Patrick Byrne

Amerikanischer Unternehmer.

Symbolbild

Patrick Byrnes Unternehmen gehört zu den erfolgreichen Wettbewerbern im Internet, die Firma profitiert sogar davon, wenn andere Firmen pleite machen. Overstock.com widmet sich dem An- und Verkauf von Waren aus Geschäftsauflösungen. Allerdings werden nur etwa 20 Prozent des Umsatzes mit Waren dahingeschiedener „Dot Coms“ erzielt, das eigentliche Geschäft findet immer noch mit Firmen aus der realen Welt statt. Die Anfänge von Overstock liegen im Jahr 1997, damals gründete Robert Brazell das Unternehmen „D-2 Discounts Direct“, welches Produkte aus Überschüssen und Geschäftsauflösungen an Einzelhandelsgeschäfte und Flohmarkthändler verkaufte. Brazell ist in den USA außerdem als Co-Autor des Buches „The Idea Economy und als Initiator der Web-Seite „Idea Exchange“, über die kreative Köpfe ihre Ideen verkaufen können bekannt, wobei die Bandbreite vom Aprilscherz für einen Dollar bis zum Patent für mehrere Millionen Dollar reicht. Den Investmentbanker Patrick Byrne lernte er 1999 kennen, als er Kapital für sein Geschäft „D-2“ aufzutreiben suchte. Byrne schlug vor, ins Internet zu gehen und beteiligte sich an der Firma. Patrick Byrne wurde 1962 in Fort Wayne, Indiana, geboren. Die ersten Tips zum erfolgreichen Umgang mit Geld erhielt er im Alter von 13 Jahren vom Börsenguru Warren Buffet, der mit seinem Vater befreundet war. Mit 16 besaß Patrick Byrne eine kleine Weihnachtsbaumplantage, die ihm jährlich 6000 Dollar einbrachte. Der sprachbegabte Byrne, der neben Französich, Deutsch und anderen gebräuchlichen Sprachen auch Mandarin beherrscht, studierte Philosophie und Sinologie. Er promovierte in beiden Fächern und übersetzte den taoistischen „Weg der Weisheit“ ins Englische. Seine Karriere als Geschäftsmann begann er zunächst mit seinem Bruder als Immobilienmakler, um danach als Investmentbanker zu arbeiten. Patrick Byrne, der unmittelbar nach seinem Studium eine schwere Krebserkrankung überwand, erregte auch dadurch Aufsehen, daß er die USA bislang vier Mal mit dem Fahrrad durchquerte, zuletzt im Jahr 2000, um Spenden für eine Stiftung zu sammeln, die sich den Kampf gegen den Krebs auf die Fahnen geschrieben hat.

Stephan Buchwald

Organisierte den ersten Internetauftritt eines Deutschen Geldinstitutes.

Symbolbild

Die Geschichte des 1972 geborenen Stephan Buchwald zeigt, daß man nicht unbedingt ein Computerfreak sein muß, um im Internet-Geschichte zu schreiben. 1995 initiierte er den Web-Auftritt der Zweigstelle der Hypo-Bank in Schwerin und damit den ersten Web-Auftritt einer Bank in Deutschland. Die „Deutsche Bank“ ging erst eine Woche später ans Netz. Die Web-Seite der Hypo-Bank war vergleichsweise simpel: Ein kurzer Text, das Firmenlogo und die Möglichkeit per E-Mail Kontakt aufzunehmen, waren die Elemente des Auftritts. Da die Aktion ohne Abstimmung mit der Zentrale stattgefunden hatte, war man dort zunächst nicht sehr erbaut von dem eigenmächtigen Vorgehen der Zweigstelle, schließlich müssen alle Werbe- und Kommunikationsmittel einer großen Firma ja sorgfältig geplant und aufeinander abgestimmt werden. Der Ärger war jedoch schnell vergessen, als die ersten Reaktionen von außerhalb bekannt wurden. Die Idee hatte durchschlagenden Erfolg, der Presserummel war gehörig und die Bank wurde mit Rückmeldungen überhäuft. Die erste Anfrage kam von einem Geschäftsmann aus Wismar, „der dann tatsächlich Kunde bei der Bank wurde“, wie sich Stephan Buchwald erinnert. Buchwald war auf die Idee des Web-Auftritts gekommen, nachdem er die Möglichkeiten des Internet zur Recherche und Kommunikation kennengelernt hatte. Er konnte seine Vorgesetzten von der Nützlichkeit einer Präsenz im World Wide Web überzeugen und so zum Internet Pionier werden. Die Möglichkeiten der Kommunikation über ein Netzwerk hatte er anhand des BTX-Systems der Telekom kennengelernt, nach Feierabend erkundete er die Chatsysteme dieses Dienstes und nutzte die Möglichkeit, mit anderen Teilnehmern online zu spielen. Stephan Buchwald ist seinem Beruf treu geblieben, er arbeitet bei der Vereins-und Westbank in Schwerin als Vermögensplaner und bildet sich an der Hochschule für Bankwirtschaft zum financial planner weiter.

Vannevar Bush

Amerikanischer Wissenschaftler, beschreibt 1945 ein Hypertextsystem (1890-1974)

Vannevar Bush

Der am 11. März 1890 als Sohn eines Predigers in Everett, Massachusetts, geborene Vannevar Bush kann als der geistige Vater des Informationszeitalters bezeichnet werden. 1945 beschrieb er in seinem Aufsatz „As may we think“ (Wie wir denken können) eine Maschine mit der Bezeichnung Memex. Damit sollten Informationen festgehalten und durch Verweise, die der menschlichen Assoziation entsprechen, verbunden werden. Ganz wie in einem Hypertextsystem, bei dem die Leser durch Verweise, die Links, von einem Dokument zu vielen anderen geführt werden und so die Assoziationen des Autors nachvollziehen können. Vannevar Bush promovierte an der Harvard-Universität zum Dr. Ing. und war von 1914 bis 1917 als Professor für Elektrowissenschaften tätig. Während des ersten Weltkrieges arbeitete er für die amerikanische Marine an Systemen zur Ortung von U-Booten. Nach dem Krieg ging er zum MIT, an dem er 25 Jahre blieb. Dort beschäftigte er sich unter anderem mit der Konstruktion analoger Rechner und Systemen zur Recherche in umfangreichen Beständen von Mikrofilmen. Im zweiten Weltkrieg wurde er von Präsident Roosevelt als Vorsitzender des Komitees für neue Waffen und Ausrüstung berufen. Dort versammelte er 6000 Wissenschaftler, die für das amerikanische Kriegspotential arbeiteten. Unter der Federführung von Bush wurden militärische Projekte vom Amphibienfahrzeug über Radarsysteme und bewußtseinsverändernden Drogen bis zum Manhattan Projekt zum Bau der ersten Atombombe durchgeführt. Er selbst entwickelte einen speziellen Langbogen mit starker Durchschlagskraft für den europäischen Widerstand gegen die Nazis – Bush war begeisterter Amateurbogenschütze-. Aus heutiger Sicht könnte man Bush fast als einen Befürworter des Wettrüstens und Kalten Krieger bezeichnen, denn noch 1949 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Moderne Waffen – Freie Menschen“ in dem es heißt: „ Nichts dürfte so geeignet sein, um einen neuen Weltkrieg zu verhindern, wie allein die Existenz moderner Kampfmittel.“ Wesentlich friedlicher war der 1945 erschienene Artikel „As may we think“. Dort entwarf er Memex, eine Maschine zur persönlichen Ergänzung des Gehirns. Gemäß Vannevar Bush liegt die größte Schwierigkeit bei der Verarbeitung großer Informationsmengen in der Organisation der Informationen. Während herkömmliche Systeme die Bestände alphabetisch oder numerisch ordnen und dadurch den Zugriff erschweren, erdachte Bush ein System, das der menschlichen Denkweise nahekommt. Beim Studium von Unterlagen sollte es möglich sein, diese durch eine mechanische Vorrichtung zu verknüpfen und so „Assoziationspfade“ zu erstellen, die ihrerseits von jeder anderen Person aufgerufen und nachvollzogen werden könnten. Dadurch sollte eine neue Form des Erbes möglich werden: vererbbares Gedankengut. Bush stellte sich Memex wie einen Schreibtisch vor, der die gesamte Bibliothek und Kommunikation einer Person in Form von Mikrofilmen enthielt. Eine Vorrichtung sollte es ermöglichen, auf einfache Weise neue Dokumente einzuspeisen, wobei die Speicherkapaziät für einige hundert Jahre ausreichen sollte. Zur Dateneingabe war zunächst eine Mechanik vorgesehen, Vannevar Bush konnte sich aber für die Zukunft durchaus eine direkte Verbindung zum menschlichen Gehirn vorstellen. Nach dem Krieg bemühte er sich um die Bündelung der staatlichen Forschungsmittel, um sie für zivile Zwecke nutzbar zu machen. Auf seine Anregung geht unter anderem die Advanced Research Projects Agency (ARPA) zurück. Er setzte sich für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ein, um so für die Forschung weitere Geldquellen zu erschließen und nahm dadurch die heute übliche Zusammenarbeit im High-Tech Bereich vorweg. Er selbst gehörte zu den Gründern des heutigen Rüstungskonzerns Raytheon. In den 50-er Jahren entwickelte Bush unter anderem Konzepte zur Gewinnung von Rohstoffen aus dem Ozean mittels lebendiger Organismen. Er war 14-facher Ehrendoktor und erhielt zahlreiche Auszeichungen. Vannevar Bushs Memex wurde nie auch nur in Ansätzen gebaut, aber er hatte damit zwei wesentliche Probleme des Informationszeitalters angesprochen: Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine sowie die Organisation der wachsenden Informationsflut. Bush, der 1974 starb, konnte den Beginn der Realisierung seiner Vision noch erleben. 1972 sagte Ted Nelson, der 1965 den Begriff „Hypertext“ prägte : “… Der Memex ist hier. Die Pfade von denen er sprach – entsprechend verallgemeinernd Hypertext genannt – könnten und sollten zur vorherrschenden Form des Verlagswesens der Zukunft werden.“

Beitragsbild: Von US Department of Energy – File:HD.1A.018_(14651763814).jpg, Gemeinfrei,

René Brunner

Dokumentierte den Y2K Rummel.

Der 1962 geborene Schweizer Informatik-Ingenieur ist ein schönes Beispiel dafür, wie jemand im Internetzeitalter mit einer Web-Seite berühmt werden kann, auch wenn er eigentlich nichts mitzuteilen hat. Das behauptet René Brunner sogar selbst von sich. Als er 1997 seinen Internetzugang einrichtete, dachte er darüber nach, was er denn „der großen weiten Welt zu sagen“ hätte und kam zu der Erkenntnis „…eigentlich gar nichts“. Doch er hatte Glück, er stieß auf Y2K. Manch ein Leser erinnert sich vielleicht noch an den Wirbel, der zum Jahreswechsel 1999/2000 um den Y2K Bug, das „Jahr 2000 Problem“, gemacht wurde. Die Computer würden massenhaft abstürzen und alle möglichen Katastrophen auslösen. Der Grund dafür läge in den Programmen, bei denen die Datumsangabe, um Speicherplatz zu sparen, nur zweistellig angegeben würde. Brunner sammelte und kommentierte alle Nachrichten zu diesem Problem, deren er habhaft werden konnte. Sie reichen vom ironischen Y2K Kettenbrief „…einem Freund, der diesen Brief nicht weitergab fiel eine Palette mit 1000 kg Computerhandbüchern auf den Kopf…“ über Computerprobleme in Kernkraftwerken bis zu allgemeinen philosophischen Betrachtungen. Wie man weiß, blieb die Katastrophe aus, was René Brunner am 3. Januar 2000 gleichermaßen erleichtert, verwirrt und neugierig in seinem Tagebuch festhält. Am 15. März 2000 beendet er das Tagebuch, da auch der Crash am 29. Februar ausgeblieben ist und läßt die Seiten als „zeithistorisches Dokument“ im Netz stehen. Man mag das Projekt von René Brunner belächeln, doch weist es auf einen ernsten Hintergrund hin: Der fast absoluten Abhängigkeit eines großen Teiles der Menschheit von der Technik.

Beitragsbild: Ausschnitt eines Screenshots von Brunners Tagebuch

Thomas R. Bruce

Programmierte Cello, den ersten Browser für Windows.

Symbolbild

Thomas R. Bruce hatte 1986 die Nase voll vom andauernden Streß in seinem Beruf als Bühnenmanager: Er sattelte um und widmet sich seitdem an der juristischen Fakultät der Cornell Universität den Möglichkeiten der Computertechnik bei der Ausbildung von Juristen. Dort gründete er 1992 mit einem Rechtsprofessor das „Legal Information Institute“. Das Institut hatte die erste Seite mit juristischen Inhalten im World Wide Web und ist heute die am meisten besuchte Quelle in diesem Bereich. Dabei hatte der, 1954 in einem Vorort von Washingotn DC geborene, Thomas Bruce zunächst wenig Interesse an der Computertechnik. In der Highschool fand er den Computerunterricht ziemlich langweilig und auf dem College arbeitete er in seiner Freizeit lieber am Theater. Nach seinem vorzeitigen Abschluß an der Yale School 1974, fand er zunächst eine Beschäftigung als Beleuchter, bevor er sein Studium 1976 an der Yale School of Drama fortsetzte. 1979 erlangte er dort den Master of Fine Arts und erhielt den Bert-Gruver-Preis für Bühnenmanagement. Fortan arbeitete er als Bühnenmanager- und Direktor an verschiedenen Opern, bei Rock-Konzerten und großen Industrie-Ausstellungen. Während dieser Zeit lernte er die Programmiersprache PL/1, eine Sprache für kaufmännische und technische Anwendungen. Er schrieb eine kleine Anwendung zum Verwalten von Bühneninventar und für eine Tour der Rockgruppe Queen entwickelte er ein Programm zur Ermittlung der Stärke eines Stahlseils, das einen Vorhang halten sollte, der quer durch ein Stadion gespannt wurde. Ansonsten diente ihm der Computer als Schreibmaschine. 1986 begann er an der Cornell Law School zu arbeiten. Zunächst war er dort für die reibungslose Funktion der Computersysteme zuständig. Anfang der 90er Jahre entdeckte er das Internet als hervorragende Möglichkeit, juristische Literatur zu veröffentlichen. Schon damals wurden in diesem Bereich häufig Hypertextsysteme verwendet. Da im wissenschaflichen Bereich die Betriebssysteme UNIX und MacOS dominierten, die Juristen jedoch weltweit mit den Microsoft Betriebssystemen DOS oder Windows arbeiteten, entwickelte er den ersten Browser für Windows: Cello. Die erste Version war 1993 fertig, sie unterstützte neben dem World Wide Web auch andere Protokolle des Internet, wie Gopher, FTP oder Telnet. Die Entwicklung von Cello wurde jedoch 1994 wieder eingestellt. Thomas R. Bruce ist neben seiner Tätigkeit an der Cornell Universität auch für andere Organisationen als Berater für computergestützte Ausbildung tätig. Er ist mit Judit Pratt verheiratet, die ebenfalls am Theater arbeitete. In seiner Freizeit sammelt er alte Werkzeuge zur Holzbearbeitung und betätigt sich als Kunsttischler. Außerdem fährt er jedes Jahr mehrere tausend Kilometer mit dem Fahrrad.

Karlheinz Brandenburg

Deutscher Softwarespezialist, enwickelte mp3.

Karlheinz Brandenburg

Es ist noch gar nicht so lange her, da hörten Karlheinz Brandenburg und die Mitarbeiter seiner Arbeitsgruppe Bernhard Grill und Harald Popp ständig den Song „Tom`s Diner“ von Susan Vega („….I am sitting in the morning at the diner on the corner…“) Dieses a capella vorgetragene Lied eignet sich besonders gut dafür, die Qualität des von Brandenburg entwickelten Kompressionsverfahrens für Audio-Dateien, MP3, zu testen. Bei dem Verfahren werden für das menschliche Ohr unhörbare Töne aus den Sounddateien entfernt. Dadurch wird es möglich, diese auf ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe zu komprimieren und so zum Beispiel digitalisierte Musikstücke in Windeseile über das Internet zu übertragen. Aber auch für den digitalen Rundfunk bietet MP3 unschätzbare Vorteile: Musik kann in HiFi-Qualität übertragen werden und es ist möglich zehnmal so viele Radioprogramme auszustrahlen. Karlheinz Brandenburg wurde 1954 in Erlangen geboren. Nach seinem Abitur 1973 studierte er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg technische Elektronik. Dort kam er mit der Idee von Professor Dieter Seitzer, seinem späteren Doktorvater, in Berührung, Musik über Telefonleitungen zu übertragen. Brandenburg, dem die Kombination von Elektronik und Musik schon immer großen Spaß gemacht hatte, begann sich mit dieser Frage zu beschäftigen und konnte 1989 seine Promotion zu diesem Thema vorlegen. Nach einem Aufenthalt in den USA, wo er von 1989 bis 1990 bei AT&T beschäftigt war, kehrte er zunächst an die Universität Erlangen-Nürnberg zurück, wo er bis 1993 alsAkademischer Rat auf Zeit tätig war. Danach arbeitete er als Abteilungsleiter beim Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS-A) Erlangen. Im September 2000 wurde er zum Professor an der TU Ilmenau berufen. Am Frauenhofer Institut entstand die Software, die eine Revolution im Musikvertrieb einläuten sollte. 1995 stellten Brandenburg und seine Kollegen das Programm als Shareware zum Download ins Internet. Die Software verbreitete sich wie ein Lauffeuer und löste den bekannten Boom aus. Inzwischen ist es gang und gäbe, kopierte Musikstücke, unter Umgehung der Musikindustrie, über das Internet zu verteilen. In den USA wurden Firmen gegründet, die sich der neuen Technologie bedienten und rasch Millionen machten, wie etwa MP3.com von Michael Robertson: Diese Plattform für Online-Musik hatte 1999 einen Wert von zwei Milliarden Dollar. Hätte Karlheinz Brandenburg wie ein Geschäftsmann gehandelt, könnte er längst vielfacher Millionär sein, doch er besitzt noch nicht einmal eine Aktie eines Unternehmens, das mit seiner Erfindung reich geworden ist. Für seine Entwicklungen erhielt er allerdings verschiedene Auszeichnungen, zuletzt den Deutschen Zukunftspreis 2000. Ein Vertreter der Musikindustrie verglich die Wirkung von MP3 auf den Musikmarkt mit der Entwicklung der Atombombe für die Menschheit: Eine neue Technologie, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, tritt auf den Plan. Schon 1995 wurde Karlheinz Brandenburg gefragt, ob er mit der neuen Technik die Musikindustrie zerstören wolle. Er vertrat die Ansicht, sie werde nicht zerstört, sondern nur verändert.

Beitragsbild: Von Christliches Medienmagazin pro; derivative work: KreuzschnabelCC BY 3.0,

Nathaniel S.(Nat) Borenstein

Amerikanischer Internet-Guru, entwickelte das MIME-Protokoll.

Symbolbild

Nat Borenstein lehnt es kategorisch ab, Verträge online zu schließen, auch wenn die amerikanische Regierung im Jahr 2000 die Elektronische Signatur als rechtsgültig anerkannt hat. Borenstein ist der Ansicht, daß dadurch dem Betrug Tür und Tor geöffnet wird, da die Übertragungswege im Internet nie absolut sicher sein werden. Wer einen Vertrag mit ihm schließen will, soll sich gefälligst schriftlich an ihn wenden. Auch seine E-Mail beantwortet er nur schleppend. Eines Tages wurde ihm klar, daß es im Leben auch noch etwas anderes gibt, als stundenlang vor einem Monitor zu sitzen und E-Mails zu lesen und zu beantworten. Also liest er seine elektronische Post nicht mehr regelmäßig. Dabei hatte ihn das Magazin Wired noch 1994 mit dem Satz zitiert, E-Mail sei „ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Freiheit der Menschen“. Seit 1980 beschäftigt er sich mit dem Internet, wobei ihn ganz besonders die Interaktion zwischen Mensch und Computer, der E-commerce und E-Mail, interessieren. Während seiner Schulzeit verbrachte er unter anderem ein Jahr auf dem „Deep Springs College“, wo man nach dem Motto „Selbstverwaltung, Arbeit und Schule“ lebt. Das auf dem Land liegende College beinhaltet eine Ranch und eine Farm, die von den 26 Studenten neben dem Unterricht bewirtschaftet wird. Auch besuchte Borenstein die Hebräische Universität von Jerusalem und die „Ohio State University“. 1980 wurde er am Grinell College zum Bachelor of Arts in Mathematik und Religion, 1981 folgte der Master of Science in Informatik an der Carnegie Mellon University. 1985 erlangte er in diesem Fachbereich einen Doktortitel. Bereits im Jahr 1983 begann er mit seiner Firma „Soft Celars“ Software für Home Computer zu programmieren und zu vermarkten. 1985 war er an der Entwicklung des „Andrew Message System“ beteiligt, einem Multimediasystem für elektronische Post und „Bulletin Boards“. Auch „Safe-Tcl“ und „ATOMICMAIL“, zwei Sprachen zum Versenden interaktiver und multimedialer Inhalte via herkömmlicher E-Mail, sind seine Entwicklungen. Am bedeutendsten ist jedoch „MIME“ (Multipurpose Internet Mail Extensions). Dieser universelle Standard wurde 1993 von Borenstein veröffentlicht, wodurch ermöglicht wird, auch Multimediadateien, also etwa Grafik und Sound, per E-Mail zu versenden. Nat Borenstein ist ebenfalls durch seine Beteiligung an First Virtual bekannt geworden, einem Unternehmen, das 1994 ein Bezahlsystem für das Internet einführte. Seit 1998 ist er Wissenschaftler an der School of Information der University of Michigan. Auch ist er seit dem Jahr 2000 „Chief Technologie Officer“ bei „NetPOS“, einer Firma, die internetbasierte Systeme für den „Point of Sale“, den Einsatz in Ladengeschäften, entwickelt. Neben diesen Aktivitäten ist er Herausgeber und Gründer eines experimentellen Multimedia Magazins im Internet namens„Electric Eclectic“. Borenstein engagiert sich im „Institute for Global Communication“, und bei den „Computer Professionals for Social Responsibility“ setzt er sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Informationstechnologie ein. Der Familienvater verbringt seine Freizeit möglichst in der Natur, er spielt Gitarre und singt gern. Mit seiner Frau Trina, drei Töchtern, zwei Hunden, drei Katzen und „verschiedenen kleineren Haustieren“ lebt er in Ann Arbor, Michigan.

Boo.com

Onlinekaufhaus, „Pleite des Jahres“ 2000.

Screenshot 2001

Kasja Leander und Ernst Malmsten hatten 1999 eine tolle Idee: Ein Onlinekaufhaus der Extraklasse. Die Kunden sollten die angebotenen Waren, exklusive Bekleidung, nicht nur auf platten zweidimensionalen Bildern präsentiert bekommen. Animierte Produktdarstellungen sollten es ermöglichen, die Kleidungsstücke zum Beispiel zu drehen und von allen Seiten zu begutachten, eine virtuelle Einkaufsberaterin den Kunden zur Seite stehen. Boo sollte „den Kleidungskauf revolutionieren“, ein Lebensstil werden! So war es für die Gründer ein Leichtes, Kapitalgeber zu begeistern, und in kurzer Zeit über 120 Millionen Dollar einzusammeln. Das mit vielen Vorschußlorbeeren bedachte Projekt war jedoch bereits im Frühjahr 2000 pleite. Wie konnte das passieren? Hatten die damals 28 Jahre alten Gründer aus Schweden doch bereits 1997 in ihrem Heimatland erfolgreich den Internetbuchshop bokus.com aufgezogen. Als Boo.com im November 1999 online ging, hatten die Interessenten schon über drei Monate auf die langersehnte Seite gewartet, denn der Start hätte bereits im Sommer erfolgen sollen. Die Macher von Boo hatten einen Online-Auftritt mit allen Schikanen entwickelt, animierte Schaufensterpuppen konnten gedreht werden, man konnte die Produkte heranzoomen… Doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht: 98% der amerikanischen und 99% der europäischen Internetnutzer hatten gar nicht die technische Ausstattung, um die Seiten von Boo in der vorgesehenen Weise aufrufen zu können. Man mußte schlicht zu lange warten, bis sich die Seiten aufgebaut hatten, was der deutsche Geschäftsführer von Boo, Christoph Vilanek, mit den Worten:“ Wir wollen Leute, die auf Mode und Styling Wert legen … Die wollen gar nicht schnell durch die Seite, sondern sich vom Umfeld begeistern lassen und wohl fühlen.“ abtat. Schon Ende Januar 2000 wurden Mitarbeiter entlassen und das bis dato unabhängig im Netz stehende Lifestyle Magazin „BooMagazin“ wurde in den Auftritt von Boo.com integriert. Im Mai verfügte Boo, bei einem wöchentlichen Bedarf von einer Millionen Dollar, nur noch über 500000 Dollar und es gelang nicht, neues Kapital aufzutreiben. Daher mußte die Firma im Juni 2000 ihre Pforten schließen. Die Software wurde an eine englische Technologiefirma verkauft und der Markenname ging an die amerikanische Fashionmall, die Boo Ende 2000 wiederaufleben ließ. Über die Gründe des Scheiterns von Kasja Leander und Ernst Malmsten gibt es viele Spekulationen: Waren sie zu visionär (Malmsten) oder hatten sie schlicht die „finanzielle Kontrolle verloren“ (Malmsten)? Der Firmensitz lag in der legendären Carnaby Street, die Firmengründer wohnten in den teuersten Vierteln Londons und in der Firma wurde ein Lebensstil gepflegt, der auch als „Champagner-Kaviar-Concorde-Lebensstil“ beschrieben wurde. Vielleicht lag es aber auch daran, daß die Internetnutzer das Netz eher zum preiswerten Einkauf nutzen, wie Firmen wie Priceline zu bestätigen scheinen, und ein Umfeld, das sie begeistert lieber in der realen Welt suchen.

Beitragsbild: Screenshot der Neuauflage der Seite aus dem Jahr 2001

Bitnet

Akademisches Netzwerk.

Bitnet Oberfläche

Anfang der 80er Jahre entstanden in den USA verschiedene Netzwerke. Eines davon war das „Because It`s Time Network“, Bitnet, das auf Initiative von Ira H. Fuchs und Greydon Freeman von der City University; New York, ins Leben gerufen wurde, die meinten, daß es an der Zeit sei, ein kostengünstiges Netzwerk zwischen den Universitäten der amerikanischen Ostküste einzurichten. Die erste Verbindung kam im Frühjahr 1981 zwischen den IBM Großrechnern der Universitäten New York und Yale zustande. Als Übertragungsprotokoll wurde das von IBM entwickelte NJE, „Network Job Entry“, verwendet. Dieses Netz verband bald eine ganze Anzahl von Universitäten in den USA, und in aller Welt entstanden Entsprechungen des Netzwerkes, die miteinander verbunden waren, zum Beispiel in Europa 1982 das „European Academic and Research Network“, EARN, oder das kanadische „Net North“ im Jahr 1983. Das Bitnet bot E-Mail, den Austausch von Dateien und etwa 3000 Diskussionsgruppen. Auch gab es einen Newsletter, die Bitlist. Natürlich kam später auch eine Verbindung zum Internet hinzu. Der von Bitnet angebotene Chat in Echtzeit regte ßßß Jarkko Oikarinen zur Entwicklung des IRC an. 1989 wurde das Netz mit dem „Computer and Science Network“, CSNET, zusammengelegt und es entstand die Organisation „Corporation for Research and Educational Networking“, CREN. Inzwischen sind noch etwa 2500 Hochschulrechner aus über 40 Ländern durch das Bitnet verbunden.

Bertelsmann

Symbolbild

Deutscher Medienkonzern mit Tradition.

Beinahe in jedem Haushalt findet sich eines der Ratgeber- oder belletristischen Bücher des Bertelsmann Leserings, der 1947 von Reinhard Mohn aus den Trümmern des im zweiten Weltkrieg zerstörten Verlagshauses aufgebaut wurde. Der 1921 geborene Mohn nutzte die damals neue Form des Direktvertriebes, um das Verlagsprogramm erfolgreich unter die Leute zu bringen. Es blieb nicht lange bei Büchern, bereits 1956 gehörte ein Schallplattenring, der Stars wie Peter Alexander, Heintje oder Udo Jürgens bekannt machte , zum Untenehmen. Bertelsmann war aktiv bei der Einführung des Privatfernsehens in Deutschland beteiligt (RTL) und ist heute einer der größten Medienkonzerne der Welt. Die Firma Bertelsmann wurde am 1. Juli 1835 von einem Drucker Namens Carl Bertelsmann (1791 – 1850) in Gütersloh gegründet. Das erste Buch trug den Titel „Theomele“ und enthielt christliche Lieder und Gesänge. Schon bald kamen zwei Zeitungen und allgemeinbildende Bücher hinzu. Sein Nachfolger Heinrich Bertelsmann (1827 – 1887) erweiterte das Verlagsprogramm mit Autoren wie den Gebrüdern Grimm oder Gustav Schwab. Unter der Leitung von Johannes Mohn (1856-1930), dem Schwiegersohn von Heinrich Bertelsmann, war das Verlagsprogramm zunächst wieder mehr theologisch orientiert, bevor Heinrich Mohn (1885-1955) auch Unterhaltungsliteratur einführte und mit neuartigen Werbemethoden, wie Preisausschreiben oder „Neuigkeitspaketen“ von sich reden machte. Die Firma wurde bald zu einem der größten Medienunternehemen, an dessen Erfolg Reinhard Mohn nach dem zweiten Weltkrieg anknüpfte. .Schon in den 50er Jahren besaß die Firma Europas größte Offsetdruckerei. Inzwischen ist Bertelsmann an Verlagshäusern in aller Welt beteiligt oder hat sie gar ganz übernommen. Bekannt ist aber auch das soziale Engagement der Firma, schon der Firmengründer engagierte sich in der Armenpflege. 1887 besaß das Unternehmen bereits eine firmeneigene Alters- und Invalidenkasse und 1910 wurde für die Mitarbeiter von Bertelsmann der bezahlte Jahresurlaub eingeführt. 1977 die Bertelsmann-Stiftung für „Ausbildung, Kultur und Sozialpolitik“ gegründet. Um das „Modell Bertelsmann“ zu sichern, übertrug Reinhard Mohn 68,8 % des Aktienkapitals an die Stiftung. „Bezahlen Sie Ihren Mitarbeitern in einer Börsennotierten Firma mal zwei Monatsgehälter Gewinnbeteiligung. Was meinen Sie denn, was die Aktionärsvertreter in der Hauptversammlung dazu sagen.“ begründete Reinhard Mohn diese Entscheidung. 1999 wurden auch die dazugehörigen Stimmrechte übertragen. Unter der Führung des Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff wuchs Bertelsmann zum Multinationalen Medienkonzern der die „Old-“ und die „New-Economie“ gleichermaßen umfaßt. 1995 wurde gemeinsam mit America Online, AOL-Europa gegründet, und die Firma beteiligte sich an unterschiedlichen Projekten der New-Economie, etwa an Pixelpark oder dem Netwerkbetreiber mediaWays. Auch das Wissen, die traditionelle Domäne von Bertelsmann, soll nicht zu kurz kommen: Wissen.de, ein Lexikon im World Wide Web gehört ebenfalls zum Konzern. Der letzte Coup von Bertelsmann ist der Einstieg in die Musiktauschbörse Napster von Shawn Fanning, offenbar soll hier das Prinzip des Buchclubs wiederbelebt werden: Gegen einen monatlichen Beitrag sollen die Interessenten eine bestimmte Anzahl von Songs aus dem Internet herunterladen können. Die Beteiligung an AOL wurde inzwischen, nach der Fusion des Providers mit dem Medienkonzern Time Warner, aufgegeben.