Wie im Zeitalter der virtuellen Projekte und Unternehmen mit Vergangenem üblich, ist von der Berliner „Kulturbox“ nicht mehr viel übrig. Allein auf der Web-Seite der Zentral- und Landesbibliothek Berlin sind einige Projekte der „Kulturbox“ zugänglich. Die 1993 von Otto Kuhnle und Jürgen Specht als Mailbox für Kulturschaffende gegründete „Kulturbox“ ging 1994 als Präsentationsplattform für Kultur ins Netz. Das erste größere Projekt war die Präsentation der Berlinale Anfang 1995. Im Mai des selben Jahres machte das Projekt durch die exklusive Internet-Präsentation der Reichstagsverhüllung durch Cristo und Jeanne Claude von sich reden. In diesem Zusammenhang kam es auch zur Entwicklung eines Stadtinformationssystems für Berlin, das unter anderem eine Hotelbuchungsmöglichkeit, einen Stadtplandienst und einen Veranstaltungskalender bot. Ende 1995 wurde gemeinsam mit dem Soziologen Ingo Braun eine GmbH gegründet, die sich zur gefragten Beratungs- und Anlaufstelle für Internetprojekte der deutschen Hauptstadt entwickelte. Unter anderem wurden die Internetpräsenzen der „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ und der Zentral- und Landesbibliothek von dem Unternehmen entwickelt. Außerdem beschäftigte sich die „Kulturbox“ mit Forschungsprojekten im Bereich der Suchmaschinentechnologie und man dachte über Vorhaben wie eine „Virtual Reality Platform“ für Museen nach.. Es wurde eine Mailinglistensuchmaschine etabliert, die immer noch unter dem Namen KBX.de exisitert, und der Stadtplandienst konnte zu einem Service ausgebaut werden, der sogar die Lokalisation von Hausnummern ermöglichte. 1998 übernahm die Firma „StadtINFO“ den Stadplandienst, und der Mailinglisten-Service ging an den Berliner Provider „Speed Link“. Die Firmengründer beschlossen, sich zukünftig anderen Aufgaben zuzuwenden und so wurde die „Kulturbox“, die zeitweise als größtes europäisches Internetprojekt galt, im April 1999 zugeklappt.
Deutscher Psychologe, Initiator des ersten Free-Net in Deutschland.
Für sein Vordiplom mußte der am 15.05. 1944 in Karlsbad geborene Walter Kugemann im Jahr 1966 Matritzen berechnen. Er benutzte dafür eine mechanische Rechenmaschine mit zwei Rechenwerken. Anschließend sagte er sich, daß ein Computer ihm die Arbeit sicher wesentlich erleichtert hätte. Also besuchte er den ersten Programmierkurs der Hochschule, der für Nicht-Ingenieure angeboten wurde. Nach Beendigung seines Studiums an der Universität Erlangen-Nürnberg im Jahr 1968 war er dort zunächst als Wissenschaftlicher Assistent für Experimentelle Psychologie und Methodologie und dann im Bereich „Entwicklung und Erprobung von Studiensystemen im Medienverbund“, also der Anwendung neuer Technologien im Bereich des Lernens, tätig. Er promovierte 1974 zu diesem Thema und widmet sich seitdem intensiv dieser Aufgabe. Mit dem Aufbau von Forschungsnetzwerken in aller Welt wurde natürlich auch die Nutzung des Internet für die Ausbildung interessant, und Dr. Kugemann beschäftigte sich seit 1986 mit dem E-Learning, wobei die Netzwerkprotokolle und die Technologie aus den USA kamen. 1990 berichtete Peter Beck, der als studentische Hilfskraft an der Universität Erlangen-Nürnberg arbeitete, über das FreeNet, welches er bei einem Aufenthalt in den USA kennengelernt hatte. Dies brachte Walter Kugemann auf die Idee, ein solches Netz auch in Deutschland zu etablieren und damit den kostengünstigen Zugang zum Internet, für das sich damals hauptsächlich Computer- oder Kommunikationsfreaks interessierten, auch für andere Teile der Bevölkerung zu ermöglichen. Dabei sollten vor allem Frauen, ältere Menschen und Schulen angesprochen werden. So entstand das „Free-Net Erlangen -Nürnberg“ (FEN), das 1990, drei Monate nach dem Free Net der Technischen Universität Helsinki, seinen Betrieb aufnahm. Die technische Realisierung wurde dabei von Peter Beck übernommen. Im Rahmen der Initiative „Zukunft Bayern“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wurde das FEN Ende 1993 vorgestellt. Dies gab den Anstoß zu weiteren Initiativen, die schließlich zur Entstehung der Bürgernetze in Bayern führten. Auch die Projekte des E-Learning haben sich entwickelt. Inzwischen gibt es die „Virtuelle Hochschule Bayern“ die fast ein komplettes Studium über das Internet ermöglicht. Dr. Kugemann warnt vor einer Entwicklung, die große Teile der Bevölkerung von der Nutzung des Internet und den Chancen, die es bietet, ausschließt und so zu einer gespaltenen Gesellschaft führt. Die Aufgabe, für die Teilhabe aller Bürger am Netz zu sorgen, vergleicht er mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Deutschland.
Am 3. Dezember 1998 ging ein wahrer Regen von Protest-E-Mails und Telefonanrufen auf die Firma Clearway nieder. Die Absender, zumeist unabhängige Mac-Aktivisten, kündigten an, Clearweay zu boykottieren wenn nicht sofort das Programm AdSeen von Clearways Web-Seite entfernt würde. Die Firma von Mark Kriegsman, die sich mit der Software-Entwicklung für Apple-Computer beschäftigt, hatte die Software zum Download bereitgestellt. AdSeen diente dazu, Werbung von Web-Seiten zu entfernen und den Surfern so den schnelleren Zugriff auf Web-Seiten zu ermöglichen. Mark Kriegsman gab nach, und nach 10 Stunden wurde das Programm von der firmeneigenen Seite entfernt. In einem offenen Brief an die Netzgemeinde stellte er klar, daß die Veröffentlichung der Software ein Fehler gewesen war, da „Jeder Benutzer einer solchen Software äußerst effizient am schnellen Tod seiner eigenen Lieblingswebseite arbeitet, dreht er doch den Geldhahn ab, der die Seite redaktionell und technisch trägt.“ Die Entwicklung einer solchen Software war für Clearway naheliegend, denn ihr Produkt Fire-Site sorgt für eine schnellere Übertragung von Seiten vom Web-Server aus. Auf die Idee von Fire-Site kam Kriegsman, der sich übrigens wegen seiner Beteiligung an der Programmierung des Spiele „StarBlaster“ und „Panic Button“ für den Apple 2 auf der „Liste der klassischen Spieleprogrammierer“ wiederfindet, durch die Web-Seite seiner damaligen Freundin. Rebecca Rodman war wegen eines Kinderfotos auf ihrer Web-Seite zum „Babe of the web“ nominiert worden und ihr Web-Server brach unter der Last der Anfragen zusammen. Mark Kriegsman hatte die Idee, die Bilder der Web Seite auf einem anderen, schnelleren Web-Server bereitzustellen, um so den Server seiner Freundin zu entlasten. Nach diesem Prinzip arbeitet auch Fire-Site. Aufsehen erregte auch die Web-Seite, die Rebecca und Mark anläßlich ihrer Hochzeit 1995 einrichteten. Die Seite, die neben der Einladung, diversen Erinnerungsfotos und ähnlichem auch Tips zur Organisation einer erfolgreichen Hochzeitsfeier enthält, wurde 1996 unter anderem vom „People Magazin“ und dem „Netguide“ vorgestellt.
Beitragsbild: By Mollytomlinson – Own work, CC BY 3.0
Amerikanischer Informatiker, Mitbegründer von ßßß Spyglass.
Dem Sohn eines Professorenehepaars lag das Unterrichten im Blut, als Student unterrichtete er Schüler in der Programmiersprache BASIC, noch bevor er selbst Informatik studiert hatte. Er selbst war im Alter von 17 Jahren vom Programmieren gepackt worden. Tim Krauskopf wurde 1963 in einer Kleinstadt in Missouri geboren. Er absolvierte ein „Integrated Science“ Studium, eine Art Studium Generale der verschiedensten naturwissenschaftlichen Fächer, zu dem auch ein wenig Informatik gehörte. Außerdem absolvierte er die Kellog Graduate School of Management, bevor er an der Universität von Illinois ein Informatikstudium begann, welches er 1987 abschloß. Danach arbeitete er am „National Center for Supercomputing Applications“ (NCSA) der Universität. In Illinois war er an der Entwicklung des Programms „NCSA Telnet“, einer Software zum Vernetzen von MS-DOS und Macintosh Rechnern, beteiligt. Auch „DataScope“, ein Programm zur Visualisierung numerischer Daten für Wissenschaftler und Ingenieure, wurde unter seiner Beteiligung entwickelt. 1990 gehörte er zum Gründerteam von „Spyglass“, einer Firma, die sich um die Vermarktung von Entwicklungen des NCSA kümmern sollte und die später durch den Internet-Browser „Mosaik“ bekannt wurde. Nach dem Börsengang verließ er die Firma und arbeitete einige Jahre für das Field Museum in Chikago, dem viertgrößten Naturkundemuseum der Welt. Inzwischen ist Krauskopf, der in Chikago lebt, Vizepräsident der Firma „Motorola“. Daneben ist er in diversen Non-Profit-Organisationen aktiv.
Das Traumland der Hypochonder liegt im Internet: Die von dem amerikanischen Arzt initiierte Web-Seite „DrKoop.com“, bietet Zugang zu Informationen über alle möglichen Krankheiten. Der 1916 in New York geborene Charles Everett Koop ist eine Ikone des amerikanischen Gesundheitswesens. Nach seinem Medizinstudium und der Erlangung des Doktortitels im Jahr 1947 arbeitete er von 1948 bis 1981 als Chefchirurg des Kinderkrankenhauses von Philadelphia. Außerdem war er lange Jahre Professor für Kinderheilkunde an der Universität von Pennsylvania. 1974 erregte er durch eine Operation, bei der Siamesische Zwillinge getrennt wurden, weltweit Aufsehen. Als Chef der Gesundheitsbehörde, unter der Reagen-Administration 1981-1989, machte der als konservativ geltende Mediziner durch seine fortschrittlichen Ansichten zu den Themen Rauchen und AIDS von sich reden. Er empfing zahlreiche Auszeichnungen und besitzt 35 Ehrendoktortitel. 1995 machte er sich die moderne Technik zur Aufklärung im Gesundheitswesen zunutze, als er gemeinsam mit dem Time Magazin eine Serie von Videos zu verschiedenen Themen rund um die Gesundheit produzierte. Den Internet-Boom Ende der 90-er Jahre nutzte Dr. Koop zur Etablierung einer entsprechenden Seite im Internet. Zwar gab es bis dato schon eine schier unübersehbare Anzahl entsprechender Seiten im Internet, doch die Bündelung solcher Angebote versprach ein einträgliches Geschäft zu werden. So stieg der Aktienkurs der Gesellschaft kurz nach dem Börsengang 1999 auf über 36 Dollar. Doch Dr. Koop hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Zwar wurde die Seite recht gut besucht, doch das Publikum scheute sich davor, etwa sensible Daten preiszugeben, um von der angebotenen individuellen Gesundheitsberatung zu profitieren. So rutschte der Aktienkurs auch schnell wieder ab und lag im April 2000 bei zwei Dollar. Dr. Koop mußte den größten Teil seiner Mitarbeiter entlassen, und das Unternehmen erschien auf der „Todesliste“ eines amerikanischen Wirtschaftsmagazins. Das Überleben des Unternehmens, das im Jahr 2000 bei einem Umsatz von 9 Millionen Dollar einen Verlust von 88 Millionen Dollar einfuhr, konnte bislang nur durch immer wieder neue Finanzspritzen wohlmeinender Investoren gesichert werden.
Der „Evangelist der neuen Medien“, wie eine Fachzeitschrift Bernd Kolb nannte, hat die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt und mit seiner Werbeagentur „I-D Media“ früh auf die „Neuen Medien“ gesetzt. Inzwischen ist sein Unternehmen eine Aktiengesellschaft mit über 400 Mitarbeitern und gehört auch international zu den erfolgreichsten Firmen der Branche. Der am 21. 11. 1962 in Aalen geborene Bernd Kolb ging nach Beendigung seines Studiums (die Angaben über das Studienfach schwanken zwischen Psychologie und Jura) in die USA. Dort arbeitete er unter anderem für Andy Warhols Zeitschrift „Interview“ und lernte das gerade entstehende Internet kennen. Nach Deutschland zurückgekehrt gründete er 1988 in Eßlingen seine Agentur für Marketing und Kommunikation. Nachdem er 1991 die Bekanntschaft mit dem Protagonisten der digitalen Medien, ßßß Nicholas Negroponte, gemacht hatte, begann Kolb sich auf den Bereich „Neue Medien“ und „digitale Marketingstrategien“ zu spezialisieren. 1993 eröffnete er ein erstes Multimedia-Produktionsstudio, das 1994 das interaktive Lifestyle-Magazin „Radar“ auf CD-Rom herausbrachte. Es folgten 1995 das erste Werbeprojekt im Internet (für die Zigarettenmarke „West“) und 1996 ein Interent-Suchspiel, der „Swatch Net Hunt“. Weiterhin machte „I-D Media“ durch die Entwicklung von E-Cyas, einem Avatar (einer nur im virtuellen Raum existierenden Figur), der als „Botschafter zwischen realen Welten und dem Cyberspace“ fungieren soll, von sich reden. Der 1998 vorgestellte Onlinedienst „Cycosmos“ bietet Internet-Nutzern die Möglichkeit, sich in einer „selbstkreierten sozialen Rolle zu bewegen“ (Kolb). Die Aufgabe einer Werbeagentur im digitalen Zeitalter besteht laut Kolb nicht mehr darin, die Menschen zu manipulieren, sondern sie dazu einzuladen, virtuelle Universen zu erkunden. Dort würden spezielle Filtertechniken es ermöglichen, den Nutzern individuelle Informationen zur Verfügung zu stellen. Konsequenterweise sieht Bernd Kolb, der auch als Berater für die rot-grüne Bundesregierung im Gespräch war, den Wandel von der Industrie zur Informations- oder Wissensgesellschaft auch als einen mit der industriellen Revolution vergleichbaren Prozeß an. Dabei sei die Informationsgesellschaft nicht durch eine unüberschaubare Menge an Informationen, sondern durch deren intelligente Verknüpfung gekennzeichnet.
Deutscher Hacker und Cracker. (22.07.1965 – 23.05. 1989)
Unter anderen Umständen wäre Karl Koch vielleicht als erster Internet-Surfer Deutschlands gefeiert worden, doch im allgemeinen spricht man von ihm nur als Hacker und KGB-Spion, der seinem Leben 1989 ein Ende setzte. Er wurde am 22. Juli 1965 in Hannover geboren. Als Grundschüler erlebte er das Leiden seiner Mutter, die schließlich an ihrer Krebserkrankung starb. Auf der Gesamtschule die er besuchte, fiel er als guter und engagierter Schüler auf. Er war erst Klassen-, dann Schulsprecher und schließlich Mitglied in der Landesschülervertretung. Auch engagierte er sich in der Anti-Atomkraft-Bewegung und als Mitherausgeber mehrerer Schülerzeitungen. Nach der elften Klasse ließ er sich sogar für ein Jahr von der Schule beurlauben, um diesen vielfältigen Aktivitäten besser nachgehen zu können. Inzwischen hatte er sich auch seinen ersten Computer angeschafft, einen Commodore 64. Mit Hilfe eines Akkustikkopplers machte er sich nun auf Entdeckungsreise durch die über das Telefonnetz erreichbaren Mailboxen. Koch entwickelte sich zum begeisterten Hacker. Als 1984 sein Vater starb, ermöglichte es ihm eine kleine Erbschaft, sich nur noch mit den entstehenden Datennetzen zu beschäftigen. Gemeinsam mit Freunden war er nun tage- und nächtelang in den Datennetzen Deutschlands und den USA „unterwegs“. Um die Müdigkeit zu überwinden, begann er Kokain zu konsumieren, was später zu einer Kokainpsychose, mehreren Klinikaufenthalten und der Einnahme von Psychopharmaka führte. Eine wichtige Rolle spielte auch ein Roman von Robert Shea und Robert A. Wilson, den Koch im Alter von 14 Jahren gelesen haben soll. Darin kämpft der Held „Hagbard Celine“ gegen die Weltverschwörung eines computerisierten Geheimbundes mit der Bezeichnung „Illuminatus“ (dieser Bund existiert tatsächlich, er wurde im 18. Jahrhundert zur Verbreitung der Ideen der Aufklärung gegründet, seither wird er gern, wie „die Freimaurer“ oder „die Juden“ mit allen möglichen Verschwörungstheorien in Zusammenhang gebracht.) Koch wählte den Namen „Hagbard Celin“ als Pseudonym im Netzwerk und er begann, gemeinsam mit Freunden, unberechtigt in Rechner amerikanischer Universitäten und Forschungseinrichtungen einzudringen, wo er an geheimes Material gelangte. 1986 wurde der amerikanische Astrophysiker ßßß Clifford Stoll auf die Eindringlinge aufmerksam und begann ihnen nachzuspüren. Ein Jahr später gelang es ihm, mit Hilfe eines „geheimen“ Datenpakets als Köder, die Hannoveraner Hacker ausfindig zu machen. Die Polizei erschien bei einem Freund Kochs, konnte jedoch mit den verschlüsselten Daten nichts anfangen, zudem war die Fangschaltung der Post illegal gewesen und das Verfahren wurde eingestellt. 1986 war Karl Koch auch auf die Idee gekommen, geheimes Material an den sowjetischen Geheimdienst KGB zu verkaufen, um ein „Gleichgewicht der Information“ zwischen den USA und der Sowjetunion herzustellen. Tatsächlich kamen Karl Koch und seine Freunde mit dem KGB ins Geschäft, allerdings sollen die gezahlten Beträge eher gering gewesen sein. Schließlich offenbarte sich Koch 1988 dem Verfassungsschutz. Er blieb aber auf freiem Fuß, wollte eine Drogentherapie machen und eine Ausbildung beginnen. 1989 rief er eine Mailingliste zum Thema Computer, Politik, und Philosophie ins Leben. Dort wollte er ein Gesellschaftsmodell diskutieren, in dem die vernetzten Computer die Basisdemokratie ermöglichen. Zu dieser Zeit arbeitete er als Bote bei der CDU in Hannover. Am 23.05. brach er zu einer Botenfahrt mit dem Dienstwagen auf und am 25.05. wurde seine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche zwischen Celle und Braunschweig gefunden. Es wird spekuliert, er habe sich selbst verbrannt, da die Zahlen fünf und 23 in den Illuminati-Romanen eine herausragende Rolle spielen. Freunde Karl Kochs bezweifeln die Suizid-Theorie jedoch und ein Mitarbeiter des Kölner Verfassungsschutzes, der mit dem Spionagefall betraut war, wird mit den Worten zitiert, Kochs Tod sei „sehr, sehr seltsam.“
Deutsche Designerin, Herausgeberin eines der ersten deutschen Magazine im Internet.
