Sanford Wallace

Amerikanischer Versender von Werbe-Mail.

Bevor Sanford Wallace 1994 das Internet mit Spam-Mail zu überschwemmen begann, kannte ihn kaum jemand, und auch jetzt ist außer seinem Geschäft nicht viel von ihm bekannt. Ehe er das Netz entdeckte, betrieb er eine Firma, die Werbung für Restaurants per Fax verschickte. Diese Art der Reklame wurde ihm jedoch untersagt. 1994 begann er, nach Art der Rechtsanwälte Canter & Siegel, das Internet zum Versand von Werbesendungen zu nutzen. 1996 verschickte sein Unternehmen „Cyber Promotions“ etwa 300.000 unerwünschte Sendungen wöchentlich, was sich schließlich auf mehrere Millionen täglich steigerte. Seine Beschäftigung brachte ihm mehrere Prozesse, den wütenden Protest der Internet-Nutzer und den Spitznamen „Spamford“ein. Ende 1997 kündigte ihm schließlich sein damaliger Provider unter dem Druck unzähliger Protest E-Mails und Faxe. Anfang 1998 gab Wallace schließlich entnervt auf. Im August des selben Jahres meldete er sich jedoch unter „sanfordwallace.com“ zurück, um aus seinem negativen Image Kapital zu schlagen und etwas Positives daraus zu machen. Auf dieser Internetseite verkaufte er als „DJ Spammy“ gesampelte Musik. Seine neue Firma „SmartBot.Net“ versendet auch wieder elektronische Werbesendungen, allerdings nur an Personen, die sich zuvor mit dem Empfang derartiger Daten bereit erklärt haben.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite sanfordwallace.com 1999

Jay Walker

Amerikanischer Unternehmer, Gründer von Priceline.

Jay Walker war schon als Kind ziemlich unternehmungslustig: Der Sohn eines erfolgreichen Immobilienplaners und einer professionellen Bridge-Spielerin gründete im Alter von neun Jahren eine Zeitung und reiste mit zehn allein nach Europa. Als Pfadfinder verkaufte der 1956 in Queens, New York, geborene Jay Walker im Ferienlager beliebte Sorten Bonbons an die anderen Kinder. Das Geschäft hatte Erfolg, denn er umging das Monopol des ansässigen Ladens, indem er die Süßigkeiten billiger verkaufte. Außerdem war er ein begeisterter Monopolyspieler. Der College-Student schrieb mit einem Partner ein Buch über erfolgreiche Strategien bei diesem Spiel „1000 Ways to Win Monopoly Games“. Die Firma Parker, als Hersteller des Spiels, schloß ihn daraufhin von allen offiziellen Wettbewerben aus und verklagte ihn. Die Prozeßkosten verzehrten das gesamte Honorar der 100.000 verkauften Exemplare. An der Cornell Universität studierte Jay Walker Wirtschaftswissenschaften. Neben dem Studium gründete er eine Wochenzeitung, ein Abenteuer, das ihm einen Haufen Schulden einbrachte. Weiterhin versuchte er sich mit einer Marketing-Firma und verkaufte Lichtskulpturen. Den geschäftlichen Durchbruch hatte Walker 1992, als er mit Michael Loeb die Firma „New Sub Services“ gründete, deren Geschäftsidee er durch ein Patent schützen ließ. Das Unternehmen führte die damals in Amerika unübliche automatische Verlängerung von Zeitschriftenabonnements ein, wobei die Abonnements mit einem Kreditkartenvertrag gekoppelt waren. 1994 gründete Jay Walker „Walker Digital“, ein Unternehmen zur Entwicklung patentfähiger Geschäftsideen für das digitale Zeitalter. Nach dem Motto: „Melde erst ein Patent an und mache dann die Firma auf“. Drei der dort entwickelten Patente bilden die Grundlage der von Walker gegründeten Firma „Priceline“, die 1998 mit großem Werbeaufwand online ging. Die Entwicklung des Unternehmens verlief zunächst positiv und Jay Walker fand sich 1999 auf der Liste der 400 reichsten Amerikaner des Magazins „Forbes“. Der Aktienkurs von „Priceline“ fiel jedoch wieder und Walker zog sich Ende 2000 von der Geschäftsführung der Firma zurück, um sich ganz dem Unternehmen „Walker Digital“ zu widmen. „Walker Digital“ hat inzwischen eine stattliche Anzahl von Patenten angemeldet, doch das Geschäftsgebaren, bloße Geschäftsideen zu patentieren, findet nicht überall Beifall. So hat die Firma „Marketel International“ bereits 1999 Klage gegen „Walker Digital“ eingereicht, da „Marketel“ bereits 1990 einen ähnlichen Service angeboten hatte wie „Priceline“, damals allerdings via Fax. Auch um Walkers Ideenschmiede ist es Anfang 2001 nicht gut bestellt. Das Unternehmen mußte einen großen Teil seiner Mitarbeiter entlassen. Jay Walker ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Connecticut. Er wird als Workaholic beschrieben, der die ganze Woche hindurch zwölf Stunden täglich arbeitet. Er sammelt Memorabilien, zu seinen Schätzen zählt eine von Astronauten signierte Mondlandefahne und das Original des Rücktrittsgesuchs des Amerikanischen Präsidenten Nixon schmückt sein Büro.

Beitragsbild: By Christopher Michel , CC BY 2.0,

David (Dave) Walden

Amerikanischer Mathematiker, wirkte am ARPANET mit.
(07.06.1 942 – 27.04. 2022)

David Walden gehört zu den Menschen, die zwar nichts Spektakuläres geleistet haben, ohne deren Mitarbeit das Internet jedoch nie zustande gekommen wäre. Der Sohn eines Lehrerehepaars wuchs mit drei Geschwistern in Pittsburgh und Antioch auf. Auf dem Collage begann der musikalische Junge (er hatte in der Schule in mehreren Orchestern mitgewirkt), sich neben dem Unterricht mit Computern zu beschäftigen. Allerdings meinte er, daß er nicht gut genug darin sei, um daraus einen Beruf zu machen. Er studierte in Berkeley erst Arichtektur, dann Ingenieurwesen und machte 1964 einen Abschluß im Fach Mathematik. Danach begann er als Technischer Assistent unter Frank Heart am Lincoln Laboratory des MIT zu arbeiten. Gleichzeitig studierte er Informatik. Einen Studienabschluß machte er jedoch nicht, denn er folgte Frank Heart 1966 zu BBN. Dort gehörte er zu dem Team, das die grundlegende Technologie für das ARPANET entwickelte. Walden war bis 1995 bei „BBN“. Seine Tätigkeit dort wurde nur 1970 unterbrochen, als er für ein Jahr nach Norwegen ging, um die „Norsk Data Elektronikk“ bei der Errichtung eines paketvermittelnden Netzwerkes für die Luftwaffe zu untertützen. Außerdem beriet er die Konstrukteure der entsprechenden Netzwerke in Frankreich und Großbritannien. Auch war er als Lehrbeauftragter in Harvard tätig, wo er einen der ersten Kurse über paketvermittelnde Netzwerke gab. Seit 1980 hatte er beim BBN verschiedene leitende Funktionen inne. Nach seinem Ausscheiden aus der Firma ist er an der „MIT School of Management“ und am „Center for Quality of Management“, einer internationalen Organisation zur Einführung fortschrittlicher Management-Methoden, engagiert. Daneben geht er seinen zahlreichen Hobbies nach. Er beschäftigt sich unter anderem mit Musizieren, Fernschach, Segeln, Reisen und Jonglieren, einige Zeit war er der Herausgeber des Newsletters der internationalen Organisation der Jongleure. David Walden ist seit 1966 verheiratet und hat einen Sohn. Er lebt in den USA in der Nähe von Boston.

WIRED

Amerikanisches Magazin
„Rolling Stone des Computerzeitalters“ nannte „Newsweek“ die am 26 Januar 1993 erstmals erschienene Zeitschrift „Wired“. Das Magazin fiel durch schrilles Design auf und beschäftigte sich jenseits von Testberichten und Tips zum Programmieren mit der digitalen Revolution. Durch seinen „kritischen Optimismus“, wie der Herausgeber und Mitbegründer die Propaganda für die schöne neue digitale Welt nannte, avancierte es schnell zum mit Designpreisen ausgezeichneten Kultmagazin. Gegründet hatte die Zeitschrift der 1949 geborene Louis Rossetto gemeinsam mit seiner Lebens- und Geschäftspartnerin Jane Metcalfe. Zuvor hatten die beiden in Amsterdam an einem Magazin namens „Language Technology“ gearbeitet. 1991 kamen sie mit der Idee für eine eigene Zeitschrift und fanden in Nicholas Negroponte einen ersten Finanzier. Der Erfolg des Lifestyle Magazins aus San Franzisko, das Ende 1995 eine Auflage von 300.000 Exemplaren hatte, führte im Oktober 1994 zur Gründung des digitalen Ablegers „Hot Wired“ im World Wide Web. Dieses Magazin gilt als Vorrreiter der Werbung im Netz, denn es begann Anzeigen zu verkaufen und führte so die Bannerwerbung ein. Es folgten eine Suchmaschine mit dem Namen „Hot Bot“, „Wired News“ und „Web Monkey“ ein Tutorial zum Erstellen von Web-Seiten. 1996 wurde von „Wired“ auch ein Fernseh-Magazin unter dem Namen „The Netizen“ produziert. Die Sendung wurde allerdings nach der vierten Folge eingestellt. In England und Japan erschienen nationale Ausgaben der Zeitschrift, und auch eine deutsche Version war geplant. Schließlich bestand Wired aus „dem Verlag „Wired Ventures“ und der Firma „Wired Digital. Zwei Versuche, im Jahr 1996 an der Börse neues Kapital zu bekommen, schlugen fehl und Rossetto, der den Wert des Unternehmens auf 450 Millionen Dollar geschätzt hatte (bei einem Umsatz von 30 und einem Verlust von 12 Millionen Dollar), gab sich der Lächerlichkeit preis. Es wurde gemutmaßt, er sei dem von ihm selbst geschürten Hype auf den Leim gegangen. 1997 zog Rossetto sich aus dem Unternehmen zurück. Mitte 1998 wurde „Wired Ventures“ an das Verlagshaus Advance Media verkauft, im Oktober übernahm Lycos den digitalen Bereich. Über den Verbleib von Louis Rossetto und Jane Metcalfe war 2000 weiter nichts bekannt. Das Paar hatte zwei Kinder und soll nach dem Ausstieg bei Wired eine Holding Gesellschaft gegründet haben. Eine Pressemeldung von 1999 sprach von der Gründung eines spirituellen Magazins.

Beitragsbild: Screenshot der Wired-Webseite 1999