Bill Joy

Amerikanischer Elektroingenieur, Mitbegründer der Firma SUN.

„Eine Bombe kann man nur einmal zünden, ein Virus, eine Nanomaschine oder ein Roboter können sich zukünftig immer wieder neu erschaffen“, so warnte Bill Joy im Jahr 2000 vor den möglichen Auswirkungen zukünftiger Technologien. In einem Artikel, der im amerikanischen Magazin Wired unter dem Titel „Warum die Zukunft uns nicht braucht“ erschien, malte er ein düsteres Bild der Gentechnik, Nanotechnologie und Robotik und forderte die Selbstbeschränkung der Wissenschaft. Es sei „keine gute Idee, jedem den Zugang zu den Bauplänen der Atombombe zu geben.“ Seine Thesen sorgten, insbesondere im Feuilleton, wo sie wohlwollend aufgenommen wurden, für viel Aufsehen. Kritiker werfen ihm jedoch eine zu simple Weltsicht vor, die vom Science Fiction beeinflußt die Zukunft lediglich als Fortschreibung der Gegenwart beschreibt. Allerdings hat Joy die heutige Zeit maßgeblich mitgestaltet. Der 1954 in Detroit geborene Elektroingenieur war als Student in Berkeley der Chefentwickler des Betriebssystems „Berkeley UNIX“ (BSD), das zum Standard-Betriebssystem in Ausbildung und Forschung wurde. Da es außerdem die perfekte Unterstützung der Netzwerkprotokolle bot, wurde es zur Grundlage des Internet. Nach seinem Studium an den Universitäten von Michigan und Berkeley gehörte er 1982 zum Gründungsteam der Firma SUN. Dort wurde das von ihm entwickelte Betriebssystem als „SUN OS“ eingesetzt. Joy ist bei SUN als Chefwissenschaftler unter anderem maßgeblich an der Entwicklung der Architektur der Microprozessoren der Firma sowie an der Spezifikation der Programmiersprache Java beteiligt. Auch an „Jini“, einer Technologie, welche die Kommunikation zwischen diversen Elektrogeräten und deren Vernetzung ermöglicht, hat Joy, der inzwischen elf Patente hält, einen großen Anteil. 1997 wurde er zum Berater des amerikanischen Präsidenten Clinton, in Fragen der Datenkommunikation und der Informationstechnologien, ernannt. 1999 erhielt er den „Lifetime Achievement Award“ für die Entwicklung von Java.

Jobs&Adverts

Erste deutsche Arbeitsvermittlung im World Wide Web.

Während zu Zeiten der großen Internet-Euphorie in Deutschland auch die Nachahmer der einfachsten amerikanischen Geschäftsideen keine Probleme hatten, ihre Geschäfte finanzieren zu lassen, sah es 1995 ganz anders aus. Selbst so gute Ideen wie die von Dr. Roland Metzger fanden keinen Kapitalgeber. Der damals 45 Jahre alte Roland Metzger wollte eine Arbeitsvermittlung im Internet gründen. Er hatte Mathematik und Wirtschaftswissenschaften studiert und war als Berater in der Informationstechnologie tätig. Dabei hatte er auch mit der Anzeigenabwicklung und -schaltung zu tun. Metzger erkannte, daß das World Wide Web eine ideale Plattform zur Veröffentlichung von Inseraten darstellt und entwickelte sein Konzept eines virtuellen Stellenmarktes. Da er keine Kapitalgeber für sein Vorhaben fand, gründete er 1995 mit eigenem Geld die „Jobs & Adverts GmbH“ als Zwei-Mann-Betrieb. Inzwischen firmiert das Unternehmen, das 1999 an die Börse ging, als „Jobpilot.de“ und hat Tochterunternehmen in 14 europäischen Ländern. Auf den Angebots-Seiten können Stellenangebote und -gesuche studiert werden; Bewerber haben die Möglichkeit ein Profil von sich anzulegen, welches mit in Frage kommenden Stellenangeboten abgeglichen wird. Die Benachrichtigung im Anschluß einer Bewerbung erfolgt per E-Mail oder neuerdings per SMS direkt zum Mobiltelefon. Außerdem werden verschiedene andere Dienstleistungen rund um den Arbeitsmarkt angeboten. Der Versuch, im Jahr 2000 ein gedrucktes Magazin mit Stellenangeboten herauszugeben, scheiterte jedoch, da sich die etablierten Verlage auf die Füße getreten fühlten. So wurde dem Jobpiloten zum Beispiel gerichtlich untersagt, den Untertitel „Karrieremagazin“ zu verwenden, da das Wort „Karriere“ ein von einer bedeutenden Verlagsgruppe geschützter Begriff sei. „als wenn jemand den Begriff ‚Nase‘ schützen läßt und man nur noch Gesichtserker sagen darf“, wurde dar Anwalt von Jobpilot in der Presse zitiert.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite Jobpilot 2000

Steven Paul Jobs

Gründer von Apple
(1955 – 2011)

Von diesem Visionär des Computerzeitalters wird berichtet, er habe so eine Überzeugungskraft, daß seine Mitarbeiter bei Apple Computer voller Freude Gift schlucken würden, wenn er es nur von ihnen verlangte.
Steve Jobs wurde 1955 in Los Altos in Kalifornien, geboren und von seinen Eltern zur Adoption freigegeben. Im Alter von 27 Jahren erfuhr er, daß er eine Schwester hat, die amerikanische Bestsellerautorin Mona Simpson.Die Adoptiveltern von Steven zogen 1961 in das Santa Clara County, ein etwa 45 Kilometer südlich von San Francisco liegendes Obstanbaugebiet, welches später als ßßß Silicon Valley weltberühmt wurde. Schon in der Schule fiel er durch seine unkonventionelle Art auf, die Dinge zu betrachten. Nach der High School arbeitete er einige Zeit bei Hewlett Packard, um sich Geld für eine geplante Indienreise zu verdienen, von der sich Steve, der zuvor bereits von einem Guru zum Vegetarier bekehrt worden war, geistige Erleuchtung versprach. Während der Zeit bei HP lernte er Steve Wozniak kennen, dessen „Blue Box“ er unter die Leute brachte. Aus Indien zurückgekehrt gehörte er zu den ersten 50 Beschäftigten bei Atari. Er wurde mit der Entwicklung des legendären Videospiels Breakout beauftragt, sah sich aber außerstande, das Projekt allein durchzuführen. Glücklicherweise konnte er einen begeisterten Tüftler, seinen Freund Steve Wozniak überreden, ihm dabei behilflich zu sein. Wozniak entwickelte das Spiel nach Feierabend und freute sich über die 350 Dollar, die er als Anteil von Jobs erhielt. Erst später erfuhr Wozniak, daß Jobs 5000 Dollar bekommen und sich als den alleinigen Entwickler des Spiels ausgegeben hatte. 1976 gründeten die beiden Freunde Apple Computer, wobei die Idee zur Namensgebung von Jobs stammte. Durch die erfolgreiche Firma brachte Steven Jobs es bald zum Dollarmillionär. Im Alter von 29 Jahren wurde er erstmals als Jüngster in der Forbes Liste der reichsten Amerikaner aufgeführt. 1985 schied er im Streit mit John Sculley aus dem Unternehmen aus. Der ehemalige Pepsi-Manager war 1983 von Jobs mit den Worten: „Wenn Sie bei Pepsi bleiben, wird Ihr einziger Erfolg in fünf Jahren darin bestehen, noch mehr Zuckerwasser an Kinder verkauft zu haben. Wenn Sie zu Apple kommen, können Sie die Welt verändern.“ zum Eintritt in die Firma überredet worden. Jobs gründete die Firma NeXt Computer, die unter der Bezeichnung „NeXTStep“ eine objektorientierte Systemsoftware vorstellte, die es dem Benutzer erlaubte, auch ohne Programmierkenntnisse eigene Anwendungen zusammenzustellen. Außer einem Verlust von 250 Millionen Dollar brachte NeXt ihm jedoch nichts ein. Anders dagegen die Pixar Animation Studios, welche er 1986 erworben hatte. 1988 erhielt er einen Oscar für einen Experimentalfilm und die bei Pixar produzierten Filme „Toy Story“ und „A Bug`s Life“ wurden zu Kassenschlagern. 1997 kehrte Jobs zu Apple zurück und brachte die Firma, die damals nur noch einen Marktanteil von 3% hatte, durch Einführung des i-Mac wieder in Schwung, und sorgte für die Versöhnung mit dem ewigen Apple-Widersacher Bill Gates, dessen Softwaregigant ßßß Microsoft Apple durch eine finanzielle Beteiligung das Überleben erleichterte. Nachdem Jobs zunächst als Interimschef – „i-Ceo“ – für ein symbolisches Honorar von einem Dollar im Monat gearbeitet hatte, übernahm er im Januar 2000 offiziell die Führung von Apple. Für sein Engagement belohnte ihn der Verwaltungsrat mit einem Jet der Klasse „Gulfstream V“ und einer Option auf 10 Millionen Apple-Aktien.

