwerktechnologie inzwischen unter der Bezeichung „Netword+Interop“ statt. (der Name ist vom Begriff der „Interoperabilität“ abgeleitet, der die Fähigkeit von Geräten unterschiedlicher Hersteller beschreibt, miteinander zu kommunizieren.) Lynch, Jahrgang 1941, hatte Mathematikan der University of California at Los Angeles studiert und als Leiter des Computerlabors am Institut für Künstliche Intelligenz des Stanford Research Institute, in Zusammenarbeit mit der Firma BBN, in den 70-er Jahren erste Versuche mit dem TCP/IP-Protokoll gemacht. 1983 leitete er das Team, das dieses Protokoll im ARPANET als Standard einführte, was wesentlich zum raschen Wachstum des Netzes beitrug. Dan Lynch ist Mitbegründer von „Cyber Cash“, einem Unternehmen, das Zahlungssysteme für das Internet entwickelt. Außerdem ist er in diversen Organisationen engagiert, die sich um die Fortentwicklung der Netzwerktechnologie kümmern. Als Risikokapitalgeber unterstützt er zahlreiche Start-Ups im World Wide Web, darunter Firmen wie „Infoseek“ oder „InfoSpace“. In St. Helena, Kalifornien, besitzt er ein Weingut, wo er unter anderem die Rebsorten „Cabernet“ und „Merlot“ anbaut.

Sam Lowry

Anti Dot.com Bewegung.

Am Morgen des 29. Februar 2000 klebten überall in San Francisco und Umgebung Aufkleber, auf denen Dinge wie: ToothpasteDeliveredInAnHour.com, PetShit.com oder AnythingIFoundInMyGarageForSale.com
zu lesen waren. Daneben fand sich ein, wie ein Verkehrszeichen aufgemachtes, Logo mit einem durchgestrichenen schwarzen Punkt und der Zeile: BlowTheDotOutYourAss.com. Was übersetzt heißt: „Pfeif Dir den Dot aus dem Arsch.com“. Marketingleute hielten diese Aktion für die besonders pfiffige Werbeingidee eines neuen Internet Start-ups. Das war es aber mitnichten. Wer die BlowTheDotOutYourAss.com Seite im World Wide Web aufrief, erfuhr, um was für ein Unternehmen es sich tatsächlich handelte und konnte Vorlagen für die Aufkleber herunterladen. Unter dem Pseudonym Sam Lowry, einer Figur aus dem Science Fiction Film „Brazil“ von Terry Gilliam, die aufgrund eines Tippfehlers in die Fänge einer übermächtigen Bürokratie gerät, organisierten zwei Angestellte der New-Economy diese Aktion. Die beiden wollten auf die übertriebene Euphorie um die Internet-Wirtschaft und den Niedergang von San Francisco und dem ßßß Silicon Valley hinweisen, der seit dem Boom der Firmen der New Economie, der sogenannten Dot coms, ständig voranschreitet. Die ganze Gegend ist von jungen arbeits- und vergnügungssüchtigen Leuten, mit teilweise unvorstellbar hohem Einkommen bevölkert und alles dreht sich nur noch um die New Economy. Dies treibt natürlich die Preise für Wohnraum in immense Höhen, so daß inzwischen viele Familien mit „normalem“ Beruf und Einkommen obdachlos werden. Auch die Künstler und Musiker, die San Francisco einst so belebten, wandern ab. „Jeden Tag gibt es neue Millionäre, aber es gibt auch mehr Obdachlose als je zuvor. Irgendwie ist das Bild schief“ wie es einer der Sams in einem Interview ausdrückte. Eines Tages sah er sich in seinem Büro um und fragte sich, ob unter seinen Kollegen überhaupt noch jemand sei, der einen Tisch aus Holz zimmern könne oder Lust zum Säen hätte. Der Kragen platzte den beiden, als sie eines Abends zur Party eines Start-ups gehen wollten, doch eine Horde von coolen 24-jährigen, die ebenfalls Einlaß begehrte ihnen den Weg versperrte. Sie gingen nach Hause und begannen ihre „Revolution“. Die Web-Seite brach unter dem Ansturm der Zugriffe zusammen und sie wurden mit zustimmenden E-Mails aus aller Welt überhäuft. „Wenn wir der Euphorie über die coolen Dot.coms nur ein wenig die Spitze nehmen könnten, wäre das schon ein Erfolg“ Das hat offensichtlich nicht jeder begriffen: Die Aktion wurde im September 2000 für einen Marketing-Preis nominiert.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite

Olia Lialina

Russische Netzkünstlerin.

