Philip Kaplan

Amerikanischer Web-Designer und Unternehmer.

Der 1975 geborene Philip Kaplan fand den Rummel um die vielen neuen Dot-coms ziemlich übertrieben. Im Sommer 2000 überlegte er, wie eine Web-Seite aussehen könnte, die mehr „Traffic“ erzeugte als eines der durchschnittlichen überbewerteten Start-ups. Angeregt durch sich häufende Meldungen über Internet-Firmen, die Mitarbeiter entließen oder gar selbst schließen mußten, entwickelte er die Seite „Fuckedcompanie.com“, die im Juni 2000 online ging. Auf der Seite kann man Gerüchte über in Schwierigkeiten befindliche Dot-coms loswerden oder darauf wetten, welche Firma es wohl als nächste erwischt. Gewinnen kann man, außer Punkten für jede zutreffende Vorhersage und dem Ruhm, etwa eine Firmenpleite richtig vorausgesagt zu haben, nichts. Trotzdem gehört die Seite zu den populärsten Angeboten im World Wide Web. Jeder registrierte Nutzer kann Tips darüber abgeben, welche Firma wohl demnächst Probleme bekommen wird. Die Menge der zu erlangenden Punkte richtet sich nach der Genauigkeit der Vorhersage. Angeblich sollen viele dieser Hinweise von Mitarbeitern betroffener Firmen stammen, und die Genauigkeit der veröffentlichten Tips spricht dafür. Natürlich hat die Angelegenheit auch einen ernsten Hintergrund: Philip Kaplan ist der Ansicht, daß viele der Gründer einfach nicht als Unternehmer geeignet seien, sie wollten einfach nur Spaß haben und behandelten ihre Angestellen teilweise „wie eine Währung“, sagte er dem „Spiegel“. Er selbst betreibt eine kleine Agentur für Web-Design, die, wie er betont, profitabel arbeitet. Sein Versuch, Fuckedcompanie.com bei ebay für einen Millionenbetrag zu versteigern, schlug im Herbst 2000 allerdings fehl. Mit dem Erlös wollte er sich auch einmal wie ein „richtiges Start-up“ benehmen und das ganze Geld für „Drogen Parties mit „TheWho“ und ein paar Nutten zum Fenster herauswerfen.“

Kurt Kammerer

Deutscher Unternehmer.

Ende 2000 fand sich Kurt Kammerer auf der Liste der „Top 100 der New Economy“ des Magazins „Wirtschaftswoche“ wieder. Außerdem wurde er durch das Weltwirtschaftsforum als „Technologie-Pionier“ geehrt. Das Geschäftsmodell seiner Firma „Living Systems“ scheint so vielversprechend zu sein, daß 2001 sogar die Protagonistin des Internet Esther Dyson in den Aufsichtsrat eingetreten ist. Das inzwischen weltweit vertretene Unternehmen, es gibt Tochtergesellschaften in Osteuropa, Asien sowie Nord- und Südamerika, stellt Technologie für Handelsplattformen im Internet her. Zum Beispiel „Living Agents“, eine Software, die selbständig Informationen im Internet sammelt oder autonom auf elektronischen Marktplätzen agiert. Daneben werden Lösungen für Auktionen, virtuelle Treffpunkte und ähnliches entwickelt. Zu den Kunden von „Living Systems“ gehören so renommierte Firmen wie eBay, Hewlett-Packard oder BMW. Der 1962 in Donaueschingen geborene Wirtschaftsingeniuer Kurt Kammerer beendete sein Studium an der Universität Karlsruhe 1985. Danach war er zunächst bei einem Software-Beratungsunternehmen tätig. Die eingefahrenen Strukturen in den Führungsetagen der Wirtschaft erschwerten es jedoch, neue Ideen umzusetzen, und so machte er sich 1990 mit „Factory Consulting“ selbständig. 1996 erfolgte, gemeinsam mit dem ein Jahr jüngeren Informatiker Christian Dannegger, der auch schon Erfahrungen als Unternehmer vorweisen konnte, die Gründung von „Living Systems“ in Donaueschingen. Kammerer, der sich selbst als „Marxistischer Kapitalist“ bezeichnet, hat von Anfang an auf eine faire Mitarbeiterbeteiligung geachtet: So sind alle Aktien der Gesellschaft in den Händen der Angestellten. Als Ausgleich für seine Arbeit tritt er mit Freunden regelmäßig mit einer Comedy Show unter dem Namen „Am-Vieh-Theater“ öffentlich auf.

Peter Kabel

Deutscher Kommunikationsdesigner.

Peter Kabels Werbeagentur „Kabel New Media“ steht als Synonym für den Einsatz der „Neuen Medien“ in der Werbung, er selbst wird manchmal als „Multimedia-Papst“ bezeichnet. Eine Kampagne für die Zigarettenmarke Philip Morris, bei der im Jahr 1993 mit Laptops ausgestattete Mitarbeiter der Firma durch deutsche Kneipen zogen, wurde selbst vom amerikanischen Magazin Wired erwähnt. Dort konnte man diese „Hochzeit des Nikotin mit dem mobilen Computer“ zwar nicht entschuldigen, doch sah man darin ein Vorzeichen des Marketing im digitalen Zeitalter. Inzwischen hat sich die 1993 mit drei Mitarbeitern gegründete Agentur zum weltweit agierenden „E-Business Enabler“ mit 600 Angestellten gemausert. Peter Kabel wurde am 29. Juli 1962 in Stuttgart geboren. Sein Vater, der aus Ägypten stammt, änderte den Geburtsnamen von Kabil auf Kabel. Als Kind wollte Peter Kabel eigentlich Pianist werden, er sang lange in einem renommierten Stuttgarter Knabenchor und spielte Trompete. Mit Anfang 20 kam er nach Hamburg, wo er Kommunikationsdesign an der Hochschule für Bildende Künste studierte. Bereits neben seinem Studium begann er, selbständig als Grafiker zu arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, er entwarf Broschüren und Plakate, war für Zeitungen und Zeitschriften tätig. Diese Arbeit setzte er nach Beendigung seines Studiums 1987 mit seinem „Büro für grafische Gestaltung“ in Hamburg fort. Natürlich machte er als Grafiker auch mit der Computertechnik, in Gestalt eines Apple Macintosh, Bekanntschaft. Dieses neue Arbeitsgerät ermöglichte es ihm, seine Aufträge schneller auszuführen und dadurch seine Gewinnspanne zu erhöhen. Weitere Unternehmensgründungen Kabels waren 1991 die Design-Firmen „Büro Hamburg GmbH“ und „Kabel Hamburg GmbH“. 1993 folgte die „Kabel New Media“, die 1999 erfolgreich an die Börse ging und die Gründung des „Trendbüro“, einem „Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel“. Auch hat er einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Hamburg. Peter Kabel erkannte frühzeitig das Potential der neuen Medien, die Anfang der 90-er Jahre unter dem Schlagwort „Multimedia“ in aller Munde waren. Die Nutzung dieser Techniken betrachtet er als Grundlage für seinen Erfolg. Er ist Gründungsmitglied des „Deutschen Multimediaverbandes“ (dmmv) und wurde vom Deutschen Mittelstandstag als „Entrepreneur 2000“ ausgezeichnet. Sein Unternehmen ist nicht nur mit dem Entwurf von Internet-Seiten beschäftigt, sondern berät seine Kunden auch bei der Umstellung von Geschäftsabläufen für den E-Commerce. Weiterhin ist „Kabel New Media“ gemeinsam mit dem Mobiltelefonhersteller „Ericcsson“ und der Haushaltsgerätefirma „Electrolux“ am Projekt des „intelligenten Haushalts“ beteiligt. Das Zentrum dieses Hauses wird vom dem Internet Kühlschrank „Screenfridge“ gebildet. Peter Kabel, der im übrigen kein Technik-Freak ist, sieht die Zukunft des Internets in mobilen Diensten, die es etwa ermöglichen beim Spaziergang durch die Stadt, zum Beispiel über den Walkman, die aktuellen Angebote der Geschäfte zu erfahren, an denen man gerade vorbeigeht.

Infomatec

Deutsches Softwareunternehmen.

Das einstige Augsburger Vorzeigeunternehmen geriet Ende 2000 in die Schlagzeilen. Die Firmengründer und Vorstände Alexander Häfele und Gerhard Harlos wurden verdächtigt, sogenannte Insidergeschäfte getätigt zu haben und traten von ihren Ämtern zurück. Die 1988 gegründete Softwareschmiede war ursprünglich sehr erfolgreich. In ihren besten Zeiten hatte „Infomatec“ weltweit 600 Angestellte. Harlos trat als Sponsor des Augsburger Fußballclubs auf, und die Gründer riefen den exklusiven „Capitol-Culture-Club“ ins Leben, zu dem nur wohlhabende Gäste Zutritt haben sollten. Nachdem „Infomatec“ zu Beginn der 90-er Jahre internetfähige Standardsoftware für verschiedene Branchen entwickelte, wurde 1999 der Cross TV Standard für Interaktives Fernsehen präsentiert. Eine „Set-Top-Box“ sollte den Internetzugang über den Fernsehapparat ermöglichen. Eine Technologie, der eine große Zukunft vorausgesagt wird. Nach Meinung des Marktforschungsinstituts Forrester Research sollen bis zum Jahr 2004 mehr als 250 Millionen entsprechende Geräte im Einsatz sein. „Infomatec“ hatte geplant, zunächst 100.000 dieser sogenannten „Surfstations“ an den Telekommunikationsanbieter „MobilCom“ zu verkaufen. Doch es wurden nur 14.000 Geräte abgenommen. Auch Vereinbarungen mit anderen Großkunden platzten, es heißt sogar, einer der genannten Interessenten habe nie existiert. Im Zuge dieser Geschehnisse stieg der zunächst gefallene Aktienkurs von „Infomatec“ zunächst an, brach wenig später jedoch wieder ein. Danach mußten Häfele und Harlos ihren Hut nehmen. Inzwischen hat „Infomatec“ ein Pilotprojekt mit dem internationalen Musikkanal MTV gestartet, bei dem die Cross TV Technologie eingesetzt wird. Die „Set-Top-Box“ ermöglicht die Verbindung des analogen Fernsehens mit dem Internet. Dadurch wird es möglich, daß die Zuschauer Zusatzinformationen zum Fernsehprogramm aufrufen, sich an Diskussionen und Abstimmungen beteiligen, programmspezifische Produkte bestellen oder entsprechende Internet-Seiten aufsuchen. Bei „Infomatec“ ist man zuversichtlich, damit einen Fuß in der Tür zu einem riesigen Zukunftsmarkt zu haben.

Marcus Hülshoff

Marcus Hülshoff

Deutscher Unternehmer.

Eine der wenigen gewerblichen Web-Seiten im Internet, die ohne Werbung auskommt, ist die Seite der Firma InsureXL. Das Unternehmen ist als Versteigerungsplattform für gewerbliche Versicherungen zu absoluter Neutralität verpflichtet und verzichtet daher auf das bunte Beiwerk. Bei InsureXL können Unternehmen ihre benötigten Versicherungen ausschreiben, und interessierte Gesellschaften sind aufgerufen, entsprechende Angebote zu machen. Ein Verfahren, das möglich ist, da die Versicherungsverträge bei Industrie und Gewerbe frei ausgehandelt werden können. Die Bieter können die Angebote der Konkurrenz mitverfolgen, wodurch günstigste Konditionen gewährleistet sind. InsureXL erhält von den bietenden Versicherungsgesellschaften jeweils eine Provision. Gegründet wurde die Firma vom 1967 in Berlin geborenen Marcus Hülshoff und zwei Partnern. Hülshoff bekam schon mit 13 Jahren seinen ersten Computer, einen Rockwell AIM 65 mit 1 kB Speicher, den er zunächst in Maschinenprache und später in Basic programmierte. Er studierte von 1987 bis 1991 Elektrotechnik in Karlsruhe und absolvierte ein wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstudium in Aachen. Nach erfolgreichem Studium war er bis 1999 als Unternehmensberater bei ßßß McKinsey im Bereich Versicherungswesen tätig. Er erkannte die gesellschaftlichen Umwälzungen, die mit dem ständigen Wachstum des Internet einhergehen und wollte nicht abseits stehen. Gemeinsam mit seinem Studienfreund Winfried Thom, einem Computerspezialisten, der damals Geschäftsführer eines Systemhauses war, wurde ein Konzept für eine Internetfirma im Bereich der Privatkunden-Versicherungen entwickelt. Der Versicherungsmakler Hans D. Rüss, den sie bei einem Risokokapitalgeber kennenlernten, brachte sie schließlich auf die Idee, sich an Geschäftskunden zu wenden. Ende 1999 wurde von Heilmann, Thom und Rüss schließlich InsureXL gegründet. Es ist das erste Unternehmen dieser Art in Europa. Ähnliche Firmengründungen in den USA gingen parallel zur Gründung von InsureXL vonstatten. Marcus Hülshoff lebt in München und genießt in seiner Freizeit mit seiner Ehefrau, die bei einem anderen Internet-Unternehmen tätig ist, das Kultur- Natur- und Freizeitangebot der bayerischen Landeshauptstadt.

Andreas Hoffmann

Deutscher Unternehmer.

Seinen ersten Computer verwendete der 1969 in Siegen geborene Andreas Hoffmann 1989 zur Analyse von Aktienkursen, und die Diplomarbeit des studierten Betriebswirtschaftlers befaßte sich mit dem Thema „Internet als Wettbewerbsvorteil im Business to Business Marketing“. Bei seiner ersten Anstellung nach dem Studium war er Internetverantwortlicher seines Arbeitgebers. Ende 1998 wurde er von der Internet-Aufbruchstimmung angesteckt und beschloß, ein eigenes Unternehmen im Netz zu gründen. Angeregt durch die Lektüre des Buches „Net Worth“ von John Hagel und Marc Singer entwickelte er ein Geschäftskonzept. Hagel und Singer beschreiben sogenannte „Infomediares“, Informationsmakler, welche die Interessen der Kunden und Anbieter im Internet zusammenbringen: Die Kunden teilen dem Makler ihre Interessen mit, der ihnen auf ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnittene Web-Seiten zusammenstellt. Das ist aber noch nicht alles, für den Besuch der Web-Seiten erhalten die Kunden Prämien und wenn Produkte verkauft werden, bekommt der Makler eine Provision. Gemeinsam mit Arnd Schwierholz wurde Ende 1999 das Unternehmen „Yoolia“ gegründet, das „Profiling und Matchmaking“ bot (Angebot und Nachfrage werden zusammengeführt). Den Kunden wurden aufgrund von Angaben, die sie bei Yoolia machen mußten, Web-Seiten empfohlen, die sie außerdem bewerten konnten. Für die Bewertung wurden „Webmiles“, Prämien in Höhe von maximal zwei Mark täglich, gezahlt. Das Unternehmen wurde durch eine großangelegte Anzeigenkampagne bekannt gemacht. Die Inserate unter dem Motto „Gute Websites machen süchtig“ zeigten ein aus Kokain geformtes „Y“ und handelten der Firma eine Rüge vom Deutschen Werberat ein, wegen „Aufforderung zum Drogenkonsum“. Allerdings lief das Geschäft von Yoolia nicht wie gewünscht, eine weitere für den Sommer 2000 geplante Anzeigenkampagne wurde abgeblasen und am 31. Dezember 2000 stellte Yoolia das Geschäft mit den Endkunden ein. Gänzlich verschwunden ist die Firma jedoch nicht. Zwar sind von ehemals etwa 60 Mitarbeitern nur noch zehn übrig geblieben, doch man ist zuversichtlich, durch die Vermarktung der entwickelten Technologie bestehen zu können.

Felix Hildebrand

Deutscher Unternehmer (1972 – 2000)

Als der Student der Betriebswirtschaft 1995 als Mitglied des Organisationsteams des „V. Deutschen Wirtschaftskongresses – Mehrwert Information“ den Softwarekönig Bill Gates als Referenten einlud, ahnte er wohl noch nicht, daß dies zur Initialzündung seiner Karriere werden würde. Gates ermunterte die Studenten zur eigenen Firmengründung. Felix Hildebrand hat ihn dennoch nicht als sein Vorbild bezeichnet („das wäre zu vermessen“), sondern nahm sich Unternehmer wie Hans Gerling oder Erich Sixt zum Maßstab. Er gründete mit seinen gleichalterigen Kommilitonen Axel Schmiegelow und Jörg Rheinbold noch im selben Jahr eine Agentur mit dem bezeichnenden Namen „Denkwerk“. (Jörg Rheinbold wurde später als einer der Mitbegründer von Alando bekannt.) Die „interaktiven Architekten“ verstanden sich als Full-Service Dienstleister im Internet, sie konzipierten und realisierten zum Beispiel Internetauftritte bekannter Firmen wie der Glashütter Uhrenwerke oder der Brauerei Veltins. Dabei stand nicht so sehr das tolle Design im Vordergrund, sondern das bemühen der Agentur, einen besonderen Nutzwert in die Web-Seiten zu integrieren. Schon mit einem ihrer ersten Projekte wurden sie bekannt: Ein von ihnen für einen Jeanshersteller konzipiertes und realisiertes Internet-Café in Köln wurde 1996 mit dem Preis für das beste Internet-Café Deutschlands ausgezeichnet. Aufsehen erregte Denkwerk auch durch eine in der Agentur entwickelte Software „Bildmosaik“. Mit diesem Programm kann jedes beliebige Bildmotiv in ein Mosaik verwandelt werden, das aus über 2000 Einzelbildern bestehen kann. Ein bekanntes Anwendungsbeispiel ist das Portrait Gerhard Schröders, das aus den Bildern des Jahres 1998 zusammengesetzt wurde und auf dem Titel der Dezemberausgabe 1998 der Zeitschrift „MAX“ erschien. Ein weiters Projekt Hildebrands war die Firma „Oneview“. Dieses Internet-Unternehmen verwaltet die Bookmarks (Lesezeichen zu Seiten im Internet) seiner Kunden. Hildebrand soll auf die Idee dazu gekommen sein, als er bei Denkwerk, wo es keine festen Arbeitsplätze mit eigenen Rechner gibt, nach einer Möglichkeit suchte, Bookmarks zu speichern. Bei „Oneview“ werden diese Merkzeichen auf einer Seite im Word Wide Web gespeichert und können daher von überall auf der Welt aus aufgerufen werden. Zusätzlich können die Teilnehmer interessante Verweise in Kategorien der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Dadurch wird die Web-Seite auch zur Suchmaschine für ausgewählte Themen. „Oneview“ wurde im Jahr seiner Gründung 1999 als „nützliche und pfiffige“ Bookmarkverwaltung mit „echtem Nutzwert“ mit dem Multimedia-Award ausgezeichnet. Felix Hildebrand wurde in Anerkennung seiner Aktivitäten, neben Denkwerk hatte er ein weiteres Start-Up gegründet und war in verschiedenen Organisationen der „New Economy“ aktiv, von der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ im Jahre 2000 zu den „Top 100 der New Economy“ gezählt. Er starb am 29. Dezember 2000 bei einem Verkehrsunfall.

Gerald Heydenreich

Deutscher Unternehmer.

Gerald Rüdiger William Heydenreich scheint der Prototyp des deutschen Unternehmers der New Economy zu sein. Keine Vision von einer besseren Welt oder zumindest einer verbesserten Software brachten ihn zur Unternehmensgründung im Internet, sondern Businesspläne und Marktanalysen. Das Unternehmertum lernte der 1974 geborene Heydenreich bereits in der Kindheit kennen, als er von seinem neunten Lebensjahr an seinen Vater, einen Antiquitätenhändler und Restaurator, auf seinen Geschäftsreisen begleiten durfte. Später handelte er selbst mit Antiquitäten und restaurierte Beleuchtungskörper. Auch sein Studium der Betriebswirtschaft in Deutschland, Frankreich und den USA finanzierte er teilweise durch Antiquitätenhandel. Außerdem absolvierte er Praktika bei Unternehmen im In- und Ausland. Im Alter von 23 Jahren arbeitete er für den Vorstand des Hoechst-Konzerns, wo ihm jedoch schnell klar wurde, daß eine derartige Tätigkeit nicht seinem Wesen entsprach. Er gab den Job auf und begann, neben seiner Promotion zum Thema „Wissensmanagement / Emotionale Intelligenz“, an Konzepten für eine zukünftige Selbständigkeit zu arbeiten. Heydenreich fand auf dem amerikanischen Markt ein Geschäftskonzept, für das auch in Europa Bedarf zu bestehen schien: Geschäfte im „B2B“ (Business to Business) Bereich, also dem Handel zwischen Unternehmen. Er selbst hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung von der Informationstechnologie. Um dem abzuhelfen, begann er bei IBM Global Services als Projektleiter und wirkte dort an der Entstehung des „Community Auftritts“ der Deutschen Post im Internet mit. Bei IBM knüpfte er Kontakte zu fähigen Mitarbeitern, mit denen er 1999 die „Portum GmbH“ gründete. Zum Gründerteam gehört neben Robin Titus und Frank Matthes auch die frühere Kommilitonin Heydenreichs, Melanie Prester, die für die Finanzplanung von „Portum“ verantwortlich ist. „Portum“ ist das erste Unternehmen seiner Art in Deutschland. Es bietet „Online Auktionen“ für Firmen, die dadurch erhebliche Kosten bei ihrem Einkauf einsparen können. „Portum“ orientiert sich zwar an den Bedürfnissen des Marktes, bietet Gerald Heydenreichs Aussagen zur Folge aber auch „eine Plattform zur Selbsverwirklichung der Mitarbeiter.“

Thomas Heilmann

Deutscher Unternehmer

Thomas Heilmann hat die wirtschaftlichen Möglichkeiten erkannt, die das Internet bietet, er gründete im Juni 1999 mit drei Partnern den ersten deutschen Inkubator „Econa“. Ein Inkubator, Brutkasten, gibt jungen Unternehmern der „New Economy“ Starthilfe in Form von Kapital, steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite und erhält dafür eine Beteiligung an den jungen Firmen. Dabei achten die Inkubatoren sorgfältig darauf, daß nicht nur die Geschäftsidee brauchbar ist, sondern auch, ob die Bewerber als Unternehmerpersönlichkeiten taugen. Ein Geschäft, das in den USA bereits seit mehreren Jahren gang und gäbe ist. So hat Econa schon erfolgreichen Unternehmen, wie dem Energiebroker Ampere.de oder dem Internetauktionshaus Versteigern.de, auf die Beine geholfen. Der am 16. Juli 1964 in Dortmund geborene Thomas Heilmann wuchs in einer großen Familie auf (er war das fünfte von sechs Kindern) und studierte als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Jura in Bonn und München. Während des Studiums arbeitete er als freier Journalist unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Erste Erfahrungen in der Wirtschaft sammelte er bei der Unternehmensberatung ßßß Mc Kinsey und in der Marketingabteilung der Lufthansa in New York. Nach dem Fall der innerdeutschen Mauer war er einer der ersten, die sich dem „Aufbau Ost“ widmeten. Nach dem zweiten Staatsexamen gründete er 1990 mit zwei Partnern in Dresden die Werbeagentur Delphi, die durch glückliche Umstände bereits einige Monate später mit der renommierten Agentur „Scholz&Friends“ fusionieren konnte. Neben seiner Tätigkeit als geschäftsführender Gesellschafter der Agentur in Berlin hat Heilmann außerdem eine Professur an der Hochschule der Künste Berlin, wo er Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation lehrt. Die CDU kürte ihn im Sommer 2000 zu ihrem Internetsprecher, nun versucht er, die CDU für die Internetwirtschaft fit zu machen. So fordert er einen preisgünstigen Netzzugang, um die Verbreitung des Internet in Deutschland zu fördern. Ein Teilerfolg gelang ihm bereits, als er sogar die CSU von der „Green Card Initiative“ zur Anwerbung ausländischer Computerspezialisten überzeugen konnte. Die Bayerische Regierung rief im Sommer 2000 die „Blue-Card“ für ausländische Spezialisten ins Leben.

Halfway

Der kleine Ort wurde zur ersten Dot-com-Stadt der Welt.

Halfway ist ein kleines Nest im US-Bundesstaat Oregon. Das Dorf liegt in der Mitte eines Tals, in dem 1860 die ersten Siedler auftauchten. Der Name Halfway entstand um 1880, als auf halbem Wege zwischen zwei Poststellen, die am nördlichen und südlichen Rand des Tals gelegen waren, eine dritte eingerichtet wurde. Zwar prägten Bauern und Viehzüchter das Bild der kleinen Stadt, doch zur Zeit des Goldrausches erlebte Halfway seine Blütezeit, als die Goldminen nördlich des Tals Arbeitskräfte suchten und Halfway außerdem zum Rastplatz der durch das Tal strömenden Menschen wurde. Die Zeit des Goldrausches ist längst vorbei, die letzte Mine schloß 1940 und das letzte Sägewerk wurde 1960 aufgegeben. So stimmte der Gemeinderat des mittlerweile knapp 360 Einwohner zählenden Ortes freudig zu, als sie im Dezember 1999 das Angebot der Firma Half.com erhielten, ihren Ort zur ersten Dot-com-Gemeinde der Welt zu wenn sie ihn in „Half,com“ umbenennen würden. Man versprach sich dadurch ein Aufblühen des Ortes durch Touristen und von der Firma geschaffene Arbeitsplätze. Auch sollte die Grundschule mit 20 Computern ausgestattet werden, die örtlichen Händler kostenlose Links von der Half.com Firmen-Web-Seite erhalten und der Ort mit Aktienoptionen und 75 000 Dollar unterstützt werden. Die Firma Half.com wurde im Juli 1999 vom damals 28-jährigen Unternehmer Joshua Kopelman gegründet. Kopelman, der Inhaber dreier Patente aus der Internet-technologie ist, hatte sich bereits als Gründer einen Namen gemacht, als er 1992 noch während seiner Studienzeit „Infonautics“ gründete, eine Online-Datenbank, die von sich reden machte als sie 1995 über den Online-Dienst ßßß Prodigy unter dem Namen „Homework Helper“ für Schüler und Studenten Informationen bereit stellte. Heute erhält man über Infonautics Zugriff auf über 150 Volltext Tageszeitungen, 800 Magazine und viele andere Quellen. Half.com ist ein „Garagenflohmarkt im Internet“, auf dem die verschiedensten Gebrauchtwaren zur Hälfte des Neupreises angeboten werden. Im Juli 1999 kaufte ßßß eBay die Firma für ein Aktienpaket im Wert von 350 Millionen Dollar. Im Dezember 1999 suchte Kopelman allerdings noch nach einem Marketing- Gag für Half.com und kam auf die Idee, eine Ortschaft nach seiner Firma zu benennen, wovon er sich einen großen Medienrummel versprach. Er wählte Halfway, da der Ort durch seinen offiziellen Namen und seine Lage unweit des 45. Breitengrades, der die Mitte zwischen Äquator und Nordpol markiert, am besten zum Unternehmen zu passen schien. Als im Januar 2000 die Aktion stattfand, war Half.com mit einem Schlag weltweit bekannt. Allerdings war dies nicht die erste Aktion dieser Art. Bereits 1950 änderte der Ort Hot Springs in New Mexico seinen Namen nach dem Titel einer Radiosendung in „Truth or consequences“ und 1993 wurde der Flecken Ismay in Montana in „Joe Montana“ nach dem Namen eines Sportlers benannt. Außerdem erscheinen diese Namen auf keiner offiziellen Landkarte, sie können nur zu Marketingzwecken der Orte verwendet werden. Die Hoffnungen der Bewohner von Halfway haben sich nicht erfüllt. Zwar erhielt die Schule die versprochenen Computer und die Gemeindekasse eine Finanzspritze. Es wurden jedoch nur eine Handvoll Arbeitsplätze geschaffen und der erhoffte Touristenstrom blieb völlig aus. Der Sheriff des Ortes, der inzwischen nebenberuflich als Webmaster für Half.com arbeitet, ist trotzdem zufrieden, meint aber: „Man braucht nicht anzunehmen, daß man vom Web gerettet wird.“

Beitragsbils: Screenshot des Ortes bei Google Maps