Amerikanischer Internetveteran und Unternehmer.
(1930 – 2011)
Das Magazin „Communications Week“ wählte Einar Stefferud 1993 unter die Top 10 „Industry Visionaries“. Tatsächlich hatte er frühzeitig erkannt, daß der OSI-Standard, der zum Beispiel vom Deutschen Forschungsnetz verwendet wurde und für den er sich zunächst auf internationaler Ebene eingesetzt hatte, sich nicht gegen das in den USA etablierte System würde durchsetzen können. „OSI ist ein schöner Traum, und TCP/IP lebt ihn“, wie er es ausdrückte. Einar Stefferud wurde 1930 in Nord-Wisconsin geboren und begann 1948 ein Studium an der Universität von Wisconsin. Aus finanziellen Gründen mußte er sein Studium bald wieder aufgeben und ging 1950 zur Luftwaffe, wo er mit der Instandhaltung von Radaranlagen und analogen Rechnern betraut war. Er hatte sich schon als Schüler mit Elektronik beschäftigt und erhielt nun bei der Luftwaffe eine entsprechende Ausbildung. Später war er im Iran und Süd-Vietnam als ziviler Elektroingenieur an der Erstellung von Luftaufnahmen zur Herstellung topografischer Karten beteiligt. 1957 nahm er ein Studium an der Universität von Kalifornien in Los Angeles auf. Dort studierte er zunächst Ingenieurwesen, dann Physik und wechselte später in den Fachbereich Betriebswirtschaft. An der Universität beschäftigte er sich mit künstlicher Intelligenz und in diesem Zusammenhang auch mit Listenverarbeitungssprachen. Daneben knüpfte er Kontakte zu Persönlichkeiten wie Vinton Cerf, die später beim ARPANET eine Rolle spielten. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst bei diversen Unternehmen, bevor er schließlich selbständig als Berater tätig war, wo er es hauptsächlich mit der Netzwerktechnologie zwischen unterschiedlichen Organisationen zu tun hatte. Er ist Autor diverser RFC`s (Request for Comments, Dokumente, welche die Protokolle und Standards des Internet enthalten.) und Mitglied verschiedener Gremien die sich mit den Standards des Internet befassen, aktiv. Unter anderem arbeitete er an dem Standard X 400, der 1984 als Grundlage des internationalen E-Mail-Systems festgelegt wurde. Er leitete die Gruppe, die MHTML entwickelte, den Standard, der es ermöglicht, komplette Web-Seiten als E-Mail zu versenden. Nathaniel Borenstein, der zusammen mit Einar Stefferud zu den Gründern von First Virtual gehörte, wurde von ihm angeregt, das MIME (Multipurpose Internet Mail Extensions) Protokoll zu entwickeln, wodurch das E-Mail-System multimediafähig wurde. Weiterhin arbeitete Einar Stefferud unter anderem in der IFIP (International Federation of Information Processing), dem EWOS (European Workshop for Open Systems) der IETF (Internet Engineering Task Force) und der USMTS (US National Mail Transfer Service Interest Group),um nur einige zu nennen. Dabei war sein Spezialgebiet die E-Mail, die elektronische Post. Bekannt geworden ist er vor allem als Moderator einer der ersten Mailinglisten (Message Group oder im Internet-Kauderwelsch: MsgGroup) des ARPANET. In dieser elektronischen Diskussionsgruppe ging es um Themen rund um die E-Mail. Stefferud wurde diese Tätigkeit von Dave Farber von der Irvine Universität angeboten, für die er tätig war. Er hatte die Aufgabe, die eintreffenden Nachrichten weiterzusenden, zu „Posten“, sowie gegebenenfalls mäßigend auf die Diskussionsteilnehmer einzuwirken. Einar Stefferud moderierte die Gruppe bis zu ihrem Ende 1986. Ein weiteres bekanntes Projekt Stefferuds ist „First Virtual“, eine Firma, die ein Bezahlsystem für das Internet entwickelte. Das System funktionierte auf der Grundlage von E-Mail und kam ohne komplizierte Verschlüsselungssysteme aus. Geschäftspartner waren seine Schüler Nathaniel Borenstein und Marshall Rose sowie Lee Stein, den er zufällig auf dem Flughafen von Los Angeles kennengelernt hatte. Bei all seinen Projekten war Einar Stefferud daran gelegen, das Internet als unabhängiges System zu erhalten. „Das Internet ist wie ein Marktplatz, niemand kann es besitzen.“ sagte er 1995. Mit seiner Frau Donna, mit der er seit 1958 verheiratet ist, lebt er in Südkalifornien. Inzwischen ist er im Ruhestand, was ihm Zeit gibt, sich in weiteren Projekten zu engagieren, zum Beispiel in der „Open Root Server Confederation“, die sich für die demokratische Entwicklung des „Domain Name System“, also des Systems der Internet-Adressen, einsetzt. Darüber hinaus arbeitet er in der „Internet Voting Technology Alliance“ und für „safevote.com“, einer Organisation und einer Firma, die sich mit Systemen für die Durchführung von Wahlen über das Internet beschäftigen.