Eine der wenigen gewerblichen Web-Seiten im Internet, die ohne Werbung auskommt, ist die Seite der Firma InsureXL. Das Unternehmen ist als Versteigerungsplattform für gewerbliche Versicherungen zu absoluter Neutralität verpflichtet und verzichtet daher auf das bunte Beiwerk. Bei InsureXL können Unternehmen ihre benötigten Versicherungen ausschreiben, und interessierte Gesellschaften sind aufgerufen, entsprechende Angebote zu machen. Ein Verfahren, das möglich ist, da die Versicherungsverträge bei Industrie und Gewerbe frei ausgehandelt werden können. Die Bieter können die Angebote der Konkurrenz mitverfolgen, wodurch günstigste Konditionen gewährleistet sind. InsureXL erhält von den bietenden Versicherungsgesellschaften jeweils eine Provision. Gegründet wurde die Firma vom 1967 in Berlin geborenen Marcus Hülshoff und zwei Partnern. Hülshoff bekam schon mit 13 Jahren seinen ersten Computer, einen Rockwell AIM 65 mit 1 kB Speicher, den er zunächst in Maschinenprache und später in Basic programmierte. Er studierte von 1987 bis 1991 Elektrotechnik in Karlsruhe und absolvierte ein wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstudium in Aachen. Nach erfolgreichem Studium war er bis 1999 als Unternehmensberater bei ßßß McKinsey im Bereich Versicherungswesen tätig. Er erkannte die gesellschaftlichen Umwälzungen, die mit dem ständigen Wachstum des Internet einhergehen und wollte nicht abseits stehen. Gemeinsam mit seinem Studienfreund Winfried Thom, einem Computerspezialisten, der damals Geschäftsführer eines Systemhauses war, wurde ein Konzept für eine Internetfirma im Bereich der Privatkunden-Versicherungen entwickelt. Der Versicherungsmakler Hans D. Rüss, den sie bei einem Risokokapitalgeber kennenlernten, brachte sie schließlich auf die Idee, sich an Geschäftskunden zu wenden. Ende 1999 wurde von Heilmann, Thom und Rüss schließlich InsureXL gegründet. Es ist das erste Unternehmen dieser Art in Europa. Ähnliche Firmengründungen in den USA gingen parallel zur Gründung von InsureXL vonstatten. Marcus Hülshoff lebt in München und genießt in seiner Freizeit mit seiner Ehefrau, die bei einem anderen Internet-Unternehmen tätig ist, das Kultur- Natur- und Freizeitangebot der bayerischen Landeshauptstadt.
Amerikanischer Unternehmer, blendete Werbung aus Web-Seiten aus.
Die Firma des Studenten der Theaterwissenschaften wurde 1996 zur Zielscheibe der werbetreibenden Wirtschaft. Das Internetmagazin „Suck“ sprach daher von dem Unternehmen PrivNet als eine „Übung im Masochismus“. PrivNet war im Dezember 1995 von dem damals 23 Jahre alten James Howard gemeinsam mit drei Kommilitonen der University of North Carolina in Chapell Hill gegründet worden. Die Studenten vertrieben unter der Bezeichung „Internet Fast Forward“, IFF, ein Zusatzprogramm (Plug-in) für den Webbrowser von ßßß Netscape, das es ermöglichte, Werbebanner auf Web-Seiten auszublenden. Sogleich kam eine Diskussion über Sinn und Unsinn solcher Programme in Gang und von besorgten Firmen wurde der Untergang der kostenlosen Angebote des World Wide Web beschworen. Immer wieder kommt es zu solchen Diskussionen, wenn Programme dieser Art veröffentlicht werden, etwa 1998, als das Programm „Web Washer“ der Firma Siemens auf dem Markt kam. Naturgemäß sind solche Programme bei den Anwendern sehr beliebt, beschleunigen sie doch das Surfen im World Wide Web ungemein. So wurden bis Mitte 1996 von PrivNet`s Web-Seite bereits über 100 000 IFF-Kopien heruntergeladen. Den Inhabern von PrivNet wurde der Rummel offenbar zuviel, sie verkauften ihr Unternehmen Ende 1996 an PGP von ßßß Phil Zimmermann. Dort wurde der Vertrieb von IFF schon bald eingestellt. Verschiedene Betreiber von Web-Seiten hatten mit Klagen gedroht, da die Software den Inhalt der Seiten veränderte und ihrer Meinung nach dadurch gegen das Urheberrecht verstieß. Was aus den vier Jungunternehmern geworden ist, die zunächst von PGP übernommen wurden, ist, zumindest im World Wide Web, nicht zu ermitteln.
Deutsche Hackerlegende und Spezialist für Datensicherheit. (20.12. 1951 – 29.07.2001)
„Wir müssen die Rechte der Andersdenkenden selbst dann beachten, wenn sie Idioten oder schädlich sind. Wir müssen aufpassen.“ Mit diesem Zitat von Herwart Holland-Moritz, der immer nur Wau Holland genannt wurde, verabschiedete sich der Chaos Computer Club Anfang August 2001 auf seiner Web-Seite von seinem verstorbenen „Alterspräsidenten“. Tatsächlich setzte sich Holland vehement für die Meinungsfreiheit ein, was in politisch korrekten Kreisen zähneknirschend zur Kenntnis genommen wurde, denn diese Freiheit schließt natürlich auch Neonazis ein. Und er paßte auf, zum Beispiel, indem er sich Gedanken über Sicherheitslücken von Software machte und darüber qualifizierte Vorträge hielt. Wau Holland wurde am 20.12. 1951 in Kassel geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Mannheim. Dort besuchte er ein altsprachliches Gymnasium und schloß sich den Pfadfindern an. Mit dem „Kosmos-Radio-Mann“ baute er sein erstes Radio, das merkwürdige Sender empfing, in denen zum Beispiel ständig Zahlenkolonnen verlesen wurden. (Es waren Hinweise für DDR-Agenten) Ein Studium der Informatik, Elektrotechnik und Politologie brach er ab und arbeitete bei einem Radio- und Fernsehhändler. Politisch war er in der „Roten Hilfe“ Marburg und später in Joseph Boys „Aktion Dritter Weg“ aktiv. Ende der 70-er Jahre arbeitete er in Hamburg als Computerspezialist und gehörte dort zu den Mitbegründern der alternativen Tageszeitung „taz“. In den Berliner Redaktionsräumen der Zeitung, für die Holland als Redakteur tätig war, wurde auch die Idee des Chaos Computer Club geboren, der später durch spektakuläre Aktionen von sich reden machte. Wau Holland, der sich selbst als „Bitschmied“ bezeichnete, verdiente seinen Lebensunterhalt mit Vorträgen und in der Lehrerfortbildung. Selbst zu Reden vor Bankern trug er Latzhose, Leinenkittel und Sandalen. Das Magazin Wired titulierte den Mann mit dem wallenden Vollbart in einem Nachruf daher als „Hacker Hippie“. In seinen letzten Lebensjahren engagierte er sich in einem Jenaer Jugendzentrum. Dort führte er Kinder und Jugendliche ohne Bezahlung an die Computertechnik heran. Er starb am 29.07. 2001 nach einem Schlaganfall.
Wie viele gute Ideen wurde Hotmail aus der Not geboren. Die damals 26 Jahre alten Sabeer Bhatiaand Jack Smith arbeiteten 1995 als Hardware-Ingenieure bei einem Unternehmen, das PowerPC Workstations herstellte. Neben dieser Tätigkeit hatten sie gemeinsam die Firma JavaSoft (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Abteilung der Firma SUN) gegründet, um ein einfach zu bedienendes Datenbanksystem zu entwickeln und zu vermarkten. Für ihre geschäftlichen Aktivitäten wollten sie ungern E-Mails über den Internet-Zugang ihres Arbeitgebers austauschen. Auch war es nicht so einfach, von ihrem Arbeitsplatz aus einen eigenen Zugang einzurichten. Jack Smith fragte sich, warum es nicht möglich sein sollte, über einen gewöhnlichen Web-Browser ohne zusätzliche Software an seine E-Mail zu kommen. Sabeer gefiel die Idee und so machten sie sich daran, ein entsprechendes Konzept zu verwirklichen. Im Januar 1996 konnten sie etwas Kapital auftreiben und am 4. Juli des selben Jahres ging Hotmail online. Der Service vergibt E-Mail-Adressen und bietet die Möglichkeit, auf seiner Web-Seite elektronische Post zu empfangen und zu versenden. Der Service ist für die Nutzer kostenlos und kann von jedem Rechner der Welt, der eine Verbindung zum World Wide Web hat, aufgerufen werden. Finanziert wird das Unternehmen durch Werbung, die den Kunden gezielt dargeboten wird. Verschiedene Angaben, nach denen die Nutzer bei ihrer Anmeldung gefragt werden, machen diese Ansprache möglich. Hotmail war recht erfolgreich, bereits nach einer Stunde hatten sie 100 Abonnenten, nach zwei Monaten lag die Anzahl der Nutzer über 100000 und am Ende des Jahres bei einer Million. (Inzwischen werden über 50 Millionen Adressen verwaltet.) Natürlich blieb das auch ßßß Microsoft nicht verborgen. Zunächst wollte sich der Gigant an Hotmail beteiligen, kaufte ihn Ende 1997 aber für 400 Millionen Dollar. Die Firmengründer blieben zunächst bei Microsoft, gingen dann aber eigene Wege. In die Schlagzeilen geriet Hotmail Ende 1999, als der Linux-Programmierer Michael ChaneyMicrosoft die Registrierungsgebühr für den Domain-Namen (die Internet-Adresse) vorstreckte.
Das Geschäft von Monica Bosserman-Lopez und ihrem Ehemann Perry Lopez im kalifornischen Pasadena wurde Mitte der 90-er Jahre sogar zum Reiseziel von Touristengruppen aus aller Welt. Sie hatten im World Wide Web Bekanntschaft mit den Produkten des Ladens gemacht und wollten nun den Sitz des Geschäftes kennenlernen. Der Kameramann und Schlagzeuger Perry Lopez hatte als begeisterter Hobbykoch von seinen Reisen immer wieder exotische Gewürze und Soßen kleiner Hersteller mitgebracht. Gemeinsam mit seiner Frau, die zuvor in der Filmbranche gearbeitet hatte, wurde 1993 ein kleiner Laden eröffnet, in dem ein Sortiment aus 450 verschiedenen Gewürzen und Soßen angeboten wurde. 1994 brachte ein Kunde, der eine Agentur für Web-Design betrieb, die beiden auf die Idee, den Verkauf auch über das Internet abzuwickeln. Im August 1994 ging die Web-Seite der Firma online. Zwar war das Bestellen über das Internet für die Kunden zunächst ungewohnt, viele holten sich eine zusätzliche Auftragsbestätigung per Telefon ein, doch die Seite war ein voller Erfolg. „Hot Hot Hot“ wurde zum Vorbild für viele andere Unternehmer, die das Ehepaar Lopez teilweise sogar telefonisch um Rat für eine eigene Präsenz im World Wide Web fragten. Auch die Gestaltung der Seite bekam mehrere Auszeichnungen. 1997 wurde“ Hot Hot Hot“ verkauft und existiert seitdem nur noch im Internet.
Finnischer Informatiker, entwickelte den ersten anonymen Remailer.
Am 25. August 1996 erschien im Londoner „Obserever“ ein groß aufgemachter Bericht unter dem Titel: „Die Hausierer des Kindesmißbrauchs, wir kennen sie, doch niemand hält sie auf.“ Ein großes Foto zeigte den finnischen Computerspezialisten Johan Helsingius, der als „Zwischenhändler von 90 % der Kinderpornographie im Internet“ bezeichnet wurde. Was hatte Helsingius getan, daß man ihn so an den Pranger stellte? Er betrieb in seiner Freizeit den Server „anon@penet.fi“, welcher als erster anonymer Remailer des Internet gilt, der den Versand von Nachrichten an nahezu alle Newsgroups des Usenet ermöglichte. Die Nutzer seines Service konnten bei ihm ein Postfach einrichten, über das Nachrichten versendet und empfangen wurden. Das Besondere daran war, daß die Kennung der Absender der Nachrichten entfernt und ihnen eine Identität verliehen wurde, die es unmöglich machte, daraus Rückschlüsse über die wahren Urheber zu ziehen. Streng genommen war „anon@penet.fi“ nur teilweise anonym, denn das System kannte die wahren Adressen der Nutzer. Julf Helsingius war 1992 durch eine Diskussion in einer finnischen Newsgroup auf die Idee zu dem Remailer gekommen. Mitglieder der Gruppe waren der Ansicht, alle Diskussionsteilnehmer müßten sich mit ihrem wahren Namen identifizieren, um so persönlich für ihre Beiträge verantwortlich gemacht werden zu können. Helsingius war anderer Meinung, denn im Internet würde es immer die Möglichkeit geben, ein solches System zu unterlaufen. Um seine Behauptung zu beweisen, entwickelte er innerhalb einiger Tage den Remailer. Es meldeten sich viele Interessenten, die so einen Dienst gern nutzen wollten und Julf Helsingius beschloß, das System in seiner Freizeit zu betreuen. Als Mitglied der schwedisch sprechenden Minderheit Finnlands hatte er Verständnis für den Wunsch, seine Meinung unter Umständen anonym äußern zu wollen. Auch die Kenntnis über die Verhältnisse im Nachbarland Finnlands, der früheren Sowjetunion, hatten ihn für dieses Thema sensibilisiert. Dort mußten einst Schreibmaschinen registriert werden, und Fotokopierer waren verboten. Johan Helsigius wurde 1961 geboren und wuchs in Helsinki auf. Früh begeisterte er sich für die Computertechnik und begann ein Informatikstudium, was er allerdings nicht beendete, da er schon frühzeitig in diesem Bereich zu arbeiten begann. Er gehörte zu den Gründern der finnischen Unix User Group und zu den Aktivisten des EUnet, dessen ersten Knoten er in Finnland betreute. Inzwischen hat er eine Position bei KPNQwest, einem Unternehmen, das Teile des EUnet übernommen hat. Sein Remailer war bereits 1995 in die Schlagzeilen geraten. Damals hatte ein Nutzer ausgewählte Teile von Dokumenten der berüchtigten Scientologie-Kirche veröffentlicht, um über deren Machenschaften aufzuklären. Die Organisation wollte ihn wegen Verletzung des Urheberrechts verklagen und erzwang, mit Hilfe der Polizei, die Preisgabe seiner wahren Identität. Kurz nach dem oben erwähnten Bericht des „Observer“ schloß Johan Helsingius genervt seinen Remailer. Ein weiterer Vorfall hatte das Faß zum Überlaufen gebracht: Ein Nutzer hatte unter dem Namen des ehemaligen Ministerpräsidenten von Singapur erfundene Nachrichten veröffentlicht, welche die Regierung des kleinen Staates beleidigten. Ein erneuter Skandal war abzusehen.
Amerikanischer Programmierer, Mitentwickler von Archie
Bill Heelan wurde 1964 in Montreal geboren. Bereits auf dem College machte er Bekanntschaft mit der Datenverarbeitung, als er die Programmiersprachen Basic und Fortran lernte. Die Arbeit mit Computern machte ihm Spaß, da er durch diese Geräte die Möglichkeit bekam, einige mathematische Gesichtspunkte konkret darzustellen und die Mathematik so interessanter zu machen. Nach der Schule studierte er an der Concordia Universiät in Montreal Mathematik und Informatik. Er verließ die Universität nach Erreichen des niedrigsten akademischen Grades als graduierter Student, die Möglichkeit selbst Geld zu verdienen, schien ihm verlockender, als seine akademische Laufbahn fortzusetzen. 1990 arbeitete er als technischer Angestellter und Programmierer an der McGill Universität in Montreal. Dort entwickelte er gemeinsam mit den graduierten Studenten Peter Deutsch und Alan Emtage das Suchsystem für Dateien im Internet, Archie. Alan Emtage hatte ein kleines Programm zum Durchsuchen des Internet nach Public Domain Software geschrieben und eine Datenbank mit den Suchergebnissen eingerichtet. Der Systemadministrator Deutsch entschied, daß die Datenbank auch anderen Interessenten zugänglich gemacht werden sollte, und Bell Heelan entwickelte die entsprechende Software. Als Deutsch und Emtage 1992 die Firma Bunyip gründeten, gehörte auch Bill Heelan zu ihren Angestellten. Er arbeitete dort an einer Version von Archie, die es erlaubte, auch Web-Seiten zu indizieren. Zum Leidwesen von Bill Heelan, der gern erfahren hätte, wie das Projekt im Vergleich mit anderen Suchmaschinen abgeschnitten hätte, wurde die Entwicklung von Archie bei Bunyip eingestellt. Heelan verließ die Firma nach vier Jahren und arbeitete seitdem bei verschiedenen Unternehemen als Programmierer. Zur Zeit entwickelt er bei Zero Knowledge Verschlüsselungssoftware zum Einsatz im Internet. Zum Ausgleich für seinen Schreibtischjob fährt er Fahrrad und betreibt Karate. Außerdem ist er als Hobbyfotograf fasziniert von der Verbindung von Technik und Kunst in der Fotografie.
Amerikanischer Ingenieur, arbeitete am ARPANET mit. (1921 – 2018)
Schon als Schüler war es der sehnlichste Wunsch des 1930 in Yonkers, New York, geborenen Frank Heart, eine Ausbildung am MIT machen zu können. Sein Wunsch ging in Erfüllung, und der Sohn eines Ingenieurs erhielt die Zulassung zu dieser Elite-Universität. Sein Stipendium war nicht besonders hoch bemessen und um die finanziellen Verhältnisse seines Elternhauses war es ebenfalls nicht zum besten bestellt. Daher begann er sein Studium zum Elektroingenieur als Werkstudent. Als 1951 der erste Programmierkurs am MIT angeboten wurde, gehörte auch Frank Heart zu den Teilnehmern. Er war von der Computertechnik derartig fasziniert, daß er sein Werkstudium abbrach. Er machte frühzeitig seinen Abschluß als Bachelor und begann während seines Graudiertenstudiums am Lincoln Laboratory des MIT als Programmierer zu arbeiten. Auch nach seinem Abschluß blieb er am Lincoln Lab, wo er unter anderem am „Whirlwind-Projekt“ (ein System zur Steuerung der Luftraumüberwachung) mitarbeitete. Weiterhin beschäftigte er sich dort mit Echtzeit-Computersystemen, bei denen Meßgeräte über eine Telefonleitung mit dem Computer verbunden wurden. Heart, der sich auch an der Betreuung seiner drei Kinder beteiligte, was damals eher ungewöhnlich war, war überzeugt, die Computertechnik zum Wohl der Menschheit einsetzen zu können, was ihn 1966 dazu veranlaßte, zu BBN zu wechseln. Dort arbeitete man, im Gegensatz zum Lincoln Lab, auch an zivilen Projekten. Zunächst beschäftigte er sich bei seinem neuen Arbeitgeber mit einem Projekt zur Umstellung der Verwaltung von Krankenakten auf die elektronische Datenverarbeitung. Bei BBN soll er durch seine bei Begeisterung immer lauter werdende Stimme, aber auch durch seine Loyalität gegenüber seinen Mitarbeitern aufgefallen sein. Als BBN 1969 den Zuschlag für die Entwicklung des IMP („Interface Message Processor“, werden die Computer genannt, die das Netzwerk steuern sollten) des ARPANET bekam, leitete Frank Heart die Entwicklergruppe, was ihm seinen Platz in der Geschichte des Internet sicherte. Er blieb bis 1995 bei BBN, wo er sich mit biomedizinischen Fragestellungen, Netzwerktechnologie und Computertechnik für das Versorgungswesen beschäftigte. Schließlich war er Aufsichtsratsvorsitzender der technischen Abteilung des Unternehmens. Jetzt genießt er seinen Ruhestand und erfreut sich am Internet als wunderbarem Spielzeug.
Auf der Computermesse INTEROP im Jahre 1997 war der Andrang auf den Stand der Firma „PointCast“ so gewaltig, daß die Veranstalter ihn schließen mußten, da sie ein Chaos befürchteten. Der britische Medientycoon Rupert Murdoch bot 450 Millionen Dollar für das Unternehmen, und auch ßßß Microsoft war zu einer Kooperation bereit. Doch schon wenig später wurde Chris Hassett als Geschäftsführer abgelöst, und die Firma suchte händeringend nach Kapitalgebern für den einstigen Vorreiter der „Push-Technologie“. Diese Technik, auch „Webcasting“ genannt, bietet den Nutzern des World Wide Web die Möglichkeit, automatisch Informationen aus dem Netz zu empfangen. Im Gegensatz dazu steht das Surfen im Internet, das auch als „Pull“ bezeichnet wird und bei dem die Nutzer die gewünschten Inhalte durch Aufrufen der entsprechenden Seiten selbst zusammenstellen müssen. Chris Hassett, Jahrgang 1962, hatte an der University of Lowell 1984 einen Abschluß als Elektroingenieur gemacht und 1986 die Firma „Blue Point“ gegründet, die sich mit der Entwicklung von Mikrochips beschäftigte. „Blue Point“ wurde 1990 von „Adobe Systems“ gekauft und Hassett blieb bis zum Jahr 1992 bei dem Unternehmen. Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Bruder Gregory gründete er dann eine Firma, um an der sich abzeichnenden Entwicklung des Internet teilzuhaben Sie starteten unter dem Namen „Journalist“, zunächst vom Wohnzimmer seines Hauses aus, einen personalisierten Zeitungsdienst für die Abonnenten der Provider CompuServe und ßßß Prodigy. Dieser Versuch war allerdings wenig erfolgreich, doch 1995 gelang ihnen mit „PointCast“ der Durchbruch in diesem Bereich. Ende 1996 wurde der Service, der sich durch Werbung finanzierte, von über 1,5 Millionen Nutzern bezogen. Das Unternehmen war zunächst erfolgreich, man hielt „Point Cast“ sogar für eine kommende „Killer Applikation“ (Software mit marktbeherrschender Stellung). Rupert Murdoch bot 1997 besagte 450 Millionen Dollar für das Unternehmen, doch Hassett lehnte ab. Auch ein Geschäft mit diversen Telefongesellschaften und Microsoft, das den Dienst in seinen Explorer integrieren wollte, kam nicht zustande. Mittlerweile hatten sich auch andere Unternehmen, wie zum Beispiel ßßß Marimba, in der Push-Technologie engagiert und machten „PointCast“ zu schaffen. Weiterhin bereiteten technische Schwierigkeiten, viele Abonnenten klagten über einen zu langsamen Zugang, und der Dienst sorgte häufig für verstopfte firmeneigene Netzwerke, immer größere Probleme. Schließlich wurde „Point Cast“ 1999 von „Idealab“ übernommen, das den Service ein Jahr später sang-und klanglos einstellte. Chris Hackett war bereits 1998 bei „PointCast“ abgelöst worden. Er gründete ein Unternehmen mit dem Namen „PricePoint“, das Preisausschreiben und ähnliche Unterhaltungen im Internet anbietet und im Jahr 1999 vom Unterhaltungsportal „Uproar“ übernommen wurde.
Amerikanischer Internetveteran, erster „Content Provider“. (1947 – 2011)
Es gibt Verleger und Literaturprofessoren, die nicht gut auf Michael Hart zu sprechen sind. Man wirft ihm vor, mit seinem Projekt Gutenberg „Perlen vor die Säue zu werfen“ oder klassische Texte durch Tippfehler zu verhunzen. Das Projekt Gutenberg stellt seit 1971 Texte im Internet zur Verfügung und ist damit der erste echte „Content Provider“. Dabei ist es Michael Harts Ziel, bis zum Ende des Jahres 2001 eine Bibliothek von 10.000 Werken der Weltliteratur ins Internet zu stellen. Im Januar des Jahres 2001 hatte er allerdings erst 3200 Bücher digitalisiert. Darunter das komplette Werk William Shakespeares, die Bibel oder das „CIA Worlds Fact Book“. Unterstützt wird Hart von inzwischen 1000 Freiwilligen, die überall auf der Welt Texte eingeben, sei es mit Hilfe moderner Scanner oder von Hand, wie 50 russische Akademiker, die innerhalb eines