Der Name der Arbeit Olia Lialinas „If you want to clear your screen – scroll up and down“ ist gleichzeitig Programm: Die Web-Seite zeigt die Abbildung der Innenfläche einer geöffneten Hand, die mit Hilfe der Scrollbalken des Browsers hin und her bewegt werden kann, als würde der Monitor von innen mit einer Hand abgewischt. Die 1971 geborene Olia Lialina hatte in Moskau Journalistik studiert. Sie schrieb Filmkritiken, war als Kurator für das Moskauer Kino „Cine Fantom“ tätig (das sich der Präsentation russischer Experimentalfilme widmet) und hat selbst auch zwei Experimantalfilme gemacht. 1995 hatte sie ihren ersten Kontakt mit dem Internet als sie die Web-Seite für „Cine Fantom“ erstellte, dabei wurden auch Videosequenzen eingebunden. Lialina fragte sich, ob es nicht möglich sei, eine Bildsprache zu entwickeln, die es ermöglichte, mit den Mitteln dieses neuen Mediums Geschichten zu erzählen. Ihre erste Arbeit auf diesem Gebiet, „My Boyfriend came back from the war“, die 1996 veröffentlicht wurde, fand international Anerkennung. Der Betrachter steuert den Verlauf der Geschichte, da es an ihm liegt, welchen der angebotenen Links er anklickt, wodurch der Eindruck einer speziellen Montagetechnik entsteht. Der Bildschirm wird mit Hilfe der Frametechnik schließlich in 17 Segmente geteilt, die am Ende der Geschichte schwarz sind. Olia Lialina spielt mit den Inhalten und Techniken des Internet, wenn zum Beispiel bei „Anna Karina goes to paradise“ – einer Komödie in drei Akten und Epilog – auf schwarzweiß gehaltenen Seiten, die Web-Seiten von Suchmaschinen gezeigt werden. Sie zeigen die Ergebnisse der Suche nach den Begriffen „Love“, „Train“ und „Paradise“, deren Ergebnisse jedoch sämtlich ins Leere führen. Bei ihrer Arbeit „Anna Appears“ wird der Dialog zweier Personen mit dem Mauscursor sichtbar gemacht, indem beim Berühren der Figuren kleine Texte erscheinen und die Geschichte durch Mausklick fortgeführt wird. 1998 eröffnete die Künstlerin die „Art.Teleportica“, die erste Galerie für Netzkunst. Hier werden entsprechende Werke ausgestellt und verkauft, wobei der Käufer entscheiden kann, ob und wo das Kunstwerk künftig zu sehen sein soll. Als Echtheitszertifikat gilt dabei die originale Web-Adresse. Olia Lialina ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie lebt und arbeitet in Moskau und München, wo sie Mitglied des Medienforums ist. Die gefragte Dozentin im Bereich Netzkunst hat zur Zeit einen Lehrauftrag an der Merz-Akademie, Stuttgart.

Kulturbox

Berliner Internet-Projekt.

