Andreas v. Bechtolsheim

Andreas v. Bechtolsheim

Deutscher Softwarespezialist, Mitbegründer der Firma SUN
„Das Internet wird 1995 endgültig kommerzialisiert“ so zitierte der „Spiegel“ den Mitbegründer der Firma SUN im Jahre 1995. Das lag natürlich in seinem Interesse, denn in diesem Jahr hatte er, gemeinsam mit David Chariton, einem Professor der Stanford Universität, die Firma Granite gegründet. Granite beschäftigte sich mit der Entwicklung von Schalttechnologie für Netzwerke. Die Firma war so erfolgreich, daß sie bereits nach einem Jahr vom Konkurrenten Cisco aufgekauft wurde. Dabei soll Andy, wie er in den USA genannt wird, den Preis von 120 auf 220 Millionen Dollar heraufgehandelt haben. Seitdem arbeitet der „Klempnermeister der Internet“ (Spiegel) bei Cisco an der Entwicklung ultraschneller Verbindungstechnik für das Internet. Andreas von Bechtolsheim wurde 1955 als Sohn einer Hausfrau und eines Volksschullehrers am Bodensee geboren. Bereits als Sechsjähriger begann seine Karriere als Bastler und Elektroniker: Mit dem Kosmos Baukasten “Der kleine Elektriker“ konstruierte er seine ersten Radios und Lautsprecher. 1974 gewann er beim Wettbewerb „Jugend forscht“ mit einem Meßgerät für die „Strömung im Ultraschall“ den ersten Preis. Nach dem Abitur entwickelte er einen Steuerungscomputer für Blechstanzmaschinen, der von einer Firma aus dem Nachbarort vertrieben wurde und dem jungen Erfinder schon bald eine Menge Geld einbrachte. Nach einem kurzen Gastspiel an der Universität in München, wo ihn das Grundstudium gelangweilt hatte, ging er 1975 in die USA. Dort studierte er zunächst an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh, bevor er an die Stanford Universität wechselte. Da vom Zentralcomputer der Uni nur schwer Rechenzeit zu bekommen war, baute Bechtolsheim, ganz Bastler, mit Teilen aus einem Elektroniksupermarkt seine erste eigene Workstation. Auch beschäftigt er sich mit der Entwicklung einer „graphic work station, einem kleinen Computer mit einem Fernsehbildschirm, auf dem man beliebige Muster darstellen kann“, wie er an seine Eltern schrieb. Dies führte direkt zur Gründung von SUN „einer kleinen Firma … um einen Lebensunterhalt zu verdienen“. Sun wird gemeinsam mit drei Kommilitonen, Vinod Koshla, Bill Joy und Scott McNeally im Februar 1982 gegründet. Der Firmenname wurde aus der Bezeichnung Stanford University Network abgeleitet. Schon in diesem Jahr wird die erste Worksation herausgebracht, sie enthält bereits TCP/IP, das bis heute meistverwendete Netzwerkprotokoll. Die Firma ist sehr erfolgreich, bereits 1987 beträgt der Umsatz über eine Milliarde Dollar. 1995 macht SUN durch die Einführung von Java von sich reden, einer Programmiersprache, die für das Internet konzipiert wurde und die auf allen Plattformen läuft. 1995 ist auch das Jahr, in dem Andreas von Bechtolsheim SUN verläßt und Granite gründet. Der Mann, der „schon immer großen Einfluß auf die Welt haben wollte“ trägt immer noch am liebsten Birkenstock-Schuhe und Pullover, nur bei wichtigen geschäftlichen Terminen erscheint der Porschefahrer mit Anzug und Krawatte. Er vergleicht das Silicon Valley mit dem Paris zur Zeit der Impressionisten: „ Nur weil viele Maler an einem Ort miteinander konkurrierten, entstand etwas ganz Außerordentliches.“ Außerdem ist er überzeugt davon, daß im Valley eine Art Sozialismus entstanden ist: „Alle Mitarbeiter, bis hin zur Sekretärin, sind hier an den Firmengründungen beteiligt – sie schuften also alle für den eigenen Wohlstand.“

Beitragsbild Andreas von Bechtolsheim 2012 von Norbert Stuhrmann (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0, GFDL oder CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Fred Barrie

