Dale Dougherty

Amerikanischer Autor.

Der „Global Network Navigator“ gilt als erste kommerzielle Seite im World Wide Web. Dort fanden die Besucher 1993 eine übersichtlich geordnete und kommentierte Sammlung von ausgewählten Seiten dieses schnell wachsenden Teils des Internet vor. Initiator des Projektes war der Mitbegründer des bekannten O`Reilly –Verlages, Dale Dougherty. Dougherty wurde am 11. Mai 1955 in Los Angeles geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Louisville und bildete sich 1983 zum technischen Redakteur weiter. Bis dahin hatte er noch keinerlei Kontakt mit der Computertechnik gehabt. Erst als er 1984 Gebrauchsanweisungen textete, kam er mit UNIX-Systemen in Berührung, die zum Editieren und Setzen der Schriftstücke verwendet wurden. Dies führte gemeinsam mit Tim O`Reilly unmittelbar zur Herausgabe des ersten Buches aus dem Bereich der Computertechnik. Es trug den Titel „Unix Text Processing“. 1985 gründeten die zwei Autoren den technischen Verlag „O`Reilly“, der vor allem durch die Herausgabe der „Nutshell“- Computerbücher weltweit bekannt geworden ist. Konzipiert hatte diese Reihe Dale Dougherty. Das Internet wurde vom Verlag zu dieser Zeit nur zur Kommunkation mit den Autoren genutzt. Dougherty begann, sich mit Hypertextsystemen zu beschäftigen, da er in ihnen eine gute Möglichkeit sah, die Inhalte der Bücher besser zugänglich zu machen. Auf der Suche nach frei verfügbaren Systemen, stieß Dougherty auf Pei Wei, der ein Hypertextsystem unter Unix entwickelt hatte. Bei O`Reilly widmete er sich nun Experimenten mit digitalen Büchern auf Hypertextbasis. Als er Dougherty eines Tages seinen Browser „Viola“ vorführte, sah dieser darin Möglichkeiten für das Verlagswesen. Das Projekt eines digitalen Buches wurde aufgegeben und statt dessen eine andere Anwendung entwickelt, deren Grundlage das im O`Reilly-Verlag erschienene Buch „The Whole Internet Users Catalogue“ von Ed Krol bildete. Das Buch bot eine Übersicht der interessantesten Seiten des World Wide Web. Um den Verkauf des Buches zu unterstützen, wurde eine Anwendung entwickelt, bei der über den Viola Browser direkt auf erwähnte Seiten im World Wide Web zugegriffen werden konnte. Das System wurde 1992 auf der Messe „Interop“ vorgestellt und danach einige Zeit als Kisok-System in Buchhandlungen verwendet. Der Erfolg des Programms brachte Dougherty dazu, daraus ein kommerzielles Produkt zu entwickeln. Seine Idee war es, einen solchen Katalog im World Wide Web zur Verfügung zu stellen und ihn durch auf der Seite geschaltete Anzeigen zu finanzieren, was auch geschah: Im August 1993 ging der Global Network Navigator, GNN, wie die Seite genannt wurde, online, dabei wurde der Katalog durch ein Online Magazin ergänzt. 1994 kam es auch zur Zusammenarbeit mit dem „National Center for Supercomputing Applications“ (NCSA), das mit „Whats New“ einen ähnlichen Service im World Wide Web anbot, für den O`Reilly die Werbung von Anzeigenkunden übernahm. Der Finanzbedarf zur Pflege des GNN stieg jedoch aufgrund des schnell wachsenden World Wide Web immer mehr an und so wurde der Navigator 1995 schließlich an ßßß AOL verkauft. Dort kümmerte man sich jedoch nur halbherzig um das Projekt und 1997 wurde der Global Network Navigator, der als eine der zuverlässigsten Quellen des Netzes gegolten hatte, eingestellt. Dale Dougherty organisierte 1993 beim O`Reilly Verlag den ersten „World Wide Web Wizards Workshop“, bei dem Personen wie Tim Berners Lee oder Marc Andreessen die Zukunft des Web diskutierten. Dougherty ist seit 20 Jahren verheiratet und lebt mit seiner Familie, er hat drei Kinder, in Sebastopol, Kalifornien. Dort ist er im Vorstand des örtlichen Theaters und einer lokalen Radio- und Fernsehstation engagiert. Außerdem trainiert er eine Baseball-Mannschaft.

