Jim Kimsey

Amerikanischer Geschäftsmann, Mitbegründer von AOL.
(1939 – 2016)

Eher zufällig ist Jim Kimsey in das Geschäft mit dem Internet geraten. Er war einer der Investoren in Bill von Meisters „Control Video Corporation“, dessen gescheitertes Geschäftsmodell das Unternehmen an den Rand des Ruins geführt hatte. Der erfolgreiche Geschäftsmann Jim Kimsey wurde dazu ausersehen, die Firma als Geschäftsführer zu retten. Seine Bemühungen waren erfolgreich, sie führten schließlich zur Gründung des Online Providers AOL. Jim Kimsey wurde 1939 in Washington geboren. Er wuchs als ältester Sohn einer großen Familie im irisch-katholischen Milieu in Washington auf. Seine Schulzeit verbrachte er auf einer katholischen Privatschule, von der er jedoch im letzten Schuljahr wegen mangelnder Disziplin verwiesen wurde. So machte er seinen Schulabschluß auf einer anderen katholischen Schule, um dann ein Jahr an der katholischen Universität des Ortes zu studieren. Danach zog es ihn an die Militärakademie West Point. In der Armee kommandierte er unter anderem die erste Kompanie der Interventionstruppe, die im April 1965 die Dominikanische Republik besetzte. Nach Einsätzen in Vietnam entschloß er sich jedoch Ende der 60-er Jahre für ein Leben mit Frau und Kind in Washington. Er nahm Abschied von der Armee, um künftig als Geschäftsmann seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er eröffnete eine Bar, die als besondere Attraktion einen Fernschreiber bot, der die aktuellen Börsenkurse lieferte. Sein Konzept hatte Erfolg, und zehn Jahre später besaß er eine ganze Reihe von Lokalen, die er Anfang der 80-er Jahre zu Geld machte, um seinen Lebensunterhalt als Investor zu verdienen. Ein Studienfreund aus West Point vermittelte ihm eine Beteiligung an Bill von Meisters „Control Video Corporation“, die mit dem Vermieten von Videospielen über die Telefonleitung Geld zu erwirtschaften versuchte. Von Meisters Unternehmen stand kurz vor dem Zusammenbruch, als die Investoren Kimsey mit der Aufgabe betrauten, die Firma zu retten. Er stand vor der Aufgabe „Geflügelsalat aus Hühnerscheiße zu machen.“ (Kimsey) und entwickelte gemeinsam mit dem Marketingassistenten Steve Case das Konzept für einen Onlinedienst, der später als American Online, AOL, für Furore sorgte. Der für seine direkte Ausdrucksweise berühmt berüchtigte Jim Kimsey war bis 1995 Präsident der Firma, ihm ist es zu verdanken, daß Aol seinen Firmensitz nicht ins ßßß Silicon Valley verlegte. Unter seinem Nachfolger Steve Case wurde AOL schließlich zum größten Online-Dienst der Welt. Jim Kimsey ist weiterhin bei AOL, er führt die Geschäfte der AOL Foundation, die Projekte der Bildenden Kunst unterstützt und auch den weniger begüterten Teil der Menschheit mit den Segnungen des Internet beglücken möchte. Aufsehen erregte Kimsey, als er im März 2000 mit den linksgerichteten Guerilleros in Kolumbien Verhandlungen führte, um die Entwicklung dieses Landes durch Investitionen ausländischer Unternehmen voranzutreiben.

Michael S. Kibee

Kanadischer Ingenieur, Gründer eines virtuellen Friedhofes.
(1964 – 1997)

