Ingo Endemann

Deutscher Unternehmer

Die Endemann!! AG von Ingo Endemann wurde innerhalb kürzester Zeit vom Liebling zum Buhmann der Anleger am „Neuen Markt“, die seinen vollmundigen Versprechungen Glauben geschenkt hatten. Lag der Aktienkurs des Unternehmens beim Börsengang 1999 kurzfristig bei knapp über 100 Euro, so sackte der Kurs Anfang des Jahres 2001 auf unter drei Euro ab. Der 1969 geborene Ingo Endemann absolvierte nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Werbekaufmann und arbeitete danach in der Werbebranche. 1996 machte er sich mit der Endemann!! Full-Service Werbeagentur selbständig. Die Möglichkeiten des Internets für die Werbung entdeckte er, als er für einen Kunden einen umfangreichen Onlineauftritt entwickelte. Zwar wurde das Projekt aus Kostengründen nicht realisiert, aber Ingo Endemann hatte Feuer gefangen. Es folgten die Realisierung eines Bingo-Spiels im Internet, bei dem die Teilnehmer die Seiten diverser Firmen aufsuchen mußten, und Werbung für eine der ersten deutschen Suchmaschinen „Aladin“, wobei Werbeflächen auf der Seite der Suchmaschine verkauft wurden. Dieses Prinzip erhob Endemann schließlich zu seiner Geschäftsidee. Er kaufte diverse Suchmaschinen, die sich letztendlich nur durch die Gestaltung der Seiten voneinander unterschieden, kreierte mit „Bellissima“eine Suchmaschine für Frauen, erwarb Chat-Foren und stellte Nachrichten sowie Wetterberichte ins Netz. Wie ein „Privatsender“ stellte er kostenlosen durch Werbung finanzierten „Content“ zur Verfügung. Die Internet-Euphorie am Ende der neunziger Jahre ermöglichte seinem Unternehmen, das 1998 einen Umsatz von gerade 1,3 Millionen Mark erzielen konnte, den Börsengang. Zunächst ließ sich auch alles gut an.Zwar sank der Aktienkurs zwischenzeitlich auf unter 50 Euro, was Endemann auf der Hauptversammlung des Unternehmens im Jahre 2000 als „schwerste Zeit seines Lebens“ bezeichnete. Er verstand es immer wieder, durch geschickt lancierte Ad-hoc-Meldungen, die das Aktiengesetz dazu vorgesehen hat, Anleger über „Tatsachen und Ereignisse, die den Aktienkurs erheblich beeinflussen können“ zu informieren, im Gespräch zu bleiben. So entging den Anlegern, daß der größte Teil des Gewinns der Endemann!! AG nicht aus dem Internet, sondern aus Zinserträgen und Geschäften mit Aktien stammte. Eine groß angekündigte Versteigerung der Internet-Adresse „UMTS.de“, die Endemann zuvor einem Studenten für 150 000 DM abgekauft hatte, verlief im Sande. Nur ein einziger Bieter überbot das Mindestgebot von 250 000 Mark, man munkelt, daß es sich dabei um Ingo Endemann selbst gehandelt haben soll. Ein Beispiel seiner Formulierungskünste gab er Anfang 2001, als er die Meldung über den zu erwartenden Verlust der Firma so verklausuliert veröffentlichte, daß der eigentliche Inhalt erst auf den zweiten Blick deutlich wurde und der Aktienkurs, aufgrund der vermeintlich guten Nachricht, kurzfristig um knapp zehn Prozent stieg.

Alan Emtage

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler von Archie.

Alan Emtage wurde am 27. November 1964 in Bridgetown auf Barbados, einem Inselstaat in der Karibik, geboren. Während seiner Kindheit verbrachte er einige Zeit in England, doch wuchs er im wesentlichen auf Barbados auf. Mit 18 Jahren ging er nach Kanada, um an der McGill Univiersität in Montreal Informatik zu studieren. Als graduierter Student war er während einer Tätigkeit in der Systemadminstration damit beschäftigt, im Internet Public Domain Software für die Universiät zu suchen. Um sich die Arbeit zu erleichtern,schrieb er ein kleines Programm, das die gefundenen Quellen in einer Datenbank sammelte und es ihm ermöglichte, diese lokal zu durchsuchen. Aus diesem System entstand unter der Mitwirkung von Peter Deutsch, der als graduierter Student als Systemadminstrator tätig war, und Bill Heelan, einem technischen Angestellten der Universität, Archie, die erste Suchmaschine im Internet. Zur kommerziellen Auswertung dieser Entwicklung gründete Emtage gemeinsam mit Peter Deutsch die Firma Bunyip, das erste Unternehmen der Welt, das sich nur mit der geschäftlichen Nutzung des Internet beschäftigte. Bei Bunyip blieb Alan Emtage bis 1996. Während dieser Zeit wurde er auch Mitglied der IETF, der „Internet Engineering Task Force“ einer Organisation, die sich mit der technischen Entwicklung des Internet befaßt. Zur Zeit arbeitet der gefragte Spezialist für Internet- basierte Informationssysteme, der auch als Berater für die US Library of Congress tätig war, bei der Firma Mediapolis, die sich mit der Entwicklung maßgeschneiderter Software zur Erstellung der Web-Seiten großer Unternehmen beschäftigt. Zu den Kunden der Firma gehören unter anderem Sony und die deutsche Schallplattenfirma ECM. Als einer der wenigen Schwarzen in der IETF und den dazugehörigen Organisationen , der sich noch dazu offen zu seiner Homosexualität bekennt, ist Alan Emtage zwar so etwas wie ein Exot, doch fanden diese Tatsachen nie besondere Beachtung. Er erinnert sich an eine lustige Begebenheit während der Usenix-Konferenz im Januar 1992: Dort sollten die Bilder aller Teilnehmer eingescannt werden, doch die Verantwortlichen hatten ihre liebe Not mit dem Portrait von Alan Emtage, denn die Anlage war für das Digitalisieren von Bildern von Personen mit heller Hautfarbe kalibriert worden. „Sie wurden sehr kleinlaut denn es war ihnen äußerst peinlich“ wie er sich erinnert.

DooYoo

Zweites Deutsches Meinungsportal.

Auf den Web-Seiten von DooYoo kann man erfahren, daß Günther Grass „sich selbst treu bleibt“, sich die Kassiererinnen bei Aldi-Süd häufig vertippen oder die Deutsche Post „absolut unfähig und nicht kundenorientiert“ ist. DooYoo ist eine Meinungscommunity in der man, wie beim Konkurrenzunternehmen Ciao.com, Meinungen über Produkte und Dienstleistungen zum Besten geben kann, die dem interessierten Leser bei einer Kaufentscheidung helfen sollen. Wie Ciao ist auch DooYoo die Kopie eines amerikanischen Konzeptes. Boris Wasmuth, Marcus Rudert und René Kaute waren seit 1998 auf der Suche nach einer tragfähigen Geschäftsidee für das Internet, als Boris Wasmuth durch Zufall von der Geschäftsidee erfuhr. Zur Verwirklichung des Konzeptes verstärkten sie ihr Team durch Felix Frohn-Bernau, Michael Karkowski und Alexander Wit. Auf die Erstellung eines ausführlichen Businessplans wurde verzichtet, da auch Konkurrenzunternehmen ihre Markteinführung vorbereiteten. Trotzdem gelang es den Gründern, ausreichend Risikokapital aufzutreiben und mit DooYoo im Dezember 1999 online zu gehen. Ende 2000 waren auf den Seiten von DooYoo bereits über 1,5 Millionen Beiträge zu lesen und die Firma hat Niederlassungen in England, Spanien, Frankreich und Italien. Die sechs Firmengründer waren zum Zeitpunkt der Firmengründung zwischen 26 und 32 Jahre alt, sie kannten sich bereits aus Kindertagen beziehungsweise aus ihrer Studienzeit. Der 1968 geborene Boris Wasmuth lebte von 1985 bis 1987 in den USA, wo er die High-School besuchte. Nach seinem Studienabschluß mit Prädikat im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln, arbeitete er im Produktmanagement. Der gleich alte René Kaute ist studierter Volkswirt und arbeitete als Redakteur für diverse Fernsehsender in Deutschland. Marcus Rudert, der 1969 geboren wurde, studierte nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann in Köln Jura. 1999 gründete er mit einem Kommilitonen eine Agentur für Web-Design. Der 1973 geborene Michael Kalkowski arbeitete gerade an seiner Diplomarbeit im Fach Betriebswirtschaftslehre, als Boris Wasmuth ihn fragte, ob er bei der Geschäftsgründung mittun wollte. Das jüngste Mitlgied der Mannschaft ist der 1974 geborene Alexander Wit. Er wuchs in Peru, Chile Holland und den USA auf, wo er auch studierte. Er hat einen chilenischen und holländischen Paß. Zu den Gründern von DooYoo wurde er von Felix Frohn-Bernau geholt, den er aus Madrid kannte. Der 1968 geborene Felix Frohn-Bernau studierte Jura und war in Spanien und Deutschland als Rechtsanwalt tätig. Mitte 2000 gehörte er zu den Mitbegründern des Internet-Verbandes Enef, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Startups in diesem Bereich zu unterstützen. Außerem ist er Mitglied im Interentbeirat der FDP, trotzdem hält er die Politik für das Interentzeitalter als zu träge, sie sei „weil auf Konsens und Wählerstimmen fixiert, extrem langsam.“ zitiert ihn eine deutsche Zeitung.

Matt Drudge

Amerikanischer Klatschjournalist

Als der 28-Jährige Matt Drudge 1994 von seinem Vater einen 486-er Computer geschenkt bekam, wußte er zunächst nicht, was er damit anfangen sollte. Innerhalb von zwei Monaten entdeckte er das Internet, durch das er drei Jahre später berühmt werden sollte. Drudge hatte 1988 das College abgebrochen und arbeitete seitdem im Souvenirladen des Fernsehsenders CBS. Schon als 12-Jähriger hatte er seine Mitschüler durch das Erzählen von Geschichten unterhalten, im Prinzip der Mailinglisten sah er die Möglichkeit, dieses Talent wieder aufleben zu lassen. Also richtete er eine solche Liste ein, über die er Nachrichten verbreitete, die er in anderen Mailinglisten gelesen hatte. Anfangs hatte seine Liste nur wenige Teilnehmer, doch sie wuchs rasch und 1995 richtete er seine Web-Seite, den „Drudge Report,“ ein. Den Inhalt der Seite stellt er aus Meldungen verschiedener Medien zusammen. Zu diesem Zweck hat er seine kleine Wohnung mit Fernsehgeräten und Computern angefüllt, mit denen er die Web-Seiten der großen Tageszeitungen und die aktuellen Nachrichtensendungen verfolgt. Außerdem erhält er täglich über 1000 E-Mails, aus denen er die interessantesten Nachrichten auswählt. Matt Drudge selbst, der seinen Job bei CBS 1996 quittierte, macht keine Werbung für seinen Report. Allein die von ihm veröffentlichten Meldungen sorgen für Publizität. 1997 zählte seine Seite bereits über 1 Million Besucher im Monat. 1998 wurde er durch die Veröffentlichung der Clinton-Lewinsky Affäre auch über die USA hinaus berühmt. Allerdings nimmt er es mit dem Wahrheitsgehalt seiner Meldungen nicht so genau, denn keiner der auf seiner Seite veröffentlichten Berichte wird von ihm geprüft. Das brachte ihm 1997 eine Millionenklage des amerikanischen Präsidentenberaters Sidney Blumenthal ein, von dem er fälschlicherweise behauptet hatte, er würde seine Frau schlagen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Drudge unter anderem durch die Lieferung seiner Nachrichten an AOL, auch hatte er einige Zeit eine eigene Radio- und Fernsehshow. Vom Fernsehsender NBC trennte er sich 1999 im Streit um das Foto eines 21 Wochen alten Fötus, das er als Aufhänger für eine Diskussion über Abtreibung zeigen wollte. Der Radiosender ABC kündigte seinen Vertrag Ende 2000 nachdem er den Geschäftsführer des Disney-Konzerns, einer Tochtergesellschaft von ABC, als „Inkarnation eines Vampirs“ bezeichnet hatte. Eine Bezeichnung, die ihm selbst von seriösen Journalisten gegeben wird, denn Matt Drudge lebt vom „Juornalistischen Blut der Reporter“ indem er sich an ihren Nachrichten und Berichten gütlich tut. Als Vorbild sieht er den in Amerika populären Klatschjournalisten Walter Winchell, der in den 30er und 40er Jahren aus Hollywood berichtete. Matt Drudge wirkt in seinem an diese Zeit angelehnten Outfit allerdings eher wie eine Karikatur dieses Mannes.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite von 1999

Ralph Dommermuth

Deutscher Unternehmer

Mit einer geliehenen Büroausstattung begann 1988 die Unternehmerkarriere des am 19. November 1963 in Dernbach im Westerwald geborenen Ralph Dommermuth. Gemeinsam mit dem elf Jahre älteren Wendelin Abresch gründete er in Montabaur die Marketingagentur „1&1 EDV-Marketing GmbH“. Zuvor hatte er nach einer Banklehre vier Jahre bei einem Computerhändler . Das erste Projekt seines Unternehmens war die Herausgabe einer „Software Börse“, in der die Produkte vieler kleiner Software-Entwickler, sortiert nach Anwendungsbereichen, in Form einer Zeitungsbeilage angeboten wurden. Das Konzept kam an, und schon nach einem Jahr hatte Dommermuth 20 Angestellte. Er erweiterte sein Angebot durch die Vermarktung der bislang eher erfolglosen Dienste der ßßß Telekom BTX und Datex-J. Dabei gelang es ihm innerhalb eines Jahres 150.000 neue Abonnenten zu gewinnen. Sein Erfolgsrezept lag darin, daß er gleichzeitig die notwendige technische Ausstattung und eine qualifizierte telefonische Beratung anbot. Später vermarktete „1&1“ den Onlinedienst T-Online und die ISDN-Anschlüsse der Telekom. Inzwischen ist aus dem einstigen „Bauchladen der IT-Branche“ das Unternehmen „United Internet“ geworden, das sich an erfolgreichen Internetunternehmen wie etwa ßßß Jobs & Adverts beteiligt. Dommermuth wurde 1989 mit dem Deutschen Direktmarketingpreis in Gold ausgezeichnet. Die „Wirtschaftswoche“ erhob ihn 2000 unter die „Top 100 der New Economy“ in Deutschland und ein anderes Magazin zählte den geschiedenen Vater eines Kindes unter die reichsten Junggesellen der Welt.

DINO-Online

Früher deutscher Webkatalog.

Mitte 1995 begannen Studenten der Universität Göttingen in ihrer Freizeit eine Sammlung von Links zu interessanten deutschen Web-Seiten anzulegen. Das Deutsche Internet Organisationssystem, DINO, war so konzipiert, daß nicht nur nach Seiten gesucht wurde, sondern Betreiber von Web-Seiten ihr Angebot dort auch anmelden konnten. Die Resonanz auf das Projekt war so gewaltig, daß der Arbeitsaufwand bereits im Februar 1996 für eine Freizeitbeschäftigung zu groß geworden war. Um DINO weiter betreiben zu können, wurde die Firma „AIS Axon Internet Services GmbH“ gegründet, die von zwei Geschäftsführern, Herrn ßßß Holger Kayser und Herrn Vehling geleitet wurde. Im Juli 1997 übernahm Martin Ortlepp den Posten als technischer Geschäftsführer, unter dessen Leitung das Angeot von DINO-online kontinuierlich erweitert wurde. Unter anderem kamen ein online-Chat, die Etablierung des Kataloges als Portal-Seite und ein regionales Suchsystem hinzu. Auch machte DINO durch die Entwicklung neuer Werbeformen, bei denen Reklame und inhaltliche Elemente miteinander verknüpft wurden, von sich reden. Anfang 1999 wurde AIS mitsamt DINO von Gerhard Schmid, dem Betreiber der norddeutschen Telefongesellschaft Mobilcom, gekauft.

Beitragsbild: Screenshot 1999

Ciao.com

Erstes deutsches Meinungsportal.

Auch Ciao.com ist ein gutes Beispiel dafür, wie begabte Jungunternehmer mit einer aus den USA bekannten Geschäftsidee Erfolg haben können. In den USA wurde schon spekuliert, ob es eines der Ziele deutscher Start-ups sei, vom amerikanischen Original übernommen zu werden, was vom Finanzvorstand und Mitbegründer von Ciao, Maximillian Cartellieri, allerdings vehement abgestritten wird. Ciao ist ein Meinungsportal nach dem Muster des amerikanischen ßßß Epinions.com: Auf der Web-Seite der Firma tun Verbraucher ihre Meinung über diverse Produkte kund und geben so dem interessierten Publikum die Möglichkeit, sich vor einer Kaufentscheidung umfassend zu informieren. Eigentlich wollten Maximillian Cartellierie und Frederick Paul, die sich aus Harvard kannten, ein Frauenportal gründen, weshalb sie sich Verena Mohaupt, die Paul während seiner Tätigkeit beim Investmentbanker Goldmann Sachs kennengelernt hatte, mit ins Boot holten. Aus diesem Projekt wurde nichts, aber im Juni 1999 gründeten die drei die Firma Ciao Media GmbH. Bevor das Unternehmen im November 1999 als erstes deutsches Verbraucherportal online ging, fusionierte Ciao mit der Meinungsplattform usay.de und übernahm Deutschlands größtes Warentestverzeichnis testfinder.de. Inzwischen hat ciao.com Niederlassungen in England, Frankreich, Italien, Österreich und. Spanien. Die 1968 geborene Verena Mohaupt arbeitete vor der Ciao-Gründung bei der Unternehmensberatung ßßß McKinsey und beim Investmentbanker Goldmann Sachs. Sie studierte in den USA, in Münster und an der renommmierten Schule für Unternehmensführung INSEAD in Frankreich. Frederick Paul wurde 1969 geboren. Er studierte in Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaft und an der Harvard Business School in Boston. Er schloß sein Studium in Oxford mit Auszeichnung ab und wurde 1993 von der Zeitung „Independent“ zum „Intelligentesten Studenten im Vereinigten Königreich“ ernannt. Auch er konnte Erfahrungen bei Goldmann Sachs und McKinsey sammeln, bevor Ciao gegründet wurde. Maximillian Cartellierie, der 1992 geboren wurde, ist der Sohn von Ulrich Cartellierie, einem Banker der im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt und zur Zeit das Amt des CDU-Schatzmeisters inne hat. Allerdings betont er: „Der Name hat mir nicht geholfen, denn das ist ein komplett anderes Geschäft, eine andere Generation, ein anderer Lebensweg“. Maximillian ging im Alter von 15 Jahren auf eigenen Wunsch nach England, wo er die Schule besuchte und von 1990 bis 1994 Wirtschaftswissenschaften studierte. Auch absolvierte er ein Studium an der Stanford Graduate School of Business in den USA. Wie seine zwei Mitstreiter arbeitete auch er bei MCKinsey und Goldmann Sachs. Der Bayerische Ministerpräsident Stoiber berief ihn in den Internetbeirat des Bundeslandes, wo er für die Unternehmen der New Economy „mehr Flexibilität und weniger Regulierung“ fordert. Allerdings ist ihm auch klar, daß er nicht zuviel verlangen kann um „nicht durch unsinnige oder übertriebene Forderungen den Prozeß zur Farce geraten lassen“ wie er in einem Interview mit ßßß Politik digital sagte.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Screenshot der Seite von 1999

Ben Casnocha

Amerikanischer Jungunternehmer.

Ben Casnocha

Während man hierzulande immer noch über achtzehnjährige Firmengründer staunt, ist man in Amerika schon etwas weiter: Der Sechstklässler Ben Casnocha, hat einige Monate nach seinem zwölften Geburtstag mit ein paar Klassenkameraden eine eigene Dot.com gegründet. Auf der complainandresolve.com können sich Bürger über Ärgernisse des Alltags, wie beschmierte Hauswände, überfüllte öffentliche Verkehrsmittel oder Strafzettel beschweren. Die Beschwerden werden dann an die zuständigen Stellen der Behörden weitergeleitet, die sich der Angelegenheit annehmen. Ben Casnocha brauchte kein Risikokapital oder teures Equipment: Die Idee entstand im Rahmen des Schulunterrrichts und die Seite wird vom Server der Schule aus betrieben. Wie viele andere Firmen der New-Economy, wissen auch die Betreiber von complainandresolve.com nicht, wie sie mit ihrem Unternehmen Geld verdienen können. Doch sie sind sich sicher: „Wenn wir Kinder erst einmal mehr gelernt haben und mehr von der Computertechnik verstehen, wird uns sicher auch einfallen, wie wir ein profitables Geschäft daraus machen können.“

Beitragsbild: Der Jungunternmeher 2002. Zur Verfügung gestellt von Ben Casnocha.

Steve Case

Amerikanischer Unternehmer, Mitbegründer des Onlinedienstes AOL.