Wie im Zeitalter der virtuellen Projekte und Unternehmen mit Vergangenem üblich, ist von der Berliner „Kulturbox“ nicht mehr viel übrig. Allein auf der Web-Seite der Zentral- und Landesbibliothek Berlin sind einige Projekte der „Kulturbox“ zugänglich. Die 1993 von Otto Kuhnle und Jürgen Specht als Mailbox für Kulturschaffende gegründete „Kulturbox“ ging 1994 als Präsentationsplattform für Kultur ins Netz. Das erste größere Projekt war die Präsentation der Berlinale Anfang 1995. Im Mai des selben Jahres machte das Projekt durch die exklusive Internet-Präsentation der Reichstagsverhüllung durch Cristo und Jeanne Claude von sich reden. In diesem Zusammenhang kam es auch zur Entwicklung eines Stadtinformationssystems für Berlin, das unter anderem eine Hotelbuchungsmöglichkeit, einen Stadtplandienst und einen Veranstaltungskalender bot. Ende 1995 wurde gemeinsam mit dem Soziologen Ingo Braun eine GmbH gegründet, die sich zur gefragten Beratungs- und Anlaufstelle für Internetprojekte der deutschen Hauptstadt entwickelte. Unter anderem wurden die Internetpräsenzen der „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ und der Zentral- und Landesbibliothek von dem Unternehmen entwickelt. Außerdem beschäftigte sich die „Kulturbox“ mit Forschungsprojekten im Bereich der Suchmaschinentechnologie und man dachte über Vorhaben wie eine „Virtual Reality Platform“ für Museen nach.. Es wurde eine Mailinglistensuchmaschine etabliert, die immer noch unter dem Namen KBX.de exisitert, und der Stadtplandienst konnte zu einem Service ausgebaut werden, der sogar die Lokalisation von Hausnummern ermöglichte. 1998 übernahm die Firma „StadtINFO“ den Stadplandienst, und der Mailinglisten-Service ging an den Berliner Provider „Speed Link“. Die Firmengründer beschlossen, sich zukünftig anderen Aufgaben zuzuwenden und so wurde die „Kulturbox“, die zeitweise als größtes europäisches Internetprojekt galt, im April 1999 zugeklappt.

Beitragsbild: Screenshot 1997

Walter F.Kugemann

Deutscher Psychologe, Initiator des ersten Free-Net in Deutschland.

Für sein Vordiplom mußte der am 15.05. 1944 in Karlsbad geborene Walter Kugemann im Jahr 1966 Matritzen berechnen. Er benutzte dafür eine mechanische Rechenmaschine mit zwei Rechenwerken. Anschließend sagte er sich, daß ein Computer ihm die Arbeit sicher wesentlich erleichtert hätte. Also besuchte er den ersten Programmierkurs der Hochschule, der für Nicht-Ingenieure angeboten wurde. Nach Beendigung seines Studiums an der Universität Erlangen-Nürnberg im Jahr 1968 war er dort zunächst als Wissenschaftlicher Assistent für Experimentelle Psychologie und Methodologie und dann im Bereich „Entwicklung und Erprobung von Studiensystemen im Medienverbund“, also der Anwendung neuer Technologien im Bereich des Lernens, tätig. Er promovierte 1974 zu diesem Thema und widmet sich seitdem intensiv dieser Aufgabe. Mit dem Aufbau von Forschungsnetzwerken in aller Welt wurde natürlich auch die Nutzung des Internet für die Ausbildung interessant, und Dr. Kugemann beschäftigte sich seit 1986 mit dem E-Learning, wobei die Netzwerkprotokolle und die Technologie aus den USA kamen. 1990 berichtete Peter Beck, der als studentische Hilfskraft an der Universität Erlangen-Nürnberg arbeitete, über das FreeNet, welches er bei einem Aufenthalt in den USA kennengelernt hatte. Dies brachte Walter Kugemann auf die Idee, ein solches Netz auch in Deutschland zu etablieren und damit den kostengünstigen Zugang zum Internet, für das sich damals hauptsächlich Computer- oder Kommunikationsfreaks interessierten, auch für andere Teile der Bevölkerung zu ermöglichen. Dabei sollten vor allem Frauen, ältere Menschen und Schulen angesprochen werden. So entstand das „Free-Net Erlangen -Nürnberg“ (FEN), das 1990, drei Monate nach dem Free Net der Technischen Universität Helsinki, seinen Betrieb aufnahm. Die technische Realisierung wurde dabei von Peter Beck übernommen. Im Rahmen der Initiative „Zukunft Bayern“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wurde das FEN Ende 1993 vorgestellt. Dies gab den Anstoß zu weiteren Initiativen, die schließlich zur Entstehung der Bürgernetze in Bayern führten. Auch die Projekte des E-Learning haben sich entwickelt. Inzwischen gibt es die „Virtuelle Hochschule Bayern“ die fast ein komplettes Studium über das Internet ermöglicht. Dr. Kugemann warnt vor einer Entwicklung, die große Teile der Bevölkerung von der Nutzung des Internet und den Chancen, die es bietet, ausschließt und so zu einer gespaltenen Gesellschaft führt. Die Aufgabe, für die Teilhabe aller Bürger am Netz zu sorgen, vergleicht er mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Deutschland.

