Deutsche Hackerlegende und Spezialist für Datensicherheit.
(20.12. 1951 – 29.07.2001)
„Wir müssen die Rechte der Andersdenkenden selbst dann beachten, wenn sie Idioten oder schädlich sind. Wir müssen aufpassen.“ Mit diesem Zitat von Herwart Holland-Moritz, der immer nur Wau Holland genannt wurde, verabschiedete sich der Chaos Computer Club Anfang August 2001 auf seiner Web-Seite von seinem verstorbenen „Alterspräsidenten“. Tatsächlich setzte sich Holland vehement für die Meinungsfreiheit ein, was in politisch korrekten Kreisen zähneknirschend zur Kenntnis genommen wurde, denn diese Freiheit schließt natürlich auch Neonazis ein. Und er paßte auf, zum Beispiel, indem er sich Gedanken über Sicherheitslücken von Software machte und darüber qualifizierte Vorträge hielt. Wau Holland wurde am 20.12. 1951 in Kassel geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Mannheim. Dort besuchte er ein altsprachliches Gymnasium und schloß sich den Pfadfindern an. Mit dem „Kosmos-Radio-Mann“ baute er sein erstes Radio, das merkwürdige Sender empfing, in denen zum Beispiel ständig Zahlenkolonnen verlesen wurden. (Es waren Hinweise für DDR-Agenten) Ein Studium der Informatik, Elektrotechnik und Politologie brach er ab und arbeitete bei einem Radio- und Fernsehhändler. Politisch war er in der „Roten Hilfe“ Marburg und später in Joseph Boys „Aktion Dritter Weg“ aktiv. Ende der 70-er Jahre arbeitete er in Hamburg als Computerspezialist und gehörte dort zu den Mitbegründern der alternativen Tageszeitung „taz“. In den Berliner Redaktionsräumen der Zeitung, für die Holland als Redakteur tätig war, wurde auch die Idee des Chaos Computer Club geboren, der später durch spektakuläre Aktionen von sich reden machte. Wau Holland, der sich selbst als „Bitschmied“ bezeichnete, verdiente seinen Lebensunterhalt mit Vorträgen und in der Lehrerfortbildung. Selbst zu Reden vor Bankern trug er Latzhose, Leinenkittel und Sandalen. Das Magazin Wired titulierte den Mann mit dem wallenden Vollbart in einem Nachruf daher als „Hacker Hippie“. In seinen letzten Lebensjahren engagierte er sich in einem Jenaer Jugendzentrum. Dort führte er Kinder und Jugendliche ohne Bezahlung an die Computertechnik heran. Er starb am 29.07. 2001 nach einem Schlaganfall.
Beitragsbild: Von Werner Pieper – Private correspondence, Copyrighted free use