Beitragsbild: Screenshot der WEbseite GNN von ca. 1993

Matt Drudge

Amerikanischer Klatschjournalist

Als der 28-Jährige Matt Drudge 1994 von seinem Vater einen 486-er Computer geschenkt bekam, wußte er zunächst nicht, was er damit anfangen sollte. Innerhalb von zwei Monaten entdeckte er das Internet, durch das er drei Jahre später berühmt werden sollte. Drudge hatte 1988 das College abgebrochen und arbeitete seitdem im Souvenirladen des Fernsehsenders CBS. Schon als 12-Jähriger hatte er seine Mitschüler durch das Erzählen von Geschichten unterhalten, im Prinzip der Mailinglisten sah er die Möglichkeit, dieses Talent wieder aufleben zu lassen. Also richtete er eine solche Liste ein, über die er Nachrichten verbreitete, die er in anderen Mailinglisten gelesen hatte. Anfangs hatte seine Liste nur wenige Teilnehmer, doch sie wuchs rasch und 1995 richtete er seine Web-Seite, den „Drudge Report,“ ein. Den Inhalt der Seite stellt er aus Meldungen verschiedener Medien zusammen. Zu diesem Zweck hat er seine kleine Wohnung mit Fernsehgeräten und Computern angefüllt, mit denen er die Web-Seiten der großen Tageszeitungen und die aktuellen Nachrichtensendungen verfolgt. Außerdem erhält er täglich über 1000 E-Mails, aus denen er die interessantesten Nachrichten auswählt. Matt Drudge selbst, der seinen Job bei CBS 1996 quittierte, macht keine Werbung für seinen Report. Allein die von ihm veröffentlichten Meldungen sorgen für Publizität. 1997 zählte seine Seite bereits über 1 Million Besucher im Monat. 1998 wurde er durch die Veröffentlichung der Clinton-Lewinsky Affäre auch über die USA hinaus berühmt. Allerdings nimmt er es mit dem Wahrheitsgehalt seiner Meldungen nicht so genau, denn keiner der auf seiner Seite veröffentlichten Berichte wird von ihm geprüft. Das brachte ihm 1997 eine Millionenklage des amerikanischen Präsidentenberaters Sidney Blumenthal ein, von dem er fälschlicherweise behauptet hatte, er würde seine Frau schlagen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Drudge unter anderem durch die Lieferung seiner Nachrichten an AOL, auch hatte er einige Zeit eine eigene Radio- und Fernsehshow. Vom Fernsehsender NBC trennte er sich 1999 im Streit um das Foto eines 21 Wochen alten Fötus, das er als Aufhänger für eine Diskussion über Abtreibung zeigen wollte. Der Radiosender ABC kündigte seinen Vertrag Ende 2000 nachdem er den Geschäftsführer des Disney-Konzerns, einer Tochtergesellschaft von ABC, als „Inkarnation eines Vampirs“ bezeichnet hatte. Eine Bezeichnung, die ihm selbst von seriösen Journalisten gegeben wird, denn Matt Drudge lebt vom „Juornalistischen Blut der Reporter“ indem er sich an ihren Nachrichten und Berichten gütlich tut. Als Vorbild sieht er den in Amerika populären Klatschjournalisten Walter Winchell, der in den 30er und 40er Jahren aus Hollywood berichtete. Matt Drudge wirkt in seinem an diese Zeit angelehnten Outfit allerdings eher wie eine Karikatur dieses Mannes.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite von 1999

DotComGuy

Amerikanischer Unternehmer.

Unter dem Namen DotComGuy hat der 1974 geborene Zahnarztsohn Mitch Maddox am 1. Januar 2000 eine Aktion gestartet, mit der er beweisen wollte, daß jedermann alle Güter des täglichen Bedarfs aus dem Internet beziehen kann. Zu diesem Zweck verbrachte er das gesamte Jahr 2000 in einem kleinen Haus in Dallas,Texas, das er nicht verlassen durfte. Zusätzlich konnte er einen kleinen Garten hinter dem Haus betreten, Besucher und natürlich Lieferanten empfangen. Dabei wurde er ständig von 16 Kameras überwacht, deren Bilder vom interessierten Publikum im Internet aufgerufen werden konnten. Allerdings durfte er die Kameras abdecken, wenn er es wünschte, denn es handelte sich um eine „familienfreundliche“ Veranstaltung. Mitch Maddox hatte Politikwissenschaft studiert und die Universität 1994 verlassen. Danach war er bei der Marine, hatte eine Anstellung in der Personalabteilung von UPS und war schließlich bei Vodafone als Systemmanager tätig. Auf die Idee, sich ein Jahr einsperren zu lassen, kam Mitch angeblich, als er in eine neue Wohnung ziehen wollte und seine Eltern ihn in ein Einkaufszentrum schleppten, um mit ihm Einrichtungsgegenstände zu kaufen. Er war sehr genervt und überlegte sich, daß es viel bequemer sein müßte, alles von zu Hause aus über das Internet zu bestellen. Gemeinsam mit seinem Freund Len Critcher, der Erfahrungen im Mediengeschäft hatte, wurde die Firma DotComGuy gegründet, Sponsoren sorgten für das nötige Kapital.Als Lohn für seine Mühe und als Anreiz, die Aktion zu Ende zu führen, bekam Mitch Maddox von der Firma DotComGuy ein Gehalt gezahlt. Es betrug im Januar 24 Dollar und verdoppelte sich monatlich, so daß er am Ende des Jahres insgesamt 98.280 Dollar zu erwarten hatte. DotComGuy, wie Mitch künftig nur noch genannt werden wollte, konnte am 1. Januar 2000 in ein kleines gemietetes Haus in Dallas einziehen und online gehen. Das Interesse war beträchtlich, teilweise wurden täglich über eine Million Zugriffe auf die Seiten von DotComGuy gezählt. Das Publikum konnte mitverfolgen, wie Mitch zunächst das leere Haus mit Möbeln ausstattete, belanglose Gespräche mit Besuchern führte, Kickboxen und Golf trainierte oder im Internet surfte. Auf der Web-Seite konnten Tagebucheinträge oder Kritiken über Web-Seiten, die Mitch auf ihre Tauglichkeit zum bequemen Einkauf getestet hatte, gelesen werden, wobei bahnbrechende Erkenntnisse, wie die Tatsache, daß das Bestellen von Lebensmitteln über das Internet einfacher ist als das Schuhe kaufen (wegen der unterschiedlichen Größenangaben der Hersteller) veröffentlicht wurden. Dabei war er stets darauf bedacht, seine Sponsoren möglichst häufig zu nennen. Sein Konzept, als „DotComGuy“ in die Geschichte einzugehen, ging allerdings nicht auf. Zwar nannte er seine Eltern in seiner Korrespondenz „DotComDad“ und „DotcomMom“ und ein Hund, den er sich online bestellte, erhielt den Namen „DotComDog“ aber in der Berichterstattung der Presse wurde stets sein bürgerlicher Name genannt, obwohl er Interviews nur unter der Bedingung gab, diesen nicht zu erwähnen. Eine unangenehme Überraschung gab es am 254. Tag: Die Firma, die für die Betreuung der Web-Seiten verantwortlich war verklagte „DotComGuy inc.“, da die DotComGuy inc. in Zahlungsverzug geraten war. Das Problem konnte jedoch gelöst werden und Mitch Maddox verließ das Haus am Ende des 31. Dezember 2000, nicht ohne eine rhetorische Frage zurückzulassen:“Nun ist es Zeit für DotComGuy, wieder in die Gesellschaft zurückzukehren, wird die Gesellschaft damit umgehen können?“

Tim Dorcey

Amerikanischer Psychologe und Statistiker, Mitentwickler von CU SeeMee

Der 1960 in einer Kleinstadt in Michigan geborene und aufgewachsene Tim Dorcey fand den Computerunterricht in der Schule, als noch mit Lochkarten gearbeitet wurde, nicht besonders aufregend. Zwar interessierte er sich durchaus für Mathematik und die Naturwissenschaften, aber Philosophie und Psychologie begeisterten ihn mehr. Er studierte zunächst Psychologie und entdeckte dort sein Interesse an statistischen Methoden, so daß er Abschlüsse in Psychologie und Statistik erlangte. Während seines Studiums sammelte er Erfahrungen mit Großrechnern, die zur Auswertung statistischer Analysen dienten. Mit der Programmierung auf dem Apple Macintosh, auf dem später auch das Videokonferenzsystem Cu SeeMee entstand, begann er sich an der Cornell Universität zu beschäftigen, um statistische Methoden, an denen er arbeitete, zu präsentieren. An dieser Universität arbeitete er, während er an seiner Doktorarbeit schrieb. Jedoch sollte die Abteilung, in der er tätig war, bald geschlossen werden und er überlegte sich, was er tun könnte, um wenigstens die Zeit bis zum Ende seiner Doktorarbeit bei Cornell weiterarbeiten zu können. Richard Cogger, der das Netzwerk der Universität aufgebaut hatte, erzählte ihm von seiner Idee, Töne und Video über das Netzwerk zu übertragen und später auch das Telefonnetz der Universität durch das Computernetzwerk zu ersetzen. Da es sich nicht um einen offiziellen Auftrag handelte, konnte nur am Wochenende und nach Feierabend an dem Projekt gearbeitet werden. Tim Dorcey glaubte zwar nicht daran, daß irgend jemand Interesse an der Übertragung von Videobildern innerhalb der Universität haben könnte, aber er hatte Lust dazu, an so einem Projekt zu arbeiten, zumal Apple gerade Quick-Time auf den Markt gebracht hatte und eine entsprechende Videokarte und Kamera bereits für etwa 500 Dollar zu haben waren. Im Sommer 1992 entwickelte er innerhalb eines Monats ein entsprechendes Programm. Als er eines Tages im Büro von Richard Cogger vorbeischaute, der das System testete, war er erstaunt, auf dem Monitor von Cogger Videobilder von Freunden aus Vancouver zu sehen, ihm war gar nicht bewußt gewesen, daß er ein Programm geschrieben hatte, mit dem man Videobilder nicht nur quer durch ein Gebäude, sondern durch das ganze Land übertragen konnte. Ein „Geistesblitz“ bewahrte sie davor, dem System die wenig wohlklingende Bezeichnung“EZ-Video“ zu geben, wie er sich erinnert, und so wurde es, nach einer Idee von Richard Cogger „CU SeeMee“, was lautmalerisch see you, see me bedeutet, genannt. Das Programm wurde lange als Shareware von der Cornell-Universität abgegeben, bis die Firma White Pine, die sich nun „CU SeeMee Networks“ nennt, die Weiterentwicklung und Vermarktung übernahm. Tim Dorcey arbeitet inzwischen als Entwickler bei der Firma Eyematic, einer deutsch-japanischen Firma, am Videokonferenzsystem iVisit.

DINO-Online

Früher deutscher Webkatalog.

Mitte 1995 begannen Studenten der Universität Göttingen in ihrer Freizeit eine Sammlung von Links zu interessanten deutschen Web-Seiten anzulegen. Das Deutsche Internet Organisationssystem, DINO, war so konzipiert, daß nicht nur nach Seiten gesucht wurde, sondern Betreiber von Web-Seiten ihr Angebot dort auch anmelden konnten. Die Resonanz auf das Projekt war so gewaltig, daß der Arbeitsaufwand bereits im Februar 1996 für eine Freizeitbeschäftigung zu groß geworden war. Um DINO weiter betreiben zu können, wurde die Firma „AIS Axon Internet Services GmbH“ gegründet, die von zwei Geschäftsführern, Herrn ßßß Holger Kayser und Herrn Vehling geleitet wurde. Im Juli 1997 übernahm Martin Ortlepp den Posten als technischer Geschäftsführer, unter dessen Leitung das Angeot von DINO-online kontinuierlich erweitert wurde. Unter anderem kamen ein online-Chat, die Etablierung des Kataloges als Portal-Seite und ein regionales Suchsystem hinzu. Auch machte DINO durch die Entwicklung neuer Werbeformen, bei denen Reklame und inhaltliche Elemente miteinander verknüpft wurden, von sich reden. Anfang 1999 wurde AIS mitsamt DINO von Gerhard Schmid, dem Betreiber der norddeutschen Telefongesellschaft Mobilcom, gekauft.

Beitragsbild: Screenshot 1999

DFN

Vorläufer des Internet in Deutschland.

Auch in Deutschland machte man sich Anfang der 80-er Jahre Gedanken über die Vernetzung verschiedener Universitäten. 1981 entstand die Idee, ein Netzwerk zwischen den Universitäten von Bremen, Hamburg, Hannover und Kiel zu schaffen. Nachdem der Vorschlag dem zuständigen Bundesministerium unterbreitet worden war, wurde im November 1981 auf einer Veranstaltung der Universität Hamburg erstmals die Überlegung eines bundesweiten Forschungsnetzes diskutiert. Nach Ausarbeitung verschiedener Pläne und Konzepte durch diverse Arbeitsgruppen wurde 1984 der „DFN-Verein“ gegründet, da diese Organisationsform den Beteiligten als die flexibelste erschien. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die TU Berlin, die Universitäten Hamburg und Karlsruhe sowie drei Großforschungseinrichtungen und die Frauenhofer Gesellschaft. Die Wirtschaft war durch IBM Deutschland, Philips, den Computerhersteller Nixdorf und die Siemens AG vertreten. Die Aufgabe des Vereins war es, ein Netz zu schaffen, das die Kommunikation und dadurch die Zusammenarbeit wissenschaftlicher Gruppen unterstützen sollte. Auch versprach sich das Ministerium so eine bessere Nutzung der Fördermittel bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit durch Entwicklungen in der Netzwerktechnologie. Das Deutsche Forschungsnetzwerk sollte eine Infrastruktur schaffen, die lokalen Netzwerken den Zugang zum DFN ermöglichte, die Übertragung grafischer Darstellungen möglich machen und ein System zur Übermittlung elektronischer Nachrichten entwickeln sollte. Dabei stützte man sich unter anderem auf das Datex-P Netz der Post. Zur Datenübertragung wurde das OSI-Protokoll („Open Systems Interconnection“, Verbund von Rechnern unterschiedlicher Hersteller) gewählt, obwohl das stark wachsende ARPANET in den USA sich bereits 1983 für das Protokoll TCP/IP entschieden hatte. Das DFN arbeitete erfolgreich, 1985 wurden die ersten Kommunikationsdienste zwischen deutschen Hochschulen eingeführt, 1987 ein elektronischer Nachrichtendienst zum Internet. 1989 kam das Wissenschaftsnetz, WiN, hinzu und 1991 bot der DFN-Verein als Dienstleistung den Zugang zum Internet an. Heute existiert das „Gigabit Wissenschaftsnetz“ mit einer Datenübertragungsrate von bis zu 2,5 Gbit/s, es wird zum Beispiel für die Kooperation von Großrechnern im medizinischen Bereich verwendet. Auch wird die Initiative „Schulen ans Netz“ gefördert. Kritiker, wie Prof. Dr. Karl Zander, der selbst Mitglied des Verwaltungsrates des DFN-Vereins war, sehen das deutsche Forschungs-Netzwerk eher negativ. Durch die Förderung des OSI-Protokolls hätte man sich von der internationalen Entwicklung abgekoppelt, Deutschland hätte so gut wie keinen Beitrag zu den Standards des Internet geleistet und auch von einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sei nichts zu spüren. Im Gegenteil, fast die gesamte Technologie stamme aus den USA. Dies sei vor allem auf die zu enge Bindung an das Forschungsministerium zurückzuführen, das immerhin 300 Millionen Mark in das DFN investiert hat. Zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit der freien Wirtschaft kam es nicht. Prof. Zorn zitiert in einem, in diesem Zusammenhang 1998 erschienenen Artikel einen aus den USA stammenden Ratschlag: „Don’t use tax payer’s money to compete with the private market“. („Versuche nicht mit Steuergeldern mit der Privatwirtschaft zu konkurrieren.“)

Beitragsbild: Screenshot der Webseite des DFN von 1999

Peter Deutsch

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler von Archie.

Die Tochter von Peter Deutsch was das erste Kind in Kanada, das Zugriff zum Internet hatte. Auf einem Foto ist das damals sechs Monate alte Mädchen an der Tastatur des Rechners von Peter Deutsch zu sehen, der 1987 die MacGill Universität in Montreal mit dem Internet verband. Peter Deutsch wurde am 26. Juli 1955 in Kalifornien als Sohn eines Amerikaners und seiner australischen Frau geboren. Die Familie zog 1969 nach Australien, wo er die High School abschloß. Bevor er in Kalifornien das College besuchte, reiste er durch Asien und Europa. In Europa lernte er auch seine spätere Frau, eine Franco-Kanadierin, kennen. 1975 übersiedelten sie nach Montreal, wo er 1981 sein Studium in den Fächern Mathematik und Informatik beendete. Seinen ersten Computer schaffte sich der technisch interessierte PeterDeutsch, der bereits während seiner Schulzeit an Radios gebastelt und sich in einer Theatergruppe mit Beleuchtungs- und Soundeffekten beschäftigt hatte, 1981 an. Der Rechner, ein TRS-80 mit 16 k Speicher, funktioniert heute noch, Peter Deutsch steuert damit seine Modelleisenbahn. Einen weiteren Abschluß in Informatik machte er 1991 an der McGill Universität. Dort war er seit 1987 auch als Systemadministrator tätig und leitete ein Team von sechs Mitarbeitern. Einer seiner mitarbeiter, ßßß Alan Emtage, durchsuchte das Internet in seinem Auftrag nach brauchbarer Software für die Universität. Dabei entwickelte er eine Datenbank, die es ihm erlaubte, die gefunden Quellen lokal zu durchsuchen. Eines Tages erhielt Peter Deutsch über eine Mailingliste eine Anfrage nach einem bestimmten Programm, die er dank der Datenbank von Alan Emtage, positiv beantworten konnte. Am nächsten Morgen war seine Mailbox voller Anfragen nach anderer Software. Ihm war klar, daß er nicht die Zeit haben würde, sich um alle Anfragen zu kümmern und er beauftragte sein Team, zu dem außer Alan Emtage auch Bill Heelan, Sandro Mazzucatto und Luc Boulianne gehörten, eine Möglichkeit zu entwickeln, auch von außerhalb auf die Datenbank zuzugreifen. So entstand „Archie“, als erste Suchmaschine des Internet. Als die Anfragen immer mehr zunahmen, gründeten Peter Deutsch und Alan Emtage die Firma Bunyip, aus der Peter Deutsch 1998 ausschied. Seitdem arbeitet er bei ßßß Cisco, wo er ein Team von 85 Ingenieuren leitet, die an einigen „wirklich netten Produkten“ arbeiten, wie Peter Deutsch es ausdrückt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Archie ist für ihn die erste Demonstration der Möglichkeiten, die das Internet als „Füllhorn der Informationen“ bietet.

Cyberpunk

Bezeichnung aus der Subkultur der EDV.

Die Bezeichnung „Cyberpunk“ tauchte das erste Mal 1980 auf. Sie war Titel einer Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Bruce Bethke, der mit diesem Begriff die Verbindung von Punk und Technologie charakterisieren wollte. Wenig später machte Gardner Dozois, Herausgeber des „Isaac Asimov’s Science Fiction Magazin“ das Wort populär. Er beschrieb damit ein Genre der Science Fiction Literatur. „Cyberpunk“ setzt sich aus den Begriffen „Cybernetics“ und „Punk“ zusammen. Cybernetics, zu Deutsch „Kybernetik“, ist die Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Systemen, die auf den amerikanischen Mathematiker Norbert Wiener zurückgeht, der diese Definition 1948 prägte. Die Kybernetik wurde zunächst in der Luft- und Raumfahrttechnik angewendet. Wiener leitete den Begriff „Cybernetics“ aus der griechischen Bezeichnung für „Steuermann“ ab. Einer anderen Interpretation liegt das griechische Wort „Pilot“ zugrunde, wodurch das eigenständige Handeln des Cyberpunk betont werden soll. Der Pilot findet seinen Weg eigenverantwortlich, während der Steuermann Befehlen unterworfen ist. „Punk“, wörtlich übersetzt „Mist“, wurde Ende der 70-er Jahre populär. Der Ausdruck beschreibt eine Jugendkultur, die sich provokativ von der Konsumgesellschaft distanzierte. Gefärbte verklebte Haare, zerrissene Kleidung und Attribute, wie durch die Wange gestochene Sicherheitsnadeln und aggressive Musik, waren die äußeren Kennzeichen dieser Bewegung. Die Cyberpunk-Literatur beschäftigt sich mit Außenseitern einer technisierten Welt, die einem übermächtigen System gegenüberstehen. Meist wird ein düsteres Scenario beschrieben, in dem die Figuren körperlich mit einer künstlichen Welt, dem „Cyberspace“ verbunden sind. Protagonisten dieser Stilrichtung sind Autoren wie ßßß William Gibson oder Bruce Sterling. Aber auch in der realen Welt gibt es Cyberpunks. Eine „FAQ“, eine Liste, die häufig gestellte Fragen (Frequetnly Asked Questions) beantwortet, gibt darüber Auskunft. Demnach sind Cyberpunks von der entsprechenden Literatur beeinflußt. Sie erkennen, was aus den modernen westlichen Gesellschaften werden kann und identifizieren sich daher mit den Helden der Cyberpunk-Geschichten. Diese Subkultur unterscheidet zunächst drei Typen: Die Hacker, die Cracker und die Phreaks. Die „Hacker“ sind die Virtuosen der Computertechnik, sie holen alles, und noch etwas mehr, aus den Programmen heraus. Auch die „Cracker“ beherrschen die Technik aus dem FF, sie dringen unberechtigt in fremde Computersysteme ein oder knacken den Kopierschutz von Softwarepaketen. Die Phreaks nutzen das Telefonnetz für ihre Zwecke, wie John Drape, der als der legendärer „Captain Crunch“ kostenlose Ferngespräche führte. Mit einer Trillerpfeife, die als Werbegeschenk in Cornflakes-Packungen der Marke „Captain Cruch“ zu finden war, erzeugte er einen Ton, der die Telefongesellschaft veranlaßte, eine entsprechende Leitung freizuschalten. Heute hat es sich eingebürgert, jeden, der den Computer für kriminelle Machenschaften nutzt, als Hacker zu bezeichnen. Daneben findet man die Raver, sie generieren im Computer psychedelische Musik – „Cyberdelic“ – und feiern endlose Parties in leeren Fabriketagen. All diesen Typen ist gemeinsam, daß sie die Technologie für individuelle Ziele nutzen. Die „Cypherpunks“ hingegen lehnen sich gegen die Gesellschaft auf. Komplizierte Verschlüsselungsverfahren werden von ihnen genutzt, um Freiräume zu schaffen, die jenseits des herrschenden Systems liegen.

Cybergrrl

Amerikansiche Web-Seite für Frauen.

Als Aliza Sherman im Alter von 22 Jahren 1989 das erste Mal Bekanntschaft mit dem Cyberspace machte, hatte sie das Gefühl, die einzige Frau im Netz zu sein, tatsächlich lag der Anteil der Nutzerinnen damals bei 2 %. Aliza wurde auf Hawaii geboren und verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Madrid. Ihre Mutter stammt aus Mexiko und ihr Vater hat polnische und russische Vorfahren. Schon in der Schule interessierte sie sich für naturwissenschaftliche Fächer und Mathematik, wurde aber als Mädchen darin nicht gefördert. Einen Studienabschluß hat sie nicht, auf dem College interessierte sie sich gleichermaßen für Russische Geschichte, Englische Literatur und Wirtschaftsrecht. Mit dem Computer kam sie in Berührung, als sie auf der Suche nach einem Teilzeitjob erfuhr, daß Computerkenntisse ihr bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt geben würden. Ihren ersten eigenen Computer mit Netzanschluß kaufte sie sich vom Erlös ihres Gebrauchtwagens. Sie war vom Internet fasziniert und stellt heute fest, daß sie wohl ein Hacker geworden wäre, hätte man sie in der Schule in diesem Bereich gefördert. So arbeitete sie zunächst als PR und Marketing Agentin in der Musikbranche, bevor sie diesem, auch von Männern dominierten Geschäft den Rücken kehrte und als Geschäftsführerin eine Organisation gegen Gewalt in der Familie leitete. Einen Wendepunkt erfuhr ihr Leben, als sie und ein Freund 1994 an ihrem Wohnort New York überfallen, ausgeraubt und entführt wurden. Nach diesem Erlebnis zog sie ins ruhigere New Mexiko. Dort beschäftigte sie sich nebenbei mit der Programmierung von Web Seiten und stellte fest: „Das ist mein Medium“. So kam es zur Gründung von Cybergrrls, einer Web-Seite für Frauen. Hier geht es aber nicht um Kosmetik oder Diätvorschläge, sondern Aliza Sherman verfolgt das Ziel, Frauen gleichberechtigt am World Wide Web teilhaben zu lassen. „Frauen müssen sich nicht an 18-jährige Hacker anpassen, niemand muß das, wir müssen unseren eigenen Stil ins Web bringen.“ Zu diesem Zweck rief sie auch Webgrrls ins Leben, ein Diskussionsforum für Mädchen und Frauen in dem es um technische Belange des Internet geht. Auch schrieb sie das Buch „Cybergrrl der Internetguide für Frauen“ in dem sie das Internet ohne komplizierte technische Fachsprache beschreibt, um so die Schwellenangst vieler Frauen vor dem Cyberspace abzubauen.

Beitragasbild: Ausschnitt aus einem Screenshot der Seite von 1999

Dan Connolly

Amerikansicher Computerspezialist.

Dan Conolly gehört zu den unbekannteren Figuren des World Wide Web, obwohl er nicht unwesentlich an der Zukunft des Netzes mitarbeitet: Er treibt im W3 Konsortium die Entwicklung des XML-Standards voran. Auf der ersten Web Konferenz 1994 in Genf veröffentlichte er die HTML 2.0 Spezifikation und er war maßgeblich an der Entwicklung der HTML-Standards 3.2 und 4.0 beteiligt. Alles Dinge, die das Erscheinungsbild und die Funktionalität der Web-Seiten beeinflussen. Das amerikanische Fachmagazin „inter@ktive Week“ wählte ihn 1997 daher in eine Liste der „25 unbesungenen Helden des Internet“. Er wurde 1967 als Sohn eines Chemieprofessors in Kansas City geboren. Nachdem er die Schule am Ort besucht hatte, studierte er von 1986 bis 1990 an der Universität Austin, Texas, Informatik. Schon während seines Studiums beschäftigte er sich intensiv mit verteilten Hypertextsystemen. Seit 1992 beteiligt er sich am World Wide Web Projekt, damals überarbeitete er die HTML-Spezifiaktion von Tim Berners Lee. Von 1995 an ist er Mitglied des W3 Konsortiums. Der begeisterte Volleyballspieler lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Austin. Dort engagiert er sich in der Initiative „Greater Austin Right to Life“ (GARTL). Diese Organisation tritt für den Schutz des ungeborenen Lebens, also gegen die Abtreibung ein und fordert die Mitbürger auf, entsprechende Schreiben an die zuständigen Politiker zu richten. Von Dan Conollys Web-Seite führt ein Link direkt zu GARTL. Was die Standards im Internet anbelangt, so ist er gegen jede Regelung, das Problem besteht für ihn nicht darin, daß verschiedene Firmen unterschiedliche HTML-Erweiterungen verwenden, sondern daß sie diese als Standard erklären. Seiner Ansicht nach sollten möglichst viele Firmen Erweiterungen entwickeln, die praktikabelsten und besten würden sich durchsetzen und dann vom W3 Konsortium zum Standard erklärt werden.

Beitragsbild: Im Jahr 200 zur Verfügung gestellt von D. Connolly