Michael S. Hart

Amerikanischer Internetveteran, erster „Content Provider“.
(1947 – 2011)

Es gibt Verleger und Literaturprofessoren, die nicht gut auf Michael Hart zu sprechen sind. Man wirft ihm vor, mit seinem Projekt Gutenberg „Perlen vor die Säue zu werfen“ oder klassische Texte durch Tippfehler zu verhunzen. Das Projekt Gutenberg stellt seit 1971 Texte im Internet zur Verfügung und ist damit der erste echte „Content Provider“. Dabei ist es Michael Harts Ziel, bis zum Ende des Jahres 2001 eine Bibliothek von 10.000 Werken der Weltliteratur ins Internet zu stellen. Im Januar des Jahres 2001 hatte er allerdings erst 3200 Bücher digitalisiert. Darunter das komplette Werk William Shakespeares, die Bibel oder das „CIA Worlds Fact Book“. Unterstützt wird Hart von inzwischen 1000 Freiwilligen, die überall auf der Welt Texte eingeben, sei es mit Hilfe moderner Scanner oder von Hand, wie 50 russische Akademiker, die innerhalb eines halben Jahres ein 45 Millionen Zeichen umfassendes Wörterbuch digitalisierten. (Ein Gönner zahlte ihnen dafür 5000 Dollar.) Dabei werden die Texte nach Gusto ausgewählt und fertiggestellt. Sie liegen im einfachen ASCII-Format vor, um sicherzustellen, daß sie möglichst überall auf der Welt angezeigt werden können. Die Idee zu dem Projekt kam ihm 1971, als er sich häufig im „Materials Research Laboratory“ der Universität Illinois herumtrieb, an dem sein bester Freund und der beste Freund seines Bruders an einem Großrechner arbeiteten. Michael Hart meinte, nicht das Zeug zu einem guten Programmierer zu haben, aber er wollte im gerade entstehenden Internet etwas auf die Beine stellen, das auch noch nach 100 Jahren bestehen würde. Der außergewöhnlich begabte Michael Hart wurde am 28. März 1947 in Tacoma, Washingtion State, als Sohn eines Professoren-Ehepaars geboren. Seine Mutter war Mathematikern und sein Vater Literaturprofessor. Von seinen Eltern lernte er schon als Kind eine Menge über Mathematik, Literatur, Kunst und auch Elektronik, eine Mischung, die es ihm erlaubte, später „Computer und Literatur zu kombinieren“, wie er sagt. Sein Studium an der Universität von Illinois absolvierte er innerhalb von zwei Jahren mit Auszeichnung, wobei er durch die Bereitschaft, auch auf ungewöhnlichen Wegen zum Ziel zu gelangen und seine schnelle Auffassungsgabe auffiel. Die Bedienung des Großrechners soll er allein durch Zuschauen erlernt haben. Das Projekt Gutenberg, benannt nach dem Erfinder der Buchdruckerkunst, die erstmals die weite Verbreitung des geschriebenen Wortes ermöglichte, begann Hart 1971 in dem besagten Labor der Universität.In mühsamer Kleinarbeit fing er an die Unabhängigkeitserklärung der USA einzutippen, zunächst neben seinem Studium, später nach Feierabend wenn er von seiner Arbeit als Schallplattenverkäufer nach Hause zurückgekehrt war. 1988 hatte er auf diese Weise gerade zehn Bücher fertiggestellt, als er in dem Universitäsmitarbeiter Mark Zinzow einen Förderer fand, der ihm über die Universität den Zugang zum Internet und einen FTP-Server verschaffte. Auch wurde die kleine orthodoxe römisch –katholische „Benedictine University“ auf ihn aufmerksam. Die Universität ernannte ihn zum „Professor of Electronic Text“ und zahlte ihm ein kleines Gehalt. So konnte sein Projekt unaufhaltsam wachsen: Ende 1996 waren 750 Bücher digitalisiert, und 1997 wurde die 1000 Grenze überschritten. Allerdings macht ihm das amerikanische Urheberrecht zu schaffen, das die Schutzfrist vor kurzem auf 50 Jahre nach dem Tod dem Autors heraufgesetzt hat, weshalb seine digitale Bibliothek nur ältere Literatur beinhaltet. Auch ist er auf Spenden angewiesen, denn er lehnt es kategorisch ab, sein Projekt durch Werbung zu finanzieren. In der Presse wird Michael Hart als exzentrische Persönlichkeit beschrieben, besonders seine Eßgewohnheiten haben es den Journalisten angetan. Wired schreibt 1997, er habe sich bei einem Interview eine Pizza dick mit Zucker bestreut „Das sind 2000 Kalorien, die halten mich eine Weile auf den Beinen“, wurde er zitiert. Eine andere Zeitschrift berichtete, er hätte diesen Pizza-Zuckerguß mit Knoblauchbutter vervollständigt und zwei Tuben Mayonnaise für sein Sandwich verbraucht. Hart lebt und arbeitet in einem Haus in Urbana, Illinois, das er sich von einer Erbschaft gekauft hat. Es soll mit Büchern, CD-ROMs, Disketten und anderen Gegenständen angefüllt sein, die er auf Garagenflohmärkten ersteht oder auf dem Sperrmüll findet. Spötter bezweifeln den Sinn seines Projektes, da es viel zu unpraktisch sei, ein Buch auf dem Monitor zu lesen oder selbst auszudrucken. Michael Hart verweist darauf, daß eine Zeit kommen wird, in der jedermann ein elektronisches Buch besitzen wird, das er dann mit Literatur aus dem Projekt Gutenberg füllen kann.

