Hughes Corporation

Amerikanisches Unternehmen.

„Kinder, es fiel mir wie Schuppen von den Augen, als ich das erste Mal eine Datei mit einer Größe von 1,5 MB in weniger als einer Minute aus dem Netz lud.“ So überschwenglich beschrieb ein Mitarbeiter der Internet-Zeitschrift Wired im Jahr 1996 den satellitengestützten Internet-Dienst „DirecPC“. Das Unternehmens Hughes Electronics Corporation bot in diesem Jahr erstmals einen solchen Service für Privatnutzer an, dabei wird der Internetzugang über einen herkömmlichen Provider hergestellt. Die Daten, welche aus dem Netz abgerufen werden, kommen jedoch über einen Satelliten und werden mit einer speziellen Antenne empfangen. Schon damals bot der durchaus erschwingliche Dienst eine Übertragungsrate von 400 kBit/s, was der dreifachen ISDN-Geschwindigkeit entspricht. Die Hughes Electronics Corporation gehört zum amerikanischen Konzern General Motors, ihre Ursprünge gehen jedoch auf den legendären amerikanischen Milliardär Howard Hughes zurück, dessen Ingenieure auch die Grundlagen für die kommerzielle Nachrichtenübermittlung via Satellit schufen. Schon in den frühen 50-er Jahren hatte Hughes die Vision eines weltumspannenden satellitengestützten Kommunikationsnetzes. Dank seines unermeßlichen Vermögens – er war der erste Milliardär der USA – hatte er auch die Möglichkeit, die entsprechenden Entwicklungen zu finanzieren. 1963 nahm der von seiner Firma entwickelte erste stationäre Nachrichtensatellit „Syncom 2“ seinen Betrieb auf und zwei Jahre später folgte mit „Early Bird“ der erste kommerzielle Kommunikationssatellit, der Telefongespräche und Fernsehprogamme übertrug. Howard Robart Hughes wurde am 24. Dezember 1905 in Houston geboren. Sein Vater besaß eine Firma, die an der Erschließung der texanischen Ölfelder beteiligt war. Im Alter von 18 Jahren erbte er nach dem Tod seiner Eltern das Unternehmen. Der technisch begabte Hughes machte danach in vielerlei Hinsicht von sich reden. Er engagierte sich als Filmproduzent in Hollywood und hatte Affären mit Filmgrößen wie Ginger Rogers, Katharine Hepburn oder Ava Gardner. Weiterhin war er ein begeisterter Pilot, der unter anderem 1937 den Weltrekord bei einem Transkontinetalflug erzielte, und er konstruierte Flugzeuge. Das Verkehrsflugzeug „Constellation“ der Firma Lockheed sowie das legendäre riesige Wasserflugzeug „Sproose Goose“ wurden von ihm entworfen. In den 50-er Jahren zog er sich zusehends aus der Öffentlichkeit zurück. Schließlich lebte er zurückgezogen zunächst im obersten Stockwerk eines Hotels in Las Vegas, das er später kaufte. Zuletzt verbarrikadierte er sich in einem Hotel auf den Bahamas. Er ließ sich nur noch von Mormonen bedienen und soll panische Angst vor Bazillen gehabt haben (Gegenstände, die er berührte, mußten angeblich mit Papiertüchern abgedeckt werden). Er starb am 5. April 1976 verwahrlost und abgemagert an Bord eines seiner Privatflugzeuge.

Beitragsbild: Screenshot der „DirecPC“ Webseite 1999

Marcus Hülshoff

Marcus Hülshoff

Deutscher Unternehmer.

Eine der wenigen gewerblichen Web-Seiten im Internet, die ohne Werbung auskommt, ist die Seite der Firma InsureXL. Das Unternehmen ist als Versteigerungsplattform für gewerbliche Versicherungen zu absoluter Neutralität verpflichtet und verzichtet daher auf das bunte Beiwerk. Bei InsureXL können Unternehmen ihre benötigten Versicherungen ausschreiben, und interessierte Gesellschaften sind aufgerufen, entsprechende Angebote zu machen. Ein Verfahren, das möglich ist, da die Versicherungsverträge bei Industrie und Gewerbe frei ausgehandelt werden können. Die Bieter können die Angebote der Konkurrenz mitverfolgen, wodurch günstigste Konditionen gewährleistet sind. InsureXL erhält von den bietenden Versicherungsgesellschaften jeweils eine Provision. Gegründet wurde die Firma vom 1967 in Berlin geborenen Marcus Hülshoff und zwei Partnern. Hülshoff bekam schon mit 13 Jahren seinen ersten Computer, einen Rockwell AIM 65 mit 1 kB Speicher, den er zunächst in Maschinenprache und später in Basic programmierte. Er studierte von 1987 bis 1991 Elektrotechnik in Karlsruhe und absolvierte ein wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstudium in Aachen. Nach erfolgreichem Studium war er bis 1999 als Unternehmensberater bei ßßß McKinsey im Bereich Versicherungswesen tätig. Er erkannte die gesellschaftlichen Umwälzungen, die mit dem ständigen Wachstum des Internet einhergehen und wollte nicht abseits stehen. Gemeinsam mit seinem Studienfreund Winfried Thom, einem Computerspezialisten, der damals Geschäftsführer eines Systemhauses war, wurde ein Konzept für eine Internetfirma im Bereich der Privatkunden-Versicherungen entwickelt. Der Versicherungsmakler Hans D. Rüss, den sie bei einem Risokokapitalgeber kennenlernten, brachte sie schließlich auf die Idee, sich an Geschäftskunden zu wenden. Ende 1999 wurde von Heilmann, Thom und Rüss schließlich InsureXL gegründet. Es ist das erste Unternehmen dieser Art in Europa. Ähnliche Firmengründungen in den USA gingen parallel zur Gründung von InsureXL vonstatten. Marcus Hülshoff lebt in München und genießt in seiner Freizeit mit seiner Ehefrau, die bei einem anderen Internet-Unternehmen tätig ist, das Kultur- Natur- und Freizeitangebot der bayerischen Landeshauptstadt.

James Howard

Amerikanischer Unternehmer, blendete Werbung aus Web-Seiten aus.

Die Firma des Studenten der Theaterwissenschaften wurde 1996 zur Zielscheibe der werbetreibenden Wirtschaft. Das Internetmagazin „Suck“ sprach daher von dem Unternehmen PrivNet als eine „Übung im Masochismus“. PrivNet war im Dezember 1995 von dem damals 23 Jahre alten James Howard gemeinsam mit drei Kommilitonen der University of North Carolina in Chapell Hill gegründet worden. Die Studenten vertrieben unter der Bezeichung „Internet Fast Forward“, IFF, ein Zusatzprogramm (Plug-in) für den Webbrowser von ßßß Netscape, das es ermöglichte, Werbebanner auf Web-Seiten auszublenden. Sogleich kam eine Diskussion über Sinn und Unsinn solcher Programme in Gang und von besorgten Firmen wurde der Untergang der kostenlosen Angebote des World Wide Web beschworen. Immer wieder kommt es zu solchen Diskussionen, wenn Programme dieser Art veröffentlicht werden, etwa 1998, als das Programm „Web Washer“ der Firma Siemens auf dem Markt kam. Naturgemäß sind solche Programme bei den Anwendern sehr beliebt, beschleunigen sie doch das Surfen im World Wide Web ungemein. So wurden bis Mitte 1996 von PrivNet`s Web-Seite bereits über 100 000 IFF-Kopien heruntergeladen. Den Inhabern von PrivNet wurde der Rummel offenbar zuviel, sie verkauften ihr Unternehmen Ende 1996 an PGP von ßßß Phil Zimmermann. Dort wurde der Vertrieb von IFF schon bald eingestellt. Verschiedene Betreiber von Web-Seiten hatten mit Klagen gedroht, da die Software den Inhalt der Seiten veränderte und ihrer Meinung nach dadurch gegen das Urheberrecht verstieß. Was aus den vier Jungunternehmern geworden ist, die zunächst von PGP übernommen wurden, ist, zumindest im World Wide Web, nicht zu ermitteln.

Wau Holland-Moritz

Deutsche Hackerlegende und Spezialist für Datensicherheit.
(20.12. 1951 – 29.07.2001)

„Wir müssen die Rechte der Andersdenkenden selbst dann beachten, wenn sie Idioten oder schädlich sind. Wir müssen aufpassen.“ Mit diesem Zitat von Herwart Holland-Moritz, der immer nur Wau Holland genannt wurde, verabschiedete sich der Chaos Computer Club Anfang August 2001 auf seiner Web-Seite von seinem verstorbenen „Alterspräsidenten“. Tatsächlich setzte sich Holland vehement für die Meinungsfreiheit ein, was in politisch korrekten Kreisen zähneknirschend zur Kenntnis genommen wurde, denn diese Freiheit schließt natürlich auch Neonazis ein. Und er paßte auf, zum Beispiel, indem er sich Gedanken über Sicherheitslücken von Software machte und darüber qualifizierte Vorträge hielt. Wau Holland wurde am 20.12. 1951 in Kassel geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Mannheim. Dort besuchte er ein altsprachliches Gymnasium und schloß sich den Pfadfindern an. Mit dem „Kosmos-Radio-Mann“ baute er sein erstes Radio, das merkwürdige Sender empfing, in denen zum Beispiel ständig Zahlenkolonnen verlesen wurden. (Es waren Hinweise für DDR-Agenten) Ein Studium der Informatik, Elektrotechnik und Politologie brach er ab und arbeitete bei einem Radio- und Fernsehhändler. Politisch war er in der „Roten Hilfe“ Marburg und später in Joseph Boys „Aktion Dritter Weg“ aktiv. Ende der 70-er Jahre arbeitete er in Hamburg als Computerspezialist und gehörte dort zu den Mitbegründern der alternativen Tageszeitung „taz“. In den Berliner Redaktionsräumen der Zeitung, für die Holland als Redakteur tätig war, wurde auch die Idee des Chaos Computer Club geboren, der später durch spektakuläre Aktionen von sich reden machte. Wau Holland, der sich selbst als „Bitschmied“ bezeichnete, verdiente seinen Lebensunterhalt mit Vorträgen und in der Lehrerfortbildung. Selbst zu Reden vor Bankern trug er Latzhose, Leinenkittel und Sandalen. Das Magazin Wired titulierte den Mann mit dem wallenden Vollbart in einem Nachruf daher als „Hacker Hippie“. In seinen letzten Lebensjahren engagierte er sich in einem Jenaer Jugendzentrum. Dort führte er Kinder und Jugendliche ohne Bezahlung an die Computertechnik heran. Er starb am 29.07. 2001 nach einem Schlaganfall.

Beitragsbild: Von Werner Pieper – Private correspondence, Copyrighted free use

Hotmail

Erster Anbieter eines kostenlosen E-Mail-Service.

Wie viele gute Ideen wurde Hotmail aus der Not geboren. Die damals 26 Jahre alten Sabeer Bhatia and Jack Smith arbeiteten 1995 als Hardware-Ingenieure bei einem Unternehmen, das PowerPC Workstations herstellte. Neben dieser Tätigkeit hatten sie gemeinsam die Firma JavaSoft (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Abteilung der Firma SUN) gegründet, um ein einfach zu bedienendes Datenbanksystem zu entwickeln und zu vermarkten. Für ihre geschäftlichen Aktivitäten wollten sie ungern E-Mails über den Internet-Zugang ihres Arbeitgebers austauschen. Auch war es nicht so einfach, von ihrem Arbeitsplatz aus einen eigenen Zugang einzurichten. Jack Smith fragte sich, warum es nicht möglich sein sollte, über einen gewöhnlichen Web-Browser ohne zusätzliche Software an seine E-Mail zu kommen. Sabeer gefiel die Idee und so machten sie sich daran, ein entsprechendes Konzept zu verwirklichen. Im Januar 1996 konnten sie etwas Kapital auftreiben und am 4. Juli des selben Jahres ging Hotmail online. Der Service vergibt E-Mail-Adressen und bietet die Möglichkeit, auf seiner Web-Seite elektronische Post zu empfangen und zu versenden. Der Service ist für die Nutzer kostenlos und kann von jedem Rechner der Welt, der eine Verbindung zum World Wide Web hat, aufgerufen werden. Finanziert wird das Unternehmen durch Werbung, die den Kunden gezielt dargeboten wird. Verschiedene Angaben, nach denen die Nutzer bei ihrer Anmeldung gefragt werden, machen diese Ansprache möglich. Hotmail war recht erfolgreich, bereits nach einer Stunde hatten sie 100 Abonnenten, nach zwei Monaten lag die Anzahl der Nutzer über 100000 und am Ende des Jahres bei einer Million. (Inzwischen werden über 50 Millionen Adressen verwaltet.) Natürlich blieb das auch ßßß Microsoft nicht verborgen. Zunächst wollte sich der Gigant an Hotmail beteiligen, kaufte ihn Ende 1997 aber für 400 Millionen Dollar. Die Firmengründer blieben zunächst bei Microsoft, gingen dann aber eigene Wege. In die Schlagzeilen geriet Hotmail Ende 1999, als der Linux-Programmierer Michael Chaney Microsoft die Registrierungsgebühr für den Domain-Namen (die Internet-Adresse) vorstreckte.

Hot Hot Hot

Einer der ersten Einzelhändler im World Wide Web.

Das Geschäft von Monica Bosserman-Lopez und ihrem Ehemann Perry Lopez im kalifornischen Pasadena wurde Mitte der 90-er Jahre sogar zum Reiseziel von Touristengruppen aus aller Welt. Sie hatten im World Wide Web Bekanntschaft mit den Produkten des Ladens gemacht und wollten nun den Sitz des Geschäftes kennenlernen. Der Kameramann und Schlagzeuger Perry Lopez hatte als begeisterter Hobbykoch von seinen Reisen immer wieder exotische Gewürze und Soßen kleiner Hersteller mitgebracht. Gemeinsam mit seiner Frau, die zuvor in der Filmbranche gearbeitet hatte, wurde 1993 ein kleiner Laden eröffnet, in dem ein Sortiment aus 450 verschiedenen Gewürzen und Soßen angeboten wurde. 1994 brachte ein Kunde, der eine Agentur für Web-Design betrieb, die beiden auf die Idee, den Verkauf auch über das Internet abzuwickeln. Im August 1994 ging die Web-Seite der Firma online. Zwar war das Bestellen über das Internet für die Kunden zunächst ungewohnt, viele holten sich eine zusätzliche Auftragsbestätigung per Telefon ein, doch die Seite war ein voller Erfolg. „Hot Hot Hot“ wurde zum Vorbild für viele andere Unternehmer, die das Ehepaar Lopez teilweise sogar telefonisch um Rat für eine eigene Präsenz im World Wide Web fragten. Auch die Gestaltung der Seite bekam mehrere Auszeichnungen. 1997 wurde“ Hot Hot Hot“ verkauft und existiert seitdem nur noch im Internet.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite

Andreas Hoffmann

Deutscher Unternehmer.

Seinen ersten Computer verwendete der 1969 in Siegen geborene Andreas Hoffmann 1989 zur Analyse von Aktienkursen, und die Diplomarbeit des studierten Betriebswirtschaftlers befaßte sich mit dem Thema „Internet als Wettbewerbsvorteil im Business to Business Marketing“. Bei seiner ersten Anstellung nach dem Studium war er Internetverantwortlicher seines Arbeitgebers. Ende 1998 wurde er von der Internet-Aufbruchstimmung angesteckt und beschloß, ein eigenes Unternehmen im Netz zu gründen. Angeregt durch die Lektüre des Buches „Net Worth“ von John Hagel und Marc Singer entwickelte er ein Geschäftskonzept. Hagel und Singer beschreiben sogenannte „Infomediares“, Informationsmakler, welche die Interessen der Kunden und Anbieter im Internet zusammenbringen: Die Kunden teilen dem Makler ihre Interessen mit, der ihnen auf ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnittene Web-Seiten zusammenstellt. Das ist aber noch nicht alles, für den Besuch der Web-Seiten erhalten die Kunden Prämien und wenn Produkte verkauft werden, bekommt der Makler eine Provision. Gemeinsam mit Arnd Schwierholz wurde Ende 1999 das Unternehmen „Yoolia“ gegründet, das „Profiling und Matchmaking“ bot (Angebot und Nachfrage werden zusammengeführt). Den Kunden wurden aufgrund von Angaben, die sie bei Yoolia machen mußten, Web-Seiten empfohlen, die sie außerdem bewerten konnten. Für die Bewertung wurden „Webmiles“, Prämien in Höhe von maximal zwei Mark täglich, gezahlt. Das Unternehmen wurde durch eine großangelegte Anzeigenkampagne bekannt gemacht. Die Inserate unter dem Motto „Gute Websites machen süchtig“ zeigten ein aus Kokain geformtes „Y“ und handelten der Firma eine Rüge vom Deutschen Werberat ein, wegen „Aufforderung zum Drogenkonsum“. Allerdings lief das Geschäft von Yoolia nicht wie gewünscht, eine weitere für den Sommer 2000 geplante Anzeigenkampagne wurde abgeblasen und am 31. Dezember 2000 stellte Yoolia das Geschäft mit den Endkunden ein. Gänzlich verschwunden ist die Firma jedoch nicht. Zwar sind von ehemals etwa 60 Mitarbeitern nur noch zehn übrig geblieben, doch man ist zuversichtlich, durch die Vermarktung der entwickelten Technologie bestehen zu können.

Felix Hildebrand

Deutscher Unternehmer (1972 – 2000)

Als der Student der Betriebswirtschaft 1995 als Mitglied des Organisationsteams des „V. Deutschen Wirtschaftskongresses – Mehrwert Information“ den Softwarekönig Bill Gates als Referenten einlud, ahnte er wohl noch nicht, daß dies zur Initialzündung seiner Karriere werden würde. Gates ermunterte die Studenten zur eigenen Firmengründung. Felix Hildebrand hat ihn dennoch nicht als sein Vorbild bezeichnet („das wäre zu vermessen“), sondern nahm sich Unternehmer wie Hans Gerling oder Erich Sixt zum Maßstab. Er gründete mit seinen gleichalterigen Kommilitonen Axel Schmiegelow und Jörg Rheinbold noch im selben Jahr eine Agentur mit dem bezeichnenden Namen „Denkwerk“. (Jörg Rheinbold wurde später als einer der Mitbegründer von Alando bekannt.) Die „interaktiven Architekten“ verstanden sich als Full-Service Dienstleister im Internet, sie konzipierten und realisierten zum Beispiel Internetauftritte bekannter Firmen wie der Glashütter Uhrenwerke oder der Brauerei Veltins. Dabei stand nicht so sehr das tolle Design im Vordergrund, sondern das bemühen der Agentur, einen besonderen Nutzwert in die Web-Seiten zu integrieren. Schon mit einem ihrer ersten Projekte wurden sie bekannt: Ein von ihnen für einen Jeanshersteller konzipiertes und realisiertes Internet-Café in Köln wurde 1996 mit dem Preis für das beste Internet-Café Deutschlands ausgezeichnet. Aufsehen erregte Denkwerk auch durch eine in der Agentur entwickelte Software „Bildmosaik“. Mit diesem Programm kann jedes beliebige Bildmotiv in ein Mosaik verwandelt werden, das aus über 2000 Einzelbildern bestehen kann. Ein bekanntes Anwendungsbeispiel ist das Portrait Gerhard Schröders, das aus den Bildern des Jahres 1998 zusammengesetzt wurde und auf dem Titel der Dezemberausgabe 1998 der Zeitschrift „MAX“ erschien. Ein weiters Projekt Hildebrands war die Firma „Oneview“. Dieses Internet-Unternehmen verwaltet die Bookmarks (Lesezeichen zu Seiten im Internet) seiner Kunden. Hildebrand soll auf die Idee dazu gekommen sein, als er bei Denkwerk, wo es keine festen Arbeitsplätze mit eigenen Rechner gibt, nach einer Möglichkeit suchte, Bookmarks zu speichern. Bei „Oneview“ werden diese Merkzeichen auf einer Seite im Word Wide Web gespeichert und können daher von überall auf der Welt aus aufgerufen werden. Zusätzlich können die Teilnehmer interessante Verweise in Kategorien der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Dadurch wird die Web-Seite auch zur Suchmaschine für ausgewählte Themen. „Oneview“ wurde im Jahr seiner Gründung 1999 als „nützliche und pfiffige“ Bookmarkverwaltung mit „echtem Nutzwert“ mit dem Multimedia-Award ausgezeichnet. Felix Hildebrand wurde in Anerkennung seiner Aktivitäten, neben Denkwerk hatte er ein weiteres Start-Up gegründet und war in verschiedenen Organisationen der „New Economy“ aktiv, von der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ im Jahre 2000 zu den „Top 100 der New Economy“ gezählt. Er starb am 29. Dezember 2000 bei einem Verkehrsunfall.

Gerald Heydenreich

Deutscher Unternehmer.

Gerald Rüdiger William Heydenreich scheint der Prototyp des deutschen Unternehmers der New Economy zu sein. Keine Vision von einer besseren Welt oder zumindest einer verbesserten Software brachten ihn zur Unternehmensgründung im Internet, sondern Businesspläne und Marktanalysen. Das Unternehmertum lernte der 1974 geborene Heydenreich bereits in der Kindheit kennen, als er von seinem neunten Lebensjahr an seinen Vater, einen Antiquitätenhändler und Restaurator, auf seinen Geschäftsreisen begleiten durfte. Später handelte er selbst mit Antiquitäten und restaurierte Beleuchtungskörper. Auch sein Studium der Betriebswirtschaft in Deutschland, Frankreich und den USA finanzierte er teilweise durch Antiquitätenhandel. Außerdem absolvierte er Praktika bei Unternehmen im In- und Ausland. Im Alter von 23 Jahren arbeitete er für den Vorstand des Hoechst-Konzerns, wo ihm jedoch schnell klar wurde, daß eine derartige Tätigkeit nicht seinem Wesen entsprach. Er gab den Job auf und begann, neben seiner Promotion zum Thema „Wissensmanagement / Emotionale Intelligenz“, an Konzepten für eine zukünftige Selbständigkeit zu arbeiten. Heydenreich fand auf dem amerikanischen Markt ein Geschäftskonzept, für das auch in Europa Bedarf zu bestehen schien: Geschäfte im „B2B“ (Business to Business) Bereich, also dem Handel zwischen Unternehmen. Er selbst hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung von der Informationstechnologie. Um dem abzuhelfen, begann er bei IBM Global Services als Projektleiter und wirkte dort an der Entstehung des „Community Auftritts“ der Deutschen Post im Internet mit. Bei IBM knüpfte er Kontakte zu fähigen Mitarbeitern, mit denen er 1999 die „Portum GmbH“ gründete. Zum Gründerteam gehört neben Robin Titus und Frank Matthes auch die frühere Kommilitonin Heydenreichs, Melanie Prester, die für die Finanzplanung von „Portum“ verantwortlich ist. „Portum“ ist das erste Unternehmen seiner Art in Deutschland. Es bietet „Online Auktionen“ für Firmen, die dadurch erhebliche Kosten bei ihrem Einkauf einsparen können. „Portum“ orientiert sich zwar an den Bedürfnissen des Marktes, bietet Gerald Heydenreichs Aussagen zur Folge aber auch „eine Plattform zur Selbsverwirklichung der Mitarbeiter.“

Charles Herzfeld

Amerikanischer Physiker, bewilligte die Finanzierung des ARPANET.
(1925 – 2017)

Charles Herzfeld betont, daß das ARPANET keineswegs als militärisches Kommunikationsnetz entstand, vielmehr sollte das Netzwerk dazu dienen, die damals etwa 100 Großrechner in den USA besser zu nutzen. Die Idee ging auf J. Licklider zurück, der ein Konzept für ein dezentrales Netzwerk entwickelt hatte. Es war der Mitarbeiter der ARPA Robert Taylor, der den damaligen Direktor der Organisation davon überzeugen konnte, daß es sinnvoll sei, die Computer des Landes miteinander zu verbinden, um sie so effektiver nutzen zu können. Dadurch sollten Zeit und Geld für die sonst notwendigen Reisen der Wissenschaftler zu den Standorten der Rechner gespart werden. Herzfeld genehmigte das Projekt und wurde so zu einem der Geburtshelfer des Internet. Charles Herzfeld wurde am 29. Juni 1925 in Wien geboren. Dort besuchte er die streng katholische Piaristen-Volksschule. Sein Vater, ein Ingenieur, mußte aufgrund seiner monarchistischen Einstellung 1938 vor den Nazis fliehen. So gelangte die Familie zunächst nach Budapest, dort starb der Vater 1940. Mit seiner Mutter entkam Herzfeld über Ungarn, wo er ein Jahr lang ein deutsches Gymnasium besuchte, und Portugal aus dem von den Nationalszialisten besetzten Europa 1942 in die USA. Charles Herzfeld machte an einer katholischen Universität eine Ausbildung als Chemotechniker und studierte danach Physik an der Universität von Chicago. Zu seinen Professoren gehörten Edward Teller, der als Vater der Wasserstoffbombe gilt, und der Nobelpreisträger Enrico Fermi. Nach Erlangung seines Doktortitels ging Herzfeld 1951 zur Armee, wo er sich an einer Forschungseinrichtung mit ballistischen Problemen beschäftigte. Nach Tätigkeiten beim Naval Research Lab und dem National Bureau of Standards kam er zur ARPA. Dort arbeitete er an Systemen zur Raketenabwehr, bevor er 1965 zum Direktor der Organisation ernannt wurde. Die Computertechnologie hatte er während seines Studiums kennengelernt, wo er einige Vorlesungen des legendären John von Neumann besucht hatte. Auch die Ideen Lickliders waren ihm bekannt und faszinierten ihn. So war es für ihn selbstverständlich, das Netzwerkprojekt seiner Mitarbeiter zu unterstützen. Bei ARPA blieb Herzfeld bis 1967. Danach arbeitete er lange Zeit beim Unternehmen ITT. 1990 war er für ein Jahr beim amerikanischen Verteidigungsministerium. Herzfeld ist Mitglied des renommierten Center for Strategic and International Studies, er hält Vorlesungen über das Informationszeitalter und nationale Sicherheitsfragen. Charles Herzfeld ist viel auf Reisen und zum Repertoire des begeisterten Lesers gehört auch Literatur in deutscher Sprache. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne, zwei jüngere Stieftöcher und zwei Enkelkinder. Herzfeld ist ein passionierter Sporttaucher und Unterwasserfotograf.