Einar Stefferud

Amerikanischer Internetveteran und Unternehmer.
(1930 – 2011)

Das Magazin „Communications Week“ wählte Einar Stefferud 1993 unter die Top 10 „Industry Visionaries“. Tatsächlich hatte er frühzeitig erkannt, daß der OSI-Standard, der zum Beispiel vom Deutschen Forschungsnetz verwendet wurde und für den er sich zunächst auf internationaler Ebene eingesetzt hatte, sich nicht gegen das in den USA etablierte System würde durchsetzen können. „OSI ist ein schöner Traum, und TCP/IP lebt ihn“, wie er es ausdrückte. Einar Stefferud wurde 1930 in Nord-Wisconsin geboren und begann 1948 ein Studium an der Universität von Wisconsin. Aus finanziellen Gründen mußte er sein Studium bald wieder aufgeben und ging 1950 zur Luftwaffe, wo er mit der Instandhaltung von Radaranlagen und analogen Rechnern betraut war. Er hatte sich schon als Schüler mit Elektronik beschäftigt und erhielt nun bei der Luftwaffe eine entsprechende Ausbildung. Später war er im Iran und Süd-Vietnam als ziviler Elektroingenieur an der Erstellung von Luftaufnahmen zur Herstellung topografischer Karten beteiligt. 1957 nahm er ein Studium an der Universität von Kalifornien in Los Angeles auf. Dort studierte er zunächst Ingenieurwesen, dann Physik und wechselte später in den Fachbereich Betriebswirtschaft. An der Universität beschäftigte er sich mit künstlicher Intelligenz und in diesem Zusammenhang auch mit Listenverarbeitungssprachen. Daneben knüpfte er Kontakte zu Persönlichkeiten wie Vinton Cerf, die später beim ARPANET eine Rolle spielten. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst bei diversen Unternehmen, bevor er schließlich selbständig als Berater tätig war, wo er es hauptsächlich mit der Netzwerktechnologie zwischen unterschiedlichen Organisationen zu tun hatte. Er ist Autor diverser RFC`s (Request for Comments, Dokumente, welche die Protokolle und Standards des Internet enthalten.) und Mitglied verschiedener Gremien die sich mit den Standards des Internet befassen, aktiv. Unter anderem arbeitete er an dem Standard X 400, der 1984 als Grundlage des internationalen E-Mail-Systems festgelegt wurde. Er leitete die Gruppe, die MHTML entwickelte, den Standard, der es ermöglicht, komplette Web-Seiten als E-Mail zu versenden. Nathaniel Borenstein, der zusammen mit Einar Stefferud zu den Gründern von First Virtual gehörte, wurde von ihm angeregt, das MIME (Multipurpose Internet Mail Extensions) Protokoll zu entwickeln, wodurch das E-Mail-System multimediafähig wurde. Weiterhin arbeitete Einar Stefferud unter anderem in der IFIP (International Federation of Information Processing), dem EWOS (European Workshop for Open Systems) der IETF (Internet Engineering Task Force) und der USMTS (US National Mail Transfer Service Interest Group),um nur einige zu nennen. Dabei war sein Spezialgebiet die E-Mail, die elektronische Post. Bekannt geworden ist er vor allem als Moderator einer der ersten Mailinglisten (Message Group oder im Internet-Kauderwelsch: MsgGroup) des ARPANET. In dieser elektronischen Diskussionsgruppe ging es um Themen rund um die E-Mail. Stefferud wurde diese Tätigkeit von Dave Farber von der Irvine Universität angeboten, für die er tätig war. Er hatte die Aufgabe, die eintreffenden Nachrichten weiterzusenden, zu „Posten“, sowie gegebenenfalls mäßigend auf die Diskussionsteilnehmer einzuwirken. Einar Stefferud moderierte die Gruppe bis zu ihrem Ende 1986. Ein weiteres bekanntes Projekt Stefferuds ist „First Virtual“, eine Firma, die ein Bezahlsystem für das Internet entwickelte. Das System funktionierte auf der Grundlage von E-Mail und kam ohne komplizierte Verschlüsselungssysteme aus. Geschäftspartner waren seine Schüler Nathaniel Borenstein und Marshall Rose sowie Lee Stein, den er zufällig auf dem Flughafen von Los Angeles kennengelernt hatte. Bei all seinen Projekten war Einar Stefferud daran gelegen, das Internet als unabhängiges System zu erhalten. „Das Internet ist wie ein Marktplatz, niemand kann es besitzen.“ sagte er 1995. Mit seiner Frau Donna, mit der er seit 1958 verheiratet ist, lebt er in Südkalifornien. Inzwischen ist er im Ruhestand, was ihm Zeit gibt, sich in weiteren Projekten zu engagieren, zum Beispiel in der „Open Root Server Confederation“, die sich für die demokratische Entwicklung des „Domain Name System“, also des Systems der Internet-Adressen, einsetzt. Darüber hinaus arbeitet er in der „Internet Voting Technology Alliance“ und für „safevote.com“, einer Organisation und einer Firma, die sich mit Systemen für die Durchführung von Wahlen über das Internet beschäftigen.

