Michael Mohr

Deutscher Internet-Unternehmer der ersten Stunde.

Als in Deutschland der Begriff „New Economy“ noch ein Fremdwort und auch das Internet nur unter Insidern bekannt war, hatte Michael Mohr schon eine konkrete Geschäftsidee im Kopf, an dessen Realisierung er Anfang 1993 ging. Der am dritten Januar 1969 in München geborene Mohr hatte schon als Schüler begonnen, sich mit Technik zu beschäftigen. Gemeinsam mit einem Freund gründete er im Alter von 15 Jahren unter der Bezeichnung „Buchstaller und Mohr“ eine Forschergruppe. 1970 erhielt Mohr für seine Arbeiten im Bereich der computergesteuerten Robotik den „Philip-Morris-Forschungspreis“. Während seiner Arbeit als Forscher hatte er immer wieder Probleme, preisgünstige Bauteile für seine Arbeit aufzutreiben. Natürlich kannte er auch das Internet und so entwickelte er die Idee einer weltweit verfügbaren Datenbank, welche die Beschaffung entsprechender Komponenten erheblich erleichtern würde. Im Januar 1993 gründete er in Starnberg bei München das Unternehmen „DCI Database for Commerce and Industry“, um seine Vision umzusetzen. Heute ist die Firma der größte Online Marktplatz dieser Art in Europa. 2.600 Hersteller, 20.000 Großhändler und 25.000 Fachhändler können aus über 260.000 Produkten auswählen. Bei DCI, dem „Unternehmen der dritten Generation des E-Commerce“, geben Firmen, die ein bestimmtes Produkt benötigen ein Gesuch auf. Eine selbstlernende Datenbank, für die Mohr und seine Kollegen fünf Patente halten, verknüpft die Anfrage mit den entsprechenden Angeboten, die dann dem nachfragenden Unternehmen zugeleitet werden. So kann ohne langwierige Recherche die passende Offerte ausgewählt werden. Für seine zukunftsweisende Geschäftsidee wurde Mohr im Jahr 1998 mit dem „e-Business Award“ der vom Computerhersteller IBM und vom Fernsehsender ZDF vergeben wird, ausgezeichnet. Er wurde in den Internet-Beirat der Bayerischen Staatsregierung berufen und vom Magazin „Wirtschaftswoche“ im Jahr 2000 zu den „Top 100 der New Economy“ in Deutschland gezählt. In seiner knappen Freizeit genießt Mohr, der südlich von München lebt und arbeitet, die dortige Fünf-Seen-Landschaft oder treibt Sport.

Toby Lenk

Amerikanischer Unternehmer, Gründer von eToys

Der „Onkel des Aufsichtsrates“ (Uncle of the board), wie sich der Gründer und Vorsitzende des Aufsichtsrates des Spielwarenversenders eToys, Edward C. „Toby“ Lenk nennt, gibt sich selbst wie ein großes Kind. „Kein Büro ist ohne eine Darth Vader Action-Figur komplett“ vertraute er „Business Week an und es wird berichtet, daß er häufig Golfbälle durch die Flure des Firmensitzes schlägt oder mit den Kindern seiner Schwester Wasserschlachten veranstaltet. Sein organisatorisches Talent konnte er bereits im Alter von 19 Jahren unter Beweis stellen. Damals führte er als Chef der 70 Caddies eines Golfclubs erstmals einen verbindlichen Terminplan, für die zuvor ziemlich unkoordiniert arbeitenden Jungen, ein. Edward C. Lenk wurde 1961 als zweites Kind eines Bankangestellten und einer Hausfrau in Boston geboren. Er studierte am Bowdoin College und machte 1987 einen Abschluß an der Harvard Business School, wo er bis 1991 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Von 1991 bis 1996 arbeitete er im Bereich der strategischen Planung der Themenparks des Disney Konzerns. Dort lernte er die Liebe zum Detail die auch in seiner Arbeit bei eToys deutlich wird: Die Pakete von eToys werden in neutralen Kartons verschickt, um die Neugierde der Kinder der Empfänger, gerade zur Weihnachtszeit, nicht unnötig anzustacheln. Auch diskutierte er zwei Stunden über die Farbe eines Feldes auf der Web-Seite der Firma. Angeregt zur Gründung von eToys wurde er durch seine frustrierenden Erlebnisse bei den Weihnachtseinkäufen für seine Nichte und seinen Neffen. Ende 1996 beschloß er, im Internet einen Handel mit exklusiven Spielwaren für Yuppies zu gründen. Seine Kapitalgeber konnten ihn jedoch davon überzeugen, daß eine Firma in dem von ihm gewählten Bereich im Internet nur etwas werden könne, wenn sie ein möglichst großes Sortiment anbietet. Diesen Rat nahm er sich zu Herzen und gründete im Mai 1997 gemeinsam mit Bill Gross von Idealab! eToys . Die Firma ging im Oktober 1997 online. Die Entwicklung der Firma verlief erfreulich und beim Börsengang 1999 hatte eToys einen Wert von sechs Milliarden Dollar. Eine erste Störung des Geschäftsverlaufs ergab sich Ende 1999 durch den legendären „toywar“ der Künstlergruppe etoy, die zum Boykott des Unternehmens aufgerufen hatte, nachdem eToys in einer Klage die Schließung der Seite der Künstlergruppe gefordert hatte. Auch verlief das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr nicht so wie erhofft. Zwar hatte eToys immer noch einen Zuwachs des Umsatzes von 366% gegenüber dem Vorjahr zu verbuchen, aber die Lieferung der bestellten Spielsachen erfolgte bei Tausenden von Kunden erst nach dem 26. Dezember. Der Aktienkurs der Firma sank um etwa 50% aber Lenk, dessen Aktienpaket im Sommer 2000 immer noch 49 Millionen Dollar wert war, hoffte das Problem durch Investitionen in die Logistik lösen zu können. Als der Umsatz Weihnachten 2000 hinter den Erwartungen zurückblieb, wurden im Januar 2001 zwei Warenlager geschlossen und 700 der 1000 Angestellten entlassen. Lenk selbst wohnt noch immer in einem gemieteten Haus und fährt einen geleasten Toyota. Seine Schwester wunderte sich noch im Jahr 2000 über seine Sparsamkeit, als sie bemerkte, daß er sich innerhalb der letzten vier Jahre nicht ein Paar neue Schuhe gekauft hatte.

Karstadt

Deutsche Kaufhauskette, ging 1996 online.

Unter dem Namen „MyWorld“ ging eines der bekanntesten Kaufhäuser Deutschlands am 28. Oktober 1996 ins Internet. In 18 verschiedenen Shops konnten 150.000 unterschiedliche Artikel geordert werden. Daneben gab es die Möglichkeit, als Mitglied bei „MyWorld“ eine eigene Homepage einzurichten oder mit anderen Mitgliedern zu „chatten“, also sich zu unterhalten. Das Konzept verfing jedoch nicht und „MyWorld“ wurde im Herbst 2000 wieder geschlossen. In der realen Welt kann das alteingesessene Unternehmen bislang auf eine weit positivere Geschichte zurückblicken. Die Ursprünge der Firma liegen in einer Geschäftsgründung des Wismarer Kaufmannes Rudolph Karstadt (1854 – 1944). Im Jahre 1881 eröffnete er mit einem Angestellten in Wismar ein „Manufactur-, Confections- und Tuchgeschäft“. Das Besondere daran war, daß Karstadt erstmalig Festpreise einführte (bis dahin waren langwierige Verhandlungen über den Preis allgemein üblich) und Barzahlung verlangte. 1885 übernahm Theodor Althoff (1858 bis 1931) in Dülmen (Westfalen) ein „Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft“ von seiner Mutter. Auch er verfolgte ein ähnliches Konzept. 1920 fusionierten die beiden Unternehmen zur Rudolph Karstadt AG. 1926 wurde die „EPA Einheitspreis AG“ gegründet, die später als „Kepa Kaufhaus“ bekannt wurde. Das Unternehmen überstand die Weltwirtschaftskrise 1931 und hatte 1939 bereits 67 Filialen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb in Westdeutschland mit 45 Filialen weitergeführt. In den 70-er Jahren erwarb Karstadt 51 Prozent des Neckermann Versandhauses. Nach dem Fall der Mauer konnte Karstadt durch Übernahme verschiedener „Centrum“- und „Magnet“- Warenhäuser wieder in Ostdeutschland Fuß fassen. 1992 begann die Kooperation mit dem bekannten Moskauer Kaufhaus „GUM“. Schließlich wurde in Deutschland 1994 die bekannte Hertie-Warenhauskette übernommen. Natürlich arbeitet man bei Karstadt an einem neuen Internet-Auftritt, aber auch das Wohl der Aktionäre liegt der Geschäftsleitung am Herzen: Zur Zeit (Anfang 2001)versucht man die Rendite zu erhöhen, was unter anderem durch Sparmaßnahmen beim Verkaufspersonal erreicht werden soll.

Beitragsbild: Von GeoTrinity – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Jerry Kaplan

Amerikanischer Informatiker und Unternehmer.

Mit seiner Geschäftsidee eines Auktionshauses im Internet wurde Jerry Kaplan zum Vorreiter einer ganzen Branche. Zuvor hatte er jedoch nicht so viel Glück: Sein Entwurf eines „Pen Computers“, eines kleinen Gerätes, das mit einem Stift bedient wird, kam zehn Jahre zu früh und scheiterte. Der 1952 in New York als Sohn eines Textilmanagers geborene Jerry Kaplan hatte das Programmieren 1967 während eines Ferienkurses gelernt, dort erstellte er ein Programm zum Black-Jack-Spielen. Er studierte an der Universität von Chikago Geschichte und Wirtschaftsphilosophie und arbeitete danach zwei Jahre in verschiedenen Jobs, bevor er an der Universität von Pennsylvania ein Studium der Informations- und Computerwissenschaften aufnahm. 1979 schloß er seine Ausbildung, während der er sich besonders auf künstliche Intelligenz spezialisiert hatte, ab und ging als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Stanford-Universität. 1981 war Kaplan Mitbegründer der Firma „Technoledge“, einem Unternehmen, das sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigte und das heute unter anderem Software für Firmen des E-Commerce entwickelt. 1985 wechselte er zu „Lotus“, wo er maßgeblich an der Entwicklung von „Lotus Agenda“, dem ersten persönlichen Informationsmanager, einem Dienstprogramm zur Verwaltung von Terminkalendern, Datenbanken usw. beteiligt war. Während seiner Tätigkeit für „Lotus“ entstand auch die Idee des Pen Computers. Dieses Gerät sollte nicht mehr über eine Tastatur bedient werden. Ein Betriebssystem zur Handschriftenerkennung sollte die Handhabung mittels eines speziellen Stiftes ermöglichen. Gemeinsam mit Mitch Kapor, dem Inhaber der Firma „Lotus“, wurde 1987 das Unternehmen „Go“ gegründet, um diese Idee zu verwirklichen. Doch dem Projekt, an dem sich unter anderem auch John Doerr beteiligte, war kein Erfolg beschieden. Letztendlich blieben von dem Unternehmen nur ein paar, mit dem Firmenlogo versehene, edle Lederhüllen und der 1995 erschienene Bestseller „Startup: A Silicon Valley Adventure“. In diesem Buch beschreibt Kaplan die Geschichte von „Go“. Er führt das Scheitern der Firma, die 30 Millionen Dollar in den Sand gesetzt hat, 1993 an AT&T verkauft wurde und schließlich sang- und klanglos begraben wurde, unter anderem auf die Beteiligung von IBM und ßßß Microsoft zurück. IBM soll die Entwicklung absichtlich behindert haben, während Microsoft bestrebt war, die Technologie für eigene Zwecke zu verwenden. 1994 gründete Jerry Kaplan, zusammen mit dem einige Jahre jüngeren Elektroingenieur Alan Fisher, die Firma „OnSale“, das erste Auktionshaus im World Wide Web. OnSale ging im Mai 1995 online. Das Unternehmen, das gebrauchte Computer und andere elektronische Geräte versteigert, fand weltweit zahlreiche Nachahmer. Es kann als die Idee bezeichnet werden, welche die Art des Handelns im Internet revolutionierte und wesentlich zum Boom des E-Commerce beigetragen hat. 1999 verschmolz „OnSale“ mit der amerikanischen Software-Ladenkette „Egghaed Software“ zu „Egghead.com“. Kaplan hat das Unternehmen bis Mitte 2000 geführt. Der Familienvater, er ist verheiratet und hat vier Töchter, lebt bei San Franzisko und arbeitet an „der nächsten großen Sache“, wie er es ausdrückt.

Intershop

Softwareunternehmen aus Jena.

Ursprünglich war „Intershop“ die Bezeichnung einer staatlichen Ladenkette der DDR zur Devisenbeschaffung, in deren Geschäften gegen harte Währung Produkte aus dem Westen verkauft wurden. Die DDR gibt es schon lange nicht mehr. Aber der „Intershop“ ist wiederauferstanden. 1992 gründete ßßß Stephan Schmabach gemeinsam mit Wilfried Beeck und Karsten Schneider die Firma „NetConsult“, um Computersysteme der Firma „NeXT“ zu verkaufen und entsprechende Software zu entwickeln. Karsten Schneider hatte 1984 sein Elektrotechnikstudium in Sofia mit Auszeichnung abgeschlossen, später als Entwicklungsingenieur bei Carl Zeiss gearbeitet und nach der „Wende“ gemeinsam mit Schambach bei einer Jenaer Computerfirma gearbeitet. Der aus Schleswig Holstein stammende Beeck hatte Informatik in Kiel studiert und den Deutschland-Vertrieb der „NeXt“ Computer übernommen. Bei einem Vortrag in Jena lernte er Schambach und Schneider kennen, denen er vorschlug , die NeXT-Systeme in Ostdeutschland zu verkaufen. Als die Produktion der Rechner im Jahr 1994 eingestellt wurde, kam Stephan Schambach auf die Idee, das Internet als Vertriebsweg für Waren zu nutzen. Auf der Messe „Cebit“ lernte Schambach den damals 25 jährigen Frank Gessner kennen. Gessner, der heute Chefentwickler bei „Intershop“ ist, erstellte die Software für einen entsprechenden Online-Shop, der im August 1995 als „intershop.de“ online ging. Der Name, eine Kombination aus „Internet“ und „Shop“, erinnert an den gleichnamigen Devisenbringer und wurde zum Aushängeschild für den möglichen Wirtschaftsaufschwung im Osten Deutschlands. Zunächst verkaufte „NetConsult“ das Sortiment eines Computergroßhändlers aus München. Als die Unternehmer aus Jena ihrem Geschäftspartner anboten, ihm ebenfalls einen Online-Shop einzurichten, winkte er ab. Über ein Zeitungsinserat fanden sie schließlich einen Geldgeber, der ihnen die Erweiterung des Geschäftes ermöglichte. Schambach ging in die USA und fand dort als ersten Kunden einen „Schlipshändler“ aus San Francisco. Inzwischen gehört Intershop, wie die Firma seit 1997 heißt, zu den führenden Softwareanbietern im Bereich E-Commerce, zu deren Kunden internationale Großkonzerne wie „Bosch“, „Motorola“ oder „Shell“ gehören. Die Hauptniederlassungen befinden sich in Jena, Hamburg und San Francisco, und das Unternehmen ist in 24 Ländern präsent. Obwohl der Umsatz von „Intershop“ in den ersten Jahren um das 77-Fache gestiegen war, macht das Unternehmen bislang (Mitte 2001) noch keinen Gewinn, doch „Wir arbeiten hart daran“, wird Schambach von einem deutschen Branchenblatt zitiert.

Beitragsbild: Screenshot der Intershop-Webseite 2000

Internet Mall

Amerikanisches Verzeichnis von E-Commerce-Anbieteren.

Auf der Web-Seite der „Interent-Mall“ finden sich inzwischen die Web-Adressen von 27.000 Internet-Shops, weshalb die Seite vom Magazin „Stern“ auch als „Yahoo der kommerziellen Dienste“ im Internet bezeichnet wurde. Die Anfänge der Internet Mall liegen im Jahr 1994. Dave Taylor, der damals für das amerikanische Magazin „Internet World“ tätig war, sollte einen Bericht über die Einkaufsmöglichkeiten, die das Internet bot, verfassen. Tylor veröffentlichte die Liste nicht nur in dem Magazin, sondern stellte sie im Stil einer FAQ (Frequently Asked Questions) im Usenet allen Nutzern des Internet zur Verfügung. Die Liste war wie ein Kaufhaus in einzelne Abschnitte, „Stockwerke“, eingeteilt. Dort gab es neben Medien oder Computerzubehör auch Artikel wie Parfüm oder Süßigkeiten. Allerdings waren die meisten Firmen nur mit einer E-Mail-Adresse vertreten, über die Kataloge angefordert werden konnten. Neben wenigen Einträgen aus dem World Wide Web waren auch die Dienste „Gopher“ oder „Telnet“ vertreten. Die erste Internet Mall, die im Februar 1994 veröffentlicht wurde, umfaßte 34 Einträge, wobei die Buchhändler den größten Teil stellten. Zu den ersten gehörte auch Lehmanns Fachbuchhandlung aus Berlin, die bereits seit 1993 mit einem Bücherkatalog im Netz vertreten war. Die Liste fand großen Anklang, weshalb Taylor sie nun regelmäßig erweiterte. Sie wuchs anfangs um bis zu 30 Internet-Shops am Tag und entwickelte sich zu einem veritablen Unternehmen. Später wurden auch Software für den Handel im Internet entwickelt und das Unternehmen schließlich an die Firma „Shopnow.com“ verkauft.

Hot Hot Hot

Einer der ersten Einzelhändler im World Wide Web.

Das Geschäft von Monica Bosserman-Lopez und ihrem Ehemann Perry Lopez im kalifornischen Pasadena wurde Mitte der 90-er Jahre sogar zum Reiseziel von Touristengruppen aus aller Welt. Sie hatten im World Wide Web Bekanntschaft mit den Produkten des Ladens gemacht und wollten nun den Sitz des Geschäftes kennenlernen. Der Kameramann und Schlagzeuger Perry Lopez hatte als begeisterter Hobbykoch von seinen Reisen immer wieder exotische Gewürze und Soßen kleiner Hersteller mitgebracht. Gemeinsam mit seiner Frau, die zuvor in der Filmbranche gearbeitet hatte, wurde 1993 ein kleiner Laden eröffnet, in dem ein Sortiment aus 450 verschiedenen Gewürzen und Soßen angeboten wurde. 1994 brachte ein Kunde, der eine Agentur für Web-Design betrieb, die beiden auf die Idee, den Verkauf auch über das Internet abzuwickeln. Im August 1994 ging die Web-Seite der Firma online. Zwar war das Bestellen über das Internet für die Kunden zunächst ungewohnt, viele holten sich eine zusätzliche Auftragsbestätigung per Telefon ein, doch die Seite war ein voller Erfolg. „Hot Hot Hot“ wurde zum Vorbild für viele andere Unternehmer, die das Ehepaar Lopez teilweise sogar telefonisch um Rat für eine eigene Präsenz im World Wide Web fragten. Auch die Gestaltung der Seite bekam mehrere Auszeichnungen. 1997 wurde“ Hot Hot Hot“ verkauft und existiert seitdem nur noch im Internet.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite

Michael Gleissner

Deutscher Unternehmer.

Michael Gleissner gehört zu den Menschen, die aus ihrem Hobby den Beruf gemacht haben. Bereits als Schüler nutzte der 1969 geborene Regensburger den Computer nicht nur zum Spielen, sondern er arbeitete nebenbei bei einer Agentur, die Seiten für das BTX-System der Bundespost erstellte. In der Computerabteilung des Kaufhauses Horten lernte er Christian Jagodzinski kennen, der ebenfalls mehr wollte, als nur mit dem Computer zu „daddeln“. Gemeinsam entwickelten sie für die Agentur, bei der Gleissner arbeitete, ein Programm zum Erstellen von BTX-Seiten, das von ihrem Arbeitgeber vermarktet werden sollte. Allerdings kam das Geschäft nicht so recht in Gang, da die Agentur die Software lieber selbst nutzen wollte statt sie zu verkaufen. Also beschlossen Gleissner und Jagodzinski 1986, selbst für den Verkauf zu sorgen und sich selbständig zu machen. Aufgrund ihres Alters benötigten sie dafür eine Bescheinigung vom Vormundschaftsgericht, zur Bestätigung ihrer Geschäftsfähigkeit. Die „Gleissner und Jagodzinski GbR“, aus der später die „ArtData GmbH“ hervorging, wurde mit Firmensitz in Michael Gleissners Zimmer in der elterlichen Wohnung gegründet. Die zwei vermarkteten nicht nur die von ihnen entwickelte Software, sondern erstellten weitere Anwendungen. Zum Beispiel ein BTX-Bestellsystem für den Buchgrossisten Libri oder ein Programm zur automatischen Abfrage von Börsendaten und Wertpapierkursen über BTX. Um ihr Geschäft auszuweiten, begannen sie nach Geschäftsideen im BTX zu suchen. Ein Reisebüro und ein Kartenservice waren für das System noch zu kompliziert, aber ein Buchhandel ließ sich realisieren. Diese Geschäftsidee kam auch Michael Gleissner entgegen, der zwischenzeitlich sein Abitur gemacht hatte, nun Jura studierte und sich durch ein solches Geschäft eine günstige Quelle für die teure Fachliteratur versprach. 1991 wurde gemeinsam mit Ulrike Stadler der ABC-Bücherdienst gegründet. Der Buchhandel ging 1995 ins Internet und wurde 1998 von Amazon gekauft. Michael Gleissner war von 1998 bis 1999 Vice President bei Amazon in Seattle. Danach kümmerte er sich um den Aufbau der deutschen Niederlassung der Firma Jfax von ßßß Jay Muller. Gleissner lebt inzwischen in Miami und New York. In Miami hat er ein Haus ganz in der Nähe seiner ehemaligen Geschäftspartner Ulrike Stadler und Christian Jagodzinski, die sich ebenfalls dort niedergelassen haben und denen der Erlös aus dem Verkauf des Bücherdienstes ein sorgenfreies Leben ermöglicht.

First Virtual

Eines der ersten Bezahlsysteme im Internet.

Die Gründung des Unternehmens „First Virtual Holdings“ geht auf die zufällige Begegnung zweier Männer auf dem Flughafen von Los Angeles zurück. Der für die Unterhaltungsindustrie tätige ßßß Lee Stein und der Internetveteran ßßß Einar Stefferud warteten auf ihre Maschine. Stefferud beschäftigte sich mit einem HP-LX-95 Computer, einem der ersten Geräte zum drahtlosen Internetzugang. Der technikbegeisterte Lee Stein wurde darauf aufmerksam und sie kamen ins Gespräch. Der Zufall wollte es, daß beide denselben Flug gebucht hatten und so konnten sie während der folgenden fünfeinhalb Stunden ihr Gespräch fortsetzen. Sie kamen auf die Idee, ein Bezahlsystem für das Internet zu entwickeln, das zwar den E-Commece fördern, aber auch den freien Zugriff auf Informationen gewährleisten sollte. Gemeinsam mit den Spezialisten für E-Mail-Software Nathaniel Borenstein und Marshall Rose wurde die Idee realisiert. Die Unternehmer schufen ein System, das ohne aufwendige Verschlüsselungsverfahren und Spezialsoftware auskam, dabei war es von jedermann leicht zu handhaben. Es sah vor, daß die zu gründende Firma als Vermittler zwischen Kunde und Verkäufer fungieren sollte. Der Kunde übermittelte die Nummer seiner Kreditkarte oder seines Bankkontos auf einem „sicheren“ Weg, also per Post oder Telefon, an First Virtual, die ihm im Gegenzug ein Kennwort, den „VirtualPIN“, übersandte. Das Prinzip sah weiterhin vor, daß der Kunde zunächst die Ware bekam und dann entscheiden konnte, ob er sie kaufen wollte. Um zu bezahlen, mußte der Kunde dem Verkäufer sein Kennwort mitteilen, der VirtualPIN wurde vom Verkäufer mit dem gewünschten Geldbetrag an First Virtual weitergeleitet, von wo er eine Bestätigung darüber erhielt, ob das Kennwort korrekt bei First Virtual registriert war. Bevor der Betrag vom Konto des Käufers abgebucht wurde, wurde dieser noch einmal gefragt, ob Ware und Betrag richtig seien. So sollte ausgeschlossen werden, daß Geldbeträge unrechtmäßig abgebucht wurden. Bei einem Mißbrauch des Systems hatte das Unternehmen das Recht, die jeweiligen Käufer oder Verkäufer von dem System auszuschließen. Außerdem bot First Virtual die Möglichkeit, auch Informationen zu verkaufen. Auf einem Rechner der Firma, dem „Info Haus“, wurden Informationen verschiedener Anbieter bereitgestellt. Die Kunden konnten die gewünschten Dateien laden, wobei, wie beim Sharewareprinzip (Software kann erst kostenlos probiert werden, bevor gezahlt wird) nur bei Gefallen bezahlt wurde. Das Unternehmen „First Virtual Holdings“ wurde im März 1994 gegründet und stellte seine Dienstleistung vom Oktober an zur Verfügung. Lee Stein war der Geschäftsführer, während Einar Stefferud als „leitender Visionär“ fungierte. Borenstein war leitender Wissenschaftler und Rose technischer Geschäftsführer. Hinzu kam der in den USA bekannte Bauunternehmer Tawfiq Khoury. Die Firma wurde als „Virtuelles“ oder „Verteiltes Unternehmen“ gegründet, das heißt, es gab keinen zentralen Firmensitz und erst nach 15 Monaten ein offizielles Büro. Die Firmengründer arbeiteten von ihren Wohnorten an der West- und Ostküste der USA aus. Der Zentralrechner stand in Cleveland, Ohio. Großer Erfolg war dem System nicht beschieden. 1996 wurden zwar schon mehr als 4000 Transaktionen pro Woche abgewickelt. Doch es kam zu Problemen mit den beteiligten Unternehmen Visa und Mastercard, und inzwischen vermarktet das Unternehmen keine Zahlungssysteme mehr. Seit 1998 firmiert es unter dem Namen „Message Media“ und beschäftigt sich vor allem mit Lösungen zur Handhabung großer Mengen von E-Mail, zum Beispiel wenn es um die Aussendungen von erlaubten Werbesendungen geht. So kümmert sich Message Media etwa um die Versorgung der 120 Millionen Nutzer von Yahoo mit Werbe-Mails.

Beitragsbild: Screenshot der Seite 1996

Farmworld.de

Farmworld.de

Agrarportal aus Deutschland

Meldungen über die Auktionen des Agrarportals Farmworld.de finden sich in den gängigen Newslettern des Internet häufig unter der Rubrik „Kurioses“. Als zum Beispiel im Oktober 2000 ein Schafbock versteigert wurde, schrieben die Agenturen von der Möglichkeit ein „außergewöhnliches Haustier“ ersteigern zu können. Dabei ist „Farmworld“ ein ernstzunehmendes Unternehmen, das Waren und Dienstleistungen für Landwirte im Internet anbietet. Bereits 1998 hatte der 1963 in Langenhagen geborene Sven Jürgensen die Idee für ein solches Unternehmen. Er hatte Betriebswirtschaft studiert und war in der Landtechnikbranche tätig, wo er ein Vermarktungskonzept für gebrauchte Landmaschinen über das Internet entwickelte. Farmworld wurde im Mai 2000 gegründet und ging am 3. Juli, dem Geburtstag von Jürgensen, online. Sein Ziel, das erste deutsche Agrarportal zu werden, verfehlte er nur knapp, einige Tage zuvor war mit Farmpartner ein Mitbewerber aus München online gegangen. Dafür konnte er im September 2000 die erste europäische Viehauktion im Internet veranstalten. Damals kam der Bulle Xaver auf der Internetseite von Farmworld unter den Hammer. Die Firma bietet neben Auktionen den Handel mit gebrauchten Landmaschinen, wobei durch die Kooperation mit dem TÜV-Nord ein Gebrauchtmaschinenzertifikat angeboten werden kann. Farmworld bietet auch Zugriff auf einen Wetterdienst, eine Jobbörse, Kleinanzeigen und einen Marktplatz, auf dem diverse Waren aus dem Bereich der Landwirtschaft gehandelt werden können., dabei gibt es zusätzlich die Möglichkeit für interessierte Landwirte, durch Einkaufsbündelung günstige Konditionen zu erzielen. Ein Diskussionsforum rundet das Angebot ab.

Beitragsbild: Screenshot der Seite aus dem Jahr 2000