Daß das World Wide Web nicht nur ein Tummelplatz für Geschäftemacher und Glücksritter ist, beweist Claudia Klinger, die das Netz als Möglichkeit betrachtet, weltweit zu kommunizieren oder Menschen, ohne Rücksicht auf Ländergrenzen, zu begegnen. Sie wurde 1954 in Ulm geboren und wuchs in Wiesbaden auf. Nach dem Abitur begann sie ein Juarastudium, was sie jedoch abbrach, da es nicht ihren Neigungen entsprach. 1979 kam sie nach Berlin, wo sie Kommunikationsdesign an der Hochschule der Künste studierte. Ihr Talent zum Schreiben, Gestalten und Organisieren nutzte sie beim Engagement in der Mieter- und Hausbesetzerbewegung. Außerdem war sie Kneipenbesitzerin und gab in Kreuzberg eine eigene Zeitung heraus. Als Gestalterin kam sie natürlich nicht umhin, sich Anfang der 90-er Jahre mit der Computertechnik zu beschäftigen. Zunächst eignete sie sich das Wissen durch die Lektüre diverser Fachzeitschriften an und ergriff dann die Möglichkeit, sich zur EDV-Fachkraft fortzubilden. Sie war bereits zwei Jahre mit dem BTX-System der ßßß Telekom online, als sie 1995 das World Wide Web entdeckte. Ihr war klar, daß das Netz eine phantastische Möglichkeit bietet, Geschriebenes zu veröffentlichen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und diese zu eigenem Tun anzuregen. Klinger gab einen Job als Projektleiterin für Umweltkampagnen auf, um sich fortan den „unendlichen Weiten“ des Internet zuzuwenden. Über ihre Erfahrungen berichtete sie zunächst für diverse Printmedien. 1996 stellte sie „Human Voices“ ins Netz, eine Textsammlung, welche die Leser zum Mitmachen aufforderte. Wenig später folgte das Magazin im Internet „Missing Link“. Hier wurden philosophisch essayistische Beiträge über Gott und die Welt und natürlich über das Word Wide Web veröffentlicht. Claudia Klinger ist außerdem Co-Autorin des „Midas Online ABC“, einem Buch, das sich mit den kulturellen und philosophischen Strömungen im Internet beschäftigt und außerdem dessen technische Grundlagen erläutert. Das Werk kann auch im Internet als „Webwunders online ABC“ aufgerufen werden. Weitere Projekte sind ein „Digital Diary“, ein Tagebuch „Vom Leben auf dem Land und in den Netzen“ sowie das „Webwriting Magazin“, dort werden Texte über das Publizieren im Internet veröffentlicht, wobei der Inhalt und nicht die Technik im Vordergrund steht. Seit 1997 ist Claudia Klinger selbständige Web-Designerin und Internet-Beraterin, sie lebt inzwischen auf dem Land in Mecklenburg.
Amerikanischer Informatiker, versandte die erste E-Mail.
„LO“ so lautete die erste Botschaft, die mittels eines Internet-Protokolls über eine Telefonleitung von einem Rechner zu einem anderen geschickt wurde. Ein biblischer Ausdruck („lo“ heißt „siehe“) oder die phonetische Form des Wortes „hello“, wie Leonard Kleinrock sich erinnert. Eigentlich sollte „login“ übertragen werden, um eine feste Verbindung herzustellen. Doch die beteiligten Rechner stürzten ab, nachdem das „G“ eingegeben worden war. Eine Stunde später war der Fehler behoben, und das Internet war geboren. Der Versuch fand am 29. Oktober 1969 zwischen der University of California at Los Angeles (UCLA) und dem Stanford Research Institute (SRI) statt. Eine erste Übertragung zwischen zwei Rechnern, die allerdings nur zwei Meter voneinander entfernt waren, war bereits am 2. September geglückt. Im Oktober hatte der damals 21 Jahre alte Student Charley Kline die Ehre, das Terminal zu bedienen. Kline ist dem Internet treu geblieben, er arbeitet als „Senior Technologist“ bei der Firma Cisco. In einem Interview im Jahr 1999 bezeichnete er den Ausbau der Infrastruktur als vordringliche Aufgabe zur Entwicklung des Internet, da dadurch Anwendungen wie Internet-Telefonie oder Videoübertragungen in annehmbarer Qualität ermöglicht würden.
Bereits 1959 hatte sich der Student Leonard Kleinrock am ßßß MIT mit analytischen Modellen von Kommunikationsnetzwerken beschäftigt. 1961 schrieb er einem Aufsatz über die Lenkung von Datenströmen in Netzwerken und 1962 legte er mit seiner Dissertation „Communication Nets“, die 1964 auch als Buch veröffentlicht wurde, die Grundlagen für den Datenfluß im Internet, lange bevor der Vorläufer des Netzes, das ARPANET projektiert wurde. Daher wird Kleinrock zuweilen auch als Vater oder Erfinder des Internet bezeichnet. Leonard Kleinrock wurde am 13. Juni 1934 in Manhatten geboren. Angeregt durch die Lektüre eines Supermann Comic-Heftes, dem eine entsprechende Anleitung beigelegt war, baute der Sechsjährige sich einen Kristallempfänger (ein Radio, das ohne Versorgungsspannung arbeitet) und entwickelte sich zum begeisterten Radiobastler. Nach dem Besuch der High School of Science nahm er 1951 eine Stellung als Techniker bei einer kleinen Eletronikfirma an. Nebenbei studierte er in Abendkursen am renommierten New Yorker City College Elektrotechnik. Nach seinem Abschluß im Jahr 1957 schlug er ein Angebot Ken Olsens aus, sich an der Gründung der Firma DEC zu beteiligen. Statt dessen nahm der begabte Ingenieur ein Stipendium für das renommierte Massachusetts Institute of Technologie an, wo er sich mit der damals wenig populären Netzwerktechnolgie beschäftigte. Nach Beendigung seines Studiums ging er als Professor an die University of California at Los Angeles (UCLA). Als die ARPA sich Mitte der 60-er Jahre mit der Netzwerktechnologie zu beschäftigen begann, wurde natürlich auch Kleinrock in die Arbeiten einbezogen. Er leitete 1969 das Team der UCLA, welches dort den ersten Knoten des ARPANET etablierte, von dem aus die erste Nachricht über das Netzwerk versendet wurde. Zu seinen Mitarbeitern gehörten unter anderem Vinton Cerf,Stephen Crockerund ßßß John Postel. Leonard Kleinrock lehrt immer noch an der Universität von Kalifornien, seinen Studenten empfiehlt er, eingefahrene Wege zu verlassen und neue Ideen zu entwickeln. Mittlerweile hat er über 40 Doktoranden betreut, die zu den Experten der Informationstechnologie gehören. Er sitzt im Vorstand diverser Unternehmen und Organisationen und hat selbst mehrere Firmen mitbegründet, zum Beispiel im Jahre 1998 „Nomadix Software“, ein Unternehmen, das Software für den unproblematischen Internetzugang entwickelt. Kleinrock ist verheiratet, hat vier Kinder und fünf Enkelkinder. Als Freizeitbeschäftigung gibt er unter anderem Karate (er besitzt den schwarzen Gürtel) und Marathonlauf an. In einem Interview im Jahre 1999 warnte er davor, die Nutzer des World Wide Web durch übermäßige Bannerwerbung und schlecht gemachte Web-Seiten zu vergraulen.
Beitragsbild: Von Brewster Kahle – Personal camera, Gemeinfrei