David Filo

Mitbegründer von ßßß Yahoo!

David Filo fand das Thema seiner Doktorarbeit im Fachbereich Elektroingenieuwesen, ziemlich langweilig, daher surfte er mit seinem Freund Jerry Yang im Studienjahr 1993/1994 lieber durch das gerade entstehende World Wide Web. Um bereits aufgesuchte Seiten schnell wieder erreichen zu können, legten die beiden Freunde, die gemeinsam in einem Wohnwagen auf dem Universitätsgelände wohnten, eine Datenbank mit Verweisen zu den interessantesten Seiten an. Wenig später wurde daraus das florierende Unternehmen „Yahoo“. Filo erstellte die Software, während sein Freund sich um die Auswahl der Seiten kümmerte. Auch heute noch ist Filo für die Technologie des Unternehmens verantwortlich. Er stammt aus dem 8000 Einwohner zählenden Städtchen Moss Bluff in Louisiana. Der 1967 geborene David Filo studierte an der Tulan Universität in New Orleans Informatik, bevor er an die Stanford-Universität ging, wo er Jerry Yang kennenlernte. Der Name des Unternehmens soll auf die Abkürzung der Bezeichnung „Yet Another Hierarchical Officious Oracle“ sein. Es wird aber auch berichtet, daß der Firmenname auf den Ausdruck „Yahoo“, der übersetzt „Saukerl“ heißt, zurückgehen soll, mit dem David angeblich von seinem Vater tituliert wurde, wenn er sich als Kind schlecht benommen hatte.

Beitragsbild: Von Mitchell Aidelbaum from San Francisco; CA; USA – Diese Datei ist ein Ausschnitt aus einer anderen Datei; CC BY 2.0;

Excite

Amerikanische Suchmaschine und Internet-Portal.

