Pattie Maes

Belgische Informatikerin am MIT.

Als Kind wäre die 1961 in Belgien geborene Pattie Maes am liebsten Tierärztin geworden oder hätte ein Tierheim eröffnet. Sie züchtete Kaninchen und erfreute ihre große Familie, sie hat drei Schwestern und zwei Brüder, ständig mit kranken Hunden und Katzen, die sie mit nach Hause brachte. Inzwischen ist sie selbst verheiratet, hat einen Sohn und lebt in den USA, wo sie vor einiger Zeit zu den „100 Amerikanern für das nächste Jahrhundert“ gewählt wurde. Pattie Maes hatte Informatik an der Universität in Brüssel studiert, da ihr dieses Studienfach am vielseitigsten erschien. Sie beschäftigte sich mit künstlicher Intelligenz und promovierte 1987 über selbstreflektierende Computerprogramme. Rodney Brooks vom Massachusetts Institute of Technologie, MIT, wurde auf ihre Arbeit aufmerksam und lud sie ein, dort für zwei Monate, gemeinsam mit dem Guru der Robotertechnik Marvin Misky, am Institut für künstliche Intelligenz zu arbeiten. Bevor ihr am MIT eine Gastprofessur angeboten wurde, arbeitete sie daran, Robotern das Gehen beizubringen. 1990 kam sie dann zum Media Lab des MIT, dort beschäftigte sie sich mit der Entwicklung von „Agenten“. Dies sind „lernfähige“ Programme, die bestimmte Aufgaben übernehmen und auf ihr Umfeld „reagieren“ können. Ein erstes Programm dieser Art war ein Terminplaner, ein zweiter Agent Namens „Maxim“ hatte die Aufgabe, Pattie Maes eingehende E-Mail in der Reihenfolge ihrer Priorität zu sortieren. Die Software „beobachtet“ einige Zeit, wie die eingehenden Mails behandelt werden und kann danach selbst „entscheiden“, wie die eintreffenden Nachrichten zu sortieren sind. Eine weitere Entwicklung waren Agenten, die miteinander kommunizieren konnten. Traf zum Beispiel die E-Mail eines Absenders ein, der dem zuständigen Programm unbekannt war, so konnte die Software bei anderen Agenten „nachfragen“, welchen Stellenwert der Absender wohl haben könnte. Auf der Grundlage dieser Entwicklungen gründete Pattie Maes gemeinsam mit Partnern 1995 das Unternehmen Firefly, um die Technologie außerhalb des Elfenbeinturms des MIT in der Praxis zu erproben. Die Firma verwendete Agenten, die aufgrund des Musikgeschmacks der Nutzer entsprechende Einkaufsvorschläge machten oder Kontakte zwischen Personen mit ähnlichen Vorlieben knüpften. Pattie Maes arbeitet als Leiterin der „Autonomous Agents Group“ des MIT weiter an dieser Technologie, die inzwischen schon recht weit fortgeschritten ist. Das Projekt „Kasbah“ ist zum Beispiel ein virtueller Markt, auf dem Agenten miteinander Handel treiben. Ein anderes Anwendungsgebiet dieser lernfähigen Software ist die Unterhaltungsindustrie, wo etwa bei animierten Filmen die Figuren keinen vorgegebenen Bewegungsmustern mehr folgen, sondern auf die sie umgebende „Umwelt“ reagieren. Auf diese Weise wurden die Fledermäuse in dem Film Batman II animiert. Den Vorwurf, die Agenten würden der zunehmenden Verblödung der Menschen weiteren Vorschub leisten, tritt sie entgegen. Für sie, die sich selbst als eher vergeßlich und unordentlich bezeichnet, sind diese Programme eine Hilfe, den Alltag besser bewältigen zu können, etwa wenn es darum geht, den günstigsten Preis für eine Ware zu ermitteln. Auch ist es ihr Anliegen, Menschen einander näher zu bringen und Gemeinschaften zu schaffen. Natürlich sollten die Nutzer in jedem Fall die Funktionsweise der Software kennen, wodurch es in Zukunft einer immer größer werdenden Anzahl von Menschen möglich würde, ihren Horizont zu erweitern.

Beitragsbild: Von Joi – , CC BY 2.0,

Steve Madere

Amerikanischer Softwarespezialist, Gründer von Deja.com.

Als im Jahr 1999 ein Teil des Archivs von „Deja“ vorübergehend aus dem Netz genommen wurde, war die Aufregung groß, das Magazin ßßß Salon verstieg sich sogar zu der Feststellung „Wir verbrennen keine Bücher mehr, wir stöpseln den Server aus.“ Der begeisterte Usenet-Nutzer Steve Madere hatte 1995 begonnen, die Nachrichten des Usenet zu archivieren und sie über den Dienst DejaNews leicht zugänglich zu machen. Es wird erzält, daß der leidenschaftliche Windsurfer auf diese Idee gekommen sei, als er in den Newsgruppen des Netzes nach einem geeigneten Ort für seine Hochzeitsreise suchte, die ihn schließlich nach Mauri führte. Er selbst berichtet, daß er ein System zum Durchsuchen von Datenbanken, die riesige Textbestände enthalten, entwickelt hatte, das auch auf Computern mit geringer Leistung einsetzbar war. Er hatte „einen Hammer entwickelt und suchte nach dem passenden Nagel.“ Steve Madere wurde 1965 als Sohn eines amerikanischen Offiziers geboren und wuchs in Austin, Texas, auf. Er hatte zehn Geschwister, weshalb er sich an das Familienleben als eine „interessante Mischung aus Ordnung und Chaos“ erinnert. Bis zur siebten Klasse besuchte er eine katholische Konfessionsschule, wo er bereits sein Interesse für Mathematik und Wissenschaft entdeckte. Später auf der High School suchte seine Mathematiklehrerin geeignete Schüler für den Computerunterricht aus, und auch Steve war dabei. Von Anfang an war er begeistert und er kaufte sich bald von seinem gesparten Taschengeld einen Sinclair ZX80. Dieser aus England stammende Computer war mit einem Preis von unter 100 Pfund einer der ersten erschwinglichen Heimcomputer. Als Oberschüler begann Madere nebenbei als Programmierer Geld zu verdienen, eine Beschäftigung, die er auch während seines Physikstudiums an der Universität seines Heimatortes fortsetzte, um die Studiengebühren bezahlen zu können. Trotzdem konnte er sein Studium mit Auszeichnung abschließen. Bevor er 1995 „Deja“ gründete, arbeitete er bei IBM am Betriebssystem OS/2 und war als Berater bei einer Softwarefirma tätig. DejaNews entwickelte sich rasch zu einer der beliebtesten Seiten im World Wide Web. Das Archiv war aber nicht nur eine hervorragende Möglichkeit, in den Beiträgen der zahlreichen Newsgruppen zu recherchieren, man konnte dort auch verschiedene Fakten über die Autoren der Beiträge zusammentragen und so Perönlichkeitsprofile erstellen.. Die Firma, die im April 1995 mit drei Mitarbeitern begann, hatte schließlich über 150 Angestellte. Anfang 2001 wurde das Unternehmen an die Suchmaschine „Google“ verkauft.

Romana Machado

Amerikanische Programmiererin.

Wer im Internet verschlüsselte Botschaften versenden möchte, kann dazu eines der verbreiteten kryptografischen Verfahren benutzen. Möchte man jedoch vermeiden, daß die Verwendung eines solchen Systems erkannt wird, so empfiehlt es sich, die Steganographie zu bemühen. Dabei wird der zu übermittelnde Inhalt so in einer unverfänglichen Umgebung versteckt, daß von der eigentlichen Absicht nichts erkennbar ist. Mit dem von Romana Machado 1994 entwickelten Programm „Stego“ können Texte in Bildern versteckt werden, wobei die einzelnen Bildpunkte verändert werden, um die Nachricht aufzunehmen. Die Veränderung ist jedoch so gering, daß sie mit bloßem Auge nicht erkennbar ist. Von Romana Machado selbst ist nicht viel bekannt. Sie arbeitete bei Apple Computer am Newton Projekt mit („Stego“ wurde ursprünglich für den Apple Macintosh entwickelt) und ist neben ihrer Tätigkeit als Softwareentwicklerin auch als Model tätig. Auf ihrer Web-Seite bietet sie erotische Fotos von sich an, die im Gegensatz zu „Stego“, das kostenlos zu haben ist, erst nach Angabe der Kreditkartennummer abgerufen werden können. Machado, die man auch unter den Namen „Cyphrella“, „Mistress Romana“, „Katrina“ oder „Kate“ kennt, ist vielseitig interessiert. Im November 1985 zierte sie den Titel des Magazins „Playboy“, sie sang in einem Barock-Ensemble und sie ist außerdem eine leidenschaftliche Leserin von Science-Fiction-Literatur. Weiterhin ist sie Anhängerin des Transhumanismus, einer Bewegung, welche die mentale, soziale und physische Entwicklung des Menschen mit Hilfe der Technik vorantreiben will. Der Tod ist für sie nur ein „ungelöstes technisches Problem“ und es wird unter anderem die Möglichkeit propagiert, sich kurz nach dem Ableben einfrieren zu lassen, um körperliche Defekte in Zukunft etwa mit Hilfe der Nanotechnologie reparieren zu können und dann weiterzuleben.

Jack Ma

Chinesischer Unternehmer.

Der Vater des „chinesischen E-Commerce“, wie Jack Ma von der chinesischen Presse genannt wird, sieht sich selbst immer noch als „Internet-Dummy“, der von Technik keine Ahnung hat. Daher besteht er auch darauf, daß die Seiten seines Unternehmens so gestaltet sind, daß auch er sie ohne Probleme bedienen kann, denn auch die meisten Chinesen verstünden nicht mehr von Technik als er. Seine erste Bekanntschaft mit dem Internet machte der am 10 September 1964 in Hangzhou geborene Jack Ma auf einer Auslandreise in Seattle. Dabei fiel ihm auf, daß es im Netz so gut wie keine Informationen über sein Heimatland gab. Nach China zurückgekehrt, entwickelte er für seinen Arbeitgeber, das „Hangzhou Electronic and Engineering Institute“, für das er seit 1988 als Englischlehrer arbeitete, einen Auftritt im World Wide Web. In den ersten Stunden nach Freischaltung der Seiten bekamen sie immerhin schon fünf Rückmeldungen von Besuchern der Seite. 1995 beschloß Jack Ma, selbst ein Unternehmen im Internet zu gründen, und es entstand mit „China Pages“ das erste Verzeichnis chinesischer E-Commerce-Unternehmen. Seine Geschäftsidee war damals noch so exotisch, daß er bei der Anmeldung der Firma dem Beamten erst zwei Stunden lang erklären mußte, was das Internet überhaupt ist, und die Leute in seiner Heimatstadt hielten ihn für verrückt. Doch das Netz wurde auch in China bekannter und 1997 wurde er vom Ministerium für Außenhandel mit der Erstellung einer Web-Präsenz beauftragt. Schließlich gründete er 1999, gemeinsam mit 18 Mitstreitern im Haus seiner Familie in Hangzhou, das Unternehmen „Alibaba“. Die B2B Plattform versteht sich als Vermittler von Geschäftskontakten von Firma zu Firma (Business to Business) und bietet ihre Dienste hauptsächlich kleinen und mittelständischen Unternehmen an. Bislang ist „Alibaba“ erfolgreich, die renommierten Risikokapitalgeber Goldman Sachs und die „Softbank“ haben sich an der Firma beteiligt. Auch konnte Ma namhafte Persönlichkeiten als Mitarbeiter für sein Projekt gewinnen, etwa den ehemaligen Chefdesigner von ßßß Yahoo und den vormaligen Chef der Welthandelsorganisation WTO. Jungunternehmern, die es ihm gleichtun möchten, rät Ma, bloß keinen komplizierten Businessplan zu erstellen, wer seine Idee nicht in einfachen Worten schildern könne, sei zum Scheitern verurteilt.

MIT

Amerikanische Eliteuniversität
Das „Massachusetts Institute of Technologie“, MIT, ist bekannt für sein strenges Auswahlverfahren. Wer an dieser Universität studieren möchte, muß zu den Besten seines Jahrgangs gehören, ein Empfehlungsschreiben seiner Schule beibringen und eine Eignungsprüfung bestehen. Dabei werden nicht nur die wissenschaftlichen Kenntnisse und Fähigkeiten der Bewerber geprüft, auch die sonstigen Interessen und sozialen Aktivitäten werden in Betracht gezogen. Ist die Prüfung bestanden, so steht den Bewerbern ein wahres Mekka der Wissenschaften zur Verfügung: 10.000 Studenten stehen 1000 wissenschaftliche Mitarbeiter und etwa die gleiche Anzahl Professoren, darunter zur Zeit zehn Nobelpreisträger, gegenüber. Eine Unzahl verschiedener Laboratorien ist vorhanden, unter anderem das weltbekannte Media-Lab des Technik-Gurus Nicholas Negroponte oder das Lincoln Laboratory, das zu 90 Prozent vom amerikanischen Verteidigungsministerium finanziert wird und an dem viele der Wissenschaftler des legendären ARPA tätig waren. Natürlich werden, wie in den USA üblich, Studiengebühren erhoben, aber für weniger vermögende Studenten stehen Stipendien zur Verfügung.
Das MIT wurde 1861 von dem amerikanischen Geologen und Pädagogen William Barton Rogers in Boston gegründet. Verzögert durch den amerikanischen Bürgerkrieg nahm es 1865 mit 15 Studenten seinen Betrieb auf. 1916 zog die Universität nach Cambridge und hat seinen Campus seitdem am Ufer des Charles River, der die Grenze zwischen Boston und Cambridge markiert. Zwar ist das MIT hauptsächlich durch seine Entwicklungen und Absolventen des naturwissenschaftlichen und technischen Fachbereichs bekannt geworden, doch umfaßt die Universität auch andere Fakultäten. Neben dem Ingenieurwesen und den Naturwissenschaften werden Architektur, Geistes-wissenschaften, Kunst und Sozialwissenschaften sowie Management angeboten.
Das Motto des MIT „Mens et manus“ – Verstand und Hand – wird immer wieder von Absolventen der Universität in die Tat umgesetzt, die sich als erfolgreiche Firmengründer einen Namen machen. Die High-Tech-Industrie, welche sich auch finanziell am MIT engagiert, rekrutiert gern Mitarbeiter aus dieser Talentschmiede der Visionäre und die Universität unterhält eigens ein Büro zur Verwertung der Patente, welche von Studenten und Universitätsmitarbeitern angemeldet werden. Am MIT entstanden Dinge wie der Zündmechanismus der ersten Atombombe oder der programmierbare Legostein. Ein Turnschuh mit eingebautem Computer und eine Spezialbrille mit Internetanschluß wiesen 2001 in die digitale Zukunft.

Minitel

 

Weltweit erfolgreichstes Videotext-System.
„Minitel“ (Medium Interactif par Numérotation d’Informations TELéphoniques) war ein in Frankreich weit verbreitetes Terminal, bestehend aus Monitor und Tastatur, für den Zugriff auf das Kommunikationsnetz „Télétel“. In diesem Netzwerk konnten die Teilnehmer zum Beispiel Telefonnummern erfragen, Fahrkarten und diverse andere Waren kaufen, Geld überweisen oder miteinander kommunizieren. Der Name „Minitel“ hatte sich für die Bezeichnung des Dienstes eingebürgert. Die Einführung des Systems, das zu seinen Hochzeiten um das jahr 2000 etwa 25 Millionen Teilnehmer hatte die 9 Millionen Geräte nutzten, ging auf eine Initiative der französischen Regierung aus den 70-er Jahren zurück. Nachdem ein erfolgreiches Programm zur besseren Versorgung der Haushalte mit Telefonanschlüssen initiiert worden war, wurde 1978 beschlossen, die Verbreitung von Videotext voranzutreiben. Dieses System, zur Übermittlung und Darstellung von Daten via Telefon und Fernsehapparat, sollte Frankreich ins Informationszeitalter katapultieren. Während eines ersten Feldversuchs Anfang 1981, bei dem 2500 Haushalte über ihre Fernsehgeräte 190 verschiedene Dienste aufrufen konnten, stieß das System noch nicht auf besondere Begeisterung. Doch die französische Télécom ließ nicht locker: Die Minitels, die zuvor schon als Terminals für den Zugriff auf ein elektronisches Telefonbuch getestet worden waren, wurden gratis abgegeben. Zwar waren die Angebote in der Regel nicht kostenlos, doch viele Dienste, wie etwa die Telefonauskunft, boten die ersten Minuten gebührenfrei an. (die Gebühren wurden zwischen der Télécom und den Anbietern geteilt, was auch kleinen Firmen die Teilnahme an dem System ermöglichte.) So kam es, daß das „Minitel“ zum weltweit erfolgreichsten Dienst dieser Art wurde. Das Internet hatte es in Frankreich zunächst schwer da viele  zum Beispiel im World Wide Web angeboten Leistungen schon lange in ähnlicher Form im „Minitel“ zu finden waren. Die Minitel-Nutzer konnten 1996 aus 25.000 Angeboten wählen, E-Mail mit dem System empfangen, und der Zugang zu „Minitel“ war mit einer speziellen Software auch über den Computer möglich. Doch das System war nur auf Frankreich beschränkt, weshalb die Anzahl der Nutzer des Systems nach und nach abnahm. 2004 wurde von France Télécom  schließlich ein Rcycling System für die Minitel-Geräte eingeführt.  Im Jahr 2010 gab es noch immer 2 Millionen Benutzer des Systems, die aus nur noch 2.400 Diensten wählen konnten. Als Minitel letztlich am 30. Juni 2012 abgeschaltet wurde, konnten die verbliebenen 400.000 Teilnehmer noch  1800 Angebote nutzen.

Bild: Minitel: CC BY-SA 3.0

Bill von Meister

Amerikanischer Unternehmer, legte den Grundstein für AOL
(21.02. 1942 – 18.05.1995)
„Das ist der Beginn des Informationszeitalters“ soll der Science Fiction Autor Isaac Asimov über  Bill von Meisters Onlinedienst „The Source“ gesagt haben, welcher der Öffentlichkeit im Jahr 1979 vorgestellt wurde. The Source bot einen Restaurantführer, die Möglichkeit, Flüge zu buchen und andere für die Allgemeinheit interessante Angebote. Der Onlinedienst war nur eines der Projekte des großartigen Visionärs und miserablen Geschäftsmannes Bill von Meister. Schon als Kind hatte er seine Familie mit ungewöhnlichen Konstruktionen in Erstaunen versetzt: Zu Weihnachten baute er einmal eine Apparatur aus Seilen und Rollen, die mit der Haustür verbunden war und ihm die Ankunft des Weihnachsmannes melden sollte und „Papas Tea Tutor“ war mit dem Auto seines Vaters verbunden und löste über Funk ein Signal in der Küche der Familie aus, damit bei seinem Herannahen von der Arbeit das Teewasser rechtzeitig aufgesetzt werden konnte. Bill von Meister war das älteste von drei Kindern eines aus Deutschland stammenden Unternehmers, der ursprünglich als Repräsentant der Firma, die den Zeppelin betrieb, in die USA gekommen war. Nach dem Hindenburg-Unglück blieb er in Amerika und machte sich selbständig. Schon während seiner Ausbildung in der Schweiz und auf zwei Universitäten in Washington fiel Bill von Meister durch seine Vorliebe für schnelle Autos und rauschende Parties auf. Auch später waren seine Feste legendär, und er war bekannt dafür, daß er Verhandlungen mit Kapitalgebern in seinem Ferrari oder Porsche führte, mit dem er mit über 200 Stundenkilometern durch die Nacht brauste. Nach dem Studium fand er eine Anstellung als Berater bei „Western Union“. Dort wurde sein Interesse an Kommunikationssystemen geweckt, und er entwickelte das Faxsystem „Telemail“. Im Alter von 27 Jahren gründete er seine erste eigene Firma, die „Advanced Research Corporation“. Weitere Projekte folgten, und obwohl sie meist erfolglos blieben, konnte von Meister, der ein glänzender Unterhalter war, immer wieder Kapitalgeber von seinen Ideen begeistern. 1975 gründete er mit einem Partner „TDX“. Die Firma entwickelte ein computergesteuertes System, das es Großunternehmen ermöglichte, ihre Telefonkosten für Ferngespräche zu senken. Der britische Netzbetreiber „Cable & Wireless“ investierte in das Unternehmen und konnte dadurch auf dem amerikanischen Markt Fuß fassen. Von Meister mußte TDX verlassen, da er das Kapital für den Geschmack der Investoren zu schnell verbrauchte. Sein Anteil an TDX in Höhe von 700 000 Dollar ermöglichte es ihm, ein nächstes Projekt, die „Digital Brodcasting Corp.“, ins Leben zu rufen. Damit sollten über eine UKW Frequenz Informationen für Geschäftsleute verbreitet werden, was jedoch nicht realisiert wurde. Inzwischen hatte sich ßßß CompuServe als Onlinedienst für Geschäftskunden zu etablieren begonnen, und die Zeitungsverleger suchten mit Diensten wie „Videotex“ (Einem dem in Deutschland bekannten Videotext ähnlichen System) nach neuen Lesern. Von Meister entwickelte die Idee eines „Home Information Utility“, das im Gegensatz zu CompuServe, nun Privatkunden bedienen sollte. Der Dienst wurde im Juli 1979 als „The Source“, vorgestellt und bereits im Oktober schied von Meister im Streit aus dem Unternehmen aus, da er auch hier das Geld mit vollen Händen ausgegeben hatte. Im Jahr darauf konnte von Meister vor Gericht seinen Anteil an dem Unternehmen, an dem sich inzwischen der Verlag Readers Digest beteiligt hatte, erstreiten. Später wurde „The Source“ von CompuServe gekauft. Das folgende Projekt versuchte er gemeinsam mit drei Programmierern zu realisieren. Der „Home Music Store“ sollte über das Kabelnetz populäre Musik versenden. Die Kunden sollten die Musikstücke kaufen und aufzeichnen können. Obwohl von Meister die Unterstützung der in den 70-er Jahren populären Musikgruppe „Osmond Family“ und der Firma „Warner Brothers“ hatte, schlug das Projekt fehl, da Warner Brothers sich nach dem Protest der Schallplattenhändler und Radiostationen aus dem Geschäft zurückzog. Auch mit seiner Firma „Control Video Corporation“, CVC, war von Meister seiner Zeit voraus, aber auch einen Moment zu spät. CVC bot mit seiner „Game Line“ Atari-Nutzern die Möglichkeit Video Spiele über das Telefonnetz in ihr Gerät zu laden und dann einige Male zu spielen. Dies sollte nur die Vorstufe zu weiteren Geschäftsfeldern sein, zum Beispiel einer BankLine oder SportsLine. 1983 präsentierte von Meister das Unternehmen auf der Consumer Electronic Show. Dort stellte er den jungen Marketingassistenen ßßß Steve Case ein, der aus dem Unternehmen später AOL machte, den größten Onlinedienst der Welt. Bill von Meister übersah die Krise der Videospiele-Industrie, gab das Geld aber mit vollen Händen aus, und es kam wieder zum Streit mit den Investoren. Jim Kimsey wurde Geschäftsführer und von Meister verließ das Unternehmen. Eine erneute Firmengründung, eine Telefonhotline, die ein Frage- und Antwortspiel anbot, bei dem die Teilnehmer Preise gewinnen konnten, scheiterte auch. Nun hatte von Meister zusehends Schwierigkeiten Geld aufzutreiben, da sein Ruf bei den Kapitalgebern inzwischen ruiniert war, hinzu kam eine Alkoholabhängigkeit, die es notwendig machte, an einer Entzugstherapie teilzunehmen. Trotzdem entwickelte er immer wieder neue Ideen. Selbst als er schwer an Krebs erkrankte, dachte er an ein System, das die notwendigen Infusionen mit dem Computer steuern sollte. Im Mai 1995 starb er hoch verschuldet in Great Falls. Seine Angehörigen erfuhren erst bei seiner Beerdigung, daß eine seiner Firmengründungen der Vorläufer von AOL gewesen war.