Bill Joy

Amerikanischer Elektroingenieur, Mitbegründer der Firma SUN.

„Eine Bombe kann man nur einmal zünden, ein Virus, eine Nanomaschine oder ein Roboter können sich zukünftig immer wieder neu erschaffen“, so warnte Bill Joy im Jahr 2000 vor den möglichen Auswirkungen zukünftiger Technologien. In einem Artikel, der im amerikanischen Magazin Wired unter dem Titel „Warum die Zukunft uns nicht braucht“ erschien, malte er ein düsteres Bild der Gentechnik, Nanotechnologie und Robotik und forderte die Selbstbeschränkung der Wissenschaft. Es sei „keine gute Idee, jedem den Zugang zu den Bauplänen der Atombombe zu geben.“ Seine Thesen sorgten, insbesondere im Feuilleton, wo sie wohlwollend aufgenommen wurden, für viel Aufsehen. Kritiker werfen ihm jedoch eine zu simple Weltsicht vor, die vom Science Fiction beeinflußt die Zukunft lediglich als Fortschreibung der Gegenwart beschreibt. Allerdings hat Joy die heutige Zeit maßgeblich mitgestaltet. Der 1954 in Detroit geborene Elektroingenieur war als Student in Berkeley der Chefentwickler des Betriebssystems „Berkeley UNIX“ (BSD), das zum Standard-Betriebssystem in Ausbildung und Forschung wurde. Da es außerdem die perfekte Unterstützung der Netzwerkprotokolle bot, wurde es zur Grundlage des Internet. Nach seinem Studium an den Universitäten von Michigan und Berkeley gehörte er 1982 zum Gründungsteam der Firma SUN. Dort wurde das von ihm entwickelte Betriebssystem als „SUN OS“ eingesetzt. Joy ist bei SUN als Chefwissenschaftler unter anderem maßgeblich an der Entwicklung der Architektur der Microprozessoren der Firma sowie an der Spezifikation der Programmiersprache Java beteiligt. Auch an „Jini“, einer Technologie, welche die Kommunikation zwischen diversen Elektrogeräten und deren Vernetzung ermöglicht, hat Joy, der inzwischen elf Patente hält, einen großen Anteil. 1997 wurde er zum Berater des amerikanischen Präsidenten Clinton, in Fragen der Datenkommunikation und der Informationstechnologien, ernannt. 1999 erhielt er den „Lifetime Achievement Award“ für die Entwicklung von Java.

Steven Paul Jobs

Gründer von Apple
(1955 – 2011)

Von diesem Visionär des Computerzeitalters wird berichtet, er habe so eine Überzeugungskraft, daß seine Mitarbeiter bei Apple Computer voller Freude Gift schlucken würden, wenn er es nur von ihnen verlangte.
Steve Jobs wurde 1955 in Los Altos in Kalifornien, geboren und von seinen Eltern zur Adoption freigegeben. Im Alter von 27 Jahren erfuhr er, daß er eine Schwester hat, die amerikanische Bestsellerautorin Mona Simpson.Die Adoptiveltern von Steven zogen 1961 in das Santa Clara County, ein etwa 45 Kilometer südlich von San Francisco liegendes Obstanbaugebiet, welches später als ßßß Silicon Valley weltberühmt wurde. Schon in der Schule fiel er durch seine unkonventionelle Art auf, die Dinge zu betrachten. Nach der High School arbeitete er einige Zeit bei Hewlett Packard, um sich Geld für eine geplante Indienreise zu verdienen, von der sich Steve, der zuvor bereits von einem Guru zum Vegetarier bekehrt worden war, geistige Erleuchtung versprach. Während der Zeit bei HP lernte er Steve Wozniak kennen, dessen „Blue Box“ er unter die Leute brachte. Aus Indien zurückgekehrt gehörte er zu den ersten 50 Beschäftigten bei Atari. Er wurde mit der Entwicklung des legendären Videospiels Breakout beauftragt, sah sich aber außerstande, das Projekt allein durchzuführen. Glücklicherweise konnte er einen begeisterten Tüftler, seinen Freund Steve Wozniak überreden, ihm dabei behilflich zu sein. Wozniak entwickelte das Spiel nach Feierabend und freute sich über die 350 Dollar, die er als Anteil von Jobs erhielt. Erst später erfuhr Wozniak, daß Jobs 5000 Dollar bekommen und sich als den alleinigen Entwickler des Spiels ausgegeben hatte. 1976 gründeten die beiden Freunde Apple Computer, wobei die Idee zur Namensgebung von Jobs stammte. Durch die erfolgreiche Firma brachte Steven Jobs es bald zum Dollarmillionär. Im Alter von 29 Jahren wurde er erstmals als Jüngster in der Forbes Liste der reichsten Amerikaner aufgeführt. 1985 schied er im Streit mit John Sculley aus dem Unternehmen aus. Der ehemalige Pepsi-Manager war 1983 von Jobs mit den Worten: „Wenn Sie bei Pepsi bleiben, wird Ihr einziger Erfolg in fünf Jahren darin bestehen, noch mehr Zuckerwasser an Kinder verkauft zu haben. Wenn Sie zu Apple kommen, können Sie die Welt verändern.“ zum Eintritt in die Firma überredet worden. Jobs gründete die Firma NeXt Computer, die unter der Bezeichnung „NeXTStep“ eine objektorientierte Systemsoftware vorstellte, die es dem Benutzer erlaubte, auch ohne Programmierkenntnisse eigene Anwendungen zusammenzustellen. Außer einem Verlust von 250 Millionen Dollar brachte NeXt ihm jedoch nichts ein. Anders dagegen die Pixar Animation Studios, welche er 1986 erworben hatte. 1988 erhielt er einen Oscar für einen Experimentalfilm und die bei Pixar produzierten Filme „Toy Story“ und „A Bug`s Life“ wurden zu Kassenschlagern. 1997 kehrte Jobs zu Apple zurück und brachte die Firma, die damals nur noch einen Marktanteil von 3% hatte, durch Einführung des i-Mac wieder in Schwung, und sorgte für die Versöhnung mit dem ewigen Apple-Widersacher Bill Gates, dessen Softwaregigant ßßß Microsoft Apple durch eine finanzielle Beteiligung das Überleben erleichterte. Nachdem Jobs zunächst als Interimschef – „i-Ceo“ – für ein symbolisches Honorar von einem Dollar im Monat gearbeitet hatte, übernahm er im Januar 2000 offiziell die Führung von Apple. Für sein Engagement belohnte ihn der Verwaltungsrat mit einem Jet der Klasse „Gulfstream V“ und einer Option auf 10 Millionen Apple-Aktien.

Beitragsbild: Die Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: Steve Jobs and Macintosh computer, January 1984, by Bernard Gotfryd – edited.jpg:, Gemeinfrei

Naveen Jain

Amerikanischer Unternehmer indischer Herkunft.

Bereits 1995 erschien in einem amerikanischen Magazin ein Artikel, der Naveen Jain mit seinem damaligen Arbeitgeber Bill Gates verglich und zu dem Schluß kam, daß Jain geschäftstüchtiger sei als der Softwaretycoon aus Redmond. Tatsächlich behauptet Naveen Jain von sich, er könne jeden Geschäftspartner überzeugen. Für Besprechungen erstellt er sich nie ein Konzept, was ihm ermöglicht, spontan auf seine Gesprächspartner einzugehen. Seine direkte Art und sein Selbstvertrauen haben ihm den Ruf eingebracht, arrogant zu sein, wie er beklagt. Tatsächlich soll er schon Geschäfte mit Personen abgeschlossen haben, deren Ideen er im Gespräch mit ihnen beispielsweise unverblümt als dummes Zeug abgetan hat. Wohlwollende Kritiker bezeichnen seine Gesprächsführung daher zurückhaltend als „seltsam“. Auch heißt es, er wäre so ruhelos, als ob er Aufputschmittel konsumieren würde. Naveen Jain wurde 1960 als Sohn eines Ingenieurs in Indien geboren. Die Arbeit des Vaters brachte es mit sich, daß die Familie ständig umziehen mußte, ein Umstand, auf den Jain seine Rastlosigkeit zurückführt. Er studierte Ingenieurwesen und Betriebswirtschaft und ging 1982 in die USA, wo er zunächst bei verschiedenen Unternehmen arbeitete, bis er 1989 zu ßßß Microsoft kam. Dort arbeitete er an verschiedenen Projekten im Bereich der Betriebssysteme und kam später zum Microsoft Network. Unter anderem war es seine Aufgabe, die Vorstellungen der Programmierer und die Wünsche der Kunden unter einen Hut zu bringen. Doch Microsoft bot ihm auf die Dauer nicht die Möglichkeit, seinen Tatendrang auszuleben, weshalb er die Firma 1996 verließ und ein eigenes Unternehmen gründete. Unter dem Namen „InfoSpace“ begann er seine Dienste als „Content Provider“ anzubieten, das heißt, das Unternehmen bietet anderen Firmen ausgewählte Inhalte an, die dann auf den jeweiligen Web-Seiten abgerufen werden können. Als Naveen Jain die Firma gründete, hatte er noch 30 Mitbewerber in den USA, inzwischen sind ganze vier Unternehmen in diesem Bereich übrig geblieben. Das Besondere an der von InfoSpace entwickelten Technologie ist es, daß Inhalte aus unterschiedlichen Quellen problemlos zusammengeführt und auf eine Plattform oder ein Gerät übertragen werden können. So kooperiert die Firma auch mit anderen namhaften Unternehmen wie AT&T, Microsoft oder ßßß Yahoo. Für jeden belieferten Kunden zahlen die Firmen eine monatliche Lizenzgebühr an InfoSpace. Inzwischen schickt sich Naveen Jain an, den Markt der drahtlosen Kommunikation zu erobern. Was Microsoft im Bereich der PC-Betriebssysteme ist, möchte er für die Informationsgesellschaft werden. Ob Handy, PC oder TV, überall werden zukünftig Informationen abgerufen werden und Jain will sich von diesem Markt, für den er ein Potential von etwa einer Milliarde Kunden bis 2005 sieht, ein gewaltiges Stück abschneiden und so Bill Gates womöglich auch mit seinem Reichtum übertreffen.

Beitragsbild: Von Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0

Marcus Hülshoff

Marcus Hülshoff

Deutscher Unternehmer.

Eine der wenigen gewerblichen Web-Seiten im Internet, die ohne Werbung auskommt, ist die Seite der Firma InsureXL. Das Unternehmen ist als Versteigerungsplattform für gewerbliche Versicherungen zu absoluter Neutralität verpflichtet und verzichtet daher auf das bunte Beiwerk. Bei InsureXL können Unternehmen ihre benötigten Versicherungen ausschreiben, und interessierte Gesellschaften sind aufgerufen, entsprechende Angebote zu machen. Ein Verfahren, das möglich ist, da die Versicherungsverträge bei Industrie und Gewerbe frei ausgehandelt werden können. Die Bieter können die Angebote der Konkurrenz mitverfolgen, wodurch günstigste Konditionen gewährleistet sind. InsureXL erhält von den bietenden Versicherungsgesellschaften jeweils eine Provision. Gegründet wurde die Firma vom 1967 in Berlin geborenen Marcus Hülshoff und zwei Partnern. Hülshoff bekam schon mit 13 Jahren seinen ersten Computer, einen Rockwell AIM 65 mit 1 kB Speicher, den er zunächst in Maschinenprache und später in Basic programmierte. Er studierte von 1987 bis 1991 Elektrotechnik in Karlsruhe und absolvierte ein wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstudium in Aachen. Nach erfolgreichem Studium war er bis 1999 als Unternehmensberater bei ßßß McKinsey im Bereich Versicherungswesen tätig. Er erkannte die gesellschaftlichen Umwälzungen, die mit dem ständigen Wachstum des Internet einhergehen und wollte nicht abseits stehen. Gemeinsam mit seinem Studienfreund Winfried Thom, einem Computerspezialisten, der damals Geschäftsführer eines Systemhauses war, wurde ein Konzept für eine Internetfirma im Bereich der Privatkunden-Versicherungen entwickelt. Der Versicherungsmakler Hans D. Rüss, den sie bei einem Risokokapitalgeber kennenlernten, brachte sie schließlich auf die Idee, sich an Geschäftskunden zu wenden. Ende 1999 wurde von Heilmann, Thom und Rüss schließlich InsureXL gegründet. Es ist das erste Unternehmen dieser Art in Europa. Ähnliche Firmengründungen in den USA gingen parallel zur Gründung von InsureXL vonstatten. Marcus Hülshoff lebt in München und genießt in seiner Freizeit mit seiner Ehefrau, die bei einem anderen Internet-Unternehmen tätig ist, das Kultur- Natur- und Freizeitangebot der bayerischen Landeshauptstadt.

Hot Hot Hot

Einer der ersten Einzelhändler im World Wide Web.

Das Geschäft von Monica Bosserman-Lopez und ihrem Ehemann Perry Lopez im kalifornischen Pasadena wurde Mitte der 90-er Jahre sogar zum Reiseziel von Touristengruppen aus aller Welt. Sie hatten im World Wide Web Bekanntschaft mit den Produkten des Ladens gemacht und wollten nun den Sitz des Geschäftes kennenlernen. Der Kameramann und Schlagzeuger Perry Lopez hatte als begeisterter Hobbykoch von seinen Reisen immer wieder exotische Gewürze und Soßen kleiner Hersteller mitgebracht. Gemeinsam mit seiner Frau, die zuvor in der Filmbranche gearbeitet hatte, wurde 1993 ein kleiner Laden eröffnet, in dem ein Sortiment aus 450 verschiedenen Gewürzen und Soßen angeboten wurde. 1994 brachte ein Kunde, der eine Agentur für Web-Design betrieb, die beiden auf die Idee, den Verkauf auch über das Internet abzuwickeln. Im August 1994 ging die Web-Seite der Firma online. Zwar war das Bestellen über das Internet für die Kunden zunächst ungewohnt, viele holten sich eine zusätzliche Auftragsbestätigung per Telefon ein, doch die Seite war ein voller Erfolg. „Hot Hot Hot“ wurde zum Vorbild für viele andere Unternehmer, die das Ehepaar Lopez teilweise sogar telefonisch um Rat für eine eigene Präsenz im World Wide Web fragten. Auch die Gestaltung der Seite bekam mehrere Auszeichnungen. 1997 wurde“ Hot Hot Hot“ verkauft und existiert seitdem nur noch im Internet.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite

Felix Hildebrand

Deutscher Unternehmer (1972 – 2000)

Als der Student der Betriebswirtschaft 1995 als Mitglied des Organisationsteams des „V. Deutschen Wirtschaftskongresses – Mehrwert Information“ den Softwarekönig Bill Gates als Referenten einlud, ahnte er wohl noch nicht, daß dies zur Initialzündung seiner Karriere werden würde. Gates ermunterte die Studenten zur eigenen Firmengründung. Felix Hildebrand hat ihn dennoch nicht als sein Vorbild bezeichnet („das wäre zu vermessen“), sondern nahm sich Unternehmer wie Hans Gerling oder Erich Sixt zum Maßstab. Er gründete mit seinen gleichalterigen Kommilitonen Axel Schmiegelow und Jörg Rheinbold noch im selben Jahr eine Agentur mit dem bezeichnenden Namen „Denkwerk“. (Jörg Rheinbold wurde später als einer der Mitbegründer von Alando bekannt.) Die „interaktiven Architekten“ verstanden sich als Full-Service Dienstleister im Internet, sie konzipierten und realisierten zum Beispiel Internetauftritte bekannter Firmen wie der Glashütter Uhrenwerke oder der Brauerei Veltins. Dabei stand nicht so sehr das tolle Design im Vordergrund, sondern das bemühen der Agentur, einen besonderen Nutzwert in die Web-Seiten zu integrieren. Schon mit einem ihrer ersten Projekte wurden sie bekannt: Ein von ihnen für einen Jeanshersteller konzipiertes und realisiertes Internet-Café in Köln wurde 1996 mit dem Preis für das beste Internet-Café Deutschlands ausgezeichnet. Aufsehen erregte Denkwerk auch durch eine in der Agentur entwickelte Software „Bildmosaik“. Mit diesem Programm kann jedes beliebige Bildmotiv in ein Mosaik verwandelt werden, das aus über 2000 Einzelbildern bestehen kann. Ein bekanntes Anwendungsbeispiel ist das Portrait Gerhard Schröders, das aus den Bildern des Jahres 1998 zusammengesetzt wurde und auf dem Titel der Dezemberausgabe 1998 der Zeitschrift „MAX“ erschien. Ein weiters Projekt Hildebrands war die Firma „Oneview“. Dieses Internet-Unternehmen verwaltet die Bookmarks (Lesezeichen zu Seiten im Internet) seiner Kunden. Hildebrand soll auf die Idee dazu gekommen sein, als er bei Denkwerk, wo es keine festen Arbeitsplätze mit eigenen Rechner gibt, nach einer Möglichkeit suchte, Bookmarks zu speichern. Bei „Oneview“ werden diese Merkzeichen auf einer Seite im Word Wide Web gespeichert und können daher von überall auf der Welt aus aufgerufen werden. Zusätzlich können die Teilnehmer interessante Verweise in Kategorien der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Dadurch wird die Web-Seite auch zur Suchmaschine für ausgewählte Themen. „Oneview“ wurde im Jahr seiner Gründung 1999 als „nützliche und pfiffige“ Bookmarkverwaltung mit „echtem Nutzwert“ mit dem Multimedia-Award ausgezeichnet. Felix Hildebrand wurde in Anerkennung seiner Aktivitäten, neben Denkwerk hatte er ein weiteres Start-Up gegründet und war in verschiedenen Organisationen der „New Economy“ aktiv, von der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ im Jahre 2000 zu den „Top 100 der New Economy“ gezählt. Er starb am 29. Dezember 2000 bei einem Verkehrsunfall.

Gerald Heydenreich

Deutscher Unternehmer.

Gerald Rüdiger William Heydenreich scheint der Prototyp des deutschen Unternehmers der New Economy zu sein. Keine Vision von einer besseren Welt oder zumindest einer verbesserten Software brachten ihn zur Unternehmensgründung im Internet, sondern Businesspläne und Marktanalysen. Das Unternehmertum lernte der 1974 geborene Heydenreich bereits in der Kindheit kennen, als er von seinem neunten Lebensjahr an seinen Vater, einen Antiquitätenhändler und Restaurator, auf seinen Geschäftsreisen begleiten durfte. Später handelte er selbst mit Antiquitäten und restaurierte Beleuchtungskörper. Auch sein Studium der Betriebswirtschaft in Deutschland, Frankreich und den USA finanzierte er teilweise durch Antiquitätenhandel. Außerdem absolvierte er Praktika bei Unternehmen im In- und Ausland. Im Alter von 23 Jahren arbeitete er für den Vorstand des Hoechst-Konzerns, wo ihm jedoch schnell klar wurde, daß eine derartige Tätigkeit nicht seinem Wesen entsprach. Er gab den Job auf und begann, neben seiner Promotion zum Thema „Wissensmanagement / Emotionale Intelligenz“, an Konzepten für eine zukünftige Selbständigkeit zu arbeiten. Heydenreich fand auf dem amerikanischen Markt ein Geschäftskonzept, für das auch in Europa Bedarf zu bestehen schien: Geschäfte im „B2B“ (Business to Business) Bereich, also dem Handel zwischen Unternehmen. Er selbst hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung von der Informationstechnologie. Um dem abzuhelfen, begann er bei IBM Global Services als Projektleiter und wirkte dort an der Entstehung des „Community Auftritts“ der Deutschen Post im Internet mit. Bei IBM knüpfte er Kontakte zu fähigen Mitarbeitern, mit denen er 1999 die „Portum GmbH“ gründete. Zum Gründerteam gehört neben Robin Titus und Frank Matthes auch die frühere Kommilitonin Heydenreichs, Melanie Prester, die für die Finanzplanung von „Portum“ verantwortlich ist. „Portum“ ist das erste Unternehmen seiner Art in Deutschland. Es bietet „Online Auktionen“ für Firmen, die dadurch erhebliche Kosten bei ihrem Einkauf einsparen können. „Portum“ orientiert sich zwar an den Bedürfnissen des Marktes, bietet Gerald Heydenreichs Aussagen zur Folge aber auch „eine Plattform zur Selbsverwirklichung der Mitarbeiter.“

Thomas Heilmann

Deutscher Unternehmer

Thomas Heilmann hat die wirtschaftlichen Möglichkeiten erkannt, die das Internet bietet, er gründete im Juni 1999 mit drei Partnern den ersten deutschen Inkubator „Econa“. Ein Inkubator, Brutkasten, gibt jungen Unternehmern der „New Economy“ Starthilfe in Form von Kapital, steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite und erhält dafür eine Beteiligung an den jungen Firmen. Dabei achten die Inkubatoren sorgfältig darauf, daß nicht nur die Geschäftsidee brauchbar ist, sondern auch, ob die Bewerber als Unternehmerpersönlichkeiten taugen. Ein Geschäft, das in den USA bereits seit mehreren Jahren gang und gäbe ist. So hat Econa schon erfolgreichen Unternehmen, wie dem Energiebroker Ampere.de oder dem Internetauktionshaus Versteigern.de, auf die Beine geholfen. Der am 16. Juli 1964 in Dortmund geborene Thomas Heilmann wuchs in einer großen Familie auf (er war das fünfte von sechs Kindern) und studierte als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Jura in Bonn und München. Während des Studiums arbeitete er als freier Journalist unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Erste Erfahrungen in der Wirtschaft sammelte er bei der Unternehmensberatung ßßß Mc Kinsey und in der Marketingabteilung der Lufthansa in New York. Nach dem Fall der innerdeutschen Mauer war er einer der ersten, die sich dem „Aufbau Ost“ widmeten. Nach dem zweiten Staatsexamen gründete er 1990 mit zwei Partnern in Dresden die Werbeagentur Delphi, die durch glückliche Umstände bereits einige Monate später mit der renommierten Agentur „Scholz&Friends“ fusionieren konnte. Neben seiner Tätigkeit als geschäftsführender Gesellschafter der Agentur in Berlin hat Heilmann außerdem eine Professur an der Hochschule der Künste Berlin, wo er Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation lehrt. Die CDU kürte ihn im Sommer 2000 zu ihrem Internetsprecher, nun versucht er, die CDU für die Internetwirtschaft fit zu machen. So fordert er einen preisgünstigen Netzzugang, um die Verbreitung des Internet in Deutschland zu fördern. Ein Teilerfolg gelang ihm bereits, als er sogar die CSU von der „Green Card Initiative“ zur Anwerbung ausländischer Computerspezialisten überzeugen konnte. Die Bayerische Regierung rief im Sommer 2000 die „Blue-Card“ für ausländische Spezialisten ins Leben.

Halfway

Der kleine Ort wurde zur ersten Dot-com-Stadt der Welt.

Halfway ist ein kleines Nest im US-Bundesstaat Oregon. Das Dorf liegt in der Mitte eines Tals, in dem 1860 die ersten Siedler auftauchten. Der Name Halfway entstand um 1880, als auf halbem Wege zwischen zwei Poststellen, die am nördlichen und südlichen Rand des Tals gelegen waren, eine dritte eingerichtet wurde. Zwar prägten Bauern und Viehzüchter das Bild der kleinen Stadt, doch zur Zeit des Goldrausches erlebte Halfway seine Blütezeit, als die Goldminen nördlich des Tals Arbeitskräfte suchten und Halfway außerdem zum Rastplatz der durch das Tal strömenden Menschen wurde. Die Zeit des Goldrausches ist längst vorbei, die letzte Mine schloß 1940 und das letzte Sägewerk wurde 1960 aufgegeben. So stimmte der Gemeinderat des mittlerweile knapp 360 Einwohner zählenden Ortes freudig zu, als sie im Dezember 1999 das Angebot der Firma Half.com erhielten, ihren Ort zur ersten Dot-com-Gemeinde der Welt zu wenn sie ihn in „Half,com“ umbenennen würden. Man versprach sich dadurch ein Aufblühen des Ortes durch Touristen und von der Firma geschaffene Arbeitsplätze. Auch sollte die Grundschule mit 20 Computern ausgestattet werden, die örtlichen Händler kostenlose Links von der Half.com Firmen-Web-Seite erhalten und der Ort mit Aktienoptionen und 75 000 Dollar unterstützt werden. Die Firma Half.com wurde im Juli 1999 vom damals 28-jährigen Unternehmer Joshua Kopelman gegründet. Kopelman, der Inhaber dreier Patente aus der Internet-technologie ist, hatte sich bereits als Gründer einen Namen gemacht, als er 1992 noch während seiner Studienzeit „Infonautics“ gründete, eine Online-Datenbank, die von sich reden machte als sie 1995 über den Online-Dienst ßßß Prodigy unter dem Namen „Homework Helper“ für Schüler und Studenten Informationen bereit stellte. Heute erhält man über Infonautics Zugriff auf über 150 Volltext Tageszeitungen, 800 Magazine und viele andere Quellen. Half.com ist ein „Garagenflohmarkt im Internet“, auf dem die verschiedensten Gebrauchtwaren zur Hälfte des Neupreises angeboten werden. Im Juli 1999 kaufte ßßß eBay die Firma für ein Aktienpaket im Wert von 350 Millionen Dollar. Im Dezember 1999 suchte Kopelman allerdings noch nach einem Marketing- Gag für Half.com und kam auf die Idee, eine Ortschaft nach seiner Firma zu benennen, wovon er sich einen großen Medienrummel versprach. Er wählte Halfway, da der Ort durch seinen offiziellen Namen und seine Lage unweit des 45. Breitengrades, der die Mitte zwischen Äquator und Nordpol markiert, am besten zum Unternehmen zu passen schien. Als im Januar 2000 die Aktion stattfand, war Half.com mit einem Schlag weltweit bekannt. Allerdings war dies nicht die erste Aktion dieser Art. Bereits 1950 änderte der Ort Hot Springs in New Mexico seinen Namen nach dem Titel einer Radiosendung in „Truth or consequences“ und 1993 wurde der Flecken Ismay in Montana in „Joe Montana“ nach dem Namen eines Sportlers benannt. Außerdem erscheinen diese Namen auf keiner offiziellen Landkarte, sie können nur zu Marketingzwecken der Orte verwendet werden. Die Hoffnungen der Bewohner von Halfway haben sich nicht erfüllt. Zwar erhielt die Schule die versprochenen Computer und die Gemeindekasse eine Finanzspritze. Es wurden jedoch nur eine Handvoll Arbeitsplätze geschaffen und der erhoffte Touristenstrom blieb völlig aus. Der Sheriff des Ortes, der inzwischen nebenberuflich als Webmaster für Half.com arbeitet, ist trotzdem zufrieden, meint aber: „Man braucht nicht anzunehmen, daß man vom Web gerettet wird.“

Beitragsbils: Screenshot des Ortes bei Google Maps

Patrick Gruban

Deutscher Unternehmer.

Für Patrick Gruban war die Technik nie Selbstzweck. Bereits im Alter von elf Jahren hat er mit Basic-Programmierung begonnen, seine ersten Programme, die er an seine Mitschüler verkaufte, dienten zum Beispiel der Adreßverwaltung. Auch das Internet sieht er eher als kulturelle, denn als technische Revolution an, die der Kommunikation zwischen den Menschen neue Möglichkeiten gibt. Das wird auch an der von ihm 1996 mitbegründeten Firma Cassiopeia deutlich, die ein eigenes Chatsystem vermarktet, also Software entwickelt, die es ermöglicht, daß sich mehrere Personen online miteinander in Echtzeit „unterhalten“. Patrick Gruban wurde am 9. März 1975 in München geboren. Als Kind bevorzugte er zunächst Spiele, denen er sich allein widmen konnte, wie die Beschäftigung mit Lego oder Playmobil. Später entdeckte er jedoch sein kommunikatives Talent und begann unter anderem Beiträge für eine Regionalzeitung und die Schülerzeitung zu schreiben. Außerdem fotografierte er und engagierte sich als Beleuchter in der Theatergruppe der Schule. Nach seinem Zivildienst, während dem er nebenbei für verschiedene Techno-Magazine arbeitete, wollte er eigentlich Kommunikationswissenschaften studieren, scheiterte jedoch knapp am Numerus Clausus von 1,9. Er absolvierte ein Traineeprogramm bei einer Werbeagentur und machte parallel dazu an einer Abendschule eine Ausbildung zum Kommunikationswirt, die er 1998 abschloß. Im August 1996 gründete er mit drei Partnern „Cassiopeia“, dessen Chatsystem inzwischen bei namhaften Unternehmen wie dem Fernsehsender ProSieben oder der Firma Becks Bier eingesetzt wird. Dort werden virtuelle Clubs (Gruban), die sogenannten „Communities“, aufgebaut, welche die Kunden noch stärker an das jeweilige Unternehmen binden sollen. Das System eignet sich jedoch nicht nur um Kunden zu gewinnen und mehr Produkte zu verkaufen. Die Firma Siemens verwendet den Cassiopeia Chat im firmeneigenen Netz, wo es zum Beispiel die Kommunikation der Mitarbeiter aus verschiedenen Niederlassungen dieses global tätigen Unternehmens erleichtert. Neben seiner Tätigkeit für Cassiopeia widmet sich Patrick Gruban vielen anderen Aktivitäten. So ist er Mitinitiator der Münchner Online Stammtisches, aus dem der „Förderkreis Internetwirtschaft München“ hervorging.,und er wurde vom Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in den Internetbeirat der Landesregierung berufen. Auch die bildende Kunst kommt nicht zu kurz: Patrick Gruban engagiert sich zum Beispiel im Kunstprojekt „Der Laden“, das „Junge Kunst und Neue Medien“ präsentiert. Das Projekt machte im Oktober 2000 erstmals von sich reden, als unter dem Motto „Einsperren Aussperren Aufsperren“ eine Aktion durchgeführt wurde, während der neun Künstler für einige Tage in den Räumen der Galerie „eingesperrt“ wurden. Vom Publikum nur durch die Schaufenster der Räume und über das Internet zu beobachten, entwickelten sie Projekte, die zum Abschluß der Aktion bei einem „Party-Event“ präsentiert wurden.