NSFNET

Rückgrat des Internet in den USA.

An dem Computernetzwerk der ARPA konnten sich nur Institutionen beteiligen, die auch an Forschungsaufträgen dieser Agentur arbeiteten. Ende der 70-er Jahre gab es in den USA bereits 120 Fakultäten des Fachbereichs Informatik, doch nur 15 der damaligen 61 Rechner des Arpanet befanden sich an Universitäten. Von der Universität Wisconsin ging die Initiative aus, ein kostengünstiges Netzwerk mit einer einfachen Struktur zu errichten, um auch die Ressourcen der nicht an das Arpanet angeschlossenen Rechner gemeinsam nutzen zu können und die Kommunikation zwischen den Instituten zu verbessern. So kam es 1981 zur Gründung des „Computer Science Research Network“, CSNET, das neben einem E-Mail Service auch die Nutzung des Telenet, dem ersten kommerziellen Netzwerk, das 1974 vom Unternehmen BBN aus der Taufe gehoben wurde, bot. Außerdem gab es eine Verbindung zum Arpanet. Das von der „National Science Foundation“, NSF, einer 1950 gegründeten Organisation zur Förderung von Forschung und Lehre in den Naturwissenschaften, finanzierte Projekt war ein voller Erfolg. Von der NSF wurde daraufhinbeschlossen, auch ein Netzwerk zu etablieren. Das 1986 errichtete Hochgeschwindigkeitsnetz NSFNET verband die sechs Supercomputerzentren der USA miteinander. Außerdem erhielten die lokalen Netzwerke der USA die Möglichkeit, sich an dieses Netz anzuschließen, wodurch die Verbindung der Netze untereinander möglich wurde und das NSFNET zum „Backbone“, dem Rückgrat, des Internet in den USA wurde.

Beitragsbild: Logo des NSFNET Linzenz

Jakob Nielsen

Dänischer Informatiker, beschäftigt sich mit benutzerfreundlichen Schnittstellen.

Fast jeder Web-Surfer wird wohl schon auf eine Seite gestoßen sein, auf der vor lauter bunten Grafiken gar nicht mehr zu erkennen war, worum es eigentlich ging. Gegen solche Auswüchse des „Design“ zieht der, auch als „Usability Papst“ bekannte, Jakob Nielsen zu Felde. Sein 1998, gemeinsam mit dem ehemaligen Vizepräsidenten der Forschungsabteilung der Firma Apple Don Norman, gegründetes Unternehmen beschäftigt sich mit der Ergonomie von Web-Seiten. Nielsens eigener Web-Auftritt erklärt seine Thesen zur benutzerfreundlichen Web-Seiten-Gestaltung, die er in einer zweiwöchentlich erscheinenden Kolumne, der „Alert Box“, näher ausführt. Er hat mehrere Methoden zur Bewertung der Ergonomie von Benutzerschnittstellen entwickelt und ist Inhaber von über 50 Patenten in diesem Bereich. Jakob Nielsen wurde am 5. Oktober 1957 in Kopenhagen, Dänemark, geboren. Seine Eltern waren Psychologen, seine Mutter, auf Kinderpsychologie spezialisiert, ließ ihn ständig entsprechende Tests machen, was er als sehr lustig in Erinnerung hat. In der Oberschule begeisterte er sich für die Arbeit mit Computern. Zwar hatte die Schule nur einen alten Rechner der zweiten Generation mit fünf KB RAM, doch Nielsen war fasziniert von der Möglichkeit, die genaue Kontrolle über dieses Gerät erlangen zu können und so machte es ihm auch nichts aus, die für diesen Rechner notwendige Programmiersprache zu lernen. Er erinnert sich daran, daß er dies als weit interessanter empfand als den üblichen Schulstoff. 1976 begann er in Kopenhagen ein Informatikstudium, allerdings fand er die Arbeit mit den modernen Computern, im Vergleich zu seinen ersten Erfahrungen an der Oberschule, geradezu langweilig. Während seines Studiums lernte er auch die Arbeiten Ted Nelsons kennen und begann, sich mit Hypertext und „Interaktiver Information“ zu beschäftigen. 1990 erschien sein Buch „Hypertext and Hypermedia“, das 1995 in erweiterter Form unter dem Titel „Multimedia and Hypertext: The Internet and Beyond“ erneut aufgelegt wurde. 1986 bis 1990 war Nielsen Professor an der Technischen Universität von Dänemark. 1990 ging er in die USA, dort war er am „IBM User Interface Institute“, am „Bell Communications Research Center“ der Firma Bellcore und schließlich beim Computerhersteller SUN tätig. Dort war er für die Gestaltung der firmeneigenen Internet- und Itranetseiten verantwortlich. Jakob Nielsen lebt in Kalifornien und ist mit Hanah Kain verheiratet. Seine Frau ist Gründerin der Firma „ALOM Technologies“, einem Unternehmen, das zum Beispiel CD-ROM`s und DVD`s produziert. Jakob Nielsens Firma ist in „einer kleinen Ecke“ des Gebäudes von „ALOM“ untergebracht. Der „Guru of Usability“ hat eine Anzahl von Büchern zum Thema „Benutzerfreundiche Schnittstellen“ veröffentlicht. Er ist Gründer der „discount usability engineering“-Bewegung, die sich um die schnelle und kostengünstige Verbesserung von Benutzerschnittstellen kümmert. Im Jahr 2000 wurde er in die „Scandinavian Interactive Media Hall of Fame“ aufgenommen. Kritiker werfen ihm vor, daß seine Behauptungen, wie die Aussage „Nutzer wollen nicht skrollen“, jeder Grundlage entbehren, auch habe er seine eigne Web-Seite niemals einem seiner Tests unterzogen. Ein „Jakob Nielsen Drinking Game“ setzt sich ironisch mit Nielsens Thesen auseinander: Die Spieler werden aufgefordert, einen seiner Vorträge zu besuchen und jedes Mal, wenn er Ausdrücke wie „Skrollen“, „Linkrot“, „das Problem der Bandbreite“ und ähnliche verwendet einen Schluck zu nehmen. Erst wenn er eine anerkannte Studie nennt, darf mit dem Trinken aufgehört werden.

Beitragsbild: Von docsearls – Flickr, CC BY-SA 2.0

Nortel Networks

Kanadisches Technologie-Unternehmen.

Ohne eines „der größten unbekannten Unternehmen der Welt“, wie das „Manager Magazin“ Nortel Networks nannte, ist die moderne Internet-Technologie kaum vorstellbar. Die Firma liefert die Bauteile, welche digitale Signale in Licht umwandelt und ermöglicht somit die Verwendung von Glasfaserkabeln, die den Verkehr im Internet ungemein beschleunigen. 75 % des Internetverkehrs in den USA und 50 % des europäischen Verkehrs laufen über die Technologie von Nortel. Schon 1996 ermöglichte das Unternehmen die Übertragung von zehn Gegabit pro Sekunde, und die Signale können heute ohne Verstärker über Entfernungen von bis zu 4000 Kilometern geschickt werden. Die Ursprünge der Firma gehen auf das Jahr 1881 zurück. Damals gründete der englische Kapitän Charles Fleetford Sise die „Bell Telephone Company of Canada“. Als der kanadische Lieferant der technischen Ausrüstungen für Bell starb, sah sich Sise, wegen Besonderheiten des kanadischen Patenrechts gezwungen, eine eigene Produktion auf die Beine zu stellen. So entstand 1885 die „Northern Electric and Manufacturing Company“. Die Firma baute bis in die sechziger Jahre Telefone, Fernsehgeräte und Notrufsäulen. Das Unternehmen stellte Kanadas erstes Grammophon (1900) und Kanadas erste Vakuumröhre (1922) her. Nach der Zerschlagung der „American Telephone & Telegraf“ (Ma Bell) im Jahre 1984 konnte Nortel, das inzwischen „Nortel Networks“ hieß, beginnen zu expandieren. Vom wachsenden Internet profitierte auch Nortel. In den 90-er Jahren wurde das Geschäft auf den gesamten Kommunikationsmarkt ausgeweitet, der Aufkauf diverser Unternehmen aus diesem Bereich tat ein übriges, um Nortels Position auszubauen. Inzwischen (Anfang 2001) ist das Unternehmen weltweit vertreten und hat über 94000 Mitarbeiter.

Beitragsbild: Firmenzentrale von GTD Aquitaine – Eigenes Werk, Gemeinfrei,

Netzpiloten

Deutscher Führer durch das World Wide Web.

Für alle, die sich im Internet nicht recht auskennen, bieten die „Netzpiloten“ Touren durch das Internet an. Das heißt, die Firma hat zu diversen Themen Web-Seiten zusammengestellt, die, gesteuert über eine spezielle Oberfläche, nacheinander aufgerufen werden können und dem interessierten Surfer unter Umständen die Verwendung diverser Suchmaschinen erspart. Die Netzpiloten wurden 1998 von Matthias Dentler und Wolfgang Macht gegründet. Der 1967 in Kyritz geborene Matthias Dentler hatte Wirtschaftswissenschaften studiert und war der Faszination des Internet erlegen, als er während seines Studiums mit dem Browser „Mosaik“ auf die „Library of Congress“ in Washington zugreifen konnte. Wolfgang Macht, der 1966 in Bamberg geboren wurde, hatte nach seinem Magister Atrium in den Fächern Geschichte, Literaturwissenschaften und Jura eine Ausbildung als Journalist absolviert. Mit Computern hatte er sich schon während seiner Schulzeit beschäftigt und das Internet kannte er seit 1992. 1996 begannen die zwei Freunde auf einer Web-Seite die Interentadressen von Gewinnspielen zusammenzutragen, um praktische Erfahrungen mit dem Netz zu sammeln. Das Projekt, unter der Bezeichnung „Gewinnspiele.de“, wurde schon bald zu einem richtigen Geschäft. 1998 starteten sie die weltweit erste Suchmaschine für Gewinnspiele im Internet und 1999 kamen die redaktionell zusammengestellten Touren durch das Netz hinzu. Inzwischen hat das in Hamburg ansässige Unternehmen Zweigstellen in Mailand, Barcelona, Paris und San Francisco und ist mit 7000 redaktionellen Touren der größte automatische Webführer der Welt.

Beitragsbild: Screenshot der Firmenwebseit 2000

Network Solutions

Amerikanisches Unternehmen zur Registrierung der Domain-Namen.

Als die Firma „Network Solutions“ (Netsol) im Jahre 1993 von der amerikanischen National Science Foundation, NSF, den Auftrag erhielt, die Organisation der Internet-Adressen, (der Domain-Namen) zu übernehmen, ahnte noch niemand, daß das Geschäft die Anlage zu einer Goldgrube in sich trug. Zunächst wurde „Netsol“ direkt von der NSF bezahlt. Doch 1995 wurde es möglich, für die Registrierung eine Gebühr zu erheben. Leider entwickelte sich daraus kein Geschäft und die Firma geriet sogar in die roten Zahlen. Auch schien „Netsol“ von den Aufgaben überfordert, was deutlich wurde als etwa 1997 das gesamte Netz für einen Tag lahmgelegt wurde oder wenn immer wieder die Seiten, auch prominenter Firmen wie Microsoft, wegen angeblichen Zahlungsverzugs gesperrt wurden. 1999 hatte das Monopol ein Ende, als auch anderen Unternehmen die Registrierung der Domains erlaubt wurde. „Netsol“, das inzwischen zum Unternehmen „Verisign“ gehört, ist weiterhin bei der Registrierung der Domain-Namen aktiv. Der Betrieb der Datenbanken für die .org, .net und .com Domains läuft bis zum Jahr 2007 aus. Die Firma „Network Solutions“ wurde im Jahr 1979 von dem farbigen Amerikaner Emmit McHenry und drei Partnern in Herndon, Virginia, gegründet. Das Unternehmen widmete sich der Beratung und beschäftigte sich mit Netzwerktechnologie. Außerdem unterstützte es farbige Unternehmer. 1995 wurde Network Solutions von McHenry und seine Partnern verkauft. Emmit McHenry gründete die Firma „NetCom Solutions International“, ein Unternehmen für Netzwerktechnologie. Von seinen Geschäftspartnern ist nichts bekannt.

Beitragsbild: Webseite der Firma 2000

Netslaves

Computersklaven, die Arbeiterklasse der New Economy.

Der aus den USA nach Europa herüberschwappende Internet-Hype versprach auch hierzulande Tausende neuer Arbeitsplätze mit der Möglichkeit bei kreativer Tätigkeit schnell reich zu werden oder über Aktienoptionen mit spätestens Mitte 30 in den Ruhestand gehen zu können. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Bill Lessard und Steve Baldwin beschreiben in einem Buch mit dem Titel „Computersklaven“ den Arbeitsalltag all derer, die in fröhlicher Selbstausbeutung schuften wie verrückt, es aber trotzdem niemals zum Millionär bringen werden und die sie „Computersklaven“ nennen. Darunter sind Selbständige, die jedem Auftrag hinterherlaufen müssen, genauso wie desillusionierte Weltverbesserer, die in Großunternehmen als Rädchen im Getriebe enden und an überflüssiger Software arbeiten. Sämtliche Namen in diesem Buch sind verändert, können aber von Insidern unschwer realen Firmen und Personen zugeordnet werden. Auch in Deutschland hat sich ein Arbeitsmarkt gebildet, in dem man im Alter von 35 Jahren schon zum alten Eisen gehört, da man nicht mehr in der Lage oder willens ist, 80 und mehr Stunden wöchentlich zu arbeiten. Die Firma wird zur Ersatzfamilie, der flexible Mensch der „New Economy“ ist selbstredend bereit, seinen Feierabend bis zum St.-Nimmerleins-Tag hinauszuschieben, wenn ein aktuelles Projekt es verlangt, und natürlich wird auch der Wohnort den Wünschen des Arbeitgebers entsprechend gewählt. So antiquierte Institutionen wie Gewerkschaften stören da nur. Doch mit dem Abflauen der Konjunktur der „New Economy“ machen sich inzwischen auch Web-Designer und Programmierer so ihre Gedanken über akzeptable Arbeitsbedingungen. Wie man hört, haben die Angestellten des Vorzeigeunternehmens Amazon Ende 2000 über die Gründung eines Betriebsrates nachgedacht, als der Aktienkurs der Firma rapide sank und der virtuelle Wert der Optionsscheine niemanden mehr über untertarifliche Stundenlöhne hinwegtröstete.

Netscape

Amerikanisches Unternehmen

Die Firma wurde 1994 von Marc Andreessen und Jim Clark gegründet, um das von Adreessen mitentwickelte Programm zum Aufrufen von Internetseiten, den Netscape Navigator, zu vermarkten. Der Navigator wurde im Internet zum kostenlosen Download angeboten und erreichte dadurch schnell einen Marktanteil von 75%. Mit dem Börsengang des Unternehmens im Jahre 1995 begann der Wahnsinn der New Economy: Allein die Umsatzerwartung brachte die Anleger dazu, in das Unternehmen zu investieren. Nach dem Microsoft das Internet als Geschäftsfeld entdeckt hatte, kam es zum „Browser-Krieg“ zwischen den beiden Unternehmen. Sie versuchten sich mit der Herausgabe immer neuer Versionen zu übertrumpfen, wobei die Browser, sehr zum Verdruß vieler Entwickler von Web-Seiten, oft unterschiedliche Funktionen boten. Auch die Empfehlungen des W3C (WorldWideWebConsortium) wurden unterschiedlich angenommen. Während dieser Zeit hing in den Geschäftsräumen von Netscape ein gerahmtes Bild das Bill Gates zeigt. Die Mitarbeiter sollten ständig an den Erzfeind erinnert werden. Diese Auseinandersetzung führte schließlich zum Kartellverfahren gegen Microsoft, das aus diesem Kampf allerdings als Sieger hervorging war. 1998 wurde Netscape von AOL übernommen und besteht seitdem als Handelsmarke weiter. Der Marktanteil des Navigators war bei Redaktionsschluß auf ca. 20% gesunken, und selbst Marc Andreessen gibt seinem Programm keine Chance mehr. Berühmt geworden ist Netscape aber auch durch die legendäre Fish Cam, die noch immer unter http://www.netscape.com/fishcam aufgerufen werden kann. Sie war nach der Trojan Room Coffee Machine die zweite Webcam der Geschichte. Zwei Videokameras machen Bilder von einem Aquarium und übertragen diese auf eine Internetseite. Eingerichtet wurde diese Anlage 1995 von Lou Montulli. Zunächst verwendete er ein 300 Liter-Aquarium, das provisorisch von zwei Leuchtstoffröhren beleuchtet wurde, die Montulli vom Schreibtisch eines Kollegen entwendet hatte. 1997 wurde ein noch größeres Aquarium mit einer Original- Beleuchtung angeschafft. Die Fish Cam gehörte mit 90000 täglichen Aufrufen in ihrer Anfangszeit zu den zehn populärsten Webseiten. The Economist nannte sie „In ihrer dreisten Nutzlosigkeit den Samen der Internetrevolution“.

Beitragsbild: Von Netscape Communications Corp. (original icon). Gemeinfrei

Theodor Holm Nelson

Amerikanischer Soziologe,prägte 1965 den Begriff Hypertext.

Theodor Holm (Ted) Nelson hatte schon immer eine besondere Art, die Dinge zu betrachten. Als Fünfjähriger dachte er darüber nach, wie es möglich sein könnte, daß Floristen Blumen per Telefon verkaufen: „Was machen sie mit den Blumen, wie können sie diese durch die Leitung schicken und am anderen Ende wieder zusammensetzen?“ fragte er sich. Als Student war er seiner Zeit weit voraus, schon 1957 predigte er die sexuelle Revolution. Heute sieht er sich in einem Paralleluniversum: Körperlich lebt er in der Welt wie alle anderen Menschen auch, allerdings unterscheidet sich seine Sicht der Dinge erheblich vom Üblichen. In einem im Wired 1995 erschienenen Artikel, der ihn als chaotischen Typen beschreibt, der keines seiner Projekte jemals fertigstellt, fühlt er sich und seine Ideen gründlich mißverstanden. Xanadu ist eine dieser Ideen, ein Hypertextsystem zum Verwalten von Texten. Nelson geht davon aus, daß es ungeheuer viele „parallele Dokumente“ gibt, wie er es nennt. Das heißt, Dokumente enthalten identische Teile. Diese Teile werden miteinander verbunden. Dabei ist es im heutigen Internet nicht möglich, die Verbindungen zurückzuverfolgen, da die Originale zum Beispiel geändert werden, ihren Platz wechseln oder gar durch Löschen ganz verschwinden. Xanadu ist ein System, bei dem alle Dokumente permanente Adressen haben und es zwei Arten von Verbindungen zwischen ihnen gibt: Links und Transclusions. Ein Link ist die Verbindung zwischen zwei unterschiedlichen Dokumenten, etwa einem Text und einer Anmerkung dazu, während eine Transclusion zum Beispiel ein Zitat kennzeichnet. Dabei sollen mehrere Dokumente auf dem Bildschirm dargestellt und die unterschiedlichen Verbindungen auf einen Blick erkennbar sein. Durch die Transclusion sieht Nelson auch das Problem des Urheberrechtes gelöst, bei jedem Download eines derartigen Schriftstückes soll dem Autor des Originals ein kleines Honorar gezahlt werden. Der Begriff Xanadu geht auf einen Text des englischen Dichters Samuel Taylor Coleridge zurück, in dem ein wunderbares Königreich beschrieben wird. Leider liegt die Beschreibung nur unvollendet vor und auch Ted Nelsons Xanadu ist noch nicht fertiggestellt worden. Ted Nelson wurde 1937 als Sohn der Schauspielerin Celeste Holm und des Filmregisseurs Ralph Nelson geboren. Während seines Studiums am Swarthmore College machte er sich ständig Notizen und ärgerte sich darüber, daß die lineare Art des Schreibens es nicht ermöglichte, diese miteinander zu verknüpfen. So begann er, sich mit Hypertextsystemen zu beschäftigen. Als graduierter Student in Harvard entwickelte er bereits ein System zum Schreiben, Speichern und Ausdrucken von Texten. 1965 prägte er in einem Vortrag während eines Kongresses den Begriff Hypertext. 1967 arbeitete er an der Brown Universität gemeinsam mit Andries Van Dam am ersten kommerziellen Hypertextsystem HES und an dem Hyxpertextsystem FRESS – File Retrival and Editing SyStem -. Bereits hier gab es zwei Arten von Links und Texte wurden in mehreren Fenstern gleichzeitig auf dem Bildschirm dargestellt. Zuvor hatte Nelson vergeblich versucht, seinen Auftraggebern begreiflich zu machen, daß ein solches System getrost darauf verzichten könne, Texte später auf Papier auszudrucken. 1970 fing er an, gemeinsam mit jugendlichen Mitgliedern eines Computerclubs auf einem gemieteten Computer das Xanadu System zu entwickeln. Vor der offiziellen Präsentation mußte das Projekt jedoch wegen Geldmangel eingestellt werden. 1973 begann er die Arbeit an einem Buch, das 1974 im Selbstverlag erschien. Das großformatige Werk war von vorn und hinten zu lesen und hatte demzufolge zwei Titel „Computer Lib“ und „Dream Machines“. Es stellte sich als Konglomerat zusammengeklebter, mit der Schreibmaschine geschriebener Texte dar. Der Inhalt reichte von einer Beschreibung des Watergate Skandals bis zu Programmieranleitungen. Für das Projekt Xanadu gründete er 1979 gemeinsam mit einem ehemaligen Mitarbeiter eines Gebrauchtcomputerladens ein Unternehmen. 1988 – 1992 wurde die Entwicklung von Xanadu durch die Firma Autodesk vorangetrieben, führte aber auch nicht zum Erfolg. Noch 1995 versprach Ted Nelson „ Es wird fertig, fragt sich nur in welchem Jahrzehnt.“ „Der hervorstechendste und wahrscheinlich lustigste Infonaut“ (Howard Rheingold) lehrt heute an der Keio Univerität in Japan und ist Gastprofessor für Multimedia an der Universität Southampton. Inzwischen hat er ein weiteres System zur Dokumentenverwaltung vorgestellt ZigZag. Für den größten Fehler der heute gebräuchlichen Software hält er die Simulation von Papier auf dem Bildschirm. Schon die verwendeten Metaphern der heutigen Betriebssysteme seien Unsinn: Er habe jedenfalls noch keinen vertikal stehenden Schreibtisch gesehen auf dem Dokumentenstapel liegen, bei denen das zuunterst liegende Blatt Papier nach oben fliegt, sobald man eine Ecke davon berührt.

Beitragsbild: Von Dgies – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Paulus Neef

Deutscher Marketingspezialist, Mitbegründer der Firma „Pixelpark“.

Von der Presse wird Paulus Neef als Symbolfigur und Vordenker der „New Economy“ gefeiert, und Mitarbeiter loben seine Begeisterungsfähigkeit für sich und andere, aber auch, daß er bei allem Erfolg menschlich geblieben sei. Er selbst sieht sich als Brücke zwischen Mensch und Technik („Net Business“). In den USA sieht man ihn nüchterner als Chef „der größten europäischen Firma für Web-Design“. Paulus Neef wurde 1960 in Gütersloh als eines von fünf Kindern einer Spanierin und eines Deutschen geboren und wuchs in Recklinghausen auf. Er studierte Publizistik und Marketing in Madrid und Berlin und machte 1989 einen Abschluß als Diplom Medienberater. Nach seinem Studium arbeitete er unter anderem bei dem ersten digitalen Fernsehsender „SK4“. Der Betreiber des Berliner Stadtradios 100,6, Ulrich Schamoni, produzierte ein Regionales Fernsehprogramm, das komplett im Computer entwickelt wurde. Die Sendungen bestanden aus Texten, Fotos und animierten Werbeclips. Ein im Computer animierter Frosch führte durch das Programm. Bei „SK4“ lernte Neef den Diplom-Designer und Animationsspezialisten Eku Wand kennen. (dessen Diplomarbeit, eine Computeranimation zu Ernst Jandl wurde inzwischen auf über 80 Medienfestivals gezeigt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen). Neef und Wand erkannten das Potential der interaktiven Medien, kündigten bei „SK4“ und gründeten eine eigene Werbeagentur für Multimedia, die sie „Pixelpark“ nannten. Sie nahmen im März 1991 in einem Wilmersdorfer Hinterhof ihre Arbeit auf. Dort hatten sie eine Wohnung als Teilgewerbe gemietet und mußten stets darauf achten, daß in einem Nebenraum eine Matratze lag, damit bei eventuellen Kontrollen das „Wohnen“ bewiesen werden konnte. Die Geschäfte entwickelten sich gut, „Pixelpark“ hatte Aufträge von Firmen wie ßßß Apple oder Schwäbisch Hall. Der Durchbruch gelang ihnen mit dem „Musikmaster“ für die Firma ßßß Karstadt. Dieses Kiosksystem beinhaltete eine an das Warenwirtschaftssystem der Firma angeschlossene Datenbank und erlaubte es den Kunden, an einem Monitor ausgewählte Musikvideos zu betrachten. „Pixelpark“ war damit zum Trendsetter im Bereich Multimedia geworden, die Firma residierte inzwischen in einer Fabriketage, und bei den jährlich stattfindenden legendären Pixelparties gab sich die Multimediaszene ein Stelldichein. 1993 hatte das Unternehmen 25 Mitarbeiter und Neef wollte weiter expandieren. Wand, dem „dies alles zu schnell ging“, schied aus der Firma aus. Inzwischen hat „Pixelpark“ weltweit etwa 1000 Mitarbeiter und ist eine Aktiengesellschaft, an der ßßß Bertelsmann eine Mehrheitsbeteiligung hält. Paulus Neef ist verheiratet und lebt in Berlin. Seine Frau begleitet ihn regelmäßig auf seinen Geschäftsreisen, denn der Workaholic ist kaum in der Lage, Zeit mit ihr zu verbringen. Aufgrund von Mißmanagement mußte „Pixelpark“ im Mai 2001 etwa 20 Prozent seiner Mitarbeiter entlassen und sein Büro in den USA schließen. Der Betriebsrat der Firma wurde über die Entwicklung nicht wie vorgeschrieben umfassend informiert. Dabei war das Unternehmen bislang immer wieder als Beispiel für kollegialen Führungsstil gelobt worden.

Nicholas Negroponte

Amerikanischer Wissenschaftler. Gründer des MIT Media Lab.
Ohne weiters kann Nicholas Negroponte als der Guru des digitalen Zeitalters bezeichnet werden. Der Sohn einer Reederfamilie wurde 1943 in der Upper Eastside New Yorks geboren. Nach dem Besuch einer Privatschule in der Schweiz absolvierte er ein Architekturstudium am Massachusetts Institute of Technology, MIT, dessen Lehrkörper er seit 1966 angehört. Außerdem war er Gastprofessor an den Universitäten Berkeley und Yale. Während seines Studiums beschäftigte er sich auch mit Systemen zum computergestützten Entwerfen (CAD) und erkannte, daß „derjenige, der das Werkzeug entwickelt, mehr Einfluß hat als derjenige, der es zum Entwerfen eines Hauses oder Objektes benutzt.“ 1968 gründete er am MIT die „Architecture Machine Group“, die sich mit der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine beschäftigt. Im selben Jahr erschien auch sein Buch „The Architecture Machine“, in dem er ein „intelligentes“ Haus beschreibt, das mit seinen Bewohnern kommunizieren kann und sich selbsttätig umbaut. Seitdem tritt Negroponte immer wieder mit Voraussagen über die Zukunft in Erscheinung. 1995 erschien sein Buch „Being Digital“ (deutscher Titel:Total Digital) das inzwischen in über 20 Sprachen übersetzt wurde. Es beinhaltet eine Sammlung von Kolumnen, die er für die Zeitschrift ßßß Wired (deren Gründung er mit einem Darlehen unterstützte) geschrieben hat und gibt einen Ausblick auf zu erwartende Veränderungen. Er beschreibt darin die Entwicklung der digitalen Technik und entwirft das Bild einer Gesellschaft, in der das Atom vom Bit abgelöst wird. Dieser Wechsel deutet sich an, indem etwa Informationen den Adressaten nicht mehr in materieller Form, als Buch oder Zeitung, sondern als Bits über das Internet erreichen. In den 70-er Jahren hatte er die Idee des Media Lab, eines von der Wirtschaft mitfinanzierten Institutes, das sich der Erforschung der Zukunft der menschlichen Kommunikation widmen sollte. 1985 konnte dieses Labor, mit Negroponte als Direktor, gegründet werden. Seitdem sind von dort die unterschiedlichsten Anstöße gekommen, etwa ein in einen Turnschuh eingebauter Rechner oder das vor einiger Zeit beliebte Schlagwort „Multimedia“. Nicholas Negroponte selbst betont, daß die Entwicklungen nur dem Nutzen und der Bequemlichkeit der Menschen dienen sollen, etwa wenn beim Händeschütteln Daten von Person zu Person übertragen werden und so das Tauschen von Visitenkarten überflüssig wird oder der Türgriff den Hausbesitzer erkennt und nur er öffnen kann. Das Internet scheint für ihn als Allheilmittel gegen Nationalismus und Fremdenhaß. Daher engagiert er sich auch in der Stiftung „2B1“, die er 1997 mitbegründet hat, sie soll die Zugriffsmöglichkeiten auf das Internet für Kinder in aller Welt erleichtern

Beitragsbild: Gin Kai, U.S. Naval Academy, Photographic Studio CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons