Farmpartner.com

Erstes deutsches Portal für Agrarhandel.

Daß die deutschen Bauern konservativ sind und mit der Technik und dem Internet nichts am Hut haben, ist ein Gerücht. Tatsächlich sind schon über die Hälfte aller großen Bauernhöfe online und 85 Prozent der Landwirte wollen das Netz nutzen, um günstiger einzukaufen. Das Volumen dieses Bereichs liegt bei über 90 Milliarden Mark. Diesen Markt zu erschließen, haben sich der 1969 geborene Stephan Borchert und der 1967 geborene Dr. Stefan Tewes vorgenommen. Ihr Unternehmen „Farmpartner.com“ ging im Mai 2000 online, vom Wirbel um die Gründerwelle im World Wide Web weitgehend verschont, denn der Handel mit Saatgut oder Landmaschinen scheint nicht besonders „Hip“. Beide Gründer hatten zuvor für die Unternehmensberatung Roland Berger gearbeitet und in New York den Enthusiasmus und die Atmosphäre der Internet-Start-ups kennengelernt. So kamen sie auf den Gedanken, selbst ein Unternehmen im Internet auf die Beine zu stellen. Die eigentliche Idee entwickelte Dr. Stefan Tewes nach einem Projekt beim Tierfutterhersteller „Deuka“, dessen Geschäftsführer und Teilhaber sein Vater ist. Daher stammt auch Stefan Tewes Verbindung zur Landwirtschaft, zudem hat er als Kind seine Ferien häufig auf dem Bauernhof verbracht. Von ihrer Ausbildung her haben die beiden Gründer herzlich wenig mit dem Agrarbetrieb zu tun: Beide studierten Betriebswirtschaft. Stephan Borchert an der Universität Dortmund mit dem Schwerpunkt Controlling und Strategische Unternehmensführung und Dr. Stefan Tewes in München. Neben seinem ersten Job bei der Deutschen Bank promovierte er an der Universität Duisburg über „Die Internationalisierung der japanischen Arzneimittelindustrie“. So ist es auch keine Wunder wenn ihre Sichtweise auf die Landwirtschaft wenig sentimental ist. Sie sind der Ansicht, daß nur die Spezialisierung und Vergrößerung der Betriebe die Zukunft der Bauernhöfe sichern kann. Für ihr eigenes Unternehmen haben sie die Gewinnzone für das Jahr 2002 angepeilt.

eToys

Amerikanisches Unternehmen

Der amerikanische Spielwarenversender eToys ist unter Insidern nicht durch sein riesiges Sortiment von über 120.000 Artikeln, sondern durch den legendären „Toywar“ bekannt geworden. Nachdem eToys 1999 an die Börse gegangen war, wurde das Unternehmen auf eine Schweizer Künstlergruppe aufmerksam, die seit 1995 eine Web-Seite unter dem Namen „etoy.com“ betrieb. Ein Kunde war versehentlich auf diese Seite gelangt und hatte sich bei eToys beschwert. Die Firma war verärgert darüber, daß viele Interessenten auf die Seite der Künstlergruppe gelangten. eToys bot der Künstlergruppe zunächst an, die Domain für eine halbe Million Dollar zu kaufen. Nachdem die Künstler abgelehnt hatten, verklagte das Unternehmen die Gruppe. Es kam zu einer richterlichen Verfügung, nach der es etoy untersagt wurde, weiterhin die Domain „etoy.com“ zu verwenden. Daraufhin erklärte etoy den „Toywar“. Es wurde zum Boykott von eToys aufgerufen und Sympathisanten aus aller Welt beschäftigten den Server von eToys mit sinnlosen Anfragen. Die Aktion hatte den gewünschten Effekt, der Aktienkurs von eToys sank um etwa 50 Prozent und die Firma zog die Klage Anfang Januar 2000 zurück. Der Kurssturz der eToy-Aktie war allerdings auch das Resultat von erheblichen Pannen während des Weihnachtsgeschäftes: Tausende Lieferungen wurden erst nach dem 26. Dezember zugestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Entwicklung von eToys positiv verlaufen. Die Firma war 1997 von Edward C. Lenk und Bill Goss gegründet worden. Geschicktes Marketing machte das „Toy Wonder“, dessen erklärtes Ziel es war, ein möglichst umfassendes Sortiment „von Barbie bis Brio“ anzubieten, bald zum Marktführer. Beim Börsengang im Jahre 1999 hatte das Unternehmen einen Wert von sechs Milliarden Dollar. Um zum Weihnachtsgeschäft 2000 einen reibungslosen Ablauf der Lieferungen zu gewährleisten, wurde massiv in die Logisitk von eToys investiert. Hatte das Wachstum des Unternehmens 1999 noch über 350 Prozent betragen, konnten sich die hochgesteckten Erwartungen für das Jahr 2000 jedoch nicht erfüllen und die Firma mußte eine sogenannte „Gewinn-“ oder „Umsatzwarnung“ aussprechen, das heißt, der zu erwartende Verlust würde höher ausfallen als erwartet. Im Januar 2001 wurde die europäische Niederlassung von eToys geschlossen, die Firma entließ 700 ihrer 1000 Angestellten in den USA und machte zwei Warenlager dicht.

Ben Casnocha

Amerikanischer Jungunternehmer.

Ben Casnocha

Während man hierzulande immer noch über achtzehnjährige Firmengründer staunt, ist man in Amerika schon etwas weiter: Der Sechstklässler Ben Casnocha, hat einige Monate nach seinem zwölften Geburtstag mit ein paar Klassenkameraden eine eigene Dot.com gegründet. Auf der complainandresolve.com können sich Bürger über Ärgernisse des Alltags, wie beschmierte Hauswände, überfüllte öffentliche Verkehrsmittel oder Strafzettel beschweren. Die Beschwerden werden dann an die zuständigen Stellen der Behörden weitergeleitet, die sich der Angelegenheit annehmen. Ben Casnocha brauchte kein Risikokapital oder teures Equipment: Die Idee entstand im Rahmen des Schulunterrrichts und die Seite wird vom Server der Schule aus betrieben. Wie viele andere Firmen der New-Economy, wissen auch die Betreiber von complainandresolve.com nicht, wie sie mit ihrem Unternehmen Geld verdienen können. Doch sie sind sich sicher: „Wenn wir Kinder erst einmal mehr gelernt haben und mehr von der Computertechnik verstehen, wird uns sicher auch einfallen, wie wir ein profitables Geschäft daraus machen können.“

Beitragsbild: Der Jungunternmeher 2002. Zur Verfügung gestellt von Ben Casnocha.

Boo.com

Onlinekaufhaus, „Pleite des Jahres“ 2000.