Im April 1995 ging der „World Wide Cemetery“, der Friedhof im Word Wide Web, ans Netz. Was hier makaber und wie eine geschmacklose Geschäftsidee erscheint, ist durchaus ernst gemeint: Kibee, der Schöpfer des Friedhofes, litt an Leukämie und die Diagnose lautete, daß er nicht mehr lange leben würde. Der erste Verstorbene, der im Internet „bestattet“ wurde, war jedoch nicht Kibee selbst, sondern sein an AIDS gestorbener Freund und Lebenspartner Victor Joseph Bombardieri. Michael Stanley Kibee hatte am Ende seines Lebens das Internet entdeckt und sich dort unter anderem in Mailinglisten zum Thema seiner Krankheit engagiert. Als eine letzte Therapie ihm noch ein wenig Aufschub verschaffte, baute der Ingenieur sich zunächst einen eigenen schlichten Sarg aus Holz und konzipierte dann mit einem Freund den virtuellen Friedhof, als Vermächtnis an die Online-Gemeinde. Auch war dies für ihn eine Möglichkeit, sich mit dem Tod und dem Sterben auseinanderzusetzen. Auf dem virtuellen Friedhof sollte es die Möglichkeit geben, von überall her gestorbener Freunde und Verwandten zu gedenken. Gegen eine geringe Gebühr können dort „Gräber“ eingerichtet werden, die neben einem Text auch Bilder und Multimediadateien enthalten können. Ferner ist es möglich, den einzelnen Einträgen „Blumen“ in Form von Texten zuzuordnen. Das Projekt erregte großes Aufsehen und die Presse berichtete weltweit über Michael Kibee. So kam es, daß Kibee, nicht wie er es zunächst vermutet hatte, eines der ersten Gräber belegte, sondern der Friedhof bei seinem Tod bereits 94 Einträge aufwies. Inzwischen wird dort zum Gedenken an über 200 Personen aus aller Welt aufgerufen, wobei das Spektrum vom im zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten bis zum wenige Tage nach der Geburt verstorbenen Säugling reicht.

Beitragsbild: Screenshot der Gedenkseite für Kibee 1999

Karstadt

Deutsche Kaufhauskette, ging 1996 online.

Unter dem Namen „MyWorld“ ging eines der bekanntesten Kaufhäuser Deutschlands am 28. Oktober 1996 ins Internet. In 18 verschiedenen Shops konnten 150.000 unterschiedliche Artikel geordert werden. Daneben gab es die Möglichkeit, als Mitglied bei „MyWorld“ eine eigene Homepage einzurichten oder mit anderen Mitgliedern zu „chatten“, also sich zu unterhalten. Das Konzept verfing jedoch nicht und „MyWorld“ wurde im Herbst 2000 wieder geschlossen. In der realen Welt kann das alteingesessene Unternehmen bislang auf eine weit positivere Geschichte zurückblicken. Die Ursprünge der Firma liegen in einer Geschäftsgründung des Wismarer Kaufmannes Rudolph Karstadt (1854 – 1944). Im Jahre 1881 eröffnete er mit einem Angestellten in Wismar ein „Manufactur-, Confections- und Tuchgeschäft“. Das Besondere daran war, daß Karstadt erstmalig Festpreise einführte (bis dahin waren langwierige Verhandlungen über den Preis allgemein üblich) und Barzahlung verlangte. 1885 übernahm Theodor Althoff (1858 bis 1931) in Dülmen (Westfalen) ein „Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft“ von seiner Mutter. Auch er verfolgte ein ähnliches Konzept. 1920 fusionierten die beiden Unternehmen zur Rudolph Karstadt AG. 1926 wurde die „EPA Einheitspreis AG“ gegründet, die später als „Kepa Kaufhaus“ bekannt wurde. Das Unternehmen überstand die Weltwirtschaftskrise 1931 und hatte 1939 bereits 67 Filialen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb in Westdeutschland mit 45 Filialen weitergeführt. In den 70-er Jahren erwarb Karstadt 51 Prozent des Neckermann Versandhauses. Nach dem Fall der Mauer konnte Karstadt durch Übernahme verschiedener „Centrum“- und „Magnet“- Warenhäuser wieder in Ostdeutschland Fuß fassen. 1992 begann die Kooperation mit dem bekannten Moskauer Kaufhaus „GUM“. Schließlich wurde in Deutschland 1994 die bekannte Hertie-Warenhauskette übernommen. Natürlich arbeitet man bei Karstadt an einem neuen Internet-Auftritt, aber auch das Wohl der Aktionäre liegt der Geschäftsleitung am Herzen: Zur Zeit (Anfang 2001)versucht man die Rendite zu erhöhen, was unter anderem durch Sparmaßnahmen beim Verkaufspersonal erreicht werden soll.

Beitragsbild: Von GeoTrinity – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Philip Kaplan

Amerikanischer Web-Designer und Unternehmer.

