Amerikanischer Journalist in Deutschland.
Der 1950 in den USA geborene Journalist Tim Cole wurde von der Süddeutschen Zeitung als „Vorbeter des deutschen Internet“ bezeichnet. Er selbst bezeichnet sich als jemanden, der Bücher über das Internet schreibt „und anschließend Managern, die keine Zeit zum Lesen haben, in Vorträgen und Seminaren erzählt, was drin steht“. Aber auch der „Vorbeter“ ist ihm nicht fremd, schließlich sind seine Vorfahren um 1630 aus religiösen Gründen von England nach Amerika ausgewandert und haben seither in jeder Generation mindestens einen Prediger hervorgebracht. Seit 1961 ist Tim Cole, der Sohn eines amerikaníschen Luftwaffenoffiziers und dessen deutschen Frau, in Deutschland. Nach dem Besuch des Gymnasiums absolvierte er 1969 ein Volontariat bei der Rhein-Neckar-Zeitung in Heidelberg. Daneben studierte er in Abendkursen an der University of Maryland, wo er 1974 mit Auszeichnung seinen Abschluß als „Associate of Arts“ machte. Bis zu seiner ersten Bekanntschaft mit dem Internet sammelte er Erfahrungen in diversen Redaktionen deutscher Zeitungen und Fachzeitschriften. Daneben war er 1975 Deutscher Journalisten Skatmeister, gewann 1981 die Rallye Monte Carlo und gründete einen Verlag. 1995 war er als Leiter der Redaktionsgruppe Multimedia der Motor-Presse Stuttgart verantwortlich für die Planung einer neuen Zeitschrift mit der Bezeichnung „inter@ktiv“, ein Projekt, das nie verwirklicht wurde. In diesem Zusammenhang wurde ihm auch ein Artikel über die Fans der amerikanischen Rockgruppe Greatful Dead angeboten, die in den Newsgroups des Usenet Nachrichten austauschten. Cole kannte diese Newsgruppen damals noch nicht. Er ließ sich das Prinzip erklären und war fasziniert davon, daß „etwas im Grunde Alltägliches und Banales über ein so hochtechnisiertes Medium abläuft“, wie er sich erinnert. Auch er wollte am Internet teilhaben und legte sich einen entsprechenden Zugang zu. Er wurde rasch zu einem der exponiertesten Autoren in diesem Bereich. Tim Cole gab den ersten deutschsprachigen Newsletter im Netz den „InterNet Report“ heraus und schrieb das Standardwerk „Internet Praxis“. In seinen Büchern „Erfolgsfaktor Internet“ und „Das Kundenkartell“ beschwört er die weltweite Vernetzung geradezu. Er ruft die kleinen und mittleren Unternehmen auf, die Chancen, die dieses Netz bietet, nicht zu verschlafen, in der „totalen Vernetzung der Wirtschaft“ sieht er enorme Chancen für die Unternehmen, die sich allerdings einem gewandelten Wettbewerb stellen müßten. Die Kunden würden mehr Macht bekommen und das Angebot sich dementsprechend mehr bedarfsorientiert entwickeln. Auch sieht er das enorme Einsparpotential des Netztes. Wer als Unternehmer nicht auf diesen Zug aufspringe, sei bald nicht mehr konkurrenzfähig, denn das Wachstum des Internet sei bald vorbei. Natürlich verschweigt er dabei nicht, daß bei dieser Revolution auch Arbeitsplätze verloren gehen werden. Doch die Menschen können sich dann höherwertigen Aufgaben zuwenden. Dabei ist er sich sicher, daß das Internet das Leben der Menschen bereichern wird und man die eingesparte Zeit für andere Dinge verwenden kann „die uns wichtiger sind; das muß nicht alles immer nur Internet sein.“
Beitragsbild: Tim Cohen von Michael Lucan – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de,