Beitragsbild: Die Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: Steve Jobs and Macintosh computer, January 1984, by Bernard Gotfryd – edited.jpg:, Gemeinfrei

Tom Jennings

Amerikanischer Computerspezialist, entwickelte Fido Net.

Während die ersten Netze von Wissenschaftlern oder Studenten initiiert wurden, gab es zunächst kein entsprechendes Netz für Menschen, die ihren Heimcomputer privat nutzten. Tom Jennings hat mit dem „Fido Net“ ein solches Netzwerk geschaffen, die „Garagen-Version des Internet“, wie das Magazin Wired schrieb. Dieses Netz bietet die Möglichkeit, über die Telefonleitung weltweit Nachrichten auszutauschen und Dateien zu versenden. Die Nutzer stellen die Verbindung mit einem regionalen Rechner her, mit dem sie Botschaften austauschen. Die Nachrichten werden auf dem Rechner des Teilnehmers gespeichert und können dann offline gelesen werden, wodurch Telefongebühren gespart werden. Die regionale Struktur hat in den Hochzeiten des „Fido Net“ eine „monströse Hierarchie“ von Knotenpunkten hervorgebracht, was Jennings selbst als einen der größten Fehler seines Systems bezeichnet. Tom Jennings wurde 1955 in Boston, Massachusetts, geboren. Bereits als Schüler begeisterte er sich für Elektronik. 1973 bekam er einen Job als Pförtner bei „Ocean Research Equipment“. Schon bald erhielt er eine andere Position und konnte elektronische Geräte zusammenbauen, auch hatte er dort erste Kontakte mit der Computertechnik. 1976 kaufte er sich seinen ersten Rechner und war von da an begeisterter Nutzer des BBS, eines Mailboxsystems, das den Austausch von Nachrichten über die Telefonleitung ermöglichte. Nach diversen Jobs war Jennings 1982 der erste Angestellte von Phoenix Software Associates, einem Unternehmen, das heute ein weltweiter Lieferant von BIOS-Systemen für Personalcomputer ist. Danach kam er als Programmierer zu Apple Computer. Während dieser Zeit entwickelte er das Programm „Fido“ – die Bezeichnung soll auf den Namen seines damaligen Hundes zurückgehen- zum preisgünstigen Datenaustausch mit einem Freund in Baltimore. Es blieb nicht bei diesen zwei Nutzern, die Software verbreitete sich, und das „FidoNet“ entstand. Es wurde zum weltweit erfolgreichsten privaten Netzwerk mit 32.000 Teilnehmern zu Beginn der 90-er Jahre. 1986 stellte Jennings einige Regeln für das Netzwerk auf, die er selbst als „anarchistische Prinzipien“ bezeichnet. Dazu gehörten die Selbstorganisation und die Möglichkeit, unzensiert seine Meinung zu äußern. Die regionale Struktur und die Regeln des Netzes haben allerdings immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern geführt. Von 1986 bis 1990 kümmerte er sich hauptberuflich um das „FidoNet“. Später ist er durch die Gründung des Online-Providers „The Little Garden“, benannt nach einem Lokal im ßßß Silicon Valley, im Jahre 1992 bekannt geworden. Die Firma bot in San Franzisko und Umgebung günstige Internet-Zugänge an. Er verkaufte das Unternehmen 1996. Tom Jennings, der Bürgerschreck, der in keine Schublade paßt, gab außerdem das Schwulenmagazin „Homocore“ heraus und betätigt sich als Künstler. Von ihm sind Installationen wie „Story Teller“ oder „Model 17, Audible Detector“ erhältlich. Gerätschaften, wie aus der Frühzeit der Elektrotechnik, die mittels „Phosphor und Tinte“ Geschichten aufs Papier bringen oder „spukende Seelen und maschinelles Geschwafel“ aufspüren. Das World Wide Web narrte er 1994 mit der „Toilet Camera“, einer Reaktion auf die von ihm für blödsinnig gehaltenen „Web-Cams“, die Bilder von Kaffeemaschinen und ähnlichem ins Netz übertragen. Viele Surfer durchschauten den Scherz, doch einige Nutzer, wie zum Beispiel das „Time Magazin“, nahmen die Kamera auf einer privaten Toilette für bare Münze.

Beitragsbild: Von Jason Scott – BBS Documentary Photo Archive, CC BY-SA 2.5,

Naveen Jain

Amerikanischer Unternehmer indischer Herkunft.

Bereits 1995 erschien in einem amerikanischen Magazin ein Artikel, der Naveen Jain mit seinem damaligen Arbeitgeber Bill Gates verglich und zu dem Schluß kam, daß Jain geschäftstüchtiger sei als der Softwaretycoon aus Redmond. Tatsächlich behauptet Naveen Jain von sich, er könne jeden Geschäftspartner überzeugen. Für Besprechungen erstellt er sich nie ein Konzept, was ihm ermöglicht, spontan auf seine Gesprächspartner einzugehen. Seine direkte Art und sein Selbstvertrauen haben ihm den Ruf eingebracht, arrogant zu sein, wie er beklagt. Tatsächlich soll er schon Geschäfte mit Personen abgeschlossen haben, deren Ideen er im Gespräch mit ihnen beispielsweise unverblümt als dummes Zeug abgetan hat. Wohlwollende Kritiker bezeichnen seine Gesprächsführung daher zurückhaltend als „seltsam“. Auch heißt es, er wäre so ruhelos, als ob er Aufputschmittel konsumieren würde. Naveen Jain wurde 1960 als Sohn eines Ingenieurs in Indien geboren. Die Arbeit des Vaters brachte es mit sich, daß die Familie ständig umziehen mußte, ein Umstand, auf den Jain seine Rastlosigkeit zurückführt. Er studierte Ingenieurwesen und Betriebswirtschaft und ging 1982 in die USA, wo er zunächst bei verschiedenen Unternehmen arbeitete, bis er 1989 zu ßßß Microsoft kam. Dort arbeitete er an verschiedenen Projekten im Bereich der Betriebssysteme und kam später zum Microsoft Network. Unter anderem war es seine Aufgabe, die Vorstellungen der Programmierer und die Wünsche der Kunden unter einen Hut zu bringen. Doch Microsoft bot ihm auf die Dauer nicht die Möglichkeit, seinen Tatendrang auszuleben, weshalb er die Firma 1996 verließ und ein eigenes Unternehmen gründete. Unter dem Namen „InfoSpace“ begann er seine Dienste als „Content Provider“ anzubieten, das heißt, das Unternehmen bietet anderen Firmen ausgewählte Inhalte an, die dann auf den jeweiligen Web-Seiten abgerufen werden können. Als Naveen Jain die Firma gründete, hatte er noch 30 Mitbewerber in den USA, inzwischen sind ganze vier Unternehmen in diesem Bereich übrig geblieben. Das Besondere an der von InfoSpace entwickelten Technologie ist es, daß Inhalte aus unterschiedlichen Quellen problemlos zusammengeführt und auf eine Plattform oder ein Gerät übertragen werden können. So kooperiert die Firma auch mit anderen namhaften Unternehmen wie AT&T, Microsoft oder ßßß Yahoo. Für jeden belieferten Kunden zahlen die Firmen eine monatliche Lizenzgebühr an InfoSpace. Inzwischen schickt sich Naveen Jain an, den Markt der drahtlosen Kommunikation zu erobern. Was Microsoft im Bereich der PC-Betriebssysteme ist, möchte er für die Informationsgesellschaft werden. Ob Handy, PC oder TV, überall werden zukünftig Informationen abgerufen werden und Jain will sich von diesem Markt, für den er ein Potential von etwa einer Milliarde Kunden bis 2005 sieht, ein gewaltiges Stück abschneiden und so Bill Gates womöglich auch mit seinem Reichtum übertreffen.

Beitragsbild: Von Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0

IUMA

Erstes kommerzielles Musikarchiv im Internet.

Als der Informatikstudent der Universität von Santa Cruz Jeff Patterson 1993 einen Song seiner Band „The Ugly Mugs“ im Internet veröffentlichte, war die Resonanz überwältigend. So kam er auf die Idee, das Konzept auszubauen und auch anderen unabhängigen Bands die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Musik über das Netz zu verbreiten. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Rob Lord und Jon Luini sowie der Unterstützung des Computerherstellers Silicon Graphics entstand so das „Internet Underground Music Archive“, IUMA. Hier finden Musiker aller Sparten die Möglichkeit, sich selbst auf Web-Seiten zu präsentieren und Musikstücke zum Download bereitzustellen, wofür sie eine relativ geringe Gebühr bezahlen müssen. Die Gründer hielten sich anfangs durch die Gestaltung von Web-Seiten über Wasser, wobei Firmen wie Duracell oder Warner Brothers zu ihren Kunden zählten. Das Musikarchiv entwickelte sich schnell zur beliebtesten Seite im Bereich der sogenannten „Indpendent“-Szene. Ende 1999 konnte IUMA sogar beginnen, den Musikern für jedes von einem Kunden heruntergeladene Musikstück eine kleine Gebühr zu zahlen. Die Aktivitäten IUMAs reichten von dem Plan, ein eigenes Platten-Label zu gründen (was verworfen wurde) bis zur Mithilfe bei der Realisierung des ersten Musikmagazins im Internet, mit dem Michael Goldberg 1994 unter der Bezeichung „Addicted To Noise“ online ging. Inzwischen gehört IUMA zu der 1998 gegründeten Firma „EMUSIC.com“. In die Schlagzeilen geriet das Musikarchiv im Sommer 2000 durch eine der „seltsamsten Werbekampagnen der Geschichte“, wie ein amerikanisches Magazin es ausdrückte. Bei der Aktion „Name your Baby IUMA“ wurden Eltern aufgefordert, ihrem neugeborenen Kind den Namen der Firma zu geben. Als Belohnung winkten ihnen 5000 $ oder die Möglichkeit, lebenslang das gesamte Angebot von IUMA, inklusive CDs und Konzertkarten, kostenlos nutzen zu können. Es fanden sich tatsächlich Eltern, die nicht darauf verzichten wollten, ihre kleinen „Iuma Dylan-Lucas“ oder „Iuma Rose“ in einem Heim „prall gefüllt mit der besten Musik des Planeten“ aufwachsen zu lassen.

Beitragsbild: Screenshot 1996

Intershop

Softwareunternehmen aus Jena.

Ursprünglich war „Intershop“ die Bezeichnung einer staatlichen Ladenkette der DDR zur Devisenbeschaffung, in deren Geschäften gegen harte Währung Produkte aus dem Westen verkauft wurden. Die DDR gibt es schon lange nicht mehr. Aber der „Intershop“ ist wiederauferstanden. 1992 gründete ßßß Stephan Schmabach gemeinsam mit Wilfried Beeck und Karsten Schneider die Firma „NetConsult“, um Computersysteme der Firma „NeXT“ zu verkaufen und entsprechende Software zu entwickeln. Karsten Schneider hatte 1984 sein Elektrotechnikstudium in Sofia mit Auszeichnung abgeschlossen, später als Entwicklungsingenieur bei Carl Zeiss gearbeitet und nach der „Wende“ gemeinsam mit Schambach bei einer Jenaer Computerfirma gearbeitet. Der aus Schleswig Holstein stammende Beeck hatte Informatik in Kiel studiert und den Deutschland-Vertrieb der „NeXt“ Computer übernommen. Bei einem Vortrag in Jena lernte er Schambach und Schneider kennen, denen er vorschlug , die NeXT-Systeme in Ostdeutschland zu verkaufen. Als die Produktion der Rechner im Jahr 1994 eingestellt wurde, kam Stephan Schambach auf die Idee, das Internet als Vertriebsweg für Waren zu nutzen. Auf der Messe „Cebit“ lernte Schambach den damals 25 jährigen Frank Gessner kennen. Gessner, der heute Chefentwickler bei „Intershop“ ist, erstellte die Software für einen entsprechenden Online-Shop, der im August 1995 als „intershop.de“ online ging. Der Name, eine Kombination aus „Internet“ und „Shop“, erinnert an den gleichnamigen Devisenbringer und wurde zum Aushängeschild für den möglichen Wirtschaftsaufschwung im Osten Deutschlands. Zunächst verkaufte „NetConsult“ das Sortiment eines Computergroßhändlers aus München. Als die Unternehmer aus Jena ihrem Geschäftspartner anboten, ihm ebenfalls einen Online-Shop einzurichten, winkte er ab. Über ein Zeitungsinserat fanden sie schließlich einen Geldgeber, der ihnen die Erweiterung des Geschäftes ermöglichte. Schambach ging in die USA und fand dort als ersten Kunden einen „Schlipshändler“ aus San Francisco. Inzwischen gehört Intershop, wie die Firma seit 1997 heißt, zu den führenden Softwareanbietern im Bereich E-Commerce, zu deren Kunden internationale Großkonzerne wie „Bosch“, „Motorola“ oder „Shell“ gehören. Die Hauptniederlassungen befinden sich in Jena, Hamburg und San Francisco, und das Unternehmen ist in 24 Ländern präsent. Obwohl der Umsatz von „Intershop“ in den ersten Jahren um das 77-Fache gestiegen war, macht das Unternehmen bislang (Mitte 2001) noch keinen Gewinn, doch „Wir arbeiten hart daran“, wird Schambach von einem deutschen Branchenblatt zitiert.

Beitragsbild: Screenshot der Intershop-Webseite 2000

Internet-Kühlschrank

Küchengerät zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, mit Internetanschluß.

Nachdem der Toaster von ßßß John Romkey und Simon Hackett die erste Küchenmaschine war, die über das Internet gesteuert werden konnte, war es nur konsequent, ein Küchengerät zu entwickeln, das den Zugang zum Netz ermöglicht. Im Februar 1999 wurde auf der Domotechnika in Köln der „Screenfridge“ der Firma Electrolux vorgestellt. Der Kühlschrank ist mit einem Computer ausgestattet, der über einen in die Tür eingelassenen, berührungsempfindlichen Monitor gesteuert wird. Durch diesen Rechner soll aus der Küche eine „Kommunikationszentrale“ werden, so der Hersteller, und tatsächlich bietet er viele Funktionen: Ein Kochbuch stellt Rezepte zur Verfügung und gibt Tips zur richtigen Behandlung von Lebensmitteln. Eine elektronische Pinnwand bietet die Möglichkeit zum Nachrichtenaustausch mit anderen Hausbewohnern, natürlich kann man mit dem Gerät im Internet surfen und E-Mails verschicken, wobei eine eingebaute Videokamera auch die Übermittlung von Bildern erlaubt. Daneben ist es möglich das Radio- und Fernsehprogramm zu empfangen und der Monitor kann als Zentrale einer Videoüberwachungsanlage dienen. Im September 2000 wurde mit viel Brimborium der Beginn eines Praxistests dieses Kühlschranks angekündigt. 50 Haushalte in einem Vorort Kopenhagens konnten sechs Monate mit dem „Screenfridge“ verbringen. Eine besonders schnelle Verbindung sorgte für die Kommunikation mit dem Internet und es wurden spezielle kommunale Dienste, wie Fahrpläne, Angebote örtlicher Einzelhändler etc. angeboten. Auch war es möglich, Bestellungen per E-Mail aufzugeben. Über den Ausgang des Experiments ist nicht bekannt. Offenbar scheinen die Testpersonen nicht so begeistert gewesen zu sein, wie es die ursprüngliche Euphorie erwarten ließ. Die Deutsche Presseagentur zitiert eine Teilnehmerin während des Tests mit den Worten: „Naja, im Grunde ist das Ganze ja doch wohl eher ein Spaß“. Interessanter scheint da ein Projekt der Fachhochschule Fulda: Im Keller von Mehrfamilienhäusern könnten Gefriertruhen mit separaten Fächern für jeden Bewohner aufgestellt werden. Über den PC in der Wohnung könnten die Bewohner feststellen, welche Lebensmittel in der Truhe sind und Nachschub über das Internet bestellen. Ein Lieferservice würde dann die Fächer auffüllen.

Internationale Stadt Berlin

Deutsches Internetprojekt.

Im Jahr 1993 hatte eine Künstlergruppe, bestehend aus Barbara Aselmeier, Joachim Blank, Armin Haase, und Karl Heinz Jeron, das Netzkunstprojekt „Handshake“ verwirklicht. Da es zu dieser Zeit in Deutschland kaum Internetzugänge gab, wurde „Handshake“ als Installation präsentiert. Die Künstler bauten in Galerien und auf Ausstellungen ein „Internet-Café“ auf, über welches das Publikum Zugang zum eigentlichen Werk bekam. Als sich 1994 der Sponsor und Provider der Gruppe auflöste, beschlossen die Künstler, die Infrastruktur der Berliner Firma zu übernehmen und ein eigenes Internetprojekt zu starten. So gründete die Gruppe im Dezember 1994, gemeinsam mit drei weiteren Partnern, die „Internationale Stadt Berlin“. Die Gründungsmitglieder wollten einerseits selbst Inhalte im World Wide Web verbreiten, andererseits aber auch als Provider einen billigen Internetzugang und Speicherplatz anbieten. Der Grundgedanke war, der beginnenden Kommerzialisierung des Internet etwas entgegenzusetzen und ein selbstverwaltetes System zu schaffen, in dem die Nutzer Eigeninitiative entwickeln sollten. „Der Mensch steht als aktiver Beteiligter und nicht als Verbraucher im Zentrum. Neue zwischenmenschliche Beziehungen werden durch die Internationale Stadt initiiert und wirken auf den Alltag der realen Stadt“ heißt es zu Beginn des Projektes. Die Metapher der Stadt wurde gewählt, da dort die unterschiedlichsten Inhalte nebeneinander Platz finden, was auch für das Projekt geplant war und zu gegenseitiger Befruchtung führen sollte. Um die Eigeninitiative der Teilnehmer zu fördern, wurden neben einer übersichtlichen Startseite auch Werkzeuge, wie zum Beispiel ein online zu bedienender Html-Editor, zur Verfügung gestellt. Weiterhin war geplant, öffentliche Terminals aufzustellen, die den Zugang zum Internet auch für Menschen ohne eigenen Rechner ermöglichen sollte. Der Preis für den Internetzugang betrug für die damalige Zeit sensationelle 29 DM für einen ISDN-Anschluß. Finanziert wurde die Internationale Stadt hauptsächlich durch Arbeit der Gründer, die Dienstleistungen im Internet-Bereich anboten. Die Internationale Stadt Berlin scheiterte jedoch an der Passivität ihrer Teilnehmer „Als wir die Leute nicht mehr dazu aufgefordert haben, etwas zu machen, ist auch nichts mehr passiert“, wird der Geschäftsführer des Projektes Max Bareis zitiert. Hinzu kam, daß Teilnehmer, die interessante Inhalte entwickelt hatten, die Internationale Stadt häufig verließen, um einen eigenen Web-Server zu etablieren. Schließlich wurde das Projekt im Frühjahr 1998 eingestellt. Geblieben ist das „Individual Network Berlin“, ein Verein, der den günstigen Internetzugang für Vereine, Bildungseinrichtungen und Privatpersonen anbietet. Außerdem das „Radio Internationale Stadt“, ORANG, ein Archivsystem für Audiodateien, das von jedermann genutzt werden kann.

Hughes Corporation

Amerikanisches Unternehmen.

„Kinder, es fiel mir wie Schuppen von den Augen, als ich das erste Mal eine Datei mit einer Größe von 1,5 MB in weniger als einer Minute aus dem Netz lud.“ So überschwenglich beschrieb ein Mitarbeiter der Internet-Zeitschrift Wired im Jahr 1996 den satellitengestützten Internet-Dienst „DirecPC“. Das Unternehmens Hughes Electronics Corporation bot in diesem Jahr erstmals einen solchen Service für Privatnutzer an, dabei wird der Internetzugang über einen herkömmlichen Provider hergestellt. Die Daten, welche aus dem Netz abgerufen werden, kommen jedoch über einen Satelliten und werden mit einer speziellen Antenne empfangen. Schon damals bot der durchaus erschwingliche Dienst eine Übertragungsrate von 400 kBit/s, was der dreifachen ISDN-Geschwindigkeit entspricht. Die Hughes Electronics Corporation gehört zum amerikanischen Konzern General Motors, ihre Ursprünge gehen jedoch auf den legendären amerikanischen Milliardär Howard Hughes zurück, dessen Ingenieure auch die Grundlagen für die kommerzielle Nachrichtenübermittlung via Satellit schufen. Schon in den frühen 50-er Jahren hatte Hughes die Vision eines weltumspannenden satellitengestützten Kommunikationsnetzes. Dank seines unermeßlichen Vermögens – er war der erste Milliardär der USA – hatte er auch die Möglichkeit, die entsprechenden Entwicklungen zu finanzieren. 1963 nahm der von seiner Firma entwickelte erste stationäre Nachrichtensatellit „Syncom 2“ seinen Betrieb auf und zwei Jahre später folgte mit „Early Bird“ der erste kommerzielle Kommunikationssatellit, der Telefongespräche und Fernsehprogamme übertrug. Howard Robart Hughes wurde am 24. Dezember 1905 in Houston geboren. Sein Vater besaß eine Firma, die an der Erschließung der texanischen Ölfelder beteiligt war. Im Alter von 18 Jahren erbte er nach dem Tod seiner Eltern das Unternehmen. Der technisch begabte Hughes machte danach in vielerlei Hinsicht von sich reden. Er engagierte sich als Filmproduzent in Hollywood und hatte Affären mit Filmgrößen wie Ginger Rogers, Katharine Hepburn oder Ava Gardner. Weiterhin war er ein begeisterter Pilot, der unter anderem 1937 den Weltrekord bei einem Transkontinetalflug erzielte, und er konstruierte Flugzeuge. Das Verkehrsflugzeug „Constellation“ der Firma Lockheed sowie das legendäre riesige Wasserflugzeug „Sproose Goose“ wurden von ihm entworfen. In den 50-er Jahren zog er sich zusehends aus der Öffentlichkeit zurück. Schließlich lebte er zurückgezogen zunächst im obersten Stockwerk eines Hotels in Las Vegas, das er später kaufte. Zuletzt verbarrikadierte er sich in einem Hotel auf den Bahamas. Er ließ sich nur noch von Mormonen bedienen und soll panische Angst vor Bazillen gehabt haben (Gegenstände, die er berührte, mußten angeblich mit Papiertüchern abgedeckt werden). Er starb am 5. April 1976 verwahrlost und abgemagert an Bord eines seiner Privatflugzeuge.

Beitragsbild: Screenshot der „DirecPC“ Webseite 1999