Mark Kriegsman

Amerikansicher Unternehmer und Programmierer.

Am 3. Dezember 1998 ging ein wahrer Regen von Protest-E-Mails und Telefonanrufen auf die Firma Clearway nieder. Die Absender, zumeist unabhängige Mac-Aktivisten, kündigten an, Clearweay zu boykottieren wenn nicht sofort das Programm AdSeen von Clearways Web-Seite entfernt würde. Die Firma von Mark Kriegsman, die sich mit der Software-Entwicklung für Apple-Computer beschäftigt, hatte die Software zum Download bereitgestellt. AdSeen diente dazu, Werbung von Web-Seiten zu entfernen und den Surfern so den schnelleren Zugriff auf Web-Seiten zu ermöglichen. Mark Kriegsman gab nach, und nach 10 Stunden wurde das Programm von der firmeneigenen Seite entfernt. In einem offenen Brief an die Netzgemeinde stellte er klar, daß die Veröffentlichung der Software ein Fehler gewesen war, da „Jeder Benutzer einer solchen Software äußerst effizient am schnellen Tod seiner eigenen Lieblingswebseite arbeitet, dreht er doch den Geldhahn ab, der die Seite redaktionell und technisch trägt.“ Die Entwicklung einer solchen Software war für Clearway naheliegend, denn ihr Produkt Fire-Site sorgt für eine schnellere Übertragung von Seiten vom Web-Server aus. Auf die Idee von Fire-Site kam Kriegsman, der sich übrigens wegen seiner Beteiligung an der Programmierung des Spiele „StarBlaster“ und „Panic Button“ für den Apple 2 auf der „Liste der klassischen Spieleprogrammierer“ wiederfindet, durch die Web-Seite seiner damaligen Freundin. Rebecca Rodman war wegen eines Kinderfotos auf ihrer Web-Seite zum „Babe of the web“ nominiert worden und ihr Web-Server brach unter der Last der Anfragen zusammen. Mark Kriegsman hatte die Idee, die Bilder der Web Seite auf einem anderen, schnelleren Web-Server bereitzustellen, um so den Server seiner Freundin zu entlasten. Nach diesem Prinzip arbeitet auch Fire-Site. Aufsehen erregte auch die Web-Seite, die Rebecca und Mark anläßlich ihrer Hochzeit 1995 einrichteten. Die Seite, die neben der Einladung, diversen Erinnerungsfotos und ähnlichem auch Tips zur Organisation einer erfolgreichen Hochzeitsfeier enthält, wurde 1996 unter anderem vom „People Magazin“ und dem „Netguide“ vorgestellt.

Beitragsbild: By Mollytomlinson – Own work, CC BY 3.0

Tim Krauskopf

Amerikanischer Informatiker, Mitbegründer von ßßß Spyglass.

Dem Sohn eines Professorenehepaars lag das Unterrichten im Blut, als Student unterrichtete er Schüler in der Programmiersprache BASIC, noch bevor er selbst Informatik studiert hatte. Er selbst war im Alter von 17 Jahren vom Programmieren gepackt worden. Tim Krauskopf wurde 1963 in einer Kleinstadt in Missouri geboren. Er absolvierte ein „Integrated Science“ Studium, eine Art Studium Generale der verschiedensten naturwissenschaftlichen Fächer, zu dem auch ein wenig Informatik gehörte. Außerdem absolvierte er die Kellog Graduate School of Management, bevor er an der Universität von Illinois ein Informatikstudium begann, welches er 1987 abschloß. Danach arbeitete er am „National Center for Supercomputing Applications“ (NCSA) der Universität. In Illinois war er an der Entwicklung des Programms „NCSA Telnet“, einer Software zum Vernetzen von MS-DOS und Macintosh Rechnern, beteiligt. Auch „DataScope“, ein Programm zur Visualisierung numerischer Daten für Wissenschaftler und Ingenieure, wurde unter seiner Beteiligung entwickelt. 1990 gehörte er zum Gründerteam von „Spyglass“, einer Firma, die sich um die Vermarktung von Entwicklungen des NCSA kümmern sollte und die später durch den Internet-Browser „Mosaik“ bekannt wurde. Nach dem Börsengang verließ er die Firma und arbeitete einige Jahre für das Field Museum in Chikago, dem viertgrößten Naturkundemuseum der Welt. Inzwischen ist Krauskopf, der in Chikago lebt, Vizepräsident der Firma „Motorola“. Daneben ist er in diversen Non-Profit-Organisationen aktiv.

DrKoop.com

Amerikanisches Gesundheitsportal.

Das Traumland der Hypochonder liegt im Internet: Die von dem amerikanischen Arzt initiierte Web-Seite „DrKoop.com“, bietet Zugang zu Informationen über alle möglichen Krankheiten. Der 1916 in New York geborene Charles Everett Koop ist eine Ikone des amerikanischen Gesundheitswesens. Nach seinem Medizinstudium und der Erlangung des Doktortitels im Jahr 1947 arbeitete er von 1948 bis 1981 als Chefchirurg des Kinderkrankenhauses von Philadelphia. Außerdem war er lange Jahre Professor für Kinderheilkunde an der Universität von Pennsylvania. 1974 erregte er durch eine Operation, bei der Siamesische Zwillinge getrennt wurden, weltweit Aufsehen. Als Chef der Gesundheitsbehörde, unter der Reagen-Administration 1981-1989, machte der als konservativ geltende Mediziner durch seine fortschrittlichen Ansichten zu den Themen Rauchen und AIDS von sich reden. Er empfing zahlreiche Auszeichnungen und besitzt 35 Ehrendoktortitel. 1995 machte er sich die moderne Technik zur Aufklärung im Gesundheitswesen zunutze, als er gemeinsam mit dem Time Magazin eine Serie von Videos zu verschiedenen Themen rund um die Gesundheit produzierte. Den Internet-Boom Ende der 90-er Jahre nutzte Dr. Koop zur Etablierung einer entsprechenden Seite im Internet. Zwar gab es bis dato schon eine schier unübersehbare Anzahl entsprechender Seiten im Internet, doch die Bündelung solcher Angebote versprach ein einträgliches Geschäft zu werden. So stieg der Aktienkurs der Gesellschaft kurz nach dem Börsengang 1999 auf über 36 Dollar. Doch Dr. Koop hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Zwar wurde die Seite recht gut besucht, doch das Publikum scheute sich davor, etwa sensible Daten preiszugeben, um von der angebotenen individuellen Gesundheitsberatung zu profitieren. So rutschte der Aktienkurs auch schnell wieder ab und lag im April 2000 bei zwei Dollar. Dr. Koop mußte den größten Teil seiner Mitarbeiter entlassen, und das Unternehmen erschien auf der „Todesliste“ eines amerikanischen Wirtschaftsmagazins. Das Überleben des Unternehmens, das im Jahr 2000 bei einem Umsatz von 9 Millionen Dollar einen Verlust von 88 Millionen Dollar einfuhr, konnte bislang nur durch immer wieder neue Finanzspritzen wohlmeinender Investoren gesichert werden.

Beitragsbild: Screenshot der Seite 2000

Karl Koch

Deutscher Hacker und Cracker.
(22.07.1965 – 23.05. 1989)

Unter anderen Umständen wäre Karl Koch vielleicht als erster Internet-Surfer Deutschlands gefeiert worden, doch im allgemeinen spricht man von ihm nur als Hacker und KGB-Spion, der seinem Leben 1989 ein Ende setzte. Er wurde am 22. Juli 1965 in Hannover geboren. Als Grundschüler erlebte er das Leiden seiner Mutter, die schließlich an ihrer Krebserkrankung starb. Auf der Gesamtschule die er besuchte, fiel er als guter und engagierter Schüler auf. Er war erst Klassen-, dann Schulsprecher und schließlich Mitglied in der Landesschülervertretung. Auch engagierte er sich in der Anti-Atomkraft-Bewegung und als Mitherausgeber mehrerer Schülerzeitungen. Nach der elften Klasse ließ er sich sogar für ein Jahr von der Schule beurlauben, um diesen vielfältigen Aktivitäten besser nachgehen zu können. Inzwischen hatte er sich auch seinen ersten Computer angeschafft, einen Commodore 64. Mit Hilfe eines Akkustikkopplers machte er sich nun auf Entdeckungsreise durch die über das Telefonnetz erreichbaren Mailboxen. Koch entwickelte sich zum begeisterten Hacker. Als 1984 sein Vater starb, ermöglichte es ihm eine kleine Erbschaft, sich nur noch mit den entstehenden Datennetzen zu beschäftigen. Gemeinsam mit Freunden war er nun tage- und nächtelang in den Datennetzen Deutschlands und den USA „unterwegs“. Um die Müdigkeit zu überwinden, begann er Kokain zu konsumieren, was später zu einer Kokainpsychose, mehreren Klinikaufenthalten und der Einnahme von Psychopharmaka führte. Eine wichtige Rolle spielte auch ein Roman von Robert Shea und Robert A. Wilson, den Koch im Alter von 14 Jahren gelesen haben soll. Darin kämpft der Held „Hagbard Celine“ gegen die Weltverschwörung eines computerisierten Geheimbundes mit der Bezeichnung „Illuminatus“ (dieser Bund existiert tatsächlich, er wurde im 18. Jahrhundert zur Verbreitung der Ideen der Aufklärung gegründet, seither wird er gern, wie „die Freimaurer“ oder „die Juden“ mit allen möglichen Verschwörungstheorien in Zusammenhang gebracht.) Koch wählte den Namen „Hagbard Celin“ als Pseudonym im Netzwerk und er begann, gemeinsam mit Freunden, unberechtigt in Rechner amerikanischer Universitäten und Forschungseinrichtungen einzudringen, wo er an geheimes Material gelangte. 1986 wurde der amerikanische Astrophysiker ßßß Clifford Stoll auf die Eindringlinge aufmerksam und begann ihnen nachzuspüren. Ein Jahr später gelang es ihm, mit Hilfe eines „geheimen“ Datenpakets als Köder, die Hannoveraner Hacker ausfindig zu machen. Die Polizei erschien bei einem Freund Kochs, konnte jedoch mit den verschlüsselten Daten nichts anfangen, zudem war die Fangschaltung der Post illegal gewesen und das Verfahren wurde eingestellt. 1986 war Karl Koch auch auf die Idee gekommen, geheimes Material an den sowjetischen Geheimdienst KGB zu verkaufen, um ein „Gleichgewicht der Information“ zwischen den USA und der Sowjetunion herzustellen. Tatsächlich kamen Karl Koch und seine Freunde mit dem KGB ins Geschäft, allerdings sollen die gezahlten Beträge eher gering gewesen sein. Schließlich offenbarte sich Koch 1988 dem Verfassungsschutz. Er blieb aber auf freiem Fuß, wollte eine Drogentherapie machen und eine Ausbildung beginnen. 1989 rief er eine Mailingliste zum Thema Computer, Politik, und Philosophie ins Leben. Dort wollte er ein Gesellschaftsmodell diskutieren, in dem die vernetzten Computer die Basisdemokratie ermöglichen. Zu dieser Zeit arbeitete er als Bote bei der CDU in Hannover. Am 23.05. brach er zu einer Botenfahrt mit dem Dienstwagen auf und am 25.05. wurde seine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche zwischen Celle und Braunschweig gefunden. Es wird spekuliert, er habe sich selbst verbrannt, da die Zahlen fünf und 23 in den Illuminati-Romanen eine herausragende Rolle spielen. Freunde Karl Kochs bezweifeln die Suizid-Theorie jedoch und ein Mitarbeiter des Kölner Verfassungsschutzes, der mit dem Spionagefall betraut war, wird mit den Worten zitiert, Kochs Tod sei „sehr, sehr seltsam.“