Amerikanischer Unternehmer, entwickelte den RealPlayer.
Rob Glaser von „RealNetworks“ scheint von seinem ehemaligen Arbeitgeber ßßß Microsoft einiges über zweifelhafte Geschäftspraktiken gelernt zu haben: 1998 behauptete er, daß Microsofts Media Player das Produkt seiner Firma, den Real Player, blockieren würde. Eine Anschuldigung, die wenig später der Prüfung durch ein unabhängiges Institut nicht standhielt. 1999 wurde bekannt, daß das Programm zum Abspielen und Archivieren von MP3 Dateien, die „Real Jukebox“, heimlich Daten der Nutzer an RealNetworks übermittelte, eine Eigenschaft des Programms, die angeblich dazu dienen sollte, Fehler der Software besser erkennen zu können. Glasers Führungsstil, der sich dadurch auszeichnen soll, daß seine Angestellten nie wissen, ob ihr Chef sie im nächsten Moment in der Luft zerreißen oder loben wird, führte dazu, daß das Unternehmen unter Insidern auch „Oppressive Networks“ – oppressive bedeutet tyrannisch oder grausam – genannt wird. Der ursprüngliche Name der Firma war „Progressive Networks“, er geht auf die Geschäftsidee zurück, die Glaser mit seinem ehemaligen Kommilitonen David Halperin entwickelt hatte. Die beiden wollten Technik, Medien und soziale Belange in einem Projekt vereinen und so etwas wie einen „progressiven Kabelkanal“ schaffen. Rob Glaser stammt aus einem Vorort von New York, wo er als Sohn eines Druckereibesitzers und einer Sozialarbeiterin unweit der Bronx aufwuchs. So wurde er schon in der Schulzeit mit sozialen Problemen konfrontiert, obwohl er sich als Schüler einer Privatschule in einem ganz anderen Milieu als dem seiner Freunde aus der Nachbarschaft bewegte. Er vergleicht sich deshalb auch mit Leonard Zelig, einer Figur aus einem Woody Allen-Film, die ihre Identität wie ein Chamäleon wechselt. In der Schule hatte er auch erste Kontakte mit den Medien, als er mit einigen Freunden über eine hauseigene Anlage einen kleinen Radiosender betrieb. Sein Studium absolvierte er in Yale, dort erlangte er innerhalb von vier Jahren drei Abschlüsse in Wirtschafts- und Informatik. An der Universität war er Mitglied einer Gruppe „Kampagne gegen Militarismus und Wehrdienst“, auch schrieb er für die Studentenzeitung eine Kolumne. Nebenbei gründete er mit drei Studienfreunden die Firma Ivy Research, welche die Computerspiele „Slynx“ und „Viper“ entwickelte. Nach seinem Studium im Jahre 1983 überlegte der 21-Jährige ernsthaft ob er für die Organisation „United Farm Workers“ arbeiten sollte, doch der Computerfreak in ihm gewann die Überhand und er ging zu Microsoft. Dort gehörte der Workoholic zu den Mitarbeitern, die selbst nachts in der Firma blieben. Als er Microsoft nach zehn Jahren verließ, hatte er es zum Vizepräsidenten im Bereich Multimedia und zum mehrfachen Millionär gebracht. Nach einer mehrmonatigen Reise durch Deutschland, Griechenland und Ägypten, begann Rob Glaser in diversen gemeinnützigen Organisationen, wie der Electronic Frontier Foundation, EFF, zu arbeiten, doch diese Tätigkeit füllte ihn nicht aus. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Kommilitonen David Halperin, der später als Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten Clinton tätig war, entwickelte er die Idee des „progressiven Kabelkanals“. Zu diesem Zweck gründeten die beiden 1993 in Seattle „ProgressiveNetworks“. Das Projekt verlief im Sande, bis Glaser den Browser „Mosaic“ kennenlernte und mit ihm die Möglichkeiten des gerade entstehenden World Wide Web erkannte. So entstand die Idee Audio-Dateien in Echtzeit über das Internet zu übertragen, das sogenannte „Streaming“. Eine erste Demo, bei der die Reportage eines Baseball-Spiels durch das Netz geschickt wurde, konnte Investoren von den Möglichkeiten des Systems überzeugen. Die Geldgeber waren allerdings weniger an der Übertragung politischer Inhalte, als an der Verbreitung von herkömmlichen Radioprogrammen und Musik interessiert, weshalb Halperin bald darauf das Unternehmen verließ. Heute werden allerdings fünf Prozent des Gewinns von „RealNetworks“ an regierungsunabhängige soziale Organisationen gespendet. Die Firma entwickelte das Kompressionsformat „Real Audio“ und den „Real Player“ zum Übertragen und Abspielen von Audio-Dateien über das Internet. Der erste Player kam im April 1995 auf den Markt und ermöglichte zunächst die Übertragung in „Kurzwellenqualität“. Mit immer schnelleren Modems und Rechnern verbesserte sich auch das Datenformat von RealNetworks, das inzwischen einen Marktanteil von über 80 Prozent hat. Natürlich unterstützt die Software inzwischen auch das Mp3 Format von Karlheinz Brandenburg und mittlerweile ist es auch möglich, Video in akzeptabler Qualität im World Wide Web zu übertragen. Im Januar 1998 wurde erstmals ein Kampf der Wrestling Weltmeisterschaft exclusiv im Internet gezeigt. Natürlich möchte auch Microsoft von diesem Geschäft profitieren, die Firma sicherte sich frühzeitig eine Lizenz des Systems, kaufte Mitbewerber auf und begann ein eigenes Audio- und Videoformat für seinen Media-Player zu entwickeln. Im Frühjahr 2000 erkläre Microsoft sein Format kurzerhand zum „universalen Format“, das sich als Standard etablieren solle. So blieb Rob Glaser nicht anderes übrig, als zähneknirschend auch die Microsoft-Formate durch seine Software zu unterstützen. Glasers politische Ambitionen sind nicht völlig auf der Strecke geblieben: Der unabhängige Radiosender B-92 konnte 1996, nachdem er von Milosevic abgeschaltet worden war, dank Glasers Software seinen Betrieb über das Internet fortsetzen und auch das „FreeSpeech Internet Television“, das sich vehement gegen Neoliberalismus und die ungehemmte Globalisierung einsetzt, wird durch die Software von RealNetworks realisiert.