Claudia Klinger

Deutsche Designerin, Herausgeberin eines der ersten deutschen Magazine im Internet.

Daß das World Wide Web nicht nur ein Tummelplatz für Geschäftemacher und Glücksritter ist, beweist Claudia Klinger, die das Netz als Möglichkeit betrachtet, weltweit zu kommunizieren oder Menschen, ohne Rücksicht auf Ländergrenzen, zu begegnen. Sie wurde 1954 in Ulm geboren und wuchs in Wiesbaden auf. Nach dem Abitur begann sie ein Juarastudium, was sie jedoch abbrach, da es nicht ihren Neigungen entsprach. 1979 kam sie nach Berlin, wo sie Kommunikationsdesign an der Hochschule der Künste studierte. Ihr Talent zum Schreiben, Gestalten und Organisieren nutzte sie beim Engagement in der Mieter- und Hausbesetzerbewegung. Außerdem war sie Kneipenbesitzerin und gab in Kreuzberg eine eigene Zeitung heraus. Als Gestalterin kam sie natürlich nicht umhin, sich Anfang der 90-er Jahre mit der Computertechnik zu beschäftigen. Zunächst eignete sie sich das Wissen durch die Lektüre diverser Fachzeitschriften an und ergriff dann die Möglichkeit, sich zur EDV-Fachkraft fortzubilden. Sie war bereits zwei Jahre mit dem BTX-System der ßßß Telekom online, als sie 1995 das World Wide Web entdeckte. Ihr war klar, daß das Netz eine phantastische Möglichkeit bietet, Geschriebenes zu veröffentlichen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und diese zu eigenem Tun anzuregen. Klinger gab einen Job als Projektleiterin für Umweltkampagnen auf, um sich fortan den „unendlichen Weiten“ des Internet zuzuwenden. Über ihre Erfahrungen berichtete sie zunächst für diverse Printmedien. 1996 stellte sie „Human Voices“ ins Netz, eine Textsammlung, welche die Leser zum Mitmachen aufforderte. Wenig später folgte das Magazin im Internet „Missing Link“. Hier wurden philosophisch essayistische Beiträge über Gott und die Welt und natürlich über das Word Wide Web veröffentlicht. Claudia Klinger ist außerdem Co-Autorin des „Midas Online ABC“, einem Buch, das sich mit den kulturellen und philosophischen Strömungen im Internet beschäftigt und außerdem dessen technische Grundlagen erläutert. Das Werk kann auch im Internet als „Webwunders online ABC“ aufgerufen werden. Weitere Projekte sind ein „Digital Diary“, ein Tagebuch „Vom Leben auf dem Land und in den Netzen“ sowie das „Webwriting Magazin“, dort werden Texte über das Publizieren im Internet veröffentlicht, wobei der Inhalt und nicht die Technik im Vordergrund steht. Seit 1997 ist Claudia Klinger selbständige Web-Designerin und Internet-Beraterin, sie lebt inzwischen auf dem Land in Mecklenburg.

Charley Kline

Amerikanischer Informatiker, versandte die erste E-Mail.

„LO“ so lautete die erste Botschaft, die mittels eines Internet-Protokolls über eine Telefonleitung von einem Rechner zu einem anderen geschickt wurde. Ein biblischer Ausdruck („lo“ heißt „siehe“) oder die phonetische Form des Wortes „hello“, wie Leonard Kleinrock sich erinnert. Eigentlich sollte „login“ übertragen werden, um eine feste Verbindung herzustellen. Doch die beteiligten Rechner stürzten ab, nachdem das „G“ eingegeben worden war. Eine Stunde später war der Fehler behoben, und das Internet war geboren. Der Versuch fand am 29. Oktober 1969 zwischen der University of California at Los Angeles (UCLA) und dem Stanford Research Institute (SRI) statt. Eine erste Übertragung zwischen zwei Rechnern, die allerdings nur zwei Meter voneinander entfernt waren, war bereits am 2. September geglückt. Im Oktober hatte der damals 21 Jahre alte Student Charley Kline die Ehre, das Terminal zu bedienen. Kline ist dem Internet treu geblieben, er arbeitet als „Senior Technologist“ bei der Firma Cisco. In einem Interview im Jahr 1999 bezeichnete er den Ausbau der Infrastruktur als vordringliche Aufgabe zur Entwicklung des Internet, da dadurch Anwendungen wie Internet-Telefonie oder Videoübertragungen in annehmbarer Qualität ermöglicht würden.

