Ingo Endemann

Deutscher Unternehmer

Die Endemann!! AG von Ingo Endemann wurde innerhalb kürzester Zeit vom Liebling zum Buhmann der Anleger am „Neuen Markt“, die seinen vollmundigen Versprechungen Glauben geschenkt hatten. Lag der Aktienkurs des Unternehmens beim Börsengang 1999 kurzfristig bei knapp über 100 Euro, so sackte der Kurs Anfang des Jahres 2001 auf unter drei Euro ab. Der 1969 geborene Ingo Endemann absolvierte nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Werbekaufmann und arbeitete danach in der Werbebranche. 1996 machte er sich mit der Endemann!! Full-Service Werbeagentur selbständig. Die Möglichkeiten des Internets für die Werbung entdeckte er, als er für einen Kunden einen umfangreichen Onlineauftritt entwickelte. Zwar wurde das Projekt aus Kostengründen nicht realisiert, aber Ingo Endemann hatte Feuer gefangen. Es folgten die Realisierung eines Bingo-Spiels im Internet, bei dem die Teilnehmer die Seiten diverser Firmen aufsuchen mußten, und Werbung für eine der ersten deutschen Suchmaschinen „Aladin“, wobei Werbeflächen auf der Seite der Suchmaschine verkauft wurden. Dieses Prinzip erhob Endemann schließlich zu seiner Geschäftsidee. Er kaufte diverse Suchmaschinen, die sich letztendlich nur durch die Gestaltung der Seiten voneinander unterschieden, kreierte mit „Bellissima“eine Suchmaschine für Frauen, erwarb Chat-Foren und stellte Nachrichten sowie Wetterberichte ins Netz. Wie ein „Privatsender“ stellte er kostenlosen durch Werbung finanzierten „Content“ zur Verfügung. Die Internet-Euphorie am Ende der neunziger Jahre ermöglichte seinem Unternehmen, das 1998 einen Umsatz von gerade 1,3 Millionen Mark erzielen konnte, den Börsengang. Zunächst ließ sich auch alles gut an.Zwar sank der Aktienkurs zwischenzeitlich auf unter 50 Euro, was Endemann auf der Hauptversammlung des Unternehmens im Jahre 2000 als „schwerste Zeit seines Lebens“ bezeichnete. Er verstand es immer wieder, durch geschickt lancierte Ad-hoc-Meldungen, die das Aktiengesetz dazu vorgesehen hat, Anleger über „Tatsachen und Ereignisse, die den Aktienkurs erheblich beeinflussen können“ zu informieren, im Gespräch zu bleiben. So entging den Anlegern, daß der größte Teil des Gewinns der Endemann!! AG nicht aus dem Internet, sondern aus Zinserträgen und Geschäften mit Aktien stammte. Eine groß angekündigte Versteigerung der Internet-Adresse „UMTS.de“, die Endemann zuvor einem Studenten für 150 000 DM abgekauft hatte, verlief im Sande. Nur ein einziger Bieter überbot das Mindestgebot von 250 000 Mark, man munkelt, daß es sich dabei um Ingo Endemann selbst gehandelt haben soll. Ein Beispiel seiner Formulierungskünste gab er Anfang 2001, als er die Meldung über den zu erwartenden Verlust der Firma so verklausuliert veröffentlichte, daß der eigentliche Inhalt erst auf den zweiten Blick deutlich wurde und der Aktienkurs, aufgrund der vermeintlich guten Nachricht, kurzfristig um knapp zehn Prozent stieg.

DooYoo

Zweites Deutsches Meinungsportal.

Auf den Web-Seiten von DooYoo kann man erfahren, daß Günther Grass „sich selbst treu bleibt“, sich die Kassiererinnen bei Aldi-Süd häufig vertippen oder die Deutsche Post „absolut unfähig und nicht kundenorientiert“ ist. DooYoo ist eine Meinungscommunity in der man, wie beim Konkurrenzunternehmen Ciao.com, Meinungen über Produkte und Dienstleistungen zum Besten geben kann, die dem interessierten Leser bei einer Kaufentscheidung helfen sollen. Wie Ciao ist auch DooYoo die Kopie eines amerikanischen Konzeptes. Boris Wasmuth, Marcus Rudert und René Kaute waren seit 1998 auf der Suche nach einer tragfähigen Geschäftsidee für das Internet, als Boris Wasmuth durch Zufall von der Geschäftsidee erfuhr. Zur Verwirklichung des Konzeptes verstärkten sie ihr Team durch Felix Frohn-Bernau, Michael Karkowski und Alexander Wit. Auf die Erstellung eines ausführlichen Businessplans wurde verzichtet, da auch Konkurrenzunternehmen ihre Markteinführung vorbereiteten. Trotzdem gelang es den Gründern, ausreichend Risikokapital aufzutreiben und mit DooYoo im Dezember 1999 online zu gehen. Ende 2000 waren auf den Seiten von DooYoo bereits über 1,5 Millionen Beiträge zu lesen und die Firma hat Niederlassungen in England, Spanien, Frankreich und Italien. Die sechs Firmengründer waren zum Zeitpunkt der Firmengründung zwischen 26 und 32 Jahre alt, sie kannten sich bereits aus Kindertagen beziehungsweise aus ihrer Studienzeit. Der 1968 geborene Boris Wasmuth lebte von 1985 bis 1987 in den USA, wo er die High-School besuchte. Nach seinem Studienabschluß mit Prädikat im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln, arbeitete er im Produktmanagement. Der gleich alte René Kaute ist studierter Volkswirt und arbeitete als Redakteur für diverse Fernsehsender in Deutschland. Marcus Rudert, der 1969 geboren wurde, studierte nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann in Köln Jura. 1999 gründete er mit einem Kommilitonen eine Agentur für Web-Design. Der 1973 geborene Michael Kalkowski arbeitete gerade an seiner Diplomarbeit im Fach Betriebswirtschaftslehre, als Boris Wasmuth ihn fragte, ob er bei der Geschäftsgründung mittun wollte. Das jüngste Mitlgied der Mannschaft ist der 1974 geborene Alexander Wit. Er wuchs in Peru, Chile Holland und den USA auf, wo er auch studierte. Er hat einen chilenischen und holländischen Paß. Zu den Gründern von DooYoo wurde er von Felix Frohn-Bernau geholt, den er aus Madrid kannte. Der 1968 geborene Felix Frohn-Bernau studierte Jura und war in Spanien und Deutschland als Rechtsanwalt tätig. Mitte 2000 gehörte er zu den Mitbegründern des Internet-Verbandes Enef, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Startups in diesem Bereich zu unterstützen. Außerem ist er Mitglied im Interentbeirat der FDP, trotzdem hält er die Politik für das Interentzeitalter als zu träge, sie sei „weil auf Konsens und Wählerstimmen fixiert, extrem langsam.“ zitiert ihn eine deutsche Zeitung.

DotComGuy

Amerikanischer Unternehmer.

Unter dem Namen DotComGuy hat der 1974 geborene Zahnarztsohn Mitch Maddox am 1. Januar 2000 eine Aktion gestartet, mit der er beweisen wollte, daß jedermann alle Güter des täglichen Bedarfs aus dem Internet beziehen kann. Zu diesem Zweck verbrachte er das gesamte Jahr 2000 in einem kleinen Haus in Dallas,Texas, das er nicht verlassen durfte. Zusätzlich konnte er einen kleinen Garten hinter dem Haus betreten, Besucher und natürlich Lieferanten empfangen. Dabei wurde er ständig von 16 Kameras überwacht, deren Bilder vom interessierten Publikum im Internet aufgerufen werden konnten. Allerdings durfte er die Kameras abdecken, wenn er es wünschte, denn es handelte sich um eine „familienfreundliche“ Veranstaltung. Mitch Maddox hatte Politikwissenschaft studiert und die Universität 1994 verlassen. Danach war er bei der Marine, hatte eine Anstellung in der Personalabteilung von UPS und war schließlich bei Vodafone als Systemmanager tätig. Auf die Idee, sich ein Jahr einsperren zu lassen, kam Mitch angeblich, als er in eine neue Wohnung ziehen wollte und seine Eltern ihn in ein Einkaufszentrum schleppten, um mit ihm Einrichtungsgegenstände zu kaufen. Er war sehr genervt und überlegte sich, daß es viel bequemer sein müßte, alles von zu Hause aus über das Internet zu bestellen. Gemeinsam mit seinem Freund Len Critcher, der Erfahrungen im Mediengeschäft hatte, wurde die Firma DotComGuy gegründet, Sponsoren sorgten für das nötige Kapital.Als Lohn für seine Mühe und als Anreiz, die Aktion zu Ende zu führen, bekam Mitch Maddox von der Firma DotComGuy ein Gehalt gezahlt. Es betrug im Januar 24 Dollar und verdoppelte sich monatlich, so daß er am Ende des Jahres insgesamt 98.280 Dollar zu erwarten hatte. DotComGuy, wie Mitch künftig nur noch genannt werden wollte, konnte am 1. Januar 2000 in ein kleines gemietetes Haus in Dallas einziehen und online gehen. Das Interesse war beträchtlich, teilweise wurden täglich über eine Million Zugriffe auf die Seiten von DotComGuy gezählt. Das Publikum konnte mitverfolgen, wie Mitch zunächst das leere Haus mit Möbeln ausstattete, belanglose Gespräche mit Besuchern führte, Kickboxen und Golf trainierte oder im Internet surfte. Auf der Web-Seite konnten Tagebucheinträge oder Kritiken über Web-Seiten, die Mitch auf ihre Tauglichkeit zum bequemen Einkauf getestet hatte, gelesen werden, wobei bahnbrechende Erkenntnisse, wie die Tatsache, daß das Bestellen von Lebensmitteln über das Internet einfacher ist als das Schuhe kaufen (wegen der unterschiedlichen Größenangaben der Hersteller) veröffentlicht wurden. Dabei war er stets darauf bedacht, seine Sponsoren möglichst häufig zu nennen. Sein Konzept, als „DotComGuy“ in die Geschichte einzugehen, ging allerdings nicht auf. Zwar nannte er seine Eltern in seiner Korrespondenz „DotComDad“ und „DotcomMom“ und ein Hund, den er sich online bestellte, erhielt den Namen „DotComDog“ aber in der Berichterstattung der Presse wurde stets sein bürgerlicher Name genannt, obwohl er Interviews nur unter der Bedingung gab, diesen nicht zu erwähnen. Eine unangenehme Überraschung gab es am 254. Tag: Die Firma, die für die Betreuung der Web-Seiten verantwortlich war verklagte „DotComGuy inc.“, da die DotComGuy inc. in Zahlungsverzug geraten war. Das Problem konnte jedoch gelöst werden und Mitch Maddox verließ das Haus am Ende des 31. Dezember 2000, nicht ohne eine rhetorische Frage zurückzulassen:“Nun ist es Zeit für DotComGuy, wieder in die Gesellschaft zurückzukehren, wird die Gesellschaft damit umgehen können?“

Ralph Dommermuth

Deutscher Unternehmer

Mit einer geliehenen Büroausstattung begann 1988 die Unternehmerkarriere des am 19. November 1963 in Dernbach im Westerwald geborenen Ralph Dommermuth. Gemeinsam mit dem elf Jahre älteren Wendelin Abresch gründete er in Montabaur die Marketingagentur „1&1 EDV-Marketing GmbH“. Zuvor hatte er nach einer Banklehre vier Jahre bei einem Computerhändler . Das erste Projekt seines Unternehmens war die Herausgabe einer „Software Börse“, in der die Produkte vieler kleiner Software-Entwickler, sortiert nach Anwendungsbereichen, in Form einer Zeitungsbeilage angeboten wurden. Das Konzept kam an, und schon nach einem Jahr hatte Dommermuth 20 Angestellte. Er erweiterte sein Angebot durch die Vermarktung der bislang eher erfolglosen Dienste der ßßß Telekom BTX und Datex-J. Dabei gelang es ihm innerhalb eines Jahres 150.000 neue Abonnenten zu gewinnen. Sein Erfolgsrezept lag darin, daß er gleichzeitig die notwendige technische Ausstattung und eine qualifizierte telefonische Beratung anbot. Später vermarktete „1&1“ den Onlinedienst T-Online und die ISDN-Anschlüsse der Telekom. Inzwischen ist aus dem einstigen „Bauchladen der IT-Branche“ das Unternehmen „United Internet“ geworden, das sich an erfolgreichen Internetunternehmen wie etwa ßßß Jobs & Adverts beteiligt. Dommermuth wurde 1989 mit dem Deutschen Direktmarketingpreis in Gold ausgezeichnet. Die „Wirtschaftswoche“ erhob ihn 2000 unter die „Top 100 der New Economy“ in Deutschland und ein anderes Magazin zählte den geschiedenen Vater eines Kindes unter die reichsten Junggesellen der Welt.

John Doerr

Amerikanischer Risikokapitalgeber.

Für John Doerr ist der Boom der „New Economy“ „die größte legale Wertschöpfung der Menschheitsgeschichte“. Der „Messias der Kapitalisten“, wie er vom Magazin „Spiegel“ genannt wird, sorgt als Teilhaber der renommierten Risikokapitalfirma „Kleiner, Perkins, Caufield & Byers“ dafür, daß aussichtsreichen Start-ups auf die Beine geholfen wird. Natürlich geschieht das nicht umsonst, Kleiner Perkins sichert sich einen 20-30 prozentigen Anteil und einen Sitz im Aufsichtsrat des jeweiligen Unternehmens. Auch wartet man nicht nur auf Gründer mit interessanten Ideen, sondern Kleiner Perkins gründet auch selbst Firmen, weshalb das Geschäft auch durch die Worte „Gründer, Antreiber und Strategen“ gekennzeichnet wird. Eine andere, wenig schmeichelhafte Bezeichnung lautet, in Ableitung des amerikanischen Ausdrucks „Venture Capitalist“ (Risikokapitalgeber) „Vulture Capitalist“ was „Geier Kapitalist“ heißt. Dies weist auf das Verfahren von Kleiner Perkins hin, Firmen, deren Geschäftsentwicklung nicht wunschgemäß verläuft, im Zweifelsfall zu verkaufen. Das ßßß Silicon Valley ist ohne diese „Geier“ jedoch nicht vorstellbar, die Geschichte ihrer erfolgreichen Beteiligungen liest sich wie ein Who is Who des digitalen Zeitalters:ßßß Amazon, Lotus, ßßß Netscape oder Macromedia, um nur einige zu nennen. Die 1982 gegründete Firma „Kleiner, Perkins, Caufield & Byers“ ist inzwischen an über 300 erfolgreichen Gründungen beteiligt. John Doerr selbst sitzt zum Beispiel im Aufsichtsrat von „Amazon“ und dem Softwarehersteller Intuit. Natürlich gibt es auch erfolglose Gründungen. Auf das Konto von Doerr gehen die Firmen Dynabook und Go von Ende der 80er Jahre. Dynabook stellte ein Laptop her und machte riesige Verluste. Go war seiner Zeit etwa zehn Jahre voraus, die Firma hatte einen Pen-Computer auf den Markt gebracht, der damals keinen Anklang fand. Er arbeitet nach dem Motto „Die Zukunft läßt sich am besten voraussagen, indem man in sie investiert.“ Immer auf der Suche nach neuen Trends, ist er häufig auf dem Gelände der Stanford Universität anzutreffen, wo er den neuesten Entwicklungen auf der Spur ist. John Doerr wurde 1951 als Sohn eines Ingenieurs geboren. Sein Vater besaß die weltgrößte Fabrik für Schwefelpumpen. John und seine vier Geschwister wuchsen in St. Louis, Missouri, auf. Er studierte an der Rice Universität in Huston, Texas, Ingenieurwissenschaften und danach Betriebswirtschaft an der Harvard Business School. 1974 kam er zu Intel, zunächst als Ingenieur und dann ins Marketing, wo er Intels bester Verkäufer wurde und sich auch durch unkonventionelle Methoden auszeichnete, als er zum Beispiel einen Rasenmäher als Zugabe anbot. 1980 kam er schließlich zu Kleiner Perkins, deren Partner er 1982 wurde. Doerr, der als „Bohnenstange mit Brille“ beschrieben wird, ist ein rastloser Mensch. Bei Besprechungen hält es ihn keine fünf Minuten auf seinem Stuhl, statt dessen läuft er wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Seine schnelle Auffassungsgabe bringt es mit sich, daß er sich nicht lange auf eine Sache konzentriert, daher fährt er auch nicht selbst Auto. Einerseits soll er ein miserabler Fahrer sein, andererseits wird es ihm dadurch ermöglicht, auf dem Rücksitz, umgeben von Handys, Laptops und Notizbüchern, seiner Arbeit nachzugehen. Doerr ist ständig erreichbar, hat neun Telefonnummern, davon auch eine 0800 Nummer, unter der er kostenlos angerufen werden kann. Er hat sich sogar einen Skihelm mit einem eingebauten Telefon anfertigen lassen, damit ihm auch in seiner Freizeit möglichst kein Geschäft entgeht. Scott MacNealy von der Firma Sun wird mit den Worten zitiert, daß er wegen des Elektrosmogs der zahlreichen Geräte, die Doerr mit sich herumschleppt, ungern länger neben ihm steht, da er „noch zeugungsfähig bleiben“ möchte. Doerrs einzige negative Eigenschaft soll es sein, daß er, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, nicht mehr schläft und bis zum Umfallen arbeitet.

ClariNet

Erster kommerzieller Content-Provider im Internet.

Durch den Erfolg seiner Newsgroup „rec.humor.funny“ wurde Brad Templeton dazu angeregt, einen kommerziellen Dienst ins Leben zu rufen. Es müßte doch möglich sein, Menschen zu finden, die bereit sind für eine fachgerecht gemachte Newsgroup zu bezahlen, wenn schon die als Freizeitbeschäftigung betriebene „rec.humor.funny“ mit Witzen so erfolgreich war. So kam es 1989 zur Gründung eines der ersten erfolgreichen „Dot-com`s“, die das Netz nur als Plattform zum Verkauf ihres Angebotes nutzten. Templeton beabsichtigte, mit ClariNet die erste Zeitung im Internet zu eröffnen. (Der Begriff „Content-Provider“ wurde erst später eingeführt und heißt nichts anderes, als daß Inhalte in Form von Nachrichten und Berichten verkauft werden.) Um richtig professionell zu beginnen, wollte er eine Kolumne des in Amerika populären Journalisten und Pulitzerpreisträgers Dave Barry in seinen Dienst mit aufnehmen, doch die Herausgeber winkten ab, da sie am Erfolg des Unternehmens zweifelten. So begnügte man sich zunächst mit den Meldungen diverser Presseagenturen. Einige Zeit später konnte Dave Barrys Kolumne doch noch in das Angebot von ClariNet aufgenommen werden. Den Vorteil einer „digitalen Zeitung“ gegenüber der gedruckten Konkurrenz sah Brad Templeton in der Möglichkeit, auf die Minute aktuell zu sein und aufgrund des unbegrenzten Platzes auf keine Meldung verzichten zu müssen. Der Erfolg gibt ihm recht: ClariNet konnte viele Betreiber von Web-Seiten als Abonnenten gewinnen, die ihr Angebot gern mit aktuellen Meldungen, die noch dazu ständig aktualisiert wurden, bereicherten. 1997 verkaufte Templeton die Firma an einen Mitbewerber und schied 1998 ganz aus dem Unternehmen aus. Zu der Zeit hatte ClariNet, das vom ersten Tag seines Bestehens an Gewinn machte, bereits über 1,5 Millionen Abonnenten und gehörte zu den am schnellsten wachsenden Privatunternehmen im ßßß Silicon Valley. Das Angebot der Firma umfaßte täglich über 2000 Berichte in 500 Kategorien, die alle 15 Minuten aktualisiert wurden.

Beitragsbild: Screenshot der Seite von 1999

Ciao.com

Erstes deutsches Meinungsportal.

Auch Ciao.com ist ein gutes Beispiel dafür, wie begabte Jungunternehmer mit einer aus den USA bekannten Geschäftsidee Erfolg haben können. In den USA wurde schon spekuliert, ob es eines der Ziele deutscher Start-ups sei, vom amerikanischen Original übernommen zu werden, was vom Finanzvorstand und Mitbegründer von Ciao, Maximillian Cartellieri, allerdings vehement abgestritten wird. Ciao ist ein Meinungsportal nach dem Muster des amerikanischen ßßß Epinions.com: Auf der Web-Seite der Firma tun Verbraucher ihre Meinung über diverse Produkte kund und geben so dem interessierten Publikum die Möglichkeit, sich vor einer Kaufentscheidung umfassend zu informieren. Eigentlich wollten Maximillian Cartellierie und Frederick Paul, die sich aus Harvard kannten, ein Frauenportal gründen, weshalb sie sich Verena Mohaupt, die Paul während seiner Tätigkeit beim Investmentbanker Goldmann Sachs kennengelernt hatte, mit ins Boot holten. Aus diesem Projekt wurde nichts, aber im Juni 1999 gründeten die drei die Firma Ciao Media GmbH. Bevor das Unternehmen im November 1999 als erstes deutsches Verbraucherportal online ging, fusionierte Ciao mit der Meinungsplattform usay.de und übernahm Deutschlands größtes Warentestverzeichnis testfinder.de. Inzwischen hat ciao.com Niederlassungen in England, Frankreich, Italien, Österreich und. Spanien. Die 1968 geborene Verena Mohaupt arbeitete vor der Ciao-Gründung bei der Unternehmensberatung ßßß McKinsey und beim Investmentbanker Goldmann Sachs. Sie studierte in den USA, in Münster und an der renommmierten Schule für Unternehmensführung INSEAD in Frankreich. Frederick Paul wurde 1969 geboren. Er studierte in Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaft und an der Harvard Business School in Boston. Er schloß sein Studium in Oxford mit Auszeichnung ab und wurde 1993 von der Zeitung „Independent“ zum „Intelligentesten Studenten im Vereinigten Königreich“ ernannt. Auch er konnte Erfahrungen bei Goldmann Sachs und McKinsey sammeln, bevor Ciao gegründet wurde. Maximillian Cartellierie, der 1992 geboren wurde, ist der Sohn von Ulrich Cartellierie, einem Banker der im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt und zur Zeit das Amt des CDU-Schatzmeisters inne hat. Allerdings betont er: „Der Name hat mir nicht geholfen, denn das ist ein komplett anderes Geschäft, eine andere Generation, ein anderer Lebensweg“. Maximillian ging im Alter von 15 Jahren auf eigenen Wunsch nach England, wo er die Schule besuchte und von 1990 bis 1994 Wirtschaftswissenschaften studierte. Auch absolvierte er ein Studium an der Stanford Graduate School of Business in den USA. Wie seine zwei Mitstreiter arbeitete auch er bei MCKinsey und Goldmann Sachs. Der Bayerische Ministerpräsident Stoiber berief ihn in den Internetbeirat des Bundeslandes, wo er für die Unternehmen der New Economy „mehr Flexibilität und weniger Regulierung“ fordert. Allerdings ist ihm auch klar, daß er nicht zuviel verlangen kann um „nicht durch unsinnige oder übertriebene Forderungen den Prozeß zur Farce geraten lassen“ wie er in einem Interview mit ßßß Politik digital sagte.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Screenshot der Seite von 1999

Jim Clark

Amerikanischer Unternehmer.

Der 1944 in Texas geborene Jim Clark kann als Spätzünder der New Economy bezeichnet werden, denn erst im Alter von 38 Jahren begann seine Karriere im ßßß Silicon Valley. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und brach mit 16 Jahren die Schule ab, wo er zuvor unter anderem durch Zünden einer Rauchbombe aufgefallen war. Er ging zur Marine, wo die Vorgesetzten ihn zunächst wie einen Idioten behandelten. Nachdem er einen Äquivalenztest für den Higschoolabschluß bestanden hatte, studierte er an den Universitäten von New Orleans und Utah. Er erlangte innerhalb von acht Jahren den regulären College-Abschluß, seinen Master in Physik und promovierte im Fachbereich der Informatik. Nach seinem Studium arbeitete Clark als Dozent an verschiedenen Hochschulen. Als seine Frau ihn verließ, begann er zunächst eine Gesprächstherapie, von der er jedoch nach sechs Monaten einsah, daß sie ihm nichts brachte. Er ließ die Therapie sausen und fand zu einem Wendepunkt in seinem Leben. So begann er sich 1979 intensiv um ein Projekt zu kümmern, mit dem er sich bereits einige Zeit beschäftigte: der Entwicklung eines Microchips zur Darstellung dreidimensionaler Computergrafiken. Daraus resultierte 1982 die Gründung der Firma Silicon Graphics, der legendären Firma für Computergrafik. Silicon Graphics wurde schnell zum Anziehungspunkt der kreativsten Ingenieure. Die Firma revolutionierte nicht nur die Entwurfsprozesse in Architektur und Industrie, sie setzte auch Meilensteine in der Filmwirtschaft, die Filme Terminator 2 und Jurrassic Parc wurden wegen ihrer Effekte, die auf Computern von Silicon Graphics berechnet wurden, weltberühmt. Die Firma entwickelte sich zu einem Großunternehmen, in dem sich Jim Clark mehr und mehr eingeengt fühlte. 1994 verkaufte er seine Anteile an Silicon Graphics und verließ das Unternehmen. Inzwischen hatte auch er das Internet entdeckt und ihm schwebte eine Symbiose dieses neuen Mediums und dem Fernsehen vor. Da kam ihm die Entwicklung von Marc Andreessen, der eine Software für den einfachen Zugriff auf das Internet mitentwickelt hatte, gerade recht. Am selben Tag, an dem er Silicon Graphics verließ, setzte er sich mit Andreessen in Verbindung und es kam zur Gründung der Firma ßßß Netscape, die mit dem Netscape Navigator das Surfen im Internet für ein breites Publikum interessant machte. Die Firma wuchs rasch und 1995 wurde es Jim Clark auch hier zu eng. Er verließ auch diese Firma und gründete mit Healthon ein Unternehmen, welches verschiedene Bereiche des Gesundheitswesens zusammenführen soll. Das Unternehmen, welches zwischenzeitlich in WebMD umbenannt wurde, zeichnete sich allerdings nicht durch großen Erfolg aus. In seiner Freizeit hat der umtriebige Unternehmer unter anderem ein Navigationssystem für seine 30 Millionen Dollar Yacht entwickelt. Natürlich gründete er ein Unternehmen, um diese Entwicklung zu vermarkten. Im Juli 2000 erschien seine Autobiografie „Netscape Time: The Making of the Billion Dollar Start-Up That Took on Microsoft“. Jim Clarks neueste Gründung ist myCFO „My Chief Financial Officer“ ein persönliches Finanzmanagementsystem für „Menschen mit hoher Finanzkraft“.
Das Geheimnis seines Erfolges sieht er unter anderem in seinem Antrieb, immer etwas Neues schaffen zu wollen. Ganz so erfolgreich ist er jedoch nicht, auf dem Friedhof der gestorbenen Dotcoms – dotcomfailures.com – findet man auch die Kibu.com, ein Start-up welches shoppingsüchtige Teenager als Zielgruppe hatte und an dem Jim Clark beteiligt war. Der Kommentar eines Besuchers der Seite warnt: „SGI, Netscape, WebMD und nun Kibu.com. Merkt denn keiner, daß dieser Bursche das Leben aus den Firmen saugt und sie zugrunde gehen? Gebt ihm keine Chance mehr!“ Tatsächlich geriet auch Silicon Graphics in finanzielle Schwierigkeiten. Das paßt durchaus zu Jim Clarks Credo: „Eine erfolgreiche Technologiefirma muß sich immer wieder selbst überflüssig machen. Tut sie es nicht selbst, tun es andere.“

Beitragsbild: Jim Clark Von Knnkanda – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Wu Fu Chen

Chinesischer Unternhemer in den USA.

Geschichten von Unternehmern, die es mit nichts anderem als einer guten Idee binnen kurzem zum Millionär gebracht haben, sind im ßßß Silicon Valley schon fast die Regel. Wu Fu Chen ist allerdings eine Ausnahme: In den letzten 15 Jahren gründete er elf Unternehmen in der Netzwerk- und Telekommunikationstechnologie, die alle erfolgreich waren. Manche wurden verkauft, das bekannteste, Cascade Communications, 1997 für 2,6 Milliarden Dollar, in vier anderen ist er immer noch tätig. Das Magazin „Red Herring“ kürte ihn für seinen Unternehmergeist zum „Helden des Internet“ des Jahres 2000. Wu Fu Chen stammt aus Taiwan, wo er 1951 als zehntes Kind eines Bauern geboren wurde. Nach der Schule ging er 1975 in die USA, um an der Berkley Universität zu studieren. Als zwei Jahre später sein erstes Kind geboren wurde, brach er das Studium ab und nahm einen schlecht bezahlten Job als Servicetechniker bei einer Firma für Computersysteme im Finanzwesen an. Die hohen Summen, mit denen er es ständig auf dem Monitor zu tun hatte ärgerten ihn, er sah sich am „falschen Ende des Technologiegeschäftes“. Er beschloß seine Situation zu ändern und „näher beim Geld zu sein“. Bevor er sich selbständig machte, arbeitete er bei unterschiedlichen Firmen, um Erfahrungen zu sammeln, auch bildete er sich in Abendkursen weiter. 1985 gründete er mit einem Kollegen die erste Firma. Diese wurde 1989 für sieben Millionen Dollar verkauft und bildete den Grundstock für seinen künftigen Erfolg. Chen ist ein ungeduldiger Mann, bei Besprechungen trommelt er schon nach kurzer Zeit mit den Fingern auf dem Tisch oder äußert seine Eile durch demonstratives Gähnen. Geschwindigkeit ist ihm vor allem auch bei der Entwicklung neuer Produkte ein wichtiges Element: „Wenn Sie ein Produkt zwei Jahre lang entwickeln, ist die Technologie schon veraltet, wenn es auf den Markt kommt.“ sagt er. Man sagt ihm nach, daß er schon weiß, was die Leute wollen, bevor sie danach fragen. Wu Fu Chen gründet die Firmen aber nicht, um sie später zu verkaufen, er ist einfach nicht der Typ dafür, eine Firma mit mehr als 500 Angestellten durch das Tagesgeschäft zu führen, wie er von sich behauptet. Viel lieber setzt er sein Rezept um: Eine Marktlücke finden, geeignete Ingenieure zusammentrommeln und fähige Manager engagieren. Dann bleibt er noch etwa ein Jahr beim Unternehmen, um es für eine weitere Neugründung zu verlassen. Zur Zeit beschäftigt er sich mit Glasfasertechnlogie für Netzwerke und ist von seinem Erfolg überzeugt. Daß dabei das Geld für ihn eine nicht unwesentliche Triebfeder darstellt, leugnet er nicht: „ Früher haben die Leute gesagt, wir machen unser Geld auf die althergebrachte Art, wir verdienen es. Aber in der optischen Netzwerktechnologie machen wir das Geld auf neue Weise: wir drucken es.“

John Thomas Chambers

Amerikanischer Manager.

Der 1949 geborene Sohn eines Arztehepaars hatte eine behütete Kindheit und Jugend. Er ging mit seinem Vater angeln und sang im Kirchenchor. Die Schule schloß er, ein wenig durch eine leichte Leseschwäche behindert, die er durch Fleiß kompensieren konnte, als zweiter seines Jahrgangs ab. Chambers hat Studienabschlüsse in Mangement.und Finanzwesen. Er ist mit seiner Jugendliebe verheiratet und Vater zweier Kinder. Nun ist er „The Real King of the Internet“ und gehört zu den Top 10 der wichtigsten Persönlichkeiten des Internet. Besser noch würde die Bezeichnung „Prophet des Internet“ passen, denn ständig predigt er den Wandel von der Industrie- zur Internetgesellschaft, beschwört die Vorteile des Netzes und freut sich auf den Tag, an dem alle Küchengeräte miteinander vernetzt sind. „ Wer die Internetrevolution nicht rasch vollzieht, wirtschaftet sein Land in den Abgrund.“ riet er 1999 in einem Interview den Politikern. Das ist natürlich auch in seinem Interesse, denn die Firma Cisco, deren dritter Präsident er ist, liefert über 80 % der Basistechnologie für das Internet. Bei seinen Vorträgen kommt ihm zugute, daß er sich bereits in der Schule das freie Sprechen angewöhnt hatte. So wirken seine Argumente noch überzeugender. Cisco wurde 1984 von Sandy Learner und Leonard Borsack, gegründet. Chambers kam 1991 zur Firma, nachdem er zuvor bei Wang und IBM gearbeitet hatte. Bei Cisco war er für den weltweiten Verkauf zuständig, bevor er 1995 Präsident des Unternehmens wurde und Cisco zu dem grandiosen Erfolg führte: Lag der Umsatz des Unternehmens 1995 noch bei 1,2 Milliarden Dollar, so konnte er ihn bis zum Jahre 2000 auf 17 Milliarden Dollar steigern. Der Erfolg der Firma ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Zum Beispiel legt Chambers Wert auf eine besondere Firmenkultur, er sieht es gern, wenn die Ingenieure mit Pferdeschwanz und Sandalen kommen, ein Entwickler im Anzug würde ihn stutzig machen. Cisco wurde von „Forbes“ zum Unterenhemen mit den drittbesten Arbeitsbedingungen in Amerika gewählt und als ein Journalist von ßßß Wired dem ständigen Lächeln der Mitarbeiter von Cisco auf den Grund ging, stellte er fest, daß ein Angestellter, der 1992 eine Option auf 5000 Aktien erhalten hat, bereits mehrfacher Millionär ist. Cisco selbst wird nach der Devise geführt „Der Schnelle schlägt den Langsamen“. Dabei greift Chambers gern auf andere Firmen zurück, die er bevorzugt aufkauft, wobei er strikt auf eine ähnliche Firmenkultur achtet. „Die meisten Firmen, die wir übernehmen, sind uns kulturell sehr ähnlich. Mein Büro ist 3,60 x 3,60 Meter groß. Wenn wir ein Unternehmen evaluieren, schaue ich mir das Arbeitszimmer des Geschäftsführers an. Wenn er ein größeres Büro hat, kaufe ich die Firma nicht.“ sagte er im „Handelsblatt“ Mit diesem Prinzip ist er bislang gut gefahren: Von den 58 Firmen, die er in den letzten sieben Jahren kaufte, erwiesen sich nur drei als Nieten. Kritiker wittern hierin jedoch eine Methode, Mitbewerber auszuschalten, bevor sie ihm gefährlich werden können und so ein Monopol zu errichten. Chambers weist dies entschieden zurück, was auch glaubhaft erscheint, denn Cisco arbeitet mit offenen Standards.

Beitragsbild: von Cisco John Chambers 2001