Dale Dougherty

Amerikanischer Autor.

Der „Global Network Navigator“ gilt als erste kommerzielle Seite im World Wide Web. Dort fanden die Besucher 1993 eine übersichtlich geordnete und kommentierte Sammlung von ausgewählten Seiten dieses schnell wachsenden Teils des Internet vor. Initiator des Projektes war der Mitbegründer des bekannten O`Reilly –Verlages, Dale Dougherty. Dougherty wurde am 11. Mai 1955 in Los Angeles geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Louisville und bildete sich 1983 zum technischen Redakteur weiter. Bis dahin hatte er noch keinerlei Kontakt mit der Computertechnik gehabt. Erst als er 1984 Gebrauchsanweisungen textete, kam er mit UNIX-Systemen in Berührung, die zum Editieren und Setzen der Schriftstücke verwendet wurden. Dies führte gemeinsam mit Tim O`Reilly unmittelbar zur Herausgabe des ersten Buches aus dem Bereich der Computertechnik. Es trug den Titel „Unix Text Processing“. 1985 gründeten die zwei Autoren den technischen Verlag „O`Reilly“, der vor allem durch die Herausgabe der „Nutshell“- Computerbücher weltweit bekannt geworden ist. Konzipiert hatte diese Reihe Dale Dougherty. Das Internet wurde vom Verlag zu dieser Zeit nur zur Kommunkation mit den Autoren genutzt. Dougherty begann, sich mit Hypertextsystemen zu beschäftigen, da er in ihnen eine gute Möglichkeit sah, die Inhalte der Bücher besser zugänglich zu machen. Auf der Suche nach frei verfügbaren Systemen, stieß Dougherty auf Pei Wei, der ein Hypertextsystem unter Unix entwickelt hatte. Bei O`Reilly widmete er sich nun Experimenten mit digitalen Büchern auf Hypertextbasis. Als er Dougherty eines Tages seinen Browser „Viola“ vorführte, sah dieser darin Möglichkeiten für das Verlagswesen. Das Projekt eines digitalen Buches wurde aufgegeben und statt dessen eine andere Anwendung entwickelt, deren Grundlage das im O`Reilly-Verlag erschienene Buch „The Whole Internet Users Catalogue“ von Ed Krol bildete. Das Buch bot eine Übersicht der interessantesten Seiten des World Wide Web. Um den Verkauf des Buches zu unterstützen, wurde eine Anwendung entwickelt, bei der über den Viola Browser direkt auf erwähnte Seiten im World Wide Web zugegriffen werden konnte. Das System wurde 1992 auf der Messe „Interop“ vorgestellt und danach einige Zeit als Kisok-System in Buchhandlungen verwendet. Der Erfolg des Programms brachte Dougherty dazu, daraus ein kommerzielles Produkt zu entwickeln. Seine Idee war es, einen solchen Katalog im World Wide Web zur Verfügung zu stellen und ihn durch auf der Seite geschaltete Anzeigen zu finanzieren, was auch geschah: Im August 1993 ging der Global Network Navigator, GNN, wie die Seite genannt wurde, online, dabei wurde der Katalog durch ein Online Magazin ergänzt. 1994 kam es auch zur Zusammenarbeit mit dem „National Center for Supercomputing Applications“ (NCSA), das mit „Whats New“ einen ähnlichen Service im World Wide Web anbot, für den O`Reilly die Werbung von Anzeigenkunden übernahm. Der Finanzbedarf zur Pflege des GNN stieg jedoch aufgrund des schnell wachsenden World Wide Web immer mehr an und so wurde der Navigator 1995 schließlich an ßßß AOL verkauft. Dort kümmerte man sich jedoch nur halbherzig um das Projekt und 1997 wurde der Global Network Navigator, der als eine der zuverlässigsten Quellen des Netzes gegolten hatte, eingestellt. Dale Dougherty organisierte 1993 beim O`Reilly Verlag den ersten „World Wide Web Wizards Workshop“, bei dem Personen wie Tim Berners Lee oder Marc Andreessen die Zukunft des Web diskutierten. Dougherty ist seit 20 Jahren verheiratet und lebt mit seiner Familie, er hat drei Kinder, in Sebastopol, Kalifornien. Dort ist er im Vorstand des örtlichen Theaters und einer lokalen Radio- und Fernsehstation engagiert. Außerdem trainiert er eine Baseball-Mannschaft.

Beitragsbild: Screenshot der WEbseite GNN von ca. 1993