Synet Inc.

Amerikanisches Unternehmen, hatte „Internet-Explorer“ als Handelsmarke angemeldet.

Es ist nichts Neues, daß Microsoft von anderen Unternehmen verklagt wird, da diese sich durch den Softwaregiganten übervorteilt sehen. Eher selten ist es jedoch, daß Microsoft in so einem Fall klein beigibt. Der damals 40 Jahre alte Dhiren Rana, Gründer der Firma „Synet“, hat im Jahr 1998 so etwas erlebt. Microsoft zahlte ihm in einer außergerichtlichen Einigung fünf Millionen Dollar, um künftig unbehelligt die Bezeichung „Internet Explorer“ benutzen zu können. „Synet“ war ein kleiner Internet Provider in Illinois, der bereits 1994 einen Browser unter der Bezeichnung „Internet Explorer“ entwickelt hatte. Der Name war sogar als Handelsmarke angemeldet worden. Als Microsoft 1995 mit seinem Explorer auf den Markt kam, ging Rana gegen die Softwarefirma vor, nicht des Geldes wegen, sondern aus Prinzip, da dem Software-Riesen nicht alles gehören könne. Microsoft vertrat die Ansicht, daß „Explorer“ ein geläufiger Begriff sei, der gar nicht geschützt werden könne. (1994 stand die Firma noch auf dem Standpunkt, daß „Windows“ keinesfalls die Bezeichnung für Teile eines Hauses, sondern der schützenswerte Name einer Software sei). Am zweiten Prozeßtag kam es zu der erwähnten Einigung, doch Dhiren Rana hatte nicht viel von dem Geld: „Synet“ war inzwischen bankrott und er arbeitete bei Netscape. Bis auf etwa 600.000 Dollar wurde das Geld für Prozeßkosten und Schulden seines Unternehmens verbraucht. Ironie der Geschichte ist, daß der Internetzugang und die Web-Seiten des Anwaltbüros, das Microsoft in diesem Fall vertreten hatte, von „Synet“ stammen sollen.

Clifford Stoll

Amerikanischer Astronom und Internetkritiker.

Im Nachwort seines ersten Buches „Kuckucksei“, das 1989 erschien, erwartete Clifford Stoll vom Internet noch „eine Fülle neuer Kommunikationsmöglichkeiten“, inzwischen ist er jedoch der Ansicht, ein Internetanschluß sei „die beste Garantie, zum Trottel zu werden“. Der 1951 geborene Clifford Stoll hatte Astrophysik studiert und nach seinem Studium zunächst als Astronom gearbeitet. Im Jahr 1986 bekam Stoll, der schon 1964 in der High School Bekanntschaft mit dem Computer gemacht hatte und 1972 seinen ersten eigenen Rechner zusammenlötete, einen Job im Rechenzentrum des Observatoriums am Lawrence Berkeley Laboratory. Dort wurden eine Anzahl Großrechner betreut, deren Rechenzeit Wissenschaftlern gegen Gebühr zur Verfügung gestellt wurde. Eines Tages tauchte ein Defizit von 75 Cents auf, und Clifford Stoll machte sich auf die Suche nach der Ursache. Dabei stieß er auf einen Hacker, der unberechtigt in das Computersystem eingedrungen war. In dem oben genannten Buch beschreibt er die abenteuerliche Jagd nach dem Eindringling durch die Datennetze. Die Aktion dauerte ein Jahr und führte schließlich nach Deutschland, von wo aus einige Hacker um Karl Koch für den KGB spioniert hatten. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist Stoll jedoch durch seine Kritik am Internetwahn der 90-er Jahre. In seinem 1995 erschienenen Buch „Silicon Snake Oil. Second Thoughts on the Information Highway“ (deutscher Titel: „Die Wüste Internet“) beschreibt er seine Erfahrungen mit dem Internet und beklagt, daß die virtuelle Welt den Menschen sinnliche Erfahrungen vorenthält und ihnen die Zeit stiehlt. Die Möglichkeit, aus der Informationsflut des World Wide Web brauchbares Wissen zu erlangen, vergleicht er mit dem Versuch eines Durstigen, aus einem Feuerwehrschlauch zu trinken. Sein 1999 erschienenes Buch „LogOut Warum Computer nichts im Klassenzimmer zu suchen haben…“ ist ein Rundumschlag gegen die Technikversessenheit der heutigen Gesellschaft, die neben dem Abbau der Bibliotheken auch zur Zerstörung der sozialen Kontakte führt. „Das Internet ist ein Ort, wo Millionen von Menschen herumschreien, aber niemand zuhört. Eine Kakophonie“, faßt er den derzeitigen Zustand des Netzes zusammen. Seine Kritiker halten ihm Einfältigkeit vor oder verweisen darauf , daß es sich bei den von ihm geschilderten Mißständen nur um „Übergangsphänomene“ handelt, „die die Kultur der Informationsgesellschaft vorübergehend an der Oberfläche berühren“ („Telepolis“) Dabei lehnt Stoll den Computer keineswegs ab, für ihn ist er jedoch nur ein Werkzeug von vielen und niemand würde auf die Idee kommen, „jeden Schultisch mit einer Kreissäge zu versehen“. Clifford Stoll, ein hagerer Mann mit struppigem Haar, ist ein beliebter Vortragsredner, der seine Thesen wild gestikulierend unterstreicht. Er steigt auf die Möbel oder bezieht die Zuschauer in seinen Vortrag mit ein, etwa wenn er den Fotografen beim „Spiegel“-Interview mit einem Stock piekst, um seine Gedanken zu illustrieren. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern bei San Francisco.

Lee Stein

Amerikanischer Unternehmer, Mitbegründer von First Virtual.

Lee Stein zeigte schon als Kind reges Interesse an technischen Neuentwicklungen, er war immer einer der ersten, die die neuesten Spielsachen hatten. Es war im Jahr 1994, als er auf dem Flughafen einen wartenden Passagier beobachtete, der mit einem System zum drahtlosen Versenden von E-Mail hantierte. Lee Stein sprach ihn an, und sie kamen ins Gespräch. Der Herr war der Internetveteran Einar Stefferud. Die Unterhaltung, welche die zwei während des Fluges fortsetzten, führte zur Gründung der Firma für Bezahlsysteme im Internet „First Virtual“. Stein war damals für ein Projekt des Musikers Peter Gabriel unterwegs, wobei es um die Produktion der ersten Musik CD-ROM ging.. Lee Stein wurde 1953 in Philadelphia, Pennsylvania, geboren. Sein Vater war Leiter eines Ferienlagers und so wuchs er außerhalb der Stadt auf. Er besuchte die „Syracuse University“, wo er besonderes Interesse für das Rechnungswesen zeigte. Das Studium schloß er 1975 mit dem „Bachelor of Science“ ab. 1978 erlangte Stein einen Doktortitel an der „Villanova University School of Law“. Nachdem er zwei Jahre als Anwalt für Steuerrecht gearbeitet hatte, gründete er in San Diego mit seiner Ehefrau June, die er bereits auf dem College kennengelernt hatte, das Unternehmen „Stein&Stein Inc.“ Diese Unternehmensberatung bot Dienstleistungen für Firmen und Perönlichkeiten aus der Unterhaltungsbranche. Zum Kundenkreis gehörten Stars wie Rod Steward und Gene Hackmann sowie die Musikgruppen „Man at Work“ und die „Little River Band“. 1990 bis 1994 war Lee Stein außerdem mit der Produktion von „Infomercials“ (Werbesendungen im Fernsehen, die wie redaktionelle Beiträge aufgemacht sind) und Direkt Marketing für Fernsehstationen beschäftigt. Seine besondere Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen stellte er in San Diego unter Beweis. Dort konnte er als Mitglied der Verwaltung des Stadions mehrere Rockkonzerte, mit Gruppen wie Pink Floyd, U2 oder Elton John organisieren. Es gelang ihm sogar, den Manager der „Eagels“ dazu zu überreden, in San Diego ein außerplanmäßiges Konzert zu geben. Aber auch andere Veranstaltungen, wie eine Woche der Sowjetischen Kunst, gehen auf sein Konto. Weiterhin brachte er es fertig, eine Anzahl Grundstücksbesitzer unter einen Hut zu bringen, um den Verlauf einer Hauptgeschäftsstraße zu ändern. Für seine Verdienste hat die Stadt San Diego den 13. September zum „Lee Stein Day“ proklamiert. Neben weiteren anderen Aufgaben engagiert Stein sich im Direktorium der „Scripps Foundation“, einer Stiftung im Gesundheitswesen, die unter anderem die Kombination von althergebrachten und alternativen Behandlungsmethoden fördert. Während seines Engagements bei „First Virtual“ entwickelte er ein Management-System, das die Londoner „Financial Times“ vorstellte und zum Thema zweier Studien an der Universität Oxford wurde. Nachdem die Markt-Kapitalisierung von Message Media, wie First Virtual inzwischen heißt, die Höhe von einer Milliarde Dollar erreicht hatte, zog Stein sich aus dem Unternehmen zurück, um seinen Anteil „flüssig zu machen.“ (im Original:“ i resigned and began to liquidate my position“) Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Del Mar, Kalifornien. Seine Freizeit verbringt Lee Stein häufig beim Skilaufen mit seinem Sohn, der als begeisterter Snowboarder von einem Sponsor aus der Bekleidungsindustrie unterstützt wird.

Einar Stefferud

Amerikanischer Internetveteran und Unternehmer.
(1930 – 2011)

Das Magazin „Communications Week“ wählte Einar Stefferud 1993 unter die Top 10 „Industry Visionaries“. Tatsächlich hatte er frühzeitig erkannt, daß der OSI-Standard, der zum Beispiel vom Deutschen Forschungsnetz verwendet wurde und für den er sich zunächst auf internationaler Ebene eingesetzt hatte, sich nicht gegen das in den USA etablierte System würde durchsetzen können. „OSI ist ein schöner Traum, und TCP/IP lebt ihn“, wie er es ausdrückte. Einar Stefferud wurde 1930 in Nord-Wisconsin geboren und begann 1948 ein Studium an der Universität von Wisconsin. Aus finanziellen Gründen mußte er sein Studium bald wieder aufgeben und ging 1950 zur Luftwaffe, wo er mit der Instandhaltung von Radaranlagen und analogen Rechnern betraut war. Er hatte sich schon als Schüler mit Elektronik beschäftigt und erhielt nun bei der Luftwaffe eine entsprechende Ausbildung. Später war er im Iran und Süd-Vietnam als ziviler Elektroingenieur an der Erstellung von Luftaufnahmen zur Herstellung topografischer Karten beteiligt. 1957 nahm er ein Studium an der Universität von Kalifornien in Los Angeles auf. Dort studierte er zunächst Ingenieurwesen, dann Physik und wechselte später in den Fachbereich Betriebswirtschaft. An der Universität beschäftigte er sich mit künstlicher Intelligenz und in diesem Zusammenhang auch mit Listenverarbeitungssprachen. Daneben knüpfte er Kontakte zu Persönlichkeiten wie Vinton Cerf, die später beim ARPANET eine Rolle spielten. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst bei diversen Unternehmen, bevor er schließlich selbständig als Berater tätig war, wo er es hauptsächlich mit der Netzwerktechnologie zwischen unterschiedlichen Organisationen zu tun hatte. Er ist Autor diverser RFC`s (Request for Comments, Dokumente, welche die Protokolle und Standards des Internet enthalten.) und Mitglied verschiedener Gremien die sich mit den Standards des Internet befassen, aktiv. Unter anderem arbeitete er an dem Standard X 400, der 1984 als Grundlage des internationalen E-Mail-Systems festgelegt wurde. Er leitete die Gruppe, die MHTML entwickelte, den Standard, der es ermöglicht, komplette Web-Seiten als E-Mail zu versenden. Nathaniel Borenstein, der zusammen mit Einar Stefferud zu den Gründern von First Virtual gehörte, wurde von ihm angeregt, das MIME (Multipurpose Internet Mail Extensions) Protokoll zu entwickeln, wodurch das E-Mail-System multimediafähig wurde. Weiterhin arbeitete Einar Stefferud unter anderem in der IFIP (International Federation of Information Processing), dem EWOS (European Workshop for Open Systems) der IETF (Internet Engineering Task Force) und der USMTS (US National Mail Transfer Service Interest Group),um nur einige zu nennen. Dabei war sein Spezialgebiet die E-Mail, die elektronische Post. Bekannt geworden ist er vor allem als Moderator einer der ersten Mailinglisten (Message Group oder im Internet-Kauderwelsch: MsgGroup) des ARPANET. In dieser elektronischen Diskussionsgruppe ging es um Themen rund um die E-Mail. Stefferud wurde diese Tätigkeit von Dave Farber von der Irvine Universität angeboten, für die er tätig war. Er hatte die Aufgabe, die eintreffenden Nachrichten weiterzusenden, zu „Posten“, sowie gegebenenfalls mäßigend auf die Diskussionsteilnehmer einzuwirken. Einar Stefferud moderierte die Gruppe bis zu ihrem Ende 1986. Ein weiteres bekanntes Projekt Stefferuds ist „First Virtual“, eine Firma, die ein Bezahlsystem für das Internet entwickelte. Das System funktionierte auf der Grundlage von E-Mail und kam ohne komplizierte Verschlüsselungssysteme aus. Geschäftspartner waren seine Schüler Nathaniel Borenstein und Marshall Rose sowie Lee Stein, den er zufällig auf dem Flughafen von Los Angeles kennengelernt hatte. Bei all seinen Projekten war Einar Stefferud daran gelegen, das Internet als unabhängiges System zu erhalten. „Das Internet ist wie ein Marktplatz, niemand kann es besitzen.“ sagte er 1995. Mit seiner Frau Donna, mit der er seit 1958 verheiratet ist, lebt er in Südkalifornien. Inzwischen ist er im Ruhestand, was ihm Zeit gibt, sich in weiteren Projekten zu engagieren, zum Beispiel in der „Open Root Server Confederation“, die sich für die demokratische Entwicklung des „Domain Name System“, also des Systems der Internet-Adressen, einsetzt. Darüber hinaus arbeitet er in der „Internet Voting Technology Alliance“ und für „safevote.com“, einer Organisation und einer Firma, die sich mit Systemen für die Durchführung von Wahlen über das Internet beschäftigen.

David Kim Stanley

Gründete als Michael Fenne die Firma Pixelon.

Die Rockband „The Who“ hatte sich eigens zur Einstandsparty des Unternehmens „Pixelon“, die im Oktober 1999 in Las Vegas stattfand, wiedervereinigt, und das Konzert der Band wurde live im Internet übertragen. Daneben spielten „Kiss“ und andere Musikgruppen. Die Veranstaltung kostete allerdings auch eine Kleinigkeit, 12 Millionen Dollar. Etwa die Hälfte des Kapitals, das das Unternehmen eingesammelt hatte, wurde für die Feier verwendet. Der 36 Jahre alte Firmengründer Michael Fenne war angeblich der Erfinder einer revolutionären Technologie, die es erlauben sollte, Videofilme in Fernsehqualität über das Internet zu „senden“. Mit dieser Technik wollte die Firma ein Netzwerk von etwa 1000 Kanälen mit den unterschiedlichsten Angeboten im Internet einrichten. Doch nach zwei Monaten hatte „Pixelon“ noch nicht viel vorzuweisen, der Firmengründer wurde als Geschäftsführer abgelöst, und „Pixelon“ wollte sich von nun an der Technologieentwicklung widmen. Wenig später stellte sich jedoch heraus, daß Michael Fenne eigentlich David Kim Stanley hieß und ein in Virginia gesuchter Betrüger war. Stanley, der Sohn eines Baptistenpredigers, war 1989 wegen Scheckbetruges zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Strafe wurde jedoch zur Bewährung ausgesetzt und Stanley bekam Gelegenheit, seine Schulden abzuarbeiten. 1996 setzte er sich jedoch nach Kalifornien ab, wo er später Pixelon gründete. Sein revolutionäres Unternehmen ist inzwischen bankrott. Er selbst wurde zu 2000 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt, dabei entwickelt er ein Computerprogramm, das Schüler daran hindern soll, Schußwaffen in die Schule mitzubringen. Auch betreut er das Netzwerk des Büros eines Sheriffs.

Beitragsbild: Screenshot der Pixelon Webseite 2000

Spyglass

Amerikanisches Unternehmen, vermarktete den Browser „Mosaic“.

Die Firma Spyglass wurde 1990 vom „National Center for Supercomputing Applications“ an der Universität von Illinois (NCSA) ins Leben gerufen, um an der Hochschule entwickelte Technologien zu vermarkten. Die Gründer der Firma waren der Informatiker Tim Krauskopf, der graduierte Physikstudent Brand Fortner und Tony Crain von Apple Computer. Das erste Produkt war das Programm DataScope, eine Software zur Visualisierung numerischer Daten für Wissenschaftler und Ingenieure. Als der Student Marc Adreessen 1994 begann, das von ihm und Kommilitonen am NCSA entwickelte Anzeigeprogramm für Internet-Seiten, den Browser Mosaic, zu vermarkten, übertrug das Institut der Firma Spyglass die Aufgabe, aus der Technologie des Browsers Kapital zu schlagen. Als name für den Browsers wurde die Bezeichnung „Mosaic“ gewählt, weil sie sich aus der Anschauung ableitet, das Internet sei ein Mosaik aus unterschiedlichen Bausteinen. Der ursprüngliche Name des Programms lautete „Montage“. Durch die Vermarktung der Software erlebte die Firma „Spyglass“ einen rasanten Aufschwung. Hatte das Unternhemen Anfang 1994 erst 20 Mitarbeiter, so stieg die Anzahl der Angestellten bis 1996 auf 120 an. Der erfolgreiche Börsengang erfolgte 1995, wobei „Spyglass“ die erste Firma für Internet-Software war, die diesen Schritt tat. Das Unternehmen verkaufte jedoch kein fertiges Produkt, sondern lizensierte den Code von „Mosaik“ an andere Unternehmen, die daraus eigene Applikationen entwickelten. Die Zahl der Lizenznehmer betrug schließlich über 70. Auch Microsoft gehörte zu den Kunden von „Spyglass“. Der Softwaregigant aus Redmond zahlte 12 Millionen Dollar, ein stolzer Preis, wenn man bedenkt, daß Bill Gates für QDOS nur einen Bruchteil des Betrages bezahlt hatte. Da Microsoft schließlich seinen Internet Explorer kostenlos abgab, mußte „Spyglass“ auf andere Geschäftsfelder ausweichen. Schließlich beschäftigte man sich dort mit der Entwicklung von Applikationen für den Internetzugang über Fernsehgeräte oder Set-Top-Boxen. Anfang 2000 fusionierte „Spyglass“ mit „Open TV“, einem Unternehmen für digitales Fernsehen.

The Spot

Erste Seifenoper im Netz.

„It is brought to you by Sony“ war das Motto der ersten Soap Opera im World Wide Web, die im Juni 1995 online ging. Im Stil eines Fotoromans erzählte „The Spot“ die Geschichte einer fiktiven Wohngemeinschaft in Santa Monica, Kalifornien. Die Besucher der Seite konnten Audio-Clips und Quick-Time-Filme laden, entsprechende Fotoalben ansehen und Nachrichten austauschen. Das Ganze war natürlich mit entsprechender Werbung garniert, die in Form von Bannern, dem Auftauchen entsprechender Produkte auf den Fotos zur Geschichte und Gewinnspielen auf der Web-Seite erschien. Selbstverständlich gab es auch entsprechende Fan-Seiten im Netz, deren Reste noch immer zu besichtigen sind. Die Idee stammte von dem New Yorker Filmemacher Scott Zakarin, der angeblich geträumt hatte, daß ihm alle seine Pseudonyme aus dem Chat im Internet in einem Haus begegnet seien, was ihn zu „The Spot“ inspiriert hätte. Das Projekt war sehr erfolgreich: Bis zu 150.000 Besuche zählte die Seite täglich, und im ersten Jahr ihres Bestehens wurde „The Spot“ zur „Cool Site of the Year“ gewählt. Das Magazin Wired bezeichnete das Projekt als „die erste wirklich erfolgreiche Entertainment-Site im Web.“ Doch dies alles nützte nichts. Nachdem die Produktionsfirma „American Cybercast“ 1997 in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, wurde „The Spot“ im Juni 1997 aus dem Netz genommen. Die älteste deutsche Seifenoper im Internet ist „Clique“, die 1997 ins Netz gestellt wurde. Dabei handelt es sich um eine Parodie auf das Genre.

Der Spiegel

Weltweit erstes Nachrichtenmagazin im World Wide Web.

Der Vorsprung vor dem amerikanischen Magazin „Time“ war denkbar knapp: Am 24. Oktober 1994 stellte „Der Spiegel“ sein Angebot ins Internet, einen Tag vor „Time“ und wurde damit zum weltweit ersten Nachrichtenmagazin im World Wide Web. Das Angebot bestand aus Artikeln der gedruckten Ausgabe. Zwei Redakteuren betreuten es nebenberuflich. 1995 bekam der Auftritt ein neues Layout und wurde durch eigens für die Online-Ausgabe geschriebene Artikel ergänzt, auch erschienen die ersten Werbebanner auf den Seiten. Inzwischen gehört „Spiegel online“ organisatorisch nicht mehr zum Spiegel-Verlag. 18 Redakteure kümmern sich um den Inhalt, während die Technik von vier Webmastern betreut wird. Die Zeitschrift „Der Spiegel“ erschien erstmals am 4. Januar 1947 in Hannover. Herausgeber war der damals 23 Jahre alte Rudolf Augstein. Er hatte zuvor bei der von der britischen Militärregierung herausgegebenen Zeitschift „Diese Woche“ gearbeitet. „Diese Woche“ war nach dem Muster der amerikanischen und englischen Nachrichtenmagazine gegründet worden, um in Deutschland „objektive Nachrichten“ zu verbreiten. Schon bald störten sich die Alliierten an der kritischen Berichterstattung. Sie entledigten sich der Zeitschrift und Augstein wurde Herausgeber des Blattes. „Der Spiegel“ war sehr beliebt, das zu einer Reichsmark verkaufte Magazin hatte anfangs eine Auflage von 15 000 Stück und wurde auf dem Schwarzmarkt zu Preisen von bis zu 15 Reichsmark gehandelt. 1952 übersiedelte „Der Spiegel“ nach Hamburg, wo er noch heute ansässig ist. Das Magazin schrieb nicht nur, sondern machte auch immer wieder Schlagzeilen. Zum Beispiel 1950 durch den Vorwurf, Bonn sei nur durch Bestechung von Abgeordneten zur Bundeshauptstadt gewählt worden. Der Bundestag setzte einen „Spiegel-Ausschuß“ ein, der sich vergeblich um die Aufklärung der Vorwürfe bemühte. Am bekanntesten wurde die „Spiegel-Affäre“ im Jahr 1962, die schließlich zum Rücktritt des Verteidigungsministers Franz Josef Strauß führte. Die Zeitschrift hatte in einer Titelgeschichte, „Bedingt abwehrbereit“, über ein Nato-Manöver berichtet und war daraufhin des Landesverrats bezichtigt worden. Die Redaktionsräume wurden von der Polizei durchsucht, der Herausgeber und einige Redakteure wurden festgenommen. Rudolf Augstein verbrachte103 Tage in Untersuchungshaft. Auch später brachte die Zeitschrift immer wieder unerfreuliche Machenschaften ans Licht, etwa die Parteispendenaffäre um den Industriellen Flick oder den Versuch der Regierung Helmut Kohls die Pressefreihet mit dem „Großen Lauschangriff“ zu beschränken. Rudolf Augstein ist immer noch „Spiegel“-Herausgeber. Im Jahr 2000 wurde er zum „Journalisten des Jahrhunderts“ gewählt und als „World Press Freedom Hero“ ausgezeichnet.

Space2go

Deutsches Unternehmen des „M-Commerce“.

Das Internet bietet die Möglichkeit, rund um die Uhr auf das gesamte Wissen der Menschheit zuzugreifen, wie es so schön heißt. Die Daten vom eigenen PC von unterwegs aus aufzurufen, war jedoch nicht so einfach. Der Informatiker Matthias Hirschfeld, Jahrgang 1959 und der vier Jahre jüngere Wirtschaftsingenieur Christian Huthmacher haben 1999 eine Firma gegründet, die hier Abhilfe schafft. Ihr Unternehmen „Space2go“, lautmalerisch „Space to go“ („Platz zum Mitnehmen“), bietet die Möglichkeit, Daten auf ihrem Rechner zu hinterlegen und diese dann mit den unterschiedlichsten Geräten abzurufen. Im „Mobile Office“ können Adressen, E-Mails, Terminkalender, Bilder, Schriftstücke und anderes untergebracht werden und dann mit WAP-fähigen Geräten angerufen werden. (WAP ist das „Wireless Application Protocol“, mit dem Daten auf unterschiedlichste Geräte übertragen werden können.) Ein unschätzbarer Vorteil für alle im Außendienst Tätigen. Matthias Hirschfeld und Christian Huthmacher gewannen mit ihrer Geschäftsidee den Gründerwettbewerb „StartUp“ im Jahr 2000 und das Magazin „Time“ zählte ihr Unternehmen im selben Jahr zu „Europes hottest Tech Firms.“

Masayoshi Son

Japanischer Unternehmer, Gründer der Holding-Gesellschaft Softbank.

Während seiner Kindheit war Masayoshi Son, als Angehöriger der koreanischen Minderheit, ein Außenseiter in der streng hierarchisch gegliederten japanischen Gesellschaft. Damals beschloß er, es den arroganten Japanern eines Tages zu zeigen. Heute ist er, dank seiner Beteiligung an zahlreichen Internet-Unternehmen, einer der reichsten Männer der Welt, dessen Firma etwa 7 Prozent des Internet kontrolliert. Sons Karriere ist beispielhaft. Im Alter von 16 Jahren ging er in die USA und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Berkeley. Schon während seines Studiums betätigte er sich als Unternehmer, indem er Videospiele aus Japan importierte und an seine Kommilitonen verkaufte. Er entwickelte einen kleinen tragbaren Übersetzungscomputer, den er an die Firma „Sharp“ verkaufte, wo das Gerät zur Grundlage des „Sharp Organizer“ wurde. Außerdem gründete Son eine Computerfirma namens „Unison“. 1981 ging er nach Japan zurück, wo er die Firma „Softbank“ gründete. Das Unternehmen betätigte sich zunächst als Softwarehändler, wobei Son so klug war, sich die Alleinvertriebsrechte für die Produkte von Firmen wie Microsoft zu sichern. Das Geschäft florierte, 1988 wurde die „Softbank of America“ gegründet, und 1994 entstand die Beteiligungsgesellschaft. Seither hat Masayoshi Son sich an zahlreichen Unternehmen beteiligt. Spektakulär war die Beteiligung an dem Web-Katalog ßßß Yahoo im Jahr 1996. Bei einem Pizzaessen sicherte sich Son für knapp 100 Millionen Dollar ein Drittel des Unternehmens, das damals gerade 17 Angestellte hatte. Zwischenzeitlich hatte diese Beteiligung einen Wert von 20 Milliarden Dollar. Allerdings ging die Bereinigung der Werte der „New Economy“ nicht spurlos an der „Softbank“ vorbei: Das Unternehmen verlor Im Jahr 2000 zwei Drittel seines Wertes. Doch Masayoshi Son hält weiter an seinem Ziel fest „die Nummer Eins der digitalen Zukunft in Japan“ zu werden.

Beitragsbild: Von Masaru Kamikura from Japan – iPhone 3G 孫正義 谷原章介, CC BY 2.0,