Der 1975 geborene Philip Kaplan fand den Rummel um die vielen neuen Dot-coms ziemlich übertrieben. Im Sommer 2000 überlegte er, wie eine Web-Seite aussehen könnte, die mehr „Traffic“ erzeugte als eines der durchschnittlichen überbewerteten Start-ups. Angeregt durch sich häufende Meldungen über Internet-Firmen, die Mitarbeiter entließen oder gar selbst schließen mußten, entwickelte er die Seite „Fuckedcompanie.com“, die im Juni 2000 online ging. Auf der Seite kann man Gerüchte über in Schwierigkeiten befindliche Dot-coms loswerden oder darauf wetten, welche Firma es wohl als nächste erwischt. Gewinnen kann man, außer Punkten für jede zutreffende Vorhersage und dem Ruhm, etwa eine Firmenpleite richtig vorausgesagt zu haben, nichts. Trotzdem gehört die Seite zu den populärsten Angeboten im World Wide Web. Jeder registrierte Nutzer kann Tips darüber abgeben, welche Firma wohl demnächst Probleme bekommen wird. Die Menge der zu erlangenden Punkte richtet sich nach der Genauigkeit der Vorhersage. Angeblich sollen viele dieser Hinweise von Mitarbeitern betroffener Firmen stammen, und die Genauigkeit der veröffentlichten Tips spricht dafür. Natürlich hat die Angelegenheit auch einen ernsten Hintergrund: Philip Kaplan ist der Ansicht, daß viele der Gründer einfach nicht als Unternehmer geeignet seien, sie wollten einfach nur Spaß haben und behandelten ihre Angestellen teilweise „wie eine Währung“, sagte er dem „Spiegel“. Er selbst betreibt eine kleine Agentur für Web-Design, die, wie er betont, profitabel arbeitet. Sein Versuch, Fuckedcompanie.com bei ebay für einen Millionenbetrag zu versteigern, schlug im Herbst 2000 allerdings fehl. Mit dem Erlös wollte er sich auch einmal wie ein „richtiges Start-up“ benehmen und das ganze Geld für „Drogen Parties mit „TheWho“ und ein paar Nutten zum Fenster herauswerfen.“

Brewster Kahle

Amerikanischer Unternehmer.

So wie Trampelpfade meist die effektiveren Wege sind, bietet die Firma „Alexa“ den Surfern im World Wide Web die Möglichkeit, Zusatzinformationen und Links zu Seiten mit ähnlichem Inhalt aufzurufen. Diese Vorschläge werden aufgrund der Besucherzahlen der jeweiligen Seiten zusammengestellt und sollen die effektivere Suche nach Informationen im World Wide Web ermöglichen. Gegründet wurde das Unternehmen 1996 von Bruce Gilliat und Brewster Kahle. Die Bezeichnung „Alexa“ ist eine Reminiszenz an die Bibliothek von Alexandria, bei deren Zerstörung im Jahre 270 n. Chr. etwa 500 000 Schriftrollen verbrannten, fast das gesamte Wissen der antiken Welt. Auch heute ist das im Internet vorhandene Wissen bedroht, was heute noch online erreichbar war, kann morgen schon auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein, eine Web-Seite existiert im Durchschnitt nur 75 Tage. Diesem Gedächtnisverlust will Brewster Kahle vorbeugen: „Alexa“ ist, seit seiner Gründung 1996, unaufhörlich mit der Sammlung und Archivierung von Web-Seiten beschäftigt. Die Ergebnisse werden im „Internet Archive“ oder der „Internet Library“ gesammelt und zugänglich gemacht. Eine spezielle Software von „Alexa“ erlaubt es, beim Surfen im Internet auf dieses Archiv zuzugreifen und wenn man auf eine „404 Fehlermeldung“ trifft (die besagt, daß die gesuchte Seite nicht mehr existiert) mit Glück doch noch die gewünschten Informationen zu erhalten. Umfaßte das Internet 1996 eine Datenmenge von 1,5 TeraByte, so waren es im März 2001 schon 40 TeraByte , was etwa vier Milliarden Seiten entspricht. Brewster Kahle, Jahrgang 1960, studierte am ßßß MIT, wo er sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigte. Nach Beendigung seines Studiums 1982 gehörte er zu den Mitbegründern der Firma „Thinking Machines“, die Supercomputer konstruierte. Im Oktober 1989 begann man dort mit dem Aufbau des „Wide Area Information Service“, einer Datenbank von Internet-Inhalten, die seit 1991 im Netz zugänglich ist. 1992 gründete Kahle die „WAIS Inc.“. Das Unternehmen führte die Datenbank fort und beschäftigte sich mit dem Publizieren im Internet. Zu den Kunden gehören unter anderem die New York Times und die Encyclopaedia Britannica. 1995 verkaufte Kahle das Unternehmen an AOL. Auch Alexa hat einen neuen Eigentümer: Die Firma wurde 1999 von Amazon übernommen.

