Bob Rankin

Amerikanischer Informatiker, Mitherausgeber des Internet Tourbus.

„Warum Surfen, wenn Du den Bus nehmen kannst?“ Das ist das Motto der Herausgeber des Newsletter „The Internet Tourbus“ Bob Rankin und Patrick Crispen. Der E-Mail-Newsletter, eine Idee Rankins, erscheint seit 1995 zweimal wöchentlich und beschreibt das Internet in einer verständlichen Sprache. Der am 17. März 1962 in New Castle, Pennsylvania geborene Bob Rankin machte seine erste Bekanntschaft mit der Computertechnik mit einem programmierbaren Taschenrechner, dem er das „Bellen, Sitzen und Kniffelspielen“ beibrachte. Eine Verbindung der High-School, die er besuchte, mit einem Universitätsrechner tat ihr übriges, um ihn für diese Technologie zu begeistern. Nach einem Informatikstudium begann er bei IBM zu arbeiten. Dort lernte er das Internet kennen, als er 1993 über das Netz mit Hilfe eines Konferenzsystems mit Mitarbeitern der Firma in aller Welt kommunizierte. Von nun an ließ ihn das Internet nicht mehr los, und 1994 veröffentlichte er sein Buch „Accessing The Internet By E-Mail“. Darin beschreibt er, wie es möglich ist, nur mit Hilfe der elektronischen Post gezielten Zugriff auf verschiedene Dienste des Internet, darunter FTP oder das World Wide Web, zu erlangen. Da er das Buch kostenlos im Internet zur Verfügung stellte, fand es, in über 30 Sprachen übersetzt, eine enorme Verbreitung. Im Jahr 1995 startete er gemeinsam mit Patrick Crispen, der bereits Erfahrungen bei der Herausgabe eines Newsletters mit etwa 80.000 Lesern gemacht hatte, den „Internet Tourbus“ der, damals noch ein Novum, mit Werbung angereichert war. Zunächst wurde das Projekt nebenberuflich durchgeführt. Doch 1997 gab Bob Rankin seine Arbeit bei IBM auf und ist seitdem Unternehmer und Autor. Neben der Arbeit für den „Internet-Tourbus“ schreibt Dr. Bob, wie Rankin auch genannt wird, Bücher und gestaltet Web-Seiten. Als Hobby gibt er an, mit einem kleinen Plastikbus zu spielen der ein „cooles Geräusch“ macht, wenn er ihn über den Schreibtisch schiebt.

NSFNET

Rückgrat des Internet in den USA.

An dem Computernetzwerk der ARPA konnten sich nur Institutionen beteiligen, die auch an Forschungsaufträgen dieser Agentur arbeiteten. Ende der 70-er Jahre gab es in den USA bereits 120 Fakultäten des Fachbereichs Informatik, doch nur 15 der damaligen 61 Rechner des Arpanet befanden sich an Universitäten. Von der Universität Wisconsin ging die Initiative aus, ein kostengünstiges Netzwerk mit einer einfachen Struktur zu errichten, um auch die Ressourcen der nicht an das Arpanet angeschlossenen Rechner gemeinsam nutzen zu können und die Kommunikation zwischen den Instituten zu verbessern. So kam es 1981 zur Gründung des „Computer Science Research Network“, CSNET, das neben einem E-Mail Service auch die Nutzung des Telenet, dem ersten kommerziellen Netzwerk, das 1974 vom Unternehmen BBN aus der Taufe gehoben wurde, bot. Außerdem gab es eine Verbindung zum Arpanet. Das von der „National Science Foundation“, NSF, einer 1950 gegründeten Organisation zur Förderung von Forschung und Lehre in den Naturwissenschaften, finanzierte Projekt war ein voller Erfolg. Von der NSF wurde daraufhinbeschlossen, auch ein Netzwerk zu etablieren. Das 1986 errichtete Hochgeschwindigkeitsnetz NSFNET verband die sechs Supercomputerzentren der USA miteinander. Außerdem erhielten die lokalen Netzwerke der USA die Möglichkeit, sich an dieses Netz anzuschließen, wodurch die Verbindung der Netze untereinander möglich wurde und das NSFNET zum „Backbone“, dem Rückgrat, des Internet in den USA wurde.

Beitragsbild: Logo des NSFNET Linzenz

Jon Postel

Amerikanischer Ingenieur
(06.09. 1943 – 16.10. 1998)

Dr. Jonathan B. (Jon) Postel, einer der Väter des Internet, war Zeit seines Lebens außerhalb der Netzgemeinde eher unbekannt, sogar die Wachmannschaften des Weißen Hauses wollten den Mann mit Pferdeschwanz und Sandalen nicht hereinlassen, als er einer Einladung Präsident Clintons zu einem Dinner folgte. Jon Postel war als Direktor der IANA, einer Organisation zur Koordination der Entwicklung des Internet, für die Verwaltung der IP-Adressen, der Kennungen der an das Internet angeschlossenen Rechner, verantwortlich und Herausgeber der RFC`s, der Dokumente, mit den technischen Spezifikationen des Internet, weshalb er auch als „Godfather“ des Internet bezeichnet wurde. Der 1943 geborene Postel hatte, wie Vinton Cerf, die Van Nuy High School im San Fernando Valley nördlich von Los Angeles besucht. An der Universität von Los Angeles, wo er Cerf wieder traf, machte er 1966 und 1968 Abschlüsse als Ingenieur. Als graduierter Student kam er an der neugegründeten Fakultät für Informatik zur der Gruppe, die unter Leonard Kleinrock an Entwicklungen für das ARPANET arbeitete. Nach seiner Promotion 1974 blieb er an der Universität und leitete dort seit 1977 die Abteilung für Netzwerke am Institut für Informatik. Wegen seines exzentrischen Aussehens, er trug stets Sandalen, hatte lange Haare und einen wallenden Bart, galt er dort bald als „Hauseigener Hippie-Patriarch“ (Cerf). Die Herausgabe und Verteilung der RFC`s (Request for Comments) hatte er übernommen, nachdem Steve Crocker das erste dieser Dokumente geschrieben hatte und ein Freiwilliger für deren Betreuung gesucht wurde. Außerdem war Postel maßgeblich an der Entwicklung des DNS, des Namensystems der Rechner im Internet, beteiligt. Auch deren Verwaltung hatte er freiwillig übernommen. Er war Mitbegründer des „Internet Architecture Board“ und 1992 das erste Einzelmitglied der „Internet Society“, ISOC, einer regierungsunabhängigen Organisation zum Ausbau und zur Koordinierung der Vernetzung. Postel, eine Autorität in seinem Bereich, war wegen seiner ruhigen und besonnen Art bei Untergebenen und Kollegen gleichermaßen geschätzt. Diese Autorität kam ihm zugute, als er im Januar 1998 die Betreiber der zwölf Root Server via E-Mail bat, die Adresse des A-Root Servers (des Rechners, der die Verweise auf die Datenbanken der Top Level Domains enthält) zu ändern und auf seinen Rechner zu verweisen, was tatsächlich geschah. Die Aktion fand im Zusammenhang mit der Diskussion um die Neuorganisierung des Namens-Systems statt, für die sich auch Postel einsetzte. Jon Postel, der Naturfreund und leidenschaftliche Wanderer, hatte bereits 1991 eine Herzoperation überstanden, als er 1998 nach einer erneuten Operation starb. Er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Vinton Cerf verfaßte einen Nachruf auf Postel in Form eines RFC und rief den „Jonathan B. Postel Service Avard“ ins Leben, der 1999 posthum an Jon Postel verliehen wurde. Zur Trauerfeier in der Universität von Los Angeles brachte Jons Bruder Mort 250 Papierflugzeuge mit, die von den Trauergästen gleichzeitig mit dem Ausruf „In Gedenken an Jon Postel“ in die Luft geworfen wurden.

Jean Armour Polly

Amerikanische Bibliothekarin und Autorin, prägte den Begriff „Surfing the Internet“.

Die Geschichte, wonach der von Jean Armour Polly geprägte Begriff „Surfing the Interent“ durch die Abbildung eines Surfers auf ihrem Mouse Pad angeregt wurde, gehört wahrscheinlich in das Reich der Legenden, denn das Netz wurde damals noch durch textbasierte Anwendungen bestimmt. Jean Armour Polly hatte im Juni 1992 einen Artikel über die Nutzung des Internet geschrieben und den Ausdruck „Surfing the Interent“ als Überschrift gewählt, da das Wort „Surfen“ am treffendsten die Fähigkeiten beschrieb, die damals für eine erfolgreiche Recherche im Internet notwendig waren. Das Netz erschien wie ein unbekannter Ozean, zu dessen Erforschung eine Menge Sachkenntnis, aber auch Geschicklichkeit und Ausdauer notwendig waren. Doch auch Spaß und Abenteuer kamen dabei nicht zu kurz. Der Ausdruck verbreitete sich rasch und wurde bald zum Allgemeingut. Nur die Gemeinde der „echten“ Surfer fühlte sich durch die Gleichsetzung ihres Sports mit einer vergleichsweise stupiden Tätigkeit auf den Schlips getreten, und es soll sogar zur Gründung einer Newsgruppe im Internet gekommen sein, in der man Polly die Krätze an den Hals wünschte. Jean Armour Polly wurde am 12. Oktober 1952 in Syracuse, New York, geboren. Schon in der High School entdeckte sie ihr Talent zum Schreiben, sie verfaßte zum Beispiel das High-School-Jahrbuch und das dazugehörige Literaturmagazin. Auf dem College gewann sie 1974 den „Whiffen Poetry Prize“. Dort wurde auch ihr Interesse an der Datenverarbeitung geweckt, als sie freiwillig Kurse für die Programmiersprachen „Basic“ und „Fortran“ besuchte. Den Computer nutzte sie auch während ihrer Ausbildung an der Universität von Syracuse, dort studierte sie mittelalterliche Geschichte und Bibliothekswesen. Dabei beschäftigte sie sich mit dem Computer als Mittel zur Informationsbeschaffung. Nach Beendigung des Studiums im Jahre 1975 wollte sie sich eigentlich mit antiquarischen Büchern und alten Handschriften beschäftigen, doch sie landete schließlich in der Bücherei von Liverpool, New York. Dort richtete sie 1981 einen der ersten öffentlichen Computerarbeitsplätze in einer amerikanischen Bibliothek ein, gab Computerunterricht und etablierte ein Bulletin Board System. Ihren eigenen Internet-Zugang erhielt sie 1991, und ein Jahr später folgte der entsprechende Anschluß an ihrem Arbeitsplatz. Im selben Jahr begann sie, bei einem lokalen Internet Service Provider zu arbeiten, wo sie sich unter anderem mit der Einführung von Journalisten in diese Thematik beschäftigte, was ihr den Spitznamen „Internet Mom“ einbrachte. Polly war am Projekt „Gain“ (Global Access Information Network), einer Studie über die Möglichkeiten der effektiven Nutzung des Internet zur Recherche beteiligt, und sie war die zweite Frau, die Mitglied der „Interent Society“, ISOC, wurde, einer Organisation, die sich unter anderem mit der Koordination von für das Internet entwickelten Technologien beschäftigt. 1995 machte Jean Armour Polly sich als „Net Mom“ selbständig. Sie schrieb das Buch „The Internet Kids and Family Yellow Pages“ einen familienfreundlichen Führer durch das World Wide Web, der mittlerweile in der sechsten Auflage erschienen ist. Auch ist sie als Beraterin tätig. „Net Mom Approved“ ist in den USA inzwischen als Qualitätssiegel für Internetseiten bekannt. Jean Armour Polly ist verheiratet und hat einen Sohn. Ihr Haus, in dem neben der Familie auch eine große Anzahl Katzen ein Heim gefunden hat, ist natürlich mit einem Netzwerk ausgestattet.

Beitragsbild: Von Elon University’s Imagining the Internet Center at the Internet Society’s Internet Hall of Fame Induction 2019 in San José, Costa Rica. – CC-BY 4.0,

Politik digital

Plattform zur politischen Diskussion im Internet.

„…die Gleichberechtigung von Mann und Frau, ihre Unabhängigkeit in der partnerschaftlichen Lebensgestaltung zu sichern und in der Umweltmedizin. Wir wollen, daß Verwaltungen bürgernah und transparent arbeiten. Gemeindegebietsreformen sollen mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern in Ehrenamt und Freiwilligendiensten stärker anerkennen und fördern…“ Was auf den ersten Blick wie die Aussage eines beliebigen Politikers wirkt, ist tatsächlich eine Komposition des „Phrasendreschers“, eines Programms der Internetseite „Politik digital“, das aus den Verlautbarungen der Parteien neue Aussagen zusammenstellt. „Politik digital“ beschäftigt sich mit der „Digitalisierung und Vernetzung der Politik“. Dabei werden Berichte und Analysen zu aktuellen Themen geboten, und die Besucher der Seite werden zur Mitwirkung aufgefordert, indem sie zum Beispiel mit Politikern chatten können. Die online-Aktion „Vote Against Spam“, die 1999 gemeinsam mit einem Computermagazin durchgeführt wurde, reichte beim Europäischen Parlament eine Petition gegen die Legalisierung unerwünschter Werbe-Mail (Spam-Mail) ein. „Politik digital“ wurde 1998 von Peer-Arne Böttcher, Lars Hinrichs und Philipp Stradtmann als Nachfolger von „Wahlkampf98“ gegründet. „Wahlkampf98“ war ein Internetprojekt, das Böttcher und Hinrichs mit Unterstützung eines Hamburger Nachrichtenmagazins zur damaligen Bundestagswahl durchgeführt hatten. Der 1976 in Berlin geborene Peer-Arne Böttcher wuchs in Hamburg auf, wo er die Waldorfschule in Hamburg-Farmsen besuchte. Er hatte sich bereits in der Schule journalistisch betätigt, schrieb für die Schülerzeitung und veröffentlichte ein Buch. Nach seinem Abitur leistete er seinen Grundwehrdienst als Redakteur im Bundesverteidigungsministerium. Dort lernte er den gleichaltrigen Lars Hinrichs kennen. Hinrichs, der bereits im Alter von 14 Jahren beim Chaos Computer Club Erfahrtungen mit dem Internet gemacht hatte, arbeitete am Internetauftritt der Bundeswehr. Die zwei entwickelten die Idee einer Informationsseite zur Bundestagswahl, woraus „Wahlkampf98“ entstand, das später als „Politik digital“ gemeinsam mit dem zwei Jahre älteren Journalisten Philipp Stradtmann ausgebaut wurde. Böttcher und Hinrichs haben außerdem die PR-Agentur „Böttcher Hinrichs AG“ als „Netzwerk von Visionären“ gegründet. Ein aufsehenerregendes Projekt, das die Firma mit drei weiteren deutschen Internetunternehmen in den USA ins Leben gerufen hat, ist die virtuelle Präsidentschaftskandidatin Jackie Strike, die sogar vom amerikanischen Fernsehsender CNN interviewt wurde. Anhand eines Avatars (ein Avatar ist eine animierte Kunstfigur im Internet) demonstrieren die beteiligten Unternehmen recht erfolgreich die Einsatzmöglichkeiten ihrer Technologien.

Beitragsbild: Jackie Strike, die virtuelle US-Präsidentschaftskandidatin von Politik digital

Henrik Pfluger

Entwickler des Programmes „Buddyphone“ zur Internet-Telephonie.

Schon im Alter von acht Jahren sah sich Henrik Pfluger gezwungen, mit dem Programmieren zu beginnen: Sein Vater schenkte ihm einen „Commodore 20“ Computer ohne Spiele, so daß er sich anderweitig mit dem Gerät beschäftigen mußte. Mit zwölf Jahren schrieb er ein Programm zur Auswertung von Lungenfunktionsmaschinen und zur Verwaltung von Ultraschallbildern für die Arztpraxis seines Vaters. Zwei Kopien konnte er sogar für insgesamt 100 Mark an Kollegen seines Vaters verkaufen. Natürlich begann er nach dem Abitur ein Informatikstudium. Im Oktober 1998 schrieb der damals 22-jährige Henrik Pfluger ein kleines Chatprogramm, das die Verabredung zu Parties im Studentenwohnheim erleichtern sollte. Auf Anregung von Kommilitonen ergänzte er das Programm durch eine Sprachsoftware. Damit war „Buddyphone“, ein Programm, das es erlaubt, über das Internet von Computer zu Computer zu telefonieren, geboren. Henrik Pfluger stellte das Programm auf seiner Web-Seite auf dem Server der Uni Mannheim, an der er studierte, zum Herunterladen bereit. Es fand eine derartige Resonanz, daß der Server der Universität unter dem Ansturm der Interessenten zusammenbrach, ein Umstand, der fast dazu geführt hätte, daß Pfluger von der Uni verwiesen worden wäre. Inzwischen hat er sein Studium unterbrochen, um in Hamburg die „Buddyphone GmbH“ aufzubauen. Startkapital erhielt er vom Hamburger Unternehmer Nikolai Manek, der von Pflugers Idee begeistert war und „Buddyphone“ einen großen Erfolg prophezeit. Tatsächlich ist das Telefonieren im Internet von Computer zu Computer ein großes Plus: Es fallen keine Telefonkosten an, sondern es müssen nur die Online-Gebühren bezahlt werden. Der Vorteil von Pflugers Software gegenüber anderen Programmen ist die leichte Bedienbarkeit und der ressourcenschonende Betrieb, der es ermöglicht, neben dem Telefonieren auch noch im World Wide Web zu surfen.

Oracle

Amerikanische Softwarefirma.

Der amerikanische Softwarehersteller Oracle ist nach Microsoft die zweitgrößte Softwarefirma der Welt. Mit gut 40 Prozent Marktanteil bei Datenbanken war die Firma im Jahr 2000 Marktführer in dieser Technologie, ohne die der gesamte Bereich des E-commerce undenkbar ist. Allerdings beruht auch hier, ähnlich wie bei Microsoft, der Erfolg nicht unbedingt auf genialen Ideen der Gründer, sondern auf der Übernahme einer fremden Entwicklung. Oracle wurde 1977 von Larry Ellison, Bob Miner und Ed Oates als „Software Development Laboratories“ – SDL – gegründet. Die Gründer hatten sich zuvor bei einer Firma namens Ampex kennengelernt, wo Ellison und Miner an einem System zur Datensicherung mittels Videobändern arbeiteten. Bei diesem vom amerikanischen Geheimdienst CIA in Auftrag gegebenen Projekt, das übrigens den Codenamen „Oracle“ trug, sollte die damals unvorstellbare Datenmenge von einem Terabit untergebracht und zugänglich gemacht werden. Nachdem das Projekt gescheitert war, arbeitete Ellison bei der Firma „Precision Instruments Company“, die ein mechanisches System zum Verwalten von speziellen Folien, auf denen Schriftstücke gespeichert waren, entwickelt hatte. Das Unternehmen holte Angebote für die Erstellung der Software zur Steuerung der Apparatur ein und Ellison erkannte seine Chance: Gemeinsam mit seinen zwei Kollegen von Ampex machte er ein günstiges Angebot und erhielt den Zuschlag. Im Juni 1977 zog SDL in ein Büro direkt neben ihrem Auftraggeber. Dort bekam der erste Angestellte, Bruce Scott, schon bald einen Eindruck von Ellisons Charakter: Als Scott fragte, wie er den SDL-Rechner mit dem Computer von Precision verbinden solle, schlug Ellison kurzerhand mit einem schweren Hammer ein Loch in die Wand zum Nachbarbüro. Die Softwareentwicklung gelang zwar, aber das Projekt scheiterte an mechanischen Unzulänglichkeiten des von Precision entwickelten Apparates. Noch während ihrer Arbeit an dem Projekt machten sich die Gründer Gedanken über die Zukunft ihres Unternehmens. Ed Oates hatte Veröffentlichungen von IBM über die Entwicklung des „System R“, einer relationalen Datenbank und der dazugehörigen Abfragesprache SQL gelesen. Auf seinen Vorschlag hin wurde eine solche Datenbank zum künftigen Produkt der Firma erkoren und gemeinsam mit Bob Miner das System nachgebaut. Die erste Version der Datenbank, die wenig später nach ihrem ersten gemeinsamen Projekt „Oracle“ genannt wurde, war allerdings nicht viel mehr als Spielzeug, was Larry Ellison nicht daran hinderte, diese mit der vollmundigen Versprechung, sie würde auf allen Betriebssystemen arbeiten, anzupreisen. Die ersten Kunden waren der CIA und die amerikanische Marine, die zwei Datenbanken benötigte. Miner mußte nun mit dem Problem fertig werden, zwei Kunden zu bedienen und dabei drei unterschiedliche Betriebssysteme zu berücksichtigen. Lange Zeit bereiteten die unterschiedlichen Betriebssysteme der Datenbank erhebliche Probleme. Es wird berichtet, daß Ellison auf die Frage, ob Kunden ihr Geld zurückverlangt hätten, geantwortet haben soll: „Das nicht, sie haben gesagt: ‚Wir wollen unsere Daten zurück.‘ „ Das Unternehmen hatte jedoch Erfolg, bereits 1982 betrug der Gewinn über zwei Millionen Dollar und als Oracle, wie die Firma inzwischen hieß, nachdem sie zwischenzeitlich als „Relational Technologies“ firmierte, 1986 an die Börse ging, wurde es von Ellison als das am schnellsten wachsende Softwareunternehmen der Welt bezeichnet. Die großspurige Art Ellisons führte 1990 auch zu einer Anklage gegen Oracle wegen „Höchst unzulänglicher Buchhaltung.“ Ellison hatte stets wachsende Umsätze verkündet und diese auch von seiner Firma verlangt. Wenn dies nicht gelang, wurde in der Buchhaltung ein wenig nachgeholfen, bis dieses System zusammenbrach. Aber auch dubiose Geschäftspraktiken brachten die Firma ins Gerede. Trotzdem hat Oracle mit seinem Datenbanksystem einen Standard gesetzt, der von fast allen Hardwareherstellern unterstützt wird. Neben der Datenbanktechnologie, die Industrieunternehmen ebenso einsetzen wie Firmen des E-commerce will Oracle nun auch in den Markt der Web-Server eindringen. Wo bislang individuell zusammengestellte Systeme vorherrschen, bietet Oracle nun eine standardisierte Lösung an. Auch wird von Oracle inzwischen ERP-Software verkauft, bei der SAP bislang führend ist. (ERP ist ein Begriff aus der Betriebswirtschaft und bezieht sich auf innerbetriebliche Abläufe und Planungen) Allerdings soll die „E-Business Suite“ voller Fehler sein, es ist davon die Rede, daß schon fast 5000 sogenannte Patches zur Korrektur notwendig waren. Auch soll Oracle die Software verschenken, um Referenzen zu bekommen. Die Schnelligkeit seiner Datenbanken versucht Ellison immer wieder dadurch unter Beweis zu stellen, daß er demjenigen, der ein schnelleres Produkt anbietet, eine Million Dollar zu zahlen bereit ist. Als Microsoft, Ellisons Erzfeind, im Herbst 2000 diesen Beweis erbrachte, konterte er mit den Worten „Wer eine Firma hat, die nur TPC-Benchmarks (Den Schnelligkeits-Test) fahren muß, soll unbedingt bei Microsoft kaufen. Wer mit seinen Daten ein Geschäft betreibt, kommt besser zu uns.“ Auch im Firmensitz spiegelt sich Larry Ellisons Art wider: Die Zentrale von Oracle besteht aus sechs riesigen Bürotürmen, die in ihrer obersten Etage jeweils ein Spezialitätenrestaurant beherbergen und kein Mitarbeiter muß weiter als 30 Meter gehen, um eine Espressomaschine zu erreichen.

Sean Oliver

Seine Geburt war im Internet zu sehen.

Am 16. Juni 1998 brachte die 40-jährige Elizabeth Ann Oliver in einer Klinik in Orlando, Florida, um 10.40 Uhr einen gesunden Jungen zur Welt. Sie nannte ihn Sean. Die Umstände der Geburt waren recht ungewöhnlich: Neben dem Krankenhauspersonal, dem Vater des Kindes und seinen drei Geschwistern, war außerdem ein Kameramann bei dem Ereignis dabei. Der Kameramann war notwendig, da die Geburt live im Fernsehen und im Internet übertragen wurde. Organisiert hatte das Spektakel das „American Health Network“, ein Fernsehsender, der sich mit Themen rund um die Gesundheit befaßt und der auch im Internet ein entsprechendes Angebot unterhält. Die Mutter hatte sich dazu bereit erklärt, da sie es wichtig fand, anderen Frauen die Angst vor dem Gebären zu nehmen. Kritikern, die meinten, ein so intimes Erlebnis gehöre nicht in die Öffentlichkeit, wurde beschieden, die Medien seien voll von Berichten über Leid und Tod (selbst der Todessprung eines Selbstmörders von einem Hochhaus ist in den USA bereits live übertragen worden), da sei es an der Zeit, auch einmal mit einem freudigen Ereignis an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Geburt selbst verlief ohne Komplikationen, während die Web-Seite mit dem Live-Video unter den Zugriffen des Publikums zusammenbrach. Sie war nur für maximal 3000 gleichzeitige Besucher ausgelegt, tatsächlich wollten jedoch weit mehr Personen die Seite aufrufen. Letztendlich wurden über 100.000 Zugriffe verzeichnet. Ausschnitte des Videos können immer noch auf der Seite des „American Health Network“ aufgerufen werden. Dort findet sich eine ganze Sammlung derartiger Berichte, die von einer Operation am offenen Herzen bis zum Austausch eines Hüftgelenks reicht. Den Eltern des kleinen Sean hat die Aktion leider kein Glück gebracht. Sie wurden nämlich wegen Scheckbetruges gesucht und durch die Fernsehübertragung von den Behörden entdeckt, obwohl sie ihren Nachnamen nicht veröffentlicht hatten. Kurze Zeit später stellte sich Elizabeth Oliver den Behörden. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt kam sie mit einer Geldstrafe davon. Übrigens soll Seans Geburt nicht die erste gewesen sein, die im Internet übertragen wurde: Eine Mutter aus Colorado beansprucht für sich, bereits im Februar 1998 in einer Art „Video Chat Room“ die Geburt ihres Kindes gezeigt zu haben, wobei hauptsächlich Freunde und Bekannte die Zuschauer waren. Auch Eugene Kaspureff behauptet, er habe die Geburt eines seiner Kinder mit einer Web-Cam übertragen.

Beitragsbild: Webseite des American Health Network 1998

Jarkko Oikarinen

Finnischer Softwarespezialist, entwickelte IRC.

Natürlich haben die Menschen auch in Zeiten des Internet das Bedürfnis, ein wenig miteinander zu plaudern und ihre Gedanken über dies und jenes auszutauschen. Eine beliebte Möglichkeit dazu ist der „Internet Relay Chat“, IRC, ein System, das es erlaubt, sich mit beliebig vielen Personen online zu unterhalten. Dabei werden die Nachrichten von den Computern der Nutzer ins Netz übertragen und erscheinen bei allen Teilnehmern auf dem Monitor. Zur besseren Übersichtlichkeit ist der IRC in Gesprächsgruppen, die sogenannten Channels, aufgeteilt, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen. Die Veranstaltungen sind weitgehend anonym, denn die Nutzer treten unter Verwendung von Spitznamen auf. Allerdings hat es sich eingebürgert „Relay Parties“ zu veranstalten, auf denen sich die Benutzer in der realen Welt kennenlernen können. Der Internet Relay Chat ist eine Schöpfung des am 16. August 1967 in Kuusamo, Finnland, geborenen Jarkko Oikarinen. Als Student an der Universität Oulu arbeitete er im Sommer 1988 als Systemadminstrator. Neben dieser Tätigkeit hatte er Zeit, sich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen. Er begann ein Programm zu entwickeln, welches das Universitätseigene Bulletin Board System, die „OuluBox“, verbessern sollte. Als Vorbild diente ihm das Chat-System des amerikanischen Bitnet. Ende August war die Entwicklung beendet, und als das System mehr als zehn Nutzer hatte, konnte Oikarinen es organisieren, auch an andern Universitäten innerhalb Finnlands entsprechende Server einzurichten. Über einen Zugang zum Rechner des MIT knüpfte er Kontakte zu Interessenten an seinem Programm in den USA, von wo aus sich der IRC schließlich weltweit verbreitete. Jarkko Oikarinen schloß sein Studium 1999 mit einer Dissertation zum Problem der dreidimensionalen Darstellung in der Medizintechnik ab. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als größte Plage im Internet sieht er die unerwünschte Zusendung von Werbe-E-Mail, er selbst hat sich schon in mehreren Sammlungen mit entsprechenden Adressen gefunden und sah sich häufig gezwungen, seine E-Mail Adresse zu ändern.

Nortel Networks

Kanadisches Technologie-Unternehmen.

Ohne eines „der größten unbekannten Unternehmen der Welt“, wie das „Manager Magazin“ Nortel Networks nannte, ist die moderne Internet-Technologie kaum vorstellbar. Die Firma liefert die Bauteile, welche digitale Signale in Licht umwandelt und ermöglicht somit die Verwendung von Glasfaserkabeln, die den Verkehr im Internet ungemein beschleunigen. 75 % des Internetverkehrs in den USA und 50 % des europäischen Verkehrs laufen über die Technologie von Nortel. Schon 1996 ermöglichte das Unternehmen die Übertragung von zehn Gegabit pro Sekunde, und die Signale können heute ohne Verstärker über Entfernungen von bis zu 4000 Kilometern geschickt werden. Die Ursprünge der Firma gehen auf das Jahr 1881 zurück. Damals gründete der englische Kapitän Charles Fleetford Sise die „Bell Telephone Company of Canada“. Als der kanadische Lieferant der technischen Ausrüstungen für Bell starb, sah sich Sise, wegen Besonderheiten des kanadischen Patenrechts gezwungen, eine eigene Produktion auf die Beine zu stellen. So entstand 1885 die „Northern Electric and Manufacturing Company“. Die Firma baute bis in die sechziger Jahre Telefone, Fernsehgeräte und Notrufsäulen. Das Unternehmen stellte Kanadas erstes Grammophon (1900) und Kanadas erste Vakuumröhre (1922) her. Nach der Zerschlagung der „American Telephone & Telegraf“ (Ma Bell) im Jahre 1984 konnte Nortel, das inzwischen „Nortel Networks“ hieß, beginnen zu expandieren. Vom wachsenden Internet profitierte auch Nortel. In den 90-er Jahren wurde das Geschäft auf den gesamten Kommunikationsmarkt ausgeweitet, der Aufkauf diverser Unternehmen aus diesem Bereich tat ein übriges, um Nortels Position auszubauen. Inzwischen (Anfang 2001) ist das Unternehmen weltweit vertreten und hat über 94000 Mitarbeiter.

Beitragsbild: Firmenzentrale von GTD Aquitaine – Eigenes Werk, Gemeinfrei,