Mitentwickler der Suchmaschine Veronica für Gopher

Der 1968 geborene Fred Barrie studierte an der University of Nevada, Reno, Maschinenbau, als er das erste Mal mit der Computertechnik in Berührung kam. 1988 hatte er einen Job als Bote im Computerzentrum der Uni, wo er neben dem Reinigen der Bandlaufwerke auch zum Erstellen der Backups zuständig war. Dort führte er aber auch Berechnungen für sein Studium durch und lernte die Programmiersprache C. Als er 1992 einen Gopher-Server einrichten mußte, kam ihm und seinem Kollegen Steve Foster die Idee, eine Suchmaschine für Gopher zu entwickeln, wie es sie mit Archie bereits für die ftp-Server gab, um auch im Gopherspace schneller an gesuchte Dokumente gelangen zu können. Zunächst wollte Fred Barrie eine Liste mit Links zu Dokumenten erstellen. Steve Foster schlug vor, das Programm so zu gestalten, daß man direkt zur gesuchten Seite geführt würde. Barrie schrieb das Programm zum Sammeln aller Links und den Server zum Bearbeiten der Anfragen. Das System wurde Veronica genannt, nach der Freundin von Archie, dem Helden aus dem in den USA populären Archie-Comic. Veronica ist aber auch die Abkürzung für: „Very easy rodent-orinented net-wide index to computerized archives“, was im allgemeinen mit „Sehr einfach zu bedienender mausorientierter netzweiter Index für Computerarchive“ übersetzt wird. Fred Barrie arbeitet als Chefentwickler bei einem Unternehmen für Glücksspiele in den USA. Über den Verbleib von Steve Foster ist nichts bekannt.

Ben C. Barker

Interface message processor

Amerikanischer Softwareentwickler, arbeitete am ARPANET mit.

Ben Barker gehörte zu der Gruppe, die 1969 den ersten IMP entwickelten. IMP (Interface Message Processor) war die Bezeichnung der Computer, die das Netzwerk steuern sollten. Barker hatte 1961 an der Universität Austin seinen Abschluß gemacht und war in der militärischen Forschung beschäftigt. Zu dieser Zeit bestand seine hauptsächliche Aufgabe in der Entwicklung von Sensoren zum Aufspüren feindlicher Truppen in Asien. Neben dieser Tätigkeit konnte er bei  BBN an der Entwicklung des ARPANET, dem Netzwerk der „Defense Advance Research Project Agency“, einer Arbeitsgruppe des Verteidigungsministeriums, teilhaben. Dort war man damit beschäftigt, ein Netzwerk zu erstellen, um die Rechner verschiedener Universitäten miteinander zu verbinden. Barker war dafür zuständig, die IMPs auf Fehler zu überprüfen. Dabei soll er einige Wochen damit zugebracht haben, die Konfiguration des ersten dieser Computer handschriftlich zu korrigieren. Legendär ist der Satz „Do it to it, Truett“ (Fang was damit an, Truett), den Ben Barker auf die Kiste des ersten IMP schrieb, der per Luftfracht zur Universität von Kalifornien verfrachtet wurde. Die Nachricht war für Truett Thach bestimmt, einem Techniker von BBN, der den Rechner in Empfang nehmen sollte. Nach seinem Gastspiel bei der Entwicklung des ARPANET widmete Ben Barker sich wieder militärischen Forschungsaufgaben. 1987 ging er zur NASA, wo er unter anderem an der Entwicklung der internationalen Raumstation beteiligt war.

Beitragsbild: By FastLizard4 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

John Perry Barlow

John Perry Barlow

Amerikanischer Autor, Verfasser der Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace

„Regierungen der industriellen Welt, Ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. Im Namen der Zukunft bitte ich Euch, Vertreter einer vergangenen Zeit: Laßt uns in Ruhe! Ihr seid bei uns nicht willkommen. Wo wir uns versammeln, besitzt Ihr keine Macht mehr“ So beginnt die „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“, die von John Perry Barlow, einem der großen Vordenker des Internet, im Februar 1996 von der Schweiz aus veröffentlicht wurde. In dieser Erklärung beschreibt Barlow das Internet als ein Gebilde, einen „Weltweiten Organismus des Verstandes“, welcher organisch wächst und in dem sich eine eigne Gesellschaft von gleichberechtigten Mitgliedern entwickelt, wodurch die Nationalstaaten überflüssig werden sollen. Für diesen „Cyberspace“ genannten Ort fordert er uneingeschränkte Meinungsfreiheit. Diese Deklaration brachte ihm vom „Yahoo Magazine“ die Bezeichnung „Thomas Jefferson des Cyberspace“ ein. John Perry Barlow wurde 1947 geboren und wuchs auf einer Ranch in Wyoming auf, wo er zunächst die Dorfschule besuchte. 1969 machte er an der Universität in Middletown, Connecticut, seinen Abschluß in vergleichenden Religionswissenschaften mit Auszeichnung. Bis 1988 lebte und arbeitete er als Viehzüchter in Wyoming. Er verkaufte seine Ranch aus Frustration darüber, daß die Anwesen der Nachbarschaft von Film-Stars und Wirtschaftskapitänen aufgekauft wurden, die dort alles andere als Viehzucht betreiben wollten. Seit 1971 schrieb er außerdem Songs für die amerikanische Hippie-Rockgruppe Greatful Dead. Das Internet lernte er in Gestalt des Computernetzes der Alternativszene um San Francisco, ßßß WELL („Whole Earth ‚Lectronic Link“), kennen, auf das er auf der Suche nach einer neuen Gemeinschaft stieß. 1990 machte er den von William Gibson geprägten Ausdruck „Cyberspace“ als Bezeichung für das Internet populär. In diesem Jahr gründete er auch, gemeinsam mit Mitch Kapor, dem ehemaligen Besitzer der Softwarefirma Lotus, die „Electronic Frontier Foundation“ EFF. Die Gründung war die Reaktion auf die Beschlagnahme von Computern durch den amerikanischen Geheimdienst NSA. Im Zuge von Ermittlungen wegen illegalen Softwarehandels wurden auch Daten beschlagnahmt, die mit dem Verfahren nichts zu tun hatten. Die EFF setzt sich für den Erhalt der Bürgerrechte im Internet ein, dies beinhaltet die Wahrung der Privatspähre, also etwa die Erlaubnis zur Verschlüsselung privater Botschaften, und die absolute Meinungsfreiheit. Bekannt wurde die Organisation durch ihren Kampf gegen Pläne der amerikanischen Regierung, alle Endgeräte mit einem Chip zu versehen, der die Verschlüsselung privater Botschaften ermöglicht, jedoch dem Geheimdienst gleichzeitig den Zugriff auf die verschlüsselten Daten erlaubt hätte. John Perry Barlow ist als Autor für die verschiedensten Publikationen tätig, unter anderem schreibt er von Beginn an für das Internetmagazin Wired. Der begeisterte Motorradfahrer nimmt auch schon einmal ein Motorrad als Honorar für eine Reportage an. Seine vielen Reisen führten ihn auch nach Afrika, wo er sich auf der Suche nach dem Cyberspace die Malaria zuzog. Die Erfahrungen aus diesem Kontinent führten Anfang 2000 zur Gründung der „Bridges.org“ einer Organisation zu Überbrückung der „digitalen Teilung“ der Welt. Auf seinen Reisen wird er manchmal von seinen drei Töchtern begleitet, die sonst bei Barlows geschiedener Frau in Wyoming leben. Neben seiner Tätigkeit als Autor macht Barlow auch als Vortragender von sich reden: So verblüffte er bei einem Referat über die Definition des Geldes sein aus Bankern bestehendes Publikum mit einem einzigen: Satz. Er sagte: „Was auch immer Allen Greenspan (Der Präsident der Amerikanischen Zentralbank) dafür hält.“ Er sieht eine Gesellschaft entstehen, in der jeder sein eigener Unternehmer ist, es keine Trennung von „Arbeiten und Leben“ mehr gibt und in welcher der Erfolg einer Person nicht von deren Wissen sondern von deren Bekanntheit abhängt. Als Verfechter der absoluten Meinungsfreiheit lehnt er natürlich auch das Urheberrecht ab, denn „schließlich werden Industriearbeiter auch nicht nach dem bezahlt, was sie getan haben, sondern dafür, was sie hier und jetzt leisten.“ Seine Kritiker werfen ihm vor, er würde dem Neoliberalismus das Wort reden und die absolute Meinungsfreiheit würde der Verbreitung faschistischen Gedankengutes Vorschub leisten. Letzterem hält er, in einem Interview mit der „Zeit“, entgegen: „Die Antwort auf schlechte Reden sind keine Verbote, sondern gute Reden. Und die Antwort auf Haßtiraden sind Liebesbotschaften. Man kontrolliert Ideen nicht mit dem Versuch, ihre Äußerung zu untersagen. Und wenn man sich die Geschichte des Nationalsozialismus ansieht: Die meisten seiner Ideen wurden von den jeweiligen Regierungen verbannt – bis er die Regierung bestimmte.“