Steven McConnel (Steve) Case ist ein Vollblutgeschäftsmann, bereits im Alter von sechs Jahren verkaufte er gemeinsam mit seinem ein Jahr älteren Bruder frisch gepreßten Fruchtsaft zum happigen Preis von 2 Cents pro Becher. Zwar stammten die Früchte aus dem elterlichen Garten, aber die Pappbecher und vor allem die Arbeitszeit forderten ihren Tribut. Gemeinsam mit seinem Bruder Dan, der gleichzeitig sein bester Freund war, trug er Zeitungen aus, verteilte Werbezettel und gründete im Alter von elf Jahren die Firma Case Enterprises, ein Versandgeschäft mit einem bunt zusammengewürfelten Sortiment, das von Grußkarten bis zu Sämereien reichte. Das Unternehmen der Brüder erhielt sogar die Vertretung eines Schweizer Uhrenherstellers, konnte allerdings keine einzige Uhr absetzen. Dan Case war es auch, der 1983 den Kontakt zwischen Steve und der Firma Control Video Corporation herstellte, aus der später AOL werden sollte. Steve Case wurde am 21. August 1958 als zweiter Sohn eines Rechtanwaltes in Oahu auf Hawaii geboren. Neben seinem Bruder Dan hat er noch eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Als Schüler verfasste er, neben seinen Aktivitäten als Kaufmann, für die Schülerzeitung Kritiken über neu erschienene Schallplatten. Der geschäftstüchtige Steve schrieb an die Plattenfirmen er sei “für die führende Jugendzeitschift auf Hawaii“ tätig, um kostenlose Exemplare der Neuerscheinungen zu erhalten, was auch gelang. Nach der High School studierte er Politikwissenschaft am Williams College in Massachusetts wo er 1980 graduierte. Während seiner Studienzeit war er, trotz seines geringen Talents, Sänger zweier New Wave Bands und er dachte sogar an eine Karriere in diesem Bereich, zog dann aber doch das Marketing vor. Seine erste Anstellung fand er bei Procter & Gamble, wo er für die Vermarktung eines neuen Haarfestigers, der mit einem Tuch aufgetragen wurde, zuständig war. Steve Case selbst hält die von ihm ausgearbeitete Werbekampagne für eine einzige Katastrophe, tatsächlich war das Produkt bald wieder vom Markt. Doch das Management war mit ihm zufrieden und er durfte sich um ein weiteres Haarpflegemittel kümmern. Doch die Arbeit mit eingeführten Produkten war „nicht sein Ding“ und er wechselte zu PepsiCo. Dort war er im Bereich Pizzas Hut für die Entwicklung neuer Pizzabeläge zuständig und er lernte, daß die Menschen nicht unbedingt etwas Neues und Kompliziertes möchten, sondern meist mit dem Einfachen zufrieden sind. Eine Einsicht, die ihm später bei AOL zugute kam. In diese Zeit fällt auch die erste Beschäftigung Steves mit dem Internet. Zum Zeitvertreib wurde er Abonnent des Onlinedienstes Source, der ein Bulletin Board mit umfangreichen Diskussionsforen betrieb. Diese Beschäftigung gefiel ihm und er wollte gern auch in diesem Bereich arbeiten. Sein Bruder Dan, der inzwischen als Investment Banker arbeitete, machte ihn 1983 mit Bill von Meister, dem Gründer der Firma Control Video Corporation -CVC-, bekannt. Von Meister betrieb die Gameline, einen Service für Atari User. Der Service erlaubte es, mit Hilfe einer Set-Top-Box Spiele über die Telefonleitung vom Zentralcomputer bei CVC zu laden und online zu spielen, wobei für jeden Download bezahlt werden mußte. Steve Case konnte bei der in Virginia ansässigen Firma als Marketingassistent anfangen. Das Geschäft rentierte sich jedoch nicht, und die Firma geriet in die roten Zahlen. Gemeinsam mit James Kimsey, der ihn vor dem Rauswurf bewahrt hatte, suchte Steve Case nach einem Geschäftsmodell, um die Firma zu retten. Sie kamen auf die Idee einen Onlinedienst „wie ßßß Prodigy, nur benutzerfreundlicher“ anzubieten und es enstand 1985 das Unternehmen Quantum Computer Services, das so einen Service für Commodore Computer Besitzer anbot. Die Geschäftstüchtigkeit und Beharrlichkeit von Steve Case führte die Firme zum Erfolg. So sorgte Case dafür, daß Apple Computer zum Kunden von Quantum wurde. Nachdem das Management von Apple zunächst abgelehnt hatte, mietete Case ein Appartement gegenüber der Firmenzentrale des Computerherstellers und stellte den Verantwortlichen drei Monate lang nach, bis diese entnervt aufgaben und es zu einem Geschäft kam. Auch mit anderen Firmen soll Case ähnlich verfahren haben. 1991 erhielt die Firma die Bezeichnung America Online , AOL, und 1992 wurde Steve Case Geschäftsführer. Durch aggressives Marketing macht Steve Case AOL zum Marktführer der Provider und im Jahr 2000 durch die Fusion mit Time Warner zum größten Medienkonzern der Welt, womit er seinem erklärten Ziel, AOL zum „Microsoft des Internet“ zu machen, einen Schritt näher gekommen sein dürfte. Steve Case selbst wirkt eher unscheinbar, je nach Standpunkt des Betrachters wird der meist mit Khakihose und Jeanshemd bekleidete, als „Milchgesicht aus Washington“ oder „Traum aller Schwiegermütter“ bezeichnet. Steve Case hat 1996 das zweite Mal geheiratet, nachdem seine erste Ehe, aus der er drei Kinder hat, zerbrach, da er die meiste Zeit in der Firma verbrachte. So ist es kein Wunder, daß seine zweite Frau ebenfalls bei AOL arbeitete. Kaum einer seiner Mitarbeiter hat ihn jemals aufbrausend oder gar wütend erlebt, weshalb ihm seine Angestellten auch den Spitznamen „The Wall“ gegeben haben. Auch seine Vorträge sollen alles andere als mitreißend sein, obwohl seine Vision „ ein globales Medium zu bauen, das für die Menschheit so unentbehrlich ist wie Telefon und Fernsehen, nur viel wertvoller.“ durchaus Faszination besitzt.

Beitragsbild: Von Financial Times – Steve Case Uploaded by Schreibvieh, CC BY 2.0,

Christian Jagodzinski

Deutscher Unternehmer.

Christian Jagodzinski hat seine ersten Programmiererfahrungen mit dem programmierbaren Sharp Taschenrechner seines Großvaters gemacht, mit dem er die Programmiersprache Basic lernte. Auf seinem ersten Computer, einem Commodore C64, lernte er wenig später die Maschinensprache Assembler. Häufig hielt sich der 1968 geborene Gymnasiast in der Computerabteilung des Kaufhauses Horten seiner Heimatstadt Regensburg auf, wo viele Schüler an den ausgestellten Geräten spielten. Für Christian war dies jedoch auf die Dauer nicht interessant genug, er studierte die im Geschäft angebotenen Fachbücher zum Thema Programmierung, um in seinem Hobby weiter zu kommen. In der Computerabteilung lernte er auch ßßß Michael Gleissner kennen, der bereits nebenbei mit dem Programmieren Geld verdiente. Gleissner erstellte bei einer Agentur Seiten für das BTX-System. Auch Jagodzinski begann für die Agentur zu arbeiten. Die zwei entwickelten ein Programm zur Erstellung von BTX-Seiten, das von ihrem Arbeitgeber gegen eine Gewinnbeteiligung vermarktet werden sollte.
Da der erhoffte Erlös zu wünschen übrig ließ, die Agentur arbeitete lieber selbst mit der Software, statt sie zu vermarkten, beschlossen Jagodzinski und Gleissner eine eigene Firma zu gründen, um ihr Produkt selbst zu verkaufen. Nachdem den beiden Schülern vom Vormundschaftsgericht die Geschäftsfähigkeit bestätigt worden war, sie waren bei der Firmengründung noch keine 18 Jahre alt, ging 1986 die „Gleissner und Jagodzinski GbR“ von Michael Gleissners Jugendzimmer aus an den Start. Später konnte die Firma dann Räumlichkeiten im Haus der Großmutter Jagodzinskis beziehen. Die beiden Jungunternehmer entwickelten neben der Schule unter anderem ein Bestellsystem für den Buchgroßhändler „Libri“ und ein Programm zum Onlinezugriff auf Börsendaten und Wertpapierkurse. 1989 wurde aus der Firma die „ArtData GmbH“. Um ihren Geschäftsbereich zu erweitern, dachten sie zunächst daran, ein Reisebüro oder einen Kartenservice im BTX zu eröffnen. Schließlich entschieden sie sich für einen online-Buchhandel, der ihnen gleichzeitig die Möglichkeit eröffnete, für das Studium notwendige Fachbücher zu einem günstigen Preis zu erwerben. 1991 ging der ABC-Bücherdienst online. 1995 wurde das Geschäft ins World Wide Web verlegt und begann kräftig zu expandieren.
Christian Jagodzinski machte neben seiner unternehmerischen Karriere das Abitur und studierte Betriebswirtschaftslehre. Als der ABC-Bücherdienst weltweit tätig wurde, übernahm er die Leitung des Firmenbüros in Miami. Nach der Übernahme des Unternehmens durch ßßß Amazon, war Jagodzinski zunächst als „Interim Managing Director“ für die deutsche Niederlassung zuständig, bevor er vor seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen zwei Monate als „Strategic Alliance Manager“ für Europa tätig war. Inzwischen lebt Christian Jagodzinski wechselweise auf den Fidschi-Inseln, in Miami oder in Paris und betätigt sich als Investor in zukunftsweisende Projekte der „New Economy“.

Christian Jagodzinski hat sich mittlerweile vom Internet-Business verabschiedet.  Mit seiner Firma Villazzo vermietet er Luxusvillen.