Beitagsbild: By „Marcello“ – CC BY-SA 3.0,

Robin Hanson

Amerikanischer Wissenschaftler.

„Ein System des kollektiven Denkens und der Informationsverarbeitung, das sich in Echtzeit selbst organisiert.“ So begründeten die Preisrichter des renommierten europäischen Medienkunstfestivals „Ars Elektronika“ 1995 die Vergabe der Golden Nica an die Web-Seite „Idea Futures“. Diese Web-Seite geht auf eine Idee des amerikanischen Wissenschaftlers Robin Hanson zurück. Der 1959 geborene Hanson machte sich als graduierter Student der Physik und Wissenschaftsphilosophie im Jahr 1984 Gedanken über Möglichkeiten, wie in der Gesellschaft unterschiedliche Ideen entfaltet werden können. Er brach seine Studien an der Universität ab und schloß sich einer Gruppe Gleichgesinnter an, die ähnliche Probleme diskutierte. Dort beschäftigte er sich mit einem Hypertextsystem, welches es zum Beispiel erlauben sollte, alle Stellungnahmen zu einem veröffentlichten Schriftstück aufzufinden. 1988 fand das Projekt Unterstützung von ßßß Ted Nelsons Xanadu. Doch Hanson zweifelte inzwischen am Sinn dieser Entwicklung und wendete sich einer neuen Idee zu. Dabei ging es darum, einen Weg zu finden, zuverlässige Voraussagen zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik zu machen. Es wurde das Konzept eines Wettbüros entwickelt, bei dem über die Zukunft von Wissenschaft und Technik gewettet werden sollte. Wenn Geld im Spiel sei, würden die Teilnehmer an so einer Veranstaltung vorurteilsfrei urteilen, so Hansons Annahme. Die erwirtschafteten Gewinne sollten der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Er beschäftigte sich intensiv mit dieser Idee, die er „Idea Futures“ nannte. Er entwarf ein Brettspiel, das die Idee umsetzen sollte, und begann an einem E-Mail-basierten System zu arbeiten. Doch fehlten ihm die finanziellen Mittel für eine professionelle Realisierung, und er fand auch keine Möglichkeit, die Gesetzte zur Veranstaltung von Glücksspielen zu umgehen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er während dieser Zeit in der Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz, zunächst bei dem Unternehmen Lockheed und dann bei der NASA. 1993 gab er die Arbeit an Idea Futures auf und begann ein Studium der Sozialwissenschaften. 1994 erfuhr eine Studentengruppe der Universität Calgary, die sich unter dem Namen „Bio Simulation“ mit wissenschaftlichen Themen beschäftigte, von Idea Futures. Die Gruppe beschloß, die Idee im World Wide Web umzusetzen und nahm Kontakt mit Robin Hanson auf. So wurde das Konzept schließlich mit virtuellem Spielgeld im Internet realisiert und fand bei der Veröffentlichung Ende 1994 reges Interesse. Inzwischen ist die Veranstaltung im Internet unter der Bezeichung „Foresight Exchange“ zu erreichen. Die Wetten reichen von der Annahme, daß der Inernetbuchhandel Amazon bis zum Jahr 2002 sein Geschäft aufgegeben haben wird, über die Voraussage eines dritten Weltkrieges vor 2050 bis zur Prophezeiung, daß das Universum eines Tages in sich zusammenfällt. Die Mitspieler bestimmen durch ihren Wetteinsatz, für wie wahrscheinlich sie das Eintreffen des Ereignisses halten. Die Ergebnisse werden anhand von Kurven dargestellt, so wird zum Beispiel deutlich, daß Anfang 1999 unglaubliche 70 Prozent der Teilnehmer einen menschlichen Klon vor dem Jahr 2005 für möglich hielten, während es Anfang 2001 nur noch knapp 20 Prozent waren. Die Voraussage, daß ßßß Microsoft von der Firma Sun aufgekauft werden wird, trifft dagegen auf keinerlei Zustimmung. Robin Hanson arbeitet seit 1999 an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Fairfax. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Martin Hall

Englischer Informatiker, regte die Entwicklung des Windows Socket an.

