Esther Dyson

Amerikanische Journalistin, Protagonistin des Internet.
Esther Dyson wurde vom Magazin Wired mit dem Titel „Ein-Frau Denkfabrik“ bedacht. Die New York Times bezeichnete sie als einflußreichste Frau des Internet, was sicher nur zum Teil auf ihren Posten als Direktorin der ICANN zurückzuführen ist, den sie von 1998 bis November 2000 innehatte. Seit 1982 gibt sie den Newsletter „Release 1.0“ heraus, in dem sie ein sicheres Gespür für Trends in der Computertechnik beweist. So beschrieb sie darin bereits 1990 das Konzept der mittlerweile populären PDA`s oder Handheld PCs. Das Interesse für zukünftige Entwicklungen scheint in der Familie zu liegen, denn ihr Vater ist der, unter anderem durch seine Spekulationen über außerirdisches Leben, bekannt gewordene Physiker und Futurologe Freeman Dyson. Ihre Mutter eine schweizer Mathematikerin. Die 1951 geborene Esther Dyson studierte in Harvard Wirtschaftswissenschaften und graduierte 1972. Während ihrer Studienzeit interessierte sie sich mehr für die Tätigkeit als Journalistin, als für den Lehrstoff und arbeitete nebenbei für die Tageszeitung „The Harvard Crimson“. Während ihres Studiums begann sie auch, jeden Morgen eine Stunde zu schwimmen, eine Gewohnheit, die sie bis heute beibehalten hat. Nach dem Studium ging sie 1974 zum Magazin Forbes, wo sie zunächst als Rechercheurin und dann als Reporterin arbeitete. Bereits hier konnte sie erste Erfahrungen über die Computerindustrie sammeln, als sie Berichte über entsprechende Unternehmen schrieb. Von 1977 bis 1982 war sie als Analystin bei verschiedenen Firmen der Wall Street beschäftigt, wo sie sich auf Technologiewerte spezialisierte. 1982 begann sie bei Rosen Research. Noch im selben Jahr kaufte sie die Firma und führt sie seitdem unter dem Namen EDventure weiter. 1982 erschien auch erstmalig ihr Newsletter „Release 1.0“. Mitte der 80-er Jahre verschwand der Newsletter kurzfristig von der Bildfläche. Der Microsoft Verlag Ziff-Davis hatte sich an EDventure beteiligt und gab den Newsletter unter der Bezeichnung „Computer Industrie Daily“ heraus. Dieser Versuch scheiterte jedoch und so erschien „Release 1.0“ bald wieder in seiner gewohnten Form. 1997 veröffentlichte Esther Dyson das Buch „Release 2.0“, welches in 20 Sprachen übersetzt wurde. Dort beschreibt sie die „Spielregeln für unsere digitale Zukunft“, wobei ein idealisiertes Bild des Internet und seiner zukünftigen Möglichkeiten entsteht. Inzwischen erscheint regelmäßig „Release 3.0“, eine Kolumne in der New York Times. Neben dieser publizistischen Tätigkeit fördert sie, auch mit Risikokapitel, junge Unternehmen vornehmlich in Osteuropa. Nachdem 1989 der Eiserne Vorhang gefallen war, unternahm Dyson, die sich schon in der High School für Rußland interessierte und die fließend russisch spricht, Reisen nach Osteuropa, um das dort vorhandene Vakuum mit High Tech und Risikokapital zu füllen. Esther Dyson ist an zahlreichen kleineren Firmen beteiligt und außerdem Mitglied diverser Organisationen in aller Welt. Sie organisiert die jährlichen Konferenzen des PC-Forums in den USA und des High-Tech-Forums in Europa. In der EFF, der Electronic Frontier Foundation, setzt sie sich, ganz Amerikanerin, für die absolute Meinungsfreiheit im Internet ein. Esther Dyson, die aufgrund ihrer zahlreichen Aktivitäten etwa 300 Tage im Jahr unterwegs ist, nutzt das Internet natürlich für ihre Kommunikation. Die Zeitung liest sie jedoch lieber in gedruckter Form, obwohl sie davon überzeugt ist, daß der Fortschritt auch das online-Lesen schon bald angenehmer machen wird.

Beitragsbild: Von Joi – Flickr.com CC BY 2.0

Dale Dougherty

Amerikanischer Autor.

Der „Global Network Navigator“ gilt als erste kommerzielle Seite im World Wide Web. Dort fanden die Besucher 1993 eine übersichtlich geordnete und kommentierte Sammlung von ausgewählten Seiten dieses schnell wachsenden Teils des Internet vor. Initiator des Projektes war der Mitbegründer des bekannten O`Reilly –Verlages, Dale Dougherty. Dougherty wurde am 11. Mai 1955 in Los Angeles geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Louisville und bildete sich 1983 zum technischen Redakteur weiter. Bis dahin hatte er noch keinerlei Kontakt mit der Computertechnik gehabt. Erst als er 1984 Gebrauchsanweisungen textete, kam er mit UNIX-Systemen in Berührung, die zum Editieren und Setzen der Schriftstücke verwendet wurden. Dies führte gemeinsam mit Tim O`Reilly unmittelbar zur Herausgabe des ersten Buches aus dem Bereich der Computertechnik. Es trug den Titel „Unix Text Processing“. 1985 gründeten die zwei Autoren den technischen Verlag „O`Reilly“, der vor allem durch die Herausgabe der „Nutshell“- Computerbücher weltweit bekannt geworden ist. Konzipiert hatte diese Reihe Dale Dougherty. Das Internet wurde vom Verlag zu dieser Zeit nur zur Kommunkation mit den Autoren genutzt. Dougherty begann, sich mit Hypertextsystemen zu beschäftigen, da er in ihnen eine gute Möglichkeit sah, die Inhalte der Bücher besser zugänglich zu machen. Auf der Suche nach frei verfügbaren Systemen, stieß Dougherty auf Pei Wei, der ein Hypertextsystem unter Unix entwickelt hatte. Bei O`Reilly widmete er sich nun Experimenten mit digitalen Büchern auf Hypertextbasis. Als er Dougherty eines Tages seinen Browser „Viola“ vorführte, sah dieser darin Möglichkeiten für das Verlagswesen. Das Projekt eines digitalen Buches wurde aufgegeben und statt dessen eine andere Anwendung entwickelt, deren Grundlage das im O`Reilly-Verlag erschienene Buch „The Whole Internet Users Catalogue“ von Ed Krol bildete. Das Buch bot eine Übersicht der interessantesten Seiten des World Wide Web. Um den Verkauf des Buches zu unterstützen, wurde eine Anwendung entwickelt, bei der über den Viola Browser direkt auf erwähnte Seiten im World Wide Web zugegriffen werden konnte. Das System wurde 1992 auf der Messe „Interop“ vorgestellt und danach einige Zeit als Kisok-System in Buchhandlungen verwendet. Der Erfolg des Programms brachte Dougherty dazu, daraus ein kommerzielles Produkt zu entwickeln. Seine Idee war es, einen solchen Katalog im World Wide Web zur Verfügung zu stellen und ihn durch auf der Seite geschaltete Anzeigen zu finanzieren, was auch geschah: Im August 1993 ging der Global Network Navigator, GNN, wie die Seite genannt wurde, online, dabei wurde der Katalog durch ein Online Magazin ergänzt. 1994 kam es auch zur Zusammenarbeit mit dem „National Center for Supercomputing Applications“ (NCSA), das mit „Whats New“ einen ähnlichen Service im World Wide Web anbot, für den O`Reilly die Werbung von Anzeigenkunden übernahm. Der Finanzbedarf zur Pflege des GNN stieg jedoch aufgrund des schnell wachsenden World Wide Web immer mehr an und so wurde der Navigator 1995 schließlich an ßßß AOL verkauft. Dort kümmerte man sich jedoch nur halbherzig um das Projekt und 1997 wurde der Global Network Navigator, der als eine der zuverlässigsten Quellen des Netzes gegolten hatte, eingestellt. Dale Dougherty organisierte 1993 beim O`Reilly Verlag den ersten „World Wide Web Wizards Workshop“, bei dem Personen wie Tim Berners Lee oder Marc Andreessen die Zukunft des Web diskutierten. Dougherty ist seit 20 Jahren verheiratet und lebt mit seiner Familie, er hat drei Kinder, in Sebastopol, Kalifornien. Dort ist er im Vorstand des örtlichen Theaters und einer lokalen Radio- und Fernsehstation engagiert. Außerdem trainiert er eine Baseball-Mannschaft.

Beitragsbild: Screenshot der WEbseite GNN von ca. 1993

DooYoo

Zweites Deutsches Meinungsportal.

Auf den Web-Seiten von DooYoo kann man erfahren, daß Günther Grass „sich selbst treu bleibt“, sich die Kassiererinnen bei Aldi-Süd häufig vertippen oder die Deutsche Post „absolut unfähig und nicht kundenorientiert“ ist. DooYoo ist eine Meinungscommunity in der man, wie beim Konkurrenzunternehmen Ciao.com, Meinungen über Produkte und Dienstleistungen zum Besten geben kann, die dem interessierten Leser bei einer Kaufentscheidung helfen sollen. Wie Ciao ist auch DooYoo die Kopie eines amerikanischen Konzeptes. Boris Wasmuth, Marcus Rudert und René Kaute waren seit 1998 auf der Suche nach einer tragfähigen Geschäftsidee für das Internet, als Boris Wasmuth durch Zufall von der Geschäftsidee erfuhr. Zur Verwirklichung des Konzeptes verstärkten sie ihr Team durch Felix Frohn-Bernau, Michael Karkowski und Alexander Wit. Auf die Erstellung eines ausführlichen Businessplans wurde verzichtet, da auch Konkurrenzunternehmen ihre Markteinführung vorbereiteten. Trotzdem gelang es den Gründern, ausreichend Risikokapital aufzutreiben und mit DooYoo im Dezember 1999 online zu gehen. Ende 2000 waren auf den Seiten von DooYoo bereits über 1,5 Millionen Beiträge zu lesen und die Firma hat Niederlassungen in England, Spanien, Frankreich und Italien. Die sechs Firmengründer waren zum Zeitpunkt der Firmengründung zwischen 26 und 32 Jahre alt, sie kannten sich bereits aus Kindertagen beziehungsweise aus ihrer Studienzeit. Der 1968 geborene Boris Wasmuth lebte von 1985 bis 1987 in den USA, wo er die High-School besuchte. Nach seinem Studienabschluß mit Prädikat im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln, arbeitete er im Produktmanagement. Der gleich alte René Kaute ist studierter Volkswirt und arbeitete als Redakteur für diverse Fernsehsender in Deutschland. Marcus Rudert, der 1969 geboren wurde, studierte nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann in Köln Jura. 1999 gründete er mit einem Kommilitonen eine Agentur für Web-Design. Der 1973 geborene Michael Kalkowski arbeitete gerade an seiner Diplomarbeit im Fach Betriebswirtschaftslehre, als Boris Wasmuth ihn fragte, ob er bei der Geschäftsgründung mittun wollte. Das jüngste Mitlgied der Mannschaft ist der 1974 geborene Alexander Wit. Er wuchs in Peru, Chile Holland und den USA auf, wo er auch studierte. Er hat einen chilenischen und holländischen Paß. Zu den Gründern von DooYoo wurde er von Felix Frohn-Bernau geholt, den er aus Madrid kannte. Der 1968 geborene Felix Frohn-Bernau studierte Jura und war in Spanien und Deutschland als Rechtsanwalt tätig. Mitte 2000 gehörte er zu den Mitbegründern des Internet-Verbandes Enef, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Startups in diesem Bereich zu unterstützen. Außerem ist er Mitglied im Interentbeirat der FDP, trotzdem hält er die Politik für das Interentzeitalter als zu träge, sie sei „weil auf Konsens und Wählerstimmen fixiert, extrem langsam.“ zitiert ihn eine deutsche Zeitung.

Matt Drudge

Amerikanischer Klatschjournalist

Als der 28-Jährige Matt Drudge 1994 von seinem Vater einen 486-er Computer geschenkt bekam, wußte er zunächst nicht, was er damit anfangen sollte. Innerhalb von zwei Monaten entdeckte er das Internet, durch das er drei Jahre später berühmt werden sollte. Drudge hatte 1988 das College abgebrochen und arbeitete seitdem im Souvenirladen des Fernsehsenders CBS. Schon als 12-Jähriger hatte er seine Mitschüler durch das Erzählen von Geschichten unterhalten, im Prinzip der Mailinglisten sah er die Möglichkeit, dieses Talent wieder aufleben zu lassen. Also richtete er eine solche Liste ein, über die er Nachrichten verbreitete, die er in anderen Mailinglisten gelesen hatte. Anfangs hatte seine Liste nur wenige Teilnehmer, doch sie wuchs rasch und 1995 richtete er seine Web-Seite, den „Drudge Report,“ ein. Den Inhalt der Seite stellt er aus Meldungen verschiedener Medien zusammen. Zu diesem Zweck hat er seine kleine Wohnung mit Fernsehgeräten und Computern angefüllt, mit denen er die Web-Seiten der großen Tageszeitungen und die aktuellen Nachrichtensendungen verfolgt. Außerdem erhält er täglich über 1000 E-Mails, aus denen er die interessantesten Nachrichten auswählt. Matt Drudge selbst, der seinen Job bei CBS 1996 quittierte, macht keine Werbung für seinen Report. Allein die von ihm veröffentlichten Meldungen sorgen für Publizität. 1997 zählte seine Seite bereits über 1 Million Besucher im Monat. 1998 wurde er durch die Veröffentlichung der Clinton-Lewinsky Affäre auch über die USA hinaus berühmt. Allerdings nimmt er es mit dem Wahrheitsgehalt seiner Meldungen nicht so genau, denn keiner der auf seiner Seite veröffentlichten Berichte wird von ihm geprüft. Das brachte ihm 1997 eine Millionenklage des amerikanischen Präsidentenberaters Sidney Blumenthal ein, von dem er fälschlicherweise behauptet hatte, er würde seine Frau schlagen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Drudge unter anderem durch die Lieferung seiner Nachrichten an AOL, auch hatte er einige Zeit eine eigene Radio- und Fernsehshow. Vom Fernsehsender NBC trennte er sich 1999 im Streit um das Foto eines 21 Wochen alten Fötus, das er als Aufhänger für eine Diskussion über Abtreibung zeigen wollte. Der Radiosender ABC kündigte seinen Vertrag Ende 2000 nachdem er den Geschäftsführer des Disney-Konzerns, einer Tochtergesellschaft von ABC, als „Inkarnation eines Vampirs“ bezeichnet hatte. Eine Bezeichnung, die ihm selbst von seriösen Journalisten gegeben wird, denn Matt Drudge lebt vom „Juornalistischen Blut der Reporter“ indem er sich an ihren Nachrichten und Berichten gütlich tut. Als Vorbild sieht er den in Amerika populären Klatschjournalisten Walter Winchell, der in den 30er und 40er Jahren aus Hollywood berichtete. Matt Drudge wirkt in seinem an diese Zeit angelehnten Outfit allerdings eher wie eine Karikatur dieses Mannes.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite von 1999

DotComGuy

Amerikanischer Unternehmer.

Unter dem Namen DotComGuy hat der 1974 geborene Zahnarztsohn Mitch Maddox am 1. Januar 2000 eine Aktion gestartet, mit der er beweisen wollte, daß jedermann alle Güter des täglichen Bedarfs aus dem Internet beziehen kann. Zu diesem Zweck verbrachte er das gesamte Jahr 2000 in einem kleinen Haus in Dallas,Texas, das er nicht verlassen durfte. Zusätzlich konnte er einen kleinen Garten hinter dem Haus betreten, Besucher und natürlich Lieferanten empfangen. Dabei wurde er ständig von 16 Kameras überwacht, deren Bilder vom interessierten Publikum im Internet aufgerufen werden konnten. Allerdings durfte er die Kameras abdecken, wenn er es wünschte, denn es handelte sich um eine „familienfreundliche“ Veranstaltung. Mitch Maddox hatte Politikwissenschaft studiert und die Universität 1994 verlassen. Danach war er bei der Marine, hatte eine Anstellung in der Personalabteilung von UPS und war schließlich bei Vodafone als Systemmanager tätig. Auf die Idee, sich ein Jahr einsperren zu lassen, kam Mitch angeblich, als er in eine neue Wohnung ziehen wollte und seine Eltern ihn in ein Einkaufszentrum schleppten, um mit ihm Einrichtungsgegenstände zu kaufen. Er war sehr genervt und überlegte sich, daß es viel bequemer sein müßte, alles von zu Hause aus über das Internet zu bestellen. Gemeinsam mit seinem Freund Len Critcher, der Erfahrungen im Mediengeschäft hatte, wurde die Firma DotComGuy gegründet, Sponsoren sorgten für das nötige Kapital.Als Lohn für seine Mühe und als Anreiz, die Aktion zu Ende zu führen, bekam Mitch Maddox von der Firma DotComGuy ein Gehalt gezahlt. Es betrug im Januar 24 Dollar und verdoppelte sich monatlich, so daß er am Ende des Jahres insgesamt 98.280 Dollar zu erwarten hatte. DotComGuy, wie Mitch künftig nur noch genannt werden wollte, konnte am 1. Januar 2000 in ein kleines gemietetes Haus in Dallas einziehen und online gehen. Das Interesse war beträchtlich, teilweise wurden täglich über eine Million Zugriffe auf die Seiten von DotComGuy gezählt. Das Publikum konnte mitverfolgen, wie Mitch zunächst das leere Haus mit Möbeln ausstattete, belanglose Gespräche mit Besuchern führte, Kickboxen und Golf trainierte oder im Internet surfte. Auf der Web-Seite konnten Tagebucheinträge oder Kritiken über Web-Seiten, die Mitch auf ihre Tauglichkeit zum bequemen Einkauf getestet hatte, gelesen werden, wobei bahnbrechende Erkenntnisse, wie die Tatsache, daß das Bestellen von Lebensmitteln über das Internet einfacher ist als das Schuhe kaufen (wegen der unterschiedlichen Größenangaben der Hersteller) veröffentlicht wurden. Dabei war er stets darauf bedacht, seine Sponsoren möglichst häufig zu nennen. Sein Konzept, als „DotComGuy“ in die Geschichte einzugehen, ging allerdings nicht auf. Zwar nannte er seine Eltern in seiner Korrespondenz „DotComDad“ und „DotcomMom“ und ein Hund, den er sich online bestellte, erhielt den Namen „DotComDog“ aber in der Berichterstattung der Presse wurde stets sein bürgerlicher Name genannt, obwohl er Interviews nur unter der Bedingung gab, diesen nicht zu erwähnen. Eine unangenehme Überraschung gab es am 254. Tag: Die Firma, die für die Betreuung der Web-Seiten verantwortlich war verklagte „DotComGuy inc.“, da die DotComGuy inc. in Zahlungsverzug geraten war. Das Problem konnte jedoch gelöst werden und Mitch Maddox verließ das Haus am Ende des 31. Dezember 2000, nicht ohne eine rhetorische Frage zurückzulassen:“Nun ist es Zeit für DotComGuy, wieder in die Gesellschaft zurückzukehren, wird die Gesellschaft damit umgehen können?“

Tim Dorcey

Amerikanischer Psychologe und Statistiker, Mitentwickler von CU SeeMee

Der 1960 in einer Kleinstadt in Michigan geborene und aufgewachsene Tim Dorcey fand den Computerunterricht in der Schule, als noch mit Lochkarten gearbeitet wurde, nicht besonders aufregend. Zwar interessierte er sich durchaus für Mathematik und die Naturwissenschaften, aber Philosophie und Psychologie begeisterten ihn mehr. Er studierte zunächst Psychologie und entdeckte dort sein Interesse an statistischen Methoden, so daß er Abschlüsse in Psychologie und Statistik erlangte. Während seines Studiums sammelte er Erfahrungen mit Großrechnern, die zur Auswertung statistischer Analysen dienten. Mit der Programmierung auf dem Apple Macintosh, auf dem später auch das Videokonferenzsystem Cu SeeMee entstand, begann er sich an der Cornell Universität zu beschäftigen, um statistische Methoden, an denen er arbeitete, zu präsentieren. An dieser Universität arbeitete er, während er an seiner Doktorarbeit schrieb. Jedoch sollte die Abteilung, in der er tätig war, bald geschlossen werden und er überlegte sich, was er tun könnte, um wenigstens die Zeit bis zum Ende seiner Doktorarbeit bei Cornell weiterarbeiten zu können. Richard Cogger, der das Netzwerk der Universität aufgebaut hatte, erzählte ihm von seiner Idee, Töne und Video über das Netzwerk zu übertragen und später auch das Telefonnetz der Universität durch das Computernetzwerk zu ersetzen. Da es sich nicht um einen offiziellen Auftrag handelte, konnte nur am Wochenende und nach Feierabend an dem Projekt gearbeitet werden. Tim Dorcey glaubte zwar nicht daran, daß irgend jemand Interesse an der Übertragung von Videobildern innerhalb der Universität haben könnte, aber er hatte Lust dazu, an so einem Projekt zu arbeiten, zumal Apple gerade Quick-Time auf den Markt gebracht hatte und eine entsprechende Videokarte und Kamera bereits für etwa 500 Dollar zu haben waren. Im Sommer 1992 entwickelte er innerhalb eines Monats ein entsprechendes Programm. Als er eines Tages im Büro von Richard Cogger vorbeischaute, der das System testete, war er erstaunt, auf dem Monitor von Cogger Videobilder von Freunden aus Vancouver zu sehen, ihm war gar nicht bewußt gewesen, daß er ein Programm geschrieben hatte, mit dem man Videobilder nicht nur quer durch ein Gebäude, sondern durch das ganze Land übertragen konnte. Ein „Geistesblitz“ bewahrte sie davor, dem System die wenig wohlklingende Bezeichnung“EZ-Video“ zu geben, wie er sich erinnert, und so wurde es, nach einer Idee von Richard Cogger „CU SeeMee“, was lautmalerisch see you, see me bedeutet, genannt. Das Programm wurde lange als Shareware von der Cornell-Universität abgegeben, bis die Firma White Pine, die sich nun „CU SeeMee Networks“ nennt, die Weiterentwicklung und Vermarktung übernahm. Tim Dorcey arbeitet inzwischen als Entwickler bei der Firma Eyematic, einer deutsch-japanischen Firma, am Videokonferenzsystem iVisit.

Ralph Dommermuth

Deutscher Unternehmer

Mit einer geliehenen Büroausstattung begann 1988 die Unternehmerkarriere des am 19. November 1963 in Dernbach im Westerwald geborenen Ralph Dommermuth. Gemeinsam mit dem elf Jahre älteren Wendelin Abresch gründete er in Montabaur die Marketingagentur „1&1 EDV-Marketing GmbH“. Zuvor hatte er nach einer Banklehre vier Jahre bei einem Computerhändler . Das erste Projekt seines Unternehmens war die Herausgabe einer „Software Börse“, in der die Produkte vieler kleiner Software-Entwickler, sortiert nach Anwendungsbereichen, in Form einer Zeitungsbeilage angeboten wurden. Das Konzept kam an, und schon nach einem Jahr hatte Dommermuth 20 Angestellte. Er erweiterte sein Angebot durch die Vermarktung der bislang eher erfolglosen Dienste der ßßß Telekom BTX und Datex-J. Dabei gelang es ihm innerhalb eines Jahres 150.000 neue Abonnenten zu gewinnen. Sein Erfolgsrezept lag darin, daß er gleichzeitig die notwendige technische Ausstattung und eine qualifizierte telefonische Beratung anbot. Später vermarktete „1&1“ den Onlinedienst T-Online und die ISDN-Anschlüsse der Telekom. Inzwischen ist aus dem einstigen „Bauchladen der IT-Branche“ das Unternehmen „United Internet“ geworden, das sich an erfolgreichen Internetunternehmen wie etwa ßßß Jobs & Adverts beteiligt. Dommermuth wurde 1989 mit dem Deutschen Direktmarketingpreis in Gold ausgezeichnet. Die „Wirtschaftswoche“ erhob ihn 2000 unter die „Top 100 der New Economy“ in Deutschland und ein anderes Magazin zählte den geschiedenen Vater eines Kindes unter die reichsten Junggesellen der Welt.

John Doerr

Amerikanischer Risikokapitalgeber.

Für John Doerr ist der Boom der „New Economy“ „die größte legale Wertschöpfung der Menschheitsgeschichte“. Der „Messias der Kapitalisten“, wie er vom Magazin „Spiegel“ genannt wird, sorgt als Teilhaber der renommierten Risikokapitalfirma „Kleiner, Perkins, Caufield & Byers“ dafür, daß aussichtsreichen Start-ups auf die Beine geholfen wird. Natürlich geschieht das nicht umsonst, Kleiner Perkins sichert sich einen 20-30 prozentigen Anteil und einen Sitz im Aufsichtsrat des jeweiligen Unternehmens. Auch wartet man nicht nur auf Gründer mit interessanten Ideen, sondern Kleiner Perkins gründet auch selbst Firmen, weshalb das Geschäft auch durch die Worte „Gründer, Antreiber und Strategen“ gekennzeichnet wird. Eine andere, wenig schmeichelhafte Bezeichnung lautet, in Ableitung des amerikanischen Ausdrucks „Venture Capitalist“ (Risikokapitalgeber) „Vulture Capitalist“ was „Geier Kapitalist“ heißt. Dies weist auf das Verfahren von Kleiner Perkins hin, Firmen, deren Geschäftsentwicklung nicht wunschgemäß verläuft, im Zweifelsfall zu verkaufen. Das ßßß Silicon Valley ist ohne diese „Geier“ jedoch nicht vorstellbar, die Geschichte ihrer erfolgreichen Beteiligungen liest sich wie ein Who is Who des digitalen Zeitalters:ßßß Amazon, Lotus, ßßß Netscape oder Macromedia, um nur einige zu nennen. Die 1982 gegründete Firma „Kleiner, Perkins, Caufield & Byers“ ist inzwischen an über 300 erfolgreichen Gründungen beteiligt. John Doerr selbst sitzt zum Beispiel im Aufsichtsrat von „Amazon“ und dem Softwarehersteller Intuit. Natürlich gibt es auch erfolglose Gründungen. Auf das Konto von Doerr gehen die Firmen Dynabook und Go von Ende der 80er Jahre. Dynabook stellte ein Laptop her und machte riesige Verluste. Go war seiner Zeit etwa zehn Jahre voraus, die Firma hatte einen Pen-Computer auf den Markt gebracht, der damals keinen Anklang fand. Er arbeitet nach dem Motto „Die Zukunft läßt sich am besten voraussagen, indem man in sie investiert.“ Immer auf der Suche nach neuen Trends, ist er häufig auf dem Gelände der Stanford Universität anzutreffen, wo er den neuesten Entwicklungen auf der Spur ist. John Doerr wurde 1951 als Sohn eines Ingenieurs geboren. Sein Vater besaß die weltgrößte Fabrik für Schwefelpumpen. John und seine vier Geschwister wuchsen in St. Louis, Missouri, auf. Er studierte an der Rice Universität in Huston, Texas, Ingenieurwissenschaften und danach Betriebswirtschaft an der Harvard Business School. 1974 kam er zu Intel, zunächst als Ingenieur und dann ins Marketing, wo er Intels bester Verkäufer wurde und sich auch durch unkonventionelle Methoden auszeichnete, als er zum Beispiel einen Rasenmäher als Zugabe anbot. 1980 kam er schließlich zu Kleiner Perkins, deren Partner er 1982 wurde. Doerr, der als „Bohnenstange mit Brille“ beschrieben wird, ist ein rastloser Mensch. Bei Besprechungen hält es ihn keine fünf Minuten auf seinem Stuhl, statt dessen läuft er wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Seine schnelle Auffassungsgabe bringt es mit sich, daß er sich nicht lange auf eine Sache konzentriert, daher fährt er auch nicht selbst Auto. Einerseits soll er ein miserabler Fahrer sein, andererseits wird es ihm dadurch ermöglicht, auf dem Rücksitz, umgeben von Handys, Laptops und Notizbüchern, seiner Arbeit nachzugehen. Doerr ist ständig erreichbar, hat neun Telefonnummern, davon auch eine 0800 Nummer, unter der er kostenlos angerufen werden kann. Er hat sich sogar einen Skihelm mit einem eingebauten Telefon anfertigen lassen, damit ihm auch in seiner Freizeit möglichst kein Geschäft entgeht. Scott MacNealy von der Firma Sun wird mit den Worten zitiert, daß er wegen des Elektrosmogs der zahlreichen Geräte, die Doerr mit sich herumschleppt, ungern länger neben ihm steht, da er „noch zeugungsfähig bleiben“ möchte. Doerrs einzige negative Eigenschaft soll es sein, daß er, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, nicht mehr schläft und bis zum Umfallen arbeitet.

DINO-Online

Früher deutscher Webkatalog.

Mitte 1995 begannen Studenten der Universität Göttingen in ihrer Freizeit eine Sammlung von Links zu interessanten deutschen Web-Seiten anzulegen. Das Deutsche Internet Organisationssystem, DINO, war so konzipiert, daß nicht nur nach Seiten gesucht wurde, sondern Betreiber von Web-Seiten ihr Angebot dort auch anmelden konnten. Die Resonanz auf das Projekt war so gewaltig, daß der Arbeitsaufwand bereits im Februar 1996 für eine Freizeitbeschäftigung zu groß geworden war. Um DINO weiter betreiben zu können, wurde die Firma „AIS Axon Internet Services GmbH“ gegründet, die von zwei Geschäftsführern, Herrn ßßß Holger Kayser und Herrn Vehling geleitet wurde. Im Juli 1997 übernahm Martin Ortlepp den Posten als technischer Geschäftsführer, unter dessen Leitung das Angeot von DINO-online kontinuierlich erweitert wurde. Unter anderem kamen ein online-Chat, die Etablierung des Kataloges als Portal-Seite und ein regionales Suchsystem hinzu. Auch machte DINO durch die Entwicklung neuer Werbeformen, bei denen Reklame und inhaltliche Elemente miteinander verknüpft wurden, von sich reden. Anfang 1999 wurde AIS mitsamt DINO von Gerhard Schmid, dem Betreiber der norddeutschen Telefongesellschaft Mobilcom, gekauft.

Beitragsbild: Screenshot 1999

DFN

Vorläufer des Internet in Deutschland.

Auch in Deutschland machte man sich Anfang der 80-er Jahre Gedanken über die Vernetzung verschiedener Universitäten. 1981 entstand die Idee, ein Netzwerk zwischen den Universitäten von Bremen, Hamburg, Hannover und Kiel zu schaffen. Nachdem der Vorschlag dem zuständigen Bundesministerium unterbreitet worden war, wurde im November 1981 auf einer Veranstaltung der Universität Hamburg erstmals die Überlegung eines bundesweiten Forschungsnetzes diskutiert. Nach Ausarbeitung verschiedener Pläne und Konzepte durch diverse Arbeitsgruppen wurde 1984 der „DFN-Verein“ gegründet, da diese Organisationsform den Beteiligten als die flexibelste erschien. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die TU Berlin, die Universitäten Hamburg und Karlsruhe sowie drei Großforschungseinrichtungen und die Frauenhofer Gesellschaft. Die Wirtschaft war durch IBM Deutschland, Philips, den Computerhersteller Nixdorf und die Siemens AG vertreten. Die Aufgabe des Vereins war es, ein Netz zu schaffen, das die Kommunikation und dadurch die Zusammenarbeit wissenschaftlicher Gruppen unterstützen sollte. Auch versprach sich das Ministerium so eine bessere Nutzung der Fördermittel bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit durch Entwicklungen in der Netzwerktechnologie. Das Deutsche Forschungsnetzwerk sollte eine Infrastruktur schaffen, die lokalen Netzwerken den Zugang zum DFN ermöglichte, die Übertragung grafischer Darstellungen möglich machen und ein System zur Übermittlung elektronischer Nachrichten entwickeln sollte. Dabei stützte man sich unter anderem auf das Datex-P Netz der Post. Zur Datenübertragung wurde das OSI-Protokoll („Open Systems Interconnection“, Verbund von Rechnern unterschiedlicher Hersteller) gewählt, obwohl das stark wachsende ARPANET in den USA sich bereits 1983 für das Protokoll TCP/IP entschieden hatte. Das DFN arbeitete erfolgreich, 1985 wurden die ersten Kommunikationsdienste zwischen deutschen Hochschulen eingeführt, 1987 ein elektronischer Nachrichtendienst zum Internet. 1989 kam das Wissenschaftsnetz, WiN, hinzu und 1991 bot der DFN-Verein als Dienstleistung den Zugang zum Internet an. Heute existiert das „Gigabit Wissenschaftsnetz“ mit einer Datenübertragungsrate von bis zu 2,5 Gbit/s, es wird zum Beispiel für die Kooperation von Großrechnern im medizinischen Bereich verwendet. Auch wird die Initiative „Schulen ans Netz“ gefördert. Kritiker, wie Prof. Dr. Karl Zander, der selbst Mitglied des Verwaltungsrates des DFN-Vereins war, sehen das deutsche Forschungs-Netzwerk eher negativ. Durch die Förderung des OSI-Protokolls hätte man sich von der internationalen Entwicklung abgekoppelt, Deutschland hätte so gut wie keinen Beitrag zu den Standards des Internet geleistet und auch von einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sei nichts zu spüren. Im Gegenteil, fast die gesamte Technologie stamme aus den USA. Dies sei vor allem auf die zu enge Bindung an das Forschungsministerium zurückzuführen, das immerhin 300 Millionen Mark in das DFN investiert hat. Zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit der freien Wirtschaft kam es nicht. Prof. Zorn zitiert in einem, in diesem Zusammenhang 1998 erschienenen Artikel einen aus den USA stammenden Ratschlag: „Don’t use tax payer’s money to compete with the private market“. („Versuche nicht mit Steuergeldern mit der Privatwirtschaft zu konkurrieren.“)

Beitragsbild: Screenshot der Webseite des DFN von 1999