Leonard Kleinrock

Amerikanischer Ingenieur und Informatiker.

Bereits 1959 hatte sich der Student Leonard Kleinrock am ßßß MIT mit analytischen Modellen von Kommunikationsnetzwerken beschäftigt. 1961 schrieb er einem Aufsatz über die Lenkung von Datenströmen in Netzwerken und 1962 legte er mit seiner Dissertation „Communication Nets“, die 1964 auch als Buch veröffentlicht wurde, die Grundlagen für den Datenfluß im Internet, lange bevor der Vorläufer des Netzes, das ARPANET projektiert wurde. Daher wird Kleinrock zuweilen auch als Vater oder Erfinder des Internet bezeichnet. Leonard Kleinrock wurde am 13. Juni 1934 in Manhatten geboren. Angeregt durch die Lektüre eines Supermann Comic-Heftes, dem eine entsprechende Anleitung beigelegt war, baute der Sechsjährige sich einen Kristallempfänger (ein Radio, das ohne Versorgungsspannung arbeitet) und entwickelte sich zum begeisterten Radiobastler. Nach dem Besuch der High School of Science nahm er 1951 eine Stellung als Techniker bei einer kleinen Eletronikfirma an. Nebenbei studierte er in Abendkursen am renommierten New Yorker City College Elektrotechnik. Nach seinem Abschluß im Jahr 1957 schlug er ein Angebot Ken Olsens aus, sich an der Gründung der Firma DEC zu beteiligen. Statt dessen nahm der begabte Ingenieur ein Stipendium für das renommierte Massachusetts Institute of Technologie an, wo er sich mit der damals wenig populären Netzwerktechnolgie beschäftigte. Nach Beendigung seines Studiums ging er als Professor an die University of California at Los Angeles (UCLA). Als die ARPA sich Mitte der 60-er Jahre mit der Netzwerktechnologie zu beschäftigen begann, wurde natürlich auch Kleinrock in die Arbeiten einbezogen. Er leitete 1969 das Team der UCLA, welches dort den ersten Knoten des ARPANET etablierte, von dem aus die erste Nachricht über das Netzwerk versendet wurde. Zu seinen Mitarbeitern gehörten unter anderem Vinton Cerf, Stephen Crocker und ßßß John Postel. Leonard Kleinrock lehrt immer noch an der Universität von Kalifornien, seinen Studenten empfiehlt er, eingefahrene Wege zu verlassen und neue Ideen zu entwickeln. Mittlerweile hat er über 40 Doktoranden betreut, die zu den Experten der Informationstechnologie gehören. Er sitzt im Vorstand diverser Unternehmen und Organisationen und hat selbst mehrere Firmen mitbegründet, zum Beispiel im Jahre 1998 „Nomadix Software“, ein Unternehmen, das Software für den unproblematischen Internetzugang entwickelt. Kleinrock ist verheiratet, hat vier Kinder und fünf Enkelkinder. Als Freizeitbeschäftigung gibt er unter anderem Karate (er besitzt den schwarzen Gürtel) und Marathonlauf an. In einem Interview im Jahre 1999 warnte er davor, die Nutzer des World Wide Web durch übermäßige Bannerwerbung und schlecht gemachte Web-Seiten zu vergraulen.

Beitragsbild: Von Brewster Kahle – Personal camera, Gemeinfrei

Stephen Edwin King

Amerikanischer Bestseller-Autor.

Eigentlich hat Stephen King es nicht nötig, sich im Internet auf eigene Faust ein paar Pfennige dazu zu verdienen. Sein Werk umfaßt inzwischen über 25 Romane und etwa 100 Kurzgeschichten in über 200 Millionen verkauften Exemplaren. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, im Sommer 2000 seinen Roman „The Plant“ stückweise im Internet zum Download anzubieten, zum Schrecken seines Verlegers, denn der Text wurde nur in digitaler Form veröffentlicht. „Verleger werden nichts lieber sehen, als daß dieser Versuch floppt“ lautete dann auch Kings Kommentar zu dem Projekt. Das Besondere dabei war, daß der Roman in einzelnen Kapiteln ins Netz gestellt wurde. Die Leser waren nun aufgerufen, die Kapitel zu laden und zunächst jeweils einen Dollar an King zu überweisen. Er wollte die Geschichte nur fortsetzen, wenn mindestens 75 Prozent der Leser ihren Obolus entrichteten. Doch die Nachfrage war für Stephen Kings Verhältnisse niedrig: Das erste Kapitel wurde noch 120.000 mal aufgerufen, während sich zum Schluß nur noch 40.000 Interessenten fanden. Da auch die Zahlungsmoral zu wünschen übrig ließ, (schließlich hatten nur noch 46 Prozent gezahlt) gab King Ende 2000 bekannt „die Pflanze habe die Blätter eingerollt“ und werde wahrscheinlich in ein oder zwei Jahren fortgesetzt und eventuell sogar als gedruckte Version erscheinen. Stephen King hat fast die klassische amerikanische Karriere „vom Tellerwäscher zum Millionär“ absolviert. Der 1947 in Portland, Maine, geborene Stephen und sein Bruder David wuchsen bei der Mutter auf, nachdem der Vater sich 1949 aus dem Staub gemacht hatte. Der begeisterte Leser begann bereits im Alter von zwölf Jahren zu schreiben und bot seine Geschichten schon bald, allerdings erfolglos, verschiedenen Verlagen an. Während seiner Studienzeit schrieb er eine wöchentliche Kolumne für die Studentenzeitung und veröffentlichte erste Kurzgeschichten im „Man`s Magazine“. Nach seinem Studium heiratete er 1971 seine Kommilitonin Tabitha Spice, mit der er noch immer zusammenlebt und drei Kinder hat. Um den Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete King zunächst in einer Wäscherei, bis er eine Stelle als Lehrer fand. Währenddessen schrieb er unentwegt Kurzgeschichten und Romane. 1973 wurde sein erster Roman veröffentlicht, der fünfte, den er geschrieben hatte. „Carrie“, eine Horrorgeschichte über ein Mädchen mit telekinetischen Fähigkeiten, war ziemlich erfolgreich und so konnte er dank des Honorars (250.000 Dollar) seinen Beruf als Lehrer aufgeben und sich von nun an nur noch dem Schreiben widmen. Seitdem produziert der Spezialist für Horrorgeschichten einen Bestseller nach dem anderen. 1996 waren sechs seiner Bücher gleichzeitig auf den Bestsellerlisten in den USA zu finden. Daneben hat er auch unter dem Pseudonym „Richard Bachmann“ fünf Bücher veröffentlicht. Einige von Stephen Kings Romanen wurden verfilmt und auch der Autor selbst versuchte sich, allerdings mit mäßigem Erfolg, selbst als Regisseur. Schon vor der Veröffentlichung von „The Plant“ im Internet hatte King einen Ausflug in die digitalen Welten gewagt. Seine Geschichte „Riding the Bullet“ erschien im März 2000 als Datei für das „E-Book“ (ein elektronisches Lesegerät) und wurde mehr als 500.000 mal verkauft. Allerdings verlief auch diese Aktion nicht wie geplant: Bereits zwei Tage nach Erscheinen hatten Fans die Verschlüsselung der Datei geknackt und kostenlos im Internet verbreitet.

Beitragsbild: Von Pinguino Kolb – Flickr, CC BY 2.0,

Jim Kimsey

Amerikanischer Geschäftsmann, Mitbegründer von AOL.
(1939 – 2016)

Eher zufällig ist Jim Kimsey in das Geschäft mit dem Internet geraten. Er war einer der Investoren in Bill von Meisters „Control Video Corporation“, dessen gescheitertes Geschäftsmodell das Unternehmen an den Rand des Ruins geführt hatte. Der erfolgreiche Geschäftsmann Jim Kimsey wurde dazu ausersehen, die Firma als Geschäftsführer zu retten. Seine Bemühungen waren erfolgreich, sie führten schließlich zur Gründung des Online Providers AOL. Jim Kimsey wurde 1939 in Washington geboren. Er wuchs als ältester Sohn einer großen Familie im irisch-katholischen Milieu in Washington auf. Seine Schulzeit verbrachte er auf einer katholischen Privatschule, von der er jedoch im letzten Schuljahr wegen mangelnder Disziplin verwiesen wurde. So machte er seinen Schulabschluß auf einer anderen katholischen Schule, um dann ein Jahr an der katholischen Universität des Ortes zu studieren. Danach zog es ihn an die Militärakademie West Point. In der Armee kommandierte er unter anderem die erste Kompanie der Interventionstruppe, die im April 1965 die Dominikanische Republik besetzte. Nach Einsätzen in Vietnam entschloß er sich jedoch Ende der 60-er Jahre für ein Leben mit Frau und Kind in Washington. Er nahm Abschied von der Armee, um künftig als Geschäftsmann seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er eröffnete eine Bar, die als besondere Attraktion einen Fernschreiber bot, der die aktuellen Börsenkurse lieferte. Sein Konzept hatte Erfolg, und zehn Jahre später besaß er eine ganze Reihe von Lokalen, die er Anfang der 80-er Jahre zu Geld machte, um seinen Lebensunterhalt als Investor zu verdienen. Ein Studienfreund aus West Point vermittelte ihm eine Beteiligung an Bill von Meisters „Control Video Corporation“, die mit dem Vermieten von Videospielen über die Telefonleitung Geld zu erwirtschaften versuchte. Von Meisters Unternehmen stand kurz vor dem Zusammenbruch, als die Investoren Kimsey mit der Aufgabe betrauten, die Firma zu retten. Er stand vor der Aufgabe „Geflügelsalat aus Hühnerscheiße zu machen.“ (Kimsey) und entwickelte gemeinsam mit dem Marketingassistenten Steve Case das Konzept für einen Onlinedienst, der später als American Online, AOL, für Furore sorgte. Der für seine direkte Ausdrucksweise berühmt berüchtigte Jim Kimsey war bis 1995 Präsident der Firma, ihm ist es zu verdanken, daß Aol seinen Firmensitz nicht ins ßßß Silicon Valley verlegte. Unter seinem Nachfolger Steve Case wurde AOL schließlich zum größten Online-Dienst der Welt. Jim Kimsey ist weiterhin bei AOL, er führt die Geschäfte der AOL Foundation, die Projekte der Bildenden Kunst unterstützt und auch den weniger begüterten Teil der Menschheit mit den Segnungen des Internet beglücken möchte. Aufsehen erregte Kimsey, als er im März 2000 mit den linksgerichteten Guerilleros in Kolumbien Verhandlungen führte, um die Entwicklung dieses Landes durch Investitionen ausländischer Unternehmen voranzutreiben.

Michael S. Kibee

Kanadischer Ingenieur, Gründer eines virtuellen Friedhofes.
(1964 – 1997)

Im April 1995 ging der „World Wide Cemetery“, der Friedhof im Word Wide Web, ans Netz. Was hier makaber und wie eine geschmacklose Geschäftsidee erscheint, ist durchaus ernst gemeint: Kibee, der Schöpfer des Friedhofes, litt an Leukämie und die Diagnose lautete, daß er nicht mehr lange leben würde. Der erste Verstorbene, der im Internet „bestattet“ wurde, war jedoch nicht Kibee selbst, sondern sein an AIDS gestorbener Freund und Lebenspartner Victor Joseph Bombardieri. Michael Stanley Kibee hatte am Ende seines Lebens das Internet entdeckt und sich dort unter anderem in Mailinglisten zum Thema seiner Krankheit engagiert. Als eine letzte Therapie ihm noch ein wenig Aufschub verschaffte, baute der Ingenieur sich zunächst einen eigenen schlichten Sarg aus Holz und konzipierte dann mit einem Freund den virtuellen Friedhof, als Vermächtnis an die Online-Gemeinde. Auch war dies für ihn eine Möglichkeit, sich mit dem Tod und dem Sterben auseinanderzusetzen. Auf dem virtuellen Friedhof sollte es die Möglichkeit geben, von überall her gestorbener Freunde und Verwandten zu gedenken. Gegen eine geringe Gebühr können dort „Gräber“ eingerichtet werden, die neben einem Text auch Bilder und Multimediadateien enthalten können. Ferner ist es möglich, den einzelnen Einträgen „Blumen“ in Form von Texten zuzuordnen. Das Projekt erregte großes Aufsehen und die Presse berichtete weltweit über Michael Kibee. So kam es, daß Kibee, nicht wie er es zunächst vermutet hatte, eines der ersten Gräber belegte, sondern der Friedhof bei seinem Tod bereits 94 Einträge aufwies. Inzwischen wird dort zum Gedenken an über 200 Personen aus aller Welt aufgerufen, wobei das Spektrum vom im zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten bis zum wenige Tage nach der Geburt verstorbenen Säugling reicht.

Beitragsbild: Screenshot der Gedenkseite für Kibee 1999

Eugene Kashpureff

Amerikanischer DNS-Rebell.

Bereits im Alter von zehn Jahren lernte der 1964 geborene Eugene Kashpureff die Programmiersprache „Assembler“ und lötete seinen ersten Computer zusammen. Doch aus dieser Beschäftigung wurde zunächst kein Beruf. Er arbeitete als Lastwagenfahrer und betrieb schließlich ein kleines Abschleppunternehmen in Seattle. 1994 zeigte ihm ein Mitglied des örtlichen Gewerbevereins die Web-Seite, die er für sein Unternehmen gestaltet hatte. In dem Moment ging Kashpureff „ein Licht auf“. Er begann sich mit dem Internet zu beschäftigen, hatte bald seine erste Web-Cam, mit der er 1995 die Geburt seines jüngsten Sohnes ins Internet übertrug (inzwischen hat er vier Kinder) und gründete Ende 1994 eine Internet-Firma. Sein erstes Produkt war „Yellowwweb“, ein Adressenverzeichnis, dessen Inhalt er aus dem Telefonbuch und dem Internet zusammengesammelt hatte. Wenig später folgte ein Unternehmen zum Handel mit Domain-Namen. Schließlich kam er, gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin aus Zeiten des Abschleppunternehmens, Diane Boling, auf die Idee, selbst Top Level Domains (die Endungen der Internetadressen wie com, de usw.) zu verkaufen. Bei seiner Firma „AlterNIC“ – NIC ist die Abkürzung für „Network Information Center – konnten die Domains xxx, .nic, .tld, .med, und .exp registriert werden. Eigentlich war dies nicht möglich, denn das „Domain Name System“ DNS wurde von der „InterNIC“ verwaltet und die Vergabe der Namen oblag zu dieser Zeit allein der Firma „Network Solutions“. Kashpureff gelang es aber, in das System der Root-Server einzudringen, wodurch es möglich wurde, daß auch die von ihm vergebenen Adressen im Internet erreicht werden konnten. Zunächst ließ man ihn gewähren, auch hatte er viele Sympathisanten unter den Internetnutzern. Doch schließlich trieb er es zu weit: Im Juli 1997 „kaperte“ er die Web Seite der Organisation „InterNIC“, welche für den Betrieb der Root-Server verantwortlich war. Das heißt, er leitete Web-Surfer, die eigentlich die Seite der „InterNIC“ erreichen wollten, auf die Seite seiner Firma um. Dort wurden sie über die Kontrolle, welche die US-Regierung nach Meinung Kashpureffs über das Internet ausübte, aufgeklärt. Um einer Verhaftung zu entgehen, floh er nach Kanada, wo er jedoch festgesetzt wurde und zwei Monate eine „schöne Zeit mit kanadischen Mördern“ (Kashpureff) im Gefängnis verbrachte, bis man ihn am 24. Dezember 1997 in die USA überstelle. Dort wurde ihm der Prozeß gemacht, bei dem er im Frühjahr 1998 zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe in Höhe von 100 Dollar verurteilt wurde. Seitdem ist er in der Computerbranche tätig und betreibt inzwischen eine Beratungsfirma.

Karstadt

Deutsche Kaufhauskette, ging 1996 online.

Unter dem Namen „MyWorld“ ging eines der bekanntesten Kaufhäuser Deutschlands am 28. Oktober 1996 ins Internet. In 18 verschiedenen Shops konnten 150.000 unterschiedliche Artikel geordert werden. Daneben gab es die Möglichkeit, als Mitglied bei „MyWorld“ eine eigene Homepage einzurichten oder mit anderen Mitgliedern zu „chatten“, also sich zu unterhalten. Das Konzept verfing jedoch nicht und „MyWorld“ wurde im Herbst 2000 wieder geschlossen. In der realen Welt kann das alteingesessene Unternehmen bislang auf eine weit positivere Geschichte zurückblicken. Die Ursprünge der Firma liegen in einer Geschäftsgründung des Wismarer Kaufmannes Rudolph Karstadt (1854 – 1944). Im Jahre 1881 eröffnete er mit einem Angestellten in Wismar ein „Manufactur-, Confections- und Tuchgeschäft“. Das Besondere daran war, daß Karstadt erstmalig Festpreise einführte (bis dahin waren langwierige Verhandlungen über den Preis allgemein üblich) und Barzahlung verlangte. 1885 übernahm Theodor Althoff (1858 bis 1931) in Dülmen (Westfalen) ein „Kurz-, Woll- und Weißwarengeschäft“ von seiner Mutter. Auch er verfolgte ein ähnliches Konzept. 1920 fusionierten die beiden Unternehmen zur Rudolph Karstadt AG. 1926 wurde die „EPA Einheitspreis AG“ gegründet, die später als „Kepa Kaufhaus“ bekannt wurde. Das Unternehmen überstand die Weltwirtschaftskrise 1931 und hatte 1939 bereits 67 Filialen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb in Westdeutschland mit 45 Filialen weitergeführt. In den 70-er Jahren erwarb Karstadt 51 Prozent des Neckermann Versandhauses. Nach dem Fall der Mauer konnte Karstadt durch Übernahme verschiedener „Centrum“- und „Magnet“- Warenhäuser wieder in Ostdeutschland Fuß fassen. 1992 begann die Kooperation mit dem bekannten Moskauer Kaufhaus „GUM“. Schließlich wurde in Deutschland 1994 die bekannte Hertie-Warenhauskette übernommen. Natürlich arbeitet man bei Karstadt an einem neuen Internet-Auftritt, aber auch das Wohl der Aktionäre liegt der Geschäftsleitung am Herzen: Zur Zeit (Anfang 2001)versucht man die Rendite zu erhöhen, was unter anderem durch Sparmaßnahmen beim Verkaufspersonal erreicht werden soll.

Beitragsbild: Von GeoTrinity – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Robert E. (Bob) Kahn

Amerikanischer Ingenieur.

Im Oktober 1972 wurde auf der „International Computer Communications Conference“ – ICCC – in Washington das ARPANET erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Besucher der Konferenz konnten auf verschiedene Standorte des Arpanet zugreifen und sich von den Möglichkeiten, die dieses neue Netzwerk bot, überzeugen. Organisiert hatte die Vorführung der Ingenieur Robert Kahn, der damals bei BBN arbeitete. Der 1938 in Brooklyn geborene Robert Kahn hatte am City College einen Abschluß als Elektroningenieur gemacht und danach in Princeton studiert, wo er 1964 einen Doktortitel erlangte. Danach arbeitete bei den Bell Laboratories von AT&T, bevor er als Professor ans ßßß MIT ging. Von der Lehrtätigkeit wurde er freigestellt, um bei BBN am ARPANET mitarbeiten zu können. Ende 1972 kam er zur DARPA der „Defense Advance Research Project Agency“, einer Arbeitsgruppe des Verteidigungsministeriums. Dort arbeitete er gemeinsam mit Vinton Cerf an der Vernetzung unterschiedlicher Computersysteme. Dabei entstand das Konzept des „Open Architecture Networking“, das die Verbindung unterschiedlicher Netzwerke erlaubt. Mit Cerf entwickelte Kahn das Übertragungsprotokoll TCP („Transmission Control Protocol / Internet Protocol“). Als Direktor des „Information Processing Techniques Office“ (IPTO) der DARPA initiierte er das größte Computerforschungsprogramm der amerikanischen Regierung. Er prägte auch den Begriff der „.National Information Infrastructure“ (NII) für das sich entwickelnde Internet, der später durch das Wort „Information Highway“ abgelöst wurde. 1986 gründete Robert Kahn die „ Corporation for National Research Initiatives“ (CNRI), dessen Präsident er noch heute ist. Diese Organisation kümmert sich um die Forschung und Entwicklung im Bereich der Informationstechnologie. Für seine Verdienste um das Internet wurde Robert Kahn 1997 mit der „National Medal of Technology“ und 1999 mit dem „George R. Stibitz Computer Pioneer Award“ ausgezeichnet.

Beitragsbild: Autor unbekannt – Gemeinfrei,

Brewster Kahle

Amerikanischer Unternehmer.

So wie Trampelpfade meist die effektiveren Wege sind, bietet die Firma „Alexa“ den Surfern im World Wide Web die Möglichkeit, Zusatzinformationen und Links zu Seiten mit ähnlichem Inhalt aufzurufen. Diese Vorschläge werden aufgrund der Besucherzahlen der jeweiligen Seiten zusammengestellt und sollen die effektivere Suche nach Informationen im World Wide Web ermöglichen. Gegründet wurde das Unternehmen 1996 von Bruce Gilliat und Brewster Kahle. Die Bezeichnung „Alexa“ ist eine Reminiszenz an die Bibliothek von Alexandria, bei deren Zerstörung im Jahre 270 n. Chr. etwa 500 000 Schriftrollen verbrannten, fast das gesamte Wissen der antiken Welt. Auch heute ist das im Internet vorhandene Wissen bedroht, was heute noch online erreichbar war, kann morgen schon auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein, eine Web-Seite existiert im Durchschnitt nur 75 Tage. Diesem Gedächtnisverlust will Brewster Kahle vorbeugen: „Alexa“ ist, seit seiner Gründung 1996, unaufhörlich mit der Sammlung und Archivierung von Web-Seiten beschäftigt. Die Ergebnisse werden im „Internet Archive“ oder der „Internet Library“ gesammelt und zugänglich gemacht. Eine spezielle Software von „Alexa“ erlaubt es, beim Surfen im Internet auf dieses Archiv zuzugreifen und wenn man auf eine „404 Fehlermeldung“ trifft (die besagt, daß die gesuchte Seite nicht mehr existiert) mit Glück doch noch die gewünschten Informationen zu erhalten. Umfaßte das Internet 1996 eine Datenmenge von 1,5 TeraByte, so waren es im März 2001 schon 40 TeraByte , was etwa vier Milliarden Seiten entspricht. Brewster Kahle, Jahrgang 1960, studierte am ßßß MIT, wo er sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigte. Nach Beendigung seines Studiums 1982 gehörte er zu den Mitbegründern der Firma „Thinking Machines“, die Supercomputer konstruierte. Im Oktober 1989 begann man dort mit dem Aufbau des „Wide Area Information Service“, einer Datenbank von Internet-Inhalten, die seit 1991 im Netz zugänglich ist. 1992 gründete Kahle die „WAIS Inc.“. Das Unternehmen führte die Datenbank fort und beschäftigte sich mit dem Publizieren im Internet. Zu den Kunden gehören unter anderem die New York Times und die Encyclopaedia Britannica. 1995 verkaufte Kahle das Unternehmen an AOL. Auch Alexa hat einen neuen Eigentümer: Die Firma wurde 1999 von Amazon übernommen.

Beitragsbild: Von Joi Ito – , CC BY 2.0,