Nach seinem Studium der Sozialwissenschaften arbeitete der am 3. Dezember 1960 im englischen Welwyn Garden City geborene Martin Hall zunächst ein Jahr auf einem Kibbuz in Israel. Wieder nach England zurückgekehrt, mußte er zu seinem Leidwesen feststellen, daß die Thatcher-Regierung nicht willens war, auch nur einen einzigen Sozialwissenschaftler einzustellen. Sein Vater, mit dessen Computer er auch die ersten Erfahrungen in der EDV gemacht hatte, machte ihn auf eine Kleinanzeige in der Zeitung aufmerksam, in der für ein Aufbaustudium zum Informatiker geworben wurde. Martin Hall nutzte die Chance und absolvierte diese Ausbildung. Danach war er bei einem englischen Unternehmen als Software-Entwickler für UNIX und frühe Windows-Systeme beschäftigt. Unter anderem arbeiteten er und seine Kollegen unter einem Windows 2-System an der Entwicklung einer Programmschnittstelle für ein lokales Netzwerk. Dabei machte es ihm zu schaffen, daß es beim Betriebssystem Windows, anders als bei UNIX, keine einheitliche Schnittstelle gab, die das Internetprotokoll TCP/IP unterstützte. Die Programmierer mußten jedesmal aufs neue die Möglichkeit schaffen, dieses Protokoll zu nutzen. Hall entwickelte zunächst auf Grundlage des Berkeley UNIX eine Programmschnittstelle (ein Socket), die mit den unterschiedlichen TCP/IP-Programmpaketen unter Windows umgehen konnte. Wenig später warb er auf einer Geschäftsreise in den USA bei diversen Herstellern für die Entwicklung einer entsprechend standardisierten Schnittstelle für Windows. Schließlich rief er auf der Computermesse „Interop“ im Jahr 1991 die „WinSock Group“ ins Leben, eine Entwicklergruppe, die wenig später das „Winsock API“ veröffentlichte, eine Programm-Schnittstelle, die auch Windows internetfähig machte. Martin Hall legt Wert auf die Feststellung, daß diese Entwicklung weder von der Firma „Netmanage“ noch von ßßß Microsoft gemacht wurde. Die Entwickler waren, neben Hall, Geoff Arnold vom Computerhersteller „ SUN“, David Treadwell und Henry Sanders von Microsoft, sowie Mark Towfiq, der damals bei „FTP Software“ beschäftigt war. Martin Hall lebt seit 1991 in den USA, er gründete die Firmen „Stardust“ und „Aventail“, die sich mit der Entwicklung von Internet-Technologie beschäftigen. Momentan arbeitet er an Systemen für das drahtlose Internet. Hall, der ein begeisterter Wassersportler ist, lebt in Los Gatos, Kalifornien. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Halfway

Der kleine Ort wurde zur ersten Dot-com-Stadt der Welt.

Halfway ist ein kleines Nest im US-Bundesstaat Oregon. Das Dorf liegt in der Mitte eines Tals, in dem 1860 die ersten Siedler auftauchten. Der Name Halfway entstand um 1880, als auf halbem Wege zwischen zwei Poststellen, die am nördlichen und südlichen Rand des Tals gelegen waren, eine dritte eingerichtet wurde. Zwar prägten Bauern und Viehzüchter das Bild der kleinen Stadt, doch zur Zeit des Goldrausches erlebte Halfway seine Blütezeit, als die Goldminen nördlich des Tals Arbeitskräfte suchten und Halfway außerdem zum Rastplatz der durch das Tal strömenden Menschen wurde. Die Zeit des Goldrausches ist längst vorbei, die letzte Mine schloß 1940 und das letzte Sägewerk wurde 1960 aufgegeben. So stimmte der Gemeinderat des mittlerweile knapp 360 Einwohner zählenden Ortes freudig zu, als sie im Dezember 1999 das Angebot der Firma Half.com erhielten, ihren Ort zur ersten Dot-com-Gemeinde der Welt zu wenn sie ihn in „Half,com“ umbenennen würden. Man versprach sich dadurch ein Aufblühen des Ortes durch Touristen und von der Firma geschaffene Arbeitsplätze. Auch sollte die Grundschule mit 20 Computern ausgestattet werden, die örtlichen Händler kostenlose Links von der Half.com Firmen-Web-Seite erhalten und der Ort mit Aktienoptionen und 75 000 Dollar unterstützt werden. Die Firma Half.com wurde im Juli 1999 vom damals 28-jährigen Unternehmer Joshua Kopelman gegründet. Kopelman, der Inhaber dreier Patente aus der Internet-technologie ist, hatte sich bereits als Gründer einen Namen gemacht, als er 1992 noch während seiner Studienzeit „Infonautics“ gründete, eine Online-Datenbank, die von sich reden machte als sie 1995 über den Online-Dienst ßßß Prodigy unter dem Namen „Homework Helper“ für Schüler und Studenten Informationen bereit stellte. Heute erhält man über Infonautics Zugriff auf über 150 Volltext Tageszeitungen, 800 Magazine und viele andere Quellen. Half.com ist ein „Garagenflohmarkt im Internet“, auf dem die verschiedensten Gebrauchtwaren zur Hälfte des Neupreises angeboten werden. Im Juli 1999 kaufte ßßß eBay die Firma für ein Aktienpaket im Wert von 350 Millionen Dollar. Im Dezember 1999 suchte Kopelman allerdings noch nach einem Marketing- Gag für Half.com und kam auf die Idee, eine Ortschaft nach seiner Firma zu benennen, wovon er sich einen großen Medienrummel versprach. Er wählte Halfway, da der Ort durch seinen offiziellen Namen und seine Lage unweit des 45. Breitengrades, der die Mitte zwischen Äquator und Nordpol markiert, am besten zum Unternehmen zu passen schien. Als im Januar 2000 die Aktion stattfand, war Half.com mit einem Schlag weltweit bekannt. Allerdings war dies nicht die erste Aktion dieser Art. Bereits 1950 änderte der Ort Hot Springs in New Mexico seinen Namen nach dem Titel einer Radiosendung in „Truth or consequences“ und 1993 wurde der Flecken Ismay in Montana in „Joe Montana“ nach dem Namen eines Sportlers benannt. Außerdem erscheinen diese Namen auf keiner offiziellen Landkarte, sie können nur zu Marketingzwecken der Orte verwendet werden. Die Hoffnungen der Bewohner von Halfway haben sich nicht erfüllt. Zwar erhielt die Schule die versprochenen Computer und die Gemeindekasse eine Finanzspritze. Es wurden jedoch nur eine Handvoll Arbeitsplätze geschaffen und der erhoffte Touristenstrom blieb völlig aus. Der Sheriff des Ortes, der inzwischen nebenberuflich als Webmaster für Half.com arbeitet, ist trotzdem zufrieden, meint aber: „Man braucht nicht anzunehmen, daß man vom Web gerettet wird.“

Beitragsbils: Screenshot des Ortes bei Google Maps

Matthew K.Gray

Amerikanischer Computerpezialist, schrieb den ersten Web Wanderer.

Der Student Matthew Gray war 1993 vom Wachstum des World Wide Web derartig fasziniert, daß er ein Programm schrieb, um die Größe des Web ermitteln zu können. Sein World Wide Web Wanderer (4W Wanderer) suchte alle Adressen im Web auf und speicherte sie in einer Datenbank, dem „Wandex“. Matthew Gary wurde 1974 in Port Jefferson, New York, geboren und wuchs dort und in Fairbanks, Alaska, auf. Schon im Alter von sechs Jahren machte er am Arbeitsplatz seines Vaters, der zu der Zeit an der Stony-Brook-Universität als Systemanalytiker arbeitete, Bekanntschaft mit der Computertechnik. Damals spielte er an einem Univac Großrechner erste textbasierte Adventure-Spiele. Am ßßß MIT studierte er zunächst Physik und machte 1999 seinen Masters Degree am MIT Media Lab. 1994 unterbrach er sein Studium kurzzeitig und gründete die Firma net.Genesis, die Software für Web-Entwickler erstellt. Während seines Studiums beschäftigte er sich intensiv mit dem World Wide Web, er entwickelte nicht nur den Web-Wanderer, sondern er betrieb eine Web-Seite, die das Wachstum des Internet dokumentierte und war außerdem Mitglied der Apache Group. Sein Web Wanderer, der im Juli 1993 ins Netz ging, wird als die „Mutter der Suchmaschinen“ bezeichnet, denn viele dieser Programme, wie zum Beispiel Lycos, arbeiten nach diesem Prinzip. Der W4 Wanderer löste eine Diskussion darüber aus, ob die Anwendung dieser Technologie im Internet überhaupt statthaft sei, denn es kam dazu, daß diese Programme manche Web-Seiten Hunderte von Malen an einem Tag besuchten und sie dadurch blockierten. Dieses Problem soll inzwischen durch den „Robot Exclusion Standard“ behoben sein, der die Entwickler von Web Wanderern anweist, derartige Eigenschaften in ihren Programmen auszuschließen. Matthew Gray lebt in Massachusetts und arbeitet bei der Firma Virtual Ink. Das Unternehmen entwickelt Wandtafelsysteme, die es erlauben, die geschriebenen Texte direkt in den Computer zu übertragen. Gray ist verheiratet und beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Gesellschaftstanz und spielt leidenschaftlich gern Gesellschaftsspiele, wobei sein Interesse von gut gemachten Spielen für Kinder bis zu komplizierten Spielen, wie dem bekannten „Siedler von Catan“, reicht.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite von Matthew K. Gray

James Gosling

Kanadischer Programmierer, Entwickler der Programmiersprache Java.

Die Programmiersprache Java wurde ursprünglich dazu entwickelt, um Haushaltsgeräte und Apparate aus der Unterhaltungselektronik zu steuern. Beim Computerhersteller SUN machte man sich Gedanken über die Zukunft der Computerwelt, es wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die unter dem Namen „Project Green“ im Dezember 1990 die Arbeit aufnahm. Die Leitung hatte der Programmierer James Gosling. Der am 19. Mai 1955 im kanadischen Calgary geborene Gosling beschäftigte sich schon als Schüler mit Computern und im Alter von 14 Jahren entwickelte er eine eigene Programmiersprache entwickelt. Mit 16 hatte er seinen ersten bezahlten Job als Programmierer, als er ein Kopierprogramm für auf Magnetbändern gesicherte Daten entwickelte. Er studierte an der Universität Calgary, wo er 1977 einen Abschluß in Informatik erlangte. Danach ging er an die Carnegie Mellon University. Während seines Studiums entwickelte Gosling eines der ersten multi-prozessor-fähigen Betriebssysteme unter UNIX. Er promovierte schließlich 1983. Nach einem kurzen Engagement bei IBM kam Gosling zu SUN, wo er unter anderem „NeWS“ eine UNIX-basierte Benutzeroberfläche entwickelte und sich viel mit Betriebssystemen und Anwendungssoftware beschäftigte. Das 16-köpfige Project Green, dessen bekanntere Mitglieder Mike Sheridan und der damals 25-jährige Patrick Naughton waren, entwickelte eine Programmiersprache namens „Oak“, Eiche. Später wurde aus rechtlichen Gründen die Bezeichnung „Java“ gewählt, nach einer Kaffeesorte, da während der Entwicklung angeblich so viel von diesem Getränk verbraucht wurde. Um Haushaltsgeräte zuverlässig steuern zu können, mußte die Programmiersprache Plattformunabhängigkeit gewährleisten, sollten die Programme möglichst klein sein und stabil laufen (Wer hat schon Lust, seine Waschmaschine ständig neu zu starten?). Diese Forderungen wurden von der, an den Programmiersprachen C und C++ angelehnten Neuentwicklung erfüllt. Ein spezieller Interpreter erlaubt es, Java-Programme auf den unterschiedlichsten Plattformen auszuführen. Kleine Java-Progrämmchen, die im Internet gern verwendeten Applets, benötigen eine spezielle Umgebung, zum Beispiel die Web-Browser, um überall laufen zu können. Neben Java entwickelte das „Project Green“ außerdem ein kleines Gerät, das über einen berührungsempfindlichen Monitor die einfachste Bedienung der Programme ermöglichte. Es wurde im August 1992 vorgestellt. Das ursprüngliche Ziel, die Programmiersprache in Haushaltsgeräten oder Set-Top-Boxen für den Fernsehempfang zu nutzen, konnte zunächst nicht realisiert werden, da es zu keiner Zusammenarbeit mit entsprechenden Unternehmen kam. Schließlich entdeckte man bei SUN Javas Tauglichkeit für das World Wide Web. Gosling und Naughton sorgten für die entsprechende Umsetzung, wobei der Interpreter „HotJava“ entstand. Schließlich wurde Java in den Browser von ßßß Netscape integriert und konnte so seinen Siegeszug im World Wide Web antreten. Naugthon verließ SUN, da er mit der Vermarktungsstrategie für Java nicht einverstanden war („Es gibt billigere Möglichkeiten, Bill Gates zu ärgern“). Mike Sheridan ging zur Netwerktechnologie-Firma Novell, während James Gosling weiterhin bei SUN arbeitet. Er hat für seine Arbeit verschiedene Auszeichnungen erhalten und ist Inhaber einer Anzahl von Patenten.

Nat Goldhaber

Amerikanischer Unternehmer

Zur Präsidentenwahl 2000 in den USA trat die konservative Reformpartei mit zwei Bewerbern an. Einer war der rechtsgerichtete Pat Buchanan, der andere John Hagelin. Hagelin war gleichzeitg Kandidat der, auch in Deutschland bekannten, Naturgesetzpartei. Sein Vizepräsidentschaftskandidat war der 1948 geborene Nat Goldhaber. Ihr buntes Wahlprogramm reichte unter anderem über den Aufbau eines auf Vorsorge ausgerichteten Gesundheitswesens, die Senkung der Einkommensteuer und die Entkriminalisierung des Drogenkosums. Ein wesentlicher Punkt des Programms war jedoch die Anwendung der transzendentalen Meditation, TM, durch deren Ausübung viele Übel dieser Welt gelöst werden könnten. Nat Goldhaber selbst meditiert seit Jahren täglich und ist der Ansicht, daß TM ein hervorragendes Mittel zum Streßabbau sei und Streß schließlich der Auslöser für die meisten Konflikte ist. Das Team Hagelin/Goldhaber konnte immerhin etwa 1,4 Millionen Stimmen auf sich vereinigen. Während seines Studiums in Berkley in den 60er Jahren hatte Goldhaber sich in der Antikriegsbewegung engagiert und auch mit der linksgerichteten Peace and Freedom Bewegung geliebäugelt. Später wählte er aus finanziellen Gründen rechts. In den 70er Jahren machte er Bekanntschaft mit der transzendentalen Meditation nach Maharishi Mahesh Yogi und beteiligte sich an der Gründung der Maharishi Universität in Iowa, an der er einige Jahre als Vizepräsident tätig war. Später brachte er als Teilhaber eines Venture-Kapital-Unternehmens Start-ups auf die Beine. Die dort gemachten Erfahrungen kamen ihm später als Politiker zugute „Der einzige Unterschied ist: Nun bin ich das Produkt.“ 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Electronic Frontier Foundation, EFF. Anfang der 90er Jahre leitete er Kaleida, ein Gemeinschaftsunternehmen von Apple und IBM. Die beiden Unternehmen wollten ihren kalten Krieg beenden und gemeinschaftlich ein objektorientiertes multimediales Betriebssystem der neuen Generation entwickeln. Zwar entstand die objektorientierte Programmiersprache ScriptX für Multimedia-Anwendungen, aber insgesamt war das Unternehmen erfolglos und wurde 1995 aufgelöst, was nicht unwesentlich auf die unkonventionellen Marketing-Methoden Nat Goldhabers zurückzuführen sein soll. Im Internet wurde Nat Goldhaber aber durch die praktische Umsetzung der Thesen seines Vetters Michael Goldhaber bekannt, der sich mit der „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ auseinandersetzt. Die Firma Cybergold von Nat Goldhaber, die 1995 gegründet wurde, zeigt den Teilnehmern ausgewählte Werbung. Für ihre Aufmerksamkeit bekommen sie geringe Geldbeträge gutgeschrieben, die sie sich auszahlen lassen oder für einen guten Zweck spenden können. Die Gutschrift erfolgt erst, nachdem durch die Beantwortung einiger Fragen eine Leistung erbracht wurde. Dieses Prinzip der „Attention Brokerage“ wurde von Goldhaber sogar zum Patent angemeldet. Ein weiteres Patent bezieht sich auf das Prinzip, Inhalte auf einer Web-Seite zu veröffentlichen und für jeden Aufruf einen kleinen Geldbetrag zu kassieren. Goldhaber würde diese Verfahren gern in der amerikanischen Politik anwenden „ anstatt Menschen einen Drink in einer Kneipe anzubieten, wenn sie zu einer Wahlveranstaltung kommen, bietet man ihnen Geld (für das Lesen der Wahlpropaganda), womit sie selbst in der Kneipe etwas trinken gehen können.“ Cybergold war zunächst erfolgreich, nach sechs Monaten hatten sich bereits 125 000 Nutzer registrieren lassen, das Magazin Wired gewann innerhalb anderthalb Tagen durch eine Aktion bei Cybergold mehr als 2000 neue Abonnenten. 1999 wurde Cybergold von einem anderen Unternehmen übernommen. Insider munkelten jedoch, daß es sich eher um eine Rettungsaktion als um eine Übernahme handelte.

Beitragsbild: By Hartsook – Own work, CC BY-SA 3.0,

Michael H.Goldhaber

Amerikanischer Wissenschaftler, Begründer der „Aufmerksamkeitsökonomie“.

Für Michael H. Goldhaber leben wir in einer Zeit des Wandels von der Industriegesellschaft hin zu einem System, in dem die Aufmerksamkeit die größte Rolle spielt. Schon beim Übergang von der Feudal- zur Industriegesellschaf hat sich etwas ähnliches abgespielt: Die Bedeutung der Adelstitel wurde vom Geld abgelöst. Heute läßt sich die Ablösung des Geldes durch Aufmerksamkeit beobachten. Zugegeben steckt das von Goldhaber postulierte System noch in den Anfängen, doch seit etwa 1965 sollen seine Auswirkungen erkennbar sein. Schon der amerikanische Künstler Andy Warhol verkündete 1967, daß zukünftig jeder, zumindest für 15 Minuten, weltberühmt werden könne. Inzwischen sorgen die globalisierten Medien für die weltweite Bekanntheit von Stars und Sternchen aus den unterschiedlichsten Sparten, die Politiker buhlen in allen Kanälen um die Aufmerksamkeit des Publikums und durch das Fernsehen hat jedermann die Möglichkeit, eine noch vor einigen Jahren unvorstellbare Popularität zu erlangen. Auch im Internet scheint diese Tendenz sichtbar, auf unzähligen Homepages werden etwa die Details des Privatlebens vor aller Öffentlichkeit ausgebreitet. Natürlich gibt es auch Unternehmer, die mit der Aufmerksamkeit Geld zu verdienen suchen. Zum Beispiel versuchte Nat Goldhaber, ein Verwandter Michael Goldhabers, mit der Firma Cybergold aus der Aufmerksamkeit von Web-Surfern Kapital zu schlagen, indem er sie Werbung anschauen läßt und sie dafür bezahlt. Michael H. Goldhaber wurde 1942 in Urbana, Illinois, als Sohn deutsch-jüdischer Flüchtlinge geboren. Er promovierte 1968 an der Universität Stanford in theoretischer Hochenergie-Physik. Später arbeitete er am Institut für politische Studien in Washington D.C. und war längere Zeit Gastprofessor am „Institut für das Studium sozialer Veränderungen“ an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Inzwischen lebt er als freier Sozialforscher am Rande des ßßß Silicon Valley. Sein Interesse an der Soziologie wurde nach seiner Promotion durch seine ablehnende Haltung gegenüber dem Vietnamkrieg geweckt. Im Zusammenhang mit soziologischen Studien kam er schließlich auch in Berührung mit den Entwicklungen rund um den Microprozessor. Goldhaber war Mitte der 80-er Jahre wesentlich an der Verbreitung des Begriffes der „Informations-Ökonomie“ beteiligt. Der Ausgangspunkt für seine Theorie lag 1985 in der Frage, warum das Geschäft mit den Informationen derartig erfolgreich zu werden begann, obwohl die gängigen Theorien davon ausgehen, daß im heutigen System durch die Verknappung von Gütern Gewinn erzielt wird. Wenn wir auch inzwischen an Informationen schier ertrinken, scheint das Wachstum der Informationstechnologie ungebrochen. Für Goldhaber eine Bestätigung seiner Theorie der Aufmerksamkeitsökonomie. Überall wo auf einem Kanal Informationen fließen, strömt auf einem zweiten Kanal Aufmerksamkeit zurück. Alle Anstrengungen der Akteure gehen nun, laut Goldhaber, dahin, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erhalten. In der heutigen Übergangszeit seien Geld und Aufmerksamkeit noch verknüpft, was zum Beispiel an den unermeßlichen Vermögen der Stars erkennbar sei. Verkürzt dargestellt, ginge die Tendenz dahin, die Verfügbarkeit über materielle Güter direkt von der empfangenen Aufmerksamkeit abhängig zu machen, schon heute sei es ja theoretisch möglich, alle Dinge des täglichen Bedarfs weitgehend automatisch herzustellen und auch der Hunger der Welt sei letztendlich nur ein Verteilungsproblem. Natürlich wird nicht jeder genügend Aufmerksamkeit auf sich ziehen können und die Verlierer in diesem System müssen darauf achten, daß es ihnen nicht so ergeht, wie einem Obdachlosen in Los Angeles, der mitten am Tage auf einer belebten Straße starb und niemand ihn beachtete.

Charles Goldfarb

Amerikanischer Rechtanwalt, entwickelte GML und SGML.

Der 1939 in Brooklyn geborene Charles Goldfarb legte mit seiner Seitenbeschreibungssprache SGML (Standard Generalized Markup Language) unwissentlich den Grundstein für das heute für die Erstellung von Web-Seiten verwendete HTML, das 1989 von Tim Berners-Lee auf der Grundlage von SGML entwickelt wurde. SGML ist eine „Allgemeine Standard Seitenbeschreibungssprache“, in der die Bestandteile eines Dokumentes durch spezielle Befehle markiert werden, welche die geräteunabhängige und plattformübergreifende Darstellung von digitalen Dokumenten ermöglicht. Diese Sprache war von Goldfarb ursprünglich entwickelt worden, um den Austausch und die Archivierung von technischen Dokumentationen möglich zu machen. 1985 legte das amerikanische Verteidigungsministerium fest, zukünftig alle technischen Dokumentationen damit auszuzeichnen und 1986 wurde SGML ISO-Standard. Dabei waren die Erfahrungen Goldfarbs mit der Herstellung von Dokumenten eher nebensächlich. Als Schüler hatte er die Kurbel der Vervielfältigungsmaschine gedreht, mit der Prospekte hergestellt wurden, die er in der Nachbarschaft verteilte. Bei seiner Arbeit als Rechtsanwalt wünschte er sich häufig ein System, das es ermöglichte, Dokumente zu korrigieren und die Abschriften ohne neue Fehler zu erhalten. Auch von der Datenverarbeitung wußte er nicht viel. Er hatte am Columbia College Soziologie studiert, 1964 die Harvard Law School beendet und sich danach in Boston als Rechtsanwalt niedergelassen. Sein Hobby war es, die Wegbeschreibungen für die Fahrer von Autorallyes zu verfassen, was er auf eine ganz besondere Art tat. Ein Freund machte ihn darauf aufmerksam, daß seine Aufzeichnungen die Struktur eines Computergprogramms hatten. Im November 1967 fand er eine Anstellung bei IBM, wo er herausfinden wollte „was für ein Geschäft es wohl sei, das Leute für das Schreiben von Wegbeschreibungen für Rallyepiloten bezahlt.“ Auch versprach er sich von den dort zu gewinnenden Kenntnissen die Möglichkeit, besser neue Klienten aus der wachsenden High Tech Szene Bostons gewinnen zu können. Bei IBM arbeitete er an Abrechungssystemen und installierte ein Satzsystem für eine Lokalzeitung. 1969 beschäftigte er sich am „Cambridge Scientific Center“ der Firma mit den Möglichkeiten, die Computertechnik im Bereich des Rechtswesens einzusetzen. Dabei ging es auch um das Problem, in gespeicherten Dokumenten nach bestimmten Einträgen zu suchen und auf diese zuzugreifen. Gemeinsam mit Ed Mosher und Ray Lorie entwickelte er eine Seitenbeschreibungssprache, die diese Aufgabe bewältigen konnte. Die erste Version wurde „Integrated Textual Information Management Experiment“ (InTIME) geannt. 1973 wurde das System unter dem Namen „GML“ – Generalized Markup Language – veröffentlicht. Goldfarb hatte die Bezeichnung auch gewählt, da diese Buchstabenkombination gleichzeitig auf die Namen der Mitglieder des Entwicklerteams, Golfarb, Mosher und Lorie, hinweist und diese so nicht in Vergessenheit geraten. SGML ist eine Weiterentwicklung dieser Sprache. In vielen Bereichen, in denen mit großen Informationsmengen gearbeitet wird, erfreut sich SGML heute großer Beliebtheit, etwa beim Flugzeughersteller Boeing, wo allein die Dokumentation für das Modell 747 über vier Millionen Seiten umfaßt. Außerdem ist SGML die Grundlage der von Jon Bosak entwickelten Auszeichnungssprache XML. Charles Goldfarb ist seit 1960 verheiratet und hat zwei Söhne. Der Katzenliebhaber lebt in Saratoga nahe, dem ßßß Silicon Valley. Er ist Ehrenmitglied des amerikanischen Fachverbandes für technische Kommunikation und er erhielt den „Gutenberg Award“ der amerikanischen Druckindustrie. Er schrieb zwei Bestseller über SGML und XML, ist aber, wie er in einem Interview sagte, kein Bestseller-Autor, sondern arbeitet immer noch als Rechtsanwalt.

Dr. Ivan Goldberg

Amerikanischer Psychiater, prägte den Begriff „Internetsucht“.

Seit dem 16. März 1995 macht im World Wide Web der Begriff „Internet Addinction Disorder“ – Internetsucht – die Runde. Zahlreiche Wissenschaftler haben sich seitdem mit diesem Phänomen auseinandergesetzt, Publikationen zu diesem Thema sind erschienen. Studien belegen, daß 9 – 13 Prozent der Nutzer dem Internet zwanghaft verfallen sind und natürlich gibt es im Netz auch entsprechende Selbsthilfegruppen. Wie für jedes Suchtverhalten, werden auch für die Internetsucht bestimmte Kriterien festgelegt, an denen erkennbar ist, ob es sich beim exzessiven Surfen im Internet um einen krankhaften Zustand handelt: Muß man seine „Online Dosis“ steigern, um Glücksgefühle zu erlangen? Verschwindet beim Surfen das Zeitgefühl und man bleibt ständig länger online als geplant? Leiden die sozialen Kontakte zu Freunden und Familienmitgliedern durch die Nutzung des Netzes? Stellt sich ein Realitätsverlust ein? Dies sind nur einige Fragen, bei dessen positiver Beantwortung man sich überlegen sollte, ob es nicht angebracht sei, das Surfen im Internet ein wenig einzuschränken. Bereits 1997 wurde von einem Mann berichtet, der seinen Job verlor, da es ihm wichtiger war, ständig online zu sein als zu arbeiten und gerade bei Jugendlichen sind Verhaltensweisen erkennbar, die fatal an eine wirkliche Sucht erinnern. Dabei war die Aktion von Dr. Goldberg nur ein Scherz. Der Psychiater widmet sich seit 1995, nach einer 30-jährigen Tätigkeit an der Columbia Universität in New York, der Arbeit in seiner eigenen Praxis. Er betreibt außerdem seit 1993 eine Web-Seite, die sich mit der Volkskrankheit Depression beschäftigt. Als Parodie auf die Krankheitssymptome, die im „Diagnostic and Statistic Manual of Mental Deseases“ zu lesen sind, veröffentlichte er in einer Mailingliste eine Anzahl von Symptomen, deren Auftreten für eine neue Krankheit, die „Internetsucht“ sprechen. Er trieb seine Satire auf die Spitze, indem er gleichzeitig eine Online-Selbsthilfegruppe für Betroffene anbot, als würde man die Treffen der anonymen Alkoholiker in einer Bar arrangieren. Goldbergs Unternehmen hatte ungeahnte Folgen: Viele vermeintlich Betroffene meldeten sich, es kam zu einer Diskussion über die Problematik und bereits im selben Jahr war unter der Internetadresse „netaddiction.com“ ein privatwirtschaftliches Institut zu erreichen, das sich der Behandlung verschiedener Online-Süchte widmet. Dr. Goldberg fand die Diskussion über die von ihm „erfundene“ Sucht etwas übertrieben. Zwar bezweifelt er nicht, daß es Menschen gibt, die bei der Nutzung des Internet ein suchtähnliches Verhalten an den Tag legen. Doch deshalb eine neue Krankheit zu definieren, hielt er 1997 in einem Interview mit dem „New Yorker Magazine“ für lächerlich, „dann müßte man auch über Menschen sprechen, die süchtig nach Büchern, Jogging oder anderen Menschen sind“.