Der Spiegel

Weltweit erstes Nachrichtenmagazin im World Wide Web.

Der Vorsprung vor dem amerikanischen Magazin „Time“ war denkbar knapp: Am 24. Oktober 1994 stellte „Der Spiegel“ sein Angebot ins Internet, einen Tag vor „Time“ und wurde damit zum weltweit ersten Nachrichtenmagazin im World Wide Web. Das Angebot bestand aus Artikeln der gedruckten Ausgabe. Zwei Redakteuren betreuten es nebenberuflich. 1995 bekam der Auftritt ein neues Layout und wurde durch eigens für die Online-Ausgabe geschriebene Artikel ergänzt, auch erschienen die ersten Werbebanner auf den Seiten. Inzwischen gehört „Spiegel online“ organisatorisch nicht mehr zum Spiegel-Verlag. 18 Redakteure kümmern sich um den Inhalt, während die Technik von vier Webmastern betreut wird. Die Zeitschrift „Der Spiegel“ erschien erstmals am 4. Januar 1947 in Hannover. Herausgeber war der damals 23 Jahre alte Rudolf Augstein. Er hatte zuvor bei der von der britischen Militärregierung herausgegebenen Zeitschift „Diese Woche“ gearbeitet. „Diese Woche“ war nach dem Muster der amerikanischen und englischen Nachrichtenmagazine gegründet worden, um in Deutschland „objektive Nachrichten“ zu verbreiten. Schon bald störten sich die Alliierten an der kritischen Berichterstattung. Sie entledigten sich der Zeitschrift und Augstein wurde Herausgeber des Blattes. „Der Spiegel“ war sehr beliebt, das zu einer Reichsmark verkaufte Magazin hatte anfangs eine Auflage von 15 000 Stück und wurde auf dem Schwarzmarkt zu Preisen von bis zu 15 Reichsmark gehandelt. 1952 übersiedelte „Der Spiegel“ nach Hamburg, wo er noch heute ansässig ist. Das Magazin schrieb nicht nur, sondern machte auch immer wieder Schlagzeilen. Zum Beispiel 1950 durch den Vorwurf, Bonn sei nur durch Bestechung von Abgeordneten zur Bundeshauptstadt gewählt worden. Der Bundestag setzte einen „Spiegel-Ausschuß“ ein, der sich vergeblich um die Aufklärung der Vorwürfe bemühte. Am bekanntesten wurde die „Spiegel-Affäre“ im Jahr 1962, die schließlich zum Rücktritt des Verteidigungsministers Franz Josef Strauß führte. Die Zeitschrift hatte in einer Titelgeschichte, „Bedingt abwehrbereit“, über ein Nato-Manöver berichtet und war daraufhin des Landesverrats bezichtigt worden. Die Redaktionsräume wurden von der Polizei durchsucht, der Herausgeber und einige Redakteure wurden festgenommen. Rudolf Augstein verbrachte103 Tage in Untersuchungshaft. Auch später brachte die Zeitschrift immer wieder unerfreuliche Machenschaften ans Licht, etwa die Parteispendenaffäre um den Industriellen Flick oder den Versuch der Regierung Helmut Kohls die Pressefreihet mit dem „Großen Lauschangriff“ zu beschränken. Rudolf Augstein ist immer noch „Spiegel“-Herausgeber. Im Jahr 2000 wurde er zum „Journalisten des Jahrhunderts“ gewählt und als „World Press Freedom Hero“ ausgezeichnet.

Keld Simonsen

Dänischer Informatiker, Mitbegründer des EUnet.

1971 machte Keld Simonsen seine ersten Erfahrungen mit der Computertechnologie. Auf einem IBM/360 Rechner, der noch mit Lochkarten arbeitete, wollte er mit Hilfe der Programmiersprache Algol W den Busfahrplan seiner Heimatstadt Kopenhagen verbessern. Er gab das Vorhaben schließlich auf, als er merkte, daß es einige Jahre gedauert hätte, alle Möglichkeiten durchzurechnen. Aber seitdem ist er von der Computertechnologie fasziniert, eröffnet sie doch die Möglichkeit etwas Neues zu schaffen und es dann immer wieder benutzen zu können. „Schön produktiv“, wie er damals meinte. Keld Simonsen wurde am 28.April 1952 in Kopenhagen geboren, wo er und seine zwei Geschwister aufwuchsen. 1971 ging er an die Universität von Kopenhagen, wo er Jura, Wirtschaftswissenschaften und Informatik studierte. Er hielt sich oft im Computerzentrum auf, wo er sich weiterhin mit Programmierung beschäftigte. 1972 bekam er dort schließlich einen Job, dem er 22 Jahre lang treu blieb, zunächst als Student und dann nach seinem Examen. Er widmete sich zuerst der Systemprogrammierung an Großrechnern, wobei er verschiedene Dienstprogramme entwickelte, die unter der Bezeichnung RAPUR größere Verbreitung fanden. Auf der Suche nach einer Alternative zum Betriebssystem OS 1100 entdeckte er schließlich UNIX. Er bekam wahrscheinlich die erste Version in Dänemark und führte sie am Computerwissenschaftlichen Institut der Universität, DIKU, ein. 1981 trat er der „European Unix Systems User Group“, EUUG, bei. Als Teus Hagen das „European Unix Network“, EUnet, ins Leben rief, erkannte er die Möglichkeiten, die dieses Netzwerk bieten würde und beteiligte sich daran, um die damals etwa 300 UNIX Nutzer Dänemarks am entstehenden Netzwerk teilhaben zu lassen. Am 2. Januar 1983 wurde das DIKU mit dem EUnet verbunden und wurde dessen erster zahlender Kunde. Auch andere Institute der Universität, sowie einige Privatunternehmen, konnten von Simonsen dazu veranlaßt werden, eine Verbindung mit dem Netzwerk herzustellen. Durch seine zahlenden Kunden wurde der dänische Ableger des EUnet, DKnet, zum ersten kommerziellen Anbieter dieser Art in Europa. Simonsen blieb bis zum Verkauf des DKnet an das größte dänische Telekommunikationsunternehmen im Jahre 1996 bei der Firma. Seitdem arbeitet er selbständig als Berater in der Netzwerktechnologie und beschäftigt sich mit den Betriebssystemen UNIX und LINUX, etwa indem er LINUX ins Dänische übersetzt. Außerdem engagiert er sich in Fragen der Standardisierung, er hat zwei RFC`s (Request for Comments, Dokumente, welche die Protokolle und Standards des Internet enthalten.) verfaßt und ist Autor von fünf Standards der Organisation ISO. Keld Simonsen ist ledig, er liebt gutes Essen und verbringt seine Ferien bevorzugt auf kleinen dänischen Inseln.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite des DKnet 1999

Silicon Valley

Landstrich in Kalifornien, Synonym für den Internet-Boom.

Wer der eigentliche Vater oder Initiator der Bewegung war, die schließlich zu einer ungeheuren Ansammlung von High-Tech-Unternehmen führte, die inzwischen unter der Bezeichnung „Silicon Valley“ weltbekannt ist, kann nicht genau bestimmt werden. Einerseits heißt es, Lee de Forest habe mit seiner Arbeit die Initialzündung für die spätere Entwicklung des Tales gegeben, andererseits hat ßßß Frederick Terman von der Stanford Universität die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft gefördert. Sicher ist, daß es der 1986 im Alter von 63 Jahren gestorbene Journalist Don Hoefler war, der diese Bezeichnung populär machte, als er sie 1971 als Überschrift für eine Artikelserie über die Halbleiterindustrie, im damals noch Santa Clara County genannten Gebiet verwendete. Dieses Tal, das auch unter dem Beinamen „Valley of the hearts delight“ (Tal der Herzensfreude) bekannt war, liegt südlich von San Franzisko. In diesem Bereich befinden sich die Orte Palo Alto, Mountain View, Cupertino, Santa Clara und San Jose. Der etwa 50 Kilometer lange und 15 Kilometer breite Landstrich war vor allem ein Obstanbaugebiet, in dem Pflaumen, Aprikosen und Kirschen wuchsen. 1891 wurde in Palo Alto, von dem Eisenbahnmagnaten und Senator Leland Stanford die Stanford Universität gegründet, die später eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Gegend zum High-Tech Standort spielen sollte. Zu der Universität gehörten auch über 3000 Hektar Land, die nicht veräußert werden durften. 1911 – 1913 entwickelten Lee de Forest und seine Mitarbeiter im Forschungslabor der Firma Federal Telegraph Company in Palo Alto den ersten Röhrenverstärker, was als Beginn des High-Tech-Zeitalters im Silicon Valley angesehen wird. Lee de Forest beschäftigte sich unter anderem mit drahtloser Telegrafie und bezeichnete sich selbst, so der Titel seiner Autobiografie, als „Vater des Radios“. Er wurde auch durch eine Fehleinschätzung von 1926 bekannt. Damals sagte er: „Auf das Fernsehen sollten wir keine Träume vergeuden, weil es sich einfach nicht finanzieren läßt.“ Die Entwicklung des Technologie-Standortes kam richtig in Gang, als 1950 von Frederick Terman die Initiative ausging, universitätseigenes Land an Firmen zu verpachten, um damit finanzielle Schwierigkeiten der Hochschule zu lösen und den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu verbessern. Es wurde ein Industriepark eingerichtet, dessen Mitglieder eng mit der Universität zusammenarbeiteten. Die erste Firma war „Varian Associates“, ein Unternehmen, das Vakuumröhren für Radaranlagen von Flugzeugen herstellte. Weitere Firmen waren „Kodak“, „General Electric“ und „Hewlett Packard“. Schon in den 60-er Jahren war der Großteil der amerikanischen Halbleiterhersteller im „Silicon Valley“ ansässig. Doch der eigentliche Boom begann mit der industriellen Verwertung des Mikroprozessors der Firma „Intel“ im Jahr 1972. Inzwischen ist das „Silicon Valley“ zum Eldorado der High-Tech-Firmen aus aller Welt geworden, das nicht nur eine beispiellose Ballung von Computer- und Internetunternehmen, sondern auch eine enorme Dichte an Millionären aufweist. Allerdings sind die Einkommen der Arbeiter und Angestellten im „Silcon Valley“ in den letzten Jahren gesunken, und aufgrund der hohen Immobilienpreise sind sogar Menschen mit durchschnittlichem Einkommen von Obdachlosgkeit bedroht. Ein weiteres Problem ist die kalifornische Energiekrise: Nach der Privatisierung der Energieversorgung kommt es dort immer wieder zu Stromabschaltungen, von denen auch das „Silicon Valley“ nicht verschont bleibt. Ein weiters Ärgernis sind die Dauerstaus auf den das Tal durchziehenden Hauptverkehrsadern, dem Highway 101 und 280.

Beitragsbild: Lageplan des Silicon Valley

John Seabrook

Amerikanischer Autor, schrieb „Odyssee im Cyberspace“.

Der am 17. Januar 1959 in Philadelphia, USA, geborene John Seabrook wuchs auf dem Land auf. In der Schule interessierte er sich besonders für die Naturwissenschaften und zeigte Talent zum Schreiben. Nach seinem Studium in Oxford und Princeton begann er als Wissenschaftsjournalist zu arbeiten. Für Computer hatte er zunächst nichts übrig, doch Mitte der 80er Jahre begann er, einen „Macintosh“-Rechner als Schreibmaschine zu benutzen. Dabei beeindruckte ihn die Möglichkeit, Texte mittels „cut and paste“ (Ausschneiden und Einfügen) schnell verändern zu können. Im Juli 1993 wollte er ein Interview mit Bill Gates machen, doch der Gesprächstermin, den er bekam, sollte erst im Oktober stattfinden. Nachdem er bei der Firma Microsoft gesehen hatte, wie einfach es dort für die Angestellten war, per E-Mail mit ihrem Chef Kontakt aufzunehmen, legte sich Seabrook ein Modem und einen Netz-Zugang bei Compuserve zu. Seine erste E-Mail schrieb er an Bill Gates. Die Antwort kam schon nach kurzer Zeit, und John Seabrook war fasziniert. Er setzte diese Korrespondenz fort und wurde schließlich zum begeisterten Nutzer des Netzes. Die folgenden zwei Jahre verbrachte er überwiegend am Computer, wo er zunächst E-Mail mit allen möglichen Menschen austauschte, im Chat mit wechselnden Identitäten spielte, die Schwarzen Bretter der „Usenet“ und natürlich auch das World Wide Web entdeckte. Seine Erfahrungen beschrieb er in dem 1997 erschienen Buch „Odyssee im Cyberspace – Leben in virtuellen Welten“. Nach anfänglicher Euphorie erkannte er das Netz als Abbild der realen Welt, das zunächst von Idealisten und später von Geschäftemachern bevölkert wurde. Dabei tritt er der Ansicht entgegen, daß der technische Fortschritt unweigerlich auch die soziale Entwicklung fördert. John Seabrook, der für das Magazin „The New Yorker“ tätig ist, lebt mit seiner Frau und einem Kind in New York City. Er lehnt die moderne Technik nicht grundsätzlich ab. Zwar kann er den Mobiltelefonen nichts abgewinnen – er berichtet, daß er sich bei einem Aufenthalt in Singapur ohne ein solches Gerät wie ein Außerirdischer vorkam – doch hält er das Internet noch immer für ein hervorragendes Kommunikationsmittel, das auch Kindern viele Möglichkeiten bietet.

Peter Scott

Kanadischer Computerspezialist, entwickelte „HyTelnet“. (1947 – 2013)

Das „Telnet“-Protokoll stammt aus der Frühzeit des Internet, es wurde bereits 1969 entwickelt. Dieses Protokoll macht es möglich, über das Netz auf alle möglichen Rechner zuzugreifen. Allerdings muß zuvor bekannt sein, auf welchem Computer welches Angebot zu finden ist. Peter Scott, einem Computerspezialisten der Bibliothek der University of Saskatchewan in Saskatoon, Kanada, ist es zu verdanken, daß dieses Verfahren erleichtert wurde. Er schuf Ende 1990 das System „HyTelnet“ (die Wortschöpfung ist eine Kombination aus Hypertext und Telnet), das einen einfach zu bedienenden Index verschiedener Bibliotheken, die über das Internet erreichbar sind, darstellt. Weiterhin ist er der Autor von „LibDex“, einem Bibliotheksverzeichnis im World Wide Web, das mittlerweile über 17 000 Einträge enthält, auch ist er als Redner zum Thema Bibliotheken und Internet bekannt. Daneben ist er ein begeisterter Blues-Musiker, der für seine Komposition „TV Preacher“, die 1992 im Rahmen eines Blues-Projektes auf einer Schallplatte veröffentlicht wurde, mit dem kanadischen „Juno Award“ ausgezeichnet worden ist.

Beitragsbild: Screenshot einer Hytelnet Demo

Gordon Ross

Kanadischer Ingenieur und Unternehmer.

Für Gordon Ross ist das Internet mit seiner Fülle an Informationen so etwas wie der „zehnte Planet“, eine Welt ohne Grenzen. Doch nicht alle Inhalte sind für Kinder und Jugendliche geeignet. Das wurde Gordon Ross klar, als er im Fernsehen einen Bericht über einen Pädophilen sah, der sich in einem Chat-Room im Internet an Kinder heranmachte. Ross beschloß, etwas dagegen zu unternehmen und entwickelte eine Filtersoftware, die unter dem Namen „Net Nanny“ (Netz-Kindermädchen) im Januar 1995 von der gleichnamigen Firma als erstes Programm dieser Art auf den Markt gebracht wurde. „Net Nanny“ wird auf einem Rechner installiert und ermöglicht es festzulegen, daß beim Surfen im Internet bestimmte Seiten nicht aufgerufen werden können. Hierzu werden in einer Datenbank die entsprechenden Adressen gesammelt. Es ist aber auch möglich, bestimmte Wörter zu definieren, die maskiert werden sollen und zusätzlich kann ausgeschlossen werden, daß Daten von dem Computer in das Internet übertragen werden, etwa eine Kreditkartennummer zum Abruf kostenpflichtiger Seiten. Gordon Ross wurde am 30. Dezember 1942 in Vancouver, British Columbia, als Sohn eines Bergbauingenieurs geboren. Nach Abschluß der High-School ging er für drei Jahre zur Armee und war während dieser Zeit in Deutschland stationiert. Da er schon als Kind Interesse für Technik und Elektronik gezeigt hatte, studierte er an der California Polytechnic University, Pomona, in den Fächern Elektronik und Elektrotechnik. Er betrieb neun Jahre lang ein eigenes Tonstudio und arbeitete bei einem kanadischen Telekommunikationsunternehmen im Bereich der Netzwerktechnologie, bis er sich mit „Net Nanny“ selbständig machte. Für seine Arbeit wurde ihm 1999 der „Ethics in Action Award“ verliehen, und er bekam eine Auszeichnung der Cyberangels. Neben der Filtersoftware hat „Net Nanny“ auch das Programm „Bio Password“ auf den Markt gebracht, dies prüft anhand der Art der Anschläge auf der Tastatur bei Eingabe des Paßwortes oder Benutzernamens, die Identität von Personen. Der geschiedene Gordon Ross ist Vater von zwei Kindern und hat zwei Enkelkinder. Er lebt in Bellevue, Washington. Obwohl seine Firma sich mit der Filterung von Inhalten beschäftigt, setzt er sich in seinen zahlreichen Vorträgen zum Thema vehement für die Meinungsfreiheit im Internet ein.

Lawrence (Larry) Roberts

Amerikanischer Ingenieur, wird als Vater des Internet bezeichnet.
(1937 – 2018)

Als die ARPA Mitte der 60-er Jahre die Idee des Timesharing, der gemeinsamen Nutzung von Rechnerkapazizäten, zu verfolgen begann, waren die beteiligten Organisationen zunächst nicht begeistert, denn die Kapazitäten waren knapp. Da die ARPA jedoch auch über die Vergabe von Forschungsgeldern entschied, konnte das Projekt dennoch durchgeführt werden. Leiter der Arbeitsgruppe zur Planung eines entsprechenden Netzwerkes war Lawrence Roberts. Er hatte am MIT einen Master und Bachelor erlangt und seine Doktorarbeit unter Wesley Clark gemacht. Er arbeitete am Lincoln Laboratory des MIT, als er 1965 von der IPTO, des „Information Processing Techniques Office“ der ARPA, den Auftrag zur Entwicklung eines Computernetzwerkes erhielt. Gemeinsam mit Tom Marill wurde eine erste Verbindung zwischen zwei Rechnern über die Telefonleitung im Oktober des selben Jahres realisiert. Ein Jahr später veröffentlichten Roberts und Marill ihre Erfahrungen in der Schrift „Toward A Cooperative Network Of Time Sharing Computers“. Ende 1966 kam Lawrence Roberts im Alter von 29 Jahren zur IPTO, um ein Netzwerk zu entwickeln. Ein erstes Konzept dazu wurde von ihm im April 1967 auf einem Treffen der beteiligten Forschungsgruppen vorgestellt. Dabei sollten die Rechner durch einen Zentralcomputer verbunden werden. Die Idee, den Zentralcomputer durch kleine Rechner, die IMPs, zu ersetzen, die den am Netz beteiligten Computern vorgeschaltet werden sollten, stammte von Wesley Clark. Im Oktober 1967 wurde das „Message Switching Proposal“ schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt und im Juni 1968 dem IPTO-Direktor vorgelegt. Der Plan beschrieb die Aufgabe des ARPANET und enthielt die technischen Spezifikationen. Damit war er der Grundstein zur Entwicklung des ARPANET, dessen erste Knoten 1969 die University of California at Los Angeles (UCLA), die Universität Utah und die University of California at Santa Barbara waren. Roberts übernahm die Leitung des IPTO im September 1970 von ßßß Robert Taylor, er behielt diese Position bis 1973. Danach gründete er „Telenet“, das erste Unternehmen, das die paketvermittelnde Datenübertragung anbot. 1979 wurde die Firma verkauft. Roberts hatte diverse Positionen in der Industrie inne und ist zur Zeit (2001) Präsident eines Unternehmens für Internet-Technologie. Für seine Arbeit wurden ihm verschiedene Auszeichnungen verliehen. Unter anderem 1981 der Erickson Award, der mit dem Nobelpreis gleichzusetzen ist. Privates ist von Lawrence Roberts kaum bekannt. Er wird als eher zurückhaltender Mensch beschrieben, der eine außergewöhliche Konzentrationsfähigkeit besitzen soll. Es wird berichtet, daß er mit einer Geschwindigkeit von 30.000 Wörtern in der Minute lesen kann und daß er es schaffte, sich innerhalb weniger Wochen so gut im Gebäude des Pentagon auszukennen, (es gilt als eines der weitläufigsten Bauwerke der Welt), daß er problemlos immer den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten fand. Inzwischen beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten der Verlängerung des menschlichen Lebens. Als ein Mittel hierfür empfiehlt er das Arzneimittel „Deprenyl“, das gewöhnlich zur Behandlung der Parkinsonschen Krankheit Verwendung findet.
Beitragsbild: Von Autor unbekanntCC BY-SA 4.0,

Jenni Ripley

404 Research Lab

Wohl jeder Surfer im World Wide Web hat sich schon über die toten Links geärgert, auf die man im Netz immer wieder stößt und die sich durch die Meldung „404 File Not Found“ zu erkennen geben. „Alles was 404 hat, bietet sie Dir an, wohl wissend, das Du sie dennoch verachtest und sie so schnell verläßt, wie Du gekommen bist. Aber 404 wird jeden Besucher so empfangen, unabhängig von Rasse, Religion oder Geschlecht.“ So singt Jenni Ripley aus Minneapolis, Minnesota, das Loblied auf die Fehlermeldung die jeder Web-Surfer zu sehen bekommt, sobald er eine Seite aufruft, die nicht mehr existiert oder er bei der Eingabe der Adresse einen Fehler gemacht hat. „404 File Not Found“ ist ein, 1992 vom W3 Konsortium festgelegter Status-Code, den ein Web-Server erzeugt und an den anfragenden Computer sendet. Im Regelfall wird der Code „200“ gesendet, den man jedoch nicht zu Gesicht bekommt, da normalerweise die gesuchte Seite sogleich folgt. Die 1973 geborene Jenni Ripley arbeitet als Webmaster bei einem Unternehmen des E-commerce. Auch sie war frustriert von den vielen Verweisen, deren Adresse nicht mehr exisitiert und die buchstäblich ins Nichts führen. Im Mai 1999 verband sie daher Beruf und Hobby und gründete in ihrer Freizeit das „404 Research Lab“. Dort findet man neben dem Loblied auf diese Fehlermeldungen auch Sammlungen der lustigsten, coolsten, informativsten und anderen Seiten, die mit der 404-Meldung erscheinen können. Jenni Ripley favorisiert übrigens die „404 File Not Found“ Seite des MIT. Das Research Lab gibt daneben auch Hinweise für Webmaster, die selbst eine entsprechende Seite einrichten möchten. Auch wird mit dem Mythos aufgeräumt, der behauptet, die Bezeichnung „404“ würde auf die Nummer eines Raumes des CERN zurückgehen, in dem Tim Berners Lee das World Wide Web erfunden haben soll. Dies ist unmöglich, denn die Numerierung im entsprechenden Gebäude beginnt mit 410. „404 öffnet ihre Seele für Dich. Sie überbringt Dir ihre Botschaft und verlangt nichts von Dir .Sie verlangt keinen „Login-Namen“, kein Passwort. Sie zeigt kein Banner und keine Mailingliste hält Dich über künftige Updates auf dem Laufenden…. Enstpanne Dich, 404 ist Deine Freundin.“ Fast könnte man meinen, die „404 File Not Found“-Seiten seien die besten im gesamten Netz.

Razorfish

Amerikanische Internetagentur.

Während des Rummels um die „New Economy“ war auch der Name der Firma Razorfish in aller Munde. In den einschlägigen Publikationen wurde das Unternehmen als „Digital Solutions Provider“ oder „e-Integrator“ bezeichnet. Die Firma selbst sieht sich als „Globaler Dienstleister für strategische digitale Kommunikation“ und der Mitbegründer von „Razorfish“, Jeffrey Dachis, bezeichnete das Unternehmen in einem Interview mit der „Computerwoche“ schlicht als „Unternehmensberatung“. „Razorfish“ entwickelt Strategien für Unternehmen, die im Internet tätig sein wollen, und beteiligt sich auch bei deren technischen und gestalterischen Umsetzung. Gegründet wurde die Firma 1995 von dem 1966 geborenen Jeffrey Dachis und Craig Kanarick. Dachis, der sechs Geschwister hat, die alle in unterschiedlichen Bereichen selbständig sind, zeigte sich schon in der High School vielseitig interessiert: Er machte eine Radiosendung, beteiligte sich am Schulfernsehen, wirkte in 30 Theateraufführungen mit und verkaufte gemeinsam mit seinen Geschwistern Gebrauchtwagen. Neben seinem Studium, er hat einen Bachelor-Abschluß in Tanz und Theaterliteratur und ein Examen aus dem Bereich „performing arts administration“, machte er sich mit der Werbeagentur „In Your Face“ selbständig. Nach seiner Ausbildung arbeitete er in einer Firma eines seiner Brüder, einem Geldtransfer-Service für Glücksspielunternhemen. 1994 lernte er bei Craig Kanarick das World Wide Web kennen. Kanarick war ein Schulfreund von Dachis, er hatte Informatik und Philosophie an der Universität von Pennsyslvania studiert und einen Abschluß in „visual studies“ am MIT gemacht. 1995 gründeten die Freunde „Razorfish“. Kanarick verstand es, das Image einer ausgeflippten Agentur aufzubauen, die sich um die „Digitalisierung der Welt“ kümmert, und das Unternehmen wurde bald zu den sogenannten „Fast Five“ gerechnet, einer Gruppe von Beratungsunternehmen, die frühzeitig den Internet-Boom erkannt hatten und davon profitierten. Zu den Kunden von „Razorfish“ gehörten Unternehmen wie „Ford“ oder „Giorgio Armani“. Die Agentur vergrößerte sich durch den Kauf anderer Firmen und expandierte unter anderem auch nach Deutschland. 1999 ging „Razorfish“ schließlich an die Börse. Das rasante Wachstum bekam dem Unternehmen jedoch nicht gut: Kunden beschwerten sich über schlechte Leistungen, und auch der abflauende Internet-Boom ging nicht spurlos an der Agentur vorbei. Das Unternehmen, das seit seiner Gründung steigende Gewinne gemacht hatte, rutschte Ende 2000 in die roten Zahlen und mußte 400 seiner weltweit 1900 Mitarbeiter entlassen. Anfang 2001 zogen sich Dachis und Kanarick schließlich aus der Geschäftsleitung zurück.

Beitragsbild: Screenshot der WEbseite 1997