Steve Kirsch

Amerikanischer Informatiker und Unternehmer.

Der 1957 geborene Steve Kirsch interessierte sich schon als Schüler für technische Dinge. Mit 15 verdiente er sich durch die Reparatur von Flipperautomaten ein zusätzliches Taschengeld und arbeitete als Systemprogrammierer am ersten Knoten des ARPANET. Inzwischen wohnt der Vater von zwei Töchtern mit Frau und Kindern in einem voll digitalisierten Haus und fährt ein Elektroauto, das jeden Porsche oder Ferrari an der Ampel abhängt. 1980 schloß er sein Studium als Elektroingenieur und Informatiker am ßßß MIT ab und nahm eine Stellung als Softwareingenieur an. Während seines Studiums hatte er die optische Computermaus entwickelt. Die Lizenz für seine Erfindung vergab er auf Anraten von Freunden zur Vermarktung an eine Firma. Das beauftragte Unternehmen erfüllte seine Erwartungen jedoch nicht und so gründete er 1982 mit zwei Freunden „Mouse Systems“, um die Verwertung selbst in die Hand zu nehmen. Das erfolgreiche Unternehmen wurde 1990 verkauft. 1986 gründete er sein zweites Unternehmen: „Frame Technology“ zur Vermarktung des von ihm entwickelten Layout-Programms „Frame Maker“. Auch diese Firma fand später einen neuen Eigentümer, sie wurde 1995 von Adobe übernommen. 1993 kam es schließlich zur Gründung der Suchmaschine Infoseek, da Kirsch der Ansicht war, die Informationen aus dem Internet sollten nicht nur jedermann zugänglich sein, sondern auch der bequeme Zugriff solle ermöglicht werden. Auch Infoseek war erfolgreich und wurde 1999 vom Disney-Konzern erworben. Steve Kirsch gründete erneut eine Firma. Das Unternehmen „Propel“ entwickelt Software für Betriebe des E-Commerce. Allein die Karriere als Firmengründer würde genügen, um Kirsch zur bekannten Persönlichkeit zu machen. Bereits 1987 zählte man ihn zu den erfolgreichsten Unternehmern unter 30, 1995 wählte ihn das Magazin „Newsweek“ unter die 50 einflußreichsten Persönlichkeiten im Cyberspace, und im Jahr 2000 gehörte er zu den „Top 100 Unternehmern 2000“, die das Wirtschaftsmagazin „Red Herring“ kürte. Zu seiner Bekanntheit hat jedoch auch sein Engagement als Unterstützer wohltätiger und gemeinnütziger Zwecke beigetragen. Zwar ist es in den USA, auch im ßßß Silicon Valley, durchaus üblich, großzügig zu spenden, doch Steve Kirschs Aufwendungen sind außergewöhnlich: Gemeinsam mit seiner Frau gründete er zum Beispiel mit 75 Millionen Dollar eine Stiftung und unterstützt zahlreiche Projekte. Dabei reicht die Spannweite von der „Rettung der Welt“ ( er finanziert ein Projekt zur Suche nach Asteroiden, welche der Erde gefährlich werden könnten und tritt für die Ächtung der Atomwaffen ein) über die Bekämpfung lebensbedrohender Krankheiten bis zur Förderung des Schulwesens und des Umweltschutzes. Dabei ist er bestrebt, möglichst viele Internet-Millionäre zu ähnlichem Tun anzuregen, denn „nach dem Tod bringen Spenden keine Steuervorteile mehr“, wie er es ausdrückt. 1999 gehörten Kirsch und seine Frau zu den acht großzügigsten Spendern der USA. Sein Unternehmen „Propel“ stellt ein Prozent des Grundkapitals für wohltätige Zwecke zur Verfügung. Außerdem versucht er, in dieser Firma moralische Grundsätze im Wirtschaftsleben einzuführen. Dazu hat er eigens einen ehemaligen Jesuitenpriester als „Ethicist“ engagiert. Dieser kümmert sich nun darum, daß zum Beispiel getroffene Abmachungen eingehalten werden. Etwa die Zusage an einen Stellenbewerber, auch wenn zwischenzeitlich ein besserer Kandidat aufgetaucht ist, ein Verhalten, das im Silcon Valley nicht selbstverständlich zu sein scheint.

Beitragsbild: Von Skirsch – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Stephen Edwin King

Amerikanischer Bestseller-Autor.

Eigentlich hat Stephen King es nicht nötig, sich im Internet auf eigene Faust ein paar Pfennige dazu zu verdienen. Sein Werk umfaßt inzwischen über 25 Romane und etwa 100 Kurzgeschichten in über 200 Millionen verkauften Exemplaren. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, im Sommer 2000 seinen Roman „The Plant“ stückweise im Internet zum Download anzubieten, zum Schrecken seines Verlegers, denn der Text wurde nur in digitaler Form veröffentlicht. „Verleger werden nichts lieber sehen, als daß dieser Versuch floppt“ lautete dann auch Kings Kommentar zu dem Projekt. Das Besondere dabei war, daß der Roman in einzelnen Kapiteln ins Netz gestellt wurde. Die Leser waren nun aufgerufen, die Kapitel zu laden und zunächst jeweils einen Dollar an King zu überweisen. Er wollte die Geschichte nur fortsetzen, wenn mindestens 75 Prozent der Leser ihren Obolus entrichteten. Doch die Nachfrage war für Stephen Kings Verhältnisse niedrig: Das erste Kapitel wurde noch 120.000 mal aufgerufen, während sich zum Schluß nur noch 40.000 Interessenten fanden. Da auch die Zahlungsmoral zu wünschen übrig ließ, (schließlich hatten nur noch 46 Prozent gezahlt) gab King Ende 2000 bekannt „die Pflanze habe die Blätter eingerollt“ und werde wahrscheinlich in ein oder zwei Jahren fortgesetzt und eventuell sogar als gedruckte Version erscheinen. Stephen King hat fast die klassische amerikanische Karriere „vom Tellerwäscher zum Millionär“ absolviert. Der 1947 in Portland, Maine, geborene Stephen und sein Bruder David wuchsen bei der Mutter auf, nachdem der Vater sich 1949 aus dem Staub gemacht hatte. Der begeisterte Leser begann bereits im Alter von zwölf Jahren zu schreiben und bot seine Geschichten schon bald, allerdings erfolglos, verschiedenen Verlagen an. Während seiner Studienzeit schrieb er eine wöchentliche Kolumne für die Studentenzeitung und veröffentlichte erste Kurzgeschichten im „Man`s Magazine“. Nach seinem Studium heiratete er 1971 seine Kommilitonin Tabitha Spice, mit der er noch immer zusammenlebt und drei Kinder hat. Um den Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete King zunächst in einer Wäscherei, bis er eine Stelle als Lehrer fand. Währenddessen schrieb er unentwegt Kurzgeschichten und Romane. 1973 wurde sein erster Roman veröffentlicht, der fünfte, den er geschrieben hatte. „Carrie“, eine Horrorgeschichte über ein Mädchen mit telekinetischen Fähigkeiten, war ziemlich erfolgreich und so konnte er dank des Honorars (250.000 Dollar) seinen Beruf als Lehrer aufgeben und sich von nun an nur noch dem Schreiben widmen. Seitdem produziert der Spezialist für Horrorgeschichten einen Bestseller nach dem anderen. 1996 waren sechs seiner Bücher gleichzeitig auf den Bestsellerlisten in den USA zu finden. Daneben hat er auch unter dem Pseudonym „Richard Bachmann“ fünf Bücher veröffentlicht. Einige von Stephen Kings Romanen wurden verfilmt und auch der Autor selbst versuchte sich, allerdings mit mäßigem Erfolg, selbst als Regisseur. Schon vor der Veröffentlichung von „The Plant“ im Internet hatte King einen Ausflug in die digitalen Welten gewagt. Seine Geschichte „Riding the Bullet“ erschien im März 2000 als Datei für das „E-Book“ (ein elektronisches Lesegerät) und wurde mehr als 500.000 mal verkauft. Allerdings verlief auch diese Aktion nicht wie geplant: Bereits zwei Tage nach Erscheinen hatten Fans die Verschlüsselung der Datei geknackt und kostenlos im Internet verbreitet.

Beitragsbild: Von Pinguino Kolb – Flickr, CC BY 2.0,

Jim Kimsey

Amerikanischer Geschäftsmann, Mitbegründer von AOL.
(1939 – 2016)

Eher zufällig ist Jim Kimsey in das Geschäft mit dem Internet geraten. Er war einer der Investoren in Bill von Meisters „Control Video Corporation“, dessen gescheitertes Geschäftsmodell das Unternehmen an den Rand des Ruins geführt hatte. Der erfolgreiche Geschäftsmann Jim Kimsey wurde dazu ausersehen, die Firma als Geschäftsführer zu retten. Seine Bemühungen waren erfolgreich, sie führten schließlich zur Gründung des Online Providers AOL. Jim Kimsey wurde 1939 in Washington geboren. Er wuchs als ältester Sohn einer großen Familie im irisch-katholischen Milieu in Washington auf. Seine Schulzeit verbrachte er auf einer katholischen Privatschule, von der er jedoch im letzten Schuljahr wegen mangelnder Disziplin verwiesen wurde. So machte er seinen Schulabschluß auf einer anderen katholischen Schule, um dann ein Jahr an der katholischen Universität des Ortes zu studieren. Danach zog es ihn an die Militärakademie West Point. In der Armee kommandierte er unter anderem die erste Kompanie der Interventionstruppe, die im April 1965 die Dominikanische Republik besetzte. Nach Einsätzen in Vietnam entschloß er sich jedoch Ende der 60-er Jahre für ein Leben mit Frau und Kind in Washington. Er nahm Abschied von der Armee, um künftig als Geschäftsmann seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er eröffnete eine Bar, die als besondere Attraktion einen Fernschreiber bot, der die aktuellen Börsenkurse lieferte. Sein Konzept hatte Erfolg, und zehn Jahre später besaß er eine ganze Reihe von Lokalen, die er Anfang der 80-er Jahre zu Geld machte, um seinen Lebensunterhalt als Investor zu verdienen. Ein Studienfreund aus West Point vermittelte ihm eine Beteiligung an Bill von Meisters „Control Video Corporation“, die mit dem Vermieten von Videospielen über die Telefonleitung Geld zu erwirtschaften versuchte. Von Meisters Unternehmen stand kurz vor dem Zusammenbruch, als die Investoren Kimsey mit der Aufgabe betrauten, die Firma zu retten. Er stand vor der Aufgabe „Geflügelsalat aus Hühnerscheiße zu machen.“ (Kimsey) und entwickelte gemeinsam mit dem Marketingassistenten Steve Case das Konzept für einen Onlinedienst, der später als American Online, AOL, für Furore sorgte. Der für seine direkte Ausdrucksweise berühmt berüchtigte Jim Kimsey war bis 1995 Präsident der Firma, ihm ist es zu verdanken, daß Aol seinen Firmensitz nicht ins ßßß Silicon Valley verlegte. Unter seinem Nachfolger Steve Case wurde AOL schließlich zum größten Online-Dienst der Welt. Jim Kimsey ist weiterhin bei AOL, er führt die Geschäfte der AOL Foundation, die Projekte der Bildenden Kunst unterstützt und auch den weniger begüterten Teil der Menschheit mit den Segnungen des Internet beglücken möchte. Aufsehen erregte Kimsey, als er im März 2000 mit den linksgerichteten Guerilleros in Kolumbien Verhandlungen führte, um die Entwicklung dieses Landes durch Investitionen ausländischer Unternehmen voranzutreiben.

Michael S. Kibee

Kanadischer Ingenieur, Gründer eines virtuellen Friedhofes.
(1964 – 1997)

Im April 1995 ging der „World Wide Cemetery“, der Friedhof im Word Wide Web, ans Netz. Was hier makaber und wie eine geschmacklose Geschäftsidee erscheint, ist durchaus ernst gemeint: Kibee, der Schöpfer des Friedhofes, litt an Leukämie und die Diagnose lautete, daß er nicht mehr lange leben würde. Der erste Verstorbene, der im Internet „bestattet“ wurde, war jedoch nicht Kibee selbst, sondern sein an AIDS gestorbener Freund und Lebenspartner Victor Joseph Bombardieri. Michael Stanley Kibee hatte am Ende seines Lebens das Internet entdeckt und sich dort unter anderem in Mailinglisten zum Thema seiner Krankheit engagiert. Als eine letzte Therapie ihm noch ein wenig Aufschub verschaffte, baute der Ingenieur sich zunächst einen eigenen schlichten Sarg aus Holz und konzipierte dann mit einem Freund den virtuellen Friedhof, als Vermächtnis an die Online-Gemeinde. Auch war dies für ihn eine Möglichkeit, sich mit dem Tod und dem Sterben auseinanderzusetzen. Auf dem virtuellen Friedhof sollte es die Möglichkeit geben, von überall her gestorbener Freunde und Verwandten zu gedenken. Gegen eine geringe Gebühr können dort „Gräber“ eingerichtet werden, die neben einem Text auch Bilder und Multimediadateien enthalten können. Ferner ist es möglich, den einzelnen Einträgen „Blumen“ in Form von Texten zuzuordnen. Das Projekt erregte großes Aufsehen und die Presse berichtete weltweit über Michael Kibee. So kam es, daß Kibee, nicht wie er es zunächst vermutet hatte, eines der ersten Gräber belegte, sondern der Friedhof bei seinem Tod bereits 94 Einträge aufwies. Inzwischen wird dort zum Gedenken an über 200 Personen aus aller Welt aufgerufen, wobei das Spektrum vom im zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten bis zum wenige Tage nach der Geburt verstorbenen Säugling reicht.

Beitragsbild: Screenshot der Gedenkseite für Kibee 1999

Holger Kayser

Deutscher Unternehmer, DINO-online.

Der 1963 in Bremen geborene Holger Kayser studierte nach seinem Abitur Wirtschaftsspädagogik und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Göttingen. Danach arbeitete er am Volkswirtschaftlichen Seminar der Universität. 1996 war er einer von zwei Gründungsgeschäftsführeren der Firma „AIS Axon Internet Services GmbH“, die zur Vermarktung des Web-Kataloges DINO-online gegründet worden war. Holger Kayser war hauptsächlich für die kaufmännische Leitung und das Marketing verantwortlich, wobei das Online-Marketing einen besonderen Schwerpunkt bildete. Nach dem Verkauf von „AIS“ Anfang 1999 schied er Mitte des selben Jahres aus der Firma aus. Seitdem ist er als Berater für unterschiedliche Internet-Firmen tätig, unter anderem für die Firma „Financial Networks“ die mit „zertifikatweb“ einen Katalog von Zertifikaten, einer besonderen Form von Wertpapieren, im Internet betreibt. Holger Kaysers eigenes Unternehmen, die „New Media Beteiligungsgesellschaft“, hilft ihm dabei, seine vielfältigen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen. Der Unternehmer ist viel unterwegs, weshalb ihm kaum Zeit für Freizeitbeschäftigungen bleibt. Auf die Frage nach einem Hobby nennt er einzig die Anhängerschaft zum Fußballverein Werder Bremen.

Eugene Kashpureff

Amerikanischer DNS-Rebell.

Bereits im Alter von zehn Jahren lernte der 1964 geborene Eugene Kashpureff die Programmiersprache „Assembler“ und lötete seinen ersten Computer zusammen. Doch aus dieser Beschäftigung wurde zunächst kein Beruf. Er arbeitete als Lastwagenfahrer und betrieb schließlich ein kleines Abschleppunternehmen in Seattle. 1994 zeigte ihm ein Mitglied des örtlichen Gewerbevereins die Web-Seite, die er für sein Unternehmen gestaltet hatte. In dem Moment ging Kashpureff „ein Licht auf“. Er begann sich mit dem Internet zu beschäftigen, hatte bald seine erste Web-Cam, mit der er 1995 die Geburt seines jüngsten Sohnes ins Internet übertrug (inzwischen hat er vier Kinder) und gründete Ende 1994 eine Internet-Firma. Sein erstes Produkt war „Yellowwweb“, ein Adressenverzeichnis, dessen Inhalt er aus dem Telefonbuch und dem Internet zusammengesammelt hatte. Wenig später folgte ein Unternehmen zum Handel mit Domain-Namen. Schließlich kam er, gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin aus Zeiten des Abschleppunternehmens, Diane Boling, auf die Idee, selbst Top Level Domains (die Endungen der Internetadressen wie com, de usw.) zu verkaufen. Bei seiner Firma „AlterNIC“ – NIC ist die Abkürzung für „Network Information Center – konnten die Domains xxx, .nic, .tld, .med, und .exp registriert werden. Eigentlich war dies nicht möglich, denn das „Domain Name System“ DNS wurde von der „InterNIC“ verwaltet und die Vergabe der Namen oblag zu dieser Zeit allein der Firma „Network Solutions“. Kashpureff gelang es aber, in das System der Root-Server einzudringen, wodurch es möglich wurde, daß auch die von ihm vergebenen Adressen im Internet erreicht werden konnten. Zunächst ließ man ihn gewähren, auch hatte er viele Sympathisanten unter den Internetnutzern. Doch schließlich trieb er es zu weit: Im Juli 1997 „kaperte“ er die Web Seite der Organisation „InterNIC“, welche für den Betrieb der Root-Server verantwortlich war. Das heißt, er leitete Web-Surfer, die eigentlich die Seite der „InterNIC“ erreichen wollten, auf die Seite seiner Firma um. Dort wurden sie über die Kontrolle, welche die US-Regierung nach Meinung Kashpureffs über das Internet ausübte, aufgeklärt. Um einer Verhaftung zu entgehen, floh er nach Kanada, wo er jedoch festgesetzt wurde und zwei Monate eine „schöne Zeit mit kanadischen Mördern“ (Kashpureff) im Gefängnis verbrachte, bis man ihn am 24. Dezember 1997 in die USA überstelle. Dort wurde ihm der Prozeß gemacht, bei dem er im Frühjahr 1998 zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe in Höhe von 100 Dollar verurteilt wurde. Seitdem ist er in der Computerbranche tätig und betreibt inzwischen eine Beratungsfirma.

Karstadt

Deutsche Kaufhauskette, ging 1996 online.

Unter dem Namen „MyWorld“ ging eines der bekanntesten Kaufhäuser Deutschlands am 28. Oktober 1996 ins Internet. In 18 verschiedenen Shops konnten 150.000 unterschiedliche Artikel geordert werden. Daneben gab es die Möglichkeit, als Mitglied bei „MyWorld“ eine eigene Homepage einzurichten oder mit anderen Mitgliedern zu „chatten“, also sich zu unterhalten. Das Konzept verfing jedoch nicht und „MyWorld“ wurde im Herbst 2000 wieder geschlossen. In der realen Welt kann das alteingesessene Unternehmen bislang auf eine weit positivere Geschichte zurückblicken. Die Ursprünge der Firma liegen in einer Geschäftsgründung des Wismarer Kaufmannes Rudolph Karstadt (1854 – 1944). Im Jahre 1881 eröffnete er mit einem Angestellten in Wismar ein „Manufactur-, Confections- und Tuchgeschäft“. Das Besondere daran war, daß Karstadt erstmalig Festpreise einführte (bis dahin waren langwierige Verhandlungen über den Preis allgemein üblich) und Barzahlung verlangte. 1885 übernahm Theodor Althoff (1858 bis 1931) in Dülmen (Westfalen) ein „Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft“ von seiner Mutter. Auch er verfolgte ein ähnliches Konzept. 1920 fusionierten die beiden Unternehmen zur Rudolph Karstadt AG. 1926 wurde die „EPA Einheitspreis AG“ gegründet, die später als „Kepa Kaufhaus“ bekannt wurde. Das Unternehmen überstand die Weltwirtschaftskrise 1931 und hatte 1939 bereits 67 Filialen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb in Westdeutschland mit 45 Filialen weitergeführt. In den 70-er Jahren erwarb Karstadt 51 Prozent des Neckermann Versandhauses. Nach dem Fall der Mauer konnte Karstadt durch Übernahme verschiedener „Centrum“- und „Magnet“- Warenhäuser wieder in Ostdeutschland Fuß fassen. 1992 begann die Kooperation mit dem bekannten Moskauer Kaufhaus „GUM“. Schließlich wurde in Deutschland 1994 die bekannte Hertie-Warenhauskette übernommen. Natürlich arbeitet man bei Karstadt an einem neuen Internet-Auftritt, aber auch das Wohl der Aktionäre liegt der Geschäftsleitung am Herzen: Zur Zeit (Anfang 2001)versucht man die Rendite zu erhöhen, was unter anderem durch Sparmaßnahmen beim Verkaufspersonal erreicht werden soll.

Beitragsbild: Von GeoTrinity – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Philip Kaplan

Amerikanischer Web-Designer und Unternehmer.

Der 1975 geborene Philip Kaplan fand den Rummel um die vielen neuen Dot-coms ziemlich übertrieben. Im Sommer 2000 überlegte er, wie eine Web-Seite aussehen könnte, die mehr „Traffic“ erzeugte als eines der durchschnittlichen überbewerteten Start-ups. Angeregt durch sich häufende Meldungen über Internet-Firmen, die Mitarbeiter entließen oder gar selbst schließen mußten, entwickelte er die Seite „Fuckedcompanie.com“, die im Juni 2000 online ging. Auf der Seite kann man Gerüchte über in Schwierigkeiten befindliche Dot-coms loswerden oder darauf wetten, welche Firma es wohl als nächste erwischt. Gewinnen kann man, außer Punkten für jede zutreffende Vorhersage und dem Ruhm, etwa eine Firmenpleite richtig vorausgesagt zu haben, nichts. Trotzdem gehört die Seite zu den populärsten Angeboten im World Wide Web. Jeder registrierte Nutzer kann Tips darüber abgeben, welche Firma wohl demnächst Probleme bekommen wird. Die Menge der zu erlangenden Punkte richtet sich nach der Genauigkeit der Vorhersage. Angeblich sollen viele dieser Hinweise von Mitarbeitern betroffener Firmen stammen, und die Genauigkeit der veröffentlichten Tips spricht dafür. Natürlich hat die Angelegenheit auch einen ernsten Hintergrund: Philip Kaplan ist der Ansicht, daß viele der Gründer einfach nicht als Unternehmer geeignet seien, sie wollten einfach nur Spaß haben und behandelten ihre Angestellen teilweise „wie eine Währung“, sagte er dem „Spiegel“. Er selbst betreibt eine kleine Agentur für Web-Design, die, wie er betont, profitabel arbeitet. Sein Versuch, Fuckedcompanie.com bei ebay für einen Millionenbetrag zu versteigern, schlug im Herbst 2000 allerdings fehl. Mit dem Erlös wollte er sich auch einmal wie ein „richtiges Start-up“ benehmen und das ganze Geld für „Drogen Parties mit „TheWho“ und ein paar Nutten zum Fenster herauswerfen.“

Jerry Kaplan

Amerikanischer Informatiker und Unternehmer.

Mit seiner Geschäftsidee eines Auktionshauses im Internet wurde Jerry Kaplan zum Vorreiter einer ganzen Branche. Zuvor hatte er jedoch nicht so viel Glück: Sein Entwurf eines „Pen Computers“, eines kleinen Gerätes, das mit einem Stift bedient wird, kam zehn Jahre zu früh und scheiterte. Der 1952 in New York als Sohn eines Textilmanagers geborene Jerry Kaplan hatte das Programmieren 1967 während eines Ferienkurses gelernt, dort erstellte er ein Programm zum Black-Jack-Spielen. Er studierte an der Universität von Chikago Geschichte und Wirtschaftsphilosophie und arbeitete danach zwei Jahre in verschiedenen Jobs, bevor er an der Universität von Pennsylvania ein Studium der Informations- und Computerwissenschaften aufnahm. 1979 schloß er seine Ausbildung, während der er sich besonders auf künstliche Intelligenz spezialisiert hatte, ab und ging als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Stanford-Universität. 1981 war Kaplan Mitbegründer der Firma „Technoledge“, einem Unternehmen, das sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigte und das heute unter anderem Software für Firmen des E-Commerce entwickelt. 1985 wechselte er zu „Lotus“, wo er maßgeblich an der Entwicklung von „Lotus Agenda“, dem ersten persönlichen Informationsmanager, einem Dienstprogramm zur Verwaltung von Terminkalendern, Datenbanken usw. beteiligt war. Während seiner Tätigkeit für „Lotus“ entstand auch die Idee des Pen Computers. Dieses Gerät sollte nicht mehr über eine Tastatur bedient werden. Ein Betriebssystem zur Handschriftenerkennung sollte die Handhabung mittels eines speziellen Stiftes ermöglichen. Gemeinsam mit Mitch Kapor, dem Inhaber der Firma „Lotus“, wurde 1987 das Unternehmen „Go“ gegründet, um diese Idee zu verwirklichen. Doch dem Projekt, an dem sich unter anderem auch John Doerr beteiligte, war kein Erfolg beschieden. Letztendlich blieben von dem Unternehmen nur ein paar, mit dem Firmenlogo versehene, edle Lederhüllen und der 1995 erschienene Bestseller „Startup: A Silicon Valley Adventure“. In diesem Buch beschreibt Kaplan die Geschichte von „Go“. Er führt das Scheitern der Firma, die 30 Millionen Dollar in den Sand gesetzt hat, 1993 an AT&T verkauft wurde und schließlich sang- und klanglos begraben wurde, unter anderem auf die Beteiligung von IBM und ßßß Microsoft zurück. IBM soll die Entwicklung absichtlich behindert haben, während Microsoft bestrebt war, die Technologie für eigene Zwecke zu verwenden. 1994 gründete Jerry Kaplan, zusammen mit dem einige Jahre jüngeren Elektroingenieur Alan Fisher, die Firma „OnSale“, das erste Auktionshaus im World Wide Web. OnSale ging im Mai 1995 online. Das Unternehmen, das gebrauchte Computer und andere elektronische Geräte versteigert, fand weltweit zahlreiche Nachahmer. Es kann als die Idee bezeichnet werden, welche die Art des Handelns im Internet revolutionierte und wesentlich zum Boom des E-Commerce beigetragen hat. 1999 verschmolz „OnSale“ mit der amerikanischen Software-Ladenkette „Egghaed Software“ zu „Egghead.com“. Kaplan hat das Unternehmen bis Mitte 2000 geführt. Der Familienvater, er ist verheiratet und hat vier Töchter, lebt bei San Franzisko und arbeitet an „der nächsten großen Sache“, wie er es ausdrückt.

Kurt Kammerer

Deutscher Unternehmer.

Ende 2000 fand sich Kurt Kammerer auf der Liste der „Top 100 der New Economy“ des Magazins „Wirtschaftswoche“ wieder. Außerdem wurde er durch das Weltwirtschaftsforum als „Technologie-Pionier“ geehrt. Das Geschäftsmodell seiner Firma „Living Systems“ scheint so vielversprechend zu sein, daß 2001 sogar die Protagonistin des Internet Esther Dyson in den Aufsichtsrat eingetreten ist. Das inzwischen weltweit vertretene Unternehmen, es gibt Tochtergesellschaften in Osteuropa, Asien sowie Nord- und Südamerika, stellt Technologie für Handelsplattformen im Internet her. Zum Beispiel „Living Agents“, eine Software, die selbständig Informationen im Internet sammelt oder autonom auf elektronischen Marktplätzen agiert. Daneben werden Lösungen für Auktionen, virtuelle Treffpunkte und ähnliches entwickelt. Zu den Kunden von „Living Systems“ gehören so renommierte Firmen wie eBay, Hewlett-Packard oder BMW. Der 1962 in Donaueschingen geborene Wirtschaftsingeniuer Kurt Kammerer beendete sein Studium an der Universität Karlsruhe 1985. Danach war er zunächst bei einem Software-Beratungsunternehmen tätig. Die eingefahrenen Strukturen in den Führungsetagen der Wirtschaft erschwerten es jedoch, neue Ideen umzusetzen, und so machte er sich 1990 mit „Factory Consulting“ selbständig. 1996 erfolgte, gemeinsam mit dem ein Jahr jüngeren Informatiker Christian Dannegger, der auch schon Erfahrungen als Unternehmer vorweisen konnte, die Gründung von „Living Systems“ in Donaueschingen. Kammerer, der sich selbst als „Marxistischer Kapitalist“ bezeichnet, hat von Anfang an auf eine faire Mitarbeiterbeteiligung geachtet: So sind alle Aktien der Gesellschaft in den Händen der Angestellten. Als Ausgleich für seine Arbeit tritt er mit Freunden regelmäßig mit einer Comedy Show unter dem Namen „Am-Vieh-Theater“ öffentlich auf.