Die Geschichte von Excite scheint allen Klischees über Gründer der „New Economy“ zu entsprechen: Sechs Studenten gründen in einer Garage ein Softwareunternehmen, welches innerhalb weniger Jahre einen Wert von mehreren Milliarden Dollar hat. Es stimmt, der erste Firmensitz von Excite war tatsächlich in einer Garage in Cupertino, Kalifornien, untergebracht, die mit geklauten Stühlen ausgestattet war und an kalten Tagen mit einem Heizlüfter geheizt wurde. Eine Legende ist allerdings die Entstehungsgeschichte der Firma, in der es heißt, die Idee sei den Gründern im Februar 1993 in einem mexikanischen Lokal, „Rosita’s Taqueria“, gekommen. Zwar haben sich die sechs Freunde dort häufig getroffen, versichert Joe Kraus, einer der Gründer in einem Interview, aber daß die Geschäftsidee dort entstand, sei eher unwahrscheinlich. Die sechs hatten sich 1989 im Studentenwohnheim von Stanford kennengelernt, als sie ihr Studium begannen. Joe Kraus studierte politische Wissenschaften, während die anderen fünf den Fachbereich der Informatik gewählt hatten. Joe Kraus war der Schlagzeuger einer Band, an der auch seine beiden Freunde Ryan McIntyre und Mark van Haren beteiligt waren. McIntyre, der aus Colorado stammt, spielte Baß. Während seiner Studienzeit verbrachte er auch einiger Monate in Berlin und München, wo er auf den Geschmack des deutschen Bieres kam. Seitdem braut er in seiner Freizeit seinen eigenen Gerstensaft. Mark van Haren war der Lead-Sänger der Band. Der sprachbegabte Student lernte zwischenzeitlich Portugiesisch, Spanisch, Französisch., Koreanisch und Japanisch. Er entwickelte die chinesischen Web-Seiten von Excite. Van Haren war auf einer süd-koreanischen Insel als Englischlehrer tätig und entwickelte in Argentinien Computerprogramme. Der Veganer, der sich auf seiner Visitenkarte inzwischen Mark Wang van Haren nennt, verließ Excite 1999. McIntyre studierte „Symbolic Systems“, ein fächerübergreifendes Studienfach, welches die Informatik mit der Linguistik, Psychologie und Philosophie verbindet. Auch Mark Reinfried, der im Alter von acht Jahren aus der Schweiz in die USA gekommen war und innerhalb von drei Monaten die englische Sprache erlernt hatte, studierte dieses Fach. Graham Spencer, der sich als Vegetarier später darüber beklagte, wie schwer es sei, Luxusautos ohne Ledersitze zu bekommen und Ben Lutch studierten Informatik. Die sechs Freunde beschlossen, sich nach ihrem Studium gemeinsam selbständig zu machen und so kam es im Juni 1993 zur Gründung von „Architext Software“. Der Firmensitz war die besagte Garage und das Kapital bestand aus 15000 Dollar, die sie sich zusammengeliehen hatten. Das erste Produkt wurde 1994 vorgestellt, es handelte sich um „Market Text“, ein Programm zum automatischen Generieren von Werbeslogans. Die eigentliche Idee war jedoch die Erstellung einer leistungsfähigen Suchmaschine, um der zunehmenden Informationsflut des Internet Herr zu werden. Während sich die fünf Computerspezialisten um die Softwareentwicklung kümmerten, sollte Joe Kraus sich um Kapitalgeber bemühen. Kraus, der deswegen auch „Mister Phone“ genannt wurde, war in seinen Anstrengungen wenig erfolgreich, bis Vinod Koshla, ein Partner des Risikokapitlagebers „Kleiner Perkins Caufield & Byers“, auf „Architext“ aufmerksam wurde. Koshla war ein echter Glücksfall für die Gründer. Zunächst brachte er ihnen 5000 Dollar zum Kauf einer neuen Festplatte, um ein erweitertes System entwickeln zu können. Später bekamen sie mehr Kapital, wobei Koshla die unerfahrenen Unternehmer auch nach Kräften: unterstützte. Er entwickelte mit ihnen ein erweitertes Konzept, das vorsah, die Suchmaschine durch Nachrichten, Sportergebnisse und ähnliche Informationen zu erweitern. Auch sorgte er dafür, daß die Anteile an der Firma nicht mehr zu gleichen Teilen, sondern gemäß der Beteiligung der einzelnen Personen an der Entwicklung verteilt wurden, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen. Im Oktober 1995 wurde aus „Architext“ „Excite“ und im Dezember des selben Jahres ging die Suchmaschine online. 1996 konnten die Unternehmer den Firmensitz aus der Garage in ein „normales“ Gebäude verlagern, im Jahr 1998 zählte Excite 14 Millionen Zugriffe täglich und hatte 500 Mitarbeiter. 1999 wurden die Aktien von Excite für sieben Milliarden Dollar an den amerikanischen Breitband-Anbieter @Home übertragen. Das Unternehmen heißt nun Excite@Home und bietet neben dem Service einer Suchmaschine auch einen Breitband Internet-Zugang und weitere Dienste an.

Encyclopedia Britannica

Weltberühmtes Nachschlagewerk, erscheint in Zunkunft nur noch digital.

Als die Herausgeber der Encyclopedia Britannica im Oktober 1999 erklärten, die Web-Seite der Enzyklopädie könne zukünftig kostenlos besucht werden, brach der Server unter dem Ansturm der Aufrufe zusammen. Zwar konnte das Nachschlagewerk schon seit 1994 im Internet besucht werden, aber das Geschäftsmodell sah dafür eine Gebühr vor. Für Universitäten betrug sie beispielsweise einen Dollar jährlich für jeden eingeschriebenen Studenten. In Zeiten dahinschmelzender Budgets der Bibliotheken kein Pappenstiel. Hinzu kam die Konkurrenz von Unternehmen wie Microsoft, dessen Nachschlagewerk „Encarta“ auf vielen PCs als kostenlose Dreingabe zu finden war. Die Encyclopedia Britannica wurde 1768 in Edinburgh erstmals herausgegeben. Der 1726 geborene Kupferstecher Andrew Bell und der damals wahrscheinlich 23 Jahre alte Drucker Colin MacFarquhar wollten, inspiriert von einer französischen Enzyklopädie, ein ähnliches Projekt aufziehen. Als Herausgeber gewannen sie den 1740 geborenen Drucker und Gelehrten William Smelli. Die Enzyklopädie erschien als Loseblattsammlung, die wöchentlich in MacFarquhars Büro verkauft wurde. 1771 war das Nachschlagewerk mit 2659 Seiten komplett. Der große Erfolg ermunterte die Herausgeber, die zweite Auflage in gebundener Form zu veröffentlichen. Sie erschien von 1777 bis 1784 und umfaßte zehn Bände. Der 35. und letzte Band der aktuellen Ausgabe erscheint 2001 und ist zugleich der letzte gedruckte Band. Danach gibt es die Enzyklopädie nur noch als CD-ROM, DVD und im Internet. Seinen guten Ruf erwarb sich das Lexikon durch seine sorgfältig editierten und ausführlichen Beiträge. Als Autoren konnten die Herausgeber im Laufe der Zeit viele berühmte Persönlichkeiten gewinnen: Neben vielen anderen schrieben zum Beispiel der Ökonom Malthus, Siegmund Freud, Leo Trotzki und Albert Einstein Beiträge für die Enzyklopädie. Auch technisch war die Britannica immer auf der Höhe der Zeit: 1960 wurde der Fotosatz eingeführt und 1989 erschien die erste Multimedia CD-ROM, die allerdings mit einem Preis von 1200 Dollar ziemlich teuer war. Für die Internetseite wurde eigens eine leistungsfähige Suchmaschine entwickelt, die neben dem gesuchten Eintrag der Enzyklopädie auch zum Thema passende Web-Seiten anzeigt.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite aus dem Jahr 2000

Alan Emtage

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler von Archie.

Alan Emtage wurde am 27. November 1964 in Bridgetown auf Barbados, einem Inselstaat in der Karibik, geboren. Während seiner Kindheit verbrachte er einige Zeit in England, doch wuchs er im wesentlichen auf Barbados auf. Mit 18 Jahren ging er nach Kanada, um an der McGill Univiersität in Montreal Informatik zu studieren. Als graduierter Student war er während einer Tätigkeit in der Systemadminstration damit beschäftigt, im Internet Public Domain Software für die Universiät zu suchen. Um sich die Arbeit zu erleichtern,schrieb er ein kleines Programm, das die gefundenen Quellen in einer Datenbank sammelte und es ihm ermöglichte, diese lokal zu durchsuchen. Aus diesem System entstand unter der Mitwirkung von Peter Deutsch, der als graduierter Student als Systemadminstrator tätig war, und Bill Heelan, einem technischen Angestellten der Universität, Archie, die erste Suchmaschine im Internet. Zur kommerziellen Auswertung dieser Entwicklung gründete Emtage gemeinsam mit Peter Deutsch die Firma Bunyip, das erste Unternehmen der Welt, das sich nur mit der geschäftlichen Nutzung des Internet beschäftigte. Bei Bunyip blieb Alan Emtage bis 1996. Während dieser Zeit wurde er auch Mitglied der IETF, der „Internet Engineering Task Force“ einer Organisation, die sich mit der technischen Entwicklung des Internet befaßt. Zur Zeit arbeitet der gefragte Spezialist für Internet- basierte Informationssysteme, der auch als Berater für die US Library of Congress tätig war, bei der Firma Mediapolis, die sich mit der Entwicklung maßgeschneiderter Software zur Erstellung der Web-Seiten großer Unternehmen beschäftigt. Zu den Kunden der Firma gehören unter anderem Sony und die deutsche Schallplattenfirma ECM. Als einer der wenigen Schwarzen in der IETF und den dazugehörigen Organisationen , der sich noch dazu offen zu seiner Homosexualität bekennt, ist Alan Emtage zwar so etwas wie ein Exot, doch fanden diese Tatsachen nie besondere Beachtung. Er erinnert sich an eine lustige Begebenheit während der Usenix-Konferenz im Januar 1992: Dort sollten die Bilder aller Teilnehmer eingescannt werden, doch die Verantwortlichen hatten ihre liebe Not mit dem Portrait von Alan Emtage, denn die Anlage war für das Digitalisieren von Bildern von Personen mit heller Hautfarbe kalibriert worden. „Sie wurden sehr kleinlaut denn es war ihnen äußerst peinlich“ wie er sich erinnert.

DINO-Online

Früher deutscher Webkatalog.

Mitte 1995 begannen Studenten der Universität Göttingen in ihrer Freizeit eine Sammlung von Links zu interessanten deutschen Web-Seiten anzulegen. Das Deutsche Internet Organisationssystem, DINO, war so konzipiert, daß nicht nur nach Seiten gesucht wurde, sondern Betreiber von Web-Seiten ihr Angebot dort auch anmelden konnten. Die Resonanz auf das Projekt war so gewaltig, daß der Arbeitsaufwand bereits im Februar 1996 für eine Freizeitbeschäftigung zu groß geworden war. Um DINO weiter betreiben zu können, wurde die Firma „AIS Axon Internet Services GmbH“ gegründet, die von zwei Geschäftsführern, Herrn ßßß Holger Kayser und Herrn Vehling geleitet wurde. Im Juli 1997 übernahm Martin Ortlepp den Posten als technischer Geschäftsführer, unter dessen Leitung das Angeot von DINO-online kontinuierlich erweitert wurde. Unter anderem kamen ein online-Chat, die Etablierung des Kataloges als Portal-Seite und ein regionales Suchsystem hinzu. Auch machte DINO durch die Entwicklung neuer Werbeformen, bei denen Reklame und inhaltliche Elemente miteinander verknüpft wurden, von sich reden. Anfang 1999 wurde AIS mitsamt DINO von Gerhard Schmid, dem Betreiber der norddeutschen Telefongesellschaft Mobilcom, gekauft.

Beitragsbild: Screenshot 1999

Peter Deutsch

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler von Archie.

Die Tochter von Peter Deutsch was das erste Kind in Kanada, das Zugriff zum Internet hatte. Auf einem Foto ist das damals sechs Monate alte Mädchen an der Tastatur des Rechners von Peter Deutsch zu sehen, der 1987 die MacGill Universität in Montreal mit dem Internet verband. Peter Deutsch wurde am 26. Juli 1955 in Kalifornien als Sohn eines Amerikaners und seiner australischen Frau geboren. Die Familie zog 1969 nach Australien, wo er die High School abschloß. Bevor er in Kalifornien das College besuchte, reiste er durch Asien und Europa. In Europa lernte er auch seine spätere Frau, eine Franco-Kanadierin, kennen. 1975 übersiedelten sie nach Montreal, wo er 1981 sein Studium in den Fächern Mathematik und Informatik beendete. Seinen ersten Computer schaffte sich der technisch interessierte PeterDeutsch, der bereits während seiner Schulzeit an Radios gebastelt und sich in einer Theatergruppe mit Beleuchtungs- und Soundeffekten beschäftigt hatte, 1981 an. Der Rechner, ein TRS-80 mit 16 k Speicher, funktioniert heute noch, Peter Deutsch steuert damit seine Modelleisenbahn. Einen weiteren Abschluß in Informatik machte er 1991 an der McGill Universität. Dort war er seit 1987 auch als Systemadministrator tätig und leitete ein Team von sechs Mitarbeitern. Einer seiner mitarbeiter, ßßß Alan Emtage, durchsuchte das Internet in seinem Auftrag nach brauchbarer Software für die Universität. Dabei entwickelte er eine Datenbank, die es ihm erlaubte, die gefunden Quellen lokal zu durchsuchen. Eines Tages erhielt Peter Deutsch über eine Mailingliste eine Anfrage nach einem bestimmten Programm, die er dank der Datenbank von Alan Emtage, positiv beantworten konnte. Am nächsten Morgen war seine Mailbox voller Anfragen nach anderer Software. Ihm war klar, daß er nicht die Zeit haben würde, sich um alle Anfragen zu kümmern und er beauftragte sein Team, zu dem außer Alan Emtage auch Bill Heelan, Sandro Mazzucatto und Luc Boulianne gehörten, eine Möglichkeit zu entwickeln, auch von außerhalb auf die Datenbank zuzugreifen. So entstand „Archie“, als erste Suchmaschine des Internet. Als die Anfragen immer mehr zunahmen, gründeten Peter Deutsch und Alan Emtage die Firma Bunyip, aus der Peter Deutsch 1998 ausschied. Seitdem arbeitet er bei ßßß Cisco, wo er ein Team von 85 Ingenieuren leitet, die an einigen „wirklich netten Produkten“ arbeiten, wie Peter Deutsch es ausdrückt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Archie ist für ihn die erste Demonstration der Möglichkeiten, die das Internet als „Füllhorn der Informationen“ bietet.

Deja.com

Suchmaschine im Usenet.

Deja.com wurde im April 1995 von Steve Madere als Deja News gegründet. Er hatte ein System zum Durchsuchen großer Textbestände in Datenbanken entwickelt, was auch auf weniger leistungsfähigen Rechnern lief. Die Fähigkeiten des Systems werden deutlich, wenn man bedenkt, daß 450 Gigabyte Text innerhalb von zwei bis drei Sekunden durchsucht werden können. Madere begann, alle Nachrichten des Usenet seit 1995 zu archivieren und sie unter einer benutzerfreundlichen Oberfläche zugänglich zu machen. Von nun an war es möglich, das fast undurchdringliche Labyrinth der Newsgruppen, deren Inhalt von ernsthaften Diskussionen bis zum größten Schwachsinn reicht, auf einfache Weise zu durchsuchen. Das Archiv wuchs täglich um über 700.000 Nachrichten, was einer Datenmenge von etwa fünf Gigabyte entspricht. Leider bestanden bereits 1997 etwa zwei Drittel dieser Nachrichten aus „Spam“, mit Postwurfsendungen vergleichbarer unerwünschter Werbung. Doch Deja entwickelte ein System, derartige Botschaften von der Archivierung auszuschließen. 1999 entdeckte Madere den E-Commerce und aus Deja News wurde Deja.com. Eine „ratings area“ wurde in die Web-Seite integriert. Dort konnten die Nutzer diverse Ranglisten für Themen vom Hund bis zum Sportstar anlegen und Kaufempfehlungen für Produkte erstellen und einsehen. Auch die von diesem Zeitpunkt an archivierten Nachrichten blieben vom Kommerz nicht verschont: Sie wurden teilweise mit Verweisen zu entsprechenden Produkten innerhalb Deja versehen, was zu Protesten vieler Nutzer führte. Im Jahr 2000 wurde der kommerzielle Bereich von Deja.com an eBay verkauft und im Februar 2001 übernahm die Suchmaschine „Google“ das gesamte Archiv.

Rick Gates

Amerikanischer Bibliothekar, veranstaltete den ersten „Internet Hunt“.
Wissen Sie, wo man im Internet Satellitenbilder eines herannahenden Hurrican bekommen kann oder wo der aktuelle Wechselkurs des Yen zu finden ist? Die Antworten zu diesen und weiteren acht Fragen sollten die Teilnehmer des ersten „Internet Hunt“, einer Art virtueller Schnitzeljagd nach Informationen, im Internet finden. Dieses Suchspiel wurde das erste Mal im September 1992 veranstaltet. Damals war das World Wide Web nur ein kleiner Teil des Internet und an Suchmaschinen, die auf jede Anfrage hunderte von Antworten ausspucken, war nicht zu denken. Wer nach Informationen suchte, mußte die Rechner der in Frage kommenden Institutionen direkt aufrufen oder entsprechende Newsgruppen im Netz besuchen. Organisiert hatte den „Internet Hunt“ der damals 37-jährige Bibliothekar Rick Gates. Der Angestellte der „University of California, Santa Barbara“ war ein echter „Informations-Junkie“, der eine Enzyklopädie wie einen Roman lesen konnte. 1984 hatte er an der Universität von Arizona einen Abschluß in „General Studies“ erlangt, einem Studium, das sowohl Informatik als auch Englisch und Soziologie umfaßte. 1988 machte er außerdem seinen „Master of Library Science“. In Santa Barbara war er für den Online-Katalog der Bibliothek verantwortlich. Die Idee für den Internet Hunt enstand 1991, als ihm klar wurde, welch riesige Menge an Informationen das schnell wachsende Internet bot. Es machte ihm Spaß, das Netz nach neuen Quellen zu durchsuchen und er vermutete, daß es sicher auch Kollegen mit demselben Faible geben müsse. Die Grundlage des Spiels bildete eine Aufgabe, die ihn während seines Studiums begeistert hatte: Die Studenten mußten innerhalb einer vorgegebenen Zeit aus dem Fundus der Bibliothek die Antworten auf einige Fragen finden. So war auch der Internet Hunt aufgebaut, die Teilnehmer hatten zehn Fragen, für die jeweils Punkte vergeben wurden, zu beantworten. Die Fragen wurden im Internet veröffentlicht und Interessenten gebeten, die Lösungen via E-Mail an Rick Gates zu senden. Um sicherzustellen, daß die Antworten tatsächlich aus dem Netz stammten, sollte auch die Quelle möglichst präzise angegeben werden. Der Sieger der ersten Jagd war die Bibliothekarin Hope N. Tillman, die 46 von 48 erreichbaren Punkten erzielte. Das Spiel, das monatlich mit immer neuen Aufgaben stattfand, war recht erfolgreich, zwar beteiligten sich nur wenige Wißbegierige an der Suche, doch dafür lasen um so mehr Interessierte die Nachrichten mit den korrekten Antworten. Sie versprachen sich davon wertvolle Hinweise auf eigene Recherchen im Internet. Schlagzeilen machte der Internet-Hunt 1993, als die Teilnehmer aufgefordert wurden, anhand einer E-Mail Adresse möglichst viele Informationen über die Person, der diese Adresse gehörte, zu sammeln. Die Adresse und die Idee stammten von dem Mitarbeiter der CIA, Ross Stapleton, den Gates auf einer Bootsfahrt anläßlich eines Kongresses kennengelernt hatte. Nur aufgrund der E-Mail-Adresse fanden die Spieler Stapletons Telefonnummer, die Namen seiner Eltern, die Titel der von ihm abonnierten Zeitungen und vieles mehr heraus. Dadurch wurde deutlich, daß das Internet inzwischen ein Raum geworden war, in dem die Privatsphäre der Personen ,die sich dort bewegten, nicht geschützt wurde. Eine Erweiterung des Internet-Hunt auf das World Wide Web, die für 1994 geplant war, wurde nicht realisiert. Rick Gates, der 1993 ein Schulungsunternehmen mitgründete, arbeitete als Dozent an verschiedenen Universitäten. Er ist zur Zeit (2002) am „Rochester Institute of Technology“ tätig. Neben dem Internet-Hunt richtete er den ersten Raum für Internet-Recherchen für die ALA, die „American Library Association“, ein. Außerdem gehörte er zu den Initiatoren des inzwischen eingestellten Projektes „Interpedia“, einer Enzyklopädie im Internet, welches als Vorläufer von Wikipedia gilt.
Ach so: Für einen Dollar bekam man im August 1992 übrigens 126,23 Yen und die Satellitenbilder waren bei „ftp to vmd.cso.uiuc.edu.“ zu finden.

Fred Barrie

Mitentwickler der Suchmaschine Veronica für Gopher

Der 1968 geborene Fred Barrie studierte an der University of Nevada, Reno, Maschinenbau, als er das erste Mal mit der Computertechnik in Berührung kam. 1988 hatte er einen Job als Bote im Computerzentrum der Uni, wo er neben dem Reinigen der Bandlaufwerke auch zum Erstellen der Backups zuständig war. Dort führte er aber auch Berechnungen für sein Studium durch und lernte die Programmiersprache C. Als er 1992 einen Gopher-Server einrichten mußte, kam ihm und seinem Kollegen Steve Foster die Idee, eine Suchmaschine für Gopher zu entwickeln, wie es sie mit Archie bereits für die ftp-Server gab, um auch im Gopherspace schneller an gesuchte Dokumente gelangen zu können. Zunächst wollte Fred Barrie eine Liste mit Links zu Dokumenten erstellen. Steve Foster schlug vor, das Programm so zu gestalten, daß man direkt zur gesuchten Seite geführt würde. Barrie schrieb das Programm zum Sammeln aller Links und den Server zum Bearbeiten der Anfragen. Das System wurde Veronica genannt, nach der Freundin von Archie, dem Helden aus dem in den USA populären Archie-Comic. Veronica ist aber auch die Abkürzung für: „Very easy rodent-orinented net-wide index to computerized archives“, was im allgemeinen mit „Sehr einfach zu bedienender mausorientierter netzweiter Index für Computerarchive“ übersetzt wird. Fred Barrie arbeitet als Chefentwickler bei einem Unternehmen für Glücksspiele in den USA. Über den Verbleib von Steve Foster ist nichts bekannt.

ARCHIE

Die erste Suchmaschine des Internet.

Screnshot der Archie-Seite 1999

Archie war ein System zum Lokalisieren von Dateien auf FTP-Servern im Internet. Die Bezeichnung ist eine Kurzform des Wortes „Archive“. 1990 war der graduierte Student Alan Emtage an der Mc Gill Universität in Montreal damit beschäftigt, für die Schule im Internet Public Domain Software ausfindig zu machen. Die Universität hatte zwar Geld für Hardware, aber beim Personal und bei der Anschaffung der Software sollte gespart werden. Um sich die Arbeit zu erleichtern, schrieb er ein einfaches Programm, das es ermöglichte, die FTP-Server zu indizieren und die Einträge lokal zu durchsuchen. Die Existenz dieser Datenbank sprach sich herum und der Systemadministrator Peter Deutsch, auch ein graduierter Student, entschied, die Datenbank auch anderen Interessenten zugänglich zu machen und einen auf dem Übertragungsprotokoll Telnet basierenden Server einzurichten. Ein technischer Angestellter der Universität Namens Bill Heelan, schrieb die Software, die es erlaubte, sich in das System einzuloggen und nach einem bestimmten Eintrag zu suchen. Bald darauf wurde das System erweitert, indem zwei Datenbanken angelegt wurden: Eine, die „What is Database“, enthält die Beschreibung der gesammelten Dateien. Die zweite Datenbank besteht aus den Dateinamen und den dazugehörigen Adressen. Die Zahl der Zugriffe, die zunächst maximal 30 pro Tag betragen hatte, stieg bald auf fast 30 in der Minute. In Zusammenarbeit mit Clifford Neumann vom Information Science Institute der Universität von Süd-Kalifornien entstand eine Art grafische Benutzeroberfläche, um das System besser bedienen zu können. Auch wurde das System lizenziert und es entstanden weltweit Archie-Server. Die größte Anzahl wurde 1995 mit 63 Stück erreicht. 1992 gründeten Alan Emtage und Peter Deutsch die Firma Bunyip Information Systems, um ihre Entwicklung geschäftlich zu nutzen. Bunyip war die erste Firma, die allein zu dem Zweck gegründet wurde, das Internet kommerziell zu nutzen, was, im Gegensatz zur heutigen Situation, von Protesten begleitet wurde. Bunyip existierte bis 1999. Die Entwicklung von Archie wurde dort jedoch nicht lange weiterverfolgt, die Firma, bei der auch Bill Heelan arbeitete, widmete sich der Entwicklung anderer internet-basierter Techniken.
Die Archie-Server mussten im Sommer 1999 aufgrund juristischer Probleme abgeschaltet werden.

Beitragsbild: Screenshot 1999