Dale Dougherty

Amerikanischer Autor.

Der „Global Network Navigator“ gilt als erste kommerzielle Seite im World Wide Web. Dort fanden die Besucher 1993 eine übersichtlich geordnete und kommentierte Sammlung von ausgewählten Seiten dieses schnell wachsenden Teils des Internet vor. Initiator des Projektes war der Mitbegründer des bekannten O`Reilly –Verlages, Dale Dougherty. Dougherty wurde am 11. Mai 1955 in Los Angeles geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Louisville und bildete sich 1983 zum technischen Redakteur weiter. Bis dahin hatte er noch keinerlei Kontakt mit der Computertechnik gehabt. Erst als er 1984 Gebrauchsanweisungen textete, kam er mit UNIX-Systemen in Berührung, die zum Editieren und Setzen der Schriftstücke verwendet wurden. Dies führte gemeinsam mit Tim O`Reilly unmittelbar zur Herausgabe des ersten Buches aus dem Bereich der Computertechnik. Es trug den Titel „Unix Text Processing“. 1985 gründeten die zwei Autoren den technischen Verlag „O`Reilly“, der vor allem durch die Herausgabe der „Nutshell“- Computerbücher weltweit bekannt geworden ist. Konzipiert hatte diese Reihe Dale Dougherty. Das Internet wurde vom Verlag zu dieser Zeit nur zur Kommunkation mit den Autoren genutzt. Dougherty begann, sich mit Hypertextsystemen zu beschäftigen, da er in ihnen eine gute Möglichkeit sah, die Inhalte der Bücher besser zugänglich zu machen. Auf der Suche nach frei verfügbaren Systemen, stieß Dougherty auf Pei Wei, der ein Hypertextsystem unter Unix entwickelt hatte. Bei O`Reilly widmete er sich nun Experimenten mit digitalen Büchern auf Hypertextbasis. Als er Dougherty eines Tages seinen Browser „Viola“ vorführte, sah dieser darin Möglichkeiten für das Verlagswesen. Das Projekt eines digitalen Buches wurde aufgegeben und statt dessen eine andere Anwendung entwickelt, deren Grundlage das im O`Reilly-Verlag erschienene Buch „The Whole Internet Users Catalogue“ von Ed Krol bildete. Das Buch bot eine Übersicht der interessantesten Seiten des World Wide Web. Um den Verkauf des Buches zu unterstützen, wurde eine Anwendung entwickelt, bei der über den Viola Browser direkt auf erwähnte Seiten im World Wide Web zugegriffen werden konnte. Das System wurde 1992 auf der Messe „Interop“ vorgestellt und danach einige Zeit als Kisok-System in Buchhandlungen verwendet. Der Erfolg des Programms brachte Dougherty dazu, daraus ein kommerzielles Produkt zu entwickeln. Seine Idee war es, einen solchen Katalog im World Wide Web zur Verfügung zu stellen und ihn durch auf der Seite geschaltete Anzeigen zu finanzieren, was auch geschah: Im August 1993 ging der Global Network Navigator, GNN, wie die Seite genannt wurde, online, dabei wurde der Katalog durch ein Online Magazin ergänzt. 1994 kam es auch zur Zusammenarbeit mit dem „National Center for Supercomputing Applications“ (NCSA), das mit „Whats New“ einen ähnlichen Service im World Wide Web anbot, für den O`Reilly die Werbung von Anzeigenkunden übernahm. Der Finanzbedarf zur Pflege des GNN stieg jedoch aufgrund des schnell wachsenden World Wide Web immer mehr an und so wurde der Navigator 1995 schließlich an ßßß AOL verkauft. Dort kümmerte man sich jedoch nur halbherzig um das Projekt und 1997 wurde der Global Network Navigator, der als eine der zuverlässigsten Quellen des Netzes gegolten hatte, eingestellt. Dale Dougherty organisierte 1993 beim O`Reilly Verlag den ersten „World Wide Web Wizards Workshop“, bei dem Personen wie Tim Berners Lee oder Marc Andreessen die Zukunft des Web diskutierten. Dougherty ist seit 20 Jahren verheiratet und lebt mit seiner Familie, er hat drei Kinder, in Sebastopol, Kalifornien. Dort ist er im Vorstand des örtlichen Theaters und einer lokalen Radio- und Fernsehstation engagiert. Außerdem trainiert er eine Baseball-Mannschaft.

Beitragsbild: Screenshot der WEbseite GNN von ca. 1993

Matt Drudge

Amerikanischer Klatschjournalist

Als der 28-Jährige Matt Drudge 1994 von seinem Vater einen 486-er Computer geschenkt bekam, wußte er zunächst nicht, was er damit anfangen sollte. Innerhalb von zwei Monaten entdeckte er das Internet, durch das er drei Jahre später berühmt werden sollte. Drudge hatte 1988 das College abgebrochen und arbeitete seitdem im Souvenirladen des Fernsehsenders CBS. Schon als 12-Jähriger hatte er seine Mitschüler durch das Erzählen von Geschichten unterhalten, im Prinzip der Mailinglisten sah er die Möglichkeit, dieses Talent wieder aufleben zu lassen. Also richtete er eine solche Liste ein, über die er Nachrichten verbreitete, die er in anderen Mailinglisten gelesen hatte. Anfangs hatte seine Liste nur wenige Teilnehmer, doch sie wuchs rasch und 1995 richtete er seine Web-Seite, den „Drudge Report,“ ein. Den Inhalt der Seite stellt er aus Meldungen verschiedener Medien zusammen. Zu diesem Zweck hat er seine kleine Wohnung mit Fernsehgeräten und Computern angefüllt, mit denen er die Web-Seiten der großen Tageszeitungen und die aktuellen Nachrichtensendungen verfolgt. Außerdem erhält er täglich über 1000 E-Mails, aus denen er die interessantesten Nachrichten auswählt. Matt Drudge selbst, der seinen Job bei CBS 1996 quittierte, macht keine Werbung für seinen Report. Allein die von ihm veröffentlichten Meldungen sorgen für Publizität. 1997 zählte seine Seite bereits über 1 Million Besucher im Monat. 1998 wurde er durch die Veröffentlichung der Clinton-Lewinsky Affäre auch über die USA hinaus berühmt. Allerdings nimmt er es mit dem Wahrheitsgehalt seiner Meldungen nicht so genau, denn keiner der auf seiner Seite veröffentlichten Berichte wird von ihm geprüft. Das brachte ihm 1997 eine Millionenklage des amerikanischen Präsidentenberaters Sidney Blumenthal ein, von dem er fälschlicherweise behauptet hatte, er würde seine Frau schlagen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Drudge unter anderem durch die Lieferung seiner Nachrichten an AOL, auch hatte er einige Zeit eine eigene Radio- und Fernsehshow. Vom Fernsehsender NBC trennte er sich 1999 im Streit um das Foto eines 21 Wochen alten Fötus, das er als Aufhänger für eine Diskussion über Abtreibung zeigen wollte. Der Radiosender ABC kündigte seinen Vertrag Ende 2000 nachdem er den Geschäftsführer des Disney-Konzerns, einer Tochtergesellschaft von ABC, als „Inkarnation eines Vampirs“ bezeichnet hatte. Eine Bezeichnung, die ihm selbst von seriösen Journalisten gegeben wird, denn Matt Drudge lebt vom „Juornalistischen Blut der Reporter“ indem er sich an ihren Nachrichten und Berichten gütlich tut. Als Vorbild sieht er den in Amerika populären Klatschjournalisten Walter Winchell, der in den 30er und 40er Jahren aus Hollywood berichtete. Matt Drudge wirkt in seinem an diese Zeit angelehnten Outfit allerdings eher wie eine Karikatur dieses Mannes.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite von 1999

Tim Dorcey

Amerikanischer Psychologe und Statistiker, Mitentwickler von CU SeeMee

Der 1960 in einer Kleinstadt in Michigan geborene und aufgewachsene Tim Dorcey fand den Computerunterricht in der Schule, als noch mit Lochkarten gearbeitet wurde, nicht besonders aufregend. Zwar interessierte er sich durchaus für Mathematik und die Naturwissenschaften, aber Philosophie und Psychologie begeisterten ihn mehr. Er studierte zunächst Psychologie und entdeckte dort sein Interesse an statistischen Methoden, so daß er Abschlüsse in Psychologie und Statistik erlangte. Während seines Studiums sammelte er Erfahrungen mit Großrechnern, die zur Auswertung statistischer Analysen dienten. Mit der Programmierung auf dem Apple Macintosh, auf dem später auch das Videokonferenzsystem Cu SeeMee entstand, begann er sich an der Cornell Universität zu beschäftigen, um statistische Methoden, an denen er arbeitete, zu präsentieren. An dieser Universität arbeitete er, während er an seiner Doktorarbeit schrieb. Jedoch sollte die Abteilung, in der er tätig war, bald geschlossen werden und er überlegte sich, was er tun könnte, um wenigstens die Zeit bis zum Ende seiner Doktorarbeit bei Cornell weiterarbeiten zu können. Richard Cogger, der das Netzwerk der Universität aufgebaut hatte, erzählte ihm von seiner Idee, Töne und Video über das Netzwerk zu übertragen und später auch das Telefonnetz der Universität durch das Computernetzwerk zu ersetzen. Da es sich nicht um einen offiziellen Auftrag handelte, konnte nur am Wochenende und nach Feierabend an dem Projekt gearbeitet werden. Tim Dorcey glaubte zwar nicht daran, daß irgend jemand Interesse an der Übertragung von Videobildern innerhalb der Universität haben könnte, aber er hatte Lust dazu, an so einem Projekt zu arbeiten, zumal Apple gerade Quick-Time auf den Markt gebracht hatte und eine entsprechende Videokarte und Kamera bereits für etwa 500 Dollar zu haben waren. Im Sommer 1992 entwickelte er innerhalb eines Monats ein entsprechendes Programm. Als er eines Tages im Büro von Richard Cogger vorbeischaute, der das System testete, war er erstaunt, auf dem Monitor von Cogger Videobilder von Freunden aus Vancouver zu sehen, ihm war gar nicht bewußt gewesen, daß er ein Programm geschrieben hatte, mit dem man Videobilder nicht nur quer durch ein Gebäude, sondern durch das ganze Land übertragen konnte. Ein „Geistesblitz“ bewahrte sie davor, dem System die wenig wohlklingende Bezeichnung“EZ-Video“ zu geben, wie er sich erinnert, und so wurde es, nach einer Idee von Richard Cogger „CU SeeMee“, was lautmalerisch see you, see me bedeutet, genannt. Das Programm wurde lange als Shareware von der Cornell-Universität abgegeben, bis die Firma White Pine, die sich nun „CU SeeMee Networks“ nennt, die Weiterentwicklung und Vermarktung übernahm. Tim Dorcey arbeitet inzwischen als Entwickler bei der Firma Eyematic, einer deutsch-japanischen Firma, am Videokonferenzsystem iVisit.

Cyberpunk

Bezeichnung aus der Subkultur der EDV.

Die Bezeichnung „Cyberpunk“ tauchte das erste Mal 1980 auf. Sie war Titel einer Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Bruce Bethke, der mit diesem Begriff die Verbindung von Punk und Technologie charakterisieren wollte. Wenig später machte Gardner Dozois, Herausgeber des „Isaac Asimov’s Science Fiction Magazin“ das Wort populär. Er beschrieb damit ein Genre der Science Fiction Literatur. „Cyberpunk“ setzt sich aus den Begriffen „Cybernetics“ und „Punk“ zusammen. Cybernetics, zu Deutsch „Kybernetik“, ist die Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Systemen, die auf den amerikanischen Mathematiker Norbert Wiener zurückgeht, der diese Definition 1948 prägte. Die Kybernetik wurde zunächst in der Luft- und Raumfahrttechnik angewendet. Wiener leitete den Begriff „Cybernetics“ aus der griechischen Bezeichnung für „Steuermann“ ab. Einer anderen Interpretation liegt das griechische Wort „Pilot“ zugrunde, wodurch das eigenständige Handeln des Cyberpunk betont werden soll. Der Pilot findet seinen Weg eigenverantwortlich, während der Steuermann Befehlen unterworfen ist. „Punk“, wörtlich übersetzt „Mist“, wurde Ende der 70-er Jahre populär. Der Ausdruck beschreibt eine Jugendkultur, die sich provokativ von der Konsumgesellschaft distanzierte. Gefärbte verklebte Haare, zerrissene Kleidung und Attribute, wie durch die Wange gestochene Sicherheitsnadeln und aggressive Musik, waren die äußeren Kennzeichen dieser Bewegung. Die Cyberpunk-Literatur beschäftigt sich mit Außenseitern einer technisierten Welt, die einem übermächtigen System gegenüberstehen. Meist wird ein düsteres Scenario beschrieben, in dem die Figuren körperlich mit einer künstlichen Welt, dem „Cyberspace“ verbunden sind. Protagonisten dieser Stilrichtung sind Autoren wie ßßß William Gibson oder Bruce Sterling. Aber auch in der realen Welt gibt es Cyberpunks. Eine „FAQ“, eine Liste, die häufig gestellte Fragen (Frequetnly Asked Questions) beantwortet, gibt darüber Auskunft. Demnach sind Cyberpunks von der entsprechenden Literatur beeinflußt. Sie erkennen, was aus den modernen westlichen Gesellschaften werden kann und identifizieren sich daher mit den Helden der Cyberpunk-Geschichten. Diese Subkultur unterscheidet zunächst drei Typen: Die Hacker, die Cracker und die Phreaks. Die „Hacker“ sind die Virtuosen der Computertechnik, sie holen alles, und noch etwas mehr, aus den Programmen heraus. Auch die „Cracker“ beherrschen die Technik aus dem FF, sie dringen unberechtigt in fremde Computersysteme ein oder knacken den Kopierschutz von Softwarepaketen. Die Phreaks nutzen das Telefonnetz für ihre Zwecke, wie John Drape, der als der legendärer „Captain Crunch“ kostenlose Ferngespräche führte. Mit einer Trillerpfeife, die als Werbegeschenk in Cornflakes-Packungen der Marke „Captain Cruch“ zu finden war, erzeugte er einen Ton, der die Telefongesellschaft veranlaßte, eine entsprechende Leitung freizuschalten. Heute hat es sich eingebürgert, jeden, der den Computer für kriminelle Machenschaften nutzt, als Hacker zu bezeichnen. Daneben findet man die Raver, sie generieren im Computer psychedelische Musik – „Cyberdelic“ – und feiern endlose Parties in leeren Fabriketagen. All diesen Typen ist gemeinsam, daß sie die Technologie für individuelle Ziele nutzen. Die „Cypherpunks“ hingegen lehnen sich gegen die Gesellschaft auf. Komplizierte Verschlüsselungsverfahren werden von ihnen genutzt, um Freiräume zu schaffen, die jenseits des herrschenden Systems liegen.

Cybergrrl

Amerikansiche Web-Seite für Frauen.

Als Aliza Sherman im Alter von 22 Jahren 1989 das erste Mal Bekanntschaft mit dem Cyberspace machte, hatte sie das Gefühl, die einzige Frau im Netz zu sein, tatsächlich lag der Anteil der Nutzerinnen damals bei 2 %. Aliza wurde auf Hawaii geboren und verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Madrid. Ihre Mutter stammt aus Mexiko und ihr Vater hat polnische und russische Vorfahren. Schon in der Schule interessierte sie sich für naturwissenschaftliche Fächer und Mathematik, wurde aber als Mädchen darin nicht gefördert. Einen Studienabschluß hat sie nicht, auf dem College interessierte sie sich gleichermaßen für Russische Geschichte, Englische Literatur und Wirtschaftsrecht. Mit dem Computer kam sie in Berührung, als sie auf der Suche nach einem Teilzeitjob erfuhr, daß Computerkenntisse ihr bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt geben würden. Ihren ersten eigenen Computer mit Netzanschluß kaufte sie sich vom Erlös ihres Gebrauchtwagens. Sie war vom Internet fasziniert und stellt heute fest, daß sie wohl ein Hacker geworden wäre, hätte man sie in der Schule in diesem Bereich gefördert. So arbeitete sie zunächst als PR und Marketing Agentin in der Musikbranche, bevor sie diesem, auch von Männern dominierten Geschäft den Rücken kehrte und als Geschäftsführerin eine Organisation gegen Gewalt in der Familie leitete. Einen Wendepunkt erfuhr ihr Leben, als sie und ein Freund 1994 an ihrem Wohnort New York überfallen, ausgeraubt und entführt wurden. Nach diesem Erlebnis zog sie ins ruhigere New Mexiko. Dort beschäftigte sie sich nebenbei mit der Programmierung von Web Seiten und stellte fest: „Das ist mein Medium“. So kam es zur Gründung von Cybergrrls, einer Web-Seite für Frauen. Hier geht es aber nicht um Kosmetik oder Diätvorschläge, sondern Aliza Sherman verfolgt das Ziel, Frauen gleichberechtigt am World Wide Web teilhaben zu lassen. „Frauen müssen sich nicht an 18-jährige Hacker anpassen, niemand muß das, wir müssen unseren eigenen Stil ins Web bringen.“ Zu diesem Zweck rief sie auch Webgrrls ins Leben, ein Diskussionsforum für Mädchen und Frauen in dem es um technische Belange des Internet geht. Auch schrieb sie das Buch „Cybergrrl der Internetguide für Frauen“ in dem sie das Internet ohne komplizierte technische Fachsprache beschreibt, um so die Schwellenangst vieler Frauen vor dem Cyberspace abzubauen.

Beitragasbild: Ausschnitt aus einem Screenshot der Seite von 1999

Cyberangels

Ableger der Guardian Angels im Internet.

Die amerikanische Rechtsanwältin Parry Aftab ist die ehrenamtliche Leiterin der Cyberangels, einer Gemeinschaft von 3000 sieben bis 80 jährigen Freiwilligen. Sie durchstreifen das Internet auf der Suche nach kinderpornografischen oder anderen kriminellen Inhalten, spüren deren Urheber auf und melden sie den zuständigen Behörden. Die Initiative geht auf die Guardian Angels zurück, einer Organisation, die 1978 von Curtis Sliva gegründet wurde. Der ehemalige Mc Donald‘s Angestellte und sein Freund Don Chin haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit Patrouillen von Freiwilligen die Innenstädte der großen Metropolen sicherer zu machen. Mit ihren roten „Uniformen“ aus Baretts und Jacken sind sie inzwischen weltbekannt. 1995 wurde Sliva darauf angesprochen, ob er nicht etwas gegen die Belästigung von Frauen in den Chaträumen des ständig wachsenden Internet unternehmen könne. Er wendete sich an Parry Aftab, die sich als Autorin des Buches „The Parents Guide to Protecting Your Children in Cyberspace“ – Deutsch etwa: „Wie Eltern Ihre Kinder im Cyberspace schützen können“ – bereits mit diesem und ähnlichen Themen auseinandergesetzt hatte. Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder sagte zu und so kam es zur Gründung der „Cyberangels“. Sie durchsuchen das Netz nicht nur nach den oben genannten Inhalten, sondern leisten auch Aufklärungsarbeit, indem sie zum Beispiel die Eltern an das Internet heranführen, damit sie verstehen, was ihre Kinder tun, um diese dann vor unerwünschten Inhalten schützen zu können. Parry Aftab betont, daß die Cyberangels nichts mit radikalen konservativen Gruppen zu tun haben, die sich für Zensur im World Wide Web stark machen. Die Cyberangels treten für Meinungsfreiheit im Internet ein, die natürlich durch die Rechte anderer ihre Grenzen findet, ganz so wie es auch in einem funktionierenden Gemeinwesen der Fall ist. Und sie betonen das Recht der Eltern, zu bestimmen, was ihre Kinder sehen dürfen und was nicht.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Screenshot der Webseite der Cyberangels aus dem Jahr 20000

CWI

Das Institut gab den Startschuß für das Internet in Europa

Das CWI (Centrum voor Wiskunde en Informatica) wurde 1973 vom SMC, dem „Stichting Mathematisch Centrum“ in Holland gegründet, um die Forschungen im Bereich der Informatik voranzutreiben und die Ergebnisse wirtschaftlich nutzbar zu machen. Das SMC war 1946 von holländischen Mathematikern gegründet worden, um am Aufbau der Niederlande nach dem Zweiten Weltkrieg mitzuwirken. Das Institut wurde in den 50-er Jahren durch die Entwicklung von Rechnern bekannt. Hier entstand der ARRA (Arithmetische Relais Rechenmaschine Amsterdam) oder der schon auf der Transistortechnik basierende X-1. Zur Vermarktung dieses Rechners wurde die Firma Electrologica gegründet. Am Institut arbeitete auch der weltbekannte Mathematiker Edsger Wybe Dijkstra. Er hatte 1956 die Idee der Verwendung von Interrupts zur Arbeit mit externen Geräten und war an der Entwicklung der Programmiersprache ALGOL beteiligt. Das CWI war die erste Organisation in Europa, die 1975 das Betriebssystem UNIX einsetzte, außerdem fungierte es als Beta-Tester für das Berkley UNIX. Die Verwendung dieses Betriebssystems brachte es mit sich, daß das Übertragungsprotokoll UUCP (Unix to Unix Copy Program) zur Kommunikation mit anderen Wissenschaftlern genutzt wurde. Daraus entwickelte sich ein Netzwerk, dessen Knotenpunkt das CWI war und aus dem später das EUnet, das „European UNIX Network“ hervorging. 1988 schuf CWI die erste offene Verbindung mittels IP mit dem NSFnet in den USA und gab damit den Startschuß für das Internet in Europa. Die Tradition der Firmengründungen, die mit Electrologica begonnen hatte, wurde vom CWI weitergeführt. Zu den bekanntesten gehört die vom Erfinder des digitalen Geldes David Chaum 1990 gegründete DigiCash.

Beitragsbild: Auschnitt aus einem Screenshot der Webseite des Instituts von 1999

Dan Connolly

Amerikansicher Computerspezialist.

Dan Conolly gehört zu den unbekannteren Figuren des World Wide Web, obwohl er nicht unwesentlich an der Zukunft des Netzes mitarbeitet: Er treibt im W3 Konsortium die Entwicklung des XML-Standards voran. Auf der ersten Web Konferenz 1994 in Genf veröffentlichte er die HTML 2.0 Spezifikation und er war maßgeblich an der Entwicklung der HTML-Standards 3.2 und 4.0 beteiligt. Alles Dinge, die das Erscheinungsbild und die Funktionalität der Web-Seiten beeinflussen. Das amerikanische Fachmagazin „inter@ktive Week“ wählte ihn 1997 daher in eine Liste der „25 unbesungenen Helden des Internet“. Er wurde 1967 als Sohn eines Chemieprofessors in Kansas City geboren. Nachdem er die Schule am Ort besucht hatte, studierte er von 1986 bis 1990 an der Universität Austin, Texas, Informatik. Schon während seines Studiums beschäftigte er sich intensiv mit verteilten Hypertextsystemen. Seit 1992 beteiligt er sich am World Wide Web Projekt, damals überarbeitete er die HTML-Spezifiaktion von Tim Berners Lee. Von 1995 an ist er Mitglied des W3 Konsortiums. Der begeisterte Volleyballspieler lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Austin. Dort engagiert er sich in der Initiative „Greater Austin Right to Life“ (GARTL). Diese Organisation tritt für den Schutz des ungeborenen Lebens, also gegen die Abtreibung ein und fordert die Mitbürger auf, entsprechende Schreiben an die zuständigen Politiker zu richten. Von Dan Conollys Web-Seite führt ein Link direkt zu GARTL. Was die Standards im Internet anbelangt, so ist er gegen jede Regelung, das Problem besteht für ihn nicht darin, daß verschiedene Firmen unterschiedliche HTML-Erweiterungen verwenden, sondern daß sie diese als Standard erklären. Seiner Ansicht nach sollten möglichst viele Firmen Erweiterungen entwickeln, die praktikabelsten und besten würden sich durchsetzen und dann vom W3 Konsortium zum Standard erklärt werden.

Beitragsbild: Im Jahr 200 zur Verfügung gestellt von D. Connolly

CompuServe

Erster Online-Dienst der Welt.

Wie viele bahnbrechende Entwicklungen ist auch der Online-Dienst CompuServe eher durch Zufall entstanden. Die beiden Absolventen der Universität von Arizona, Dr. John Goltz und Jeff Wilkins, arbeiteten 1969 in Columbus, Ohio, bei der „Golden Unite Life Insurace“ von Henry K. Gard. Die Versicherungsgesellschaft hatte die beiden engagiert, um die Organisation der Firma auf die Computertechnik umzustellen. Goltz und Wilkins hatten bereits einen Großrechner bestellt, als sie ein Angebot über ein leistungsfähigeres Modell, das nur unwesentlich teurer war, erreichte. Während ihres Studiums hatten sie gemeinsam mit einem Studienkollegen geplant, eine Firma zur Vermietung von Rechenzeit zu gründen. Ihr Kommilitone ging jedoch zur Armee und kam, statt mit Computern arbeiten zu können, nach Vietnam, so daß aus dem Projekt nichts wurde. Nun schien Goltz und Wilkins die Gelegenheit günstig, sie konnten die Geschäftsleitung von ihrem Plan überzeugen und es wurde „Compu Serve Network“ gegründet, deren erster Kunde ein Architekt, der Rechenzeit für 125 Dollar kaufte, war. Die Entwicklung des Unternehmens verlief, trotz starker Konkurrenz, positiv. Nach drei Jahren hatte Compu Serve bereits 400 Kunden. Mitte der siebziger Jahre gehörten Firmen wie Procter&Gamble oder General Motors zum Kundenkreis. 1977 wurde das Unternehmen in CompuServe umbenannt und ein Jahr später das Angebot durch „InfoPlex“, einen elektronischen Mail-Service, erweitert. Am ersten Juli 1979 kam Micro Net, ein Informationsservice, der sich auch an nicht professionelle Computernutzer wendete, hinzu. Mit dem „CB-Simulator“, dessen Name den in LKW`s verwendeten Funkgeräten entlehnt war, begann das Zeitalter der Online-Foren und Chat-Rooms. 1980 wurde CompuServe von der international tätigen Steuerberatungsgesellschaft H&R Block übernommen, da dringend Kapital für die weitere Expansion des Onlinedienstes benötigt wurde. Ein Abkommen mit der Presseagentur „Associated Press“ sicherte den mittlerweile 4000 Abonnenten Zugriff auf die neuesten Nachrichten und 1983 wurde mit der „Electronic Mall“ das E-commerce Zeitalter eröffnet, was durch eine Vereinbarung mit dem Kreditkartenanbieter VISA ergänzt wurde. 1990 stellte CompuServe seinen Kunden den „CompuServe Informations Manager“ zur Verfügung, der mit einer grafischen Benutzeroberfläche aufwartete. Anfang der neunziger Jahre war die Firma der größte Onlinedienst der Welt mit über fünf Millionen Kunden. Die wachsende Konkurrenz von in den Markt drängenden neuen Anbietern machte dem Unternehmen jedoch zu schaffen. Besonders der aggressiven Werbung von AOL konnte CompuServe nichts entgegensetzen, so daß CompuServe 1997 von AOL übernommen wurde, wo es als eigene Marke weitergeführt wird. Dr. John Goltz und Jeff Wilkins, die das Unternehmen anfangs neben Harry K. Gard als Präsident und Vizepräsident leiteten, sind schon lange nicht mehr bei CompuServe. Wilkins schied 1985 im Streit mit der Geschäftsführung über die Möglichkeit der Beteiligung am Unternehmen aus und ist nun im Management eines Unternehmens zur Herstellung von CD-ROM`s tätig, während Dr. Goltz im Vorstand einer Netzwerktechnologie-Firma sitzt.

Beitragsbild: Screenshot der Compuserve-Webseite von 2001

Journal of Commerce

Als Tageszeitung nur noch online.

Die älteste amerikanische Wirtschaftszeitung erscheint als Tageszeitung seit dem 1. Juni 2000 nur noch im World Wide Web. Damit zogen die Herausgeber die Konsequenz aus der sinkenden Auflage und dem damit einher gehenden abflauenden Anzeigengeschäft. Die Wirtschaftszeitung steht damit beispielhaft für eine Entwicklung bei der eine durch das Internet verwöhnte Leserschaft nicht nur tagesaktuelle Informationen erwartet, sondern stündlich über Neuigkeiten informiert werden möchte. Schon in den Anfangszeiten der Zeitung war man auf Aktualität bedacht: Die Reporter des Blattes fuhren den Transatlantikschiffen mit Schonern entgegen um die neuesten Nachrichten aus Europa zu ergattern. Das Journal of Commerce wurde 1827 von dem Kaufmann Arthur Tappan gegründet. Der streng religiöse Mann, der auch der Gründer der American Anti Slavery Society war, wollte eine Zeitung ohne unmoralische Anzeigen schaffen, er lehnte Inserate für Lotterielose oder Theateraufführungen ab.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite der Zeitung von 1997