Tim Dorcey

Amerikanischer Psychologe und Statistiker, Mitentwickler von CU SeeMee

Der 1960 in einer Kleinstadt in Michigan geborene und aufgewachsene Tim Dorcey fand den Computerunterricht in der Schule, als noch mit Lochkarten gearbeitet wurde, nicht besonders aufregend. Zwar interessierte er sich durchaus für Mathematik und die Naturwissenschaften, aber Philosophie und Psychologie begeisterten ihn mehr. Er studierte zunächst Psychologie und entdeckte dort sein Interesse an statistischen Methoden, so daß er Abschlüsse in Psychologie und Statistik erlangte. Während seines Studiums sammelte er Erfahrungen mit Großrechnern, die zur Auswertung statistischer Analysen dienten. Mit der Programmierung auf dem Apple Macintosh, auf dem später auch das Videokonferenzsystem Cu SeeMee entstand, begann er sich an der Cornell Universität zu beschäftigen, um statistische Methoden, an denen er arbeitete, zu präsentieren. An dieser Universität arbeitete er, während er an seiner Doktorarbeit schrieb. Jedoch sollte die Abteilung, in der er tätig war, bald geschlossen werden und er überlegte sich, was er tun könnte, um wenigstens die Zeit bis zum Ende seiner Doktorarbeit bei Cornell weiterarbeiten zu können. Richard Cogger, der das Netzwerk der Universität aufgebaut hatte, erzählte ihm von seiner Idee, Töne und Video über das Netzwerk zu übertragen und später auch das Telefonnetz der Universität durch das Computernetzwerk zu ersetzen. Da es sich nicht um einen offiziellen Auftrag handelte, konnte nur am Wochenende und nach Feierabend an dem Projekt gearbeitet werden. Tim Dorcey glaubte zwar nicht daran, daß irgend jemand Interesse an der Übertragung von Videobildern innerhalb der Universität haben könnte, aber er hatte Lust dazu, an so einem Projekt zu arbeiten, zumal Apple gerade Quick-Time auf den Markt gebracht hatte und eine entsprechende Videokarte und Kamera bereits für etwa 500 Dollar zu haben waren. Im Sommer 1992 entwickelte er innerhalb eines Monats ein entsprechendes Programm. Als er eines Tages im Büro von Richard Cogger vorbeischaute, der das System testete, war er erstaunt, auf dem Monitor von Cogger Videobilder von Freunden aus Vancouver zu sehen, ihm war gar nicht bewußt gewesen, daß er ein Programm geschrieben hatte, mit dem man Videobilder nicht nur quer durch ein Gebäude, sondern durch das ganze Land übertragen konnte. Ein „Geistesblitz“ bewahrte sie davor, dem System die wenig wohlklingende Bezeichnung“EZ-Video“ zu geben, wie er sich erinnert, und so wurde es, nach einer Idee von Richard Cogger „CU SeeMee“, was lautmalerisch see you, see me bedeutet, genannt. Das Programm wurde lange als Shareware von der Cornell-Universität abgegeben, bis die Firma White Pine, die sich nun „CU SeeMee Networks“ nennt, die Weiterentwicklung und Vermarktung übernahm. Tim Dorcey arbeitet inzwischen als Entwickler bei der Firma Eyematic, einer deutsch-japanischen Firma, am Videokonferenzsystem iVisit.