Beitragsbild: Von Joi Ito – , CC BY 2.0,

Bill Joy

Amerikanischer Elektroingenieur, Mitbegründer der Firma SUN.

„Eine Bombe kann man nur einmal zünden, ein Virus, eine Nanomaschine oder ein Roboter können sich zukünftig immer wieder neu erschaffen“, so warnte Bill Joy im Jahr 2000 vor den möglichen Auswirkungen zukünftiger Technologien. In einem Artikel, der im amerikanischen Magazin Wired unter dem Titel „Warum die Zukunft uns nicht braucht“ erschien, malte er ein düsteres Bild der Gentechnik, Nanotechnologie und Robotik und forderte die Selbstbeschränkung der Wissenschaft. Es sei „keine gute Idee, jedem den Zugang zu den Bauplänen der Atombombe zu geben.“ Seine Thesen sorgten, insbesondere im Feuilleton, wo sie wohlwollend aufgenommen wurden, für viel Aufsehen. Kritiker werfen ihm jedoch eine zu simple Weltsicht vor, die vom Science Fiction beeinflußt die Zukunft lediglich als Fortschreibung der Gegenwart beschreibt. Allerdings hat Joy die heutige Zeit maßgeblich mitgestaltet. Der 1954 in Detroit geborene Elektroingenieur war als Student in Berkeley der Chefentwickler des Betriebssystems „Berkeley UNIX“ (BSD), das zum Standard-Betriebssystem in Ausbildung und Forschung wurde. Da es außerdem die perfekte Unterstützung der Netzwerkprotokolle bot, wurde es zur Grundlage des Internet. Nach seinem Studium an den Universitäten von Michigan und Berkeley gehörte er 1982 zum Gründungsteam der Firma SUN. Dort wurde das von ihm entwickelte Betriebssystem als „SUN OS“ eingesetzt. Joy ist bei SUN als Chefwissenschaftler unter anderem maßgeblich an der Entwicklung der Architektur der Microprozessoren der Firma sowie an der Spezifikation der Programmiersprache Java beteiligt. Auch an „Jini“, einer Technologie, welche die Kommunikation zwischen diversen Elektrogeräten und deren Vernetzung ermöglicht, hat Joy, der inzwischen elf Patente hält, einen großen Anteil. 1997 wurde er zum Berater des amerikanischen Präsidenten Clinton, in Fragen der Datenkommunikation und der Informationstechnologien, ernannt. 1999 erhielt er den „Lifetime Achievement Award“ für die Entwicklung von Java.

Jobs&Adverts

Erste deutsche Arbeitsvermittlung im World Wide Web.

Während zu Zeiten der großen Internet-Euphorie in Deutschland auch die Nachahmer der einfachsten amerikanischen Geschäftsideen keine Probleme hatten, ihre Geschäfte finanzieren zu lassen, sah es 1995 ganz anders aus. Selbst so gute Ideen wie die von Dr. Roland Metzger fanden keinen Kapitalgeber. Der damals 45 Jahre alte Roland Metzger wollte eine Arbeitsvermittlung im Internet gründen. Er hatte Mathematik und Wirtschaftswissenschaften studiert und war als Berater in der Informationstechnologie tätig. Dabei hatte er auch mit der Anzeigenabwicklung und -schaltung zu tun. Metzger erkannte, daß das World Wide Web eine ideale Plattform zur Veröffentlichung von Inseraten darstellt und entwickelte sein Konzept eines virtuellen Stellenmarktes. Da er keine Kapitalgeber für sein Vorhaben fand, gründete er 1995 mit eigenem Geld die „Jobs & Adverts GmbH“ als Zwei-Mann-Betrieb. Inzwischen firmiert das Unternehmen, das 1999 an die Börse ging, als „Jobpilot.de“ und hat Tochterunternehmen in 14 europäischen Ländern. Auf den Angebots-Seiten können Stellenangebote und -gesuche studiert werden; Bewerber haben die Möglichkeit ein Profil von sich anzulegen, welches mit in Frage kommenden Stellenangeboten abgeglichen wird. Die Benachrichtigung im Anschluß einer Bewerbung erfolgt per E-Mail oder neuerdings per SMS direkt zum Mobiltelefon. Außerdem werden verschiedene andere Dienstleistungen rund um den Arbeitsmarkt angeboten. Der Versuch, im Jahr 2000 ein gedrucktes Magazin mit Stellenangeboten herauszugeben, scheiterte jedoch, da sich die etablierten Verlage auf die Füße getreten fühlten. So wurde dem Jobpiloten zum Beispiel gerichtlich untersagt, den Untertitel „Karrieremagazin“ zu verwenden, da das Wort „Karriere“ ein von einer bedeutenden Verlagsgruppe geschützter Begriff sei. „als wenn jemand den Begriff ‚Nase‘ schützen läßt und man nur noch Gesichtserker sagen darf“, wurde dar Anwalt von Jobpilot in der Presse zitiert.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite Jobpilot 2000

IUMA

Erstes kommerzielles Musikarchiv im Internet.

Als der Informatikstudent der Universität von Santa Cruz Jeff Patterson 1993 einen Song seiner Band „The Ugly Mugs“ im Internet veröffentlichte, war die Resonanz überwältigend. So kam er auf die Idee, das Konzept auszubauen und auch anderen unabhängigen Bands die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Musik über das Netz zu verbreiten. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Rob Lord und Jon Luini sowie der Unterstützung des Computerherstellers Silicon Graphics entstand so das „Internet Underground Music Archive“, IUMA. Hier finden Musiker aller Sparten die Möglichkeit, sich selbst auf Web-Seiten zu präsentieren und Musikstücke zum Download bereitzustellen, wofür sie eine relativ geringe Gebühr bezahlen müssen. Die Gründer hielten sich anfangs durch die Gestaltung von Web-Seiten über Wasser, wobei Firmen wie Duracell oder Warner Brothers zu ihren Kunden zählten. Das Musikarchiv entwickelte sich schnell zur beliebtesten Seite im Bereich der sogenannten „Indpendent“-Szene. Ende 1999 konnte IUMA sogar beginnen, den Musikern für jedes von einem Kunden heruntergeladene Musikstück eine kleine Gebühr zu zahlen. Die Aktivitäten IUMAs reichten von dem Plan, ein eigenes Platten-Label zu gründen (was verworfen wurde) bis zur Mithilfe bei der Realisierung des ersten Musikmagazins im Internet, mit dem Michael Goldberg 1994 unter der Bezeichung „Addicted To Noise“ online ging. Inzwischen gehört IUMA zu der 1998 gegründeten Firma „EMUSIC.com“. In die Schlagzeilen geriet das Musikarchiv im Sommer 2000 durch eine der „seltsamsten Werbekampagnen der Geschichte“, wie ein amerikanisches Magazin es ausdrückte. Bei der Aktion „Name your Baby IUMA“ wurden Eltern aufgefordert, ihrem neugeborenen Kind den Namen der Firma zu geben. Als Belohnung winkten ihnen 5000 $ oder die Möglichkeit, lebenslang das gesamte Angebot von IUMA, inklusive CDs und Konzertkarten, kostenlos nutzen zu können. Es fanden sich tatsächlich Eltern, die nicht darauf verzichten wollten, ihre kleinen „Iuma Dylan-Lucas“ oder „Iuma Rose“ in einem Heim „prall gefüllt mit der besten Musik des Planeten“ aufwachsen zu lassen.

Beitragsbild: Screenshot 1996

James Howard

Amerikanischer Unternehmer, blendete Werbung aus Web-Seiten aus.

Die Firma des Studenten der Theaterwissenschaften wurde 1996 zur Zielscheibe der werbetreibenden Wirtschaft. Das Internetmagazin „Suck“ sprach daher von dem Unternehmen PrivNet als eine „Übung im Masochismus“. PrivNet war im Dezember 1995 von dem damals 23 Jahre alten James Howard gemeinsam mit drei Kommilitonen der University of North Carolina in Chapell Hill gegründet worden. Die Studenten vertrieben unter der Bezeichung „Internet Fast Forward“, IFF, ein Zusatzprogramm (Plug-in) für den Webbrowser von ßßß Netscape, das es ermöglichte, Werbebanner auf Web-Seiten auszublenden. Sogleich kam eine Diskussion über Sinn und Unsinn solcher Programme in Gang und von besorgten Firmen wurde der Untergang der kostenlosen Angebote des World Wide Web beschworen. Immer wieder kommt es zu solchen Diskussionen, wenn Programme dieser Art veröffentlicht werden, etwa 1998, als das Programm „Web Washer“ der Firma Siemens auf dem Markt kam. Naturgemäß sind solche Programme bei den Anwendern sehr beliebt, beschleunigen sie doch das Surfen im World Wide Web ungemein. So wurden bis Mitte 1996 von PrivNet`s Web-Seite bereits über 100 000 IFF-Kopien heruntergeladen. Den Inhabern von PrivNet wurde der Rummel offenbar zuviel, sie verkauften ihr Unternehmen Ende 1996 an PGP von ßßß Phil Zimmermann. Dort wurde der Vertrieb von IFF schon bald eingestellt. Verschiedene Betreiber von Web-Seiten hatten mit Klagen gedroht, da die Software den Inhalt der Seiten veränderte und ihrer Meinung nach dadurch gegen das Urheberrecht verstieß. Was aus den vier Jungunternehmern geworden ist, die zunächst von PGP übernommen wurden, ist, zumindest im World Wide Web, nicht zu ermitteln.

Christopher R. Hassett

Amerikanischer Ingenieur und Unternehmer.

Auf der Computermesse INTEROP im Jahre 1997 war der Andrang auf den Stand der Firma „PointCast“ so gewaltig, daß die Veranstalter ihn schließen mußten, da sie ein Chaos befürchteten. Der britische Medientycoon Rupert Murdoch bot 450 Millionen Dollar für das Unternehmen, und auch ßßß Microsoft war zu einer Kooperation bereit. Doch schon wenig später wurde Chris Hassett als Geschäftsführer abgelöst, und die Firma suchte händeringend nach Kapitalgebern für den einstigen Vorreiter der „Push-Technologie“. Diese Technik, auch „Webcasting“ genannt, bietet den Nutzern des World Wide Web die Möglichkeit, automatisch Informationen aus dem Netz zu empfangen. Im Gegensatz dazu steht das Surfen im Internet, das auch als „Pull“ bezeichnet wird und bei dem die Nutzer die gewünschten Inhalte durch Aufrufen der entsprechenden Seiten selbst zusammenstellen müssen. Chris Hassett, Jahrgang 1962, hatte an der University of Lowell 1984 einen Abschluß als Elektroingenieur gemacht und 1986 die Firma „Blue Point“ gegründet, die sich mit der Entwicklung von Mikrochips beschäftigte. „Blue Point“ wurde 1990 von „Adobe Systems“ gekauft und Hassett blieb bis zum Jahr 1992 bei dem Unternehmen. Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Bruder Gregory gründete er dann eine Firma, um an der sich abzeichnenden Entwicklung des Internet teilzuhaben Sie starteten unter dem Namen „Journalist“, zunächst vom Wohnzimmer seines Hauses aus, einen personalisierten Zeitungsdienst für die Abonnenten der Provider CompuServe und ßßß Prodigy. Dieser Versuch war allerdings wenig erfolgreich, doch 1995 gelang ihnen mit „PointCast“ der Durchbruch in diesem Bereich. Ende 1996 wurde der Service, der sich durch Werbung finanzierte, von über 1,5 Millionen Nutzern bezogen. Das Unternehmen war zunächst erfolgreich, man hielt „Point Cast“ sogar für eine kommende „Killer Applikation“ (Software mit marktbeherrschender Stellung). Rupert Murdoch bot 1997 besagte 450 Millionen Dollar für das Unternehmen, doch Hassett lehnte ab. Auch ein Geschäft mit diversen Telefongesellschaften und Microsoft, das den Dienst in seinen Explorer integrieren wollte, kam nicht zustande. Mittlerweile hatten sich auch andere Unternehmen, wie zum Beispiel ßßß Marimba, in der Push-Technologie engagiert und machten „PointCast“ zu schaffen. Weiterhin bereiteten technische Schwierigkeiten, viele Abonnenten klagten über einen zu langsamen Zugang, und der Dienst sorgte häufig für verstopfte firmeneigene Netzwerke, immer größere Probleme. Schließlich wurde „Point Cast“ 1999 von „Idealab“ übernommen, das den Service ein Jahr später sang-und klanglos einstellte. Chris Hackett war bereits 1998 bei „PointCast“ abgelöst worden. Er gründete ein Unternehmen mit dem Namen „PricePoint“, das Preisausschreiben und ähnliche Unterhaltungen im Internet anbietet und im Jahr 1999 vom Unterhaltungsportal „Uproar“ übernommen wurde.