halben Jahres ein 45 Millionen Zeichen umfassendes Wörterbuch digitalisierten. (Ein Gönner zahlte ihnen dafür 5000 Dollar.) Dabei werden die Texte nach Gusto ausgewählt und fertiggestellt. Sie liegen im einfachen ASCII-Format vor, um sicherzustellen, daß sie möglichst überall auf der Welt angezeigt werden können. Die Idee zu dem Projekt kam ihm 1971, als er sich häufig im „Materials Research Laboratory“ der Universität Illinois herumtrieb, an dem sein bester Freund und der beste Freund seines Bruders an einem Großrechner arbeiteten. Michael Hart meinte, nicht das Zeug zu einem guten Programmierer zu haben, aber er wollte im gerade entstehenden Internet etwas auf die Beine stellen, das auch noch nach 100 Jahren bestehen würde. Der außergewöhnlich begabte Michael Hart wurde am 28. März 1947 in Tacoma, Washingtion State, als Sohn eines Professoren-Ehepaars geboren. Seine Mutter war Mathematikern und sein Vater Literaturprofessor. Von seinen Eltern lernte er schon als Kind eine Menge über Mathematik, Literatur, Kunst und auch Elektronik, eine Mischung, die es ihm erlaubte, später „Computer und Literatur zu kombinieren“, wie er sagt. Sein Studium an der Universität von Illinois absolvierte er innerhalb von zwei Jahren mit Auszeichnung, wobei er durch die Bereitschaft, auch auf ungewöhnlichen Wegen zum Ziel zu gelangen und seine schnelle Auffassungsgabe auffiel. Die Bedienung des Großrechners soll er allein durch Zuschauen erlernt haben. Das Projekt Gutenberg, benannt nach dem Erfinder der Buchdruckerkunst, die erstmals die weite Verbreitung des geschriebenen Wortes ermöglichte, begann Hart 1971 in dem besagten Labor der Universität.In mühsamer Kleinarbeit fing er an die Unabhängigkeitserklärung der USA einzutippen, zunächst neben seinem Studium, später nach Feierabend wenn er von seiner Arbeit als Schallplattenverkäufer nach Hause zurückgekehrt war. 1988 hatte er auf diese Weise gerade zehn Bücher fertiggestellt, als er in dem Universitäsmitarbeiter Mark Zinzow einen Förderer fand, der ihm über die Universität den Zugang zum Internet und einen FTP-Server verschaffte. Auch wurde die kleine orthodoxe römisch –katholische „Benedictine University“ auf ihn aufmerksam. Die Universität ernannte ihn zum „Professor of Electronic Text“ und zahlte ihm ein kleines Gehalt. So konnte sein Projekt unaufhaltsam wachsen: Ende 1996 waren 750 Bücher digitalisiert, und 1997 wurde die 1000 Grenze überschritten. Allerdings macht ihm das amerikanische Urheberrecht zu schaffen, das die Schutzfrist vor kurzem auf 50 Jahre nach dem Tod dem Autors heraufgesetzt hat, weshalb seine digitale Bibliothek nur ältere Literatur beinhaltet. Auch ist er auf Spenden angewiesen, denn er lehnt es kategorisch ab, sein Projekt durch Werbung zu finanzieren. In der Presse wird Michael Hart als exzentrische Persönlichkeit beschrieben, besonders seine Eßgewohnheiten haben es den Journalisten angetan. Wired schreibt 1997, er habe sich bei einem Interview eine Pizza dick mit Zucker bestreut „Das sind 2000 Kalorien, die halten mich eine Weile auf den Beinen“, wurde er zitiert. Eine andere Zeitschrift berichtete, er hätte diesen Pizza-Zuckerguß mit Knoblauchbutter vervollständigt und zwei Tuben Mayonnaise für sein Sandwich verbraucht. Hart lebt und arbeitet in einem Haus in Urbana, Illinois, das er sich von einer Erbschaft gekauft hat. Es soll mit Büchern, CD-ROMs, Disketten und anderen Gegenständen angefüllt sein, die er auf Garagenflohmärkten ersteht oder auf dem Sperrmüll findet. Spötter bezweifeln den Sinn seines Projektes, da es viel zu unpraktisch sei, ein Buch auf dem Monitor zu lesen oder selbst auszudrucken. Michael Hart verweist darauf, daß eine Zeit kommen wird, in der jedermann ein elektronisches Buch besitzen wird, das er dann mit Literatur aus dem Projekt Gutenberg füllen kann.