Robert E. (Bob) Kahn

Amerikanischer Ingenieur.

Im Oktober 1972 wurde auf der „International Computer Communications Conference“ – ICCC – in Washington das ARPANET erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Besucher der Konferenz konnten auf verschiedene Standorte des Arpanet zugreifen und sich von den Möglichkeiten, die dieses neue Netzwerk bot, überzeugen. Organisiert hatte die Vorführung der Ingenieur Robert Kahn, der damals bei BBN arbeitete. Der 1938 in Brooklyn geborene Robert Kahn hatte am City College einen Abschluß als Elektroningenieur gemacht und danach in Princeton studiert, wo er 1964 einen Doktortitel erlangte. Danach arbeitete bei den Bell Laboratories von AT&T, bevor er als Professor ans ßßß MIT ging. Von der Lehrtätigkeit wurde er freigestellt, um bei BBN am ARPANET mitarbeiten zu können. Ende 1972 kam er zur DARPA der „Defense Advance Research Project Agency“, einer Arbeitsgruppe des Verteidigungsministeriums. Dort arbeitete er gemeinsam mit Vinton Cerf an der Vernetzung unterschiedlicher Computersysteme. Dabei entstand das Konzept des „Open Architecture Networking“, das die Verbindung unterschiedlicher Netzwerke erlaubt. Mit Cerf entwickelte Kahn das Übertragungsprotokoll TCP („Transmission Control Protocol / Internet Protocol“). Als Direktor des „Information Processing Techniques Office“ (IPTO) der DARPA initiierte er das größte Computerforschungsprogramm der amerikanischen Regierung. Er prägte auch den Begriff der „.National Information Infrastructure“ (NII) für das sich entwickelnde Internet, der später durch das Wort „Information Highway“ abgelöst wurde. 1986 gründete Robert Kahn die „ Corporation for National Research Initiatives“ (CNRI), dessen Präsident er noch heute ist. Diese Organisation kümmert sich um die Forschung und Entwicklung im Bereich der Informationstechnologie. Für seine Verdienste um das Internet wurde Robert Kahn 1997 mit der „National Medal of Technology“ und 1999 mit dem „George R. Stibitz Computer Pioneer Award“ ausgezeichnet.

Beitragsbild: Autor unbekannt – Gemeinfrei,

Frank Heart

Amerikanischer Ingenieur, arbeitete am ARPANET mit.
(1921 – 2018)

Schon als Schüler war es der sehnlichste Wunsch des 1930 in Yonkers, New York, geborenen Frank Heart, eine Ausbildung am MIT machen zu können. Sein Wunsch ging in Erfüllung, und der Sohn eines Ingenieurs erhielt die Zulassung zu dieser Elite-Universität. Sein Stipendium war nicht besonders hoch bemessen und um die finanziellen Verhältnisse seines Elternhauses war es ebenfalls nicht zum besten bestellt. Daher begann er sein Studium zum Elektroingenieur als Werkstudent. Als 1951 der erste Programmierkurs am MIT angeboten wurde, gehörte auch Frank Heart zu den Teilnehmern. Er war von der Computertechnik derartig fasziniert, daß er sein Werkstudium abbrach. Er machte frühzeitig seinen Abschluß als Bachelor und begann während seines Graudiertenstudiums am Lincoln Laboratory des MIT als Programmierer zu arbeiten. Auch nach seinem Abschluß blieb er am Lincoln Lab, wo er unter anderem am „Whirlwind-Projekt“ (ein System zur Steuerung der Luftraumüberwachung) mitarbeitete. Weiterhin beschäftigte er sich dort mit Echtzeit-Computersystemen, bei denen Meßgeräte über eine Telefonleitung mit dem Computer verbunden wurden. Heart, der sich auch an der Betreuung seiner drei Kinder beteiligte, was damals eher ungewöhnlich war, war überzeugt, die Computertechnik zum Wohl der Menschheit einsetzen zu können, was ihn 1966 dazu veranlaßte, zu BBN zu wechseln. Dort arbeitete man, im Gegensatz zum Lincoln Lab, auch an zivilen Projekten. Zunächst beschäftigte er sich bei seinem neuen Arbeitgeber mit einem Projekt zur Umstellung der Verwaltung von Krankenakten auf die elektronische Datenverarbeitung. Bei BBN soll er durch seine bei Begeisterung immer lauter werdende Stimme, aber auch durch seine Loyalität gegenüber seinen Mitarbeitern aufgefallen sein. Als BBN 1969 den Zuschlag für die Entwicklung des IMP („Interface Message Processor“, werden die Computer genannt, die das Netzwerk steuern sollten) des ARPANET bekam, leitete Frank Heart die Entwicklergruppe, was ihm seinen Platz in der Geschichte des Internet sicherte. Er blieb bis 1995 bei BBN, wo er sich mit biomedizinischen Fragestellungen, Netzwerktechnologie und Computertechnik für das Versorgungswesen beschäftigte. Schließlich war er Aufsichtsratsvorsitzender der technischen Abteilung des Unternehmens. Jetzt genießt er seinen Ruhestand und erfreut sich am Internet als wunderbarem Spielzeug.

Martin Hall

Englischer Informatiker, regte die Entwicklung des Windows Socket an.

Nach seinem Studium der Sozialwissenschaften arbeitete der am 3. Dezember 1960 im englischen Welwyn Garden City geborene Martin Hall zunächst ein Jahr auf einem Kibbuz in Israel. Wieder nach England zurückgekehrt, mußte er zu seinem Leidwesen feststellen, daß die Thatcher-Regierung nicht willens war, auch nur einen einzigen Sozialwissenschaftler einzustellen. Sein Vater, mit dessen Computer er auch die ersten Erfahrungen in der EDV gemacht hatte, machte ihn auf eine Kleinanzeige in der Zeitung aufmerksam, in der für ein Aufbaustudium zum Informatiker geworben wurde. Martin Hall nutzte die Chance und absolvierte diese Ausbildung. Danach war er bei einem englischen Unternehmen als Software-Entwickler für UNIX und frühe Windows-Systeme beschäftigt. Unter anderem arbeiteten er und seine Kollegen unter einem Windows 2-System an der Entwicklung einer Programmschnittstelle für ein lokales Netzwerk. Dabei machte es ihm zu schaffen, daß es beim Betriebssystem Windows, anders als bei UNIX, keine einheitliche Schnittstelle gab, die das Internetprotokoll TCP/IP unterstützte. Die Programmierer mußten jedesmal aufs neue die Möglichkeit schaffen, dieses Protokoll zu nutzen. Hall entwickelte zunächst auf Grundlage des Berkeley UNIX eine Programmschnittstelle (ein Socket), die mit den unterschiedlichen TCP/IP-Programmpaketen unter Windows umgehen konnte. Wenig später warb er auf einer Geschäftsreise in den USA bei diversen Herstellern für die Entwicklung einer entsprechend standardisierten Schnittstelle für Windows. Schließlich rief er auf der Computermesse „Interop“ im Jahr 1991 die „WinSock Group“ ins Leben, eine Entwicklergruppe, die wenig später das „Winsock API“ veröffentlichte, eine Programm-Schnittstelle, die auch Windows internetfähig machte. Martin Hall legt Wert auf die Feststellung, daß diese Entwicklung weder von der Firma „Netmanage“ noch von ßßß Microsoft gemacht wurde. Die Entwickler waren, neben Hall, Geoff Arnold vom Computerhersteller „ SUN“, David Treadwell und Henry Sanders von Microsoft, sowie Mark Towfiq, der damals bei „FTP Software“ beschäftigt war. Martin Hall lebt seit 1991 in den USA, er gründete die Firmen „Stardust“ und „Aventail“, die sich mit der Entwicklung von Internet-Technologie beschäftigen. Momentan arbeitet er an Systemen für das drahtlose Internet. Hall, der ein begeisterter Wassersportler ist, lebt in Los Gatos, Kalifornien. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Gnutella

Software zum Tausch von Dateien.

Die Bezeichnung dieser Software wird wie ein bekannter Brotaufstrich „Nutella“ ausgesprochen. Das sind aber auch schon alle Gemeinsamkeiten dieser beiden Produkte. Gnutella gelangte im Jahr 2000 als Musiktauschbörse, ähnlich dem Programm Napster, in die Schlagzeilen. Es wurde im März von der Softwarefirma Nullsoft auf deren Web-Seite zum Download angeboten. Das Pikante daran war, daß der 21-jährige Firmenchef Justin Frankel die Firma 1999 an AOL verkauft hatte. AOL, ist nun mal ein Konzern, der bekanntlich auch durch den Verkauf von Musiktiteln sein Geld verdient. So wurde Gnutella bereits nach einem Tag wieder von der Web-Seite entfernt. Zu spät, denn während dieser Zeit hatten sich bereits einige Tausend Interessenten das Programm heruntergeladen. So dauerte es denn nicht lange, bis Gnutella wieder im Netz auftauchte. Zusätzlich gab ein anonymer Chatter, bei dem es sich wahrscheinlich um Justin Frankel handelte, Details des Gnutella Protokolls preis. Dadurch konnte das Programm weiterentwickelt werden. Ende 1999 kümmerte sich ein vierköpfiges Team aus Programmiern und Webdesignern im Alter zwischen 16 und 28 Jahren um die Promotion der Software. Auch gibt es inzwischen die Suchmaschine Ifrasearch, die sich des Gnutella-Konzeptes bedient. Gnutella wurde ursprünglich als Open Source Software zum Tauschen von Dateien entwickelt. Das eigentlich Interessante daran ist nicht die Möglichkeit, MP3 Dateien zu tauschen, sondern das Konzept von Gnutella: Es handelt sich um ein Netzwerk, bei dem es keinen Zentralrechner mehr gibt, von dem Dateien abgerufen werden. Jeder mit dem Netz verbundene Rechner kann auf einen beliebigen anderen dieses Netzes zugreifen. Ein Verfahren, das der Grundidee des Internet, einen möglichst dezentralen Zugriff auf Informationen zu bekommen, weit näher kommt, als es das World Wide Web heute bietet. Marc Andreessen drückte es folgendermaßen aus:“ Das meiste, was wir in den letzten sechs Jahren im Web gemacht haben, war ziemlich zentralisiert, aber das ist nicht die Art wie das Netz funktioniert. Es ist eine Ironie, daß es so lange gedauert hat.“

Beitragsbild: Darstellung des GNutella Protokolls CC BY-SA 3.0,

Freenet

Von Ian Clarke entwickeltes Konzept zum Austausch von Informationen.

„Sollte Freenet genauso populär werden wie das World Wide Web, dann werden die Menschen zwischen guten und schlechten Informationen zu unterscheiden lernen. Im Gegensatz zur heutigen Situation, in der jeder glaubt, was Rupert Murdoch ihm erzählt.“ So beschreibt Ian Clarke, der Freenet 1999 als Student konzipiert hat, einen Vorteil des Systems. Freenet soll das derzeitige Internet, in dem die Teilnehmer Informationen von wenigen zentralen Servern abrufen, wieder näher an die ursprüngliche Idee eines dezentralen Netzwerkes heranführen. Freenet sieht vor, daß jedes Mitglied auf seinem Rechner Daten speichert, die wiederum von anderen Mitgliedern abgerufen werden können. Das Besondere an dem System ist, daß die Informationen auf eine Weise abgelegt werden, die es fast unmöglich macht, den Urheber ausfindig zu machen, auch können die Besitzer der Rechner, auf denen entsprechende Daten zwischengespeichert sind, nicht feststellen, um was für Daten es sich dabei handelt. Dieses System soll eine Zensur unmöglich machen. Die Intention von Clarke ist denn auch die Freiheit der Information, bei der dann natürlich mißliebige Inhalte geduldet werden müßten. Zur Förderung allgemein akzeptierter oder beliebter Themen ist eine Rangliste vorgesehen, bei der allerdings keine negativen Wertungen vorgenommen werden können. Das Prinzip des freien Austausches von Informationen oder Daten berührt natürlich das Urheberrecht, wie die Musiktauschbörsen Napster oder Gnutella zeigen. Auf der Grundlage der Tatsache, daß das Urheberrecht sich unter den heutigen Bedingungen nicht mehr durchsetzen läßt, hat Clarke in Kalifornien die Firma Uprizer mitbegründet. Sie soll sich der kommerziellen Verwertung der Freenet Idee widmen. (Freenet selbst ist Freie Software) Zu den Beratern der Firma gehören Manager aus der Musik- und Unterahltungsindustrie, die unter anderem Musiker, wie Herbie Hancock oder Courtney Love, vertreten. Uprizer will ein System entwickeln, das die Kluft zwischen den Konsumenten und den Inhabern der Urheberrechte, etwa den Musikern, überbrückt und den Künstlern die Bezahlung der im Netz veröffentlichten Werke sichert.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite 2001

Justin Frankel

Amerikanischer Programmmierer.

Der Computerfreak Justin Frankel scheint ein rechter Witzbold zu sein. Im Alter von 16 Jahren schrieb er in der Highschool bei einer Programmierprüfung ein kleines Progrämmchen, das nach und nach alle Rechner in Computerraum zum Absturz brachte. Seinen Arbeitgeber AOL ärgerte er durch Veröffentlichung einer Software, welche Werbeeinblendungen aus dem AOL Instant Messanger entfernt. Frankel selbst war sich keiner Schuld bewußt, die Idee sei ihm beim Abendessen mit Freunden gekommen und er habe wirklich nichts Böses im Schilde geführt. Auch AOL sah die Angelegenheit gelassen und verlautbarte, daß bezahlte Werbung nicht zum Geschäftsmodell des betroffenen Programms gehöre. Frankel ist aber auch der Autor des Programms Gnutella, das zum Tausch von MP3 Musikdateien verwendet wird und auf Geheiß von AOL im März 2000, einen Tag nach seiner Veröffentlichung, von der Web-Seite der Firma Nullsoft, deren Direktor Frankel ist, entfernt werden mußte. Bekannt geworden ist er aber schon vorher durch den Winamp Player, ein Programm zum Abspielen unterschiedlicher Musikdateien für Windows. Der 1979 in Arizona geborene Frankel beschäftigte sich bereits als Schüler mit Computern und Musik. Anfängliche Versuche mit einem Atari enttäuschten ihn jedoch. Sein erster 386-er PC hatte eine Soundblaster Karte, die mit einem einfachen Kompressionstool ausgestattet war. Damit konnte er einzelne Musikstücke auf Disketten speichern und sich so eine kleine Sammlung anlegen. Die Qualität war zwar lausig, aber ihm genügte es zunächst. Auf dem College bekam er seine erste MP3 Datei, besorgte sich einen Player und war zufrieden. Als ein Freund begann, einen Amp-Player für den Macintosh zu schreiben, fing auch Justin Frankel an, ein solches Programm für Windows zu entwickeln. Er sah das als gute Gelegenheit, sich in die Programmierung unter Windows einzuarbeiten. Den fertigen Player stellte er im April 1997 zum Download auf seine Web-Seite. Der Player hatte einen durchschlagenden Erfolg, Frankel konnte bis zu 40000 tägliche Zugriffe auf seiner Seite verzeichnen. Um die dadurch auflaufenden Kosten bezahlen zu können entschloß er sich, Winamp als Shareware für 10 Dollar abgegeben. Von den erwirtschafteten Überschüssen konnte sich Justin Frankel gerade einen Gebrauchtwagen leisten. Schließlich kam es zur Gründung Firma Nullsoft, die Frankel 1999 für 86 Millionen Dollar an AOL verkaufte und dessen Leiter er blieb. Hier versucht er nun mit dem Geld von AOL seine eigenen Ideen umzusetzen und seine „Nase ins Establishment zu stecken“, wie es ein amerikanischer Analyst ausdrückte.

James (Jim) Ellis

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler des Usenet
(6.3.1956 – 28.06. 2001)

Der am 6. Mai 1956 in Nashville, Tennessee geborene James Ellis hatte zwar schon an der High School großes Interesse an der Computertechnik gezeigt, trotzdem begann er an der Duke-Universität Physik zu studieren. Doch erst als ein Zimmerkamerad ihm die Arbeit an einem Terminal zeigte, mit dem man Zugriff auf einen über 20 Kilometer entfernt stehenden IBM Großrechner hatte, fing er endgültig Feuer und wechselte von der Physik zur Informatik. Da es damals nur ein jährliches Treffen der Nutzer des Betriebssystems UNIX gab, suchten Jim Ellis und sein Studienkollege Tom Truscott 1979 nach einer Möglichkeit, Nachrichten mit UNIX-Usern an anderen Universitäten auszutauschen. Zunächst wurden mittels des UNIX-eigenen Übertragungsprotokolls UUCP Daten mit Hilfe selbstgebastelter Modems durch die Telefonleitung geschickt. Wenig später schrieb Steve Bellovin an der Universität von North Carolina ein Programm, das die Datenübertragung erleichterte. Ende 1980 stellte Ellis das System auf der Usenix-Konferenz vor. An dieser Konferenz nahm übrigens auch seine jetzige Frau teil, die er, wie er berichtet, allerdings erst später kennenlernte. Das Usenet entwickelte sich zu einem beliebten Forum zum Austausch von Nachrichten unterschiedlichster Art. Heute gibt es unzählige Diskussionsforen, bei denen die Nachrichten nach Art eines Schwarzen Brettes veröffentlicht werden und es jedermann freisteht, sich an den Diskussionen zu beteiligen.

Beitragsbild: Skizze des Usenet, Public Domain

Donald Watts Davies

Englischer Ingenieur und Informatiker, (7.6.1924 – 28.05.2000)

Donald Davies ist der Mann, der den Begriff des „Packet Switching“ prägte und dieses Prinzip, unabhängig von Paul Baran, in England entwickelte. Beim „Packet Switching“ werden Informationen, die durch ein Netzwerk geschickt werden, in einzelne Blöcke, die Pakete, zerlegt. Diese werden wie kleine Frachtstücke durch das Netz geschickt, wobei sie sich den kürzesten Weg suchen und beim Empfänger wieder zusammengesetzt werden. Davies wählte den Begriff, da dieser seiner Meinung nach das Prinzip am besten beschreibt und das Wort „Paket“ in vielen Sprachen die gleiche Bedeutung hat. Interessant ist auch, daß er für die Größe der Blöcke die selbe Datenmenge wählte wie Paul Baran: Nämlich 1024 Bit. Donald Davies und seine Zwillingsschwester wurden 1924 geboren. Noch im selben Jahr starb ihr Vater, ein Verwaltungsangestellter einer Kohlenzeche. Die Mutter verdiente den Lebensunterhalt für die kleine Familie als Schalterbeamtin bei der Post. Davies interessierte sich schon als Kind für Technik und war ein begeisterter Radiobastler. So war es für ihn auch eine große Freude, als seine Mutter dem 13-Jährigen eines Tages ein Fachbuch über Telefonie mitbrachte, das ein Techniker im Postamt vergessen hatte. Dieses Buch bescherte ihm „Stunden faszinierender Lektüre“ wie er sich erinnerte. Der außergewöhnlich begabte Schüler konnte mit einem Stipendium an der Univerität London studieren. Bereits im Alter von 19 Jahren machte er seinen Abschluß in Physik und mit 23 beendete er ein Mathematikstudium. 1947 begann er am National Physical Laboratory (NPL) zu arbeiten, wo er unter anderem an der Entwicklung des digitalen Computers in England, dem Pilot ACE, beteiligt war. 1954 ermöglichte ihm eine Forschungsstipendium einen einjährigen Aufenthalt in den USA. Wieder nach England zurückgekehrt, arbeitete er weiter am NPL, wo er 1966 Leiter der Informatikabteilung wurde. Anfang der 60-er Jahre machte Donald Davies sich Gedanken über ein öffentliches Kommunikationsnetz, wobei ihm eine Kombination aus der digitalen und der Telefontechnik vorschwebte. Er kam zu dem Schluß, daß das Versenden einzelner Datenblöcke, der Pakete, die vorteilhafteste Lösung sei, Informationen über ein solches Netzwerk zu versenden. Da er voraussah, daß in einem öffentlichen Netzwerk die unterschiedlichsten Rechner miteinander kommunizieren müßten, beschäftigte er sich intensiv mit dem Aufbau der Datenblöcke. 1966 stellte er seine Überlegungen auf einem Vortrag einer größeren Öffentlichkeit vor und gab damit einen wesentlichen Impuls für das ARPANET, denn Larry Roberts erfuhr von seinen Ideen und griff sie auf. Davies erfuhr bei dieser Gelegenheit von Paul Baran, den er später auch persönlich kennenlernen konnte. Im Gegensatz zu Baran, der bei der amerikanischen Telefongesellschaft AT&T auf taube Ohren gestoßen war, wurde Davies von der British Telecom in seinem Vorhaben bestärkt. Am NPL wurde 1970 das erste Netzwerk eingerichtet, welches bis 1986 in Betrieb war. Donald Davies arbeitete am NPL an diversen Projekten, so beschäftigte er sich mit einem System zum Übersetzen der russichen Sprache ins Englische, mit Kryptographie und Datensicherheit im Netzwerk. Im Gegensatz zu vielen Internet-Pionieren hat der zurückhaltende Mann nie eine Firma gegründet, er war jemand, der Ideen entwickelte, die Ausführung anderen überließ, um sich dann neuen Herausforderungen zu stellen. Bis zu seiner Pensionierung 1984 blieb der Familienvater, er war verheiratet und hatte drei Kinder, beim NPL. Davis setzte sich jedoch nicht zur Ruhe, sondern war bis zu seinem Tod als Berater für Datensicherheit tätig und entwickelte zum Spaß eine PC-Simulation des ersten Computers, an dem er mitgearbeitet hatte.

Beitragsbild: Donald Watts Davies by unknown internethalloffame.org Fair use,

Will Crowther

Amerikanischer Programmierer

Der 1937 geborene Willie Crowther war bei BBN maßgeblich an der Entwicklung der Software für die IMPs (Interface Message Processor) des ARPANET beteiligt. Er hatte ursprünglich Physik studiert, sich dann aber der Informatik zugewandt. Bevor er 1968 zu BBN kam, arbeitete er am Licoln Laboratory an Echtzeit-Computersystemen. Später beschäftigte er sich mit Technologien zur Hochgeschwindigkeits- Datenübertragung und Sprachverarbeitung. Bei BBN war er unter anderem dadurch bekannt, daß er unentwegt Klimmzüge am Türrahmen machte. Damit stärkte der Hobbybergsteiger und Höhlenforscher seine Handgelenke. Die Kollegen schätzten ihn für seine ruhige Art und seinen knappen und eleganten Programmcode. Bekannt geworden ist Crowther auch als Autor des ersten Text-Adventure Games, mit dem Titel „Adventure“ oder „Colossal Caves“, für Computer. Er programmierte es 1976 für seine zwei Töchter, nachdem seine Frau, auch eine begeisterte Höhlenforscherin, sich von ihm getrennt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er das Klettern bereits aufgegeben. Als Vorbild für das Spiel dienten ihm seine Erfahrungen in den Höhlen von Kentucky sowie das Fantasy Rollenspiel Dungeons and Dragons, das er begeistert mit Kollegen unter dem Namen „Willie, ein heimlicher Dieb“ spielte. Das Spiel entstand als textbasiertes Rollenspiel mit Kommandos in der natürlichen Sprache, um Interessierte, die mit dem Computer nicht so vertraut waren, nicht abzuschrecken. Collosal Caves wurde von dem Studenten Don Woods weiterentwickelt und fand über das Netz weite Verbreitung.

Beitragsbild: Von Nancyscrowther – Eigenes Werk, CC0,

Stephen D. Crocker

Amerikanischer Computerfachmann, schrieb RFC Nr.1.

Stephen D. Crocker war an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, seit 1968 Mitglied der Network Working Group, NWG, die sich mit grundsätzlichen Fragen zur Datenübertragung in einem Netzwerk beschäftigte. Er ist maßgeblich daran beteiligt, daß das Netzwerkprotokoll einen offenen Standard erhielt und er schrieb den ersten RFC – Request for Comments – . In diesen Papieren sind die Regeln zusammengefaßt, nach denen Software im Netz arbeiten soll. Steve Crocker stammt aus Pasadena in Kalifornien, wo er am 15. Oktober 1944 geboren wurde. Schon als Dreizehnjähriger brachte sich der mathematisch begabte Junge selbst die Differential und Integralrechnung bei. Seine erste Bekanntschaft mit Computern machte er an der Highschool, wo er 1960 Ende der 10. Klasse mit dem Programmieren begann. Diese Beschäftigung begleitete ihn während seiner gesamten Studienzeit an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, wo er einen Abschluß im Fachbereich Mathematik machte und einen Doktortitel in Informatik erlangte. Dort hatte er auch seinen ersten Job als Programmierer im Büro von IBM auf dem Universitätsgelände. Nach anderthalb Jahren am MIT, wo er sich mit künstlicher Intelligenz beschäftige, kam er 1968 wieder an die Universität von Kalifornien. Dort arbeitete er nun, unter anderem gemeinsam mit seinem Schulfeund Vinton Cerf, in der Gruppe, die sich mit dem Dialog zwischen den Rechnern des geplanten ARPANET beschäftigte. Die Gruppe traf sich regelmäßig zu Diskussionen und Steve Crocker übernahm die Aufgabe, diese schriftlich zu protokollieren. Das erste Schriftstück dieser Art entstand im April 1969 und beinhaltete Überlegungen über dem Datenaustausch zwischen Rechnern, beziehungsweise über die entsprechende Software. Crocker, der damals bei Freunden wohnte, schrieb das RFC 1 nachts im Badezimmer, da er die anderen Hausbewohner nicht stören wollte. Als Titel wählte er die Bezeichnung Request for Comments – Ersuchen um Stellungnahme – Dadurch wirkte das Dokument weniger offiziell und lud zur Diskussion ein, wozu auch der Stil, in dem es geschrieben war, beitrug. Steve Crocker hat zwei Kinder und lebt mit seiner Frau in Maryland. Er arbeitet für diverse Firmen und ist als EDV-Berater unter anderem im Bereich der Datensicherheit tätig, außerdem gehört er seit 1994 zu den Mitbegründern der Firma Cyber Cash, einem Unternehmen, welches Zahlungssysteme für den E-Commerce entwickelt. 1999 war er Mitbegünder der Firma Longitude, die Technologien für Interent-Provider entwickelt.

Beitragsbild: Von Joi Ito – Flickr, CC BY 2.0