Screenshot 2001

Kasja Leander und Ernst Malmsten hatten 1999 eine tolle Idee: Ein Onlinekaufhaus der Extraklasse. Die Kunden sollten die angebotenen Waren, exklusive Bekleidung, nicht nur auf platten zweidimensionalen Bildern präsentiert bekommen. Animierte Produktdarstellungen sollten es ermöglichen, die Kleidungsstücke zum Beispiel zu drehen und von allen Seiten zu begutachten, eine virtuelle Einkaufsberaterin den Kunden zur Seite stehen. Boo sollte „den Kleidungskauf revolutionieren“, ein Lebensstil werden! So war es für die Gründer ein Leichtes, Kapitalgeber zu begeistern, und in kurzer Zeit über 120 Millionen Dollar einzusammeln. Das mit vielen Vorschußlorbeeren bedachte Projekt war jedoch bereits im Frühjahr 2000 pleite. Wie konnte das passieren? Hatten die damals 28 Jahre alten Gründer aus Schweden doch bereits 1997 in ihrem Heimatland erfolgreich den Internetbuchshop bokus.com aufgezogen. Als Boo.com im November 1999 online ging, hatten die Interessenten schon über drei Monate auf die langersehnte Seite gewartet, denn der Start hätte bereits im Sommer erfolgen sollen. Die Macher von Boo hatten einen Online-Auftritt mit allen Schikanen entwickelt, animierte Schaufensterpuppen konnten gedreht werden, man konnte die Produkte heranzoomen… Doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht: 98% der amerikanischen und 99% der europäischen Internetnutzer hatten gar nicht die technische Ausstattung, um die Seiten von Boo in der vorgesehenen Weise aufrufen zu können. Man mußte schlicht zu lange warten, bis sich die Seiten aufgebaut hatten, was der deutsche Geschäftsführer von Boo, Christoph Vilanek, mit den Worten:“ Wir wollen Leute, die auf Mode und Styling Wert legen … Die wollen gar nicht schnell durch die Seite, sondern sich vom Umfeld begeistern lassen und wohl fühlen.“ abtat. Schon Ende Januar 2000 wurden Mitarbeiter entlassen und das bis dato unabhängig im Netz stehende Lifestyle Magazin „BooMagazin“ wurde in den Auftritt von Boo.com integriert. Im Mai verfügte Boo, bei einem wöchentlichen Bedarf von einer Millionen Dollar, nur noch über 500000 Dollar und es gelang nicht, neues Kapital aufzutreiben. Daher mußte die Firma im Juni 2000 ihre Pforten schließen. Die Software wurde an eine englische Technologiefirma verkauft und der Markenname ging an die amerikanische Fashionmall, die Boo Ende 2000 wiederaufleben ließ. Über die Gründe des Scheiterns von Kasja Leander und Ernst Malmsten gibt es viele Spekulationen: Waren sie zu visionär (Malmsten) oder hatten sie schlicht die „finanzielle Kontrolle verloren“ (Malmsten)? Der Firmensitz lag in der legendären Carnaby Street, die Firmengründer wohnten in den teuersten Vierteln Londons und in der Firma wurde ein Lebensstil gepflegt, der auch als „Champagner-Kaviar-Concorde-Lebensstil“ beschrieben wurde. Vielleicht lag es aber auch daran, daß die Internetnutzer das Netz eher zum preiswerten Einkauf nutzen, wie Firmen wie Priceline zu bestätigen scheinen, und ein Umfeld, das sie begeistert lieber in der realen Welt suchen.

Beitragsbild: Screenshot der Neuauflage der Seite aus dem Jahr 2001

Beate Uhse

Erotik-Versandhandel, jetzt (1998) auch im Internet.
Beate Rothermund-Uhse, die Gründerin der Firma Beate Uhse, wurde im Jahre 2000 zur „wichtigsten deutschen Frau im Internet“ gewählt, da sie „die Anziehungskraft der Erotik in den neuen Medien“ erkannt habe. Das Unternehmen setzte schon früh auf Multimedia und nutzt das Internet seit 1998 als Vertriebsweg. Die Unternehmerin selbst hatte keine Erfahrungen mit dem Internet und meinte, daß die Möglichkeit des Farbdruckes für ihre Prospekte in den 50ger Jahren eine weit größere Bedeutung für ihr Unternehmen hatte. Zu den Pionieren gehörte Beate Uhse seit ihrer Jugend. Sie wurde 1919 als Tochter der Gutsbesitzer Margarethe und Otto Köstlin in Ostpreußen geboren. Im Alter von neun Jahren machte sie ihre erste Bekanntschaft mit der Fliegerei, als zwei Piloten eine Wiese des elterlichen Hofes als Start- und Landebahn für Rundflüge für die Badegäste der nahegelegenen Ostsee nutzten und das Kind häufig mitfliegen durfte. Mit 18 hatte sie ihren Flugschein und mit 19 Jahren war sie als Einfliegerin für ein Flugzeugwerk tätig. Auch flog sie als Stunt-Frau für die UFA wo sie unter anderem am Film „Wasser für Canitoga“ mitwirkte. Während des Zweiten Weltkrieges überführte sie im Rang eines Hauptmanns Maschinen der Luftwaffe zu deren Einsatzorten. Ihr erster Ehemann, ein Fluglehrer kam 1944 ums Leben. 1945 gelang es Beate Uhse, wie sie inzwischen hieß, mit einem Flugzeug, mitsamt ihrem Sohn und dem Kindermädchen, aus Berlin ins Schleswig- Holsteinische Leck zu entkommen. Dort geriet sie zunächst in Kriegsgefangenschaft bevor sie auf dem Fahrrad mit einer Reisegewerbekarte Plastikspielzeug und Einkaufstaschen verkaufte, die vom ehemaligen Flugzeugwerk Messerschmidt hergestellt wurden. Bei dieser Arbeit kam sie in Kontakt mit vielen Frauen, die ihr von ihren Problemen der Empfängnisverhütung erzählten. So kam sie auf die Idee, die Methode zur Empfängnisverhütung Knaus-Ogino unter die Leute zu bringen. Ihre „Schrift X“ die diese Methode beschrieb wurde zum großen Erfolg, bis zur Währungsreform wurden 32000 Exemplare verkauft. Das Geschäft entwickelte sich zu dem heute bekannten Versandhandel, es wurde ständig von Anzeigen prüder Zeitgenossen begleitet. Im Laufe der Zeit kamen über 2000 Anklagen zusammen, wobei die Firma jedoch jedes Mal freigesprochen wurde. 1962 machte Beate Uhse durch die Eröffnung des ersten Sex-Shops der Welt Schlagzeilen. Das Geschäft wurde am 23.12 eröffnet, so wollte man Proteste aus der Bevölkerung vermeiden, da „Die Leute alle weihnachtsfriedlich sind“ wie Beate Uhse es ausdrückte. 1966 erregte sie durch die Herausgabe des japanischen Bestsellers „Sexuelle Techniken in Wort und Bild“ Aufsehen, in dem verschiedene Stellungen anhand von Holzpuppen dargestellt wurden. Stets verstand sie es, die Zeichen der Zeit zu nutzen, etwa als Sie 1970 als Sponsor das Legendären Festivals auf der Insel Fehmarn ermöglichte, auf dem auch Jimmi Hendrix auftrat, oder als sie 1979 die Flensburger Handballmannschaft mit Trikotwerbung versah. So ist auch das Internet für die Firma, die 1999 an die Börse ging und inzwischen am „Neuen Markt“ gehandelt wird, nur die konsequente Nutzung moderner Vertriebswege.
Die Firmengründerin Beate Uhse starb am 16. Juli 2001 an einer Lungenentzündung.

eBay

Auktionshaus im Internet.
Angefangen vom alten Weinfaß mit ca. 300 Litern Fassungsvermögen (an Selbstabholer) für eine Mark, über die Antwort auf die Frage „Was war zuerst da: Die Henne oder das Ei“ für 30 Mark, bis zum Gebrauchtwagen, findet der Web-Surfer auf dem virtuellen Flohmarkt von „eBay“ fast alles, was das Herz begehrt. In den USA sollen sogar Kalaschnikov-Schnellfeuergewehre angeboten worden sein, und jemand wollte seine Niere versteigern. Inzwischen wurde solchen obskuren Angeboten ein Riegel vorgeschoben, wobei auf regionale Besonderheiten entsprechend Rücksicht genommen wird: So ist zum Beispiel in Deutschland der Verkauf von nationalsozialistischen Devotionalien verboten, während bei „eBay“ in den USA kein Alkohol verkauft werden darf.
Das Unternehmen wurde im September 1995 von ßßß Pierre Omidyar als „Auction Web“ gegründet. Omidyar wollte für seine Freundin eine Möglichkeit schaffen, Spender für Brausebonbons der Marke PEZ zu tauschen. Die Idee schlug ein, und „eBay“ entpuppte sich als lukrativstes Geschäftsmodell im Internet. Es werden die unterschiedlichsten Gegenstände in Form einer Versteigerung gehandelt, wobei der Veranstalter von den Verkäufern eine Provision kassiert. Dabei setzt Omidyar auf die Gemeinschaft der Teilnehmer, die durch gegenseitiges Vertrauen den reibungslosen Ablauf der Geschäfte ermöglicht. Um zwielichtige Geschäftemacher und Betrüger auszuschließen, wurde ein Bewertungssystem geschaffen, bei dem Käufer und Verkäufer gegenseitig ihr Verhalten beurteilen. Wer zu häufig schlecht abschneidet, darf nicht mehr teilnehmen. Als Hommage auf die Gemeinschaft seines Wohnortes an der San Francisco Bay hat Omidyar das Unternehmen „eBay“ genannt. Bei der Firma gibt es inzwischen über vier Millionen Artikel in 4000 unterschiedlichsten Kategorien und sie ist zu einem der größten Anbieter im Internet geworden. Natürlich blieben Nachahmer der Geschäftsidee nicht aus, wobei die deutsche Firma Alando vielleicht die spektakulärste Kopie war, denn sie wurde 100 Tage nach ihrer Gründung für ein erkleckliches Sümmchen vom Original übernommen.

Beitragsbild: Leider habe ich von ebay keine Genehmigung bekommen, einen Screenshot der Webseite aus dem Jahr 1996 oder das Firmenlogo als Beitragsbild verwenden zu dürfen

Jeff Bezos

Jeff Bezos

Amerikanischer Unternehmer

Der „Erfinder des E-Commerce“ (Wall Street Journal) und Gründer des bislang größten und erfolgreichsten Internet-Kaufhauses, Amazon.com, Jeffrey Preston Bezos, wurde am 12. Januar 1964 in Albuquerque in New Mexico geboren. Die Ehe seiner damals 17-jährigen Mutter zerbrach bald darauf, so daß Jeff seinen leiblichen Vater nie bewußt kennenlernte. Später wurde er vom zweiten Ehemann seiner Mutter, dem aus Kuba stammenden Exxon-Ingenieur Mike Bezos, adoptiert.
Jeff galt als außergewöhnlich intelligent. Bereits als Kleinkind zerlegte er sein Kinderbett mit Hilfe eines Schraubenziehers in seine Einzelteile. Seine sechs und sieben Jahre jüngeren Geschwister hinderte er durch eine selbstgebaute Alarmanlage am Betreten seines Zimmers. Schon früh okkupierte er die Garage seines Elternhauses, um dort seine Ideen zu verwirklichen. So konstruierte er etwa aus einem Regenschirm und Aluminiumfolie einen Solarkocher, versuchte aus einem Staubsauger ein Luftkissenfahrzeug zu bauen und er entwickelte einen Würfel, mit dem man angeblich in die Zukunft schauen konnte. Der kleine Star-Trek-Fan war stets bestrebt, die Nummer Eins zu sein. Wenn er mit seinen Freunden Star-Trek spielte, wollte er nur Mister Spock oder Captain Kirk darstellen. War das nicht möglich, so wollte er zumindest ein Computer sein.
Jeden Sommer verbrachte er auf der Farm seines Großvaters, einer Gegenwelt zu seinen kopflastigen Beschäftigungen zu Hause. Hier lernte er reiten, versah das Vieh mit Brandzeichen, fuhr den Mähdrescher oder errichtete Windräder. Die Schule schloß er in Miami ab und entschied sich für ein Physikstudium an der Princeton-Universität. Schon bald merkte er, daß er es nie so weit bringen würde wie Albert Einstein und sattelte auf Elektroingenieurwesen und Informatik um. Bereits bei seiner zweiten Anstellung nach dem Studium brachte er es bei einer angesehenen Firma an der Wall Street zum Vizepräsidenten. Von dort wurde er von der Firma D.E. Shaw abgeworben, wo er Geschäftsideen für die Bereiche Versicherungswesen, Software und später auch für das Internet entwickelte. Bei seiner Beschäftigung mit dem Internet, das damals um 2300% jährlich wuchs, fragte er sich im März 1994, welches traditionelle Versandgeschäft sich wohl am ehesten zur Umsetzung in diesem weltumspannenden Netzwerk eignen würde. Er kam zu dem Schluß, daß das Netz für den Buchhandel prädestiniert sei, denn es ermöglichte den Kunden einfachen Zugriff auf alle lieferbaren Bücher, ohne dicke Kataloge verschicken zu müssen. Er beschloß, am rasanten Wachstum des Internet teilzuhaben und einen Online-Buchhandel zu gründen. Nachdem auch seine Frau, die er 1993 geheiratet hatte, ihn in seinem Vorhaben bestärkte, kündigte er seinen Job bei D.E. Shaw, um sein Ziel zu verwirklichen.
Mit einem von seinen Eltern geliehenen Startkapital von 300 000 Dollar machte er sich mit seiner Frau im Juli in einem 88 Chevy-Geländewagen auf den Weg von Fort Worth in Texas nach Seattle, der Stadt des Internets, um dort in einer Garage die Firma Amazon zu gründen. Den Businessplan für sein neues Unternehmen schrieb er während dieser Fahrt auf seinem Laptop. Während der Reise soll ihm auch der Name für sein neues Geschäft eingefallen sein, zunächst dachte er an den Namen „Abracadabra“, den er wegen der Länge des Wortes in „Cadabra“ kürzte. Da diese Bezeichnung bei vielen Menschen die Assoziation „Kadaver“ hervorrief, entschied er sich einige Zeit später für „Amazon“, nach dem größten Fluß der Erde
Der stets lachende Jeff Bezos, der übrigens ein entfernter Verwandter des in den USA populären Country Sängers George Strait ist, scheint immer in Eile zu sein. Da trifft es sich gut, daß er fast nie Krawatten trägt, denn sie würden „hinter ihm her flattern wie ein Fallschirm hinter einem Dragster“ wie das TIME-Magazin schreibt, das ihn Ende 1999 zur „Person des Jahres“ wählte. Er ist die viertjüngste Person, die diesen Titel verliehen bekam. Jünger als er waren nur Charles Lindberg, dem dieser Titel 1927 im Alter von 25 Jahren verliehen wurde, Königin Elisabeth II 1952 mit 26 Jahren und Martin Luther King (junior), dem diese Ehre 1963 im Alter von 34 Jahren zuteil wurde.
Die Geschwindigkeit, mit er sich das Internet und somit auch seine Firma entwickelt, scheint Jeff Bezos selbst zu ängstigen, denn er fotografiert bei jeder Gelegenheit und macht ständig Videoaufnahmen, um alles zu dokumentieren, als würde sein Leben in einer Geschwindigkeit vorbeirasen, die selbst zum Erinnern zu schnell ist. Als Vorbilder nennt er Thomas Edison und Walt Disney. Edison als großen Erfinder und Geschäftsmann, Disney wegen seiner Vision und seiner Fähigkeit, diese gegen alle Zweifel seiner Umwelt durchzusetzen.
Jeff Bezos Vision ist es, Amazon zum größten Kaufhaus der Welt zu machen, dabei müßten die „echten Läden“ wie er sie nennt, keineswegs auf der Strecke bleiben, sie sollten das Wohlergehen der Kunden in den Vordergrund stellen und mehr Spaß bieten, um zu überleben. Natürlich bestellt er die Windeln für seinen im März 1999 geborenen Sohn im Internet, doch die Hälfte seiner Bücher besorgt er sich nach wie vor im Buchhandel der „Old Economy“, denn er liebt die Stimmung in den kleinen Buchläden.
Bezos selbst gibt sich als Philantrop: Das Wohlergehen der Kunden soll stets im Vordergrund stehen, auch wird eines Tages der Zeitpunkt gekommen sein, sich Gedanken über die Lösung der Probleme der Menschheit zu machen, was weit schwieriger sei, als ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, meint er. Allein zur Bekämpfung des Hungers der Welt dürfte nicht in Fünf-Jahres-Zeiträumen gedacht werden, davon bekäme man nur Depressionen. Eine solche Herausforderung sollte in einem Zeitraum von 100 Jahren handhabbar sein, das Problem bestünde allerdings darin, daß er dann bereits gestorben sei. Zunächst will er sich jedoch darum kümmern, seiner Firma eine solide Basis zu geben.

Beitragsbild: Steve JurvetsonFlickr: Bezos’ Iconic Laugh, CC BY 2.0, Link

Autobytel.Com

Screenshot der WEbseite von Autobytel

Amerikanischer Autohändler


Der Gründer dieses erfolgreichen Unternehmens Pete Ellis verkaufte bereits im Alter von 16 Jahren sein erstes Auto, mit 24 besaß er ein eigenes Autohaus bevor sein, inzwischen aus 16 Autohäusern bestehender Betrieb Anfang der neunziger Jahre bankrott ging und ihm einen Verlust von 15 Millionen Dollar bescherte. 1995 kehrte er mit einem revolutionären Konzept in das Neuwagengeschäft zurück. Über den Provider Prodigy begann er im März des Jahres 1995 seinen virtuellen Autohandel, der konsequent die Möglichkeiten des Internet als Informationsmedium nutzt. Auf der Web-Seite seiner Firma können sich Interessenten in Ruhe über das gesuchte Auto informieren und werden nach 24 Stunden von einem Autobytel-Vertragshändler in ihrer Nähe angerufen, der das gewünschte Fahrzeug zu einem günstigen Festpreis anbietet. Der Interessent findet neben aktuellen Testberichten auch Informationen über die Einkaufspreise der Händler. Dadurch wird, wie Ellis sagt, der Kunde in den Mittelpunkt gerückt, denn so informiert, ist der Kunde nicht mehr bereit jeden geforderten Preis zu akzeptieren. Selbstverständlich profitieren auch die Vertragshändler vom System, Autobytel übernimmt die Werbung und durch die Festpreise entfällt das für den Verkäufer oft ärgerliche Feilschen. Schon 1996 bearbeitete die Firma monatlich mehr als 100000 Kaufgesuche und erzielte einen Jahresumsatz von 6 Milliarden Dollar.
1997 machte Autobytel von sich reden, als die Firma als erstes Internet-Unternehmen beim Super Bowl (dem jährlichen Filnale der amerikanischen Football-Profiliga) Werbung schaltete und dadurch seinen Umsatz eklatant steigern konnte. Bei den Printmedien, die ein wichtiger Werbepartner der Autoindustrie sind, hat Ellis sich mit seinem Konzept keine Freunde gemacht, noch heute ist es schwierig, in den einschlägigen Publikationen Artikel über diesen Internetpionier zu finden. Das Problem anderer Online-Händler, die trotz enormen Umsatzes keine müde Mark erwirtschaften, bestand bei Autobytel nicht: Die Firma verdient ihr Geld durch monatliche Gebühren der Vertragshändler, durch die Vermittlung von Auto-versicherungen und Krediten zur Fahrzeugfinanzierung.

Beitragsbild: Screenshot 1996

Audible.com

Vertreibt Hörbücher über das World Wide Web.

Sreenshot der Audible-Webseite 1998

Seit 1995 bietet Audible.com für alle Englisch sprechenden Internetsurfer, die lieber hören statt lesen, Hörbücher zum Download an. Neben Bestsellern von Stephen King oder John Grisham stehen auch Mitschnitte der in Amerika populären Radiosendung „Car Talk“, in der Selbsthilfetips zur Autoreparatur geboten werden, Inhalte aus dem aktuellen Wall Street Journal sowie tägliche Auszüge aus der New York Times und einigen anderen Tageszeitungen bereit. Die Dateien können direkt am PC und auf diversen mobilen Geräten abgespielt werden. Audible entwickelte eigens zu diesem Zweck einen speziellen Player, der es erlaubt, zwei Stunden vorgelesene Literatur zu speichern und abzuspielen. Gegründet wurde das Unternehmen von Tim Mott und Donald Katz. Das ehemalige Mitglied des Xerox PARC, Tim Mott war 1982 an der Gründung von Electronic Arts beteiligt, einem erfolgreichen Entwickler von Computerspielen; auch gehörte er zu den Gründern der Firma Macromedia, die sich im Internet durch die Software „Flash“ für Vektoranimationen einen Namen gemacht hat. Donald Katz ist ein in den USA bekannter Autor und Journalist, er schrieb zum Beispiel den Bestseller „Just Do It: The Nike Spirit in the Corporate World“ in dem er den Aufstieg des Unternehmens vom Zwei-Mann-Betrieb zum multinationalen Konzern beschreibt. Für seine Arbeiten bekam er mehrere Auszeichnungen, unter anderem wurde er 1978 für eine Reportage über die Revolution in Äthiopien, die im Rolling Stone erschien, geehrt. Obwohl die Hörbücher in den USA recht populär sind, und das Internet die besten Voraussetzungen für eine schnelle und unkomplizierte Verbreitung der Hörbücher bietet – der Download eines kompletten Buches dauert nur wenige Minuten – drohte Audible 1998 das Kapital auszugehen und Microsoft konnte eine Beteiligung an dem Unternehmen erwerben.

Beitragsbild: Screenshot 1998

Artnet.com

Screenshot der Webseite 2001

„Galerien-Datenspeicher“ im Internet.

Hans Neuendorf, der Vorstandsvorsitzende von Artnet.com, hat eigentlich gar keine Beziehung zu Computern. In dieser Hinsicht sei er „wie ein Autofahrer, der nicht in der Lage ist die Motorhaube zu öffnen und an der richtigen Stelle den Schraubenzieher anzusetzen“, wie er selbst sagt. Aber als er erfuhr, daß es möglich ist, farbige Bilder von einem Computer zum anderen zu übertragen, hat es bei ihm „Klick“ gemacht, denn „farbige Abbildungen beinhalten alles, was Sie über ein Bild wissen müssen, sind der Schlüssel zu allem“.
Artnet.com wurde 1989 als Centrox Corporation gegründet. Der Firmengründer Pierre Sernet war ein leidenschaftlicher Sammler japanischer Fotografien aus dem 19. Jahrhundert, der sich vom Internet etwas Erleichterung bei der mühsamen Suche nach Sammlerstücken versprach, die bislang stets mit dem Wälzen dicker Auktionskataloge verbunden war. Neuendorf stieg 1990 in die Firma ein, die er später übernahm. Zunächst wurde eine Datenbank eingerichtet, welche die bei Auktionen erzielten Preise von Kunstwerken enthielt. Gegen eine Gebühr konnten interessierte Kunden über Compuserve und Infonet auf den Datenbestand zugreifen. Dadurch sollte Transparenz in den ziemlich undurchsichtigen Kunstmarkt gebracht werden. 1995 ging Artnet, wie die Firma inzwischen hieß, für das allgemeine Publikum im World Wide Web online. Hier wurde neben dieser Datenbank ein „Galerien-Datenspeicher“ (Neuendorf) eingerichtet, in dem inzwischen über 800 Galerien ausgewählte Arbeiten anbieten. Artnet sieht sich dabei als Dienstleister: Der Kunde kann sich einen Überblick über das Angebot machen. Gekauft wird direkt bei der Galerie, von der Artnet eine Gebühr für die Präsentation im Internet erhält. Die Galeristen sparen dadurch enorm viel Geld: Die Präsentation bei Artnet kostet nur 10 % dessen, was für einen gedruckten Katalog zu bezahlen wäre. Auch werden inzwischen Kunstauktionen durchgeführt, bei denen eine Provision fällig ist. Allerdings werden hauptsächlich Druckgrafiken und Lithografien umgesetzt., die naturgemäß nicht so teuer sind. Daneben gibt es das Artnet Magazine, dessen Chefredakteur Walter Robinson sich an der Boulevardpresse orientiert. Robinson, der auf amüsante und verständliche Weise schreibt, kann hier ohne kommerzielle Kompromisse arbeiten und versucht mit täglichen Berichten über Kunst und Bilder, die einer Galerie eigene Live-Atmosphäre zu verbreiten.
Hans Neuendorf wurde 1937 geboren und studierte Philosophie, bevor er sich dem Kunsthandel zuwandte. In seinen Galerien in Hamburg und Frankfurt stellte er renommierte Künstler, wie David Hockney, Andy Warhol oder Georg Baselitz aus. 1967 gehörte er zu den Mitinitiatoren der ersten Kölner Kunstmesse, aus der sich die Art Cologne entwickelte. Das nötige Kapital für Artnet besorgte er sich dadurch, daß er Freunde und Bekannte als Aktionäre gewann. Hans Neuendorf ist zuversichtlich, bald in die Gewinnzone zu kommen, er geht davon aus, daß es richtig ist das Drei bis Vierfache des Umsatzes für die Werbung auszugeben, denn „Jeder Dollar den ich heute für Werbung ausgebe, ist nächstes Jahr drei Dollar wert. … Entweder man prescht vor oder man verliert. Das ist so. Und wir preschen vor.“

Beitragsbild: Screenshot 2001