The World

Erster öffentliche Provider für Einwahlverbindungen ins Internet.

Kurz nachdem „The World“ Ende 1989 begonnen hatte, seinen Kunden den Zugang zum Internet zu ermöglichen, sperrte die „National Science Foundation“, die für den Betrieb des Internet-Backbone in den USA zuständig war, der Firma den Zugang zur Hälfte des Netzes. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Tatsache, daß das Internet durch Steuergelder finanziert worden war und der Zugriff durch ein kommerzielles Unternehmen unerwünscht sei. Als ob einem Taxiunternehmen untersagt würde, Fahrgäste zu einem öffentlichen Park zu bringen, wie Barry Shein, der Betreiber des Dienstes „The World“ meint. Erst nachdem immer mehr kommerzielle Unternehmen den Zugang zum Internet anboten, konnten auch die Kunden von „The World“ wieder das gesamte Netz nutzen. „The World“ war Teil der Firma „Software Tool & Die“ (Programme, Werkzeuge & Tod) die von Barry Shein und einem Kollegen Anfang 1989 in Boston gegründet worden war. Der 1953 in New York City geborene Barry Shein hatte die Computertechnik kennengelernt, als er in der 70-er Jahren zum Personal der Forschungsabteilung der Harvard School of Public Health gehörte. Dort arbeitete er an einem Projekt in dem ein Gerät zur Messung der Lungenfunktion mit einem Computer verbunden wurde. Später erhielt das Institut das Betriebssystem „UNIX“, und Shein entdeckte die Computertechnologie zunächst als Hobby. Später unterrichtete er Programmieren an der Berkeley Universität und arbeitete in der Computerindustrie. Seine Firma „Software Tool & Die“ bot Beratung, den Zugang zum Usenet und einen E-Mail-Service an. Als im August 1989 Rick Adams von UUNet darum bat, die Ausrüstung von Sheins Firma mitbenutzen zu dürfen, konnten Barry Shein und sein Partner im Gegenzug den Internetzugang von „UUNet“ verwenden, und „The World“ war geboren. Der Provider wird immer noch von Barry Shein in Boston betrieben. Daneben ist Shein, der auch in der Unix User Group (Usenix) aktiv ist, auch als technischer Redakteur tätig.

Beitragsbild: Screenshot der Firmenwebseite 1998

Ronald Gerald Wayne

Mitbegründer von Apple.

Ronald Gerald Wayne war 41 Jahre alt, als er 1976 gemeinsam mit Steve Jobs und Steve Wozniak die Firma Apple Computer gründete. Jobs hatte Wayne bei Atari kennengelernt, wo er als Grafiker tätig war. Wayne behielt seinen Job bei Atari und verzichtete auch an einem 10% Anteil an der Firma. Er entwickelte nach Feierabend das erste Logo der Firma, eine Federzeichung, auf der Isaac Newton zu sehen war, der sich gegen einen Apfelbaum lehnt. Über Newtons Kopf war deutlich ein Apfel zu sehen, der sich offensichtlich gerade vom Baum löste. Der Rahmen der Zeichnung war mit einen Zitat aus einem Gedicht des englischen Dichters William Wordsworth versehen: „Newton… ein auf ewig durch die fremden Gefilde des Denkens reisender Geist… allein.“ Da dieser Entwurf nicht den Anforderungen eines Firmenlogos entsprach, wurde es schon bald von der bis heute bekannten Abbildung des angebissenen Apfels ersetzt, die von einer PR-Agentur stammt. Auch kümmerte Wayne sich um die Dokumentation des Apple I. Schon bald verließ er Apple gegen eine Entschädigung von 800 Dollar. Bis 1978 blieb er bei Atari und gründete 1980 nebenberuflich einen kleinen Laden für Briefmarken, Münzen und andere Sammlerobjekte. Wayne schloß das Geschäft jedoch bereits 1982 wieder und arbeitete bis zu seiner Pensionierung im August 1998 als leitender Ingenieur bei einem Unternehmen für Militärelektronik.
Als Rentner betreibt er im Internet einen kleinen Handel für Münzen und Briefmarken. Auf die Frage, ob er es nicht im nachhinein bereue die 10%ige Beteiligung an Apple ausgeschlagen zu haben, die ihn vermutlich zum Multimillionär gemacht hätte, antwortetet er in den neunziger Jahren: „Ich hatte niemals Probleme mit Reue. Mit den Informationen, die ich damals hatte, habe ich jedenfalls die bestmögliche Entscheidung getroffen. Mein Beitrag war nicht so bedeutend – also habe ich auch keinen Grund, mich betrogen zu fühlen“.

Beitragsbild: Von Kottke_Wayne.jpg, Aljawad, Nightscream, CC BY-SA 3.0,

Jay Walker

Amerikanischer Unternehmer, Gründer von Priceline.

Jay Walker war schon als Kind ziemlich unternehmungslustig: Der Sohn eines erfolgreichen Immobilienplaners und einer professionellen Bridge-Spielerin gründete im Alter von neun Jahren eine Zeitung und reiste mit zehn allein nach Europa. Als Pfadfinder verkaufte der 1956 in Queens, New York, geborene Jay Walker im Ferienlager beliebte Sorten Bonbons an die anderen Kinder. Das Geschäft hatte Erfolg, denn er umging das Monopol des ansässigen Ladens, indem er die Süßigkeiten billiger verkaufte. Außerdem war er ein begeisterter Monopolyspieler. Der College-Student schrieb mit einem Partner ein Buch über erfolgreiche Strategien bei diesem Spiel „1000 Ways to Win Monopoly Games“. Die Firma Parker, als Hersteller des Spiels, schloß ihn daraufhin von allen offiziellen Wettbewerben aus und verklagte ihn. Die Prozeßkosten verzehrten das gesamte Honorar der 100.000 verkauften Exemplare. An der Cornell Universität studierte Jay Walker Wirtschaftswissenschaften. Neben dem Studium gründete er eine Wochenzeitung, ein Abenteuer, das ihm einen Haufen Schulden einbrachte. Weiterhin versuchte er sich mit einer Marketing-Firma und verkaufte Lichtskulpturen. Den geschäftlichen Durchbruch hatte Walker 1992, als er mit Michael Loeb die Firma „New Sub Services“ gründete, deren Geschäftsidee er durch ein Patent schützen ließ. Das Unternehmen führte die damals in Amerika unübliche automatische Verlängerung von Zeitschriftenabonnements ein, wobei die Abonnements mit einem Kreditkartenvertrag gekoppelt waren. 1994 gründete Jay Walker „Walker Digital“, ein Unternehmen zur Entwicklung patentfähiger Geschäftsideen für das digitale Zeitalter. Nach dem Motto: „Melde erst ein Patent an und mache dann die Firma auf“. Drei der dort entwickelten Patente bilden die Grundlage der von Walker gegründeten Firma „Priceline“, die 1998 mit großem Werbeaufwand online ging. Die Entwicklung des Unternehmens verlief zunächst positiv und Jay Walker fand sich 1999 auf der Liste der 400 reichsten Amerikaner des Magazins „Forbes“. Der Aktienkurs von „Priceline“ fiel jedoch wieder und Walker zog sich Ende 2000 von der Geschäftsführung der Firma zurück, um sich ganz dem Unternehmen „Walker Digital“ zu widmen. „Walker Digital“ hat inzwischen eine stattliche Anzahl von Patenten angemeldet, doch das Geschäftsgebaren, bloße Geschäftsideen zu patentieren, findet nicht überall Beifall. So hat die Firma „Marketel International“ bereits 1999 Klage gegen „Walker Digital“ eingereicht, da „Marketel“ bereits 1990 einen ähnlichen Service angeboten hatte wie „Priceline“, damals allerdings via Fax. Auch um Walkers Ideenschmiede ist es Anfang 2001 nicht gut bestellt. Das Unternehmen mußte einen großen Teil seiner Mitarbeiter entlassen. Jay Walker ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Connecticut. Er wird als Workaholic beschrieben, der die ganze Woche hindurch zwölf Stunden täglich arbeitet. Er sammelt Memorabilien, zu seinen Schätzen zählt eine von Astronauten signierte Mondlandefahne und das Original des Rücktrittsgesuchs des Amerikanischen Präsidenten Nixon schmückt sein Büro.

Beitragsbild: By Christopher Michel , CC BY 2.0,

Vocatus

Meckerecke im Internet.

In der Servicewüste Deutschland gibt es viele Gründe, sich über Produkte oder Dienstleistungen zu beschweren. Bücher, in denen Sammlungen lustiger Beschwerdebriefe veröffentlicht werden, sind daher sehr beliebt. Es liegt also nahe, auch im Internet ein Forum für unzufriedene Kunden einzurichten. Zwar gibt es Unternehmen, wie Epinions oder Ciao, bei denen Verbraucher ihre Meinungen über bestimmte Produkte veröffentlichen können, doch das erste Forum für Beschwerden wurde erst im Jahr 2000 eingerichtet. Die Idee dazu hatte der damals 31 Jahre alte Unternehmensberater Florian Bauer, als er sich mit einem Verbesserungsvorschlag an eine Fluggesellschaft wendete, dort aber keinen zuständigen Ansprechpartner fand. Die Geschäftsidee, Verbesserungsvorschläge und Beschwerden zu sammeln und an die betroffenen Unternehmen weiterzuleiten, verwirklichte er mit seinen Kollegen Gaby Wiegran und Hardy C. Koth in München unter dem Namen „Vocatus“. Dort werden nun entsprechende Schreiben gesammelt und analysiert, um „Pöbeleien und Parolen-Verbreitung“ zu vermeiden. Die Briefe werden auf der Web-Seite von „Vocatus“ veröffentlicht und an die entsprechenden Unternehmen übermittelt. Natürlich ist dieser Serrvice nicht uneigennützig, „Vocatus“ versteht sich nicht nur als „unabhängiges Serviceforum für Verbraucher“, sondern auch als Marktforschungsagentur, welche die gesammelten Daten verkauft.

Synet Inc.

Amerikanisches Unternehmen, hatte „Internet-Explorer“ als Handelsmarke angemeldet.

Es ist nichts Neues, daß Microsoft von anderen Unternehmen verklagt wird, da diese sich durch den Softwaregiganten übervorteilt sehen. Eher selten ist es jedoch, daß Microsoft in so einem Fall klein beigibt. Der damals 40 Jahre alte Dhiren Rana, Gründer der Firma „Synet“, hat im Jahr 1998 so etwas erlebt. Microsoft zahlte ihm in einer außergerichtlichen Einigung fünf Millionen Dollar, um künftig unbehelligt die Bezeichung „Internet Explorer“ benutzen zu können. „Synet“ war ein kleiner Internet Provider in Illinois, der bereits 1994 einen Browser unter der Bezeichnung „Internet Explorer“ entwickelt hatte. Der Name war sogar als Handelsmarke angemeldet worden. Als Microsoft 1995 mit seinem Explorer auf den Markt kam, ging Rana gegen die Softwarefirma vor, nicht des Geldes wegen, sondern aus Prinzip, da dem Software-Riesen nicht alles gehören könne. Microsoft vertrat die Ansicht, daß „Explorer“ ein geläufiger Begriff sei, der gar nicht geschützt werden könne. (1994 stand die Firma noch auf dem Standpunkt, daß „Windows“ keinesfalls die Bezeichnung für Teile eines Hauses, sondern der schützenswerte Name einer Software sei). Am zweiten Prozeßtag kam es zu der erwähnten Einigung, doch Dhiren Rana hatte nicht viel von dem Geld: „Synet“ war inzwischen bankrott und er arbeitete bei Netscape. Bis auf etwa 600.000 Dollar wurde das Geld für Prozeßkosten und Schulden seines Unternehmens verbraucht. Ironie der Geschichte ist, daß der Internetzugang und die Web-Seiten des Anwaltbüros, das Microsoft in diesem Fall vertreten hatte, von „Synet“ stammen sollen.

The Spot

Erste Seifenoper im Netz.

„It is brought to you by Sony“ war das Motto der ersten Soap Opera im World Wide Web, die im Juni 1995 online ging. Im Stil eines Fotoromans erzählte „The Spot“ die Geschichte einer fiktiven Wohngemeinschaft in Santa Monica, Kalifornien. Die Besucher der Seite konnten Audio-Clips und Quick-Time-Filme laden, entsprechende Fotoalben ansehen und Nachrichten austauschen. Das Ganze war natürlich mit entsprechender Werbung garniert, die in Form von Bannern, dem Auftauchen entsprechender Produkte auf den Fotos zur Geschichte und Gewinnspielen auf der Web-Seite erschien. Selbstverständlich gab es auch entsprechende Fan-Seiten im Netz, deren Reste noch immer zu besichtigen sind. Die Idee stammte von dem New Yorker Filmemacher Scott Zakarin, der angeblich geträumt hatte, daß ihm alle seine Pseudonyme aus dem Chat im Internet in einem Haus begegnet seien, was ihn zu „The Spot“ inspiriert hätte. Das Projekt war sehr erfolgreich: Bis zu 150.000 Besuche zählte die Seite täglich, und im ersten Jahr ihres Bestehens wurde „The Spot“ zur „Cool Site of the Year“ gewählt. Das Magazin Wired bezeichnete das Projekt als „die erste wirklich erfolgreiche Entertainment-Site im Web.“ Doch dies alles nützte nichts. Nachdem die Produktionsfirma „American Cybercast“ 1997 in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, wurde „The Spot“ im Juni 1997 aus dem Netz genommen. Die älteste deutsche Seifenoper im Internet ist „Clique“, die 1997 ins Netz gestellt wurde. Dabei handelt es sich um eine Parodie auf das Genre.

Der Spiegel

Weltweit erstes Nachrichtenmagazin im World Wide Web.

Der Vorsprung vor dem amerikanischen Magazin „Time“ war denkbar knapp: Am 24. Oktober 1994 stellte „Der Spiegel“ sein Angebot ins Internet, einen Tag vor „Time“ und wurde damit zum weltweit ersten Nachrichtenmagazin im World Wide Web. Das Angebot bestand aus Artikeln der gedruckten Ausgabe. Zwei Redakteuren betreuten es nebenberuflich. 1995 bekam der Auftritt ein neues Layout und wurde durch eigens für die Online-Ausgabe geschriebene Artikel ergänzt, auch erschienen die ersten Werbebanner auf den Seiten. Inzwischen gehört „Spiegel online“ organisatorisch nicht mehr zum Spiegel-Verlag. 18 Redakteure kümmern sich um den Inhalt, während die Technik von vier Webmastern betreut wird. Die Zeitschrift „Der Spiegel“ erschien erstmals am 4. Januar 1947 in Hannover. Herausgeber war der damals 23 Jahre alte Rudolf Augstein. Er hatte zuvor bei der von der britischen Militärregierung herausgegebenen Zeitschift „Diese Woche“ gearbeitet. „Diese Woche“ war nach dem Muster der amerikanischen und englischen Nachrichtenmagazine gegründet worden, um in Deutschland „objektive Nachrichten“ zu verbreiten. Schon bald störten sich die Alliierten an der kritischen Berichterstattung. Sie entledigten sich der Zeitschrift und Augstein wurde Herausgeber des Blattes. „Der Spiegel“ war sehr beliebt, das zu einer Reichsmark verkaufte Magazin hatte anfangs eine Auflage von 15 000 Stück und wurde auf dem Schwarzmarkt zu Preisen von bis zu 15 Reichsmark gehandelt. 1952 übersiedelte „Der Spiegel“ nach Hamburg, wo er noch heute ansässig ist. Das Magazin schrieb nicht nur, sondern machte auch immer wieder Schlagzeilen. Zum Beispiel 1950 durch den Vorwurf, Bonn sei nur durch Bestechung von Abgeordneten zur Bundeshauptstadt gewählt worden. Der Bundestag setzte einen „Spiegel-Ausschuß“ ein, der sich vergeblich um die Aufklärung der Vorwürfe bemühte. Am bekanntesten wurde die „Spiegel-Affäre“ im Jahr 1962, die schließlich zum Rücktritt des Verteidigungsministers Franz Josef Strauß führte. Die Zeitschrift hatte in einer Titelgeschichte, „Bedingt abwehrbereit“, über ein Nato-Manöver berichtet und war daraufhin des Landesverrats bezichtigt worden. Die Redaktionsräume wurden von der Polizei durchsucht, der Herausgeber und einige Redakteure wurden festgenommen. Rudolf Augstein verbrachte103 Tage in Untersuchungshaft. Auch später brachte die Zeitschrift immer wieder unerfreuliche Machenschaften ans Licht, etwa die Parteispendenaffäre um den Industriellen Flick oder den Versuch der Regierung Helmut Kohls die Pressefreihet mit dem „Großen Lauschangriff“ zu beschränken. Rudolf Augstein ist immer noch „Spiegel“-Herausgeber. Im Jahr 2000 wurde er zum „Journalisten des Jahrhunderts“ gewählt und als „World Press Freedom Hero“ ausgezeichnet.

Felix Somm

Schweizer Manager, baute Compuserve Deutschland auf.

Im Herbst 1995 bewies die deutsche Justiz, wie wenig sie vom entstehenden Internet und World Wide Web verstand: Drei Kleinbusse mit Polizeibeamten fuhren beim Büro des Internet-Providers „CompuServe“ in München vor. Sie durchsuchten die Geschäftsräume, auf der Suche nach jugendgefährdendem Material, das in den Newsgroups von „CompuServe“ aufgetaucht war. Natürlich konnte kein Material beschlagnahmt werden, und der Geschäftsführer von „CompuServe Deutschland“ sorgte sofort dafür, daß die entsprechenden Seiten in den USA gesperrt wurden. Zunächst waren fünf und dann weitere 282 Newsgruppen von dieser Maßnahme betroffen. Bis zum März 1996 wurden bei dem Provider 13 illegale Bilder und drei indizierte Spiele gefunden, und am 26. Februar 1997 wurde Klage gegen Felix Somm erhoben. Obwohl sogar die Staatsanwaltschaft auf Freispruch plädierte, wurde er „wegen Beihilfe bei der Verbreitung kinderpornografischer und volksverhetzender Inhalte zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 100.000 DM verurteilt. Der zuständige Amtsrichter Wilhelm Hubbert hob hervor, daß „Profit- und Profilierungsstreben“ im „Kampf um Kunden und Marktanteile“ zur Verbreitung der unliebsamen Inhalte geführt hätten. Es war ihm offenbar nicht klar, daß eine vorsorgliche Überprüfung aller Inhalte von CompuServe so gut wie unmöglich war. Seine Entscheidung wurde nicht nur im Ausland, wo man von Deutschland als Vorreiter bei der Zensur im Internet sprach, sondern auch von allen politischen Parteien in der Bundesrepublik mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Bei der Berufung, im Jahre 1999, wurde Felix Somm dann auch freigesprochen. Zu dieser Zeit war Somm allerdings nicht mehr bei „CompuServe“. Gemeinsam mit seiner Frau, die er bei „CompuServe Deutschland“ kennengelernt hatte und einem weiteren Partner gründete er 1998 in der Schweiz die Firma „Somm.com“, ein Unternehmen, das Plattformen für den E-Commerce entwickelt. Felix Somm wurde am 31. August 1963 in Münsterlingen am Bodensee im Schweizer Kanton Thurgau geboren. Als Gymnasiast machte er seine ersten Erfahrungen am Computer mit einem Commodore TRS 80. Während seines Betriebswirtschaftsstudiums mit Schwerpunkt Marketing an der Universität St. Gallen arbeitete er mit verschiedenen Anwenderprogrammen und hatte über das European Academic Network auch Zugang zum Internet. Als Studienprojekt startete er eine Mailbox für Marketingleute, und für seine Diplomarbeit „Marketinginformationssysteme für Produktmanager“ entwickelte er ein Informationssystem, das online zugängliche Statistiken über die Marktanteile von Nähmaschinenherstellern verwendete. Dabei wurde er von der Firma „Radio Schweiz AG“ unterstützt, die den Onlinedienst „datastar“ unterhielt, der Informationen für Unternehmen bereithielt. Nach seinem Studium begann Felix Somm bei dieser Firma, die in einem Joint Venture einen Informationsdienst für Konsumenten aufbauen wollte. Aus diesem Projekt wurde nichts. Somm ging zu „CompuServe“, für das er die deutsche Dependance des Unternehmens aufbaute. Die Erfahrungen, die er dort gesammelt hatte, ermutigten ihn später zum Aufbau seiner eigenen Fima. Auf die immer wieder auftauchende Frage, ob er der Felix Somm sei, antwortet er immer wieder: „Ja ich bin der Felix Somm, der nichts mit Kinderpornografie zu tun hat.“

Keld Simonsen

Dänischer Informatiker, Mitbegründer des EUnet.

1971 machte Keld Simonsen seine ersten Erfahrungen mit der Computertechnologie. Auf einem IBM/360 Rechner, der noch mit Lochkarten arbeitete, wollte er mit Hilfe der Programmiersprache Algol W den Busfahrplan seiner Heimatstadt Kopenhagen verbessern. Er gab das Vorhaben schließlich auf, als er merkte, daß es einige Jahre gedauert hätte, alle Möglichkeiten durchzurechnen. Aber seitdem ist er von der Computertechnologie fasziniert, eröffnet sie doch die Möglichkeit etwas Neues zu schaffen und es dann immer wieder benutzen zu können. „Schön produktiv“, wie er damals meinte. Keld Simonsen wurde am 28.April 1952 in Kopenhagen geboren, wo er und seine zwei Geschwister aufwuchsen. 1971 ging er an die Universität von Kopenhagen, wo er Jura, Wirtschaftswissenschaften und Informatik studierte. Er hielt sich oft im Computerzentrum auf, wo er sich weiterhin mit Programmierung beschäftigte. 1972 bekam er dort schließlich einen Job, dem er 22 Jahre lang treu blieb, zunächst als Student und dann nach seinem Examen. Er widmete sich zuerst der Systemprogrammierung an Großrechnern, wobei er verschiedene Dienstprogramme entwickelte, die unter der Bezeichnung RAPUR größere Verbreitung fanden. Auf der Suche nach einer Alternative zum Betriebssystem OS 1100 entdeckte er schließlich UNIX. Er bekam wahrscheinlich die erste Version in Dänemark und führte sie am Computerwissenschaftlichen Institut der Universität, DIKU, ein. 1981 trat er der „European Unix Systems User Group“, EUUG, bei. Als Teus Hagen das „European Unix Network“, EUnet, ins Leben rief, erkannte er die Möglichkeiten, die dieses Netzwerk bieten würde und beteiligte sich daran, um die damals etwa 300 UNIX Nutzer Dänemarks am entstehenden Netzwerk teilhaben zu lassen. Am 2. Januar 1983 wurde das DIKU mit dem EUnet verbunden und wurde dessen erster zahlender Kunde. Auch andere Institute der Universität, sowie einige Privatunternehmen, konnten von Simonsen dazu veranlaßt werden, eine Verbindung mit dem Netzwerk herzustellen. Durch seine zahlenden Kunden wurde der dänische Ableger des EUnet, DKnet, zum ersten kommerziellen Anbieter dieser Art in Europa. Simonsen blieb bis zum Verkauf des DKnet an das größte dänische Telekommunikationsunternehmen im Jahre 1996 bei der Firma. Seitdem arbeitet er selbständig als Berater in der Netzwerktechnologie und beschäftigt sich mit den Betriebssystemen UNIX und LINUX, etwa indem er LINUX ins Dänische übersetzt. Außerdem engagiert er sich in Fragen der Standardisierung, er hat zwei RFC`s (Request for Comments, Dokumente, welche die Protokolle und Standards des Internet enthalten.) verfaßt und ist Autor von fünf Standards der Organisation ISO. Keld Simonsen ist ledig, er liebt gutes Essen und verbringt seine Ferien bevorzugt auf kleinen dänischen Inseln.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite des DKnet 1999

Silicon Valley

Landstrich in Kalifornien, Synonym für den Internet-Boom.

Wer der eigentliche Vater oder Initiator der Bewegung war, die schließlich zu einer ungeheuren Ansammlung von High-Tech-Unternehmen führte, die inzwischen unter der Bezeichnung „Silicon Valley“ weltbekannt ist, kann nicht genau bestimmt werden. Einerseits heißt es, Lee de Forest habe mit seiner Arbeit die Initialzündung für die spätere Entwicklung des Tales gegeben, andererseits hat ßßß Frederick Terman von der Stanford Universität die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft gefördert. Sicher ist, daß es der 1986 im Alter von 63 Jahren gestorbene Journalist Don Hoefler war, der diese Bezeichnung populär machte, als er sie 1971 als Überschrift für eine Artikelserie über die Halbleiterindustrie, im damals noch Santa Clara County genannten Gebiet verwendete. Dieses Tal, das auch unter dem Beinamen „Valley of the hearts delight“ (Tal der Herzensfreude) bekannt war, liegt südlich von San Franzisko. In diesem Bereich befinden sich die Orte Palo Alto, Mountain View, Cupertino, Santa Clara und San Jose. Der etwa 50 Kilometer lange und 15 Kilometer breite Landstrich war vor allem ein Obstanbaugebiet, in dem Pflaumen, Aprikosen und Kirschen wuchsen. 1891 wurde in Palo Alto, von dem Eisenbahnmagnaten und Senator Leland Stanford die Stanford Universität gegründet, die später eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Gegend zum High-Tech Standort spielen sollte. Zu der Universität gehörten auch über 3000 Hektar Land, die nicht veräußert werden durften. 1911 – 1913 entwickelten Lee de Forest und seine Mitarbeiter im Forschungslabor der Firma Federal Telegraph Company in Palo Alto den ersten Röhrenverstärker, was als Beginn des High-Tech-Zeitalters im Silicon Valley angesehen wird. Lee de Forest beschäftigte sich unter anderem mit drahtloser Telegrafie und bezeichnete sich selbst, so der Titel seiner Autobiografie, als „Vater des Radios“. Er wurde auch durch eine Fehleinschätzung von 1926 bekannt. Damals sagte er: „Auf das Fernsehen sollten wir keine Träume vergeuden, weil es sich einfach nicht finanzieren läßt.“ Die Entwicklung des Technologie-Standortes kam richtig in Gang, als 1950 von Frederick Terman die Initiative ausging, universitätseigenes Land an Firmen zu verpachten, um damit finanzielle Schwierigkeiten der Hochschule zu lösen und den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu verbessern. Es wurde ein Industriepark eingerichtet, dessen Mitglieder eng mit der Universität zusammenarbeiteten. Die erste Firma war „Varian Associates“, ein Unternehmen, das Vakuumröhren für Radaranlagen von Flugzeugen herstellte. Weitere Firmen waren „Kodak“, „General Electric“ und „Hewlett Packard“. Schon in den 60-er Jahren war der Großteil der amerikanischen Halbleiterhersteller im „Silicon Valley“ ansässig. Doch der eigentliche Boom begann mit der industriellen Verwertung des Mikroprozessors der Firma „Intel“ im Jahr 1972. Inzwischen ist das „Silicon Valley“ zum Eldorado der High-Tech-Firmen aus aller Welt geworden, das nicht nur eine beispiellose Ballung von Computer- und Internetunternehmen, sondern auch eine enorme Dichte an Millionären aufweist. Allerdings sind die Einkommen der Arbeiter und Angestellten im „Silcon Valley“ in den letzten Jahren gesunken, und aufgrund der hohen Immobilienpreise sind sogar Menschen mit durchschnittlichem Einkommen von Obdachlosgkeit bedroht. Ein weiteres Problem ist die kalifornische Energiekrise: Nach der Privatisierung der Energieversorgung kommt es dort immer wieder zu Stromabschaltungen, von denen auch das „Silicon Valley“ nicht verschont bleibt. Ein weiters Ärgernis sind die Dauerstaus auf den das Tal durchziehenden Hauptverkehrsadern, dem Highway 101 und 280.

Beitragsbild: Lageplan des Silicon Valley