Dr. Michael Vorbeck

Betreibt die erste virtuelle Zahnarztpraxis Deutschlands.

Ein Vorkämpfer für das Internet im wahrsten Sinne des Wortes ist der Zahnarzt Michael Vorbeck. Er ging im Jahr 1996 mit Informationen über seine Praxis ins World Wide Web und löste damit einen vier Jahre dauernden Rechtsstreit aus, denn die Zahnärztekammer sah in seiner Initiative einen Verstoß gegen das Werbeverbot für Zahnärzte. Michael Vorbeck wurde am 9.11. 1962 in Kirchheimbolanden, Rheinland-Pfalz, geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst zwei Semester Physik und dann Zahnmedizin. Während seines Studiums begann er sich mit einem „Apple 2“ und später einem „Amiga 2000“ mit der Computertechnik zu beschäftigen. Dabei war er ein eifriger Nutzer der Mailboxsysteme. Er promovierte schließlich zum Thema“Computerunterstütztes Lernen in der Fernröntgenseitenanalyse“ und eröffnete 1992 seine Zahnarztpraxis. Das Internet lernte er 1995 kennen. Beeindruckt von Web-Seiten, wie der von Timothy Leary, der 1996 sogar sein eigenes Sterben im Netz übertragen wollte, beschloß Vorbeck, auch eine Präsenz im Internet einzurichten. Als seine Seite im Juni 1996 online ging, auf der er seine Praxis vorstellte und Tips zur Zahngesundheit gab, bekam er allerdings sofort Ärger mit der Zahnärztekammer. Man warf ihm vor, das Werbeverbot für Zahnärzte zu mißachten und beantragte bei Gericht, ihm den Betrieb der Seite zu untersagen. Zwar war man auch dort der Ansicht, daß „Werbung von Zahnärzten im Internet zulässig „ sei, doch die Zahnärztekammer ging in die Berufung. Das Verfahren zog sich schließlich bis zum Oktober des Jahres 2000 hin. Dann kam es zu einer außergerichtlichen Einigung, denn die Zahnärztekammer hatte erkannt, daß das Internet inzwischen zur Normalität geworden war und Vorbeck mit diesem Medium „dem Patienten aktuell und zeitgemäß sachlich-aufklärend Informationen zahnmedizinischen Inhaltes sowie nützliche Informationen über die Inanspruchnahme seiner Praxis“ geben könne.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite 1998

Vocatus

Meckerecke im Internet.

In der Servicewüste Deutschland gibt es viele Gründe, sich über Produkte oder Dienstleistungen zu beschweren. Bücher, in denen Sammlungen lustiger Beschwerdebriefe veröffentlicht werden, sind daher sehr beliebt. Es liegt also nahe, auch im Internet ein Forum für unzufriedene Kunden einzurichten. Zwar gibt es Unternehmen, wie Epinions oder Ciao, bei denen Verbraucher ihre Meinungen über bestimmte Produkte veröffentlichen können, doch das erste Forum für Beschwerden wurde erst im Jahr 2000 eingerichtet. Die Idee dazu hatte der damals 31 Jahre alte Unternehmensberater Florian Bauer, als er sich mit einem Verbesserungsvorschlag an eine Fluggesellschaft wendete, dort aber keinen zuständigen Ansprechpartner fand. Die Geschäftsidee, Verbesserungsvorschläge und Beschwerden zu sammeln und an die betroffenen Unternehmen weiterzuleiten, verwirklichte er mit seinen Kollegen Gaby Wiegran und Hardy C. Koth in München unter dem Namen „Vocatus“. Dort werden nun entsprechende Schreiben gesammelt und analysiert, um „Pöbeleien und Parolen-Verbreitung“ zu vermeiden. Die Briefe werden auf der Web-Seite von „Vocatus“ veröffentlicht und an die entsprechenden Unternehmen übermittelt. Natürlich ist dieser Serrvice nicht uneigennützig, „Vocatus“ versteht sich nicht nur als „unabhängiges Serviceforum für Verbraucher“, sondern auch als Marktforschungsagentur, welche die gesammelten Daten verkauft.

VocalTec

Israelisches Unternehmen, Pionier der Internet-Telefonie.

Zur Zeit (Anfang 2001) führt die Internet-Telefonie noch ein Schattendasein, nur etwa drei Prozent aller Telefongespräche werden über das Netz durchgeführt. Allerdings schicken sich große Unternehmen wie Cisco oder die Telefongesellschaft „AT&T“ an, in diesem Markt Fuß zu fassen. Bei der Internet-Telefonie wird das Netz für die Übertragung von Telefongeprächen genutzt. Die Verbindung kann zum Beispiel mit einem Telefon hergestellt werden, wobei ein Dienstleistungsunternehmen angerufen wird, welches das Gespräch über das Netz weiterleitet, oder man kann direkt vom Computer aus telefonieren. Auf jeden Fall kann man auf diese Art äußerst billig in aller Welt anrufen. Allerdings war die Übertragungsqualität bislang eher dürftig. Die erste Software für die Internet-Telefonie wurde 1995 vorgestellt und stammt von dem Unternehmen „VocalTec“ aus dem israelischen Herzliya. Es heißt, die israelische Armee habe die ersten Versuche mit der Übertragung von Sprache über Datennetze gemacht. Sicher ist, daß das 1989 gegründete Unternehmen „VocalTec“ auf der Computermesse „Comdex“ im November 1993 die Software „VocalChat“ vorstellte, die es erlaubte, Sound-Dateien über ein Netzwerk zu versenden und dadurch ein Gespräch, wie über ein Walkie Talkie, zu führen (es kann immer nur einer der Teilnehmer sprechen). Die erste Fernverbindung dieser Art fand von Atlanta nach Miami statt. 1995 erschien schließlich die Software „IPhone“, die als erstes Programm für die Internet-Telefonie gilt. Die treibende Kraft bei „VocalTec“ ist der israelische Arzt Elon A. Ganor. Er hatte nach seinem Medizinstudium in Tel Aviv zunächst einige Jahre als Arzt praktiziert, bevor er in den 80-er Jahren eine Biotechnologie-Firma gründete, die durch die Entwicklung eines der ersten AIDS-Tests bekannt wurde. Außerdem arbeitete er bei einer internationalen Marketing-Firma. Ganor betätigte sich auch als Unternehmer, indem er in das Projekt zweier ehemaliger Soldaten namens Lior Haramaty und Alon Cohen investierte, die sich mit Techniken zur Tonübertragung beschäftigten, aus dem „VocalTec“ hervorging. Ganor übernahm später die Geschäftsführung des Unternehmens. Den großen Durchbruch verpaßte die Firma, als Ganor 1995 das Angebot von Jim Clark ausschlug, „IPhone“ in den Internet-Browser Netscape zu integrieren.

Beitragsbild: Screenshot der VocalTec Webseite 1998

Paul Vixie

Amerikanischer Computerspezialist.

Viele der Programme, die den reibungslosen Ablauf des Datenverkehrs im Internet steuern, sind weithin unbekannt. Eines davon ist „BIND“, der „Berkeley Internet Name Deamon“. Die Software sorgt für die Übersetzung der Internet-Adressen, die für die Rechner als Zahlenkombinationen vorliegen müssen, in verständlichere Ausdrücke (etwa: schwarzkopf-verlag.de). Entwickelt wurde das Programm ursprünglich von Studenten der Universität Berkeley. Paul Vixie hat seit Ende der 80-er Jahre für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Software gesorgt. Paul Vixie wurde im Mai 1963 in San Francisco geboren. Im Alter von 12 Jahren lernte er die Programmiersprache BASIC und fand von nun an die Beschäftigung mit dem Computer viel interessanter als die Schule. Mit 16 beendete er dann auch seine Ausbildung, um sich „dem Computer-Zirkus anzuschließen“, wie er selbst sagt. 1988 war er bei der Firma „Digital Equipment“ („DEC“) für die Verbindung mit dem Internet zuständig und hatte auch mit dem oben erwähnten Programm „BIND“ zu tun, das seinen Angaben zufolge nicht sonderlich zuverlässig war und das er daher verbesserte. Es sprach sich herum, daß Vixie eine zuverlässige Version davon besaß, die er auch weitergab. Als er „DEC“ schließlich im Jahr 1993 verließ, behielt er die Entwicklung von „BIND“ bei. 1994 gründete er gemeinsam mit Rick Adams von ßßß UUNet das „Interent Software Consortium“, „ISC“, das sich mit der Entwicklung von Referenzprogrammen für das Internet beschäftigt. Dabei wird darauf geachtet, daß alle Internetprotokolle möglichst genau eingehalten werden. Die Ergebnisse werden dann als Freie Software, das heißt der Programmcode ist für jedermann einsehbar, veröffentlicht. Außerdem ist Paul Vixie Mitbegründer des non-profit-Unternehmens „MAPS“, „Mail Abuse Prevention System“. Die Firma kämpft gegen unerwünschte Werbesendungen im Internet, die sogenannte Spam-Mail. Die „Realtime Blackhole List“ der Firma sorgt dafür, daß keine E-Mail von Servern empfangen wird, die Spam-Mail unterstützen. Aus Kreisen der werbetreibenden Industrie wird er daher auch als Krimineller bezeichnet. Vixie ist Vater von vier Kindern. Er lebt in La Honda, Kalifornien, wo er seine Freizeit als Gutsbesitzer verbringt.

Virtual Vineyards

Erster Weinhändler im Internet.

Trotz diverser Schwierigkeiten mit den amerikanischen Gesetzen (in einigen Staaten ist der Direktverkauf von Alkohol verboten), verlief die Entwicklung des virtuellen Weinbergs, wie die deutsche Übersetzung des Namens lautet, positiv. Das Unternehmen wurde 1994 von dem in Amerika bekannten Weinspezialisten und Kellermeister Peter Granoff und seinem Schwager, Robert Olson, einem Elektroingenieur, der zuvor bei „Hewlett Packard“ und „Silicon Graphics“ gearbeitet hatte, gegründet. „Virtual Vineyards“ ging im Januar 1995 vom Schlafzimmer Robert Olsons aus online. Es zeichnete sich durch eine Auswahl exquisiter Weine und eine kompetente Beratung der Kunden aus. Auch wurden zum Wein passende Spezialitäten angeboten. Bemerkenswert war außerdem, daß eine permanente Inventur stattfand, so daß die Kunden stets darüber informiert waren, ob ein von ihnen gewünschter Wein vorrätig war. Die Firma hatte erkannt, daß im Internet ohne entsprechende Werbung überhaupt nichts geht, und so wurden alle Gewinne in das Marketing investiert. Der Niedergang von „Virtual Vineyards“ begann 1999 während des großen Hypes um die „Dot.coms“, wie die Internet-Unternehmen genannt werden. Die Firma kaufte die Domain „wine.com“ von einem Glücksritter für drei Millionen Dollar. Doch die Kosten für die Kundengewinnung wurden nicht geringer, und das Unternehmen fusionierte mit der Firma „WineShopper.com“, die ebenfalls einen Weinhandel im World Wide Web betrieb. Dies führte jedoch auch nicht zum Erfolg, denn das neue Unternehmen unterhielt weiterhin nicht nur zwei unabhängige Web-Seiten, sondern zwei unabhängige Organisationen, was die Kosten weiter in die Höhe trieb. „Wine.com“ existiert noch, doch wurde der Gründer Peter Granoff ausgebootet, und auch andere Weinexperten wurden entlassen.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite Wine.com 2000