Beiragsbild: von Joi [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Jorn Barger

Jorn Barger

Amerikansicher Programmierer, erster Blogger im WWW
„Weblogs sind wie Signalfeuer, durch die von Berggipfeln aus Nachrichten von Ort zu Ort gesendet werden“ sagt der 1953 in Yellow Springs geborene Jorn Barger.
Die Schule absolviert er auf einem Antioch-College, einer Schule, in der auf Noten verzichtet wird und die Schüler satt dessen schriftliche Beurteilungen über ihre Fortschritte bekommen. Der naturwissenschaftlich und mathematisch begabte Jorn erlernte früh die Programmiersprachen Fortran und Snobol. 1973 wurde ihm während seines ersten Teilzeitjobs in einem Computerlabor klar, daß er durch die Beschäftigung mit der Programmierung in eine künstliche Welt eintauchte, was ihn von der Selbsterkenntnis abhalten würde. Für einige Jahre entsagte er der Programmiertätigkeit und beschäftigte sich mit Psychologie, ohne die wissenschaftlichen Methoden und den menschlichen Geist außer acht zu lassen. Dazu bemühte er auch ein Modell zur Simulation menschlicher Emotionen, das auf der Nachahmung der Geschehnisse des Schlafsaals eines College beruhte und das er selbst programmiert hatte. Dabei erkannte er die Unmöglichkeit, die menschliche Persönlichkeit in Form von Gleichungen darzustellen. Er entwickelte ein Modell zur Computersimulation des menschlichen Verhaltens, welches auf Beschreibungen aus der Literatur basierte. Dieses Modell nannte er „Robot Wisdom“ (Automatische Weisheit), um die Paradoxie des Vorhabens hervorzuheben. Einige Jahre lebte er in einer Kommune, der „Farm“, bevor er sich erneut der Tätigkeit eines Programmierers zuwendete. 1997 entdeckte er das Internet als eine „unermeßlich große, im Dunkeln liegende Schatzkammer“. Um „Licht in das Dunkel“ zu bringen, richtete er mit dem „Robot Wisdom Weblog“ den ersten Weblog ein, eine kommentierte Liste zu ausgewählten Web-Sites, die ständig aktualisiert wird. Außerdem beschäftigt er sich mit den neuen Ausdrucksformen, die das Netz bietet. So gibt er zum Beispiel Tips zur sinnvollen Gestaltung von online-Biografien. Er kritisiert das W3 Konsortium „Sehen Sie sich ihre unlesbare Web-Site an“ und erteilt selbst Ratschläge zur guten Gestaltung von Hypertextdokumenten. (unter anderem gibt es auf seiner Seite die „HyperTerrorist Checklist of WWWeb Design Errors“). Für die Zukunft wünscht er sich, daß die Web Designer sich angewöhnen, Artikel nicht mehr über mehrere Seiten zu umbrechen und daß die beim Surfen im Internet verbrachten Stunden nicht mehr als verlorene Zeit betrachtet werden müssen.

Beitragsbild: Jorn Barger 2008 by Robotwisdom , Public Domain, Link

Paul Baran

Paul Baran

Amerikanischer Ingenieur (1926 – 2011), hatte die Idee eines dezentralen Netzwerkes.
Paul Baran entwickelte die Idee des dezentralen Netzwerkes und des Packet Switching, der Übertragung von Daten in einzelnen „Paketen“, auf denen das Prinzip der Datenübertragung im Internet beruht. Der 1926 geborene Paul kam im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern aus Polen in die USA. Sein Vater eröffnete in Philadelphia ein Lebensmittelgeschäft. Der kleine Paul half seinem Vater, indem er mit einem Handwagen Lebensmittel auslieferte. Von 1945 bis 1949 absolvierte er am Drexel Institute of Technologie eine Ausbildung zum Elektroingenieur. Seinen ersten Job nahm er bei der „Eckert Mauchly Computer Company“ an, einem Start-up, das von den Entwicklern des ersten elektronischen Computers, dem ENIAC, gegründet worden war. Dort entstand der erste große kommerzielle Rechner, der UNIVAC. Paul Barans Arbeit bestand darin, laufend die elektronischen Komponenten der Rechner, in der Hauptsache Vakuumröhren und Dioden, zu überprüfen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Nach einem Jahr gab er diese Stellung auf und arbeitete in den nächsten Jahren bei verschiedenen Firmen. Er heiratete und zog nach Los Angeles, wo er eine Stelle bei Hughes Aircraft antrat, bis er 1959 zur RAND Corporation stieß. „RAND Corporation“, der Ausdruck ist aus dem Begriff „Research AND Development“ hergeleitet. Diese Forschungsagentur war nach dem zweiten Weltkrieg gegründet worden, um die während dieser Zeit vom amerikanischen Militär entwickelten Forschungsansätze weiterzuführen. Den dort tätigen Wissenschaftlern war es selbst überlassen, mit welchen Problemen sie sich auseinandersetzen wollten. Noch während seiner Zeit bei RAND setzte Baran seine Fortbildung an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, in Abendkursen fort, bis 1962 besuchte er regelmäßig die Lehrveranstaltungen. 1959 hatte er dort einen Abschluß als Ingenieur erlangt. Er bezeichnete es zeitlebens als bedauerliche Tatsache im Leben eines Ingenieurs, daß das Wissen ständig veraltet und man wegen der permanenten Weiterbildung an einen Ort gebunden ist. Paul Barans Arbeit bei RAND fiel in die Zeit des kalten Krieges und beim Geldgeber der RAND Corporation, der Amerikanischen Luftwaffe, machte man sich Gedanken über Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb der USA, die einem sowjetischen Raketenangriff standhalten könnten. Baran beschäftigte sich mit diesem Problem und entwickelte das Konzept eines verteilten Netzwerkes, das ohne zentrale Vermittlungsstelle auskommt. Ein solches Netzwerk würde einem Atomschlag standhalten, wenn jeder Knotenpunkt mit drei oder vier andern Knoten verbunden wäre. Die Nachrichten, die über dieses Netz zu versenden waren, sollten in einzelne Segmente, die Pakete, aufgeteilt werden und sich den jeweils günstigsten Weg durch das Netz zum Empfänger suchen. Leider konnte Baran das Projekt nicht im Einsatz erproben, die Telefongesellschaft AT&T, deren Leitungsnetz für Versuche hätte verwendet werden müssen, weigerte sich beharrlich. Auch das Pentagon hielt nicht viel von dieser Idee. So legte Baran das Projekt 1965 entnervt zu den Akten. Er wollte lieber warten „bis mal eine kompetente Organisation vorbeikam“. In den folgenden Jahren tat Paul Baran sich als erfolgreicher Unternehmer hervor. Anfang der siebziger Jahre gründete er die Firma Metricom, für drahtlose Kommunikation. Auch gehört er zu den Mitbegründern der Firma Com21, die sich mit der Entwicklung schneller Internetverbindungen beschäftigt. Weiterhin war er an der Gründung des „Institute for the Future“ beteiligt, das sich mit der Voraussage von Trends in Technik und Wissenschaft beschäftigt. In diesem Zusammenhang sah er bereits den Niedergang der Supermärkte durch den aufkommenden Online-Handel kommen.
Der Ausdruck „Paket Switching“ stammt übrigens nicht von Paul Baran, der seine Entwicklung „distributed adaptive message block switching“ genannt hatte,  sondern von dem Engländer  Donald Watts Davies, der dieses Prinzip Mitte der sechziger Jahre in England entwickelte, ohne Barans Forschungsergebnisse zu kennen.

Paul Baran starb am 26. März 2011 in Kalifornien.

Steve Ballmer

Steve Ballmer

Amerikanischer Manager, 2000 – 2013 Chef von  Microsoft.

Steve Ballmers Worte können zwar keine Berge versetzen, aber ohne weiteres Erdrutsche an der Börse verursachen: Als der Microsoft-Chef Ende 1999 bei einer öffentlichen Veranstaltung beiläufig die Bemerkung fallen ließ, die hohe Bewertung der Technologie-Werte halte er für absurd, fiel der Kurs der Micosoft-Aktie innerhalb einer Stunde um 5%. Überhaupt ist der 1956 geborene Steve Ballmer für seine laute Stimme und sein aufbrausendes Wesen bekannt. Bei Vorträgen verzichtete er meist auf ein Mikrofon und bei einer Präsentation fuchtelte er derart mit den Armen herum, daß er sich mit den Fingernägeln die Wange aufschlitze. Seine Art bei Firmenveranstaltungen aufzutreten, brachte ihm auch den Spitznamen „Monkeyboy“ ein.  Trotzdem wird ihm bescheinigt, daß er über enormes Verhandlungsgeschick verfügt und feinfühlig auf seine Gesprächspartner eingehen kann.
Der Sohn Schweizer Einwanderer wuchs in Detroit auf, wo sein Vater als Manager bei Ford arbeitete. 1974 nahm Steve Ballmer sein Studium an der Elite-Universität Harvard auf und studierte Ökonomie und angewandte Mathematik. Dort konnte der extrovertierte Ballmer sein Talent ausleben, er managte die Football-Mannschaft, engagierte sich bei der Studenten-Zeitung und verbrachte die Nächte bei Pokerrunden. Allerdings beendete er, im Gegensatz zu seinem Freund ßßß Bill Gates, sein Studium im Jahre 1977 erfolgreich. Anschließend arbeitete er bei Procter & Gamble, um danach seine Kenntnisse an der Stanford Graduate School of Business zu vertiefen. 1980 brach er sein Studium dort ab und wechselt zu Microsoft, der Firma von Bill Gates, die damals gerade 30 Mitarbeiter hatte. Dort konnte er sein verkäuferisches Talent voll entfalten. Unter anderem war er am Einkauf des Betriebssystems QDOS („Quick And Dirty Operating System“) beteiligt, mit dem später als MS-DOS der Aufstieg Microsofts begann. Während Bill Gates für die Außenwelt zum Synonym für Microsoft wurde, war Steve Ballmer der Mann, der hinter den Kulissen die Strippen zog. Er war für den Verkauf verantwortlich und letztlich auch für die Strategie, die zum Kartellprozeß gegen Microsoft führt. Ballmer war der „Chefcoach, Cheerleader und Vollstrecker“ (Forbes) der Firma, der zur Freude der Mitarbeiter auch schon einmal in einen firmeneigenen Teich springt, um einen Erfolg zu feiern. „Auf Gates kann Microsoft verzichten. Ohne Ballmers brachialen Erfolgswillen wäre das Unternehmen aber zum Untergang verdammt.“ wird ein ehemaliger Microsoft Mitarbeiter zitiert. Steve Ballmer, dessen Erscheinung wie die eines Mitgliedes einer American-Football Mannschaft wirkte, spielt in seiner Freizeit Basketball und joggt täglich. Er ist mit einer ehemaligen Microsoft-Mitarbeiterin verheiratet und hat drei Kinder. Anfang 2000 wurde er Bill Gates Nachfolger als „Chief Executive Manager“ von Microsoft. Die Bedrohung einiger Microsoft-Geschäftsbereiche durch LINUX hat er auf einer Konferenz im Sommer 2000 klar verdeutlicht. Er beschrieb das Prinzip der freien Software als etwas „das organisch aus der Erde sprießt“ und einen „kommunistischen Charakter“ hat, während die Konkurrenten ßßß Oracle und Sun „zivilisierte“ Wettbewerber seien.

Nach seinem Abschied von Microsoft, kaufte sich Ballmer im August 2014 für 2 Milliarden US Dollar den Basketballclub Los Angeles Clippers.

Beitragsbild: By Microsoft Sweden (Steve Ballmer på CES 2010) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons