Intershop

Softwareunternehmen aus Jena.

Ursprünglich war „Intershop“ die Bezeichnung einer staatlichen Ladenkette der DDR zur Devisenbeschaffung, in deren Geschäften gegen harte Währung Produkte aus dem Westen verkauft wurden. Die DDR gibt es schon lange nicht mehr. Aber der „Intershop“ ist wiederauferstanden. 1992 gründete ßßß Stephan Schmabach gemeinsam mit Wilfried Beeck und Karsten Schneider die Firma „NetConsult“, um Computersysteme der Firma „NeXT“ zu verkaufen und entsprechende Software zu entwickeln. Karsten Schneider hatte 1984 sein Elektrotechnikstudium in Sofia mit Auszeichnung abgeschlossen, später als Entwicklungsingenieur bei Carl Zeiss gearbeitet und nach der „Wende“ gemeinsam mit Schambach bei einer Jenaer Computerfirma gearbeitet. Der aus Schleswig Holstein stammende Beeck hatte Informatik in Kiel studiert und den Deutschland-Vertrieb der „NeXt“ Computer übernommen. Bei einem Vortrag in Jena lernte er Schambach und Schneider kennen, denen er vorschlug , die NeXT-Systeme in Ostdeutschland zu verkaufen. Als die Produktion der Rechner im Jahr 1994 eingestellt wurde, kam Stephan Schambach auf die Idee, das Internet als Vertriebsweg für Waren zu nutzen. Auf der Messe „Cebit“ lernte Schambach den damals 25 jährigen Frank Gessner kennen. Gessner, der heute Chefentwickler bei „Intershop“ ist, erstellte die Software für einen entsprechenden Online-Shop, der im August 1995 als „intershop.de“ online ging. Der Name, eine Kombination aus „Internet“ und „Shop“, erinnert an den gleichnamigen Devisenbringer und wurde zum Aushängeschild für den möglichen Wirtschaftsaufschwung im Osten Deutschlands. Zunächst verkaufte „NetConsult“ das Sortiment eines Computergroßhändlers aus München. Als die Unternehmer aus Jena ihrem Geschäftspartner anboten, ihm ebenfalls einen Online-Shop einzurichten, winkte er ab. Über ein Zeitungsinserat fanden sie schließlich einen Geldgeber, der ihnen die Erweiterung des Geschäftes ermöglichte. Schambach ging in die USA und fand dort als ersten Kunden einen „Schlipshändler“ aus San Francisco. Inzwischen gehört Intershop, wie die Firma seit 1997 heißt, zu den führenden Softwareanbietern im Bereich E-Commerce, zu deren Kunden internationale Großkonzerne wie „Bosch“, „Motorola“ oder „Shell“ gehören. Die Hauptniederlassungen befinden sich in Jena, Hamburg und San Francisco, und das Unternehmen ist in 24 Ländern präsent. Obwohl der Umsatz von „Intershop“ in den ersten Jahren um das 77-Fache gestiegen war, macht das Unternehmen bislang (Mitte 2001) noch keinen Gewinn, doch „Wir arbeiten hart daran“, wird Schambach von einem deutschen Branchenblatt zitiert.

Beitragsbild: Screenshot der Intershop-Webseite 2000

James Howard

Amerikanischer Unternehmer, blendete Werbung aus Web-Seiten aus.

Die Firma des Studenten der Theaterwissenschaften wurde 1996 zur Zielscheibe der werbetreibenden Wirtschaft. Das Internetmagazin „Suck“ sprach daher von dem Unternehmen PrivNet als eine „Übung im Masochismus“. PrivNet war im Dezember 1995 von dem damals 23 Jahre alten James Howard gemeinsam mit drei Kommilitonen der University of North Carolina in Chapell Hill gegründet worden. Die Studenten vertrieben unter der Bezeichung „Internet Fast Forward“, IFF, ein Zusatzprogramm (Plug-in) für den Webbrowser von ßßß Netscape, das es ermöglichte, Werbebanner auf Web-Seiten auszublenden. Sogleich kam eine Diskussion über Sinn und Unsinn solcher Programme in Gang und von besorgten Firmen wurde der Untergang der kostenlosen Angebote des World Wide Web beschworen. Immer wieder kommt es zu solchen Diskussionen, wenn Programme dieser Art veröffentlicht werden, etwa 1998, als das Programm „Web Washer“ der Firma Siemens auf dem Markt kam. Naturgemäß sind solche Programme bei den Anwendern sehr beliebt, beschleunigen sie doch das Surfen im World Wide Web ungemein. So wurden bis Mitte 1996 von PrivNet`s Web-Seite bereits über 100 000 IFF-Kopien heruntergeladen. Den Inhabern von PrivNet wurde der Rummel offenbar zuviel, sie verkauften ihr Unternehmen Ende 1996 an PGP von ßßß Phil Zimmermann. Dort wurde der Vertrieb von IFF schon bald eingestellt. Verschiedene Betreiber von Web-Seiten hatten mit Klagen gedroht, da die Software den Inhalt der Seiten veränderte und ihrer Meinung nach dadurch gegen das Urheberrecht verstieß. Was aus den vier Jungunternehmern geworden ist, die zunächst von PGP übernommen wurden, ist, zumindest im World Wide Web, nicht zu ermitteln.

Johan (Julf) Helsingius

Finnischer Informatiker, entwickelte den ersten anonymen Remailer.

Am 25. August 1996 erschien im Londoner „Obserever“ ein groß aufgemachter Bericht unter dem Titel: „Die Hausierer des Kindesmißbrauchs, wir kennen sie, doch niemand hält sie auf.“ Ein großes Foto zeigte den finnischen Computerspezialisten Johan Helsingius, der als „Zwischenhändler von 90 % der Kinderpornographie im Internet“ bezeichnet wurde. Was hatte Helsingius getan, daß man ihn so an den Pranger stellte? Er betrieb in seiner Freizeit den Server „anon@penet.fi“, welcher als erster anonymer Remailer des Internet gilt, der den Versand von Nachrichten an nahezu alle Newsgroups des Usenet ermöglichte. Die Nutzer seines Service konnten bei ihm ein Postfach einrichten, über das Nachrichten versendet und empfangen wurden. Das Besondere daran war, daß die Kennung der Absender der Nachrichten entfernt und ihnen eine Identität verliehen wurde, die es unmöglich machte, daraus Rückschlüsse über die wahren Urheber zu ziehen. Streng genommen war „anon@penet.fi“ nur teilweise anonym, denn das System kannte die wahren Adressen der Nutzer. Julf Helsingius war 1992 durch eine Diskussion in einer finnischen Newsgroup auf die Idee zu dem Remailer gekommen. Mitglieder der Gruppe waren der Ansicht, alle Diskussionsteilnehmer müßten sich mit ihrem wahren Namen identifizieren, um so persönlich für ihre Beiträge verantwortlich gemacht werden zu können. Helsingius war anderer Meinung, denn im Internet würde es immer die Möglichkeit geben, ein solches System zu unterlaufen. Um seine Behauptung zu beweisen, entwickelte er innerhalb einiger Tage den Remailer. Es meldeten sich viele Interessenten, die so einen Dienst gern nutzen wollten und Julf Helsingius beschloß, das System in seiner Freizeit zu betreuen. Als Mitglied der schwedisch sprechenden Minderheit Finnlands hatte er Verständnis für den Wunsch, seine Meinung unter Umständen anonym äußern zu wollen. Auch die Kenntnis über die Verhältnisse im Nachbarland Finnlands, der früheren Sowjetunion, hatten ihn für dieses Thema sensibilisiert. Dort mußten einst Schreibmaschinen registriert werden, und Fotokopierer waren verboten. Johan Helsigius wurde 1961 geboren und wuchs in Helsinki auf. Früh begeisterte er sich für die Computertechnik und begann ein Informatikstudium, was er allerdings nicht beendete, da er schon frühzeitig in diesem Bereich zu arbeiten begann. Er gehörte zu den Gründern der finnischen Unix User Group und zu den Aktivisten des EUnet, dessen ersten Knoten er in Finnland betreute. Inzwischen hat er eine Position bei KPNQwest, einem Unternehmen, das Teile des EUnet übernommen hat. Sein Remailer war bereits 1995 in die Schlagzeilen geraten. Damals hatte ein Nutzer ausgewählte Teile von Dokumenten der berüchtigten Scientologie-Kirche veröffentlicht, um über deren Machenschaften aufzuklären. Die Organisation wollte ihn wegen Verletzung des Urheberrechts verklagen und erzwang, mit Hilfe der Polizei, die Preisgabe seiner wahren Identität. Kurz nach dem oben erwähnten Bericht des „Observer“ schloß Johan Helsingius genervt seinen Remailer. Ein weiterer Vorfall hatte das Faß zum Überlaufen gebracht: Ein Nutzer hatte unter dem Namen des ehemaligen Ministerpräsidenten von Singapur erfundene Nachrichten veröffentlicht, welche die Regierung des kleinen Staates beleidigten. Ein erneuter Skandal war abzusehen.

Bill Heelan

Amerikanischer Programmierer, Mitentwickler von Archie

Bill Heelan wurde 1964 in Montreal geboren. Bereits auf dem College machte er Bekanntschaft mit der Datenverarbeitung, als er die Programmiersprachen Basic und Fortran lernte. Die Arbeit mit Computern machte ihm Spaß, da er durch diese Geräte die Möglichkeit bekam, einige mathematische Gesichtspunkte konkret darzustellen und die Mathematik so interessanter zu machen. Nach der Schule studierte er an der Concordia Universiät in Montreal Mathematik und Informatik. Er verließ die Universität nach Erreichen des niedrigsten akademischen Grades als graduierter Student, die Möglichkeit selbst Geld zu verdienen, schien ihm verlockender, als seine akademische Laufbahn fortzusetzen. 1990 arbeitete er als technischer Angestellter und Programmierer an der McGill Universität in Montreal. Dort entwickelte er gemeinsam mit den graduierten Studenten Peter Deutsch und Alan Emtage das Suchsystem für Dateien im Internet, Archie. Alan Emtage hatte ein kleines Programm zum Durchsuchen des Internet nach Public Domain Software geschrieben und eine Datenbank mit den Suchergebnissen eingerichtet. Der Systemadministrator Deutsch entschied, daß die Datenbank auch anderen Interessenten zugänglich gemacht werden sollte, und Bell Heelan entwickelte die entsprechende Software. Als Deutsch und Emtage 1992 die Firma Bunyip gründeten, gehörte auch Bill Heelan zu ihren Angestellten. Er arbeitete dort an einer Version von Archie, die es erlaubte, auch Web-Seiten zu indizieren. Zum Leidwesen von Bill Heelan, der gern erfahren hätte, wie das Projekt im Vergleich mit anderen Suchmaschinen abgeschnitten hätte, wurde die Entwicklung von Archie bei Bunyip eingestellt. Heelan verließ die Firma nach vier Jahren und arbeitete seitdem bei verschiedenen Unternehemen als Programmierer. Zur Zeit entwickelt er bei Zero Knowledge Verschlüsselungssoftware zum Einsatz im Internet. Zum Ausgleich für seinen Schreibtischjob fährt er Fahrrad und betreibt Karate. Außerdem ist er als Hobbyfotograf fasziniert von der Verbindung von Technik und Kunst in der Fotografie.

Martin Hall

Englischer Informatiker, regte die Entwicklung des Windows Socket an.

Nach seinem Studium der Sozialwissenschaften arbeitete der am 3. Dezember 1960 im englischen Welwyn Garden City geborene Martin Hall zunächst ein Jahr auf einem Kibbuz in Israel. Wieder nach England zurückgekehrt, mußte er zu seinem Leidwesen feststellen, daß die Thatcher-Regierung nicht willens war, auch nur einen einzigen Sozialwissenschaftler einzustellen. Sein Vater, mit dessen Computer er auch die ersten Erfahrungen in der EDV gemacht hatte, machte ihn auf eine Kleinanzeige in der Zeitung aufmerksam, in der für ein Aufbaustudium zum Informatiker geworben wurde. Martin Hall nutzte die Chance und absolvierte diese Ausbildung. Danach war er bei einem englischen Unternehmen als Software-Entwickler für UNIX und frühe Windows-Systeme beschäftigt. Unter anderem arbeiteten er und seine Kollegen unter einem Windows 2-System an der Entwicklung einer Programmschnittstelle für ein lokales Netzwerk. Dabei machte es ihm zu schaffen, daß es beim Betriebssystem Windows, anders als bei UNIX, keine einheitliche Schnittstelle gab, die das Internetprotokoll TCP/IP unterstützte. Die Programmierer mußten jedesmal aufs neue die Möglichkeit schaffen, dieses Protokoll zu nutzen. Hall entwickelte zunächst auf Grundlage des Berkeley UNIX eine Programmschnittstelle (ein Socket), die mit den unterschiedlichen TCP/IP-Programmpaketen unter Windows umgehen konnte. Wenig später warb er auf einer Geschäftsreise in den USA bei diversen Herstellern für die Entwicklung einer entsprechend standardisierten Schnittstelle für Windows. Schließlich rief er auf der Computermesse „Interop“ im Jahr 1991 die „WinSock Group“ ins Leben, eine Entwicklergruppe, die wenig später das „Winsock API“ veröffentlichte, eine Programm-Schnittstelle, die auch Windows internetfähig machte. Martin Hall legt Wert auf die Feststellung, daß diese Entwicklung weder von der Firma „Netmanage“ noch von ßßß Microsoft gemacht wurde. Die Entwickler waren, neben Hall, Geoff Arnold vom Computerhersteller „ SUN“, David Treadwell und Henry Sanders von Microsoft, sowie Mark Towfiq, der damals bei „FTP Software“ beschäftigt war. Martin Hall lebt seit 1991 in den USA, er gründete die Firmen „Stardust“ und „Aventail“, die sich mit der Entwicklung von Internet-Technologie beschäftigen. Momentan arbeitet er an Systemen für das drahtlose Internet. Hall, der ein begeisterter Wassersportler ist, lebt in Los Gatos, Kalifornien. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Simon Hackett

Australischer Softwarespezialist, Mitentwickler des Internet Toaster.

Auf der Messe für Netzwerktechnologie, Interop in San Anonio, USA, konnten die Besucher im Jahr 1990 einen Toaster bestaunen, der über das Netzwerk der Messegesellschaft gesteuert wurde. Das heißt, über das Netzwerk konnte der Strom des Gerätes ein- und ausgeschaltet werden, was bei diesem Toaster allerdings bewirkte, daß die Brotscheiben ausgeworfen wurden. Diese Entwicklung war hauptsächlich das Werk eines Freundes von Hackett, dem Amerikaner ßßß John Romkey, dem Hackett bei der Softwareentwicklung geholfen hatte. Simon Hackett stellte jedoch auch eine eigene Entwicklung vor: Einen CD-Player, der über das Netzwerk gesteuert werden konnte. Ein Jahr später zeigte er auf der Interop eine Software, die es ermöglichte, die Musik vom CD-Player über das Netz zu den Lautsprechern zu übertragen. Hackett hatte sich schon an der Universität von Adelaide, Australien, mit Netzwerktechnologie beschäftigt, unter anderem war er an der Einrichtung des australischen AARNet beteiligt. Der Spezialist für TCP/IP Software (TCP/IP ist das Protokoll, welches die Datenübertragung im Internet regelt) gründete 1991 die Firma „Internode“ die sich mit TCP/IP-basierter Technologie beschäftigt. Der begeisterte Segelflieger hat 1996 sogar an den Australischen Segelflugmeisterschaften teilgenommen. Auch sonst ist er oft in der Luft; da er viel auf Reisen ist, hält er sich für jemanden, der mehr Zeit als die meisten Menschen in einer Boeing 747 zugebracht hat.

Beitragsbild: By Carl Malamud – Simon HackettUploaded by Edward, CC BY 2.0,

Georgi Guninski

Bulgarischer Bug-Jäger.

Immer wenn ein neuer Fehler im ßßß Microsoft Internet Explorer bekannt wird, ist Georgi Guninski nicht weit. Der 1972 in Sofia geborene Hacker scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, Sicherheitslücken in der Software des Redmonter Unternehmens aufzudecken, sie auf seiner Web-Seite zu veröffentlichen und nach Möglichkeit auch zu demonstrieren. So konnten Besucher von Guninskis Web-Seite, die ein bestimmte Version des Explorer verwendeten, dort im November 2000 zum Beispiel eine Auflistung des Inhaltes der Festplatte ihres Rechners betrachten. Dies war durch eine Lücke im Explorer möglich geworden, die es erlaubte, unter bestimmten Voraussetzungen auf die Festplatten von „Besucherrechnern“ zuzugreifen. Microsoft gibt in der Regel bald nach so einer Veröffentlichung ein „Patch“ zur Korrektur der gefundenen Fehler heraus. In Insiderkreisen wundert man sich, warum Guninski nicht schon lange von dem Unternehmen angeheuert wurde, um die Sicherheitslücken vor der Veröffentlichung der Programme aufzudecken. Es heißt, er würde von Microsofts Konkurrenten Netscape für seine Arbeit bezahlt. Guninski selbst hält sich bedeckt, er verrät lediglich, daß er auf einer Elite-Universität Volkswirtschaft studiert hat und als unabhängiger „Consultant“ tätig ist.

James Gosling

Kanadischer Programmierer, Entwickler der Programmiersprache Java.

Die Programmiersprache Java wurde ursprünglich dazu entwickelt, um Haushaltsgeräte und Apparate aus der Unterhaltungselektronik zu steuern. Beim Computerhersteller SUN machte man sich Gedanken über die Zukunft der Computerwelt, es wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die unter dem Namen „Project Green“ im Dezember 1990 die Arbeit aufnahm. Die Leitung hatte der Programmierer James Gosling. Der am 19. Mai 1955 im kanadischen Calgary geborene Gosling beschäftigte sich schon als Schüler mit Computern und im Alter von 14 Jahren entwickelte er eine eigene Programmiersprache entwickelt. Mit 16 hatte er seinen ersten bezahlten Job als Programmierer, als er ein Kopierprogramm für auf Magnetbändern gesicherte Daten entwickelte. Er studierte an der Universität Calgary, wo er 1977 einen Abschluß in Informatik erlangte. Danach ging er an die Carnegie Mellon University. Während seines Studiums entwickelte Gosling eines der ersten multi-prozessor-fähigen Betriebssysteme unter UNIX. Er promovierte schließlich 1983. Nach einem kurzen Engagement bei IBM kam Gosling zu SUN, wo er unter anderem „NeWS“ eine UNIX-basierte Benutzeroberfläche entwickelte und sich viel mit Betriebssystemen und Anwendungssoftware beschäftigte. Das 16-köpfige Project Green, dessen bekanntere Mitglieder Mike Sheridan und der damals 25-jährige Patrick Naughton waren, entwickelte eine Programmiersprache namens „Oak“, Eiche. Später wurde aus rechtlichen Gründen die Bezeichnung „Java“ gewählt, nach einer Kaffeesorte, da während der Entwicklung angeblich so viel von diesem Getränk verbraucht wurde. Um Haushaltsgeräte zuverlässig steuern zu können, mußte die Programmiersprache Plattformunabhängigkeit gewährleisten, sollten die Programme möglichst klein sein und stabil laufen (Wer hat schon Lust, seine Waschmaschine ständig neu zu starten?). Diese Forderungen wurden von der, an den Programmiersprachen C und C++ angelehnten Neuentwicklung erfüllt. Ein spezieller Interpreter erlaubt es, Java-Programme auf den unterschiedlichsten Plattformen auszuführen. Kleine Java-Progrämmchen, die im Internet gern verwendeten Applets, benötigen eine spezielle Umgebung, zum Beispiel die Web-Browser, um überall laufen zu können. Neben Java entwickelte das „Project Green“ außerdem ein kleines Gerät, das über einen berührungsempfindlichen Monitor die einfachste Bedienung der Programme ermöglichte. Es wurde im August 1992 vorgestellt. Das ursprüngliche Ziel, die Programmiersprache in Haushaltsgeräten oder Set-Top-Boxen für den Fernsehempfang zu nutzen, konnte zunächst nicht realisiert werden, da es zu keiner Zusammenarbeit mit entsprechenden Unternehmen kam. Schließlich entdeckte man bei SUN Javas Tauglichkeit für das World Wide Web. Gosling und Naughton sorgten für die entsprechende Umsetzung, wobei der Interpreter „HotJava“ entstand. Schließlich wurde Java in den Browser von ßßß Netscape integriert und konnte so seinen Siegeszug im World Wide Web antreten. Naugthon verließ SUN, da er mit der Vermarktungsstrategie für Java nicht einverstanden war („Es gibt billigere Möglichkeiten, Bill Gates zu ärgern“). Mike Sheridan ging zur Netwerktechnologie-Firma Novell, während James Gosling weiterhin bei SUN arbeitet. Er hat für seine Arbeit verschiedene Auszeichnungen erhalten und ist Inhaber einer Anzahl von Patenten.

Rob Glaser

Amerikanischer Unternehmer, entwickelte den RealPlayer.

Rob Glaser von „RealNetworks“ scheint von seinem ehemaligen Arbeitgeber ßßß Microsoft einiges über zweifelhafte Geschäftspraktiken gelernt zu haben: 1998 behauptete er, daß Microsofts Media Player das Produkt seiner Firma, den Real Player, blockieren würde. Eine Anschuldigung, die wenig später der Prüfung durch ein unabhängiges Institut nicht standhielt. 1999 wurde bekannt, daß das Programm zum Abspielen und Archivieren von MP3 Dateien, die „Real Jukebox“, heimlich Daten der Nutzer an RealNetworks übermittelte, eine Eigenschaft des Programms, die angeblich dazu dienen sollte, Fehler der Software besser erkennen zu können. Glasers Führungsstil, der sich dadurch auszeichnen soll, daß seine Angestellten nie wissen, ob ihr Chef sie im nächsten Moment in der Luft zerreißen oder loben wird, führte dazu, daß das Unternehmen unter Insidern auch „Oppressive Networks“ – oppressive bedeutet tyrannisch oder grausam – genannt wird. Der ursprüngliche Name der Firma war „Progressive Networks“, er geht auf die Geschäftsidee zurück, die Glaser mit seinem ehemaligen Kommilitonen David Halperin entwickelt hatte. Die beiden wollten Technik, Medien und soziale Belange in einem Projekt vereinen und so etwas wie einen „progressiven Kabelkanal“ schaffen. Rob Glaser stammt aus einem Vorort von New York, wo er als Sohn eines Druckereibesitzers und einer Sozialarbeiterin unweit der Bronx aufwuchs. So wurde er schon in der Schulzeit mit sozialen Problemen konfrontiert, obwohl er sich als Schüler einer Privatschule in einem ganz anderen Milieu als dem seiner Freunde aus der Nachbarschaft bewegte. Er vergleicht sich deshalb auch mit Leonard Zelig, einer Figur aus einem Woody Allen-Film, die ihre Identität wie ein Chamäleon wechselt. In der Schule hatte er auch erste Kontakte mit den Medien, als er mit einigen Freunden über eine hauseigene Anlage einen kleinen Radiosender betrieb. Sein Studium absolvierte er in Yale, dort erlangte er innerhalb von vier Jahren drei Abschlüsse in Wirtschafts- und Informatik. An der Universität war er Mitglied einer Gruppe „Kampagne gegen Militarismus und Wehrdienst“, auch schrieb er für die Studentenzeitung eine Kolumne. Nebenbei gründete er mit drei Studienfreunden die Firma Ivy Research, welche die Computerspiele „Slynx“ und „Viper“ entwickelte. Nach seinem Studium im Jahre 1983 überlegte der 21-Jährige ernsthaft ob er für die Organisation „United Farm Workers“ arbeiten sollte, doch der Computerfreak in ihm gewann die Überhand und er ging zu Microsoft. Dort gehörte der Workoholic zu den Mitarbeitern, die selbst nachts in der Firma blieben. Als er Microsoft nach zehn Jahren verließ, hatte er es zum Vizepräsidenten im Bereich Multimedia und zum mehrfachen Millionär gebracht. Nach einer mehrmonatigen Reise durch Deutschland, Griechenland und Ägypten, begann Rob Glaser in diversen gemeinnützigen Organisationen, wie der Electronic Frontier Foundation, EFF, zu arbeiten, doch diese Tätigkeit füllte ihn nicht aus. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Kommilitonen David Halperin, der später als Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten Clinton tätig war, entwickelte er die Idee des „progressiven Kabelkanals“. Zu diesem Zweck gründeten die beiden 1993 in Seattle „ProgressiveNetworks“. Das Projekt verlief im Sande, bis Glaser den Browser „Mosaic“ kennenlernte und mit ihm die Möglichkeiten des gerade entstehenden World Wide Web erkannte. So entstand die Idee Audio-Dateien in Echtzeit über das Internet zu übertragen, das sogenannte „Streaming“. Eine erste Demo, bei der die Reportage eines Baseball-Spiels durch das Netz geschickt wurde, konnte Investoren von den Möglichkeiten des Systems überzeugen. Die Geldgeber waren allerdings weniger an der Übertragung politischer Inhalte, als an der Verbreitung von herkömmlichen Radioprogrammen und Musik interessiert, weshalb Halperin bald darauf das Unternehmen verließ. Heute werden allerdings fünf Prozent des Gewinns von „RealNetworks“ an regierungsunabhängige soziale Organisationen gespendet. Die Firma entwickelte das Kompressionsformat „Real Audio“ und den „Real Player“ zum Übertragen und Abspielen von Audio-Dateien über das Internet. Der erste Player kam im April 1995 auf den Markt und ermöglichte zunächst die Übertragung in „Kurzwellenqualität“. Mit immer schnelleren Modems und Rechnern verbesserte sich auch das Datenformat von RealNetworks, das inzwischen einen Marktanteil von über 80 Prozent hat. Natürlich unterstützt die Software inzwischen auch das Mp3 Format von Karlheinz Brandenburg und mittlerweile ist es auch möglich, Video in akzeptabler Qualität im World Wide Web zu übertragen. Im Januar 1998 wurde erstmals ein Kampf der Wrestling Weltmeisterschaft exclusiv im Internet gezeigt. Natürlich möchte auch Microsoft von diesem Geschäft profitieren, die Firma sicherte sich frühzeitig eine Lizenz des Systems, kaufte Mitbewerber auf und begann ein eigenes Audio- und Videoformat für seinen Media-Player zu entwickeln. Im Frühjahr 2000 erkläre Microsoft sein Format kurzerhand zum „universalen Format“, das sich als Standard etablieren solle. So blieb Rob Glaser nicht anderes übrig, als zähneknirschend auch die Microsoft-Formate durch seine Software zu unterstützen. Glasers politische Ambitionen sind nicht völlig auf der Strecke geblieben: Der unabhängige Radiosender B-92 konnte 1996, nachdem er von Milosevic abgeschaltet worden war, dank Glasers Software seinen Betrieb über das Internet fortsetzen und auch das „FreeSpeech Internet Television“, das sich vehement gegen Neoliberalismus und die ungehemmte Globalisierung einsetzt, wird durch die Software von RealNetworks realisiert.

Bill Gates

Amerikanischer Unternehmer, Mitbegründer von Microsoft.

„Es gibt nur einen Menschen auf der Erde mit weniger Freunden als Bill Gates und das ist der irakische Diktator Saddam Hussein.“ Diesen und ähnliche Sprüche kann man im Internet zu Hunderten über den zur Zeit reichsten Mann der Welt lesen. Auf zahlreichen Anti-Bill-Gates und Microsoft-Seiten findet man neben mehr oder weniger originellen Witzen auch die, durch Zahlenmystik gestützte Behauptung, daß es sich bei Gates um den in der Bibel angekündigten Antichristen unter dem Siegel 666 handelt und anderes. Dieser Ärger kommt nicht von ungefähr, denn Microsoft ist die erfolgreichste Softwarefirma der Welt und so gut wie jeder Computerbenutzer hat schon einmal Bekanntschaft mit kryptischen Fehlermeldungen der Programme aus dem Hause Microsoft gemacht. William Henry (Bill)Gates III wurde am 28. Oktober 1955 als Sohn eines angesehenen Rechtsanwalts und einer Lehrerin in Seattle geboren, wo er und seine zwei Schwestern auch aufwuchsen. Der Junge galt als ungewöhnlich intelligent, er hat einen Intelligenzquotienten von 160, und verblüffte seine Eltern schon früh durch ungewöhnliches Verhalten. Zum Beispiel wird berichtet, daß er auf die Aufforderung seiner Mutter, zum Essen zu kommen mit den Worten „ Ich kann nicht, ich denke nach“ antwortete. Nach der Grundschule schickten seine Eltern „Trey“ wie er in Anspielung auf die Drei hinter seinem Namen genannt wurde, auf die Lakeside Privatschule, um sein mathematisches Talent besser zu fördern. Dort begegnete Bill Gates das erste Mal der Computertechnik, denn die Schule hatte die Möglichkeit, Rechenzeit eines DEC Großrechners zu nutzen. Im Alter von 13 Jahren schrieb er sein erstes Programm, welches zum Spielen von Tic Tac Toe diente. Gates gehörte mit Paul Allen und dem einige Jahre spätere bei einem Unfall zu Tode gekommenen Kent Evans zur „Lakeside Programmers group“, die das schuliche Computer-System häufig zum Zusammenbruch brachte. Dies führte einerseits zur zeitweisen Suspendierung Gates vom Computerunterricht, bescherte der Schule jedoch später unbegrenzte Rechenzeit die Gates und seine Freunde als Honorar für das Aufspüren von Systemfehlern bekamen. In Lakeside machte Bill Gates auch erste Erfahrungen mit der Lizenzierung von Software, als er für ein von ihm entwickeltes Programm zur Lohnbuchhaltung für jede verkaufte Kopie bezahlt wurde. Mit Paul Allen gründete er in der Schule auch seine erste Firma: Traf-O-Data verdiente mit einem Programm zur Verkehrszählung im ersten Jahr 20000 Dollar. Nach einem kurzen Gastspiel als angestellter Programmierer beendete Bill Gates 1973 die High Shool und ging nach Harvard, wo er eher lustlos Mathematik studierte. Dort lernte er auch Steve Ballmer kennen, den jetzigen Chef von Microsoft. Mit seinem Freund Paul Allen schmiedete er während dieser Zeit oft Pläne über die berufliche Zukunft, wobei Allen ihn dazu überredete, eine Firma zu gründen. Allen war es auch, der ihn auf den ersten Personalcomputer, den Altair 8800, aufmerksam machte. 1974 boten sie der Herstellerfirma an, die Programmiersprache BASIC auf den Altair zu implementieren, obwohl sie bisher nur eine Abbildung des Rechners gesehen hatten und natürlich auch kein entsprechendes Gerät besaßen. Mit Hilfe einer selbst entwickelten Simulation auf einem Großrechner gelang ihr Vorhaben und sie bekamen den Auftrag, das System weiterzuentwickeln. Gates brach sein Studium ab und 1975 wurde Microsoft gegründet, das 1980 mit dem Weiterverkauf des Betriebssystems QDOS als MS-DOS (Microsoft Disk Operating System), trotz diverser Unzulänglichkeiten, aufgrund einer cleveren Lizenzpolitik seinen Siegeszug antrat. Bill Gates, der seit Anfang 2000 nicht mehr Chef des Unternehmens Microsoft, sondern dessen „Chief Software Architect“ ist, wird zwar häufig als großer Visionär dargestellt, doch schon in Harvard zeigte er sich eher als als Worcohlic, der bei Cola und Pizza die Nächte durcharbeitete. Das amerikanische Magazin „Time“ nennt ihn den „Bing Crosby der amerikanischen Technologie“, der Teile von überallher zu einem erfolgreichen Ganzen zusammenfügt. Seine „Visionen“ bestehen eher daraus „zur richtigen Zeit am rechten Ort“ zu sein und mit einem feinen Gespür nach dem Motto „ es kann klüger sein zu folgen als zu führen“, sich abzeichnende Trends zu erkennen, wobei Mitbewerber nötigenfalls aufgekauft werden. So wurde das Internet von Bill Gates zunächst nicht richtig eingeschätzt, doch gelang es ihm, noch rechtzeitig auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Gates ist zwar der reichste Mann der Welt, doch tritt er nicht protzig auf und wirkt immer noch wie ein unbeholfener Schuljunge. Er formuliert seine Gedanken in einfachen Sätzen und soll ein guter Zuhörer sein. Bei Microsoft wird er von jedermann mit „Bill“ angesprochen. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß er mitunter recht derbe Geschäftspraktiken anwendet: Mitbewerbern, die nicht verkaufen möchten, wird schon einmal damit gedroht, sie „platt zu machen“. Bill Gates ist seit 1994 mit einer ehemaligen Mitarbeiterin seiner Firma verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn. Seine Kinder sollen später allerdings nur jeweils 10 Millionen Dollar seines Vermögens erben, den Rest möchte er der Gesellschaft zurückgeben. Damit hat er bereits begonnen und ist 1999 mit einer Spende von 6 Milliarden Dollar an eine nach seinem Vater benannte Stiftung, als „größte Spende einer Einzelperson“ in die Geschichte eingegangen. Daneben unterstützt er Impfprojekte in den Entwicklungsländern und stattet, sicher nicht ganz uneigennützig, Schulen und Bibliotheken in allen Staaten der USA mit Computern und Internetanschluß aus. Am Lake Washingon in Seattle hat er sich ein für amerikanische Millardärsverhältnisse mit etwa 2000 Quadratmetern Größe eher bescheidenes Haus im rustikalen Landhausstil gebaut. In die Schlagzeilen geriet das Gebäude dennoch, da es mit allerlei technischem Schnickschnack ausgestattet ist, der einen kleinen Eindruck von der „Zukunft des Wohnens“ vermitteln soll. Besucher werden mit einem elektronischen Clip ausgestattet, der dafür sorgt, daß in den Räumen, in denen sie sich gerade aufhalten, stets ihre Lieblingsmusik gespielt wird, Monitore an den Wänden zeigen ausgesuchte Bilder oder Filme. Geht man durchs Haus, wird das Licht entsprechend auf- und abgeblendet und die vom Gast gewünschte Temperatur wird automatisch eingestellt. Das Haus beherbergt außerdem ein Kino, ein Schwimmbad und eine umfangreiche Bibliothek mit mehreren zehntausend Bänden, darunter ein Notizbuch Leonardo Da Vincis, das Gates für 30,8 Millionen Dollar ersteigert hat. Für die Zeit nach Microsoft und Windows hat Bill Gates vorgesorgt: Er erkannte das Internet als zukünftig größte Quelle für Bildmaterial und ist mit der, in seinem Privatbesitz befindlichen Firma Corbis, zu der inzwischen das renommierte Bettmann-Fotoarchiv und die Fotoagentur Sygma gehören, der größte Anbieter von Bildrechten im Netz. Zukünftig wird jeder, der etwa eine digitale Version der „Mona Lisa“ braucht, Lizenzgebühren an Bill Gates zahlen müssen.

Beitragsbild: Laurendj123, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons